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Freiwilligenbericht - Bundesministerium für Arbeit, Soziales und ...

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10. DAS VERHÄLTNIS VON FREIWILLIGENARBEIT UND BEZAHLTER ARBEIT IN NONPROFIT ORGANISATIONEN<br />

Vorteil sein, beide Gruppen von Beschäftigten einzusetzen. Bei Komplementarität der<br />

Tätigkeiten von Freiwilligen <strong>und</strong> von Bezahlten wird in der ökonomischen Theorie ein ganz<br />

spezifischer Reaktionsverb<strong>und</strong> bei Lohnkostensteigerungen unterstellt: Lohnsteigerungen<br />

setzen nicht nur einen ökonomischen Anreiz, bezahlte <strong>Arbeit</strong>skräfte einzusparen. Sie<br />

vermindern auch den Einsatz von Freiwilligen, wenn deren Tätigkeiten an den Tätigkeiten<br />

der freigesetzten bezahlten MitarbeiterInnen anknüpfen (Trukeschitz 2006).<br />

Je ähnlicher hingegen die <strong>Arbeit</strong> der Freiwilligen jener der bezahlten <strong>Arbeit</strong>skräfte ist,<br />

desto eher wirkt sie auf das potenzielle Leistungsvolumen der Organisation. Es können<br />

tendenziell mehr Leistungen abgegeben werden. In der Literatur wird darauf hingewiesen,<br />

dass in diesem Fall freiwillige <strong>und</strong> bezahlte Mitarbeit wechselseitig austauschbar<br />

(„substituierbar“) ist (Emanuele 1996; Hammer/Österle 2003; Handy et al. 2008). In dieser<br />

Konstellation könnte es <strong>für</strong> eine Organisation kostensparend sein, nicht <strong>für</strong> alle<br />

Tätigkeiten, die erforderlich sind, um die Kernleistung zu erbringen, bezahlte <strong>Arbeit</strong>skräfte<br />

einzusetzen, sondern diese teilweise durch Freiwillige zu ersetzen (Liao-Troth 2001).<br />

Ausgehend von der ökonomischen Theorie, wäre bei Substitutionalität der beiden<br />

Gruppen von <strong>Arbeit</strong>skräften zu erwarten, dass ein steigender Lohnsatz <strong>für</strong> bezahlte<br />

MitarbeiterInnen einen Anreiz setzt, an deren Stelle auf Freiwillige zurückzugreifen<br />

(Trukeschitz 2006).<br />

Auch <strong>für</strong> den gesamten Nonprofit Sektor wurde wiederholt die Frage aufgeworfen, ob es<br />

zu einer Verdrängung der ehrenamtlichen <strong>Arbeit</strong> durch eine Zunahme an bezahlter<br />

Beschäftigung kommt oder ob umgekehrt zutrifft, dass durch den Abbau bezahlter<br />

Beschäftigung vermehrt auf freiwillige, unbezahlte <strong>Arbeit</strong> zurückgegriffen wird bzw. werden<br />

muss. Vielfach besteht die Annahme, dass es zu zunehmender Professionalisierung in<br />

NPOs kommt, die gleichzeitig zu einer Verdrängung von ehrenamtlicher <strong>Arbeit</strong> führt<br />

(Horch 1994). Diese Professionalisierung gehe mit Spezialisierung <strong>und</strong> Formalisierung<br />

einher, wodurch der Einsatz von Ehrenamtlichen zunehmend schwierig(er) werde (Seippel<br />

2002). Umgekehrt gibt es auch die These, dass zukünftig Freiwilligenarbeit eine größere<br />

Rolle in unserer Gesellschaft spielen wird, da traditionelle, bezahlte Vollzeit-<br />

<strong>Arbeit</strong>sverhältnisse seltener werden (Hustinx 2007).<br />

Zur Frage, ob es zur Verdrängung einer dieser Beschäftigtengruppen durch den Einsatz<br />

der jeweils anderen Gruppe kommt, gibt es eine Reihe von Untersuchungen. Während<br />

Brudney <strong>und</strong> Gazley (2002) <strong>für</strong> die USA feststellen, dass ehrenamtliche MitarbeiterInnen<br />

eher bezahlte Beschäftigung ersetzen, kommt eine Reihe von Autorinnen <strong>und</strong> Autoren<br />

zum gegenteiligen Ergebnis, dass – bedingt durch Professionalisierung – vermehrt<br />

Freiwilligenarbeit durch bezahlte <strong>Arbeit</strong>nehmerInnen verdrängt wird (Handy et al. 2008).<br />

Höhere Abhängigkeit von öffentlichen Mitteln, Haftungsfragen oder höhere Notwendigkeit<br />

nach Organisationseffizienz führen dazu, dass NPOs insbesondere in den Bereichen<br />

Management, Controlling, Angebotserstellung <strong>und</strong> Evaluation professionelle <strong>Arbeit</strong>skräfte<br />

anstellen („Managementprofessionalisierung“). Diese können beispielsweise<br />

Subventionsanträge stellen <strong>und</strong> teilweise vorgeschriebene, umfangreiche Berichte legen<br />

(Meyer 2007).<br />

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