Freiwilligenbericht - Bundesministerium für Arbeit, Soziales und ...

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07.01.2013 Aufrufe

10. DAS VERHÄLTNIS VON FREIWILLIGENARBEIT UND BEZAHLTER ARBEIT IN NONPROFIT ORGANISATIONEN Im Durchschnitt beschäftigte eine NPO in der betrachteten Stichprobe 59 bezahlte Personen (Vollzeit- und/oder Teilzeitkräfte). Allerdings beschäftigte die Hälfte der NPOs im Datensatz im Jahr 2005 nur bis zu 6 bezahlte MitarbeiterInnen, d. h. der so genannte Medianwert, der von genau der Hälfte der Organisationen überschritten und von der anderen Hälfte unterschritten wird, lag bei 6. Der große Unterschied zwischen der durchschnittlichen Beschäftigtenzahl und dem Median der Beschäftigtenzahl ist vor allem darauf zurückzuführen, dass einige wenige Organisationen über sehr viele bezahlte Beschäftigte verfügen. NPOs der untersuchten Stichprobe, die auch ehrenamtliche MitarbeiterInnen einsetzen, beschäftigten im Durchschnitt 183 Ehrenamtliche. Doch ist auch hier der Median mit einem Wert von 5 deutlich geringer. Große Unterschiede zwischen Median und Mittelwert sind besonders in den Bereichen „Sozialwesen“, „religiöse Vereinigungen“ und „Interessenvertretungen, Vereine“ zu finden. Erneut sind diese Differenzen auf einige sehr große Organisationen mit einer ausgesprochen hohen Zahl an Freiwilligen zurückzuführen. So beträgt das Maximum an Ehrenamtlichen in einer Organisation 30.000. Besonders für NPOs im Gesundheitswesen sind viele Ehrenamtliche tätig, die Organisationen dieser Kategorie weisen einen Median von 180 Freiwilligen auf. Der Durchschnitt beträgt 463. Insgesamt zeichnen sich NPOs in Österreich durch eine große Vielfalt aus, sodass generelle Aussagen über die Aufgabenverteilung zwischen bezahlten und unbezahlten Beschäftigten innerhalb von NPOs nicht oder nur schwer zu treffen sind. Hinzu kommt, dass ehrenamtliche Arbeit statistisch (sowohl in der amtlichen Statistik wie auch in den Organisationen selbst) zum Teil nur mangelhaft erfasst wird. Besonders über den Einsatz von Freiwilligen in den verschiedenen Aufgabenfeldern von NPOs lagen bislang nur wenige Informationen vor. Die Befragung im Jahr 2006 bietet dennoch einen ersten Eindruck über die Aufgabenverteilung von Ehrenamtlichen und bezahlten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für die Minderheit der österreichischen NPOs, die bezahlte Beschäftigungsverhältnisse ausweisen. Bei NPOs, die mehr als eine bezahlte Arbeitskraft haben, sind im Durchschnitt knapp 52 % der bezahlten Beschäftigten im Kernbereich der Organisation beschäftigt, ca. 16 % übernehmen Leitungsaufgaben, zu knapp 23 % sind die bezahlten Beschäftigten in administrativen bzw. unterstützenden Aufgaben tätig und ca. 9 % verrichten sonstige Tätigkeiten. Ehrenamtliche MitarbeiterInnen in NPOs übernehmen – den Angaben der Organisationen in der Stichprobe zufolge – im Durchschnitt zu knapp 39 % Leitungsaufgaben, zu ca. 20 % verrichten sie Tätigkeiten im Kernbereich der Organisation, zu 24 % im administrativen bzw. unterstützenden Bereich. Knapp 17 % der ehrenamtlich Tätigen in NPOs erledigen sonstige Tätigkeiten (Schneider/Haider 2009). Die nachstehende Tabelle 12 stellt die Tätigkeitsstrukturen bezahlter Arbeitskräfte und ehrenamtlicher MitarbeiterInnen zusammenfassend gegenüber. Allerdings sind die Zahlen nur bedingt vergleichbar, da die Auswertungen auf Angaben von unterschiedlichen Teilstichproben der befragten NPOs beruhen (siehe Erläuterung zur Tabelle). 152

10. DAS VERHÄLTNIS VON FREIWILLIGENARBEIT UND BEZAHLTER ARBEIT IN NONPROFIT ORGANISATIONEN TABELLE 12: BESCHÄFTIGUNGSSTRUKTUR BEZAHLTER MITARBEITERINNEN UND FREIWILLIGER Art der Arbeitskraft Tätigkeitsfeld Tätigkeit im Kernbereich der Organisation Bezahlte MitarbeiterInnen 1) Freiwillige 2) 52% 20% Leitungsaufgabe 16% 39% Administrative/unterstützende Aufgaben 23% 24% Sonstige Tätigkeiten 9% 17% 1) Auswertung nur für bezahlte Arbeitskräfte von NPOs mit mehr als einer bezahlten Arbeitskraft. 2) Auswertung für Freiwillige in NPOs mit mindestens einem bezahlten Beschäftigungsverhältnis und mit mindestens einem/einer Freiwilligen. Quelle: Eigene Berechnungen auf Basis des Datensatzes „NPO 2006 – STATISTIK AUSTRIA, Wirtschaftsuniversität Wien 10.3. Wechselseitige Einflüsse von Freiwilligenarbeit und bezahlter Arbeit in NPOs Das gleichzeitige Vorhandensein von Ehrenamtlichen und bezahlten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern kann in verschiedener Hinsicht Auswirkungen auf beide Typen bzw. Gruppen von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern haben. Liegen die jeweiligen Fähigkeiten und konkreten Tätigkeiten eng beieinander, könnten im Zeitablauf bezahlte Arbeitskräfte durch Ehrenamtliche oder umgekehrt Ehrenamtliche durch bezahlte MitarbeiterInnen verdrängt werden. Zweitens ist es denkbar, dass die Motivation der einen wie der anderen Gruppe von der gleichzeitigen Anwesenheit der jeweils anderen Gruppe tangiert wird. Drittens (und mit den beiden vorgenannten Aspekten zusammenhängend) könnten sich die Produktivität und die Arbeitskosten in Organisationen, die sowohl ehrenamtliche als auch bezahlte MitarbeiterInnen einsetzen, von einer NPO unterscheiden, in der nur einer der beiden Typen von Arbeitskräften vorzufinden ist. In diesem Abschnitt werden alle drei genannten wechselseitigen Einflüsse untersucht. 10.3.1. Sind freiwillige und bezahlte MitarbeiterInnen komplementär oder substitutional zueinander einsetzbar und welche Folgen ergeben sich daraus? Die Aufgaben der freiwilligen MitarbeiterInnen unterscheiden sich nicht notwendigerweise von denen der bezahlten Arbeitskräfte (Netting et al. 2005: 192). Dort, wo sie es tun, ergänzen ihre Tätigkeiten jene der bezahlten Arbeitskräfte, sodass sich insbesondere Prozesse der Leistungserstellung oder auch die Eigenschaften der von der Organisation erstellten Leistungen verändern. In Hinsicht auf die Vielfalt an vorhandenen Fähigkeiten in einer Organisation kann es für Organisationen wie auch deren Stakeholder daher ein 153

10. DAS VERHÄLTNIS VON FREIWILLIGENARBEIT UND BEZAHLTER ARBEIT IN NONPROFIT ORGANISATIONEN<br />

Im Durchschnitt beschäftigte eine NPO in der betrachteten Stichprobe 59 bezahlte<br />

Personen (Vollzeit- <strong>und</strong>/oder Teilzeitkräfte). Allerdings beschäftigte die Hälfte der NPOs im<br />

Datensatz im Jahr 2005 nur bis zu 6 bezahlte MitarbeiterInnen, d. h. der so genannte<br />

Medianwert, der von genau der Hälfte der Organisationen überschritten <strong>und</strong> von der<br />

anderen Hälfte unterschritten wird, lag bei 6. Der große Unterschied zwischen der<br />

durchschnittlichen Beschäftigtenzahl <strong>und</strong> dem Median der Beschäftigtenzahl ist vor allem<br />

darauf zurückzuführen, dass einige wenige Organisationen über sehr viele bezahlte<br />

Beschäftigte verfügen.<br />

NPOs der untersuchten Stichprobe, die auch ehrenamtliche MitarbeiterInnen einsetzen,<br />

beschäftigten im Durchschnitt 183 Ehrenamtliche. Doch ist auch hier der Median mit<br />

einem Wert von 5 deutlich geringer. Große Unterschiede zwischen Median <strong>und</strong> Mittelwert<br />

sind besonders in den Bereichen „Sozialwesen“, „religiöse Vereinigungen“ <strong>und</strong><br />

„Interessenvertretungen, Vereine“ zu finden. Erneut sind diese Differenzen auf einige sehr<br />

große Organisationen mit einer ausgesprochen hohen Zahl an Freiwilligen<br />

zurückzuführen. So beträgt das Maximum an Ehrenamtlichen in einer Organisation<br />

30.000. Besonders <strong>für</strong> NPOs im Ges<strong>und</strong>heitswesen sind viele Ehrenamtliche tätig, die<br />

Organisationen dieser Kategorie weisen einen Median von 180 Freiwilligen auf. Der<br />

Durchschnitt beträgt 463.<br />

Insgesamt zeichnen sich NPOs in Österreich durch eine große Vielfalt aus, sodass<br />

generelle Aussagen über die Aufgabenverteilung zwischen bezahlten <strong>und</strong> unbezahlten<br />

Beschäftigten innerhalb von NPOs nicht oder nur schwer zu treffen sind. Hinzu kommt,<br />

dass ehrenamtliche <strong>Arbeit</strong> statistisch (sowohl in der amtlichen Statistik wie auch in den<br />

Organisationen selbst) zum Teil nur mangelhaft erfasst wird. Besonders über den Einsatz<br />

von Freiwilligen in den verschiedenen Aufgabenfeldern von NPOs lagen bislang nur<br />

wenige Informationen vor. Die Befragung im Jahr 2006 bietet dennoch einen ersten<br />

Eindruck über die Aufgabenverteilung von Ehrenamtlichen <strong>und</strong> bezahlten Mitarbeiterinnen<br />

<strong>und</strong> Mitarbeitern <strong>für</strong> die Minderheit der österreichischen NPOs, die bezahlte<br />

Beschäftigungsverhältnisse ausweisen.<br />

Bei NPOs, die mehr als eine bezahlte <strong>Arbeit</strong>skraft haben, sind im Durchschnitt knapp 52 %<br />

der bezahlten Beschäftigten im Kernbereich der Organisation beschäftigt, ca. 16 %<br />

übernehmen Leitungsaufgaben, zu knapp 23 % sind die bezahlten Beschäftigten in<br />

administrativen bzw. unterstützenden Aufgaben tätig <strong>und</strong> ca. 9 % verrichten sonstige<br />

Tätigkeiten. Ehrenamtliche MitarbeiterInnen in NPOs übernehmen – den Angaben der<br />

Organisationen in der Stichprobe zufolge – im Durchschnitt zu knapp 39 %<br />

Leitungsaufgaben, zu ca. 20 % verrichten sie Tätigkeiten im Kernbereich der Organisation,<br />

zu 24 % im administrativen bzw. unterstützenden Bereich. Knapp 17 % der ehrenamtlich<br />

Tätigen in NPOs erledigen sonstige Tätigkeiten (Schneider/Haider 2009).<br />

Die nachstehende Tabelle 12 stellt die Tätigkeitsstrukturen bezahlter <strong>Arbeit</strong>skräfte <strong>und</strong><br />

ehrenamtlicher MitarbeiterInnen zusammenfassend gegenüber. Allerdings sind die Zahlen<br />

nur bedingt vergleichbar, da die Auswertungen auf Angaben von unterschiedlichen<br />

Teilstichproben der befragten NPOs beruhen (siehe Erläuterung zur Tabelle).<br />

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