Freiwilligenbericht - Bundesministerium für Arbeit, Soziales und ...
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10. DAS VERHÄLTNIS VON FREIWILLIGENARBEIT UND BEZAHLTER ARBEIT IN NONPROFIT ORGANISATIONEN<br />
aufzuzeigen <strong>und</strong> darzulegen, in welchen Tätigkeitsfeldern freiwillige MitarbeiterInnen einer<br />
NPO eingesetzt werden. Dies ist Gegenstand des folgenden zweiten Abschnitts. Zum<br />
anderen geht es im dritten Abschnitt des Beitrags darum, wechselseitige Einflüsse<br />
bezahlter <strong>Arbeit</strong> <strong>und</strong> ehrenamtlicher <strong>Arbeit</strong> aufzuzeigen. Eine wesentliche Frage in diesem<br />
Zusammenhang ist, ob freiwillige <strong>Arbeit</strong> bezahlte <strong>Arbeit</strong> verdrängt <strong>und</strong> umgekehrt. Zudem<br />
sind Auswirkungen der Anwesenheit freiwilliger MitarbeiterInnen auf die Entlohnung der<br />
bezahlten <strong>Arbeit</strong>skräfte zu betrachten.<br />
10.2. Freiwilligenarbeit <strong>und</strong> Erwerbsarbeit in NPOs – eine erste<br />
Annäherung<br />
10.2.1. Gr<strong>und</strong>sätzliche Überlegungen<br />
Als ein charakteristisches Merkmal von NPOs neben anderen gilt, dass sie bei der<br />
Verfolgung ihrer Zielsetzungen auf freiwillige Unterstützung zurückgreifen (können).<br />
Darunter fallen einerseits Geld- <strong>und</strong> Sachspenden, andererseits auch Zeitspenden in Form<br />
von Freiwilligenarbeit. In der Planung von Aktivitäten stellt sich damit unter anderem die<br />
Frage, <strong>für</strong> welche Aufgaben bezahlte <strong>Arbeit</strong> erforderlich ist <strong>und</strong> in welchen Bereichen<br />
freiwillige Mitarbeit möglich oder sogar notwendig ist.<br />
Für eine Teilgruppe von NPOs, etwa <strong>für</strong> Selbsthilfegruppen oder Bürgerstiftungen, ist<br />
Freiwilligenarbeit sowohl der Ausgangspunkt als auch der eigentliche Zweck <strong>für</strong> den<br />
Fortbestand der Organisation. Ein gewisser Umfang an freiwilliger <strong>Arbeit</strong> ist dann<br />
unverzichtbar. Das ist beispielsweise der Fall, wenn sich Menschen in einer NPO<br />
engagieren, um Mitsprache bzw. Kontrolle über den Prozess der Leistungserstellung<br />
auszuüben. Als Ko-Produzentinnen <strong>und</strong> Ko-Produzenten der Leistungen erreichen sie den<br />
denkbar größten Einblick in <strong>und</strong>/oder Einfluss auf deren Qualität. Im Bereich der sozialen<br />
Dienstleistungen ist dieses Anliegen von herausgehobener Bedeutung – <strong>und</strong> dort ist auch<br />
ein sehr großer Teil der österreichischen NPOs aktiv.<br />
Einerseits weisen soziale Dienstleistungen selbst eine Reihe von Besonderheiten auf, die<br />
die Beurteilung der Qualität erschweren. So sind soziale Dienstleistungen nicht lagerfähig.<br />
Im ersten Schritt kann nur das Leistungsversprechen bzw. das Leistungspotenzial des<br />
Anbieters durch die NutzerInnen geprüft werden. Die Qualität der Dienstleistungen<br />
offenbart sich frühestens, wenn sie in Anspruch genommen werden. Manche Ergebnisse<br />
(„outcomes“) sind auch langfristig nicht eindeutig auf die Dienstleistung selbst<br />
zurückzuführen. Dies klassifiziert soziale Dienstleistungen als sogenannte „Erfahrungs-<br />
oder Vertrauensgüter“. Gleichzeitig handelt es sich um Leistungen <strong>für</strong> eine Zielgruppe, die<br />
(potenziell) benachteiligt oder schutzbedürftig ist <strong>und</strong> daher nur bedingt das<br />
Leistungsversprechen des Anbieters einfordern oder überprüfen kann (Trukeschitz 2006:<br />
40 ff.).<br />
Die Gründung einer NPO durch die NutzerInnen von solchen qualitätssensiblen Gütern<br />
<strong>und</strong> Dienstleistungen stellt eine Möglichkeit dar, mit Qualitätsunsicherheit umzugehen<br />
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