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Freiwilligenbericht - Bundesministerium für Arbeit, Soziales und ...

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9. FREIWILLIGES ENGAGEMENT UND MIGRANTINNEN/MIGRANTEN<br />

9.3. Der Beitrag des freiwilligen Engagements zur Integration<br />

In der internationalen Literatur gilt Freiwilligenarbeit als ein „Indikator <strong>für</strong> Integration <strong>und</strong><br />

übt in Bezug auf viele andere Indikatoren <strong>für</strong> Integration eine Funktion aus“ (European<br />

Volunteer Center 2006: 96; dazu auch Vogel/Triandafyllidou 2005). Ein europäisches<br />

Projekts zur „Beteiligung von Drittstaatsangehörigen an freiwilligem Engagement als Mittel<br />

zur Integrationsförderung“ (INVOLVE) ergab, dass in Hinblick auf den Zusammenhang von<br />

Freiwilligenarbeit <strong>und</strong> Integration folgende Aspekte von Bedeutung sind (European<br />

Volunteer Center 96ff.): Die erste Generation, also die Neuzuwandernden, erhält<br />

Gelegenheit, Gr<strong>und</strong>kenntnisse der Aufnahmegesellschaft zu erwerben, einschließlich<br />

Sprache, Wohnungswesen, Bildung, Ges<strong>und</strong>heit, Sozialdienste usw. Zweitens ist<br />

Freiwilligenarbeit in Hinblick auf nicht formelle <strong>und</strong> informelle Bildungsprozesse relevant,<br />

die, drittens, Erwerbschancen <strong>und</strong> Beschäftigungsfähigkeit am <strong>Arbeit</strong>smarkt erhöhen.<br />

Viertens bietet Freiwilligenarbeit Gelegenheit <strong>für</strong> Kontakte <strong>und</strong> Kommunikation über<br />

Gruppen <strong>und</strong> Milieu hinaus sowie <strong>für</strong> die Ausübung von Tätigkeiten, die dem<br />

Gemeinwesen zugute kommen <strong>und</strong> <strong>für</strong> alle Beteiligten wertvoll sind. Fünftens stärkt<br />

freiwilliges Engagement ganz allgemein die Handlungsfähigkeit von Migrantinnen <strong>und</strong><br />

Migranten <strong>und</strong> hilft, sechstens, der Aufnahmegesellschaft, mit der zunehmenden Diversität<br />

ihrer Bevölkerungen umzugehen <strong>und</strong> Veränderungen zu bewältigen.<br />

Freiwilligenengagement kann Prozesse der sozialen Integration entscheidend<br />

unterstützen, doch die Praxis der Freiwilligenarbeit ist in hohem Maße durch die<br />

gesellschaftliche Randposition strukturiert, der Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten vielfach<br />

ausgesetzt sind. Institutionelle Schwellen charakterisieren insbesondere den Zugang zur<br />

formellen Freiwilligenarbeit in etablierten ehrenamtlichen Organisationen der<br />

Aufnahmegesellschaft (freiwillige Feuerwehr, Rotes Kreuz etc.). Wenig repräsentiert sind<br />

Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten auch in traditionellen Verbänden (z. B. Pfadfinder <strong>und</strong><br />

Pfadfinderinnen, Naturfre<strong>und</strong>e, Pensionistenverband), in Interessenvertretungen <strong>und</strong><br />

Selbsthilfegruppen (z. B. Ges<strong>und</strong>heitsbereich) sowie in gemeinwesenbezogenen<br />

Beteiligungsformen (z. B. BürgerInneninitiativen). Nur in wenigen Bereichen wie etwa in<br />

Sportvereinen (insbesondere Ball- <strong>und</strong> Kraftsportarten), die ihre Mitglieder häufig aus den<br />

Milieus der zweiten <strong>und</strong> dritten Generation rekrutieren, divergiert die Situation, formelle<br />

Positionen erreichen Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten jedoch auch hier selten (<strong>für</strong> Deutschland<br />

zeigen dies Halm/Sauer 2005).<br />

Barrieren im Zugang zur formellen Freiwilligenarbeit in Organisationen der<br />

Mehrheitsgesellschaft sind keine österreichische Besonderheit, doch im Unterschied zu<br />

Österreich werden in anderen europäischen Ländern gezielt Maßnahmen gesetzt, um<br />

Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten in die Strukturen der etablierten Freiwilligenarbeit zu<br />

integrieren <strong>und</strong> die Wirkmächtigkeit der institutionellen Barrieren zu reduzieren. Für<br />

Großbritannien dokumentieren Wilson <strong>und</strong> Lewis (2006) zahlreiche Initiativen zur<br />

Integration von Angehörigen ethnischer Minderheiten, Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten sowie<br />

Asylwerberinnen <strong>und</strong> Asylwerbern in die Strukturen <strong>und</strong> Netzwerke der etablierten<br />

Freiwilligenarbeit. Ein erfolgreiches Praxisbeispiel ist das „Environment for All“-Projekt des<br />

British Trust for Conservation Volunteers (BTCV). Dabei waren zwischen 2001 <strong>und</strong> 2004<br />

r<strong>und</strong> 3.000 Flüchtlinge <strong>und</strong> AsylwerberInnen in lokal eingebettete Aktivitäten zur<br />

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