Freiwilligenbericht - Bundesministerium für Arbeit, Soziales und ...
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1. EINFÜHRUNG – DEFINITIONEN UND ABGRENZUNG VON FREIWILLIGENARBEIT<br />
Rahmen administrativer politischer Ehrenämter, die eine ausschließlich männliche<br />
Domäne waren, wurden angesehene Bürger mit Aufgaben betraut, die die öffentliche<br />
Hand koordinierte. Die Ehre bestand darin, dass eine öffentliche Aufgabe – eine<br />
Staatsaufgabe bzw. ein Amt – den Bürgern übertragen wurde (Zimmer 2005). Die<br />
christliche Hilfstätigkeit entwickelte sich zu einem spezifisch weiblichen Betätigungsfeld.<br />
Im Laufe des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts bildeten sich Formen privater Wohltätigkeit in<br />
Vereinigungen <strong>und</strong> Assoziationen heraus. Neben religiösen Hintergründen spielten vor<br />
allem patriotisch motivierte Hilfsaktionen eine bedeutende Rolle (Wessels1994: 16).<br />
Das heutige Ehrenamt hat sich durch Rahmenbedingungen, Funktionen, Bereiche <strong>und</strong><br />
Aufgaben stark verändert. Der Begriff wird, aufgr<strong>und</strong> seiner Geschichte, mehrheitlich mit<br />
gewählten, ernannten oder bestellten Posten in Verbindung gebracht, die innerhalb<br />
entsprechender Organisationen wie Vereinen, Kirchen, Gewerkschaften, Parteien <strong>und</strong><br />
Dachverbänden vergeben werden. Allerdings wird die Bezeichnung „ehrenamtlich“ in<br />
zahlreichen Organisationen ganz generell <strong>und</strong> damit auch <strong>für</strong> ausführende Tätigkeiten<br />
verwendet.<br />
Der in der deutschen Sprache weitaus jüngere Begriff „Freiwilligenarbeit“ entspricht der<br />
wörtlichen Übersetzung des englischen Ausdrucks „voluntary work“ bzw. „volunteer<br />
labour“ (Olk 1992: 11). Innerhalb der Europäischen Union <strong>und</strong> im Rahmen der offiziellen<br />
Kommunikationen in Brüssel hat sich der Begriff „Freiwilligentätigkeit“ etabliert, der sich an<br />
dem englischen „Volunteering“ orientiert. Die Bezeichnung „Freiwilligenarbeit“ wird häufig<br />
dahingehend kritisiert, dass sie insofern zwiespältig sei, als bezahlte Erwerbsarbeit im<br />
Prinzip ebenfalls freiwillig <strong>und</strong> nicht unter Zwang erfolge (Badelt/Hollerweger 2007: 503;<br />
Kellner 2001: 5; Heimgartner 2004: 18). Dem kann entgegengehalten werden, dass der<br />
Grad der Freiwilligkeit durch das Erfordernis der Finanzierung des Lebensunterhalts in den<br />
meisten Fällen bei der Erwerbsarbeit wesentlich geringer ist. Bei der Haus- <strong>und</strong><br />
Familienarbeit sind es gesellschaftliche Normen der familiären Bindung <strong>und</strong> Verpflichtung,<br />
die den Grad der Freiwilligkeit einschränken. Dennoch ist der Begriff Freiwilligenarbeit in<br />
der deutschen Sprache weit nicht so etabliert wie das englische „Volunteering“. Manche –<br />
insbesondere international agierende – Organisationen lösen das Problem, indem sie auf<br />
den englischen Ausdruck zurückgreifen.<br />
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