Freiwilligenbericht - Bundesministerium für Arbeit, Soziales und ...
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9. FREIWILLIGES ENGAGEMENT UND<br />
MIGRANTINNEN/MIGRANTEN<br />
Christoph Reinprecht<br />
9.1. Einleitung <strong>und</strong> Hintergr<strong>und</strong><br />
9. FREIWILLIGES ENGAGEMENT UND MIGRANTINNEN/MIGRANTEN<br />
Betrachtet man Integration als einen Prozess der gegenseitigen Annäherung, der die<br />
ansässige <strong>und</strong> die zugewanderte Bevölkerung gleichermaßen fordert („two-way-process of<br />
mutual accommodation by immigrants and residents of Members States“), wie der dritte<br />
Jahresbericht über Migration <strong>und</strong> Integration der Europäischen Kommission (2007)<br />
formuliert, so kommt der zivilgesellschaftlichen Partizipation von Migrantinnen <strong>und</strong><br />
Migranten eine Schlüsselstellung zu: Menschen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> tragen über<br />
Formen bürgerschaftlichen Engagements aktiv zur Herstellung von guten Lebens- <strong>und</strong><br />
Umweltbedingungen bei, die aus Sicht der Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten keineswegs immer<br />
als immigrations- oder integrationsfre<strong>und</strong>lich zu bewerten sind.<br />
Aktive Teilhabe ist nicht nur <strong>für</strong> Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten nützlich <strong>und</strong> wertvoll, sondern<br />
auch die Aufnahmegesellschaft profitiert nachhaltig davon: Sie erhält auf diese Weise<br />
bedeutende Impulse <strong>für</strong> die Revitalisierung des gesellschaftlichen <strong>und</strong> kulturellen Lebens.<br />
Migration versinnbildlicht den Prozess sozialen Wandels. Mittels sowohl formeller als auch<br />
informeller Praktiken des freiwilligen Engagements regen Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten in<br />
vielfältiger Weise das dadurch notwendige Neuarrangement von gesellschaftlicher<br />
Integration <strong>und</strong> sozialem Zusammenhalt an. Gleichzeitig stimulieren sie das nach wie vor<br />
wenig ausgeprägte Selbstverständnis der europäischen Nationalstaaten als<br />
Einwanderungsgesellschaften. In allen Mitgliedsländern der Europäischen Union,<br />
Österreich mit eingeschlossen, repräsentieren Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten eine<br />
bedeutende, stetig wachsende aktive Bevölkerungskategorie: In Österreich haben etwa 15<br />
% der Bevölkerung einen migrantischen Hintergr<strong>und</strong>, d. h. sie sind außerhalb von<br />
Österreich geboren <strong>und</strong> im Laufe ihres Lebens zugewandert. In größeren Städten<br />
Österreichs liegt der Anteil der zugewanderten Bevölkerung zwischen einem Viertel <strong>und</strong><br />
einem Drittel. Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten sind keineswegs nur in Bezug auf die Teilhabe<br />
am <strong>Arbeit</strong>smarkt (zweifellos eine Dominante des Migrationsmotivs) aktiv, sondern streben<br />
auch nach Integration in anderen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens, wobei<br />
erhebliche Barrieren den Zugang zum gesellschaftlichen Mainstream, seinen<br />
Organisationen <strong>und</strong> Praktiken erschweren. Die wachsende Bedeutung der Migration <strong>für</strong><br />
die europäischen Gesellschaften fordert die Europäische Union <strong>und</strong> ihre Mitgliedsstaaten<br />
dazu auf, Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten in die unterschiedlichen Sphären der<br />
Freiwilligenarbeit einzubinden <strong>und</strong> aktiv den Beitrag anzuerkennen, den sie <strong>für</strong><br />
Entwicklung <strong>und</strong> Qualität des gesellschaftlichen Lebens leisten.<br />
9.2. Begriffliche Klärung: MigrantIn<br />
Für eine präzise Bestimmung des Begriffs „MigrantIn“ sind drei Differenzierungen<br />
unerlässlich:<br />
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