Freiwilligenbericht - Bundesministerium für Arbeit, Soziales und ...
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8. FREIWILLIGES ENGAGEMENT UND ÄLTERE MENSCHEN<br />
Wertschätzung, Generationskonflikte, überzogene Erwartungen <strong>und</strong> fehlende Angebote<br />
(Favry et al. 2006: 76f.; Stadelmann-Steffen et al. 2007: 109).<br />
Dieses Kapitel gibt einen Überblick über die verschiedenen Themen, die in Bezug auf<br />
Freiwilligenarbeit von älteren Menschen angesprochen werden. Unter Heranziehung der<br />
im Rahmen der Mikrozensus-Zusatzerhebung (2006) ermittelten Daten werden<br />
Möglichkeiten <strong>und</strong> Grenzen der Beteiligung älterer Menschen aus der Sicht von<br />
Gesellschaft, Politik, Freiwilligenorganisationen <strong>und</strong> der älteren Menschen selbst<br />
diskutiert.<br />
8.2. Freiwilligenarbeit von älteren Menschen in der<br />
gesellschaftspolitischen Diskussion<br />
Caro (2008) beschreibt die Anfänge der Diskussion zum produktiven Altern in den USA<br />
vor r<strong>und</strong> 25 Jahren als Folge des gesellschaftlichen Bildes von älteren Menschen, die vor<br />
allem wahrgenommen wurden als „wirtschaftlich inaktive Gruppe, die übermäßige<br />
Ansprüche auf gesellschaftliche Ressourcen erhebe“. Mit der Entwicklung des Konzepts<br />
des produktiven Alterns wollte man diesem Bild bewusst entgegensteuern. Daraus folgten<br />
Diskussionen um altersdiskriminierende institutionelle Rahmenbedingungen <strong>und</strong><br />
Forderungen nach Reformen, die älteren Menschen die Teilhabe am Gemeinschaftsleben<br />
stärker ermöglichen sollten (75f.).<br />
Auch in Europa hat diese Diskussion längst eingesetzt (z. B. Amann/Ehgartner 2007). Die<br />
Nachfrage betreffend, wird steigender Bedarf an Freiwilligenarbeit durch die<br />
demografische Entwicklung vor allem im Bereich der sozialen Dienste geortet. Freiwillige<br />
werden beispielsweise im Rahmen der Pflege häufig als Ergänzung zu den vorwiegend<br />
medizinisch-pflegerischen Leistungen eingesetzt, um pflegebedürftigen Älteren jene<br />
Möglichkeiten der sozialen Unterstützung <strong>und</strong> Einbindung zu geben, die ebenfalls<br />
wesentlich zum allgemeinen Wohlbefinden beitragen. Ältere Freiwillige sind häufig eine<br />
spezielle Zielgruppe <strong>für</strong> AnbieterInnen von Pflegeleistungen, da sie sich mit<br />
altersrelevanten Themen meist aktiver auseinandersetzen, als Jüngere dies tun (Danke<br />
2003; Rosenkranz/Görtler 2002). Allerdings warnen KritikerInnen auch davor, die<br />
Diskussion um die Freiwilligenarbeit Älterer auf die Frage nach einer effektiveren<br />
gesellschaftlichen Nutzbarmachung der Produktivität der „jungen Alten“ zu beschränken<br />
<strong>und</strong> diese vorwiegend als kostengünstiges Dienstleistungs- <strong>und</strong> Wertschöpfungspotenzial<br />
wahrzunehmen (Pflegerl 2006: 59 <strong>und</strong> 71; Backes 2006; Wouters 2005). Wichtig ist es,<br />
das gesamte Potenzial der Freiwilligenarbeit <strong>und</strong> damit auch die Vielfältigkeit der<br />
Engagementfelder in Betracht zu ziehen.<br />
Neben den produktiven Funktionen der Freiwilligenarbeit Älterer bedeutet diese <strong>für</strong> die<br />
Freiwilligen selbst eine Möglichkeit der sozialen Integration, die insbesondere dann wichtig<br />
sein kann, wenn sich das persönliche Umfeld durch die Pensionierung <strong>und</strong>/oder den<br />
Verlust des Ehepartners bzw. der Ehepartnerin oder von Personen aus dem<br />
Fre<strong>und</strong>eskreis etc. reduziert (Daneke 2003: 29). Speziell der Übergang in die<br />
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