Freiwilligenbericht - Bundesministerium für Arbeit, Soziales und ...

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07.01.2013 Aufrufe

7. FREIWILLIGES ENGAGEMENT UND JUGENDLICHE Wechselwirkung zwischen Fähigkeiten, die in das Engagement eingebracht werden, und Kompetenzen, die im Engagement gewonnen, erweitert oder verstärkt werden. 7.3.4. Differenzlinien zwischen Jugendlichen Verschiedene Studien zeigen große Unterschiede im Engagement von Jugendlichen. Erste Impulse in Hinblick auf Beteiligung und Nicht-Beteiligung, die sich auch auf eine spätere Partizipation auswirken, werden zunächst in der Familie und dann durch das Bildungssystem gegeben. Die Ausformung gesellschaftlichen Engagements ist als Prozess zu betrachten, der in der Kindheit und Jugend mit einem partizipatorischen Erziehungsstil, Beteiligungsmöglichkeiten in der Schule sowie Mitgliedschaft in Organisationen einhergeht (Hafenegger et al. 2005). Insbesondere die Zeit während der Ausbildung und des Berufseinstiegs werden von freiwillig tätigen Erwachsenen als bedeutende Phasen für die Etablierung von dauerhaftem Engagement angesehen (Deutsches Kinderhilfswerk 2004). Ob Jugendliche aktiv sind bzw. sich freiwillig engagieren, unterscheidet sich unter anderem nach dem Bildungsstatus (gemessen am erreichten bzw. angestrebten Schulabschluss). Jugendliche mit höherem Bildungsstatus sind deutlich engagierter und bevorzugen auch andere Formen freiwilliger Tätigkeit, nämlich informelles Engagement bzw. selbst organisierte Projekte und Initiativen (Gensicke et al. 2005; Schneekloth 2006). Weiters kommen Studien zu Freiwilligenarbeit zu dem Schluss, dass Jugendliche mit Migrationshintergrund deutlich seltener engagiert sind als Jugendliche ohne Migrationshintergrund (Düx et al. 2008), wobei diese Differenzen zum Teil auf Unterschiede im Bildungsstatus zurückzuführen sind (Gaiser/de Rijke 2006). Dass benachteiligte Jugendliche verhältnismäßig selten an Förderprogrammen im Bereich freiwilliges Engagement teilnehmen, zeigt auch die aktuelle österreichische Evaluation des EU-Programms Jugend (Chisholm et al. 2006). Auch das FSDJ wird vor allem von gut qualifizierten jungen Menschen genützt. Junge Menschen mit Migrationshintergrund können hingegen kaum erreicht werden (Schelepa/Wetzel 2008). Diese beiden Evaluationen machen auch die geschlechtsspezifische Unausgewogenheit im Bereich des freiwilligen Engagements deutlich. Sowohl das EU-Aktionsprogramm Jugend als auch das FSDJ wird von Mädchen sehr viel stärker in Anspruch genommen als von Burschen, wobei dieser Unterschied sicherlich darauf zurückzuführen ist, dass interessierte männliche Jugendliche im Zivildienst ähnliche Einsatzbereiche vorfinden. Mädchen und junge Frauen sind aber auch in Jugendorganisationen oder in Jugendzentren stärker engagiert als Burschen, wie die Ergebnisse im 4. Bericht zur Lage der Jugend in Österreich (Zentner 2003) verdeutlichen. Der 2. deutsche Freiwilligensurvey (Gensicke et al. 2005) weist zudem darauf hin, dass sich Mädchen und Burschen auch hinsichtlich der präferierten Tätigkeitsfelder unterscheiden: Männliche Jugendliche beteiligen sich im Verhältnis stärker im Sport und im Bereich Politik, Mädchen und junge Frauen sind in den Bereichen Schule, Kirche und Kultur stärker vertreten. 108

7. FREIWILLIGES ENGAGEMENT UND JUGENDLICHE Verschiedene Autorinnen und Autoren (Faulde et al. 2006) kommen weiters zu dem Schluss, dass verschiedene Faktoren den Zugang zu freiwilligem Engagement im ländlichen Raum erschweren. So wird angenommen, dass sich die eingeschränkte Mobilität von Jugendlichen auf dem Land und das geringere Zeitbudget, das ihnen aufgrund längerer Wege zur Verfügung steht, ungünstig auf das Ausmaß des Engagements auswirken. 7.4. Beteiligung Jugendlicher am freiwilligen Engagement in Österreich – Ergebnisse der Mikrozensus-Zusatzerhebung (2006) Um das Verhältnis von Jugend und Engagement in Österreich genauer darstellen zu können, wurde in den Daten der Mikrozensus-Zusatzerhebung (2006) die Altersgruppe der 15- bis 29-Jährigen genauer analysiert. Da es sich dabei um eine relativ weite Definition von Jugend handelt, wurde zusätzlich immer überprüft, ob es innerhalb dieser Gruppe signifikante Unterschiede gibt. Für die Analyse wurden die 15- bis 29-Jährigen daher nochmals in drei Gruppen geteilt: in Jugendliche von 15 bis 19, von 20 bis 24 und von 25 bis 29 Jahren. Insgesamt wurden im Zuge dieser Erhebung 2.592 Jugendliche zwischen 15 und 29 Jahren befragt. 7.4.1. Ausmaß der Beteiligung GENERELLE BETEILIGUNGSQUOTE Grundsätzlich ist freiwilliges Engagement unter den Jugendlichen stark verbreitet, die Beteiligungsquote entspricht mit 45 % beinahe exakt jener der Erwachsenen. Im Detail zeigt sich, dass 30 % der Jugendlichen formell und 26 % der Jugendlichen informell tätig sind, ein Teil der Jugendlichen (11,4 %) engagiert sich sowohl formell als auch informell. ABBILDUNG 60: BETEILIGUNGSQUOTEN JUGENDLICHER NACH GESCHLECHT 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% 48,0% 44,5% 40,8% Gesamt Mädchen Burschen 33,9% 30,0% 25,9% 26,1% 27,5% 24,3% Formell und informell Formell Informell Formelle und informelle Freiwilligenarbeit; Basis: Jugendliche zwischen 15 und 29 Jahren; gewichtet Quelle: Mikrozensus-Zusatzerhebung (2006); eigene Berechnungen 109

7. FREIWILLIGES ENGAGEMENT UND JUGENDLICHE<br />

Verschiedene Autorinnen <strong>und</strong> Autoren (Faulde et al. 2006) kommen weiters zu dem<br />

Schluss, dass verschiedene Faktoren den Zugang zu freiwilligem Engagement im<br />

ländlichen Raum erschweren. So wird angenommen, dass sich die eingeschränkte<br />

Mobilität von Jugendlichen auf dem Land <strong>und</strong> das geringere Zeitbudget, das ihnen<br />

aufgr<strong>und</strong> längerer Wege zur Verfügung steht, ungünstig auf das Ausmaß des<br />

Engagements auswirken.<br />

7.4. Beteiligung Jugendlicher am freiwilligen Engagement in<br />

Österreich – Ergebnisse der Mikrozensus-Zusatzerhebung (2006)<br />

Um das Verhältnis von Jugend <strong>und</strong> Engagement in Österreich genauer darstellen zu<br />

können, wurde in den Daten der Mikrozensus-Zusatzerhebung (2006) die Altersgruppe der<br />

15- bis 29-Jährigen genauer analysiert. Da es sich dabei um eine relativ weite Definition<br />

von Jugend handelt, wurde zusätzlich immer überprüft, ob es innerhalb dieser Gruppe<br />

signifikante Unterschiede gibt. Für die Analyse wurden die 15- bis 29-Jährigen daher<br />

nochmals in drei Gruppen geteilt: in Jugendliche von 15 bis 19, von 20 bis 24 <strong>und</strong> von 25<br />

bis 29 Jahren. Insgesamt wurden im Zuge dieser Erhebung 2.592 Jugendliche zwischen<br />

15 <strong>und</strong> 29 Jahren befragt.<br />

7.4.1. Ausmaß der Beteiligung<br />

GENERELLE BETEILIGUNGSQUOTE<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich ist freiwilliges Engagement unter den Jugendlichen stark verbreitet, die<br />

Beteiligungsquote entspricht mit 45 % beinahe exakt jener der Erwachsenen. Im Detail<br />

zeigt sich, dass 30 % der Jugendlichen formell <strong>und</strong> 26 % der Jugendlichen informell tätig<br />

sind, ein Teil der Jugendlichen (11,4 %) engagiert sich sowohl formell als auch informell.<br />

ABBILDUNG 60: BETEILIGUNGSQUOTEN JUGENDLICHER NACH GESCHLECHT<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

48,0%<br />

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40,8%<br />

Gesamt<br />

Mädchen<br />

Burschen<br />

33,9%<br />

30,0%<br />

25,9% 26,1% 27,5%<br />

24,3%<br />

Formell <strong>und</strong> informell Formell Informell<br />

Formelle <strong>und</strong> informelle Freiwilligenarbeit; Basis: Jugendliche zwischen 15 <strong>und</strong> 29 Jahren; gewichtet<br />

Quelle: Mikrozensus-Zusatzerhebung (2006); eigene Berechnungen<br />

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