Freiwilligenbericht - Bundesministerium für Arbeit, Soziales und ...
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7.3.2. Veränderung der Formen des Engagements<br />
7. FREIWILLIGES ENGAGEMENT UND JUGENDLICHE<br />
Formen <strong>und</strong> Häufigkeit freiwilligen Engagements von Jugendlichen zeigen nach deutschen<br />
Untersuchungen die Tendenz, dass die Beziehung zu Organisationen unverbindlicher <strong>und</strong><br />
sporadischer wird (Beher et al. 2000). Diese Entwicklung ist jedoch nicht eindeutig: Die<br />
Mitgliedschaft in traditionellen Organisationen wie Gewerkschaften oder Parteien geht<br />
eher zurück, die freiwillige Betätigung in vielen anderen Organisationen ist aber stabil oder<br />
nimmt sogar zu, z. B. im Sport (Gaiser/de Rijke 2006) sowie in Schule, Kirche <strong>und</strong><br />
Jugendarbeit (Gensicke et al. 2005). Gleichzeitig ist ein klarer Zuwachs im Bereich der<br />
informellen Strukturen zu verzeichnen: Selbst organisierte Formen von Freiwilligentätigkeit<br />
im Rahmen von Initiativen oder Projekten haben zugenommen, sind allerdings oft in einen<br />
organisatorischen Rahmen wie die Schule eingebettet (Gensicke et al. 2005). Dass die<br />
direkte Beteiligung in Organisationen mit Mitgliedschaft nicht <strong>für</strong> alle Jugendlichen <strong>und</strong><br />
jungen Erwachsenen zeitgemäß ist <strong>und</strong> dass sich Organisationen <strong>für</strong> neue Formen der<br />
Beteiligung öffnen sollen, ist auch ein Ergebnis des 4. Berichts zur Lage der Jugend in<br />
Österreich (Zentner 2003). Neue, in Zusammenhang mit freiwilligem Engagement<br />
wissenschaftlich noch wenig beachtete Handlungsfelder finden Jugendliche im Web 2.0.<br />
Dazu zählen etwa die soziale Unterstützung in Online-Netzwerken oder die <strong>Arbeit</strong> an<br />
Open-Source-Angeboten (z. B. Programme, Wissens-Pools oder Zeitungen). Diese<br />
werden bei der künftigen Erfassung von freiwilligem Engagement von Jugendlichen<br />
vermehrt zu berücksichtigen sein.<br />
7.3.3. Informelles Lernen durch Engagement<br />
Der öffentliche <strong>und</strong> wissenschaftliche Diskurs in den letzten Jahren betont zunehmend die<br />
Bedeutung des freiwilligen Engagements <strong>für</strong> informelle Bildung (Rauschenbach et al.<br />
2006; Züchner 2006). Dass informelles Lernen im Rahmen von Engagement eine wichtige<br />
Rolle spielt, zeigt die Evaluation des Freiwilligen Sozialen Dienstjahres (FSDJ) <strong>für</strong><br />
Österreich (Schelepa/Wetzel 2008). Die befragten TeilnehmerInnen stellen die persönliche<br />
Entwicklung als Erfahrung stark in den Vordergr<strong>und</strong> (58 %). Ebenfalls von zentraler<br />
Wichtigkeit sind der Zuwachs an sozialer Kompetenz (39 %) sowie die konkreten<br />
<strong>Arbeit</strong>serfahrungen (20 %). R<strong>und</strong> 15 % heben zudem die Bedeutung des FSDJ <strong>für</strong> die<br />
berufliche Orientierung hervor. Bei der Evaluation des Programms Jugend <strong>für</strong> Europa<br />
(Chisholm et al. 2006) wird der Kompetenzgewinn durch freiwilliges Engagement betont,<br />
insbesondere bei „soft skills“, wie Rhetorik, soziale Kompetenz, Kommunikations- <strong>und</strong><br />
Präsentationstechnik, aber auch die Zunahme einer Reihe von „hard skills“, wie Sprach-,<br />
IT- oder pädagogische Kompetenzen.<br />
Nach Düx et al. (2008) eignen sich Jugendliche im ehrenamtlichen Engagement<br />
Kenntnisse an, weil diese <strong>für</strong> sie Sinn <strong>und</strong> Wichtigkeit haben <strong>und</strong> notwendig <strong>für</strong> die<br />
freiwillige Tätigkeit sind. Weiters werden auch Kompetenzen genannt, die sowohl<br />
Voraussetzung als auch Ergebnis des freiwilligen Engagements sind, z. B.<br />
Verantwortungsbereitschaft, rhetorische Fähigkeiten, organisatorisches Talent,<br />
Teamfähigkeit, Führungsqualität <strong>und</strong> diplomatisches Geschick. Es besteht somit eine<br />
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