Freiwilligenbericht - Bundesministerium für Arbeit, Soziales und ...
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7. FREIWILLIGES ENGAGEMENT UND JUGENDLICHE<br />
7.3. Freiwilliges Engagement von Jugendlichen im<br />
wissenschaftlichen Diskurs<br />
In der aktuellen Forschung über freiwilliges Engagement von Jugendlichen haben sich<br />
einige Themen als besonders relevant erwiesen:<br />
7.3.1. Engagement im Spannungsfeld von Gemeinwohlorientierung<br />
<strong>und</strong> eigenen Interessen<br />
Während früher in erster Linie die Sozialisation in einem bestimmten Milieu entscheidend<br />
da<strong>für</strong> war, ob Jugendliche freiwillig tätig wurden, spielen heute nach Düx et al. (2008)<br />
andere Gründe eine Rolle. Freiwilliges Engagement wird stärker mit anderen Aktivitäten<br />
<strong>und</strong> Zielen der jeweiligen Lebensphase abgestimmt, was als biografische Passung<br />
bezeichnet wird. Vor allem das Interesse an der <strong>Arbeit</strong>, den Inhalten <strong>und</strong> den Menschen<br />
motivieren zu freiwilligem Engagement, wobei ein solches nur dann begonnen wird, wenn<br />
sich eine günstige Gelegenheit ergibt. Hauptmotive der Jugendlichen sind: Wunsch nach<br />
Gemeinschaft, Spaß an der Tätigkeit, Gemeinwohlorientierung, Einbringen <strong>und</strong> Umsetzen<br />
eigener Interessen, darüber hinaus auch Wunsch nach Geselligkeit <strong>und</strong> Gemeinschaft mit<br />
Gleichaltrigen. Die Erfahrung der Sinnhaftigkeit der übernommenen Tätigkeit trägt dann zu<br />
ihrer Aufrechterhaltung <strong>und</strong> damit auch zur Bindung an die Organisation bei.<br />
Eine Erhebung des Österreichischen Instituts <strong>für</strong> Jugendforschung (ÖIJ 2002) untersuchte<br />
die Bereitschaft von 14- bis 25-Jährigen zu einem Engagement in Kinder- <strong>und</strong><br />
Jugendorganisationen. Mehr als zwei Drittel der Befragten geben an, dass ihnen Spaß in<br />
diesem Zusammenhang besonders wichtig ist. Jeweils r<strong>und</strong> 40 % nennen als wichtige<br />
Voraussetzung, dass sie interessante Menschen kennenlernen, etwas <strong>für</strong> das weitere<br />
Leben lernen, in der Gesellschaft etwas bewirken, mitbestimmen können <strong>und</strong> dass der<br />
nötige Zeitaufwand geklärt sein muss. Von den Organisationen bzw. den hauptamtlichen<br />
Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeitern erwarten Jugendliche an erster Stelle Professionalität<br />
<strong>und</strong> Kompetenz (80 %).<br />
Hinsichtlich der Beweggründe <strong>für</strong> die Absolvierung von Freiwilligendiensten lassen sich bei<br />
einer weiteren Befragung (ÖIJ 2004) von 12- bis 24-jährigen Jugendlichen in Österreich<br />
folgende Prioritäten erkennen: neue Erfahrungen sammeln <strong>und</strong> etwas Sinnvolles tun, neue<br />
Leute kennenlernen, Spaß haben <strong>und</strong> etwas Neues ausprobieren. Bei Engels et al. (2008)<br />
finden sich folgende Hauptmotive <strong>für</strong> eine Teilnahme am Freiwilligen Sozialen Jahr: etwas<br />
im sozialen Bereich tun, anderen helfen, die eigenen persönlichen Fähigkeiten testen<br />
sowie die Chancen <strong>für</strong> einen Studien- bzw. Ausbildungsplatz verbessern.<br />
Aus dem Zeitvergleich der beiden deutschen Freiwilligensurveys 1999 <strong>und</strong> 2004 geht<br />
hervor, dass Jugendliche zunehmend die eigenen Interessen betonen, gleichgültig, ob es<br />
darum geht, Kenntnisse <strong>und</strong> Erfahrungen zu erweitern, oder darum, auch beruflich vom<br />
Engagement zu profitieren. Diese verstärkte Verbindung des freiwilligen Engagements mit<br />
den eigenen Interessen verringert jedoch nicht die Orientierung am Gemeinwohl, vielmehr<br />
geht die Geselligkeits- bzw. Spaßorientierung zurück (Gensicke et al. 2005).<br />
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