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Er sah und glaubte - Una Voce Deutschland eV

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318 Dokumente, Briefe, Informationen<br />

ten, allerdings dem Heidentum verpflichteten,<br />

Dichter Claudian durchaus nicht verstecken<br />

muss. Steht doch die Kunst des Prudentius –<br />

sub specie aeternitatis – dadurch höher, dass<br />

sie mit ähnlichem Temperament <strong>und</strong> gleicher<br />

Eleganz die ehrwürdigen Gefäße der antiken<br />

Strophen mit dem neuen Wein des Christentums<br />

füllt. Hinzuweisen ist aber in diesem Zusammenhang<br />

auf einen Fehler, der dem Autor<br />

bei der Interpretation der Verse »fluxit labor<br />

diei« (S. 25) unterläuft, wo er das Metrum (cath.<br />

6.9/16) als das des Ambrosius ansieht. Es handelt<br />

sich hier aber keinesfalls um das sonst so<br />

oft verwendete ambrosianische Metrum (vierzeilig<br />

strophierter jambischer Dimeter), sondern<br />

um anaklastische jonische Dimeter, die<br />

das Lieblingsmetrum des altgriechischen Dichters<br />

Anakreon waren. In all diesen Metren war<br />

Prudentius zu Hause <strong>und</strong> hat sie geschickt der<br />

neuen Zielsetzung dienstbar gemacht.<br />

Claudia Barthold flicht den sommerakademischen<br />

Lorbeerkranz weiter mit Zweigen aus<br />

dem Musenhain lateinisch dichtender Päpste,<br />

als da sind Damasus I., Pius II., Urban VIII.<br />

<strong>und</strong> Leo XIII. Mit Begabung, Fleiß <strong>und</strong> perfekter<br />

Kameraeinstellung verschafft sie dem<br />

interessierten Leser einen selten schönen Einblick<br />

in <strong>und</strong> anderswo kaum zu erhaltenden<br />

Überblick über das literarische Schaffen dieser<br />

PAPAE POETAE. Das Hauptaugenmerk<br />

der Darstellung liegt dabei zu Recht auf dem<br />

großen Humanisten Enea Silvio Piccolomini,<br />

dem nachmaligen Papst Pius II., der in seinem<br />

reichhaltigen Oeuvre als wahrer poeta<br />

laureatus sowohl stilistisch als auch inhaltlich<br />

Geist <strong>und</strong> Leben vereinigt. Vor allem die<br />

Kostproben aus seiner sonst nur am Rande erwähnten<br />

Kreuzfahrt- <strong>und</strong> Türkendichtung zeigen<br />

aber die über den Menschen echter humanitas<br />

hinausgehende aufrichtige Sorge des<br />

Oberhauptes der Christenheit um die schreckliche<br />

Bedrohung des Abendlandes durch den<br />

damaligen <strong>Er</strong>zfeind. Dass die neben dem Original<br />

gebotene Übersetzung nicht immer ganz<br />

frei ist von misslichen Formulierungen, tut der<br />

Darstellung keinen Abbruch. So ist z. B. »pedibus<br />

profanis«, durch welche die heilige Hostie<br />

geschändet wurde, kaum mit »ungeweihten«,<br />

sondern mit »ruch- oder gottlosen« Füßen wiederzugeben<br />

(pars pro toto), denn »geweihte«<br />

Füße wären hier nicht weniger sakrilegisch (S.<br />

88 unten). An dem des öfteren stümperhaften<br />

Zeilenumbruch, – um auch hierauf einmal<br />

kurz einzugehen, – der das Lesen erschwert,<br />

trägt die Autorin natürlich keine Schuld. So<br />

bereitet es z. B. Mühe, den Fortgang des betreffenden<br />

Satzes zu suchen, dessen Prädikat<br />

<strong>und</strong> letztes Wort als einsames »Hurenkind« auf<br />

das Zeilenende der nächsten Seite gerutscht<br />

ist (S. 89 oben rechts). Die übrigen drei Päpste<br />

werden in ihrer jeweiligen Eigenart kürzer,<br />

aber nicht weniger einfühlsam hinsichtlich ihres<br />

poetischen Schaffens charakterisiert: Papst<br />

Damasus mit seinen Epigrammen, Elegien<br />

<strong>und</strong> Epitaphien, der Barberini-Papst Urban<br />

VIII. mit seinen moralisierenden Oden <strong>und</strong><br />

Distichen im Geschmack <strong>und</strong> Schwulst des<br />

Barocks, Leo XIII. mit seinen klassizistischen,<br />

tieffrommen, aber leicht blutarmen Schöpfungen<br />

im Stil der bis ins 19. Jahrh<strong>und</strong>ert reichenden<br />

jesuitischen Tradition. An Druck- <strong>und</strong><br />

Originalfehlern wurden u.a. notiert:<br />

S. 91 statt »urba capta« hier »urbs c.«<br />

S. 93 »epitaphium proprium«: statt »den« hier<br />

»das«; ebenda statt »der Autograph« hier<br />

»das Autograph«; ebenda statt »des Autographen«<br />

hier »des Autographs«<br />

S. 102 Fußnote: statt »Sonnette« hier »Sonette«<br />

S. 115 Zeile 1: statt »Giacchino« hier »Gioacchino«<br />

S. 177 Mitte: statt »flosculae« hier »flosculi«.<br />

Florian Amselgruber, dem Interpreten des<br />

Werkes des großen lateinischen Dichters<br />

Jakob Balde, das im nächsten Beitrag unter<br />

dem Spannungsverhältnis von Triumph<br />

<strong>und</strong> Vanitas fachk<strong>und</strong>ig <strong>und</strong> mit erstaunlichem<br />

Sensorium für die poetischen Feinheiten<br />

des deutschen Horaz behandelt wird, gilt<br />

das besondere Lob, den heute fast vergessenen<br />

Elsässer aus der literarischen Mottenkiste<br />

hervorgeholt zu haben, einen Formkünstler<br />

der jesuitischen Tradition, der aber eine<br />

der größten lateinischen Dichterbegabungen

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