Er sah und glaubte - Una Voce Deutschland eV
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290 Robert Kramer<br />
<strong>und</strong> Fülle mit sich bringt, <strong>und</strong> einen »Pluralismus« gr<strong>und</strong>legend verschiedener Meinungen,<br />
der »zur Auflösung, Zerstörung <strong>und</strong> zum Verlust der Identität« fuhren würde.<br />
Es ist sicher nicht übertrieben, wenn man darauf aufmerksam macht, daß man heute die<br />
Worte des Glaubensbekenntnisses »Ich glaube die eine, heilige, katholische <strong>und</strong> apostolische<br />
Kirche« durch Forderungen nach einer »pluralistischen, profanen, gemeindlichen<br />
<strong>und</strong> professoralen Kirche« zu ersetzen versucht. Vielleicht sollten wir die Worte des<br />
Soziologen Peter Berger bedenken, der schrieb: »Ich halte den Pluralismus, nicht irgendeinen<br />
dunklen Sündenfall des Geistes, für die eigentliche Ursache der schwindenden<br />
Plausibilität unserer Religionen« 9 . Es kann keinen bis in die Wurzeln reichenden<br />
Pluralismus geben, der nicht zerstörerisch wäre; <strong>und</strong> keine Verschiedenheit, die sich<br />
widersprechende Wahrheiten versöhnen will, ohne in der Lüge zu enden.<br />
Das Dialog-Papier von 1991 spielt auch den Begriff »Volk Gottes« gegen den alten<br />
Begriff einer »hierarchischen Kirche« aus, indem diese »hierarchische Kirche« mit soziologischen<br />
Begriffen in die Nähe eines Obrigkeitsstaates gerückt wird. Dabei übersieht<br />
man, daß gerade die Bischofssynode von 1985 nicht den Begriff »Volk Gottes«,<br />
sondern das »Geheimnis der Kirche« in ihrer <strong>Er</strong>klärung vorangestellt hat. »Hierarchie«<br />
heißt ja: heilige Ursprungsherrschaft. Damit wird daran erinnert, daß Christus die Vollmachten<br />
von allen Anfang gewollt <strong>und</strong> nicht sich wandelnden Gesellschaftsformen<br />
überlassen hat<br />
Natürlich gibt es im Dialog-Papier auch Hinweise zur Glaubensvermitttlung, »die stets<br />
neue Aneignung <strong>und</strong> Ausformulierung des Glaubens mit den sich wandelnden Lebenerfahrungen«<br />
verlange. Die damaligen Versuche haben aber schnell deutlich gemacht,<br />
daß wir hier an Grenzen stoßen. So lassen sich etwa die Worte Christi: »Das ist mein<br />
Leib« nicht durch »verständlichere Worte« besser ausdrücken.<br />
Eine Fülle von Hinweisen finden sich auch unter dem Titel »Dialogverweigerung«, die<br />
vor allem die Kleriker, die Männer <strong>und</strong> den römischen Zentralismus betrifft. Natürlich<br />
beklagte man sich damals auch über den Klerikalismus, obwohl viele Priester längst<br />
»Abschied von Hochwürden« genommen hatten. Am stärksten sei die »Dialogverweigerung«<br />
in der Kirche gegenüber den Frauen. Man stellt hier eine Jahrh<strong>und</strong>erte lange<br />
Benachteiligung der Frauen in der Kirche fest – angefangen von der Hexenverbrennung<br />
bis hin zu den noch immer nicht überw<strong>und</strong>enen patriarchalischen Strukturen. Wenn<br />
dann zusätzlich noch behauptet wird, daß Frauen »fast immer als Opfer <strong>und</strong> nur selten<br />
als Täterinnen« in der Weltgeschichte auftreten, so wird die Situation unserer Tage einfach<br />
ausgeblendet: Gibt es keinen millionen fachen jährlichen Mord im Mutterschoß,<br />
9 ebd. in »Auf den Spuren der Engel«. Fischer TB 6625, 1981, S. 55