Er sah und glaubte - Una Voce Deutschland eV
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»Dialog« - ein zwiespältiger Begriff<br />
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ral, was weithin zu einer subjektivistischen Moral führte (Ablösung des Naturrechts<br />
durch ein Positives Recht, was viele Staaten zu einer Rechtsauflfassung führte, die auch<br />
Verbrechen rechtfertigte). 7<br />
Eine Dialog-Kultur sollte mit Hilfe des »Subsidiaritätsbegriffes« helfen, das Modell<br />
einer hierarchischen Kirche zugunsten einer »schwesterlichen Kirche« umzugestalten.<br />
Bereits Pius XII. hat sich für die Geltung des Subsidiaritätsprinzips »auch für das Leben<br />
der Kirche« ausgesprochen (20.2.1946), allerdings mit dem Zusatz: »ohne Nachteil für<br />
deren hierarchische Struktur.« Diese Einschränkung muß beachtet werden, weil weder<br />
die Vollmachten noch der Sendungsauftrag des hierarchischen Amtes in der Kirche<br />
durch das Subsidiaritätsprinzip in Frage gestellt werden darf. Das würde nämlich letztlich<br />
die Notwen digkeit einer unmittelbaren Offenbarung (ohne einen Dialogprozeß)<br />
aufheben <strong>und</strong> zu einer Art von Selbsterlösung fuhren.<br />
Über die vorher angeführten Begriffsbestimmungen hinaus finden sich im Dialogpapier<br />
von 1991 auch manche Behauptungen, <strong>Er</strong>wartungen <strong>und</strong> Hoffnungen, die die<br />
Verfasser mit dem Dialogbegriff verbinden. Wie diese »<strong>Er</strong>wartungen <strong>und</strong> Hoffnungen«<br />
zeigen, soll die hierarchische Struktur der Kirche nicht ersetzt, aber durch synodale<br />
Strukturen ergänzt werden. Nur so könne die Kirche dem empfinden des »modernen<br />
Menschen« nahegebracht werden.<br />
Interessant sind auch einige »theologische Hinweise« im Zusammen hang mit dem<br />
Dialog-Begriff. So will man durch den Dialog das veraltete, durch das Vatikanum II<br />
korrigierte Selbstbild der Kirche, die bis dahin durch ein pyramidal strukturiertes Sozialgebilde<br />
charakterisiert war, im Sinne eines Miteinander ablösen. Ja, man behauptete<br />
sogar, der Dialog-Begriff gründe letztlich in der »Communio« <strong>und</strong> sei deshalb »auf<br />
Gr<strong>und</strong> der Offenbarung ... im Willen Gottes begründet.« 8<br />
In diesen Zusammenhang erwähnt man auch den »Pluralismus« Gerade über den Begriff<br />
der »Vielfalt« hatte die außerordentliche Bischofssynode 1985 einige Hinweise<br />
gegeben. Sie hat dort von einer »Vielfalt« gesprochen, die wirklich Reichtum ausmacht<br />
7 Kant selbst verstand den Begriff der Autonomie nicht im Sinne der absoluten Souveränität,<br />
sondern als Selbstverfügung innerhalb bestimmter Grenzen (vgl. die politische Lösung für<br />
Südtirol).<br />
8 Zum Letzteren ist anzumerken: Communio meint ursprünglich die gemeinsame Teilhabe<br />
aller Christen an den Heilsgütern, besonders an der Taufe <strong>und</strong> an der Eucharistie. Diese<br />
Teilhabe wird aber nicht durch einen Dialog, sondern durch die »Successio apostolica« sichergestellt,<br />
so daß es wenig Sinn hat, den Dialog-Begriff mit dem Begriff »Communio« auf<br />
die gleiche Ebene zu stellen.