Er sah und glaubte - Una Voce Deutschland eV
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»Dialog« – ein zwiespältiger Begriff 1<br />
von Robert Kramer<br />
287<br />
Als die deutschen Bischöfe auf die immer lauter werdenden Forderungen von Theologen,<br />
Pfarrern <strong>und</strong> Gläubigen nach einer <strong>Er</strong>neuerung der katholischen Kirche mit<br />
einem »Dialogangebot« reagierten, erinnerte ich mich an einen Diskussionsbeitrag der<br />
Kommission 8 »Pastorale Gr<strong>und</strong>fragen« des Zentralkomitees der deutschen Katholiken<br />
von 1991 ein, der den Titel trug: »Dialog statt Dialogverweigerung – Wie in der Kirche<br />
miteinander umgehen 9 « Obwohl dieses Papier mittlerweile gut 20 Jahre alt ist, ist es<br />
doch interessant, auch 2011 wegen der »Dialogdebatte« darauf einen Blick zu werfen.<br />
Als Dekanatsratvorsitzender des Dekanates Weilheim der Diözese Augsburg hatte ich<br />
damals mit Datum vom 1. Mai 1992 einen Diskus sionsbeitrag an die Kommission 8<br />
des Zentralkomitees geschickt, weil mir einige der vorgebrachten Thesen nicht haltbar<br />
schienen. 2<br />
Das fing schon mit dem Begriff »Dialog« an, der heute wieder vielfach herangezogen<br />
wird. In dem »Kleinen theologischem Wörterbuch« von Karl Rahner <strong>und</strong> Herbert Vorgrimler<br />
aus dem Jahr 1961 gab es das Stichwort »Dialog« noch nicht, auch nicht in der<br />
4. Auflage von 1964. <strong>Er</strong>st in der 10., völlig neu bearbeiteten Auflage von 1976 gibt es<br />
das Stichwort »Dialog«. Da heißt es u.a.: »Dialog. Ein D., der etwas anderes ist als ein<br />
Streitgespräch oder ein unmittelbarer einseitiger Bekehrungsversuch, setzt voraus, daß<br />
beide Teile voraussetzen u. anstreben, etwas vom anderen lernen zu können ... Auch der<br />
kath. Christ ist nicht einfach im ›Besitz‹ der Wahrheit, sondern hat die ihm zugesagte<br />
Wahrheit im geschichtlichen u. dialogischen Prozeß der Wahrheitsfindung immer neu<br />
zu lernen ...« (a.a.O., S. 82 u. 83).<br />
Offensichtlich gehört der Dialogbegriff zu einem der Lieblingsbegriffe des letzten<br />
Konzils. Die Begriffsgeschichte verweist uns in die Antike bzw. nach Griechenland.<br />
Dort begegnet uns dieses Wort (um 500 v.Chr.) im Drama, wo ein Schauspieler (später<br />
drei) dem Chor im Wechselgespräch (Dialog) gegenübertritt, um letztlich die Frage zu<br />
1 »Bischöfe starten Dialog über Reformen« (Münchner Merkur vom 18.3.11, S. 4)<br />
2 Im Herbst 1992 sollte der Beitrag der Kommission 8 auf der Tagesordnung stehen Wie man<br />
mir mitteilte, sei mein Beitrag zu spät angekommen, so daß er nicht mehr berücksichtigt<br />
werden konnte.