Er sah und glaubte - Una Voce Deutschland eV
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250 Walter Hoeres<br />
bei solchen Gelegenheiten, wenn der Bischof das Portal durchschritt, einst erklang.<br />
Das könnte ja triumphalistisch wirken <strong>und</strong> paßt nicht ins egalitäre Kirchenbild. Der<br />
hohe Herr zog – gewiß mit Mitra <strong>und</strong> Stab, mit einigen Patres, Meßdienerinnen <strong>und</strong><br />
Meßdienern – ein <strong>und</strong> nahm hinter dem schmucklosen Tisch Platz, der auch hier als<br />
Altar dient. Seltsam erratisch wirkt es immer wieder, wenn diese Holztische oder oft<br />
auch wuchtige <strong>und</strong> jedenfalls völlig kahle Steinblöcke inzensiert werden, während die<br />
gleiche Ehre dem Allerheiligsten nicht zuteil wird. Liturgiewissenschaftler werden auch<br />
hierfür wie für alle Änderungen <strong>und</strong> Auslassungen eine <strong>Er</strong>klärung haben, indem sie sich<br />
in jenen Archäologismus flüchten, den schon Pius XII. verurteilt hat, <strong>und</strong> die Kirche<br />
auf den Status der Urkirche festnageln wollen, während sie sonst voll des Lobes sind für<br />
die »lebendige Tradition« <strong>und</strong> die »Geschichtlichkeit aller Wahrheit«.<br />
Auffallend bei dieser <strong>und</strong> anderen Eucharistiefeiern ist die Tatsache, daß sich so viele<br />
Ordensfrauen –vor allem wenn sie in Gemeinschaft auftreten – sogleich nach dem<br />
Empfang der hl. Kommunion hinsetzen, während sie bis zur konziliaren Trendwende<br />
selbstverständlich kniend <strong>und</strong> in tiefer Ehrfurcht verharrten, um den gegenwärtigen<br />
Herrn anzubeten. Offen bleibt, ob die neue Haltung meditative Versenkung anzeigen<br />
soll oder die neue forcierte Zwanglosigkeit, die inzwischen so viele von uns gegenüber<br />
»Jesus, unserem Bruder« an den Tag legen<br />
Mehr noch als die Mosel hat der nachkonziliare Furor der Entsakralisierung, von<br />
dem Alfred Lorenzer im »Konzil der Buchhalter« sagt, daß weder die Bilderstürmer der<br />
Reformation noch die der Revolutionen ähnlich gehaust <strong>und</strong> so bedenkenlos ans Werk<br />
gegangen seien wie die heutigen »Neugestalter«, die Eifel heimgesucht. In der Kirche in<br />
Manderscheid blickten wir auf eine nackte Wand, vor der nach Art von Druidensteinen<br />
ein leerer Altarblock stand. In Einruhr machten wir ähnliche <strong>Er</strong>fahrungen. Die Rot<strong>und</strong>e<br />
in der Monschauer Kirche ist einem Konzertsaal nachempf<strong>und</strong>en. Nur dort, wo<br />
man sich gegenseitig an- <strong>und</strong> zublickt, wird »echte Gemeinschaft« empf<strong>und</strong>en. Es wäre<br />
allerdings falsch, generell von gänzlich leeren Mahltischen zu sprechen: im Volksm<strong>und</strong><br />
schon »Luthertische« genannt. Denn oft findet man an der einen Ecke ganz außen doch<br />
ein Ikebana-Gesteck <strong>und</strong> das ganz offenbar, um den Mahlcharakter des Opfers aller<br />
Zeiten zu betonen.