Er sah und glaubte - Una Voce Deutschland eV
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248 Walter Hoeres<br />
mit dem Lobgesang verband, welcher schon der w<strong>und</strong>erbaren Vermählung von Geist,<br />
Fleiß <strong>und</strong> Natur entströmt, die wir in dieser abendländischen Landschaft par excellence<br />
vorfinden. Ob es sich um das Kapuzinerkloster Cochem handelt, dem der berühmte<br />
Martin von Cochem entstammt, dessen <strong>Er</strong>klärung der hl. Messe gerade heute von<br />
unvergleichlicher Aktualität ist, um das ehemalige Karmeliterkloster in Beilstein, um<br />
das 1136 gegründete Augustinerinnenkloster Stuben, das heute nur noch als mächtige<br />
Ruine aufragt, das Augustinerherrenkloster Klausen oder Machern bei Zeltingen – um<br />
nur einige aus der großen Anzahl zu nennen – so wurden sie alle im Gefolge der französischen<br />
Revolution 1794 oder spätestens in der Säkularisation 1802 aufgehoben! So<br />
hat die Zerschlagung der Klöster die Mosel besonders hart getroffen, wenn sich auch<br />
die Säkularisation wie ein Greuel der Verwüstung allenthalben in den deutschen Ländern<br />
ausbreitete <strong>und</strong> nur Ruinen oder museale Relikte übrig ließ, die von gaffenden<br />
Zuschauern mit einigem Befremden durchstreift werden.<br />
Umso unbegreiflicher ist die neue nachkonziliare Einschätzung der Aufklärung, ja<br />
sogar der französischen Revolution, deren logische <strong>und</strong> giftige Frucht jener Klostersturm<br />
gewesen ist. Schon in der großen Podiumsdiskussion im Jahre 1969, die anläßlich<br />
der von uns gegründeten »Bewegung für Papst <strong>und</strong> Kirche e.V.« im Frankfurter<br />
Haus der Katholischen Volksarbeit stattfand, wurde uns von progressiver geistlicher<br />
Seite entgegengehalten, jetzt komme es endlich darauf an, die Parolen der französischen<br />
Revolution: »Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit« auch in der Kirche einzuführen. Ich<br />
habe damals entgegnet: wer sich vor dem Konzil in einem katholischen Gremium, ob<br />
es nun Kolping, KAB oder sonst eine Gemeinschaft war, begeistert über die Aufklärung<br />
<strong>und</strong> ihre natürliche Folge, die Revolution von 1789 geäußert hätte, dem wäre wahrscheinlich<br />
die Tür gewiesen worden. Doch seit dem Konzil werden wir immer wieder<br />
auch gerade von Theologen auf die Segnungen aufmerksam gemacht, welche uns die<br />
Aufklärung angeblich gebracht habe, ja der Lobpreis »aufgeklärten Christentums«, in<br />
dem wir heute leben, ist nachgerade zur Pflichtübung in kirchlichen Kreisen geworden,<br />
ohne daß uns die aufgeklärten Damen <strong>und</strong> Herren sagen können, was uns die Aufklärung<br />
außer einem verwaschenen Deismus, einer rationalistischen Umdeutung der<br />
W<strong>und</strong>er, einem längst diskreditierten Fortschrittsglauben <strong>und</strong> vor allem einer anthropozentrischen<br />
Umkehrung der wahren Verhältnisse, die Gott zum <strong>Er</strong>füllungsgehilfen<br />
des irdischen Wohles degradiert, eigentlich gebracht hat. Die Umarmungsstrategie, die<br />
das kirchliche Klima kennzeichnet, <strong>und</strong> die am liebsten Kant als verspäteten Thomisten<br />
vereinnahmen möchte, geht so weit, daß man selbst die modernen Menschenrechte<br />
<strong>und</strong> damit den Liberalismus aus dem abendländischen Naturrecht ableiten will, obwohl<br />
doch beide einen ganz anderen Ursprung <strong>und</strong> damit Kontext haben, wie wir das<br />
u.a. in der Auseinandersetzung mit Martin Rhonheimer gezeigt haben. 1<br />
1 Die luftigen Abstraktionen. Anfragen an Martin Rhonheimer: In: Walter Hoeres: Theologische<br />
Blütenlese. Werke der anderen Theologie (Respondeo 12) Siegburg 2001 S. 80 ff.