Er sah und glaubte - Una Voce Deutschland eV
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246 Walter Hoeres<br />
in Peru, in Chile, aber auch in Afrika sei die Kirche im Aufbruch! Dort also sei es, wo<br />
jene konziliaren Aufbrüche zu verzeichnen seien, die sich bei uns darauf beschränken,<br />
daß junge Mädchen in Mini-Röcken Kommunion austeilen, Laien ohne jede theologische<br />
Kenntnis in Stuhlkreisen umeinander sitzen, um über die ewig gleichen Reizthemen<br />
zu parlieren <strong>und</strong> die Leute schlußendlich so aufgeklärt <strong>und</strong> mündig geworden<br />
sind, daß sie gar nicht mehr zur Beichte gehen! Die Ausflucht nach Afrika oder Peru ist<br />
um so befremdlicher, als man heute aus wenn auch durchsichtigen Gründen immer so<br />
gerne betont, daß »Kirche« nicht nur Welt, sondern auch Ortskirche sei!<br />
In diesem Sinne pflegen wir jenen Weltstrategen zu entgegnen, daß der Ausblick<br />
in ferne Kontinente für uns Deutsche, für die Schweiz <strong>und</strong> Österreich, wo überall der<br />
Glaube in erschreckender Weise verdunstet, ein schwacher Trost ist, während es uns<br />
doch den allergrößten Schmerz bereitet, daß das eigene Haus lichterloh brennt oder als<br />
»Haus voll Glorie« fast gar nicht mehr vorhanden ist. Und wir entgegnen ihnen auch,<br />
daß die großen geistigen Entscheidungen, von denen das Schicksal der Kirche abhängt,<br />
immer noch in Europa <strong>und</strong> sicher auch in Nordamerika fallen. Europa hat uns den<br />
Marxismus <strong>und</strong> in seiner Folge auch die Befreiungstheologie beschert, die die südamerikanische<br />
Kirche so sehr aus dem Tritt gebracht hat. Von hier ging die Kulturrevolution<br />
der 68er aus, die von ihren beflissenen theologischen Adepten, die nun schon seit<br />
nahezu einem halben Jahrh<strong>und</strong>ert »Aggiornamento« <strong>und</strong> »Zeitgeist« verwechseln, so<br />
begeistert aufgenommen worden ist <strong>und</strong> für die geschlossene Phalanx von Funktionären<br />
verantwortlich ist, die eine ganz andere Kirche wollen.<br />
Die Heimat war es, die uns auch in diesen Ferien wieder zur Moselfahrt inspiriert<br />
hat, über die wir aus theologischer Perspektive berichten wollen. Von der Heimatverb<strong>und</strong>enheit<br />
her war das ein konsequenter Schritt, denn zur Heimat gehört auch die<br />
Geschichte der Ahnen: ein heute in unserer entfremdeten <strong>und</strong> geschichtslosen Gesellschaft<br />
seltsam antiquiertes Wort! Und viele der Ahnen haben an Rhein <strong>und</strong> Mosel <strong>und</strong><br />
in der Eifel gelebt. Nimmt man Höchst hinzu, das am 1. April 1928 nolens volens<br />
Frankfurt eingegliedert wurde <strong>und</strong> das Jahrh<strong>und</strong>erte hindurch kurmainzisch war, dann<br />
stammen die Vorfahren allesamt aus den drei geistlichen Kurfürstentümern Köln, Trier<br />
<strong>und</strong> Mainz, von denen es immer schon hieß: »unter dem Krummstab ist gut leben«.<br />
Und das ganz sicher nicht zu Unrecht, wenn man an die rheinische Fröhlichkeit denkt!<br />
Ganz gewiß ist es eine Ironie ohnegleichen, daß diese drei geistlichen Fürstentümer<br />
mit ihrer uralten katholischen Tradition schließlich im protestantischen Preußen aufgegangen<br />
sind, wo man für das heitere Lebensgefühl an Rhein, Main <strong>und</strong> Mosel, in dem<br />
sich schon das savoir vivre der Franzosen ankündigt, ebensowenig Verständnis hat wie<br />
für einen zünftigen Karneval. Kein Zufall also, daß diese Konstellation schließlich zum<br />
Kulturkampf führte, der sich dann auf nahezu alle deutschen Länder ausdehnte.<br />
Schon Decimus Magnus Ausonius (310-392 n. Chr.) hat uns in seinem Poem »Mosella«,<br />
das zu den Meisterwerken der antiken Literatur gehört <strong>und</strong> erneut die törichte