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Er sah und glaubte - Una Voce Deutschland eV

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Moselfahrt<br />

Walter Hoeres<br />

Quis color ille vadis, seras cum propulit umbras<br />

Hesperus et viridi perf<strong>und</strong>it monte Mosellam!<br />

Und welches Farbenspiel bietet der Fluß, wenn Hesperus erscheint,<br />

die Schatten sich längen <strong>und</strong> die Mosel mit dem Grün der Berge übergießen!<br />

Ausonius, Mosella<br />

245<br />

De gustibus non disputandum! Und so freuen wir uns für jeden, der seine Ferien im<br />

sonnigen Süden verbringen will, wenn auch das Dösen am Strand – heute eine der beliebtesten<br />

Freizeitbeschäftigungen – wohl kaum als Kontemplation bezeichnet werden<br />

mag. Doch wir selbst können Wilhelm Buschs vielberufener Sentenz: »schön ist es auch<br />

anderswo, <strong>und</strong> hier bin ich sowieso!« wenig Geschmack abgewinnen <strong>und</strong> ziehen es vor,<br />

in der Heimat zu bleiben. Gewiß wirkt dieser Begriff in unserer entgrenzten, immer<br />

mehr beschleunigten <strong>und</strong> globalisierten Welt nostalgisch, in einem rückwärts gewandten<br />

Sinne romantisch <strong>und</strong> erweckt den Eindruck, man wolle sich vor der herandrängenden<br />

Flut auf eine kaum befestigte Insel zurückziehen. Auf der anderen Seite aber<br />

gewinnt Heimat in dieser Welt, deren Signatur die immer weitere Anonymisierung <strong>und</strong><br />

Austauschbarkeit aller Dinge ist, eine sublime Anziehungskraft. Sie teilt dieses Los mit<br />

allen Werten, die man entdeckt, wenn sie verloren gehen.<br />

Dabei kommt es nicht darauf an, den Begriff pedantisch zu definieren. Hier hat<br />

vielmehr Adorno Recht, daß die Gewalt solcher Begriffe zergeht, wenn man sie allzu<br />

buchhalterisch auseinanderlegt. »Heimat« ist jedenfalls die Verwurzelung in einer ganz<br />

bestimmten Landschaft, die uns geprägt hat, wobei »Landschaft« nicht bloße Natur<br />

meint: nicht einfach Wälder, Wiesen <strong>und</strong> Berge, sondern jene Einheit von Geist <strong>und</strong><br />

Natur, wie sie Schelling <strong>und</strong> Hegel so eindringlich beschrieben haben <strong>und</strong> wie sie der<br />

moderne phänomenologische Begriff der »Lebenswelt« auch annähernd trifft. In diesem<br />

Sinne ist es gut <strong>und</strong> richtig, wenn die Begriffe »Heimat« <strong>und</strong> »Landschaft ineinander<br />

gehen <strong>und</strong> nicht allzu deutlich unterschieden werden.<br />

Vielleicht ist es also auch Heimatliebe, warum wir es nie verstanden haben, daß so<br />

viele Mitglieder des Opus Dei, aber auch all jene Prälaten, die selbst heute noch in der<br />

selbstmörderischen Krise der Kirche viel Positives sehen <strong>und</strong> vermelden, also die vielen<br />

»Ja-aber-Bechwichtiger« <strong>und</strong> Möchtegern-Ärzte, die eine Lungenentzündung am liebsten<br />

als Schnupfen klassifizieren, uns immer wieder mit dem Hinweis zu trösten suchen,

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