Nuernberg Heute Nr. 92 (gesamtes Heft) - Stadt Nürnberg
Nuernberg Heute Nr. 92 (gesamtes Heft) - Stadt Nürnberg
Nuernberg Heute Nr. 92 (gesamtes Heft) - Stadt Nürnberg
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<strong>Nr</strong>. <strong>92</strong> Sommer 2012<br />
Im Kunstrausch<br />
Im Weggla<br />
Im Gartelfieber
Mit Sicherheit das<br />
richtige Engagement<br />
für Sie:<br />
Mit Sicherheit das<br />
richtige Engagement<br />
für Sie:<br />
3,2 Mio. EUR für die Menschen vor Ort<br />
3,2 Mio. EUR für die Menschen vor Ort<br />
Für rund 630 Projekte, Vereine<br />
und Für Initiativen rund 630 Projekte, pro JahrVereine<br />
und Initiativen pro Jahr<br />
Für Soziales, Kultur, Sport<br />
Für Soziales, Kultur, Sport<br />
Für Familien, Jung und<br />
Für Familien, Jung und<br />
Alt, Kranke und<br />
Alt, Kranke und<br />
Behinderte – für alle<br />
Behinderte – für alle<br />
Gut Gut für für Sie Sie – –<br />
gut gut für für die die Region.<br />
s Sparkasse<br />
<strong>Nürnberg</strong><br />
s Sparkasse<br />
<strong>Nürnberg</strong><br />
Harald Neudert,<br />
Leiter des Marktbereichs<br />
<strong>Nürnberg</strong> Harald Nord Neudert,<br />
Leiter des Marktbereichs<br />
<strong>Nürnberg</strong> Nord<br />
03089_A_Nbg_<strong>Heute</strong>_Img_E_St_210x270.indd 1 16.02.12 12:11
Editorial<br />
„Sonic Nomad Sofa“ heißt das Kunstwerk, das den Titel dieser Ausgabe von „<strong>Nürnberg</strong> <strong>Heute</strong>“ ziert. Es kann<br />
Lärm in harmonische Klänge verwandeln. Inspiriert von den 240 unterschiedlich langen PVC-Rohren, aus denen<br />
das Musik-Sofa besteht, hat <strong>Stadt</strong>grafiker Ralf Weglehner dem Soundobjekt einen neuen Farbanstrich verpasst.<br />
Das von den Architekten und Designern René Rissland und Jürgen Lehmeier entworfene Kunstwerk ist „Auf<br />
AEG“ zu bewundern. Dass das ehemalige Industriegelände sich längst zum Ort für kreative Köpfe aus den unterschiedlichsten<br />
Branchen gemausert hat, zeigt eine Bildergeschichte ab Seite 56. Foto: Timm Schamberger<br />
Ganz Europa bewunderte ihn schon zu seinen<br />
Lebzeiten als einmaligen Künstler. 500 Jahre später<br />
hat seine Strahlkraft nicht das Geringste eingebüßt.<br />
<strong>Nürnberg</strong>s größter Sohn Albrecht Dürer (1471 –<br />
1528) fasziniert mehr denn je. Das Germanische<br />
Nationalmuseum führt dies vom 24. Mai bis 2.<br />
September 2012 in der spektakulären Ausstellung<br />
„Der frühe Dürer“ vortrefflich vor Augen. Die größte<br />
Dürer-Schau seit 40 Jahren in Deutschland löste<br />
bereits vor Beginn ein beispielloses überregionales<br />
Medienecho aus. Nach drei Jahren intensiver Forschung<br />
eröffnen die Wissenschaftler und Forscher<br />
spannende Blicke auf einen alten Meister, der immer<br />
noch so jung wirkt, dass es einem die Sprache<br />
verschlägt. Also rät „<strong>Nürnberg</strong> <strong>Heute</strong>“: Unbedingt<br />
hingehen und Dürers Welt neu entdecken!<br />
Da fügt es sich gut, dass die Akademie der Bildenden<br />
Künste – die älteste Kunstakademie Deutschlands<br />
– in diesem Jahr ihr 350-jähriges Bestehen<br />
feiern kann. Auch deshalb hat die <strong>Stadt</strong> 2012<br />
zum Jahr der Kunst ausgerufen. Rund um Dürer<br />
und Akademie-Jubiläum rankt sich eine Reihe von<br />
weiteren Ausstellungen und Veranstaltungen, die<br />
anregende Kunst- und Kulturerlebnisse verheißen.<br />
„<strong>Nürnberg</strong> <strong>Heute</strong>“ stellt die Akademie der Bildenden<br />
Künste vor und zeigt, wie sich die Dürerstadt<br />
als lebendige Kunstschmiede in Szene setzt.<br />
<strong>Stadt</strong>-Leben hat viele Seiten. Und so spürt „<strong>Nürnberg</strong><br />
<strong>Heute</strong>“ wieder neuen Trends nach. Wie halten Sie<br />
es denn mit der Gartenarbeit? „Urban Gardening“,<br />
so heißt das jetzt im globalisierten Zeitalter, findet<br />
auch in <strong>Nürnberg</strong> immer mehr praktizierende<br />
Liebhaber. Und nicht nur der Klimawandel bewegt<br />
so manchen Bürger dazu, auf Elektro-Fahrzeuge<br />
umzusteigen. Vor allem bei den von Elektromotoren<br />
unterstützten Fahrrädern zeichnet sich eine<br />
starke Nachfrage ab. Bei aller Innovation wissen wir<br />
aber auch um die Produkte, für die <strong>Nürnberg</strong> schon<br />
seit langem weithin berühmt ist. Dazu gehört zweifelsohne<br />
die Bratwurst. Ein Beitrag geht diesem<br />
Phänomen auf den Grund.<br />
Dies und mehr finden Sie wieder in Ihrem „<strong>Nürnberg</strong><br />
<strong>Heute</strong>“. Viel Freude bei der Lektüre und einen<br />
schönen Sommer im Jahr der Kunst wünscht Ihnen<br />
Ihre „<strong>Nürnberg</strong> <strong>Heute</strong>“-Redaktion<br />
1
2<br />
Inhalt<br />
4 Panorama<br />
Museum für den 1. FCN / Prämierte<br />
Kaffee-Könner / Kleiner Adler fährt<br />
wieder im Tiergarten<br />
6 Profil<br />
Andree Köthe und Yves Ollech<br />
geben Einblick in ihre Sterneküche<br />
22 Menschen<br />
<strong>Nürnberg</strong>erin ist First Lady / Solidarität<br />
mit iranischem Menschenrechtsanwalt /<br />
OB Maly löst Fußball-Wette ein<br />
36 Report<br />
Auszeichnung für restaurierte Baudenkmäler<br />
/ Internationale Kunsthistoriker<br />
tagen in <strong>Nürnberg</strong> / Immer mehr<br />
Touristen / Stiftung für das Klinikum<br />
52 Blickpunkt<br />
Bürgerbeteiligung beim Lärmschutz /<br />
<strong>Nürnberg</strong>Messe wächst / Gedenken<br />
an Neonazi-Mordopfer / Neubauten für<br />
Bertolt-Brecht-Schule und Langwasser-<br />
Bad<br />
68 Bücher & Mehr<br />
Dürer als Verführer / Elektrisierende<br />
Musik / Fränkische Rezepte / Spaziergang<br />
entlang der <strong>Stadt</strong>mauer<br />
8<br />
Ob auf Balkonien oder im Garten –<br />
es wird gegärtnert, was das Zeug hält<br />
Kunst in allen<br />
Variationen – die<br />
<strong>Stadt</strong> zeigt sich<br />
zum Jubiläum der<br />
Akademie der<br />
Bildenden Künste<br />
mit dem Jahr der<br />
Kunst von ihrer<br />
künstlerischen<br />
Seite<br />
14
Ein Pass für alle Fälle – auf Entdeckungs-<br />
reise durch die Metropolregion<br />
46<br />
Annamaria Böckel, Alexandra Foghammar (Text),<br />
Christine Dierenbach (Fotos)<br />
8 Marke Eigenbau<br />
Urban Gardening liegt voll im Trend<br />
Birgit Ruf, Regina Urban (Text), Stefan Hippel (Fotos)<br />
14 Dürers Erben im Digitalzeitalter<br />
Das Kunst-Jahr feiert das Malergenie und<br />
die älteste Kunstakademie Deutschlands<br />
Katja Auer (Text), Peter Roggenthin (Fotos)<br />
26 Hier geht’s um die Wurst<br />
Von <strong>Nürnberg</strong> aus gehen Bratwürste<br />
millionenfach in die Welt<br />
Gabi Eisenack (Text), Roland Fengler (Fotos)<br />
32 Ein Platz für Kinder<br />
Der Ausbau von Betreuungsangeboten<br />
ist eine Mammutaufgabe<br />
Clara Grau (Text), Pave GmbH (Fotos)<br />
42 Alles für den perfekten Auftritt<br />
Die Pave GmbH sorgt für den reibungslosen<br />
Ablauf hochkarätiger Events<br />
Thomas Meiler (Text), Ralf Schedlbauer (Fotos)<br />
46 Entdecker gesucht!<br />
Ein Pass macht Kultur- und Freizeiteinrichtungen<br />
der Metropolregion erlebbar<br />
Edith Avram (Text), Timm Schamberger (Fotos)<br />
56 Kreativer Aufbruch<br />
„Auf AEG“ ist ein Mix aus Kunst, Kultur,<br />
Forschung, Handwerk und Business eingezogen<br />
Andreas Leitgeber, Markus Jäkel (Text),<br />
Christine Dierenbach (Fotos)<br />
62 Mit Strom gegen den Strom<br />
Elektro-Fahrzeuge verbessern das Klima<br />
72 Impressum<br />
3
4 Panorama<br />
Foto: Christine Dierenbach<br />
Kaffee-Meister aus Gostenhof<br />
Preisgekrönten Kaffee serviert das Team der Gostenhofer<br />
Kaffeerösterei Machhörndl. Bei den Deutschen<br />
Barista-Meisterschaften im März 2012 in Mannheim<br />
siegte Armin Machhörndl nach 2011 zum zweiten<br />
Mal mit seinem Filterkaffee in der Kategorie „Brewers<br />
Cup“. Der perfekte Milchschaum seiner Mitarbeiterin<br />
Luzia Taschler überzeugte die Jury ebenfalls und wurde<br />
mit einem ersten Platz in der Kategorie „Latte Art“<br />
belohnt. Die beiden <strong>Nürnberg</strong>er werden Deutschland<br />
im Juni bei den Internationalen Barista-<br />
Meisterschaften in Wien vertreten.<br />
Alles Blech!<br />
Eine Elektro-Droschke und weitere 350 Blechspielzeuge der von<br />
1881 bis 2006 produzierenden Firma Ernst Paul Lehmann Patentwerk<br />
bleiben dem Spielzeugmuseum erhalten. Da das Unternehmen<br />
Konkurs anmelden musste, drohte eine Auktionierung der Dauerleihgabe.<br />
Dank der Unterstützung durch die Kulturstiftung der<br />
Länder und des Fördervereins des Spielzeugmuseums haben die<br />
Museen der <strong>Stadt</strong> <strong>Nürnberg</strong> die weltweit bedeutende Sammlung<br />
erwerben können.<br />
Foto: Anestis Asnalidis<br />
Museumsreife Torwart-Mütze<br />
Ein eigenes Museum bekommt der ruhmreiche 1. FC <strong>Nürnberg</strong>.<br />
Als erstes Stück für die Ausstellung nahm Club-Torwart Raphael<br />
Schäfer im April 2012 die Mütze seines legendären Vorgängers<br />
Heiner Stuhlfauth entgegen. Die Kappe, die bislang in der<br />
Präsentation zur Geschichte des 1. FCN im Museum Industriekultur<br />
zu sehen war, können Fans voraussichtlich ab August<br />
2012 in dem neuen Museum bestaunen. Die Museen der <strong>Stadt</strong><br />
<strong>Nürnberg</strong> und der 1. FCN richten das Haus gemeinsam im neuen<br />
Funktionsgebäude des Clubs ein, das derzeit am Valznerweiher<br />
gebaut wird.<br />
Foto: Christine Dierenbach
„Kleiner Adler“ unter Dampf<br />
Darauf haben Groß und Klein lange gewartet:<br />
Der „Kleine Adler“ tuckert wieder durch den<br />
Tiergarten. Der Bau der Delfinlagune hatte den<br />
zoologischen Eisenbahnbetrieb mehr als drei Jahre<br />
lang ausgebremst. Die Zeit nutzten Auszubildende<br />
der MAN, um den Nachbau der ersten deutschen<br />
Eisenbahn im Maßstab 1:2 in vielen Arbeitsstunden<br />
zu restaurieren. Der Tiergarten investierte rund<br />
700 000 Euro in die Erneuerung und Verlängerung<br />
der Trasse. Auch ein neuer Pächter wurde gefunden.<br />
Jetzt startet der Adler bereits in der Nähe des<br />
Haupteingangs am Giraffengehege und fährt bis<br />
zum Kinderzoo.<br />
Burggraben als Paradies für Snowboarder<br />
Jury kürt Kurzkrimis<br />
Panorama<br />
Talent für Mord und Totschlag beweisen die Franken<br />
zum Glück nur auf literarischem Terrain. 115<br />
Einsendungen erreichten die Jury des 1. Fränkischen<br />
Krimipreises, den die „<strong>Nürnberg</strong>er Nachrichten“<br />
und der Verlag ars vivendi ins Leben gerufen<br />
haben. Den mit 1 000 Euro dotierten ersten Preis<br />
der Jury erhielt Killen McNeill mit seiner Erzählung<br />
„Pfarrers Kinder, Müllers Vieh“ während der<br />
Fränkischen Kriminacht im April 2012. Siegerin des<br />
im Internet ermittelten Publikums-Preises ist<br />
Claudia Blendinger mit „Leise tröpfelt<br />
das Blut“. Beide Geschichten<br />
finden sich auch in der Anthologie<br />
„Tatort Franken No. 3“ des<br />
ars vivendi Verlags.<br />
Snowboarden vor mittelalterlicher Kulisse – mit dieser einmaligen Möglichkeit lockte die Red Bull „Winch Dir Was“-<br />
Tour am 19. Februar 2012 in den Vestnertorgraben. Nach dem großen Erfolg des Mountainbike-Events Red Bull<br />
District Ride im vergangenen Sommer zeigten diesmal rund 30 Snowboarder und Trickskifahrer auf selbst präparierten<br />
Schanzen ihr Können. Eine spezielle Seilwinde (Winch) sorgte für genug Schwung auf dem sonst flachen Gelände.<br />
Foto: Christine Dierenbach<br />
Foto: Christine Dierenbach<br />
5
6 Profil<br />
Die Meisterköche vom Weinmarkt<br />
Andree Köthe und Yves Ollech gehen im „Essigbrätlein“ ihren eigenen Weg<br />
Es gibt Feinschmecker, die nur wegen eines Restaurantbesuchs<br />
nach <strong>Nürnberg</strong> reisen. Ihr Ziel ist das<br />
„Essigbrätlein“ mit seiner kreativen Sterneküche. Verantwortlich<br />
für die besonderen Gaumenfreuden sind<br />
Inhaber Andree Köthe und sein Küchenchef Yves Ollech.<br />
Die Hinweise auf der Speisekarte sind frei von aufgeblasenen<br />
Worthülsen. Zum Menü gehören „Rote Bete mit Kirschen“,<br />
„Wildsaibling mit Rettich und Quitte“, „Kartoffelscheiben mit<br />
Grapefruit“, „Zander mit Brokkoli“, „Lamm mit Feldsalat“ und<br />
„Ziegenkäseeis mit Butterkaramell“. Hinter den schlichten Ansagen<br />
stecken raffinierte Kompositionen. So ist das „Essigbrätlein“<br />
seit Langem das erste Haus in <strong>Nürnberg</strong>, wenn es um<br />
erlesene und innovative Küche geht.<br />
In den einschlägigen Gastro-Führern sind dem Restaurant<br />
Höchstnoten gewiss. Im „Michelin“ glänzt das Haus mit zwei<br />
Sternen. Die Gourmetbibel „Gault Millau“ hat „Essigbrätlein“-<br />
Chef Andree Köthe zum „Koch des Jahres“ 2012 gekürt. Mit<br />
18 von 20 „Gault Millau“-Punkten gehört das Haus zu den<br />
Top-Adressen im Land. Laut „Gault Millau“ ist Köthe „der<br />
Pionier der deutschen Gewürz- und derzeit so modischen<br />
Gemüseküche“.<br />
Dabei ist Köthe die Auszeichnung seiner Person allein gar nicht<br />
so recht. Seinem Küchenchef Yves Ollech<br />
stehe sie genauso zu. Auf Augenhöhe gehen<br />
die beiden in dem harten Geschäft der<br />
Spitzengastronomie ihren eigenen Weg und<br />
setzen Trends. In dem historischen Lokal am<br />
Weinmarkt 3 entwickeln Andree Köthe und Yves Ollech immer<br />
wieder neue Genüsse. 1999 kreierte Ollech „Rote Bete mit Kümmelkaramell<br />
und Roquefortcreme“ – heute längst ein Klassiker.<br />
„Damals kam kein Koch in Deutschland auf die Idee, Gemüse so<br />
zu verarbeiten und zu präsentieren“, sagt Ollech.<br />
Nach Ausbildung und verschiedenen Stationen in Sternelokalen<br />
hat der aus Nordhessen stammende Andree Köthe 1989<br />
im Alter von 25 Jahren das „Essigbrätlein“ übernommen. Die<br />
Selbstständigkeit und die „Lust, sich entfalten zu können“, reizten<br />
ihn. Und er fügt an: „Gerade Kreativität braucht Freiheit.“<br />
Mit dem in manchen Spitzenküchen üblichen Kommandoton<br />
„Gerade Kreativität<br />
braucht Freiheit“<br />
kann der sympathisch uneitle Köthe nichts anfangen. 1997 kam<br />
Yves Ollech (Jahrgang 1970) von den gerühmten „Schweizer<br />
Stuben“ in Wertheim-Bettingen als Koch ins „Essigbrätlein“.<br />
Nach einem Jahr lud Köthe Ollech ein, die Aufgabe des Küchenchefs<br />
zu übernehmen. Seither hat das Duo eine Form der<br />
kreativen Küchen-Partnerschaft entwickelt, die es so wohl kein<br />
zweites Mal in Deutschland gibt.<br />
Gemeinsam sind sie stets auf der Suche nach neuen Geschmackserlebnissen.<br />
Nach Jahren der raffinierten Gewürzküche geht es<br />
Köthe und Ollech nun mehr darum, den Naturaromen zu ihrer<br />
Entfaltung zu verhelfen. Seit Langem spielen wieder Gemüse<br />
die Hauptrolle. Bis eine neue Kreation entsteht, können Wochen<br />
vergehen. Es wird probiert und experimentiert. Hätte Köthe<br />
mehr Platz in seiner engen Küche, würde er sofort zwei zusätzliche<br />
Köche einstellen, um mehr Zeit für die Entwicklung neuer<br />
Gerichte zu haben. Manchmal kann es aber auch ganz schnell<br />
gehen, wie Anfang 2012, als Yves Ollech an einem Vormittag<br />
einen Wirsinggang schuf, wo gleich alles stimmte. Da kommt<br />
der Schöpfer selbst ins Schwärmen, wenn er von einem „absoluten<br />
Kracher“ spricht.<br />
Dabei orientieren sich Köthe und Ollech in erster Linie an<br />
regionalen Erzeugnissen, am besten in Bio-Qualität. Das<br />
Knoblauchsland biete hervorragende Gemüse. Gerade arbeiten<br />
Köthe und Ollech an einem Kochbuch mit<br />
50 Gemüserezepten. Salzwasserfisch wurde<br />
vor Jahren aus der Küche verbannt, weil<br />
Qualität und Frische nicht konstant waren.<br />
<strong>Nürnberg</strong> liegt eben nicht am Meer. Dafür<br />
hat das Kreativteam in der heimischen Landschaft schwarze<br />
Hagebutte und Wildquitte entdeckt. Bei der Suche nach ungewöhnlichen<br />
oder vergessenen Früchten unterstützt inzwischen<br />
auch ein Biologe die Meisterköche. Unbekannte Gemüse- oder<br />
alte Getreidesorten zu integrieren, sieht Ollech als besonders<br />
reizvoll an.<br />
Die Meisterköche vom Weinmarkt haben ihre eigene kulinarische<br />
Handschrift entwickelt. Über die Jahre haben sie ihren Stil<br />
immer mehr perfektioniert. Ohne Zweifel gehen die beiden mit<br />
einem hohen intellektuellen Anspruch an ihr Koch-Werk. Der<br />
Zuspruch gibt ihnen Recht. 30 Prozent der Gäste – insgesamt
Andree Köthe (rechts) und Yves Ollech setzen im Restaurant „Essigbrätlein“ Maßstäbe. Foto: Christine Dierenbach<br />
mehr auswärtige als einheimische – seien treue Stammkunden.<br />
Nicht wenige „Welt-Gourmet-Touristen“, so Köthe, kommen<br />
nur wegen des „Essigbrätleins“ nach <strong>Nürnberg</strong>. Zufällige Passanten<br />
würden in dem historischen Sandsteingebäude mit Butzenscheiben<br />
wohl kaum eines der besten Restaurants Deutschlands<br />
vermuten. Eigentlich passen Ambiente und Küche nicht so<br />
recht zusammen. Vielleicht drückt sich aber auch so ein Grundmuster<br />
<strong>Nürnberg</strong>er Identität aus, nämlich aus der Historie<br />
heraus immer wieder Neues zu entwickeln, Tradition, Bodenständigkeit<br />
und Innovation zu verbinden.<br />
Köthe und Ollech leben mit ihren Familien gerne in <strong>Nürnberg</strong>.<br />
Durch die <strong>Stadt</strong> zu gehen, sei „immer ein tolles Erlebnis“,<br />
meint Ollech. Köthe kommt „gut mit den <strong>Nürnberg</strong>ern klar,<br />
weil sie eher ein bisschen bescheiden sind“. Der „Koch des<br />
Profil<br />
Jahres“ ist wohl schon längst selbst ein <strong>Nürnberg</strong>er. Trotz allen<br />
Erfolgs spielt er sich nicht in den Vordergrund. Auch wenn das<br />
„Essigbrätlein“ mit seinen circa 30 Plätzen keine Chance zu<br />
Expansion und Mehreinnahmen bietet, denkt Köthe an keine<br />
Veränderung in ein größeres Lokal. „Geld hat für mich nicht<br />
den ganz hohen Stellenwert“, erklärt der fünffache Vater.<br />
Die Spitzenbewertungen der Gourmetführer seien natürlich eine<br />
„Riesenauszeichnung“. Auch wenn dies wieder Druck erzeuge.<br />
Man dürfe sich nie ausruhen und müsse auch mit herben Kritiken<br />
umgehen können. Doch wenn an einem Abend aus dem<br />
Gastraum Begeisterung, vielleicht sogar Euphorie in die Küche<br />
schwappt, „dann trägt das einen“, sagt Ollech.<br />
Siegfried Zelnhefer<br />
7
8<br />
Elfriede Tuch versteht es, der Verkehrsader Bucher<br />
Straße ein paradiesisches Fleckchen abzutrotzen.
Text Annamaria Böckel / Alexandra Foghammar<br />
Fotos Christine Dierenbach<br />
Marke<br />
Eigenbau<br />
Urban Gardening liegt voll im Trend<br />
Menschen mit grünem Daumen oder zumindest grünen Visionen<br />
verwandeln Industriebrachen in blühende Gärten,<br />
ernten Erdbeeren auf Balkonien oder servieren ihren<br />
Party-Gästen Gazpacho mit Zutaten aus eigenem Anbau.<br />
Urban Gardening heißt der Trend, der das Graben, Säen<br />
und Ernten mitten in die Städte bringt.<br />
Von Urban Gardening hat Elfriede Tuch noch nie etwas gehört,<br />
obwohl sie eine Vorreiterin des <strong>Stadt</strong>gärtnerns ist. Vor 20 Jahren<br />
begann sie, eine Baumscheibe vor ihrem Wohnhaus an der<br />
Bucher Straße in ein kleines Paradies zu verwandeln. Pflegeleichtes<br />
Straßenbegleitgrün ist Elfriede Tuchs Sache nicht: „Ich<br />
wollte einen Blumengarten.“ Sie übernahm die Patenschaft für<br />
das Erdreich rund um eine frisch gepflanzte Linde und adoptierte<br />
den schmalen Vorgarten vor dem Mehrparteienhaus gleich<br />
mit. Elfriede Tuch hat in <strong>Nürnberg</strong> viele fleißige Nachahmer.<br />
Offiziell kümmern sich derzeit 767 Paten um 1 113 Bäume im<br />
<strong>Stadt</strong>gebiet. Interessenten, die einen Straßenbaum mit Wasser<br />
versorgen und die Baumscheibe bepflanzen möchten, wenden<br />
sich an den Servicebetrieb Öffentlicher Raum der <strong>Stadt</strong> <strong>Nürnberg</strong>.<br />
Dort gibt es nicht nur viele Tipps rund ums Grün, sondern<br />
auch einen Pflanzgutschein über 50 Euro für die Gärtnerei der<br />
Werkstatt für Behinderte.<br />
Tulpen und Narzissen im Frühjahr, Rosen im Sommer und Astern<br />
im Herbst – fast das ganze Jahr über blüht es in Elfriede<br />
Tuchs Beet am Rand der vierspurigen und vielbefahrenen Straße.<br />
Manchem Autofahrer, der an der roten Ampel hält, ringt<br />
das bunte Beet ein Lächeln und Respekt vor der gärtnerischen<br />
Leistung ab. „Es gibt Leute, die sagen: ‚Das ist das schönste<br />
Beet in <strong>Nürnberg</strong>‘“, erzählt Elfriede Tuch voller Stolz. Gelegentlich<br />
ärgert sie sich, wenn wieder einmal über Nacht eine Pflanze<br />
verschwunden ist, mitsamt der Wurzel ausgegraben, oder<br />
uneinsichtige Hundebesitzer ihre Lieblinge mitten im Beet ihr<br />
Geschäft verrichten lassen. Dennoch hat die 75-jährige Rentnerin<br />
die viele Arbeit und das Geld, die sie in ihren kleinen Garten<br />
steckt, noch nie bereut. „Ich mache das für mich und für viele,<br />
die hier vorbeifahren und sich freuen“, sagt sie.<br />
9
10<br />
Nicht neben, sondern auf grauem Asphalt stehen die<br />
Aktivisten von Bluepingu, einem 2009 gegründeten<br />
Zusammenschluss von etwa zwei Dutzend Leuten,<br />
die „für ein ökologisches, faires und nachhaltiges<br />
Franken“ eintreten. Mit Unterstützung des Umweltreferats<br />
der <strong>Stadt</strong> sind sie seit Mai 2012 dabei, auf einem<br />
3 500 Quadratmeter großen Parkplatz des ehemaligen<br />
Quelle-Geländes einen mobilen <strong>Stadt</strong>garten<br />
nach dem Vorbild des Prinzessinnen-Gartens in Berlin<br />
anzulegen. Nomadengärten beleben bewusst temporär<br />
ungenutzte Flächen mit fragwürdiger Bodenqualität<br />
und recyceln Hinterlassenschaften der Zivili-<br />
sation wie Tetrapaks und Bäckerkisten als Pflanzbehälter.<br />
Allerorten entstehen Anlagen, ähnlich den<br />
Community Gardens in den USA in denen eine junge<br />
umweltbewusste Avantgarde Natur und Gemeinschaft<br />
erleben möchte. Den wohnortnahen Anbau<br />
gesunder Lebensmittel verstehen die <strong>Stadt</strong>gärtner<br />
auch als Antwort auf die globalen Herausforderungen<br />
wie knapper werdende Ressourcen.<br />
Auf der Brache an der Wandererstraße setzen die<br />
von einem Biohändler gespendeten, mit Bio-Erde,<br />
Samen und Setzlingen befüllten Reissäcke nicht nur
farblich Akzente. „Wir bauen ökologisch Obst und<br />
Gemüse an und wollen dabei auch das Bewusstsein<br />
für alte Sorten fördern“, erklärt Joanna Nogly. Wenn<br />
die Saat in den unkonventionellen Behältnissen aufgeht,<br />
werden die Pflanzer Workshops anbieten zum<br />
Gemüse Einlegen und Marmelade Kochen. „Unser<br />
<strong>Stadt</strong>garten soll ein Ort der Begegnung werden“,<br />
betont das Bluepingu-Mitglied, „wir möchten gemeinschaftlich<br />
picknicken und auch speziell Kinder<br />
und Jugendliche zum Gärtnern animieren.“ Bevor<br />
die Do-it-yourself-Kost der Ernte entgegen reifen<br />
kann, braucht es allerdings noch allerlei: „Wir suchen<br />
nicht nur Leute, die mitmachen, sondern brauchen<br />
auch noch Gerätschaften wie Schubkarren,<br />
Spaten, Kisten, Eimer, und einen Bauwagen oder<br />
Container“, zählt Joanna Nogly auf. Auch wenn die<br />
auf zwei Jahre geschlossene Pacht auslaufen würde,<br />
sehen die <strong>Stadt</strong>gärtner von Bluepingu die Nachhaltigkeit<br />
ihres Projekts nicht gefährdet. Die auf Paletten<br />
stehenden Pflanzgefäße sind transportabel<br />
– und an Industriebrachen mangelt es nicht in der<br />
Weststadt.<br />
Dass der Eigenanbau von Gemüse und Blumen<br />
nicht nur dem aktuellen Zeitgeist entspricht, sondern<br />
schon vor hundert Jahren die Nachbarschaft<br />
ins Freie lockte, zeigt die erste von der städtischen<br />
Wohnungsbaugesellschaft WBG gebaute Siedlung<br />
in Mögeldorf. Inmitten eines Dreiecks, das Wohnblöcke<br />
entlang von Wagenseil- und Wurfbeinstraße<br />
begrenzen, liegen die Gartenparzellen der Anwoh-<br />
ner. 1919 bis 1<strong>92</strong>2, als die Siedlung erbaut wurde,<br />
gehörte die Selbstversorgung mit Feldfrüchten und<br />
Obst zum Alltag. Supermärkte mit Gemüseabteilungen,<br />
die sich gegenseitig in den Preisen unterbieten,<br />
gab es noch nicht. Auch für das Ehepaar Schoberth,<br />
das seit 36 Jahren gemeinsam rund 250 Quadratmeter<br />
Grund bewirtschaftet, ist Erde unter den Fingernägeln<br />
keine Modeerscheinung. Monika Schoberth<br />
wuchs in der Siedlung auf, schon ihre Eltern bauten<br />
hier Gemüse auf Flächen an, die damals noch bis in<br />
den Wiesengrund der Pegnitz reichten.<br />
Setzlinge von Kohlrabi und Kopfsalat sowie Erdbeerpflanzen<br />
bilden in den acht Schoberthschen Beeten<br />
den ersten Frühlingsflor, später kommen Gurken,<br />
Tomaten und Zucchini hinzu. Finanziell lohnt sich<br />
das für die beiden Ruheständler nicht. „Die Setzkartoffeln<br />
kosten so viel wie die Kartoffeln im Laden“,<br />
stellt Monika Schoberth fest. „Aber kleine Kartoffeln<br />
frisch aus dem Boden mit Knoblauch und dazu<br />
was vom Grill...“ Gärtnern hat eben auch etwas mit<br />
gutem Geschmack zu tun.<br />
Jede Mietpartei setzt bei der Nutzung der Außenflächen<br />
ihre eigenen Prioritäten, wie der Blick über den<br />
Gartenzaun zeigt. Hinten links wird ein Spielhäuschen<br />
für den Nachwuchs gezimmert. Aufsteigende<br />
Rauchschwaden künden davon, dass die türkische<br />
Familie mit einem der mittleren Grundstücke Verwandtschaft<br />
zum Grillen eingeladen hat. Und auch<br />
bei Monika und Helmut Schoberth wird nicht nur<br />
11<br />
Zu Füßen des<br />
Business Towers liegen<br />
die idyllischen Gärten<br />
der WBG-Siedlung in<br />
Mögeldorf (linke Seite).<br />
Auf ihrer Parzelle ist<br />
Monika Schoberth für<br />
die Erdbeeren zuständig,<br />
ihr Mann Helmut für die<br />
Kletterrose am Spalier<br />
(diese Seite).
12<br />
gegraben, geharkt und gezupft. Eine kleine Hütte<br />
in der Mitte ihres Gartens nutzen die leidenschaftlichen<br />
Kartler im Sommer regelmäßig zum Schafkopfen<br />
mit Freunden.<br />
Gänzlich ohne Zäune oder Hecken zwischen den<br />
Parzellen kommt der Interkulturelle Garten im <strong>Stadt</strong>teil<br />
Langwasser aus. 19 Gärtnerinnen und Gärtner<br />
teilen sich die im Sommer 2011 angelegte Anbaufläche.<br />
Morn Oung kam vor über drei Jahrzehnten<br />
aus Kambodscha und hat an der Ecke Breslauer und<br />
Glogauer Straße sein Gartenglück gefunden. 21 Qua-<br />
Morn Oung erntet im interkulturellen Garten in Langwasser<br />
Koriander, mit dem seine Frau Sang asiatische Gerichte würzt.<br />
dratmeter Grund beackert er gemeinsam mit seiner<br />
Frau Sang. Auf der Fensterbank vorgezogene<br />
Setzlinge aus Samen, die das Ehepaar in Asia-Shops<br />
ersteht oder sich von Verwandten in Kambodscha<br />
senden lässt, wachsen zu Salat, Koriander und einer<br />
asiatischen Kohlart heran. Mitte Mai, wenn nicht<br />
mehr mit Frostnächten zu rechnen ist, kommt auch<br />
die Wurzel der „Sacu“-Pflanze zum Austreiben ins<br />
Beet, die eigentlich das feucht-heiße Monsunklima<br />
der südostasiatischen Heimat der Oungs gewöhnt<br />
ist. „Sie wird hier nicht ganz so süß“, meint Sang<br />
Oung, „aber mit Zucker gekocht schmeckt sie sehr<br />
gut.“<br />
52 Euro Pacht pro Jahr zahlen die Nutzer des interkulturellen<br />
Gartens, die aus Aserbeidschan, Rumänien,<br />
Vietnam, Togo und weiteren sechs Nationen<br />
stammen. Für Klaus Brock, den ersten Vorsitzenden,<br />
ist Morn Oung ein Paradebeispiel für das Funktionieren<br />
des Vereinszwecks, der neben der gemeinschaftlichen<br />
Boden-Kultivierung interkulturelles<br />
Lernen, Völkerverständigung und Integration in den<br />
Mittelpunkt stellt: „Als wir uns vergangenes Jahr<br />
kennenlernten, waren seine Deutschkenntnisse viel<br />
geringer“, erzählt Klaus Brock.<br />
Interkulturell geht es auch im Garten des Familienzentrums<br />
Imbuschstraße in Langwasser zu. Den<br />
Kindergarten, der hier unter einem Dach mit einer<br />
Krippe, einem Hort und einem Schülertreff beheimatet<br />
ist, besuchen 80 Mädchen und Jungen aus<br />
rund zehn Nationen. Alisa, Daniel, Francis und Emily<br />
haben sich heute zum Gärtnern gemeldet. Vorsichtig<br />
streuen sie Radieschen-Samen in die Erde und<br />
setzen kleine Salatpflanzen in Kisten. „Immer abwechselnd<br />
eine rote und eine grüne“, sagt Hermann<br />
Pelzner. Der 72-jährige ehemalige Buchhändler arbeitet<br />
regelmäßig mit den Nachwuchsgärtnern im<br />
Außengelände. „Weil wir keine Enkel haben, wollte<br />
ich mich ehrenamtlich um Kinder kümmern“, sagt<br />
er. Da er gerne etwas in der Natur unternimmt, lag<br />
es nahe, durch Vermittlung des Zentrums Aktiver<br />
Bürger beides zusammenzubringen. Viel Geduld hat<br />
Hermann Pelzner und erklärt, warum in jedes vorgegrabene<br />
Loch wirklich nur eine Kartoffel gesetzt<br />
werden darf. Dafür lernen die Kinder umso schneller.<br />
„Da dürfen wir jetzt nicht mehr rein treten“, sagt<br />
Francis bestimmt, als alles gesät und vergraben ist.<br />
Damit zarte Pflänzchen eine Chance zum Gedeihen<br />
bekommen und nicht unter Kinderfüßen eingehen,<br />
wachsen sie in Kunststoffkisten. Inge Schweiger, Leiterin<br />
des städtischen Kindergartens, lobt die Vorzüge<br />
des Gartenprojekts: „Viele Kinder leben in Hochhäusern<br />
ohne Garten. Bei uns können sie sehen, wie<br />
etwas wächst.“ Die Kräuter und Gemüse der Marke<br />
Eigenbau bereichern in der Imbuschstraße auch die<br />
Mahlzeiten. Selbst die größten Schoko-Leckermäuler<br />
greifen gerne zu einem Brot mit Schnittlauch aus<br />
dem eigenen Beet. Auch die reifen Johannisbeeren<br />
hängen nicht lange am Strauch. Besonders groß ist<br />
der Appetit, wenn im Herbst die eigenen Kartoffeln<br />
auf die kleinen Tische kommen, berichtet die<br />
Erzieherin. Damit alle etwas bekommen, muss sie<br />
manchmal schummeln und ein paar Säcke Kartoffeln<br />
dazukaufen.<br />
Aus welchem Antrieb auch immer – ob ökologischstadtentwicklungspolitisch<br />
aktiv, von der Freude<br />
an bodenständiger Arbeit mit Kindern bewegt,
Vor dem Ernten kommt das Buddeln – das lernen die Kinder<br />
im Familienzentrum Imbuschstraße von Hermann Pelzner.<br />
schlicht ernährungsbewusst oder angesichts stauender<br />
Blechlawinen um Naturästhetik bemüht – es<br />
wird gegenwärtig in den Städten gegärtnert, was<br />
das Zeug hält. Davon profitiert auch der klassische<br />
Schrebergarten, der lange Zeit als Inbegriff des<br />
Spießertums galt. <strong>Heute</strong> klagen Kleingartenvereine<br />
seltener über Nachwuchssorgen. Auch in <strong>Nürnberg</strong><br />
bringen immer mehr junge Familien und Hobbygärtner<br />
mit Migrationshintergrund frischen Wind in die<br />
insgesamt gut 8 300 Parzellen der 124 Anlagen.<br />
Für die Soziologin und Urban Gardening-Expertin<br />
Christa Müller ist das erst der Beginn einer neuen<br />
Ära: „Die Epoche der billigen Lebensmittel wird in<br />
absehbarer Zeit vorbei sein“, erklärte sie im März<br />
bei einem Vortrag auf Einladung des Umweltreferats<br />
der <strong>Stadt</strong>. „Immer mehr Menschen haben Sehnsucht<br />
nach einer produktiven Tätigkeit, entdecken<br />
das Regionale und Saisonale.“ ■<br />
13
Text Birgit Ruf, Regina Urban Fotos Stefan Hippel<br />
Dürers Erben<br />
im Digitalzeitalter<br />
Das Kunst-Jahr feiert das Malergenie und Deutschlands älteste Kunstakademie<br />
Die Akademie der Bildenden Künste ist vor 350 Jahren gegründet worden und<br />
damit die älteste Kunstakademie in Deutschland. Im „Jahr der Kunst“ setzt sich<br />
die Dürerstadt <strong>Nürnberg</strong> als kreative Kunstschmiede in Szene.<br />
Im Schatten der Bagger und Kräne duckt sich ganz<br />
hinten auf dem Akademie-Gelände ein unscheinbarer<br />
weißer Container zwischen die Bäume. Mit der<br />
Maloche für den 9,2 Millionen Euro teuren Neubau<br />
in Steinwurfweite hat der schmucklose Würfel aber<br />
nichts zu tun, obwohl es auch darin laut und mitunter<br />
dreckig zugeht: Hier, in der Digitalwerkstatt,<br />
steht der Lasercutter. Das computergesteuerte,<br />
22 000 Euro teure Hightechgerät schneidet mit einem<br />
Laserstrahl alles außer Metall – präzise, rasant<br />
und nach den digitalen Entwürfen seiner Nutzer, die<br />
sich gegen den ohrenbetäubenden Lärm mit Kopfhörern<br />
schützen. „Bildhauer machen hier ganze<br />
Skulpturen aus Holz oder Kunststoff, die Grafikdesigner<br />
lasern Buchstaben aus, und selbst die Maler<br />
nutzen das Gerät, um Schablonen zu erstellen“,<br />
erklärt Anna Lang, Leiterin des Digitallabors, der<br />
jüngsten von insgesamt elf Werkstätten auf dem<br />
knapp 44 000 Quadratmeter großen Areal.<br />
Seit Ende der 1950er Jahre wird der künstlerische<br />
Nachwuchs an dem schönen Fleckchen zwischen Tiergarten<br />
und Seniorenwohnstift in hellen Flachdach-<br />
Pavillons ausgebildet – Studieren im Grünen. Und<br />
mit viel Tradition: Die 1662 von Jacob von Sandrart<br />
gegründete <strong>Nürnberg</strong>er Kunstakademie ist die älteste<br />
im gesamten deutschsprachigen Raum. „Die<br />
erste Kunstakademie wurde von Leonardo da Vinci<br />
gegründet, die zweite von der Feudalherrschaft in<br />
Paris, die dritte von der <strong>Nürnberg</strong>er Bürgerschaft“,<br />
sagt Hanns Herpich, Ex-Präsident der Hochschule.<br />
Und man merkt: Er ist noch heute stolz darauf.<br />
Bodenständigkeit, Fleiß und Bescheidenheit – das<br />
zeichnet laut dem amtierenden Präsidenten Ottmar<br />
Hörl die Hochschule auch heute noch aus: „München<br />
oder Düsseldorf engagieren Künstler von internationalem<br />
Rang als Lehrkräfte, die dann aber<br />
nie wirklich mit den Studenten arbeiten müssen.<br />
Wir machen das anders und definieren uns nicht<br />
über Superstars. Unsere Professoren kümmern sich<br />
um ihre Schüler.“ Aktuell unterrichten 17 Professoren<br />
16 Klassen, dazu kommen regelmäßig Gastprofessoren.<br />
Die Stelle für Gold- und Silberschmiede<br />
ist derzeit vakant und soll im kommenden Wintersemester<br />
wieder besetzt werden.<br />
Die Tatsache, dass der Freistaat während der Krise<br />
über neun Millionen Euro für den Neubau locker gemacht<br />
hat, sieht Hörl auch als ein Zeichen der Wertschätzung.<br />
Zu der steht Wolfgang Heubisch, bayerischer<br />
Minister für Wissenschaft, Forschung und<br />
Kunst: „Die Anziehungskraft der <strong>Nürnberg</strong>er Akademie<br />
für den künstlerischen Nachwuchs aus dem<br />
In- und Ausland sowie das Renommee ihrer Absolventen<br />
belegen ihren Rang im internationalen Kontext“,<br />
sagt der FDP-Politiker und lobt das „junge,<br />
kreative Haus mit seinem unverkennbaren Profil“.<br />
Und Angelika Nollert, Chefin des Neuen Museums in<br />
<strong>Nürnberg</strong>, nennt die <strong>Nürnberg</strong>er Hochschule „eine<br />
der wichtigen Kunstakademien Deutschlands“.<br />
Ihr Jubiläum feiert die Akademie mit zahlreichen<br />
Veranstaltungen und Ausstellungen – etwa zu ihren<br />
historischen Anfängen und den Arbeiten herausragender<br />
Absolventen. Schließlich hat der Miniaturmaler<br />
August Johann Rösel von Rosenhof (etwa<br />
1725) hier ebenso studiert wie der Maler Richard<br />
Lindner (1<strong>92</strong>2-27) und der Grafiker und Maler<br />
Michael Mathias Prechtl (1950-56). (Forts. S. 18)<br />
15<br />
Ein inspirierender Ort<br />
für Nachwuchskünstler:<br />
Die von Sep Ruf entworfene<br />
transparente<br />
Pavillonarchitektur<br />
vereint Ateliers und<br />
Werkstätten. Auf dem<br />
weitläufigen Grundstück<br />
der Akademie<br />
der Bildenden Künste<br />
ist auch viel Platz zum<br />
Arbeiten im Freien.
16<br />
Die Zeit der Kunsterzieher in der Laufer Kaiserburg<br />
ist gezählt. 2013 sollen die zwei Klassen von Michael<br />
Munding und Jochen Flinzer mit zusammen<br />
102 Studierenden in den Akademie-Neubau am<br />
Tiergarten umziehen. Größter Vorteil aus Mundings<br />
Sicht: „Die Studenten müssen dann nicht mehr so<br />
viel Zeit in der S-Bahn verbringen.“ Bislang pendeln<br />
die angehenden Kunsterzieher oft zweimal täglich,<br />
da Bibliothek und Werkstätten sowie die begleitenden<br />
Fächer wie Kunstgeschichte oder Fachdidaktik<br />
in <strong>Nürnberg</strong> untergebracht sind. Den großen Kaisersaal<br />
in Lauf, „wo man ungestört großformatig arbeiten<br />
kann“, werden der Professor und seine Schützlinge<br />
wohl vermissen. Dennoch sieht Munding den<br />
Umzug nüchtern. „Im Rahmen des Studiums ist es<br />
auf jeden Fall eine Erleichterung.“<br />
Er selbst hat sich immer wieder für eine inhaltliche<br />
Verbesserung des Studiengangs eingesetzt. So war<br />
Munding auch an der Reform der Prüfungsordnung<br />
beteiligt, die die Auseinandersetzung mit den neuen<br />
Michael Munding (52) ist der Dienstälteste der<br />
17 Professoren. Seit 1998 unterrichtet er Freie<br />
Malerei und Kunsterziehung an der Laufer<br />
Akademie-Dependance, wo er selbst studiert hat.<br />
Medien und die Befähigung der Studenten, Stellung<br />
zu beziehen und ihre künstlerischen Konzepte im<br />
Diskurs zu vermitteln, zu Schwerpunkten der Ausbildung<br />
machte.<br />
Die Hochschulreform von 2007 dagegen sieht er<br />
äußerst kritisch. Noch ist von der Umstellung auf<br />
Bachelor- und Masterabschlüsse nur der Aufbaustudiengang<br />
„Architektur und <strong>Stadt</strong>forschung“<br />
betroffen, doch gilt das Modulsystem mit seinen<br />
Leistungspunkten seitdem auch für die mit dem<br />
Staatsexamen abschließenden Kunsterzieher. Diese<br />
verschulte Art der Wissensvermittlung stehe im<br />
Widerspruch zur eigenständigen künstlerischen Forschungsarbeit,<br />
sagt Munding und bemüht sich im<br />
Unterricht weiter um größtmögliche Freiheit.<br />
Dass die Akademie „als autonome Forschungseinrichtung“<br />
bestehen bleibt, ist sein größter Wunsch<br />
für die Zukunft. Wichtig sei der Erhalt des Klassenprinzips,<br />
das den Studenten semesterübergreifend<br />
„Diskursfeld und Schutzraum bietet“: „Das ist ein<br />
bisschen wie in der Familie: Unterschiedliche Jahrgänge<br />
lernen voneinander. Der Klassenverbund ist<br />
ein absolut schützenwertes, hohes Gut.“<br />
Munding lobt die flache Hierarchie an der Kunstakademie,<br />
nennt die Teilhabe der Studierenden an<br />
der Geldmittelverwaltung „vorbildlich geregelt“<br />
und freut sich über die künstlerische Vielfalt seiner<br />
Klasse. Während seine Studenten stark medial arbeiten,<br />
ist seine eigene Kunst durchaus altmeisterlich<br />
zu nennen. Seine zu Hochglanzmalerei geadelten<br />
Postkarten-Idyllen und die großen Landschaftspanoramen<br />
präsentieren kitschige Sehnsuchtsmotive,<br />
die uns malerisch virtuos, mit feiner Ironie und einer<br />
doch auch ganz ernsthaften Wertschätzung neu vor<br />
Augen geführt werden. Eine Schule der Wahrnehmung,<br />
die danach fragt, welche Bilder wir uns von<br />
der Welt machen.
Zeit, Vergänglichkeit, Identität sind die Themen von<br />
Joanna Maxellon, die sich nach einem Stipendium<br />
am Zentrum für Kunst und Medientechnologie in<br />
Karlsruhe zunehmend auf das Schreiben, Erzählen<br />
und Filmemachen verlegt hat. Mehrfach wurde sie<br />
mit Autorenstipendien ausgezeichnet. In der Bildhauerei-Klasse<br />
von Ottmar Hörl unterrichtet sie Film<br />
und installatives Arbeiten. Zudem kümmert sie sich<br />
unter anderem um Workshop-Angebote mit Gastkünstlern<br />
und die Organisation von Klassenausstellungen.<br />
Dabei widmet sich Maxellon allen Aufgaben mit<br />
beeindruckendem Engagement. Den aktuellen Zustand<br />
der deutschen Kunstakademien beurteilt sie<br />
kritisch: Die Strukturen seien nicht mehr zeitgemäß,<br />
es fehle der Mittelbau, sagt sie, und nennt als Gegenbeispiel<br />
das Tutorensystem in England, das den<br />
Studenten eine bestmögliche individuelle Betreuung<br />
gewähre. In <strong>Nürnberg</strong> gibt es nicht einmal für die<br />
Hälfte der Klassen einen Assistenten.<br />
Auch die sehr frühzeitige Professionalisierung hierzulande<br />
betrachtet sie mit Skepsis. „Die Studenten<br />
haben schon im ersten oder zweiten Semester ein<br />
Portfolio. Sie sind sofort in der Öffentlichkeit, man<br />
wirft sie ins kalte Wasser.“ Früher seien die Akademien<br />
auch Schutzraum gewesen, in dem der Nach-<br />
Joanna Maxellon (42) studierte Philosophie und<br />
klassische Literatur in Polen, bevor sie 1995 an die<br />
<strong>Nürnberg</strong>er Kunstakademie zu Hanns Herpich kam.<br />
Seit 2003 ist sie Assistentin von Ottmar Hörl.<br />
wuchs experimentieren und sich erproben konnte.<br />
Immerhin: Ein gutes Stück davon sieht Maxellon in<br />
<strong>Nürnberg</strong> noch bewahrt. Die mit knapp 300 Studierenden<br />
sehr kleine Institution biete viele Vorteile.<br />
„Man ist hier sehr mobil, alle kennen sich und lernen<br />
voneinander. Die Professoren setzen auf Austausch<br />
und bemühen sich darum, die Menschen zu<br />
Persönlichkeiten auszubilden.“<br />
Wünschen würde sich Maxellon größere Flächen<br />
und Außenateliers. „Die Pavillon-Architektur von<br />
Sep Ruf ist wunderschön, aber für die heutige Kunst<br />
völlig ungeeignet.“ Den Einwand, die Akademie sei<br />
aufgrund ihrer Randlage zu wenig präsent in der<br />
<strong>Stadt</strong>, lässt sie nicht gelten. „Man kann hier konzentriert<br />
und in Ruhe arbeiten.“ Präsenz habe nichts mit<br />
der Lage zu tun, sondern damit, „wie die Künstler<br />
mit ihren Arbeiten nach außen wirken.“<br />
Dass sie etwas bewirken können, davon ist Joanna<br />
Maxellon zutiefst überzeugt. „Mit Kunst kann<br />
man mehr verändern als mit Demonstrationen. Der<br />
Künstler kann ungestraft einen kompromisslosen<br />
Blick auf die Gesellschaft werfen, Kritik üben und<br />
wichtige Diskurse befördern.“ Natürlich sei das auch<br />
eine idealistische Vorstellung, sagt Maxellon, doch<br />
eins steht für sie außer Frage: „An den Kunstakademien<br />
muss es mehr Visionäre geben.“<br />
17
18<br />
Seit zwei Jahren arbeitet der gebürtige Hesse, der<br />
aus einer traditionsreichen Steinmetz- und Bildhauerfamilie<br />
stammt, bevorzugt mit alten Jalousien. Er<br />
zerlegt sie in ihre Einzelteile und baut sie neu zusammen<br />
– zu großen flugzeugartigen Objekten, die<br />
nicht nur für Ausstellungen gedacht sind, sondern<br />
auch für Aktionen im öffentlichen Raum. Mit seinem<br />
„Sturzbomber“ ist er bislang noch nicht durch <strong>Nürnberg</strong><br />
gelaufen. Doch an seine „street kino soap“, die<br />
er in der Blauen Nacht 2010 in den Karstadt-Arkaden<br />
inszenierte, dürfte sich noch mancher erinnern.<br />
Wie auf einer Kinoleinwand konnten die Zuschauer<br />
das nächtliche Treiben verfolgen, während sie zugleich<br />
selbst zu Objekten der Anschauung wurden.<br />
Hinter solchen Projekten steht ein erweiterter Begriff<br />
von Bildhauerei: Der öffentliche Raum selbst wird als<br />
soziales Gebilde zum Forschungsgegenstand. Caspar<br />
Hüter findet das weit spannender als Häuser zu<br />
bauen. Der Diplom-Studiengang, der 19<strong>92</strong> auf Initiative<br />
von Georg Hölzinger entstand, war damals<br />
bundesweit der erste seiner Art und gehört zu den<br />
Aushängeschildern der Akademie. 2003 übernahm<br />
Georg Winter den Lehrstuhl, seit Ende 2008 hat ihn<br />
Simone Decker inne.<br />
Die Studienbedingungen in <strong>Nürnberg</strong> findet Hüter<br />
trotz der längst zu klein gewordenen Pavillons geradezu<br />
luxuriös. In Frankfurt habe man oft auf den<br />
Caspar Hüter (32) kam nach dem Architekturstudium<br />
in Frankfurt 2009 für den Aufbaustudiengang „Kunst<br />
und öffentlicher Raum“ nach <strong>Nürnberg</strong>. Er ist auch<br />
Sprecher der Studentenschaft.<br />
Gängen arbeiten müssen. Und er lobt die offene<br />
Atmosphäre und die demokratischen Strukturen an<br />
der Akademie. Als Studentensprecher sitzt er mit im<br />
Hochschulrat und im Senat, wo er die Interessen der<br />
Studierenden vertritt. Sie dürfen auch mitbestimmen,<br />
wofür die Studiengebühren (die mit 300 Euro<br />
pro Semester vergleichsweise gering sind) ausgegeben<br />
werden. „In Hessen flossen die Gelder in den<br />
Staatshaushalt. Hier werden damit Anschaffungen<br />
finanziert, die sich die Akademie sonst nicht leisten<br />
könnte.“ Auch Workshops, Gastprofessuren und<br />
Vortragsreihen gehören dazu.<br />
Wichtig findet Hüter zudem, dass in <strong>Nürnberg</strong> die<br />
Freiheit der Kunst hochgehalten wird. „Andere<br />
Hochschulen haben den Bachelor- und Master-<br />
Abschluss eingeführt. Das bedeutet immer eine<br />
Verschulung des Studiums und läuft auf ein Brauchbarmachen<br />
für die Wirtschaft hinaus.“ Natürlich erfordere<br />
solche Freiheit auch viel Selbstdisziplin, doch<br />
die müsse man als Künstler später auch aufbringen.<br />
Caspar Hüters Wunsch zum 350. Jubiläum? Dass es<br />
der Akademie mehr Aufmerksamkeit beschert. Zwar<br />
gingen die Studenten mit ihren Projekten seit einigen<br />
Jahren verstärkt nach außen, doch gebe es noch<br />
immer viele <strong>Nürnberg</strong>er, die keine Ahnung von der<br />
Kreativschmiede in ihrer <strong>Stadt</strong> hätten.
Miho Kasama (31) hat in Japan den Bachelor of Fine<br />
Art – Fachrichtung Metallguss – gemacht und studiert<br />
seit 2006 an der <strong>Nürnberg</strong>er Akademie in der Klasse<br />
für „Freie Kunst“.<br />
Miho Kasama, die ihr Studium bei Heike Baranowsky<br />
in diesem Sommersemester abschließen wird, macht<br />
sich über ihre Zukunft keine Illusionen: „Von meiner<br />
Kunst werde ich nicht leben können. Damit kann<br />
man gar nichts verdienen.“ Die Japanerin hat sich<br />
auf Fotografie spezialisiert, jedoch nicht im Sinne<br />
von künstlerischer Fotografie. Vielmehr hinterfragt<br />
sie das Medium selbst, überprüft es auf seine technischen<br />
und gesellschaftlichen Möglichkeiten hin.<br />
Für die Jahresausstellung 2011 vermaß sie den<br />
Klassenpavillon Zentimeter für Zentimeter mit dem<br />
Fotomodell-Scanner, druckte die errechneten Koordinaten<br />
als unendliche winzige Zahlenreihen auf<br />
langen Papierbahnen aus und tapezierte damit die<br />
Wände. Für diese Arbeit, in der sich digitale und reale<br />
Welt auf abstrakte Weise überlappten, erhielt sie<br />
den Akademie-Preis.<br />
„Es geht mir um Aufklärung“, sagt Miho Kasama,<br />
die nach Deutschland kam, weil sie konzeptuell arbeiten<br />
wollte. In ihrer Heimat würden Studiengänge<br />
in Medienkunst nicht angeboten. „Das Hochschulsystem<br />
dort ist sehr traditionell. Künstler, die klassisch<br />
handwerklich und meisterhaft arbeiten, werden<br />
hoch geschätzt, aber zeitgenössische Kunst hat<br />
es in Japan sehr schwer.“<br />
Eigentlich wollte Miho Kasama in Frankfurt oder<br />
Stuttgart studieren, doch müssen ausländische Bewerber<br />
dort eine Sprachprüfung ablegen. In <strong>Nürnberg</strong><br />
wird das nicht gefordert. Die 31-Jährige, die<br />
längst hervorragend Deutsch spricht, fühlt sich<br />
aber auch an der hiesigen Akademie sehr wohl. Sie<br />
schätzt die wöchentlichen Klassenbesprechungen,<br />
die Diskussionskultur, den Austausch zwischen den<br />
Disziplinen und dass nicht nur das Ergebnis zählt.<br />
Auch die Werkstätten seien gut ausgestattet, die<br />
Lehrer sehr hilfsbereit, die Studenten supernett –<br />
„und man hat viel Platz.“<br />
Miho Kasama hat sich aus einem kleinen Lagerraum<br />
im Pavillon 19 ihren eigenen Arbeitsplatz geschaffen,<br />
sie mag die Lage im Wald – „obwohl es etwas<br />
abgelegen ist“. Nach dem Studium würde sie gerne<br />
„einen ganz normalen Job“ machen, bevorzugt<br />
im Bereich Archivierung und Restaurierung digitaler<br />
Medien – eine gewaltige Zukunftsaufgabe, die angesichts<br />
der ungewissen Haltbarkeit der modernen<br />
Datenträger alle Bereiche der Gesellschaft betrifft.<br />
„Künstlerisch werde ich nur nebenberuflich arbeiten<br />
können“, sagt Miho Kasama, die mehr als viele andere<br />
Absolventen in eine ungewisse Zukunft blickt.<br />
Sie möchte in Deutschland bleiben, doch macht sie<br />
sich wenig Hoffnung auf ein Künstlervisum, das ihr<br />
den langfristigen Aufenthalt ermöglichen würde.<br />
„Als Alternativen bleiben mir dann nur: Heiraten<br />
oder eine Arbeitsstelle finden, für die ich unabdingbar<br />
bin.“<br />
Porträts: Regina Urban<br />
19
20<br />
Auch der Filmemacher Herbert Achternbusch (1960)<br />
und der Kabarettist Matthias Egersdörfer (2004-<br />
2007) kommen von der <strong>Nürnberg</strong>er Akademie.<br />
„Wir bilden keine Leute aus, die Bilder für Muttis<br />
Wohnzimmer malen, sondern kritische Geister, die<br />
sich in die Gesellschaft einbringen“, sagt Hörl.<br />
Wer an der Akademie studieren möchte, muss sein<br />
Talent schon vorab beweisen und sich mit seiner<br />
Mappe durchsetzen. Nur jeder Vierte wird genommen.<br />
Die Art der möglichen Abschlüsse ist vielfältig:<br />
Wer in den freien Fachrichtungen wie Bildhauerei,<br />
Freie Kunst oder Freie Malerei studiert, erhält nach<br />
zehn Semestern ein Zeugnis mit Beurteilung. Besonders<br />
gute Studenten werden von ihrem Klassenlehrer<br />
zum „Meisterschüler“ ernannt. Die Grafik-Designer<br />
schließen mit einem Diplom ab, „Architektur und<br />
<strong>Stadt</strong>forschung“ wird als Masterstudiengang angeboten,<br />
und „Kunst und öffentlicher Raum“ als<br />
Aufbaustudiengang. In zwei Klassen kann man sich<br />
zum Kunsterzieher für Gymnasien ausbilden lassen<br />
und das Studium mit der Staatsprüfung abschließen.<br />
Auch die angehenden Lehrer werden an einem idyllischen<br />
Plätzchen unterrichtet, das allerdings nicht<br />
am Stammdomizil liegt: Die beiden Kunsterzieher-<br />
Klassen zogen 1985 auf die historische Kaiserburg<br />
in Lauf. Die Dependance wurde nötig, weil die in<br />
den 1950er Jahren nach den Plänen von Architekt<br />
Sep Ruf erbauten und heute unter Denkmalschutz<br />
stehenden Pavillons aus allen Nähten platzten. Konzipiert<br />
waren sie für 150 Studierende. Im Wintersemester<br />
2011/12 sind an den beiden Standorten<br />
insgesamt 311 Studenten eingeschrieben. Sie werden<br />
im Sommer 2013 wiedervereint: Dann soll der<br />
1 750 Quadratmeter große Neubau fertig sein und<br />
in großzügigen, hellen Sälen ideale Bedingungen für<br />
die Kunst bieten.<br />
So schön die Lage und Arbeitsatmosphäre der Akademie<br />
im <strong>Nürnberg</strong> Südosten auch sein mag, sie hat<br />
einen entscheidenden Nachteil: Die Kunst-Oase liegt<br />
abseits vom <strong>Stadt</strong>zentrum. Politiker und Kunstvermittler<br />
sind sich der Bedeutung der Hochschule dennoch<br />
wohl bewusst, in den Köpfen der breiten Bürgerschaft<br />
ist die Kreativ-Schmiede aber auch nach<br />
350 Jahren noch nicht angekommen. Das weiß auch<br />
Hörl und beschönigt nichts, wenn er feststellt: „Den<br />
Kontakt in die <strong>Stadt</strong> haben wir noch nicht hinbekommen.“<br />
Aber die Hochschule arbeitet daran. Seit<br />
fünf Jahren gibt es zum Beispiel die Akademie-Galerie<br />
in der Adlerstraße unweit der Lorenzkirche. Mehr<br />
als 45 Studenten-Ausstellungen haben hier bereits<br />
das Publikum angelockt.<br />
Mit dem groß angelegten Jubiläums-Programm,<br />
das neben der Dürer-Schau im Germanischen Nationalmuseum<br />
Bestandteil im <strong>Nürnberg</strong>er „Jahr<br />
der Kunst“ ist, will Hörl für seine Hochschule trommeln:<br />
„<strong>Nürnberg</strong> muss sich darauf besinnen, dass<br />
es einst kulturelle Hochburg war. Damit kann die<br />
<strong>Stadt</strong> wuchern.“ Das veranstaltungsreiche „Jahr der<br />
Kunst“ bietet dafür die Gelegenheit: Es blickt auf<br />
den alten Meister und seine jungen Erben, die längst<br />
nicht mehr nur den Pinsel schwingen, sondern ganz<br />
selbstverständlich auch die Neuen Medien im Digitallabor<br />
nutzen.<br />
Birgit Ruf<br />
Kunst per Computerklick: Anna Lang ist Leiterin des Digitallabors,<br />
der jüngsten der elf Werkstätten der Akademie. Ausgestattet mit<br />
Digitalcutter und Digital-3D-Druckern können hier Studentinnen<br />
und Studenten etwa Skulpturen entwickeln.
Jahr der Kunst 2012:<br />
Der junge Dürer und die älteste Kunstakademie Deutschlands<br />
Der junge Albrecht Dürer (1471 - 1528) und die mit 350 Jahren älteste Kunstakademie Deutschlands stehen<br />
2012 im Mittelpunkt des <strong>Nürnberg</strong>er Kultur(er)lebens. Im Germanischen Nationalmuseum wird die größte<br />
Dürer-Ausstellung seit 40 Jahren und nach Einschätzung von Generaldirektor G. Ulrich Großmann wohl<br />
auch der kommenden 50 Jahre zu sehen sein. Die 1662 gegründete Akademie der Bildenden Künste feiert<br />
ihr Jubiläum mit mehreren Ausstellungen, die unter Beweis stellen, dass <strong>Nürnberg</strong> nicht nur im 15. Jahr-<br />
hundert eine kreative Künstlerschmiede war. Zwei Anlässe für die <strong>Stadt</strong> <strong>Nürnberg</strong>, ein Jahr der Kunst auszurufen<br />
und mit vielen weiteren Veranstaltungen anzureichern.<br />
Das gesamte Programm zum Jahr der Kunst steht im Internet unter www.jahrderkunst.de.<br />
„<strong>Nürnberg</strong> <strong>Heute</strong>“ hat eine Auswahl der Termine zusammengestellt.<br />
30 Künstler / 30 Räume<br />
In der Gemeinschaftsausstellung von<br />
vier Institutionen für zeitgenössische<br />
Kunst variieren 30 internationale künstlerische<br />
Positionen das Thema Raum.<br />
17. März bis 17. Juni<br />
Neues Museum – Staatliches Museum<br />
für Kunst und Design, Klarissenplatz;<br />
Kunsthalle <strong>Nürnberg</strong>, Lorenzer Straße<br />
32; Institut für Moderne Kunst im<br />
Atelier- und Galeriehaus Defet, Gustav-<br />
Adolf-Straße 33; Studio im Zumikon,<br />
Großweidenmühlstraße 21; Kunstverein<br />
<strong>Nürnberg</strong> – Albrecht Dürer Gesellschaft,<br />
Kressengartenstraße 2; sowie im öffentlichen<br />
Raum<br />
Und der Gewinner ist …<br />
Die Kunstvilla – Museum für regionale<br />
Kunst zeigt Arbeiten, mit denen sich<br />
Studierende der Akademie der Bildenden<br />
Künste zwischen 1983 und heute<br />
an dem bundesweiten Wettbewerb<br />
„Kunststudentinnen und Kunst-<br />
studenten stellen aus“ beteiligten.<br />
19. April bis 24. Juni<br />
Kunsthaus im KunstKulturQuartier,<br />
Königstraße 93<br />
1662 - 1806. Die Frühzeit der<br />
<strong>Nürnberg</strong>er Kunstakademie<br />
Warum wurde ausgerechnet in <strong>Nürnberg</strong><br />
die erste deutsche Kunstakademie<br />
gegründet? Antwort darauf gibt die<br />
Ausstellung der Gemälde- und Skulpturensammlung<br />
der <strong>Stadt</strong> <strong>Nürnberg</strong>.<br />
16. Mai bis 2. September<br />
<strong>Stadt</strong>museum Fembohaus / Museen der<br />
<strong>Stadt</strong> <strong>Nürnberg</strong>, Burgstraße 15<br />
re·turn<br />
Rund 30 Akademie-Absolventen, die<br />
heute ihren festen Platz in der nationalen<br />
und internationalen Kunstszene<br />
haben, präsentieren ihre Arbeiten.<br />
17. Mai bis 1. Juli<br />
„Auf AEG“,<br />
Muggenhofer Straße 132/135<br />
Der frühe Dürer<br />
Erstmals widmet sich eine große Ausstellung<br />
dem frühen Werk Albrecht<br />
Dürers und zeigt anhand von 200<br />
Originalen – davon 120 von „AD“ –<br />
neue Einblicke in das Schaffen und die<br />
Lebensumstände des Künstlers.<br />
24. Mai bis 2. September<br />
Germanisches Nationalmuseum,<br />
Kartäusergasse 1<br />
Dürers Nachbarschaft<br />
Die Freiluft-Präsentation im <strong>Nürnberg</strong>er<br />
Burgviertel lenkt den Blick auf die<br />
Frage, wie wichtig das Netzwerk aus<br />
Nachbarn, Freunden und Förderern für<br />
Albrecht Dürer war.<br />
30. Juni bis 2. September<br />
Öffentlicher Raum im Burgviertel<br />
Geartete Kunst. Die <strong>Nürnberg</strong>er<br />
Akademie im Nationalsozialismus<br />
Mit der Rolle der Kunstakademie in den<br />
Jahren 1933 - 1945 und der Frage, wie<br />
es damals um die Freiheit der Kunst bestellt<br />
war, befasst sich diese Ausstellung.<br />
5. Juli bis 16. September<br />
Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände<br />
/ Museen der <strong>Stadt</strong> <strong>Nürnberg</strong>,<br />
Bayernstraße 110<br />
„Original kopiert!“<br />
Der neue Dürer-Saal<br />
In der Wohn- und Arbeitsstätte des<br />
Malers zeigt eine Dauerausstellung im<br />
neuen Dürer-Saal seine wichtigsten<br />
Gemälde in historisch bedeutsamen<br />
Kopien.<br />
21<br />
ab 27. Juli<br />
Albrecht-Dürer-Haus / Museen der <strong>Stadt</strong><br />
<strong>Nürnberg</strong>, Albrecht-Dürer-Straße 39<br />
Dürers Triumphzug – Das <strong>Nürnberg</strong>er<br />
Rathaus, mit Rathaus ART und<br />
Dürer-Vorträgen<br />
Albrecht Dürers großer Wandmalereizyklus<br />
im <strong>Nürnberg</strong>er Rathaussaal, mit<br />
dem er 1521 beauftragt wurde, wird<br />
ein Wochenende lang in Projektionen<br />
wieder erlebbar.<br />
3. bis 5. August<br />
Rathaus Wolffscher Bau, Rathausplatz 2<br />
/prospekt/ Vorhang auf … für die<br />
Akademie der Bildenden Künste in<br />
<strong>Nürnberg</strong><br />
Malerei, Bildhauerei, Kunst für den öffentlichen<br />
Raum, Grafik-Design / Visuelle<br />
Kommunikation und Arbeiten aus den<br />
Fachbereichen Architektur und <strong>Stadt</strong>forschung<br />
sowie Gold- und Silberschmieden<br />
präsentieren die 14 Klassen der<br />
Kunstakademie in den „Schaufenstern“<br />
– den einsehbaren Fassadenräumen –<br />
des Neuen Museums.<br />
9. November 2012 bis 20. Januar 2013<br />
Neues Museum – Staatliches Museum<br />
für Kunst und Design, Klarissenplatz
22 Menschen<br />
Foto: Hans-Joachim Winckler<br />
First Lady aus <strong>Nürnberg</strong><br />
Im Zug von Wien nach <strong>Nürnberg</strong> hat Daniela Schadt erfahren, dass ihr Lebensgefährte<br />
Joachim Gauck für das Amt des Bundespräsidenten nominiert worden ist.<br />
Damit hat sich schlagartig auch das Leben der <strong>Nürnberg</strong>erin verändert. Seit der<br />
Wahl des 72-Jährigen zum Staatsoberhaupt am 18. März 2012 ist die herzliche<br />
und unprätentiöse Journalistin aus <strong>Nürnberg</strong> Deutschlands First Lady. Über 20<br />
Jahre arbeitete sie bei der „<strong>Nürnberg</strong>er Zeitung“, lange Zeit als Leiterin des innenpolitischen<br />
Ressorts. Nun hat die 52-Jährige ihren Beruf aufgegeben und ist nach<br />
Berlin gezogen, um ihren Jochen, wie sie ihn nennt, nach Kräften zu unterstützen.<br />
Kennengelernt hatte sich das Paar 1999 bei einer Veranstaltung in <strong>Nürnberg</strong>, bei<br />
der Gauck als damaliger Beauftragter für die Stasi-Unterlagen eine Rede hielt.<br />
Gefragter Fachmann<br />
Leibl Rosenberg ist von der EU in den Beirat<br />
des European Holocaust Research Infrastructure<br />
Project (EHRI) berufen worden. An dem<br />
Projekt arbeiten die 20 weltweit wichtigsten<br />
Holocaust-Forschungs-Institutionen zusammen,<br />
um die weit verstreuten Quellen zu<br />
den Ursachen, Bedingungen und Folgen des<br />
Holocaust zu sammeln, aufzubereiten und<br />
der internationalen Öffentlichkeit zugänglich<br />
zu machen. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />
der <strong>Nürnberg</strong>er <strong>Stadt</strong>bibliothek ist Leibl<br />
Rosenberg seit vielen Jahren für die Erforschung<br />
und Rückerstattung von Schriften aus<br />
der Sammlung Israelitische Kultusgemeinde,<br />
der ehemaligen „Stürmer-Bibliothek“,<br />
zuständig.<br />
Foto: privat<br />
Solidarität mit Anwalt<br />
Mit Empörung hat die <strong>Stadt</strong>spitze<br />
auf die Verurteilung von Abdolfattah<br />
Soltani, Träger des Internationalen<br />
<strong>Nürnberg</strong>er Menschenrechtspreises<br />
2009, reagiert. Das iranische Regime<br />
hat Soltani im März 2012 zu einer<br />
18-jährigen Haftstrafe verurteilt. Die<br />
<strong>Nürnberg</strong>er Ehrung ist einer der Haftgründe.<br />
Oberbürgermeister Ulrich Maly<br />
versicherte, dass die <strong>Stadt</strong> alle diplomatischen<br />
Wege nutzen werde, um<br />
gegen den Richterspruch vorzugehen.<br />
Auch Hunderte von <strong>Nürnberg</strong>erinnen<br />
und <strong>Nürnberg</strong>ern haben mit einer<br />
Brief-Aktion gegen die Verurteilung<br />
des iranischen Rechtsanwalts und<br />
Menschenrechtlers protestiert.<br />
Foto: Christine Dierenbach
Bürger für Toleranz-Projekte<br />
Der 17-jährige Tim Sternkopf ist einer von acht Bürgern, die<br />
neben Vertretern von Ämtern und Institutionen einen Sitz<br />
im städtischen Begleitausschuss des Bundesprogramms<br />
„Toleranz fördern – Kompetenz stärken“ ergattert haben.<br />
Interessierte Bürger wie der in der Schülermitverwaltung der<br />
Peter-Vischer-Schule engagierte Tim Sternkopf konnten sich<br />
für die Besetzung des 20-köpfigen Gremiums bewerben.<br />
Der Ausschuss entscheidet in den kommenden zwei Jahren<br />
über die Förderung von Projekten, die sich für Toleranz in der<br />
<strong>Stadt</strong>gesellschaft einsetzen. Die Federführung zur Umsetzung<br />
in <strong>Nürnberg</strong> liegt beim städtischen Menschenrechtsbüro.<br />
Neuer Präsident im Oberlandesgericht<br />
Peter Küspert leitet seit 1. Oktober 2011 das Oberlandesgericht<br />
<strong>Nürnberg</strong>. Der Jurist trat die Nachfolge des aus Altersgründen<br />
ausgeschiedenen Stefan Franke an. In seiner Funktion als Präsident<br />
des Oberlandesgerichts <strong>Nürnberg</strong> ist Peter Küspert für fünf<br />
Landgerichte und siebzehn Amtsgerichte zuständig, darunter die<br />
Gerichte in Mittelfranken, in der Oberpfalz sowie die Amtsgerichtsbezirke<br />
Kelheim und Straubing. Peter Küspert hat seine<br />
Laufbahn in der bayerischen Justiz im August 1983 als Richter an<br />
den Amtsgerichten Wolfratshausen und Garmisch-Partenkirchen<br />
begonnen. Danach arbeitete er längere Zeit in den Justizministerien<br />
von Bund und Freistaat.<br />
Foto: bayernpress / Udo Dreier<br />
Foto: Christine Dierenbach<br />
Foto: Karl-Friedrich Hohl<br />
Menschen<br />
Fußball-Wette eingelöst<br />
23<br />
Am 20. Dezember 2011 hatten sich <strong>Nürnberg</strong>s Oberbürgermeister<br />
Ulrich Maly und sein Fürther Amtskollege<br />
Thomas Jung das DFB-Pokal-Spiel zwischen dem<br />
1. FC <strong>Nürnberg</strong> und Greuther Fürth angesehen. Wessen<br />
<strong>Stadt</strong>mannschaft verliert, so wurde verabredet, durfte<br />
den Kollegen zum Essen einladen. Fürth besiegte den<br />
Club mit 1:0 und Maly (links) kochte im Mai 2012<br />
zuhause für Jung und weitere Gäste ein eigenes Fußball-<br />
Menü, unter anderem mit „Auberginen nach Art des<br />
Ruhmreichen“ und „Spargel grün-weiß mit Kleeblatt“.<br />
Wenige Wochen zuvor war die Spielvereinigung Greuther<br />
Fürth erstmals in ihrer Geschichte in die 1. Bundesliga<br />
aufgestiegen.
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Foto: Christine Dierenbach<br />
GESTORBEN<br />
Manfred H. Grieb, Kunstsammler und<br />
Herausgeber des <strong>Nürnberg</strong>er Künstlerlexikons,<br />
ist am 20. Februar 2012 im Alter von<br />
79 Jahren verstorben. Der gelernte Industriekaufmann<br />
war seit 19<strong>92</strong> als Galerist<br />
und Sammler aktiv. Sein Augenmerk lag<br />
auf <strong>Nürnberg</strong>er <strong>Stadt</strong>ansichten, darunter<br />
Ölgemälde, Aquarelle und Zeichnungen.<br />
20 Jahre lang arbeitete er am „<strong>Nürnberg</strong>er<br />
Künstlerlexikon“, das 2007 erschien. Er war<br />
Gründer und Vorstand des „Fördervereins<br />
Kulturhistorisches Museum <strong>Nürnberg</strong> e. V.“<br />
und setzte sich nachhaltig für die Erhaltung<br />
und Darstellung des kulturellen Erbes der<br />
ehemaligen Reichsstadt <strong>Nürnberg</strong> ein.<br />
Orgelwoche bekommt neuen Leiter<br />
Der Musikmanager Folkert Uhde wird ab 2013 künstlerischer Leiter der<br />
Internationalen Orgelwoche <strong>Nürnberg</strong> (ION). Er übernimmt diese Aufgabe<br />
von Wilfried Hiller, der seit 2009 das Programm der ION gestaltete. Nach<br />
einer Ausbildung zum Radio- und Fernsehtechniker studierte der 1965 geborene<br />
Uhde Kommunikations- und Musikwissenschaft sowie Barockvioline.<br />
Seit 1995 ist er als Kulturmanager tätig, entwickelte mehrere Festivals<br />
und gilt als besonders innovativer Kopf auf dem Gebiet der Präsentation<br />
klassischer Musik. Den Besucherinnen und Besuchern der ION möchte er<br />
neue Hör-Erlebnisse bieten durch einen lebendigen Dialog von Geschichte<br />
und Gegenwart, Raum und Klang, Architektur und Repertoire.<br />
Menschen<br />
Grüße von Preisträger Morris<br />
„Für mich gehört die Auszeichnung mit dem Internationalen<br />
<strong>Nürnberg</strong>er Menschenrechtspreis ganz ohne Zweifel<br />
zu den schönsten und ergreifendsten Ereignissen des<br />
Jahres 2011.“ Mit diesen Worten hat Hollman Morris den<br />
<strong>Nürnberg</strong>erinnen und <strong>Nürnberg</strong>ern in einem persönlichen<br />
Schreiben seine Neujahrsgrüße für 2012 übermittelt.<br />
Der Gang mit Oberbürgermeister Ulrich Maly nach dem<br />
Festakt im Opernhaus entlang der Friedenstafel habe<br />
ihn ganz besonders berührt, schreibt der kolumbianische<br />
Menschenrechtler weiter: „Der Applaus der Besucherinnen<br />
und Besucher, ihre Zugewandtheit und menschliche<br />
Wärme und, zu guter Letzt, die Offenheit und Herzlichkeit<br />
der Kinder beim Weltkindertag haben uns gezeigt, dass<br />
<strong>Nürnberg</strong>s Leitbild als <strong>Stadt</strong> des Friedens und der Menschenrechte<br />
keine graue Theorie ist, sondern von vielen<br />
Menschen tatsächlich gelebt wird.“<br />
25<br />
Foto: André Rival
Text Katja Auer Fotos Peter Roggenthin<br />
Hier geht’s<br />
um die Wurst<br />
Von <strong>Nürnberg</strong> aus gehen Bratwürste<br />
millionenfach in die Welt<br />
Sie sind Kulturgut: <strong>Nürnberg</strong>er Bratwürste. Ob als Drei im Weggla,<br />
Sechs auf Kraut oder als Blaue Zipfel – nicht nur die <strong>Nürnberg</strong>er<br />
lieben diese kleinen Leckerbissen. Die Würste sind ein absoluter<br />
Exportschlager.<br />
Von Goethe ist überliefert, dass er sie sich regelmäßig hat nach Weimar schicken<br />
lassen. Jean Paul hat sie auch gemocht. „Die Würste sind meinem Magen<br />
schöne vergißmeinnicht von <strong>Nürnberg</strong>“, hat er gedichtet. Soviel Poesie.<br />
Über <strong>Nürnberg</strong>er Bratwürste. Kurzer Test an einer Bude in der <strong>Nürnberg</strong>er<br />
Fußgängerzone. Der Herr vielleicht? Was Tiefgründiges über Bratwürste?<br />
„Schmeckt halt“, sagt der Mann, der sich als <strong>Nürnberg</strong>er zu erkennen gibt<br />
und als regelmäßiger Konsument von Drei im Weggla. Die <strong>Nürnberg</strong>er essen<br />
sie, die Touristen auch und wer durch <strong>Nürnberg</strong> spaziert, der kann sich leicht<br />
am Geruch orientieren, wenn er einen Stand ansteuern will oder eine der<br />
zahlreichen Bratwurstküchen, die es schon seit dem 16. Jahrhundert gibt.<br />
„<strong>Nürnberg</strong> ist mehr als Bratwurst und Lebkuchen – aber es wäre anders<br />
ohne“, sagt Rainer Heimler, der Vorsitzende des Schutzverbands <strong>Nürnberg</strong>er<br />
Rostbratwürste. Sogar einen eigenen Schutzverband hat die Wurst,<br />
den die <strong>Stadt</strong>, die Fleischerinnung und die vier großen Wursthersteller<br />
1998 gründeten, um einen Herkunftsschutz für die Bratwürste durchzusetzen<br />
und Nachmacher zu stoppen, die überall kleine Würstchen produzierten<br />
und diese dann nach <strong>Nürnberg</strong> benannten. Das geht nun nicht mehr.<br />
Seit 2003 ist die <strong>Nürnberg</strong>er Bratwurst eine „geschützte geographische<br />
Angabe nach Europäischem Recht“, kurz g.g.A. Damit schützt die EU das<br />
Wissen um eine Spezialität und die örtliche lang gepflegte Tradition ihrer<br />
Herstellung.<br />
27
28<br />
Die Würste müssen also im <strong>Nürnberg</strong>er <strong>Stadt</strong>gebiet<br />
hergestellt werden, auch wenn die Rohstoffe nicht<br />
aus der Region kommen müssen. Damit genießt die<br />
Bratwurst den gleichen Schutz wie das Lübecker<br />
Marzipan oder der Aceto Balsamico di Modena.<br />
Zwei weitere Siegel vergibt die EU zur Qualitätssicherung:<br />
Die „geschützte Ursprungsangabe“, wenn<br />
die Rohstoffe für ein Produkt aus einer bestimmten<br />
Gegend stammen und eine für die Region typische<br />
Eigenschaft aufweisen. Diesem Schutz unterliegen<br />
der Allgäuer Emmentaler oder der Parmaschinken.<br />
Und schließlich gibt es noch die „geschützte traditionelle<br />
Spezialität“ wie die Pizza Napoletana oder<br />
den Mozzarella. Dabei geht es um die Rezeptur, die<br />
Herkunft und der Ort der Herstellung spielen keine<br />
Rolle.<br />
Was drin sein darf in den Bratwürsten, das hat der<br />
<strong>Nürnberg</strong>er <strong>Stadt</strong>rat am 18. März 1998 exakt festgelegt:<br />
grob entfettetes Schweinefleisch grober Körnung,<br />
der Fettanteil bei höchstens 30 Prozent, gewürzt<br />
mit Majoran und gepresst in einen Schafdarm.<br />
Ein bisschen Spielraum bleibt dem Metzger freilich<br />
schon, die genaue Gewürzmischung ist nicht festgelegt.<br />
Ob einer ein bisschen mehr Pfeffer hinein rührt<br />
oder mit etwas Zitrone nachwürzt, das bleibt jedem<br />
selbst überlassen. Sieben bis neun Zentimeter lang<br />
muss die Wurst sein und 20 bis 25 Gramm schwer.<br />
Ganz schön klein. Und um dies kleine Maß ranken<br />
sich allerlei Legenden. Damit sie die schlauen Metzger<br />
nach Ladenschluss durch das Schlüsselloch verkaufen<br />
konnten, lautet eine, oder weil sie so den<br />
Gefangenen in den Kerkern zugesteckt werden<br />
konnten.<br />
24 Gramm ist eine <strong>Nürnberg</strong>er von Metzger Wolfgang<br />
Pfettner schwer, aber was da genau drin ist,<br />
verrät er freilich nicht. Seine Bratwurst würde er am<br />
Geschmack unter allen anderen erkennen, sagt er.<br />
Die Gewürzmischung stammt von seinem Großvater.<br />
Wolfgang Pfettner führt das Geschäft bereits<br />
in der vierten Generation. Es ist früh am Morgen,<br />
sehr früh, und bei Pfettner werden Bratwürste gemacht.<br />
Sein Fleisch kauft er überwiegend in Franken,<br />
sagt er, auf jeden Fall aber in Deutschland. Die<br />
Herkunft der Zutaten ist nicht geregelt, was nicht<br />
jedem passt. Allerdings ist man sich unter den Herstellern<br />
einig, dass es kaum möglich sei, die vielen<br />
<strong>Nürnberg</strong>er aus fränkischen Schweinen zu machen.<br />
Das Fleisch reiche einfach nicht. Zumal in <strong>Nürnberg</strong><br />
nun einmal kein Pfeffer wächst. Die Därme kommen<br />
von noch viel weiter her, aus China, Australien, Neuseeland<br />
oder Iran. Und Schafdärme sind knapp, da<br />
die Nachfrage wächst, das Angebot aber nicht.<br />
Auch Handarbeit ist gefragt: In der Metzgerei Pfettner werden<br />
jeden Morgen frische Bratwürste hergestellt.<br />
Die Schafsaitlinge für die <strong>Nürnberg</strong>er Bratwürste werden aus<br />
China, Australien, Neuseeland oder Iran importiert.<br />
Bei der Metzgerei Pfettner spielt die Familientradition eine wichtige<br />
Rolle: Die Gewürzmischung stammt von Pfettners Großvater.
Guido Wolff ist Marketingchef bei Schlütter – einer der<br />
vier größten Hersteller.<br />
Millionenfach werden <strong>Nürnberg</strong>er Bratwürste bei<br />
Schlütter hergestellt.<br />
Wolfgang Pfettner führt die gleichnamige Metzgerei<br />
bereits in der vierten Generation.<br />
Um das Fünffache sei der Preis in den vergangenen<br />
zwei Jahren gestiegen, sagen die Experten. Hilft<br />
aber nichts, wer eine <strong>Nürnberg</strong>er Bratwurst machen<br />
will, braucht einen echten Schafsaitling. So will es<br />
das Dekret.<br />
Das Brät ist schon angerührt bei Pfettner. Es wird<br />
in den Saitling gepresst, den Schafdarm, der vorher<br />
von Hand auf die Füllmaschine gezogen wird. Lange<br />
Bratwurstketten gleiten dem Mann an der Maschine<br />
durch die Hände. Ein zweiter schneidet sie auseinander,<br />
Würstchen für Würstchen. 18 Tage sind sie gekühlt<br />
haltbar, aber die meisten werden wohl nicht so alt.<br />
Etwa eine Milliarde Bratwürste<br />
werden in <strong>Nürnberg</strong> jedes Jahr hergestellt.<br />
Dreieinhalb Mal würde die<br />
Würstchenkette um die Erde reichen.<br />
Fünf Tonnen Bratwürste produziert Pfettner im Jahr,<br />
damit ist er einer der größeren Metzger in der <strong>Stadt</strong><br />
– wenngleich sein Anteil an der gesamten Bratwurstproduktion<br />
marginal ist. Etwa eine Milliarde Bratwürste<br />
werden in <strong>Nürnberg</strong> jedes Jahr hergestellt,<br />
schätzt man beim Schutzverband, und mehr als 90<br />
Prozent davon von den vier größten Unternehmen<br />
HoWe, Schlütter, Kupfer und Wolf. Dreieinhalb Mal<br />
würde die Würstchenkette um die Erde reichen.<br />
Wie ein endloser Fluss strömen die Bratwürste auf<br />
dem Förderband bei Schlütter vorbei. An 15 Stationen<br />
wird das Brät in den Darm gepresst, dann fahren<br />
die Würste, die noch in langen Ketten aneinander<br />
hängen, durch den Kochtunnel, wo sie zwölf<br />
Minuten in 5 000 Liter Wasser gebrüht werden. Das<br />
macht sie haltbar und lieferbar in die ganze Welt.<br />
Dann werden sie mit Stickstoff gekühlt, maschinell<br />
getrennt und schließlich verpackt. 130 Mitarbeiter<br />
sind beschäftigt, Metzger sind kaum darunter, die<br />
braucht es nicht mehr bei einer vollmaschinellen<br />
Herstellung. 5 000 Tonnen Bratwürste verlassen<br />
die Fabrik jedes Jahr, das sind 250 Millionen Stück.<br />
Aneinandergelegt ergebe das die Strecke von <strong>Nürnberg</strong><br />
nach Wellington in Neuseeland, erklärt Marketingchef<br />
Guido Wolff.<br />
Ob die Wurst nun aus der Fabrik kommt oder vom<br />
Metzger, das macht für Schutzverbands-Chef Heimler<br />
keinen Unterschied. Schlechter seien die industriell<br />
gefertigten Würste keinesfalls, da die Rezeptur streng<br />
vorgegeben und die Hygienebedingungen hoch seien.<br />
Tatsächlich ist der Zutritt bei Schlütter strenger<br />
geregelt als auf einer Intensivstation. Schutzanzug,<br />
Mundschutz und Haube sind Pflicht, kein Schmuck,<br />
dazu die Desinfektion von Händen und Schuhen.<br />
29
30<br />
Der Majoran, der in großen Säcken angeliefert wird,<br />
duftet intensiv, was noch in der Gewürzmischung<br />
ist, das erfährt freilich niemand. Salz und Pfeffer,<br />
mehr lässt sich Wolff nicht entlocken. Immerhin liegt<br />
in der Gewürzmischung auch die einzige Möglichkeit,<br />
die Würste unterscheidbar zu machen. Da fällt<br />
Wolff der Spruch ein, den er von einem dreijährigen<br />
Metzgersohn gehört haben will: „Die Gedanken<br />
einer Frau, der Magen einer Sau, das Innere einer<br />
Wurst, bleiben ewig unerforscht.“ Nicht so bei der<br />
<strong>Nürnberg</strong>er.<br />
Eine Bio-Wurst produziert Schlütter ebenfalls und<br />
eine fettreduzierte Variante. Beides aber Nischenprodukte,<br />
sagt Wolff, die nur einen Bruchteil der<br />
Ein Kulturgut als Exportschlager –<br />
in Hongkong gibt es die Würste<br />
ebenso wie auf Festen in Finnland<br />
und in einer Bierstube in Budapest.<br />
Herstellung ausmachten. Die Industrie-Wurst geht<br />
vor allem in den Großhandel. Bei Supermärkten<br />
in ganz Deutschland gibt es die <strong>Nürnberg</strong>er Bratwürste,<br />
außerdem wird in 20 Länder exportiert. In<br />
Hongkong gibt es die Würste ebenso wie auf Festen<br />
in Finnland und in einer Bierstube in Budapest.<br />
Metzgermeister Pfettners Würstchen bleiben überwiegend<br />
in der <strong>Stadt</strong>. Er beliefert zum Beispiel die<br />
Bratwurst-Buden auf dem Christkindlesmarkt. Dann<br />
stellt er zu seinen 23 Angestellten zwei Leute extra<br />
ein. „Das ist ein aufwendiges Geschäft“, sagt Pfettner.<br />
Einen Bratwurst-Shuttle richtet er zudem ein,<br />
um die Standbetreiber den ganzen Tag mit Nachschub<br />
zu beliefern. Zum Lagern und Kühlen ist auf<br />
dem Christkindlesmarkt kein Platz.<br />
Derlei Problem hat Kai Behringer nicht, er macht die<br />
Würste, die er grillt, einfach selbst. Im Bratwursthäusle<br />
bei St. Sebald werden die Würste klassisch<br />
serviert. Auf dem Zinnteller gibt es sechs, acht oder<br />
zwölf Stück, dazu Senf oder Meerrettich, Kraut oder<br />
Kartoffelsalat. „Unsere Bratwürste sind nie älter als<br />
einen Tag“, sagt er stolz, früh am Morgen werden<br />
bis zu 5 000 Stück im Keller gemacht, die ab dem<br />
Vormittag auf dem Grill brutzeln. Der steht in der<br />
Mitte des kleinen Gastraums, wo vier Leute die<br />
Würste von rechts nach links über den Grill rollen<br />
bis sie fertig sind.<br />
Es ist Mittagszeit, das Lokal ist voll. Touristen sind<br />
da, am Nachbartisch ist sächsischer Akzent zu hören.<br />
Und Einheimische sind da, solche, die jeden Tag<br />
kommen. Die Bratwurst hat ihre Anhänger und dass<br />
das so bleibt, das glauben sie alle, die damit zu tun<br />
Die Hygienebedingungen sind bei der industriellen Produktion<br />
wie etwa hier bei Schlütter hoch.<br />
Kai Behringer entstammt ebenfalls einem Familienbetrieb, der<br />
sich der <strong>Nürnberg</strong>er Spezialität verschrieben hat.<br />
Stück für Stück gelagert: Früh am Morgen werden bis zu<br />
5 000 Stück im Keller des Bratwursthäusles gemacht.
Im Bratwursthäusle bei St. Sebald werden die<br />
Würste klassisch auf dem Zinnteller serviert.<br />
haben. Vor ein paar Jahren, da habe er mal befürchtet,<br />
dass seine Gästestruktur überaltere. Dass <strong>Nürnberg</strong>er<br />
Bratwürste den Jungen nicht mehr schmeckten.<br />
Dass es dann doch nicht dazu kam, „da hat die<br />
Sache mit McDonalds viel geholfen“, sagt Behringer.<br />
Die Sache mit McDonalds hat sich Uli Hoeneß ausgedacht.<br />
Der ist Präsident des FC Bayern und außerdem<br />
Wurstfabrikant. Ihm gehört die Firma HoWe,<br />
der größte Bratwursthersteller in der <strong>Stadt</strong>. Vor zwei<br />
Jahren präsentierte er bei der Fastfood-Kette den<br />
„Nürnburger“, drei <strong>Nürnberg</strong>er Rostbratwürste mit<br />
Röstzwiebeln und Senf. Statt im Weggla steckten<br />
die Würstchen in einer Ciabatta-Semmel. Und seitdem,<br />
sagt Behringer, seien Drei im Weggla wieder<br />
cool.<br />
Wenn der Frühling kommt, dann beginnt die Bratwurst-Saison.<br />
Bei Schlütter, bei Pfettner, überall sind<br />
dann noch mehr Leute damit beschäftigt, noch mehr<br />
Bratwürste herzustellen. Denn wenn wieder gegrillt<br />
wird in Deutschland, dann kommen die Würste auf<br />
den Rost. Schon 1313 hat der Rat der Reichsstadt<br />
<strong>Nürnberg</strong> die Rezeptur der Bratwurst festgelegt und<br />
die Zubereitung hat sich seitdem kaum geändert.<br />
Gegrillt wird sie meistens, seltener kommen die<br />
Würste als blaue Zipfel auf den Tisch, wofür man<br />
sie sanft in einem Essigsud mit Zwiebeln hat ziehen<br />
lassen. Sogar in die feine Gesellschaft haben es die<br />
Bratwürste geschafft, weil die <strong>Nürnberg</strong>erinnen und<br />
<strong>Nürnberg</strong>er nicht einmal beim Opernball auf sie verzichten<br />
wollen. Also hat Behringer sein ganzes Bratwursthäusle<br />
fotografieren lassen und baut es in der<br />
Oper jedes Jahr wieder auf. Nur einen Grill darf er<br />
dort nicht anfeuern, also liefert ein Shuttle-Service<br />
die Würstchen den ganzen Abend frisch gegrillt in<br />
die Oper.<br />
Aber die Zeit ist auch an der Bratwurst nicht vorbeigegangen.<br />
Auch wenn sie immer noch überwiegend<br />
auf die klassische Weise verzehrt wird, gibt es<br />
inzwischen allerlei Variationen. Zum Spargel passt<br />
sie, Kai Behringer legt sie auf den Flammkuchen,<br />
Wolff mischt sie in seinen mediterranen Nudelsalat<br />
und sogar ins Sushi haben findige Köche die Bratwurst<br />
schon gerollt. „Das ist doch toll, wenn es<br />
immer was Neues gibt“, sagt Behringer. Das sieht<br />
man auch beim Schutzverband so. „Wir schützen<br />
die Bratwurst, nicht die Bratwurstsemmel“, sagt<br />
Heimler.<br />
31
Text Gabi Eisenack Fotos Roland Fengler<br />
Ein Platz für Kinder<br />
Der Ausbau von Betreuungsangeboten ist eine Mammutaufgabe<br />
Es geht schon vor der Geburt los. Sobald das Bäuchlein<br />
sichtbar ist, wird Panik geschürt. Wie lange<br />
bleibst Du zuhause? Und dann? Wer passt auf das<br />
Kind auf? Wie wollt Ihr Euer Leben organisieren?<br />
Solche Fragen bereiten Eltern, vor allem den Müttern,<br />
manch schlaflose Nacht. Das Thema Kinderbetreuung<br />
ist nämlich ein Sorgenthema. Denn wer hat<br />
heute schon noch Oma und Opa in der Nähe? Wer<br />
lebt in einer Großfamilie, die sich gemeinschaftlich<br />
um die Nachkommen kümmert?<br />
Die <strong>Stadt</strong> <strong>Nürnberg</strong> tut, was sie kann, um die Situation<br />
für Familien zu verbessern. Und ist trotz knapper<br />
Kassen bereit, viel Geld dafür in die Hand zu<br />
nehmen: Im Mittelfristigen Investitionsplan für die<br />
Jahre 2012 bis 2015 werden allein dem Referat für<br />
Jugend, Familie und Soziales für Neubau und Sanierungsarbeiten<br />
im Kita-Bereich 102,6 Millionen Euro<br />
Kindertraum: viel Platz zum Toben unter freiem Himmel.<br />
Das „Haus für Kinder“ an der Lerchenbühlstraße bietet in<br />
seinem Garten jede Menge Freiraum dafür.<br />
zur Verfügung gestellt, 44,5 Millionen Euro davon<br />
gehen als Baukostenzuschuss an freie Träger. Der<br />
Krippenausbau kommt gut voran. Die Vorgaben des<br />
Bundes, bis 2013 für 35 Prozent der unter Dreijährigen<br />
einen Betreuungsplatz zu schaffen, stellen, wie<br />
es aussieht, kein Problem dar. „Wir werden nach<br />
derzeitigen Berechnungen eine Versorgungsquote<br />
von über 37 Prozent haben. Darauf sind wir mächtig<br />
stolz“, sagt Sozialreferent Reiner Prölß. Seit 2002<br />
seien in der <strong>Stadt</strong> 4 300 neue Plätze in Krippen,<br />
Kindergärten und Horten entstanden. „Das ist eine<br />
gigantische Leistung.“<br />
Dass es ab 1. August 2013 einen Rechtsanspruch<br />
auf einen Betreuungsplatz für Kinder unter drei<br />
Jahren geben soll, ist umstritten. Münchens Oberbürgermeister<br />
Christian Ude etwa warnt in seiner<br />
Funktion als Präsident des Deutschen Städtetags davor,<br />
dass die Kommunen dann mit einer Klageflut<br />
überzogen werden. Reiner Prölß hingegen findet<br />
das Vorgehen des Bundes richtig. „Den Rechtsanspruch<br />
zu kappen, halte ich für keine gute Idee. So<br />
schwierig die Situation auch ist, Druck ist nötig.“<br />
Denn sonst stehe irgendwann wieder die Spardiskussion<br />
im Vordergrund. Betreuungsplätze für 35<br />
Prozent der Kinder unter Drei hält Prölß ohnehin für<br />
zu wenig. „In den Großstädten ist der Bedarf viel<br />
höher. In <strong>Nürnberg</strong> liegt er schätzungsweise bei 50<br />
bis 60 Prozent.“<br />
Um den Ausbau der Kinderbetreuung zu beschleunigen,<br />
hat die <strong>Stadt</strong> Mitte des Jahres<br />
2008 das Projekt „Kita 2013“ gestartet. Das<br />
Team, dem Mitarbeiter des Hochbauamts, des<br />
Amts für Wirtschaft, des Liegenschafts- und<br />
des <strong>Stadt</strong>planungsamts, der Bauordnungsbehörde<br />
und der städtischen Schulverwaltung angehören,<br />
steht unter der Federführung des Jugendamts – und<br />
koordiniert eine Mammutaufgabe: Es kümmert sich<br />
um die Suche nach geeigneten Flächen, kooperiert<br />
mit freien Trägern, berät Eltern. Die Förderung<br />
durch den Bund ist im Krippenbereich bis zum Jahr<br />
33
34<br />
2013 hoch – derzeit liegt sie bei 86 Prozent der Baukosten<br />
bei freien Trägern und bei 71 Prozent bei den<br />
städtischen.<br />
Die Zusammenarbeit mit freien Trägern und Elterninitiativen<br />
ist sehr gut, sagt Prölß. „Wir achten darauf,<br />
ein vielfältiges Angebot zu haben.“ Denn vielfältig<br />
sind schließlich auch die Bedürfnisse der Familien.<br />
Wer zum Beispiel nicht die klassischen Arbeitszeiten<br />
hat, tut sich schwer, eine passende Einrichtung zu<br />
finden. Nur die „Schaukel e.V.“, gegründet von Mitarbeitern<br />
des Klinikums und 2005 eröffnet, bietet<br />
Betreuungszeiten für Krippenkinder – und ab Herbst<br />
auch für Kindergartenkinder – von sechs Uhr morgens<br />
bis abends um 20 Uhr an und diese quasi das<br />
ganze Jahr über. Ferienzeiten gibt es nicht. Für Tanja<br />
Jäger, die Leiterin der Kita, die sich auf dem Gelände<br />
des Südklinikums befindet, stellt dieser Service<br />
kein Problem dar. „Es ist alles eine Frage der Organisation.“<br />
Gerade der Bedarf an den sehr frühen<br />
Betreuungszeiten sei groß. Sie hat im Februar innerhalb<br />
von eineinhalb Tagen 80 Anmeldungen für die<br />
Krippe bekommen. Doch nur etwa zehn bis zwölf<br />
Kinder kommen zum Zuge. Und auch die Plätze am<br />
zweiten „Schaukel“-Standort, der derzeit in der Heimerichstraße<br />
nahe des Nordklinikums entsteht, sind<br />
schon jetzt stark nachgefragt.<br />
Was den Hortausbau so schwer macht, ist vor allem<br />
das Standortproblem. Es gibt zu wenig geeignete<br />
Flächen in der <strong>Stadt</strong>. Ein Hort muss möglichst auf<br />
dem Schulgelände oder zumindest in der Nähe liegen.<br />
Und er braucht Platz, auch im Freien. Dieser<br />
Umstand sorgt dann oft bei den Nachbarn für Un-<br />
mut. Tobende Kinder vor der Haustür? Doch bitte<br />
lieber nicht. So wird die Planung eines Horts zum<br />
Kraftakt, den gerade freie Träger kaum bewältigen<br />
können, sowohl planerisch wie finanziell. 80 Prozent<br />
der Horte, 63 insgesamt, sind deshalb städtische<br />
Einrichtungen, 28 werden von anderen Initiativen<br />
getragen – von Vereinen oder der Kirche. Zum<br />
Beispiel von der evangelisch-lutherischen Gemeinde<br />
St. Johannis. Sie hat aus ihrem alten Kindergarten<br />
an der Lerchenbühlstraße, der einst fünf Gruppen<br />
beherbergte, ein „Haus für Kinder“ gemacht: Zwei<br />
Krippengruppen, drei Kindergarten- und eine Hortgruppe<br />
sind unter einem Dach untergebracht, 131<br />
Kinder insgesamt verbringen hier einen großen Teil<br />
ihrer Zeit. Wer als Baby oder Kleinkind einzieht, der<br />
kann theoretisch bleiben, bis er die Grundschule ab-
Im Garten darf gematscht werden, drinnen steht der<br />
Stiefelkaktus für dreckige Schuhe. In der Bibliothek<br />
können die „Hortis“ derweil in Ruhe lesen.<br />
geschlossen hat. „Wir mussten ohnehin dringend<br />
sanieren. Und so sagten wir uns, wenn wir schon<br />
sanieren, dann richtig. Die Eltern waren begeistert“,<br />
sagt Kita-Leiterin Judith Flick. Das Konzept ging auf.<br />
Die Kinder von klein auf begleiten zu können, sei<br />
ideal: „Ich möchte es nicht mehr anders machen.“<br />
Larissa aus der Spatzengruppe streicht ihre Decke<br />
glatt. Noch hält sie ihr Mittagsschläfchen gemeinsam<br />
mit den Krippenkindern. Aber bald schon ist<br />
sie drei Jahre alt und zieht nach unten, wo die Kindergartenkinder<br />
ihr Reich haben. Während im Turnraum<br />
Mädchen über Hindernisse hopsen, sitzen in<br />
der Bibliothek drei Jungs, „Hortis“, und lesen. Im<br />
„Haus für Kinder“ ist Raum für Ruhe und für Spaß.<br />
Und genug Platz, um im Freien zu toben. 1 800 Quadratmeter<br />
groß ist der Garten. Ein Luxus mitten in<br />
der dicht bebauten <strong>Stadt</strong>. Und es gibt keinen Ärger<br />
wegen des Lärms. „Unsere Nachbarn sind es schon<br />
gewohnt, dass wir hier sind“, sagt Judith Flick.<br />
35<br />
Krippenkinder in Aktion: In der „Schaukel“ auf dem<br />
Gelände des Südklinikums fühlen sich die Zwerge<br />
pudelwohl.
36<br />
Dass die Plätze begehrt sind, versteht sich. 110 Anmeldungen<br />
hat sie zu Beginn dieses Jahres für 25<br />
Kindergartenplätze bekommen – 19 davon werden<br />
Geschwisterkinder bekommen oder Kinder aus der<br />
hauseigenen Krippe. Und 80 Bewerbungen gab es<br />
für sechs frei werdende Hortplätze. „Für Eltern ist<br />
diese Situation sehr schmerzlich. Die Not ist groß.“<br />
Die Verzweiflung mancher Mütter, vor allem alleinerziehender,<br />
die dringend einen Hortplatz für ihr<br />
Kind brauchen, um für den Lebensunterhalt der<br />
Familie sorgen zu können, berührt Judith Flick sehr.<br />
„Für manche stellt die Kinderbetreuung ein existenzielles<br />
Problem dar“, sagt sie.<br />
Mütter müssen arbeiten, weil ein Gehalt oft gar<br />
nicht mehr zum Leben reicht. Und sie wollen arbeiten.<br />
„Das allerwichtigste Argument für mich ist, dass<br />
ich meinen Beruf sehr, sehr gerne ausübe“, sagt Kathrin<br />
Walther, Redakteurin bei der „<strong>Nürnberg</strong>er Zeitung”<br />
und Mutter zweier kleiner Töchter. „Für mich<br />
wäre es nie in Frage gekommen, ganz zu Hause<br />
zu bleiben. Nicht, dass man als Vollzeitmutter und<br />
Hausfrau nicht ausgelastet ist. Aber ich wäre einfach<br />
nicht ausgeglichen“, sagt sie. „Drei Tage zu arbeiten<br />
und vier bei den Kindern zu sein, ist für mich ideal<br />
und tut auch den Kindern gut.“ Ein Jahr blieb sie<br />
Zahlen und Fakten<br />
Die <strong>Stadt</strong> hat sich zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2013<br />
für Kinder unter drei Jahren circa 3 600 Krippenplätze<br />
und 900 Plätze bei Tagesmüttern zu schaffen. Das<br />
entspräche einer Versorgungsquote von 35 Prozent,<br />
wie sie vom Bund vorgegeben ist. In <strong>Nürnberg</strong> wird<br />
es aber voraussichtlich nach dem derzeitigen Planungsstand<br />
bis 2013 sogar 3 905 Krippenplätze und<br />
900 Plätze in der Kindertagespflege geben, so dass<br />
die Quote dann bei 37,4 Prozent liegen wird. Zum<br />
Vergleich: Im Jahr 2007 lag die Versorgungsquote<br />
für die Kleinsten bei 9,1 Prozent. Derzeit (Stand Oktober<br />
2011) gibt es 1 863 Krippenplätze und 748<br />
Plätze bei Tagesmüttern – was insgesamt eine Betreuungsquote<br />
von 20,3 Prozent bedeutet.<br />
Im Kindergartenbereich strebt die <strong>Stadt</strong> bis zum Jahr<br />
2013 eine Versorgungsquote von 100 Prozent an,<br />
das bedeutet, es müssen 14 937 Plätze vorhanden<br />
sein. Derzeit gibt es 13 754.<br />
Für Schulkinder gibt es aktuell 4 673 Hortplätze, die<br />
Versorgungsquote liegt bei 30 Prozent. Die <strong>Stadt</strong><br />
will bis 2013 auf 6 305 Plätze kommen, das wäre<br />
eine Quote von 40 Prozent. Nach aktueller Planung<br />
sieht es aus, als würde man nur 5 430 Plätze schaf-<br />
nach der Geburt ihrer ersten Tochter zuhause, ein<br />
Jahr ist sie jetzt mit der Kleinen daheim. Dann legt<br />
sie wieder los. Zu lange aus dem Beruf auszusteigen<br />
sei nicht gut, sagt sie. „Außerdem sollten Frauen<br />
auch daran denken, dass sie eine Absicherung für<br />
ihr Alter brauchen.“ Bettina M. (Name geändert) erzieht<br />
ihre kleine Tochter alleine, der Vater des Kindes<br />
hat sich schon während der Schwangerschaft verabschiedet.<br />
Drei Jahre alt ist das Mädchen jetzt und<br />
schon macht sich Bettina M. Sorgen, wie es wird,<br />
wenn die Kleine erst in die Schule kommt. „Ich<br />
brauche dann dringend einen Hortplatz, um arbeiten<br />
zu können. Ich will nicht von Hartz IV leben. Das<br />
möchte ich weder mir noch meinem Kind zumuten.“<br />
Was Eltern beim Thema Hortplatz auch noch Probleme<br />
bereite, sagt Reiner Prölß, sei die bildungspolitische<br />
Debatte. „Die irritiert viele Menschen<br />
zusätzlich.“ Neben den Horten gebe es schließlich<br />
auch noch Mittagsbetreuung und Ganztagsschulen.<br />
„Was sollen sie nehmen? Die Ganztagsbetreuung<br />
in den Schulen ist häufig eine Mogelpackung. Inhaltlich<br />
wie räumlich gibt es noch kein vernünftiges<br />
Konzept.“ Und so geraten Eltern wie Bettina M. in<br />
Panik schon lange, bevor ihr Kind eingeschult wird.<br />
Die Vorstellung, dass ihr Erstklässler nach dem Un-<br />
fen können und damit eine Quote von 34 Prozent<br />
erreichen. Im Jahr 2007 waren es 3 310 Plätze oder<br />
20 Prozent.<br />
Die Zahl der Kindertagesstätten in der <strong>Stadt</strong> liegt<br />
im Moment bei 428. Insgesamt stehen dort 21 000<br />
Betreuungsplätze zur Verfügung. 126 Einrichtungen<br />
sind städtisch, 302 in der Hand freier Träger.<br />
Seit 2002 sind bei etwa konstant gebliebenen Kinderzahlen<br />
zusätzlich rund 1 600 Krippenplätze geschaffen<br />
worden, 350 in der Kindertagespflege, 820<br />
in Kindergärten und knapp 1 500 in den Horten.<br />
Dazu kommen die Angebote für Schulkinder in der<br />
Mittagsbetreuung, der Ganztagsschulen und der offenen<br />
Kinder- und Jugendarbeit.<br />
Wer wissen möchte, wo welche Projekte in der <strong>Stadt</strong><br />
entstehen, findet eine Liste im Internet unter http://<br />
www.nuernberg.de/internet/kinderbetreuung/kitas_<br />
in_planung.html. Seit 2001 gibt es die Homepage,<br />
mit deren Hilfe Eltern sich auch einen Überblick über<br />
freie Betreuungsplätze verschaffen.<br />
Quelle: Jugendamt, Projekt Kita 2013
terricht per Bus zum Hort verfrachtet wird, behagt<br />
wie ihr nicht allen Eltern. Auch wenn das Zentralhortprogramm<br />
der <strong>Stadt</strong>, das aus der Not geboren<br />
wurde, mittlerweile gut funktioniert. 2011 musste<br />
das Jugendamt 1 300 Absagen verschicken und<br />
suchte nach neuen Wegen, die Kinder unterzubringen.<br />
So ist das Notprojekt entstanden, das wider<br />
Erwarten gut läuft, wie Georg Reif sagt, der das<br />
„Dienstleistungszentrum Kindertageseinrichtungen<br />
2013“ (DLZ Kita 2013) leitet. Nach dem Unterricht<br />
werden die Kinder zu Einrichtungen in der Äußeren<br />
Bayreuther Straße und in der Weiltinger Straße gebracht.<br />
„Den Schülern macht es Spaß, mit dem Bus<br />
gefahren zu werden“, sagt Reif. „Die Kinder und<br />
auch die Hortleitungen sind da etwas flexibler als<br />
die Eltern.“ Aber auch deren Rückmeldungen seien<br />
mittlerweile positiv. Immerhin 400 zusätzliche Betreuungsplätze<br />
für Schulkinder sind durch das Hortnotprogramm<br />
entstanden.<br />
Auch wenn beim Kita-Ausbau durchaus guter Wille<br />
da ist, kann es passieren, dass ein Bauvorhaben trotzdem<br />
nicht vorangeht: Das zeigt der Fall Mammutgelände<br />
in Schoppershof. „Es ist völlig irrational“,<br />
sagt Prölß. „Unzählige Projekte gehen relativ unkompliziert<br />
über die Bühne. Und da war es schier<br />
zum Verzweifeln.“ Beim Mammutprojekt lief schief,<br />
was nur schief gehen konnte. Es sah tatsächlich<br />
lange so aus, als würde sich das Kita-Großprojekt<br />
zum Endlosproblem entwickeln. 1994 kaufte die<br />
<strong>Stadt</strong> das Areal, auf dem einst die Mammutwerke<br />
standen, eine Maschinenfabrik. Hier sollte nun eine<br />
Seniorenwohnanlage mit Ärztehaus und ein Kindergarten<br />
entstehen. Dann sprang ein Investor ab,<br />
ein Nachfolger war nicht aufzutreiben und es trat<br />
erst einmal Stillstand ein. Neue Planungen wurden<br />
immer wieder ausgebremst, weil Nachbarn protestierten,<br />
weil der Boden belastet war, weil das Geld<br />
fehlte. Erst im April 2010 konnte tatsächlich mit<br />
dem Bau des größten Kinder- und Jugendprojekts<br />
der <strong>Stadt</strong> begonnen werden: 80 Kindergartenplätze,<br />
23 Krippen- und 50 Hortplätze wird es geben. Im<br />
Sommer soll das Vorhaben abgeschlossen sein. ■<br />
37<br />
An warmen Tagen heiß begehrt: der Wasserspielplatz im<br />
Garten des „Hauses für Kinder“ an der Lerchenbühlstraße.
38 Report<br />
Altstadtbürger gründen Verein<br />
Die Bürgerinnen und Bürger sowie die Geschäftsleute der<br />
Altstadt haben seit Jahresbeginn eine eigene Interessensvertretung.<br />
Der neu gegründete Bürgerverein <strong>Nürnberg</strong>-<br />
Altstadt macht sich für die Belange der mehr als 13 000<br />
Bewohner und Ladenbesitzer innerhalb der <strong>Stadt</strong>mauer<br />
stark. Erste Vorsitzende des Vereins ist Elisabeth Most.<br />
Das Augenmerk der Architektin und Verwaltungsbetriebswirtin<br />
gilt vor allem der Stärkung des ältesten <strong>Stadt</strong>teils<br />
als Wohnquartier. Daher wird der Verein die Anliegen<br />
der Anwohner, die etwa über mangelnde Parkplätze und<br />
Lärmbelästigung durch Veranstaltungen oder Kneipengänger<br />
klagen, gegenüber der Verwaltung vertreten.<br />
<strong>Nürnberg</strong> ist fahrradfreundlich<br />
Ausgezeichnete Bauten<br />
Für vorbildlich restaurierte Baudenkmäler hat<br />
der Bezirk Mittelfranken die <strong>Stadt</strong> <strong>Nürnberg</strong><br />
am 16. März 2012 mehrfach prämiert. Auszeichnungen<br />
für „besondere Verdienste zum<br />
Erhalt der fränkischen Kultur“ gab es für die<br />
Sanierung der Fleischbrücke, des Kettenstegs,<br />
des Fischbacher Rathauses und – wie im<br />
Bild zu sehen – des Sigena-Gymnasiums. Bei<br />
der im Stil der „Demokratischen Moderne“<br />
erbauten Schule wurden etwa die großen<br />
Fensterflächen unter Verwendung gleichartiger<br />
Profile und in der Farbigkeit der 1950er<br />
Jahre erneuert.<br />
Vorfahrt fürs Rad: <strong>Nürnberg</strong> ist seit Februar 2012 Mitglied der „Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Kommunen in<br />
Bayern“ (AGFK). Die AGFK setzt sich dafür ein, eine umwelt- und stadtverträgliche Mobilität zu fördern – allen voran den<br />
Radverkehr. Die Erhöhung des Radanteils am Gesamtverkehr ist auch Ziel der städtischen Kampagne „<strong>Nürnberg</strong> steigt auf“.<br />
Foto: Christine Dierenbach<br />
Foto: Christine Dierenbach<br />
Foto: Uwe Niklas
Weltkongress der Kunsthistoriker<br />
Rund 2 500 Kunsthistoriker aus der ganzen Welt werden zum 33. Internationalen Kunsthistoriker-Kongress<br />
(CIHA) vom 15. bis 20. Juli 2012 in <strong>Nürnberg</strong> erwartet. Gastgeber ist das Germanische Nationalmuseum,<br />
das den Weltkongress in Zusammenarbeit mit dem <strong>Nürnberg</strong> Convention Center (NCC) und den Museen<br />
der <strong>Stadt</strong> <strong>Nürnberg</strong> ausrichtet. Themenschwerpunkte der rund 400 Referenten widmen sich dem Wert der<br />
Welterbestätten, der Beutekunst, der Rolle des Kunstmarkts und – mit Blick auf das <strong>Nürnberg</strong>er Reichsparteitagsgelände<br />
– Ereignisorten mit ihrer lokalen, nationalen und internationalen Bedeutung.<br />
Fernsehreifes Engagement für Kinder in Ostafrika<br />
Unter dem Motto „Der geschenkte Tag“ haben Viertklässler der Großgründlacher<br />
Grundschule den 29. Februar im Schaltjahr 2012 genutzt,<br />
um Spenden für Unicef zu sammeln – und ein Team des ZDF filmte<br />
für die Kindernachrichten „logo!“. Die Schüler informierten mit einer<br />
Ausstellung über Kinderrechte, Kindersoldaten und den weltweiten<br />
Foto: Christine Dierenbach<br />
Foto: Christine Dierenbach<br />
Bücher tauschen<br />
Bücher tauschen und Wissen kostenlos<br />
teilen, ist die Idee des Bildungscampus<br />
<strong>Nürnberg</strong>. Viele Bücher verstauben daheim<br />
im Regal. Einmal gelesen und das<br />
war’s dann. Wer seinen Schmökern dieses<br />
Schicksal ersparen will, kann sie jetzt in den<br />
öffentlichen Bücherschrank im Eingang des<br />
Wirtshauses Gutmann am Dutzendteich in<br />
der Bayernstraße 150 stellen und sich neuen<br />
Lesestoff mitnehmen.<br />
Report<br />
Hunger. Mit dem Verkauf von Fairtrade-Produkten wie Tee, Kaffee<br />
und Schokolade sammelten sie 588,80 Euro für das Unicef-Projekt<br />
„Kinder in Ostafrika“. <strong>Nürnberg</strong> war bis Juni 2012 ein Jahr lang<br />
Städtepartner des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen.<br />
39
40 Report<br />
Anzeige<br />
Her mit dem Gold!<br />
„Juwelen- und Goldankaufswoche“ – was im Februar 1918 an den <strong>Nürnberg</strong>er<br />
Plakatwänden angeschlagen war, gibt beredt Zeugnis von der Not<br />
während des Ersten Weltkriegs. Der pathetische Aufruf gehört zu einer<br />
Sammlung von über 800 Plakaten aus den Jahren 1914 bis 1<strong>92</strong>0, die das<br />
<strong>Stadt</strong>archiv erwerben konnte. Nun besitzt es rund 40 000 Plakate aus der<br />
Zeit von 1878 bis 2011.<br />
Foto: Christine Dierenbach<br />
Brücke für Fußballfans<br />
Rechtzeitig zu Beginn der neuen Bundesliga-Saison<br />
ist das <strong>Nürnberg</strong>er Stadion noch sicherer geworden.<br />
Nachdem die Südostkurve umgebaut wurde,<br />
liegen jetzt die für Gäste reservierten Plätze im<br />
gesamten Stadion ausschließlich im Unterrang. Um<br />
zu verhindern, dass sich die Fans der Heim- und der<br />
Gästemannschaft vermischen, bindet neuerdings eine<br />
spezielle Brückenkonstruktion den Block 24 an die<br />
Gegengerade an. Clubfans, die in die Südostkurve<br />
wollen, erreichen diese über die Gegengerade und<br />
müssen nicht mehr die Reihen der gegnerischen<br />
Schlachtenbummler passieren. Nach dem Umbau<br />
fasst das Stadion nunmehr bis zu<br />
50 50 000 000 Zuschauer. Zuschauer.<br />
Touristenmagnet<br />
Die Noris zieht immer mehr Reisende an: Im Jahr<br />
2011 zählte <strong>Nürnberg</strong> 2 518 490 Übernachtungen<br />
von Touristen und Geschäftsreisenden – das ist ein<br />
Plus von 113 333 oder 4,5 Prozent gegenüber dem<br />
Jahr 2010. Jeder dritte Gast kommt aus dem Ausland.<br />
Die stärksten Besucherkontingente stellten die<br />
USA, gefolgt von Italien und Österreich. Besonders<br />
im Juli kamen auffallend viele Besucher. Das ist laut<br />
Congress- und Tourismus-Zentrale ein Erfolg der<br />
stärkeren Werbeaktivitäten von <strong>Stadt</strong> und Hotellerie.<br />
Jetzt wird gleichgestellt!<br />
Foto: Christine Dierenbach<br />
Mit der Unterzeichnung der Europäischen Charta<br />
für die Gleichstellung von Frauen und Männern auf<br />
lokaler Ebene hat sich <strong>Nürnberg</strong> 2010 verpflichtet,<br />
diesen Grundsatz mit konkreten Zielen umzusetzen.<br />
In einem bis 2014 angelegten Aktionsplan will<br />
die <strong>Stadt</strong> sich als gendergerechte Arbeitgeberin<br />
weiterentwickeln, indem sie etwa die Vereinbarkeit<br />
von Privatleben und Beruf verbessert. Die <strong>Stadt</strong>gesellschaft<br />
soll durch Antidiskriminierungsarbeit und<br />
Schulungen für <strong>Stadt</strong>planer geschlechtergerechter<br />
werden. Gesundheitsfördernde Angebote will die<br />
<strong>Stadt</strong> verstärkt an den Mann bringen und in der<br />
Erziehung Geschlechterstereotypen abbauen.
Klinikum geht stiften<br />
Mit einer eigenen Stiftung möchte das<br />
Klinikum <strong>Nürnberg</strong> die für die Patientenversorgung<br />
erforderlichen Gestaltungsräume<br />
sichern. In Zeiten gedeckelter Einnahmen<br />
sollen aus deren Erträgen medizinische Geräte,<br />
Fortbildungen für das Personal oder die<br />
Gestaltung des Krankenhaus-Geländes finanziert<br />
werden. Ziel sei eine „dauerhafte und<br />
nachhaltige Unterstützung des Klinikums“,<br />
erklärte zur Neugründung der Stiftungs-Vorsitzende<br />
Klaus Wambach (Mitte), ehemaliger<br />
Vorstand des Klinikums. Sein Nachfolger<br />
Alfred Estelmann (rechts) hofft darauf, mit<br />
den Mitteln der Stiftung Klinikum <strong>Nürnberg</strong><br />
den Patienten den Krankenhausaufenthalt<br />
angenehmer gestalten zu können. Eine breite<br />
Unterstützung der Bevölkerung erhofft sich<br />
<strong>Nürnberg</strong>s Kämmerer Harald Riedel.<br />
Schienenfahrrad und andere seltene Fahrzeuge<br />
Seltene Exponate, die von der Entwicklung der Eisenbahn zeugen,<br />
zeigt das neue Schaudepot des DB Museums. Die 40 ausgestellten<br />
Großobjekte lagerten bis zur Eröffnung des Depots am 1. März 2012<br />
in den Magazinen des Museums. Neben außergewöhnlichen Fahrzeugen,<br />
wie zum Beispiel der fahrbaren Feuerspritze einer Bahnhofs-<br />
Foto: Klinikum <strong>Nürnberg</strong> / Rudi Ott<br />
Foto: Christine Dierenbach<br />
Original kopiert<br />
Report<br />
41<br />
Historische Kopien der 20 wichtigsten Gemälde Albrecht Dürers<br />
(1471-1528) sind ab 27. Juli im neuen Dürer-Saal des Albrecht-Dürer-<br />
Hauses zu sehen. Mit der Neueinrichtung des früheren Kinosaals<br />
ist nach dem Graphischen Kabinett im obersten Geschoss und der<br />
Multimediastation „Der digitale Dürer“ im Erdgeschoss ein weiteres<br />
Teilstück auf dem Weg zu einer zeitgemäßen Präsentation von Dürers<br />
Wohn- und Arbeitsstätte verwirklicht. 2013 wollen die Museen der<br />
<strong>Stadt</strong> <strong>Nürnberg</strong>, zu denen das Haus gehört, die Besucherführung im<br />
Gebäude optimieren.<br />
feuerwehr und einem Schienenfahrrad, ist auch der 2 500 PS starke<br />
Motor einer Diesellok ausgestellt. Glanzstück ist der originalgetreue<br />
Nachbau des Dampfwagens von Nicolas Cugnot von 1769, der als<br />
das erste „Automobil“ der Welt gilt.
42<br />
Aufwändige Lichteffekte und Bühnengestaltung wie hier bei der Radio NRJ<br />
Music Tour in der Frankenhalle <strong>Nürnberg</strong> bringen die richtige Stimmung.
Text Clara Grau Fotos Pave GmbH<br />
Alles für den<br />
perfekten Auftritt<br />
Die Pave GmbH sorgt für den reibungslosen Ablauf hochkarätiger Events<br />
Wenn einer der weltweit größten Sportartikelhersteller<br />
aus der Metropolregion zum internationalen<br />
Marketing-Meeting nach Herzogenaurach einlädt,<br />
ist die Firma Pave GmbH für den perfekten technischen<br />
Ablauf zuständig. Im Hintergrund tüfteln<br />
bereits lange im Vorfeld des Events Techniker, Ingenieure<br />
und Programmierer des <strong>Nürnberg</strong>er Veranstaltungsspezialisten<br />
all die technischen Details<br />
aus, um einen reibungslosen Ablauf der zahlreichen<br />
Shows und Präsentationen für ihren Kunden sicherzustellen.<br />
Pave kümmert sich etwa um Beschallungsanlagen,<br />
Beleuchtungssysteme, Projektoren,<br />
Displays und Regietechnik. Von all diesen detaillierten<br />
Planungen, der komplexen Technik und dem<br />
gesamten logistischen Aufwand bekommen die internationalen<br />
Gäste nichts mit.<br />
„In der Regel arbeiten wir bei großen Events mit den<br />
Kommunikationsagenturen der Kunden zusammen.<br />
Diese erstellen ein Konzept, wie sich das Unternehmen<br />
und seine Produkte präsentieren sollen. Und<br />
auf dieser Basis ziehen sie die Veranstaltungstechnik<br />
hinzu“, erklärt Geschäftsführer Thilo Boegner die<br />
Abläufe. Bei kleineren Aufträgen stimmen sich die<br />
Unternehmen oft direkt mit Pave ab. „Die Kunden<br />
sagen uns, was sie sich vorstellen. Wir entwickeln<br />
das inhaltliche Konzept, machen die technische Planung<br />
und kümmern uns dann um die Umsetzung.“<br />
Der <strong>Nürnberg</strong>er kann auf 34 feste Mitarbeiter zurückgreifen.<br />
Etwa die Hälfte sind Ingenieure, aber<br />
auch Softwarespezialisten und acht Auszubildende<br />
gehören zur Stammbelegschaft. Dazu kommen – je<br />
nach Größe des Auftrags – unzählige freiberufliche<br />
Spezialisten, Zulieferer und Helfer. „In Spitzenzeiten<br />
können bei uns in einem Monat schon mal<br />
1 500 Manntage bundesweit zusammenkommen“,<br />
rechnet er vor. Permanent müsse Pave die verschiedensten<br />
Arten von Veranstaltungen und damit auch<br />
die verschiedensten Größenordnungen bei gleichbleibender<br />
Qualität stemmen. Und das gehe nur mit<br />
vertrauenswürdigen Partnern und viel Erfahrung, so<br />
der 48-Jährige.<br />
Ob in <strong>Nürnberg</strong> beim größten deutschen Klassik<br />
Open Air im Luitpoldhain, dem Bardentreffen, der<br />
Radio NRJ Music Tour in der Frankenhalle oder<br />
bei wichtigen internationalen Messeauftritten<br />
von namhaften Industriekonzernen in Abu Dhabi,<br />
Aberdeen oder Rio de Janeiro – sowohl regional<br />
als auch international ist Pave gefordert, zusammen<br />
mit Partnern und Kunden bestmögliche Konzepte<br />
anzubieten. Und die Anforderungen in den<br />
vergangenen Jahren haben sich rasant gewandelt:<br />
„Veranstaltungstechnik ist heute mehr, als nur ein<br />
paar Boxen in eine Halle zu schieben und Lampen<br />
43<br />
Geschäftsführer Thilo<br />
Boegner ist mit seiner<br />
Pave GmbH weltweit<br />
auf dem Gebiet der<br />
Veranstaltungstechnik<br />
tätig. Foto: Christine<br />
Dierenbach
44<br />
Auf die zeitgemäße<br />
Präsentation kommt es an:<br />
Interaktion wie hier am<br />
Multitouch-Display begeistert<br />
Kunden und Besuchern<br />
gleichermaßen (oben).<br />
Mit der neuen Technik können<br />
Firmen ihre Produkte<br />
virtuell in allen Varianten<br />
begreifbar machen (rechts).<br />
ins Dach zu hängen. Der Kunde erwartet ein Team<br />
aus Spezialisten. Diese müssen marketingtechnische<br />
Ansätze in technische Konzepte umwandeln<br />
und damit passgenaue Lösungen für unsere<br />
Kunden entwickeln“, erklärt der Geschäftsführer.<br />
Um diesen Erwartungen gerecht zu werden, entstand<br />
im Unternehmen eine Abteilung für Sonderlösungen<br />
für medien- und programmiertechnische<br />
Spezialanfertigungen. Diese Abteilung erarbeitet<br />
und setzt etwa die interaktive Gästeverwaltung von<br />
etwa 800 Kongress-Teilnehmern um. „Die Besucherinnen<br />
und Besucher aus aller Welt lassen ihre Eintrittskarte<br />
von Hostessen einscannen. Dann sind sie<br />
angemeldet und können auf großen Touchscreens<br />
nachsehen, wo ihre nächste Arbeitsgruppe stattfindet,<br />
oder Änderungen an ihrem Vortragsprogramm<br />
vornehmen“, erklärt Pave-Kundenbetreuer Stefan<br />
Noering. „Die Möglichkeit, solche Speziallösungen<br />
anzubieten und auch umzusetzen, bringt unseren<br />
Kunden einen enormen Mehrwert und hebt uns<br />
von der Konkurrenz ab“, fügt Geschäftsführer Thilo<br />
Boegner hinzu.<br />
Aber auch auf Messeständen großer Unternehmen<br />
ist mehr gefragt als eine hübsche Produktpräsentation:<br />
„Einfach nur Filme zu zeigen, reicht heute<br />
nicht mehr. Die Kunden wollen Interaktivität, also<br />
zum Beispiel die Möglichkeit, in Filme einzugreifen<br />
oder Zusatzinformationen abrufen zu können“, sagt<br />
Stefan Noering. Die Aufgabe des Wirtschaftsingenieurs<br />
ist es, die Inhalte technisch entsprechend aufzuarbeiten.<br />
„Die klassische PowerPoint-Präsentation<br />
hat bei großen Firmenveranstaltungen ausgedient“,<br />
weiß der 30-Jährige. Stattdessen werden zum Beispiel<br />
Aktienkurse aktuell eingespielt oder Produkte<br />
lassen sich mit einer Fingerbewegung dreidimensional<br />
auf einem Bildschirm drehen und betrachten.<br />
„Daher werden wir auch in Zunkunft vermehrt auf<br />
die Kombination der klassischen Veranstaltungstechnik<br />
und visuellen Speziallösungen setzen“, so<br />
Geschäftsführer Boegner.<br />
Größere und von der Planung aufwändigere Aufträge<br />
betreut die Pave GmbH von ihrem Hauptsitz<br />
an der Lenkersheimer Straße in <strong>Nürnberg</strong> aus.<br />
Vor allem weltweit agierende Unternehmen aus<br />
der Metropolregion setzen auf das Know-how der<br />
<strong>Nürnberg</strong>er Firma. „Unsere vor kurzem gegründete<br />
Niederlassung in Essen dient der strategischen Weiterentwicklung:<br />
Wir möchten weitere Kunden aus<br />
dem überregionalen Markt mit individuellen Lösungen<br />
im Bereich der Veranstaltungstechnik betreuen“,<br />
sagt Boegner.<br />
Auf die Idee, Veranstaltungstechnik anzubieten,<br />
kam Thilo Boegner schon als junger Mann: In den<br />
1980er Jahren stand der gelernte Elektriker selbst<br />
als Rockmusiker auf den Bühnen der Region. Allerdings<br />
nicht so erfolgreich wie die Techniker, die Boxen<br />
und Mischpulte aufbauten und im Gegensatz zu<br />
dem jungen Musiker gutes Geld verdienten. „Dann<br />
schiebe ich einfach auch Boxen und Verstärker in die<br />
Säle“, dachte sich Thilo Boegner damals und machte<br />
sich als Veranstaltungstechniker selbstständig.<br />
1993 gründete er mit weiteren Gesellschaftern, die<br />
das Unternehmen später wieder verlassen haben,<br />
die Pave GmbH. „Der Name kommt von PA-Verleih,<br />
PA ist ein feststehender Begriff für Beschallungsanlagen<br />
in der Branche“, erklärt Boegner, der seit 1996<br />
geschäftsführender Gesellschafter ist.<br />
Obwohl weltweit tätig, legt Thilo Boegner großen<br />
Wert auf seine fränkischen Wurzeln. „Hier haben<br />
wir einen Heimvorteil, weil wir die Räumlichkeiten<br />
zum Beispiel in der Messe, im Germanischen Nationalmuseum<br />
oder in der Meistersingerhalle genau<br />
kennen“, sagt er. Schon seit über 20 Jahren arbeitet<br />
er mit einigen Kunden zusammen: „Wir sind an<br />
langjährigen Partnerschaften interessiert“, erklärt er<br />
die Firmenphilosophie. „Der regionale Markt ist eng,<br />
aber man braucht diese Veranstaltungen, um die Basis<br />
vor der eigenen Haustüre nicht zu verlieren.“ Auf<br />
einen Preiskampf der Billiganbieter will er sich nicht<br />
einlassen, lieber erstklassige Qualität und innovative<br />
Produkte bereithalten. Der Erfolg gibt Thilo Boeg-
ners Strategie recht: Er konnte den Umsatz seines<br />
Unternehmens von 2009 bis 2011 fast verdoppeln<br />
– vor allem, weil er mit seinen Spezialanwendungen<br />
in Deutschland führend ist.<br />
Ein wichtiger regionaler Kunde von Pave ist das<br />
städtische Stadion: „Wir sind dort für die komplette<br />
Abwicklung aller Veranstaltungen außerhalb<br />
des Fußballbetriebs zuständig“, erklärt er. Firmen<br />
oder Vereine, die im <strong>Nürnberg</strong>er Stadion tagen<br />
oder feiern möchten, wenden sich mit allen Fragen<br />
und Wünschen direkt an Boegners Unternehmen.<br />
Im Stadion war Pave übrigens auch bei der Weltmeisterschaft<br />
2006 am Gelingen des Fußballfests<br />
beteiligt. Eine spannende Zeit: „Wenn Millionen<br />
Menschen aus 150 Ländern ein Spiel in <strong>Nürnberg</strong><br />
am Fernsehbildschirm verfolgen, sollten um Himmels<br />
willen weder die Stadionbeschallung noch die<br />
LED-Anzeigentafeln ausfallen“, erinnert sich Thilo<br />
Boegner.<br />
Immer wichtiger werde das Thema Nachhaltigkeit<br />
in der Eventbranche, erklärt der Geschäftsführer.<br />
Viele große Unternehmen hätten ressourcenschonendes<br />
Wirtschaften in ihre Firmenleitbilder aufgenommen<br />
und tief verankert. „Da muss auch die<br />
Veranstaltungstechnik ihren Beitrag leisten“, sagt<br />
Thilo Boegner. Sein Prokurist Benjamin Lechler setzt<br />
sich sowohl in der Praxis als auch wissenschaftlich<br />
damit auseinander, wie zum Beispiel Messestände<br />
umweltfreundlicher technisch ausgestattet werden<br />
können. Abfallvermeidung, eine optimierte Logistik<br />
und energiesparende Technik, etwa LED- statt Halogen-Beleuchtung,<br />
würden dazu gehören, so Benjamin<br />
Lechler. „Es macht keinen Sinn, einen Container<br />
mit LEDs Tausende Kilometer mit dem Lkw zum<br />
Veranstaltungsort zu fahren“, sagt er. Und so nutzt<br />
Pave die Scheinwerfer, Kabel und Mischpulte aus<br />
dem Lager in der Lenkersheimer Straße vorwiegend<br />
für regionale Veranstaltungen. Außerhalb der Metropolregion<br />
baut das Unternehmen auf Netzwerke<br />
mit Zulieferern und Fachkräften, die vor Ort angesiedelt<br />
sind und somit aus nachhaltiger Perspektive einen<br />
Mehrwert für den Kunden und die Gesellschaft<br />
liefern.<br />
45<br />
Ausgefallene Lichteffekte<br />
machen Konzerte erst<br />
zum unvergesslichen<br />
Erlebnis – die Radio NRJ<br />
Music Tour 2010 in der<br />
Frankenhalle <strong>Nürnberg</strong><br />
hat Pave in Szene gesetzt.<br />
Und manchmal verwandelt<br />
sich ein ganzes<br />
Firmengebäude für eine<br />
Nacht in ein Aquarium,<br />
wie hier bei Adidas in<br />
Herzogenaurach (unten).
46<br />
Text Thomas Meiler Fotos Ralf Schedlbauer<br />
Entdecker gesucht!<br />
Ein Pass macht Kultur- und Freizeiteinrichtungen<br />
der Metropolregion erlebbar<br />
Der Entdeckerpass, Türöffner zu vielen Freizeit-<br />
und Kultureinrichtungen in der Metropolregion,<br />
wartet darauf, von einem breiten Publikum<br />
entdeckt zu werden. Doch lohnt die Investition<br />
in die Freizeitkarte? Reicht ein Tag aus, um auf<br />
seine Kosten zu kommen? Eine <strong>Nürnberg</strong>er<br />
Familie hat sich auf Abenteuertour begeben.<br />
Kitzingen<br />
Haßfurth<br />
Fränkisches<br />
Freilandmuseum<br />
Bad Windsheim<br />
Rothenburg<br />
ob der Tauber<br />
Feuchtwangen<br />
D
Coburg<br />
Bamberg<br />
Neustadt<br />
inkelsbühl<br />
Neustadt<br />
Höchstadt<br />
Bad Staffelstein<br />
Ansbach<br />
Cadolzburg<br />
Gunzenhausen<br />
Forchheim<br />
Fürth<br />
Kronach<br />
Erlangen<br />
Zirndorf<br />
Hollfeld<br />
Turm der Sinne<br />
Schwabach<br />
Bad Steben<br />
<strong>Nürnberg</strong><br />
Pottenstein<br />
Weissenburg<br />
Feucht<br />
Roth<br />
Altdorf<br />
Neuenmarkt<br />
Ködnitz<br />
Creussen<br />
Pegnitz<br />
Rehau<br />
Hersbruck<br />
Neumarkt<br />
i. Opf.<br />
Plein Pleinfeld Pleinfeld<br />
Greding<br />
Frankenalb Therme<br />
Quelle: Metropolregion <strong>Nürnberg</strong>
48<br />
Wann fährt der Zug? Akribische Planung ist das<br />
A und O auf Entdeckertour.<br />
„Spielen wir was?“, fragt Hagen. Der Sechsjährige<br />
sitzt gemeinsam mit seinem zehnjährigen Bruder<br />
Anton und den Eltern Kathrin und Stefan im Zug<br />
von <strong>Nürnberg</strong> nach Neustadt an der Aisch. Erst vor<br />
wenigen Minuten ist der Zug gestartet, hat Fürth<br />
passiert und rollt nun gen Westen übers flache Land.<br />
Mitte April verschleiert Morgendunst den Blick auf<br />
Wiesen und Äcker, die, noch starr vor Kälte, das<br />
Frühlingserwachen verschlafen haben. Seit 8.05 Uhr<br />
ist Familie Ecke auf großer Fahrt: Die Eltern überlassen<br />
ihren Sprösslingen die Fensterplätze in der nahezu<br />
menschenleeren Mainfrankenbahn. In <strong>Nürnberg</strong><br />
und Fürth drücken Hagen und Anton ihre Nasen an<br />
der Scheibe platt. Jetzt droht Langeweile. „Nach<br />
dem Umsteigen spielen wir was“, vertröstet Kathrin<br />
Ecke die Söhne.<br />
Das fränkische Freilandmuseum in Bad Windsheim<br />
ist das erste von drei Zielen. Danach geht es in den<br />
<strong>Nürnberg</strong>er „Turm der Sinne“ und das Hersbrucker<br />
Thermalbad. Die Eckes haben sich auf ein ambitioniertes<br />
Experiment eingelassen: drei Stationen an<br />
nur einem Tag, alles mit öffentlichen Verkehrsmitteln<br />
– geht das? Ist es zu schaffen, dass an nur einem Tag<br />
alle Familienmitglieder auf ihre Kosten kommen und<br />
sich außerdem ein guter Teil der Ausgaben für vier<br />
Entdeckerpässe amortisiert?<br />
Der Entdeckerpass ist seit August 2010 die offizielle<br />
Freizeitkarte der Europäischen Metropolregion<br />
<strong>Nürnberg</strong>. „Wir sind der Überzeugung, dass die<br />
Metropolregion touristisch enorm viel zu bieten hat.<br />
Hier gibt es viel zu entdecken. Daher auch der Name<br />
Entdeckerpass“, sagt der Fürther Landrat Matthias<br />
Dießl, innerhalb der Metropolregion verantwortlich<br />
für das Forum Tourismus. Kurzurlaube und Ausflüge<br />
seien ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in der Region.<br />
Der Pass eröffne die Chance, das Gebiet zwischen<br />
Frankenwald und Naturpark Altmühltal, zwischen<br />
Oberpfälzer Wald und Steigerwald noch besser kennenzulernen.<br />
„Wir werben kontinuierlich um weitere<br />
Partner und Akzeptanzstellen, um die Attraktivität<br />
weiter zu steigern“, betont Dießl.<br />
Lange vor der Tour hat Familie Ecke den „Freizeitkompass<br />
2012“ gewälzt. Die Broschüre umfasst die<br />
derzeit 122 Einrichtungen, die den Entdeckerpass<br />
der Metropolregion akzeptieren und den Inhabern<br />
Rabatte oder freien Eintritt gewähren. Jeder darf<br />
ankreuzen, was beim Durchblättern gefällt. Vorschulkind<br />
Hagen bekommt dabei Unterstützung<br />
von den Eltern. Die Auswahl fällt schwer: „Das ist<br />
gar nicht so einfach. Für die Entscheidung haben<br />
wir relativ lange gebraucht“, berichtet Stefan Ecke<br />
auf der Zugfahrt. Seine Frau Kathrin schiebt eine Erklärung<br />
nach: „Einige Attraktionen haben nur am<br />
Wochenende geöffnet, andere starten erst später<br />
im Jahr.“ Anton hätte gern die Miniatur-Erlebniswelt<br />
in Dietenhofen besucht, doch die muss ebenso<br />
warten wie sein zweiter Favorit, der Erlebnispark<br />
Thurn. „Zu den ganz tollen Sachen kommt man<br />
nicht mit dem Zug hin“, bedauert der Zehnjährige.<br />
Im Zug bleibt Zeit zum Spielen, Naschen und<br />
Karten schreiben …<br />
Hagen ist still. Er freut sich vor allem aufs Baden und<br />
kuschelt mit seinem Plüschtiger. „Wir müssen uns<br />
nach den Kindern richten. Die mögen nun mal keine<br />
moderne Kunst“, sagt Kathrin.
Begegnungen mit Tieren sind ein besonderes<br />
Erlebnis: Ein Huhn im Eimer …<br />
In Neustadt steigt die Familie von der Mainfrankenbahn<br />
in den Zug nach Bad Windsheim um. Die Familie<br />
besetzt einen leeren Vierertisch. Hagen verteilt<br />
großzügig Naschkram aus seiner Vorratsdose. Kathrin<br />
zieht das Kartenspiel „Maus pass auf“ aus dem<br />
Rucksack. Beim Abzählen und Stechen vergeht die<br />
Zeit wie im Flug. Am Windsheimer Bahnhof fotografiert<br />
Eisenbahnfan Anton noch schnell einen alten<br />
Schienenbus, dann geht es zu Fuß quer durch die<br />
<strong>Stadt</strong> zum Freilandmuseum, über den Marktplatz,<br />
vorbei am riesigen Ritter Roland mit seinem Schwert.<br />
Das acht Meter hohe Kriegerdenkmal weckt bei Hagen<br />
Erinnerungen: „Hier waren wir schon mal“, erinnert<br />
sich der Pfiffikus.<br />
Problemlos akzeptiert der Kassendienst im<br />
Museum den Entdeckerpass als Zahlungsmittel.<br />
… und ein halbwildes Hausschwein im Koben<br />
ziehen die Blicke auf sich.<br />
Im Freilandmuseum fährt Kassendienst Ulrike Auth<br />
gerade das Kartenlesegerät hoch. Sie nutzt die Zeit,<br />
um die Familie auf das Programm „30 Jahre – 30<br />
Wochen“ zum runden Geburtstag des Museums<br />
hinzuweisen, dann geht es weiter. Auf dem unbelebten<br />
Museumsgelände streicht den Kindern eine<br />
Katze durch die Beine, maunzt, erfreut über die frühen<br />
Gäste. „Auch das noch. Freitag der Dreizehnte,<br />
und eine schwarze Katze. Das kann ja heiter werden“,<br />
unkt Stefan mit rabenschwarzer Stimme.<br />
Familie Ecke zieht es in die „Baugruppe West /<br />
Mainfranken / Frankenhöhe“. Im Stall der niedrigen<br />
Schäferei aus dem Jahr 1744 schmiegen sich zwei<br />
neugeborene Zicklein an die Mutter. Vorsichtig legt<br />
die Schäferin ein Jungtier erst Anton, dann Hagen<br />
auf den Arm. Die Jungs strahlen um die Wette und<br />
ignorieren das Huhn, das in luftiger Höhe an der<br />
Stallwand in einem Plastikeimer brütet und sich laut<br />
gackernd über den ungebetenen Besuch beschwert.<br />
„Vor dem alten Handwerk habe ich echt Respekt“,<br />
sagt Stefan beim Blick in die Werkstätten von Wagner<br />
und Büttner. „Leider geht das alte Wissen verloren!“,<br />
bedauert der Maschinenbauingenieur. Hagen<br />
hüpft ausgelassen durch das Dorf: „Da ist noch<br />
ein Haus“, ruft er fröhlich und ist schon über die<br />
Schwelle des nächsten alten Bauernhofs verschwunden.<br />
Ein Stück weiter am Bach steht die alte Getreidemühle.<br />
Noch ist der Mehlkasten leer. Im Haus hängt<br />
der Geruch von Holzfeuer. In der Stube bollert ein<br />
Eisenofen vor sich hin, der Abzug führt durch einen<br />
Türschlitz ins Nebenzimmer und dort durch einen<br />
riesigen Rauchfang in den Kamin.<br />
49
50<br />
Darin hängen gut zwei Dutzend prächtige Schinken<br />
zum Räuchern. Andächtig blicken die Reisenden in<br />
den Himmel voller Köstlichkeiten auf. Sofort meldet<br />
sich der Hunger. Die Griebenschmalzbrote, die im<br />
gleichen Raum auf einem Tisch unter einem Glassturz<br />
zum Verkauf angeboten werden, finden reißenden<br />
Absatz. Draußen vor der Mühle pirschen die<br />
Jungs einem Pfau hinterher, bis der sein Rad schlägt.<br />
Antons Versuch, den imposanten Vogel zu fotografieren,<br />
schlägt fehl. „Nein! Der Akku ist leer“, ärgert<br />
er sich.<br />
Gegen Mittag setzt sich die Sonne durch. Spontan<br />
wird die Rückfahrt auf- und ein Besuch im Museumsbiergarten<br />
eingeschoben. Die Reisenden stärken<br />
sich mit Bratwurst, Kaffee und Kuchen. Um 13<br />
Uhr geht es zurück nach <strong>Nürnberg</strong>. Diesmal sind<br />
die Züge gut gefüllt, die Vierersitzgruppen besetzt.<br />
Hagen darf auf Papas Schoß. Kathrin verteilt Obst.<br />
Anton schreibt eine Postkarte, die er im Museum für<br />
die Nachbarin gekauft hat. Die will er ihr am Abend<br />
in den Briefkasten werfen.<br />
Dufte: Im Turm der Sinne sind Riechen, Hören,<br />
Sehen, Schmecken und Tasten eine ganz neue<br />
Erfahrung.<br />
Sechs Stunden nach der Abreise ist Familie Ecke<br />
wieder am Hauptbahnhof <strong>Nürnberg</strong>. Sofort geht es<br />
mit der U-Bahnlinie 1 zum Weißen Turm und weiter<br />
zur <strong>Stadt</strong>mauer. Kathrin gibt die Richtung vor: „Da<br />
lang“, zeigt die 37-jährige Vermessungsingenieurin<br />
mit der Hand in Richtung Westtor. Der <strong>Stadt</strong>mauer-Abschnitt<br />
endet am „Turm der Sinne“. Unbürokratisch<br />
verläuft das „Einchecken“ mit den Entdeckerpässen.<br />
Kurz darauf steht die Familie verblüfft<br />
im sogenannten „Ames“-Raum, der aus Zwergen<br />
Riesen macht – und umgekehrt. Eine kurzweilige<br />
Stunde lang erforschen die Entdecker die über sechs<br />
Stockwerke verteilten Gerätschaften. Sie dienen allesamt<br />
dem Ziel, den Besucher zu täuschen, seine<br />
Sinne zu verwirren, aber auch dazu, zu erklären,<br />
warum die Täuschung klappt und wie die Wahrnehmung<br />
funktioniert.<br />
Als Anschauungsobjekt lässt sich das Gehirn<br />
sogar „be-greifen“.<br />
Kathrin drängt zum Aufbruch: Das Bad ruft! Zum<br />
dritten Mal an diesem Tag geht es zum Hauptbahnhof.<br />
Stefan befreit zwei pralle Taschen mit Badesachen<br />
aus dem Schließfach im Untergeschoss, wo sie<br />
vor der Abreise am frühen Morgen deponiert worden<br />
waren. Der Regionalexpress nach Hersbruck um<br />
15.48 Uhr ist mit Pendlern überfüllt. Die Eckes müssen<br />
im Gang stehen, doch die Fahrt dauert zum Glück<br />
nur 17 Minuten. Am Bahnhof der Kleinstadt wird es<br />
erneut hektisch: Bus um Bus fährt vor, aber welcher<br />
ist der zum Bad? Nach wenigen Minuten kommt die<br />
passende Linie. Erleichtert sinken alle in die Polster.<br />
Im Bad sausen Stefan, Anton und Hagen wieder<br />
und wieder die Wasserrutsche hinab. Dann tauchen<br />
die Jungs wie U-Boote auf dem Rücken des Vaters<br />
durchs Nichtschwimmerbecken. Irgendwann haben<br />
sie genug, entspannen im wohlig temperierten Außenbecken.<br />
Kathrin, für den Zeitplan verantwortlich,<br />
behält die Uhr im Blick. Weil um 18.30 Uhr kein Bus<br />
geht, marschiert das Quartett zehn Minuten durch<br />
den Rosengarten bis zur nahegelegenen Pizzeria.<br />
„Ich bin nicht müde“, sagt Hagen und reibt sich die<br />
Augen. Er hat eine große Portion Nudeln verdrückt<br />
und sitzt ruhig auf der Bank der Gaststätte. Der<br />
Tag war lang und anstrengend. Darum wollen die
Eckes nach dem Essen mit dem Bus zum Hersbrucker<br />
Bahnhof zurück, doch an der Haltestelle gibt es<br />
eine unliebsame Überraschung: Nach 19 Uhr fährt<br />
kein Bus mehr, sondern nur noch das sogenannte<br />
„Anrufsammeltaxi“. Der Haken: Das Taxi muss mindestens<br />
40 Minuten vor Abfahrt bestellt werden,<br />
und dazu ist es jetzt zu spät. Also steht ein weiterer<br />
Fußmarsch an. Nach 15 Minuten ist der Bahnhof<br />
erreicht, gerade rechtzeitig. Zusammen mit vielen<br />
Jugendlichen, die sich fürs Ausgehen herausgeputzt<br />
haben, geht es kurz nach 20 Uhr zurück nach <strong>Nürnberg</strong>.<br />
Ein viertes und letztes Mal ist der Hauptbahnhof<br />
Dreh- und Angelpunkt des Ausflugs. „Das war ein<br />
schöner Tag“, lautet das übereinstimmende Fazit.<br />
Kathrin fand es im Turm der Sinne am spannendsten,<br />
die Kinder, klar, im Bad. Stefan, auf dessen<br />
Wunschzettel das Ansbacher Markgrafenmuseum<br />
ganz oben gestanden war, überlegt. „Das Freilandmuseum<br />
war ganz nett“, sagt der 36-Jährige. Die<br />
Familie, die bei gutem Wetter gerne in der Natur<br />
wandern geht, ist mit dem Entdeckerpass-Angebot<br />
zufrieden. „Es gibt viele Ausflugsideen für Tage, an<br />
denen das Wetter nicht mitspielt“, sagt Kathrin.<br />
Stefan bedauert ein wenig, dass <strong>Nürnberg</strong>er Institutionen<br />
wie die Bäder oder die beiden großen Staatsmuseen<br />
nicht mit von der Partie sind.<br />
Das Bayreuther Kundenkartenunternehmen AVS<br />
vermarktet den Entdeckerpass im Auftrag der<br />
Metropolregion. Im Jahr 2011 hat AVS rund 2 500<br />
der Freizeitkarten verkauft.<br />
Ein Besuch im Bad stand auf der Wunschliste<br />
von Anton und Hagen ganz oben.<br />
Erwachsene können für 38,50 Euro, Kinder und Jugendliche<br />
im Alter von 6 bis 15 Jahren für 19,50 Euro<br />
ein Kalenderjahr lang Museen, Bäder, Vergnügungsparks<br />
und andere Freizeit- und Kultureinrichtungen<br />
umsonst oder teils deutlich ermäßigt besuchen. Als<br />
Teiljahrespass für 30 Euro (ermäßigt 15 Euro) gilt er<br />
vom 31. Juli bis 31. Dezember. Im Preis enthalten<br />
ist die eintägige Nutzung aller öffentlichen Verkehrsmittel<br />
im Verbreitungsgebiet des Verkehrsverbunds<br />
Großraum <strong>Nürnberg</strong> sowie verschiedene Verzehrgutscheine.<br />
Die Familie macht Kassensturz: Gratis waren die Eintritte<br />
ins Freilandmuseum (sonst 15 Euro fürs Familienticket),<br />
in den Turm der Sinne (sonst 16 Euro) und<br />
das VGN-„Tagesticket plus“, das regulär 16,20 Euro<br />
gekostet hätte. Hinzu kommen 4 Euro Ersparnis im<br />
Thermalbad. Von den Kosten in Höhe von 116 Euro<br />
für die vier Entdeckerpässe können also 51,20 Euro<br />
abgezogen werden. Es bleiben 64,80 Euro, bis sich<br />
die Ausgabe amortisiert hat. „Der Pass lohnt sich.<br />
Zwar nicht an einem Tag. Aber er gilt ja bis zum Jahresende,<br />
da gibt es noch viel zu entdecken“, freuen<br />
sich die Eckes auf kommende Ausflüge.<br />
Jede Entdeckertour hat ein Ende: Nach einem ereignisreichen<br />
Tag kommt Familie Ecke geschafft,<br />
aber zufrieden nach <strong>Nürnberg</strong> zurück.<br />
Weitere Informationen im Internet unter<br />
www.entdeckerpass.com<br />
51
52 Blickpunkt<br />
Foto: VAG / Peter Roggenthin<br />
Besser ohne Stau<br />
Der Baubeginn für den kreuzungsfreien Frankenschnellweg<br />
rückt langsam näher: Die Regierung<br />
von Mittelfranken wertet während des Sommers die<br />
Einwendungen aus, die die Kritiker des Ausbaus beim<br />
dreitägigen Erörterungstermin im April vorgebracht<br />
haben. Danach wird sich zeigen, ob die <strong>Stadt</strong> ihre<br />
Unterlagen und Gutachten ergänzen muss. Die<br />
Verwaltung geht davon aus, dass die Planungsunterlagen<br />
vollständig und ausreichend sind. Der Servicebetrieb<br />
Öffentlicher Raum <strong>Nürnberg</strong> hofft auf einen<br />
baldigen Planfeststellungsbeschluss. Sobald dieser<br />
vorliegt, können die Vorarbeiten für den Ausbau starten.<br />
Mit dem Bau des Straßentunnels könnte dann in<br />
den Jahren 2013/14 begonnen werden.<br />
Foto: Christine Dierenbach<br />
Geräuschloser Antrieb<br />
Die Verkehrsaktiengesellschaft setzt zwei neue<br />
Hybridbusse auf den Linien 36, 46, 65 und 67<br />
ein. Die Kombination von Elektro- und Dieselmotor<br />
entfaltet auf diesen Routen, wo die Busse<br />
oft bremsen und wieder anfahren, ihre größte<br />
Wirkung. Beim Bremsen wird die Energie gespeichert.<br />
Der Dieselmotor aus dem <strong>Nürnberg</strong>er<br />
MAN-Werk lädt den Elektromotor, der dann den<br />
geräuschlosen Antrieb übernimmt. Unterm Strich<br />
bedeutet das weniger Energieverbrauch und<br />
weniger Lärm.<br />
Lärmschutz: Bürger planen mit<br />
Umweltpolitisch gehört der Lärmschutz zu den<br />
dringendsten und schwierigsten Aufgaben der <strong>Stadt</strong>.<br />
Mit einem Lärmaktionsplan will das Umweltamt<br />
in den nächsten Jahren deutliche Verbesserungen<br />
erzielen. Zu Beginn der Planungen hat die <strong>Stadt</strong> über<br />
die Website www.nuernberg-aktiv-gegen-laerm.de<br />
die Öffentlichkeit beteiligt. Über 6 500 Bürgerinnen<br />
und Bürger besuchten innerhalb von drei Wochen<br />
die Webseiten. Sie gaben 684 Hinweise zu Lärm und<br />
Lärmorten, schrieben über 800 Kommentare und<br />
gaben 3 480 Bewertungen ab. Alle Beiträge werden<br />
ausgewertet. Voraussichtlich Anfang 2013 legt das<br />
Umweltamt den <strong>Nürnberg</strong>ern konkrete Vorschläge<br />
erneut zum Kommentieren und Bewerten vor, ehe der<br />
<strong>Stadt</strong>rat Maßnahmen beschließt.<br />
Foto: Christine Dierenbach
Londoner Architekten entwerfen Messehalle<br />
Für 36 Millionen Euro will die <strong>Nürnberg</strong>Messe eine 8 000 Quadratmeter große Halle<br />
bauen. Das preisgekrönte Architekturbüro Zaha Hadid Architects aus London hat die lichtdurchflutete<br />
95 Meter lange, 85 Meter breite und 20 Meter hohe Halle 3A entworfen. Im<br />
Februar 2014 wird der Neubau stehen und die gesamte Ausstellungsfläche auf 170 000<br />
Quadratmeter erhöhen, um den steigenden Platzbedarf großer Messen zu decken.<br />
<strong>Stadt</strong> gedenkt Mordopfern der Neonazis<br />
Die <strong>Stadt</strong> wird Enver Şimşek, Abdurrahim<br />
Özüdoğru und İsmail Yaşar, die in <strong>Nürnberg</strong><br />
Mordopfer der Zwickauer Neonazi-<br />
Zelle geworden sind, ein würdiges<br />
Gedenken bewahren. In Abstimmung<br />
mit den Angehörigen und der Zivilgesellschaft<br />
sollen angemessene Formen<br />
des Erinnerns im öffentlichen Raum<br />
gefunden werden. Die rechtsextreme<br />
terroristische Gruppe „NSU“ hatte<br />
zwischen 2000 und 2007 in <strong>Nürnberg</strong>,<br />
Hamburg, München, Rostock, Dortmund,<br />
Kassel und Heilbronn neun Menschen,<br />
die mit ihren Familien in Deutschland<br />
eine neue Heimat gefunden haben, und<br />
eine Polizistin ermordet. Aufgedeckt<br />
wurde die Serie erst 2011. Die sieben<br />
Kommunen haben zum wachsamen<br />
Ökostrom bringt Christkindlesmarkt zum Leuchten<br />
Der <strong>Nürnberg</strong>er Christkindlesmarkt ist nicht nur optisches Vorbild für viele Weihnachts- Weihnachts-<br />
märkte märkte in aller Welt. Welt. Auch in Sachen Ökologie zeigt er sich vorbildlich, wenn wenn die 200<br />
Händlerinnen Händlerinnen und Händler Händler ab diesem Jahr mit Ökostrom aus regenerativen Energiequellenquellen<br />
versorgt werden. Einen entsprechenden Vertrag haben der Bayerische<br />
Landesverband der Marktkaufleute und Schausteller e.V. <strong>Nürnberg</strong> und das VerVersorgungsunternehmen N-Ergie geschlossen.<br />
Visualisierung: <strong>Nürnberg</strong>Messe / Zaha Architects<br />
Blickpunkt<br />
Moderne Pflege<br />
Mit dem Zukunftskonzept „<strong>Nürnberg</strong>Stift<br />
2020“ wollen sich die<br />
fünf städtischen Senioren- und<br />
Pflegeheime den Herausforderungen<br />
des Pflegemarkts stellen. Das vom<br />
<strong>Stadt</strong>rat beschlossene Papier sieht<br />
Investitionen von bis zu 80 Millionen<br />
Euro für die umfassende Sanierung<br />
und Modernisierung der Standorte<br />
vor. Das August-Meier-Heim, das<br />
Sebastianspital, die Seniorenzentren<br />
St. Johannis und Platnersberg sowie<br />
die Wohnanlage Heilig-Geist-Spital<br />
sollen zudem ihr Profil gegenüber<br />
anderen Anbietern schärfen durch<br />
die stadtteilnahe Versorgung und<br />
Angebote für bisher teils unterversorgte<br />
Zielgruppen wie Palliativ- und<br />
Suchtpatienten oder Senioren mit<br />
Migrationshintergrund.<br />
Widerstand gegen Rechtsradikalismus<br />
aufgerufen. Alle Städte werden<br />
Orte des Gedenkens schaffen. In einer<br />
gemeinsamen Erklärung heißt es: „Wir<br />
sind bestürzt und beschämt, dass diese<br />
terroristischen Gewalttaten über Jahre<br />
nicht als das erkannt erkannt wurden, wurden, was sie<br />
waren: waren: Morde aus Menschenverachtung.<br />
Wir sagen: Nie wieder!“<br />
Fotomontage: Herbert Kulzer<br />
53
54 Blickpunkt<br />
Gute Stube bekommt Facelift<br />
Behutsam geliftet wird das Gesicht der Altstadt: Der Hauptmarkt erhält<br />
eine Pflasterung. Auch mehr Sitzbänke und eine Wasserrinne sieht der von<br />
Professor Ludwig Schegk Landschaftsarchitekten vorgelegte Siegerentwurf<br />
eines städtischen Wettbewerbs vor. Die ebenfalls ausgeschriebene<br />
Neugestaltung des Obstmarkts gewann das Büro Realgrün Landschaftsarchitekten<br />
/ Straub Architekten mit einer verkehrsberuhigten Anlage, die<br />
Raum schafft für Baumpflanzungen und einen Brunnen. Nach intensiver<br />
Bürgerbeteiligung, Überarbeitung der Pläne und Klärung der Finanzierung<br />
könnte die Umsetzung Ende 2014 beginnen.<br />
Gestaltung: Petra Mohlzahn<br />
1<br />
2<br />
Grüße nach Rio!<br />
Hauptmarkt<br />
Obstmarkt<br />
Vor 20 Jahren verständigte sich die Weltgemeinschaft in Rio de Janeiro auf das Leitbild der Nachhaltig<br />
keit und verabschiedete ein umwelt- und entwicklungspolitisches Aktionsprogramm, die Agenda 21.<br />
20 Jahre später tagen die Staaten wieder in Rio und wollen der Entwicklung einer nachhaltigeren<br />
und gerechteren Wirtschaft Schwung verleihen. Das Umweltreferat veranstaltet zusammen mit der<br />
Lokalen Agenda 21 und und vielen anderen Kooperationspartnern vor dem Gipfel eine Aktionswoche<br />
mit Mitmachaktionen vom 13. bis 19. Juni 2012, um Themen wie Ernährung und Mobilität,<br />
Klima und Energie, Recycling und <strong>Stadt</strong>grün auf lokaler Ebene aufzugreifen.<br />
Foto: Christine Dierenbach<br />
1<br />
Mit Kaufhof endet Ära<br />
Schocken, Merkur, Horten, Kaufhof: Mit dem<br />
Abriss des markanten Südstadt-Kaufhauses geht<br />
eine Jahrzehnte währende Ära zu Ende. 1<strong>92</strong>6 errichteten<br />
die Gebrüder Schocken am Aufseßplatz<br />
eine Filiale ihrer erfolgreichen Warenhaus-Kette.<br />
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde an gleicher<br />
Stelle ein neues Kaufhaus eröffnet, das zuerst als<br />
Merkur, später als Horten und zuletzt als Kaufhof<br />
firmierte. Mitte des Jahres ist jetzt Schluss: Der<br />
Räumungsverkauf endet im Juni, danach soll das<br />
Gebäude abgerissen werden. Eigentümer ist die<br />
Immobilientochter des Handelskonzerns Metro.<br />
Sie will an Stelle des alten Kaufhauses ein neues<br />
Einzelhandelskonzept umsetzen.<br />
2<br />
Plan: Realgrün Landschaftsarchitekten, Straub Architekten
Hilfe für Familien im Tandem<br />
Blickpunkt<br />
Eine positive Halbzeitbilanz zieht das Modellprojekt „Perspektiven für Familien – Beschäftigung und Jugendhilfe im Tandem“.<br />
Das dreijährige Vorhaben, Teil des von der Bayerischen Staatsregierung aufgelegten Strukturprogramms <strong>Nürnberg</strong>-<br />
Fürth, richtet sich an Familien, die Arbeitslosengeld II beziehen. Für die Umsetzung verantwortlich zeichnet das Sozialreferat<br />
der <strong>Stadt</strong> <strong>Nürnberg</strong>, unterstützt vom Jobcenter <strong>Nürnberg</strong>-<strong>Stadt</strong>. Seit dem Start im Sommer 2010 nahmen 295 Familien<br />
Angebote für Eltern, wie Vermittlung in geförderte Arbeitsgelegenheiten, Seminare und Weiterbildungen, sowie für Kinder,<br />
etwa Lernförderung, Musikunterricht oder Ferienprogramme, wahr. Mitglieder aus 30 Prozent der Familien, die das Programm<br />
vollständig durchlaufen haben, konnten auf dem ersten Arbeitsmarkt Fuß fassen.<br />
Handy-Parkscheine<br />
Die lästige Suche nach Kleingeld für den<br />
Parkscheinautomaten entfällt seit Mai 2012<br />
zumindest in der <strong>Nürnberg</strong>er Innenstadt. Hier<br />
ermöglicht das Projekt Handy-Parken das Bezahlen<br />
per SMS oder Anruf. Betreiber ist für die<br />
kommenden beiden Jahre die Firma Mobile City.<br />
Falls die virtuellen Parkscheine gut angenommen<br />
werden, ist nach der Probephase auch eine Ausweitung<br />
auf weitere <strong>Stadt</strong>gebiete möglich.<br />
Neubauten für Schule und Schwimmbad in Langwasser<br />
Bis zum Schuljahr 2019 /2020 entsteht am Ende der Großen<br />
Straße für nahezu 100 Millionen Euro ein kompletter Neubau<br />
der Bertolt-Brecht-Schule (BBS). Der Baubeginn ist 2017 geplant.<br />
Nach intensiver Prüfung verschiedener Varianten hat sich die<br />
Verwaltung für die Fläche an der Karl-Schönleben-Straße, die bislang<br />
für ein Hotel vorgesehen war, als zweckmäßigsten Standort<br />
entschieden. Südlich davon kann das städtische Immobilienunternehmen<br />
WBG in Langwasser neue Wohneinheiten errichten.<br />
Die heutige BBS entstand 1975. Inzwischen besteht ein so großer<br />
Sanierungsbedarf, dass Abriss und Neubau wirtschaftlicher sind<br />
Foto: Christine Dierenbach<br />
als eine Generalsanierung. Aus Kosten- und Termingründen<br />
wurde jedoch der Plan verworfen, ein Schwimmzentrum neben<br />
der Bertolt-Brecht-Schule zu bauen. Das neue Langwasser-Bad<br />
entsteht dort, wo jetzt noch das alte steht. Der Bau beginnt im<br />
Februar 2013. Bis zur Eröffnung des hellen Gebäudes mit großen<br />
Glasflächen (Bild) im Januar 2015 bleibt das alte Hallenbad bestehen.<br />
32 Millionen Euro sind für den Neubau in Passivhausbauweise<br />
veranschlagt, der mit 2 200 Quadratmetern eine dreimal<br />
größere Wasserfläche bieten wird als das bisherige Langwasser-<br />
Bad und das Hallenbad Altenfurt zusammen.<br />
55<br />
Visualisierung: Büro Dr. Krüger
56<br />
Aus 240 unterschiedlich langen PVC-Rohren besteht<br />
das „Sonic Nomad Sofa“, ein Soundobjekt, das Lärm<br />
in harmonische Klänge verwandeln kann. Das von den<br />
Architekten und Designern René Rissland und Jürgen<br />
Lehmeier entworfene Musik-Sofa steht im Bau 3.
Text Edith Avram Fotos Timm Schamberger<br />
Kreativer Aufbruch<br />
„Auf AEG“ ist ein Mix aus Kunst, Kultur,<br />
Forschung, Handwerk und Business eingezogen<br />
Wo früher Arbeiter tagtäglich auf dem Weg zur<br />
Schicht dem Pförtner zugewunken haben, trinken<br />
heute freischaffende Künstler, Juristen, Fotografen<br />
und Ingenieure Latte Macchiato oder Aperol<br />
Sprizz. Die „Pforte“ im ehemaligen Pförtnerhaus<br />
am Eingang zum Südareal ist Szenekneipe, Café<br />
und Treffpunkt „Auf AEG“. Auf dem ehemaligen<br />
Gelände der Allgemeinen Electricitäts-Gesellschaft<br />
hat sich seit der Schließung des Werks ein Mix aus<br />
Kunst, Kultur, Handwerk, Einzelhandel und Forschung<br />
angesiedelt. Bis März 2007 thronten die drei<br />
roten Großbuchstaben A-E-G über dem Eingang des<br />
Werksgeländes. Dann endete die 90-jährige Produktionsgeschichte<br />
des Haushaltsgeräteherstellers an<br />
diesem Standort. Der schwedische Mutterkonzern<br />
Electrolux schloss das Werk und verlagerte die Produktion<br />
trotz schwarzer Zahlen. Geblieben ist aber<br />
der traditionsreiche Namen in neuem Gesicht: „Auf<br />
AEG“ ist längst zum Synonym für einen kreativen<br />
Neuanfang auf dem Industriegelände geworden.<br />
Dafür gesorgt hat die Berliner Investitionsgesellschaft<br />
MIB AG, die das knapp 16 Hektar große<br />
Areal mit 160 000 Quadratmeter Nutzfläche an der<br />
Fürther Straße 2007 erworben hat. Das gemeinsame<br />
Ziel von Investor und <strong>Stadt</strong> <strong>Nürnberg</strong> war und ist,<br />
das ehemalige Industriegelände rasch zu entwickeln<br />
und neu zu beleben. Die kleinteilige Struktur auf<br />
dem Gelände, bedingt durch die unterschiedlichen<br />
Gebäudetypen, bietet laut Bertram Schultze, dem<br />
verantwortlichen Projektleiter, die besten Voraussetzungen<br />
für eine vielschichtige Nutzung. Inzwischen<br />
sind circa 65 Prozent der Nutzfläche vermietet.<br />
Mit einer Vollbelegung rechnet Schultze bis<br />
Ende 2013.<br />
Vor allem Künstler haben die ehemaligen Fabrikhallen<br />
für sich entdeckt: Die Mieten für die unsanierten<br />
Büroräume und Werkstätten im Nordareal<br />
sind günstig, die Nachbarschaft inspirierend: eine<br />
Schreinerei, ein Natursteinhandel, Lager- und<br />
Logistikflächen und eine Fachwerkstatt für amerikanische<br />
Autos. Im Südareal sind die aufwändigen<br />
Sanierungs- und Umbaumaßnahmen größtenteils<br />
abgeschlossen. Mieter der modernen, loftartigen<br />
Büroflächen sind Unternehmen aus den unterschiedlichsten<br />
Branchen: vom japanischen Restaurant<br />
über eine Rechtsanwaltskanzlei, eine Werbeagentur<br />
bis hin zu Sofwareentwicklerbüros und<br />
einem Geschäft für Golfbedarf. „Auf AEG“ hat sich<br />
längst von der Industriebrache zur angesagten<br />
„Location“ entwickelt.<br />
57
58<br />
Erinnerung an vergangene Zeiten: Die mehr als<br />
zwei Meter hohen Leuchtbuchstaben A-E-G sind übrig geblieben,<br />
ansonsten hat sich vieles geändert: Im Künstlerhaus (im<br />
Hintergrund), wo früher die Büroräume des Haushaltsgeräteherstellers<br />
waren, haben jetzt über 70 Künstler ihre Ateliers.<br />
Die Verbindung bleibt:<br />
Die etwa 400 Meter lange Förderbrücke<br />
zwischen Nord- und<br />
Südareal prägt noch immer das<br />
Bild „Auf AEG“. In zwölf Metern<br />
Höhe überquerten hier einst<br />
Waschmaschinen das Gelände.
Kunst, Kultur und Bildung: Noch im Entstehen<br />
begriffen ist die Kulturwerkstatt. Neben dem Kulturbüro<br />
Muggenhof ziehen die Zentrale der Musikschule <strong>Nürnberg</strong>,<br />
der KinderKunstRaum, die Akademie für Schultheater und<br />
Theaterpädagogik und das Centro Espanol in den über<br />
4 000 Quadratmeter großen Bau ein. Die Kulturwerkstatt<br />
ist Teil des EU-Projekts „Second Chance“, das die Entwicklung<br />
von ehemals industriell genutzten Brachflächen fördert.<br />
In verschiedenen Hallen ist Kunst bereits präsent, wie<br />
während der Ausstellung „Cinema“ der Künstlergruppe<br />
„Famed“ (Bild oben) im April 2012.<br />
Wo Kreative sich vernetzen: Die „Pforte“, das Café<br />
im ehemaligen Pförtnerhaus am Eingang zum Südareal, ist das<br />
belebte Wohnzimmer des Geländes. Hier werden Ideen diskutiert<br />
und neue Kontakte geknüpft – bei Sonnenschein draußen auf<br />
Bierbänken, bei Nacht an der Bar. Die ursprüngliche Einrichtung<br />
wurde größtenteils erhalten.<br />
59
60<br />
Mit Spaß bei der Arbeit:<br />
Mit einem Zugmesser bearbeitet<br />
Olaf Stier auf einem Schnitzbock<br />
einen Bogen. In einer großen<br />
Trainingshalle und im Freien<br />
bietet er zusammen mit Michael<br />
Fuchs Kurse in traditionellem<br />
Bogenschießen an. Die Teilnehmer<br />
können in der Bogenbauwerkstatt<br />
eigene Pfeile und<br />
Bögen herstellen.<br />
Tüfteln im Elektronik-<br />
labor: Die Silhouetten-<br />
Lampe ist das Ergebnis eines<br />
Teambuilding-Workshops<br />
im Fab Lab <strong>Nürnberg</strong>. Die<br />
Teilnehmer wurden mit einer<br />
Webcam fotografiert, ihre<br />
Umrisse mit einem Lasercutter<br />
aus Kartonpapier<br />
ausgeschnitten und auf eine<br />
handelsübliche Ikea-Lampe<br />
geklebt. Ob 3D-Drucker, Lasercutter<br />
oder Folienschneider<br />
– die Hightech-Geräte<br />
der offenen Werkstatt sind<br />
kostenlos zugänglich.
Nicht nur Waschmaschinen und<br />
Trockner: Im Showroom von Electrolux an<br />
der Fürther Straße präsentiert das Unternehmen<br />
auf mehr als 1 000 Quadratmetern einen Querschnitt<br />
der aktuellen Produktpalette.<br />
Ein inszenierter Unfall: Eigens für ihre Ausstellung<br />
„Cinema“ holte die Leipziger Künstlertruppe<br />
„Famed“ – bestehend aus Sebastian M. Kretzschmar,<br />
Kilian Schellbach und Jan Thomaneck – diesen VW Golf<br />
nach <strong>Nürnberg</strong>.<br />
61<br />
Moderner Hüttenzauber:<br />
In der Mitte des<br />
hellen, offenen Großraumbüros<br />
der Agentur Neuland steht<br />
eine knapp 30 Quadratmeter<br />
große Almhütte. Sie dient als<br />
Konferenz- und Besprechungsraum.<br />
Als Sitzgelegenheit gibt’s<br />
Kuhfellstühle.
62<br />
Elektromobilität ist gegenwärtig in<br />
aller Munde. Steigende Spritpreise und<br />
versiegende fossile Rohstoffe zwingen<br />
zum Umdenken. Mobilität aus der<br />
Steckdose kann gerade für verkehrsgeplagte<br />
Städte eine Alternative sein.
Text Andreas Leitgeber, Markus Jäkel Fotos Christine Dierenbach<br />
Mit Strom<br />
gegen den Strom<br />
Elektro-Fahrzeuge verbessern<br />
das Klima<br />
Selbst den steilen<br />
Burgberg steckt er<br />
mit links weg. Ganz locker<br />
tritt Alexander Schaetz in die Pedale,<br />
ohne außer Puste zu kommen. Nass geschwitzt<br />
bei seinen Kunden anzukommen, das<br />
könnte sich der 44-Jährige in seinem Beruf niemals<br />
erlauben. Und doch ist für den selbstständigen Versicherungskaufmann<br />
kein Weg zu weit, um per Fahrrad seine Termine<br />
im Außendienst anzusteuern. Seit März 2011 fährt es sich<br />
dank elektrischer Unterstützung seines kleinen, wendigen Flitzers<br />
viel leichtfüßiger – egal, ob die Sonne scheint oder es regnet. 7 500<br />
Kilometer sind seitdem zusammengekommen. Nur noch zu 20 Prozent<br />
greift Schaetz aufs Auto zurück, „wenn es im Winter bei Schnee und Eis<br />
mit dem Rad zu gefährlich ist“. Meist sitzt er aber im Sattel. Die Vorteile<br />
liegen für ihn auf der Hand: kein Stop-and-go-Marathon im staugeplagten<br />
<strong>Stadt</strong>verkehr, keine nervenaufreibende Parkplatzsuche und keine schlechte<br />
Laune beim Blick auf die Tankrechnung. Und der positive berufliche Nebeneffekt:<br />
„Als Exot in meiner Branche bleibe ich den Kunden im Gedächtnis. Die<br />
meisten finden es gut, dass ich mich umweltbewusst verhalte. Die neue Technik<br />
macht noch mehr Lust aufs Fahrrad“, findet Schaetz.<br />
Steigende Benzinpreise, die Diskussion über knapper werdende fossile Brennstoffe,<br />
Medienberichte über Klimaerwärmung oder schlicht der Blick in den<br />
Geldbeutel – die Gründe für ein Umdenken in Sachen Mobilität sind so vielfältig<br />
wie die Suche nach Lösungen für alternative Antriebstechniken. Gerade<br />
63
64<br />
Egal ob Kopfsteinpflaster<br />
oder steiler Anstieg<br />
– Versicherungskaufmann<br />
Alexander<br />
Schaetz begibt sich am<br />
liebsten mit seinem<br />
Elektrofahrrad in den<br />
Außendienst.<br />
Ralf Kißkalt ist begeistert<br />
von der neuen<br />
Technik. Der Akku lässt<br />
sich im Handumdrehen<br />
abmontieren und zuhause<br />
bequem laden.<br />
Bei Fahrrad Kißkalt sind<br />
die neuen Elektroräder<br />
bereits im Schaufenster<br />
ausgestellt: Die Modelle<br />
sind so vielfältig wie die<br />
Kundenwünsche – von<br />
kleinen, wendigen<br />
Flitzern bis hin zu<br />
großen Tourenrädern.
das Thema Elektromobilität ist gegenwärtig in aller<br />
Munde. Das Schlagwort bezeichnet die Nutzung von<br />
elektrisch betriebenen Fahrzeugen im Güter- und<br />
Personenverkehr. Reine Elektrofahrzeuge benötigen<br />
keinen Kraftstoff, sondern fahren nur mit Strom aus<br />
einem Akku. Sie stoßen keinerlei Schadstoffe und<br />
Treibhausgase aus. „Die Fortbewegung mit Strom ist<br />
ein Zukunftsthema für Klimaschutz, Luftreinheit und<br />
weniger Lärm. Mit Strom aus erneuerbarer Energie<br />
verbessert sich die Luftqualität, weil Stickoxid und<br />
Feinstaub reduziert werden“, sagt Umweltreferent<br />
Peter Pluschke.<br />
Der absolute Renner sind im Moment Elektroräder.<br />
Längst haben sie ihr Senioren- und Reha-Image<br />
hinter sich gelassen. Das Geschäft brummt. Laut<br />
Zweirad-Industrie-Verband e. V. (ZIV) sind die Verkaufszahlen<br />
in den letzten Jahren rapide gestiegen:<br />
Wurden 2007 noch 70 000 Stück verkauft, waren<br />
es 2011 bereits 310 000 Elektro-Räder. 95 Prozent<br />
der erworbenen Modelle sind sogenannte Pedelecs<br />
(Pedal Electric Cycle), die auch rechtlich gesehen<br />
Fahrräder sind, maximal 250 Watt Motorleistung<br />
besitzen und deren Prinzip so einfach wie verkaufsträchtig<br />
ist: Sie unterstützen die Radler dynamisch,<br />
sprich ohne Treten gibt es auch keine Motorleistung.<br />
Diese ist je nach Gelände oder Wunsch<br />
in unterschiedlichen Stärken stufenweise zuzuschalten.<br />
Je nach Fahrweise und Modell reicht der Strom<br />
für 50 bis 100 Kilometer.<br />
In die Kategorie der Elektro-Fahrräder fallen zudem<br />
die schnellen Pedelecs und die E-Bikes. Die schnellen<br />
Pedelecs allerdings, die mit Motorunterstützung<br />
eine Geschwindigkeit von bis zu 45 Stundenkilometer<br />
erreichen, zählen zu den Kleinkrafträdern.<br />
Deshalb sind für sie eine Betriebserlaubnis sowie<br />
ein Versicherungskennzeichen notwendig, Fahrer<br />
benötigen mindestens eine Mofa-Prüfbescheinigung<br />
oder einen gültigen Führerschein jeglicher<br />
Art. E-Bikes sind mit einem Elektromofa zu vergleichen<br />
und lassen sich mit Hilfe eines Drehgriffs oder<br />
Schaltknopfs fahren, selbst wenn man nicht in die<br />
Pedale tritt. Hierfür sind ebenfalls ein Versicherungskennzeichen,<br />
eine Betriebserlaubnis und mindestens<br />
eine Mofa-Prüfbescheinigung Pflicht. Nach Schätzungen<br />
des ZIV sind bundesweit aktuell insgesamt<br />
rund 900 000 elektrisch unterstützte Fahrräder in<br />
Deutschland unterwegs. Tendenz steigend.<br />
Auf die große Nachfrage nach E-Velos hat sich auch<br />
Ralf Kißkalt eingestellt. Neben den guten alten Rädern<br />
sind gleich im vorderen Teil des gleichnamigen<br />
Traditionsgeschäfts in der Bucher Straße die begehrten<br />
Elektrovarianten ausgestellt. Vor vier Jahren hat<br />
er sich auf das Thema spezialisiert, weil für ihn kein<br />
Weg mehr daran vorbeiführt: „Das Elektrorad ist die<br />
Zukunft. In der <strong>Stadt</strong> ist es eine absolute Alternative<br />
zum Auto. Aber auch längere Strecken schrecken<br />
niemanden mehr ab“, sagt er mit Blick auf Pendler<br />
im Städtedreieck. Das Interesse sei riesengroß und<br />
ziehe sich quer durch alle Altersgruppen: Senioren<br />
können damit ihren Aktionsradius bequem erweitern.<br />
Und auch bei den „Downhillern“ müssen sich<br />
Sportler, die durch eine Verletzung gehandikapt<br />
sind, nicht mehr abhängen lassen. Der E-Spaß ist allerdings<br />
nicht ganz billig: „Bei einem Qualitätsfahrrad<br />
kommt es auf den Motor und den Akku an. Ein<br />
leichter und gleichzeitig leistungsfähiger und haltbarer<br />
Lithium-Ionen-Akku hat seinen Preis“, sagt<br />
Kißkalt. So um die 2 000 Euro seien eine realistische<br />
Größe, mit der man rechnen müsse.<br />
Erste Elektromodelle<br />
warten in den Autohäusern<br />
auf potenzielle Käufer<br />
Von einem regelrechten E-Boom wie bei den Fahrrädern<br />
kann die Autoindustrie momentan nur träumen.<br />
Hier steckt das Thema Elektromobilität rein<br />
zahlenmäßig noch in den Kinderschuhen. Erst allmählich<br />
gesellen sich in den Autohäusern zu Benzinern<br />
und Dieseln auch Elektrovarianten. Etwa<br />
beim Autohaus Bronner in Langwasser. Seit dem<br />
Verkaufsstart im Herbst 2011 warten beim Renault-<br />
Vertragspartner drei, ab Oktober 2012 dann vier<br />
Modelle vom Klein- über Kastenwagen bis hin zur<br />
Limousine auf potenzielle Käufer. „Das Interesse ist<br />
spürbar, etwa 20 bis 25 Prozent der Kunden fragen<br />
danach und lassen sich beraten“, beschreibt Verkaufsleiter<br />
Norbert Besold seine Erfahrungen. Gerade<br />
wer vor allem im stadtnahen Raum unterwegs<br />
ist, den klassischen Zweitwagen sucht und über einen<br />
Stromanschluss in der Garage verfügt, sei mit<br />
dem Elektroantrieb durchaus gut aufgehoben.<br />
Doch die Vorbehalte mit Blick auf Reichweite, Akkuleistung<br />
und -lebensdauer, Lademöglichkeiten,<br />
Praktikabilität im Alltag sowie den höheren Einstiegspreis<br />
im Vergleich zu konventionellen Verbrennungsmotoren<br />
sind zum Teil noch groß. Die bislang<br />
verhaltene Bereitschaft, beim Auto den Umstieg ins<br />
Elektrozeitalter zu wagen, beweist der Blick auf die<br />
Statistik: Im Februar 2012 waren in <strong>Nürnberg</strong> laut<br />
Kfz-Zulassungsstelle 338 877 Fahrzeuge angemeldet,<br />
darunter 77 Elektroautos.<br />
Einer, der sich getraut hat, ist Stephan Horváth. Aus<br />
Überzeugung fährt er seit März 2012 einen Renault<br />
Fluence. Auch wenn der Start für ihn im wahrsten<br />
Sinne gewöhnungsbedürftig war: „Beim Anlassen<br />
65
66<br />
gibt’s kein Geräusch mehr aus dem Motorraum. Nur<br />
ein ‚Go‘ in der Armaturenanzeige verrät, dass der<br />
Wagen fahrbereit ist.“ Auch den richtigen Einsatz<br />
von Gaspedal und Bremse müsse man erst lernen:<br />
Am ehesten sei das Fahrgefühl mit einer Automatik<br />
zu vergleichen, durch die Energie-Rückgewinnung<br />
verliere der Wagen allerdings merklich an<br />
Fahrt, sobald man den Fuß vom Gaspedal nimmt;<br />
um möglichst energiesparend zu fahren, sollte die<br />
Bremse eher selten eingesetzt werden. Auch wenn<br />
der Fluence sich in Sachen Power im Vergleich zum<br />
Die neuen Elektroautos<br />
erziehen zum<br />
energiesparenden Fahren<br />
Verbrennungsmotor nicht zu verstecken braucht:<br />
„Allzu sportliches Fahren rächt sich natürlich beim<br />
Verbrauch und damit letztlich auch bei der Reichweite“,<br />
weiß Horváth. Rund 150 Kilometer sind bei<br />
vollgeladenem Akku im Schnitt drin. Bei täglich 30<br />
Kilometern zu seinem Arbeitsplatz nach Lauf und<br />
wieder zurück zum Haus in Mögeldorf reicht das<br />
genau für die Arbeitswoche. Und rund drei Euro pro<br />
100 Kilometer kostet die Tankladung Strom. „Die<br />
Befürchtungen im Hinblick auf die Elektrotechnik<br />
kann ich nicht verstehen und steige jeden Morgen<br />
mit Vorfreude in mein Auto“, resümiert Horváth.<br />
Dass er den Wagen spätestens nach vier Tagen in<br />
der heimischen Garage vorausschauend mit einem<br />
Adapterkabel samt Schuko-Stecker in einer ganz<br />
normalen Steckdose lädt, daran hat er sich längst<br />
gewöhnt. In gut acht Stunden ist der Akku über<br />
Nacht voll einsatzbereit.<br />
Wer nicht zuhause laden kann, bekommt als<br />
N-Ergie-Strom-Kunde an den acht öffentlichen<br />
Ladesäulen im <strong>Stadt</strong>gebiet Strom aus erneuerbaren<br />
Quellen – im Moment noch kostenlos. Der ausschließlich<br />
aus Wasserkraft erzeugte Strom sorgt<br />
für praktisch klimaneutrale Fortbewegung mit dem<br />
Elektromobil. Damit Ausflüglern und Pendlern bei<br />
einer Überlandfahrt nicht der Strom ausgeht, haben<br />
sich die Energie-Versorger aus <strong>Nürnberg</strong>, Fürth,<br />
Schwabach, Ansbach und Oberasbach im Ladeverbund<br />
Franken+ zusammengeschlossen und bieten<br />
ein Netz von 17 Ladesäulen an. Der <strong>Nürnberg</strong>er<br />
Energie-Versorger befördert das Thema Elektromobilität<br />
ganz bewusst: „Uns ist es wichtig, bereits jetzt<br />
in einer frühen Entwicklungsphase Erfahrungen zu<br />
sammeln. So können wir Herausforderungen in der<br />
Zukunft besser begegnen“, sagt Annemarie Endner<br />
von der N-Ergie. Auch wer sich über verschiedene<br />
Elektrofahrzeuge informieren will, ist bei dem lokalen<br />
Energieversorger an der richtigen Adresse. Inte-<br />
ressierte können sich bei der N-Ergie über elektrisch<br />
betriebene Vehikel vom Elektrofahrrad über Motorroller<br />
und sogenannte Segways bis zum Sportflitzer<br />
Tesla, der 100 000 Euro kostet, informieren.<br />
Längst haben auch andere Unternehmen und Forschungseinrichtungen<br />
die Bedeutung der Elektromobilität<br />
als Wirtschaftsfaktor erkannt. Laut dem<br />
städtischen Amt für Wirtschaft hängen in der Region<br />
mehr als 10 000 Arbeitsplätze an dem Thema – allen<br />
voran bei Global Playern wie Siemens, Semikron,<br />
Schaeffler, Conti, MAN oder Leoni. Schwerpunkte<br />
sind Bordnetze für Elektrofahrzeuge, Lithium-Ionen-<br />
Batterien, energieeffiziente Leistungselektronik,<br />
Energieerzeugung und -verteilung, Software und<br />
Sensorik, elektronische Antriebe sowie Rückgewinnung<br />
und Speicherung von Energie. „Elektromobilität<br />
ist ein Zukunftsthema. Sie steht für High Tech<br />
und umweltverträgliche Ressourcen. Daher ist sie<br />
von höchster wirtschaftspolitischer Bedeutung“,<br />
sagt Wirtschaftsreferent Michael Fraas.<br />
Das E-Drive-Center – bayerisches Technologiezentrum<br />
für elektrische Antriebstechnik – auf dem<br />
ehemaligen AEG-Areal widmet sich anwendungsorientierten<br />
Forschungsthemen des Elektromaschinenbaus.<br />
Bei ihm laufen Ergebnisse aus Forschung<br />
und Unternehmen der Metropolregion zusammen.<br />
Mit diesen Erkenntnissen wird versucht, Antriebssysteme<br />
zu verbessern und marktreif für die Fabrikation<br />
zu machen. Ein herausragendes Projekt ist der<br />
Versuch, die Batterien von Elektrofahrzeugen mit<br />
Induktionsstrom zu laden. Das Stromtanken funktioniert<br />
dann ohne Kabel und Steckdose. Ebenfalls<br />
auf dem ehemaligen AEG-Gelände wird im Frühjahr<br />
2013 der Energie Campus <strong>Nürnberg</strong> (EnCN) auf<br />
6 000 Quadratmetern einziehen. Interdisziplinär<br />
suchen Hochschulen und Forschungseinrichtungen<br />
nach Lösungen bei der Energie-Wandlung, Speicherung<br />
und Übertragung bis zur effizienten Nutzung<br />
von Strom aus erneuerbaren Quellen. 50 Millionen<br />
Euro aus dem bayerischen Strukturprogramm <strong>Nürnberg</strong>-Fürth<br />
fließen in den EnCN. Auch die Friedrich-<br />
Alexander-Universität Erlangen-<strong>Nürnberg</strong> bietet als<br />
eine der ersten Hochschulen seit dem Wintersemester<br />
2011/2012 den Studiengang Elektromobilität an.<br />
Und seit Anfang April 2012 ist es amtlich: <strong>Nürnberg</strong><br />
ist „Schaufenster Elektromobilität“. Bayern<br />
und Sachsen hatten die gemeinsame Bewerbung<br />
„Elektromobilität verbindet“ mit 82 Vorhaben und<br />
einem Volumen von 200 Millionen Euro bei der Bundesregierung<br />
eingereicht, um neben Berlin, Baden-<br />
Württemberg und der Metropolregion Hannover<br />
eine von vier „Schaufensterregionen für Elektromobilität“<br />
in Deutschland zu werden.
67<br />
Entweder an den<br />
acht Tankstellen der<br />
N-Ergie oder in der<br />
Garage – per Stecker<br />
werden die Elektroautos<br />
mit Strom versorgt.<br />
Stephan Horváth kann<br />
sein Auto über Nacht<br />
aufladen und morgens<br />
durchstarten.<br />
Ein markanter<br />
Unterschied zum<br />
Verbrennungsmotor<br />
ist der Anschluss für<br />
das Strom-Ladekabel.<br />
Beim Tacho zeigt das<br />
grüne Stecker-Symbol,<br />
wann wieder „getankt“<br />
werden muss.<br />
Annemarie Endner und<br />
Claus Koch von der<br />
N-Ergie zeigen auf<br />
einem Segway und<br />
einem Motorroller im<br />
Betriebsgelände in<br />
Sandreuth eine Auswahl<br />
des Elektro-Fuhrparks<br />
der N-Ergie mit insgesamt<br />
50 Fahrzeugen.
68 Bücher & Mehr<br />
Genau hinsehen<br />
So viel Dürer wie in der diesjährigen großen Ausstellung des Germanischen<br />
Nationalmuseums werden die Kunstinteressierten in <strong>Nürnberg</strong><br />
wohl nicht noch einmal zu sehen bekommen. Wer dem großen Sohn<br />
der <strong>Stadt</strong> nicht unvorbereitet gegenüber treten will, dem sei der zweibändige<br />
„Dürer-Verführer“ von Rolf Vollmann empfohlen. Nicht „Der<br />
frühe Dürer“ der Ausstellung steht im Mittelpunkt seiner Betrachtungen,<br />
sondern eine Auswahl von 100 Kupferstichen des Meisters aus<br />
den Jahren 1495 bis 1526. Und nicht ein Kunsthistoriker erklärt uns<br />
Dürers Bilderwelt, sondern ein Germanist, Theologe und Philosoph,<br />
also ein klassischer Gelehrter. Entsprechend anspruchsvoll sind die<br />
Beiträge im Textband, zu denen man den jeweilig beschriebenen<br />
Kupferstich im Bildband aufschlagen sollte. Allein schon die Lesetechnik<br />
spricht also gegen eine Verwendung als Bettlektüre. Zu jedem Bild<br />
liefert Vollmann eine akribische Beschreibung, die die Leserschaft zum<br />
ganz genauen Hinsehen ermuntert. Daran schließt sich ein zweiter<br />
Teil an mit Zitaten aus der (Fach-)Literatur sowie Assoziationen des<br />
Autors, die etwa bei „Ritter, Tod und Teufel“ von Nietzsche über<br />
Richard Wagner zum Blondhaar der Vollmannschen Gefährtin führen.<br />
Auch der Verlag hat sich nicht lumpen lassen und den beiden Bänden<br />
eine sehr ansprechende Gestaltung gegeben.<br />
Rolf Vollmann: Der Dürer-Verführer oder die Kunst, sich zu vertiefen.<br />
Hundert Weltbetrachtungen anhand von Dürers Kupferstichen,<br />
Knaus Verlag, München 2011, 2 Bände im Schuber, 576 Seiten mit<br />
100 Drucken, 59,99 Euro, ISBN 978-3-8135-0437-8.<br />
Elektrisierendes für die Ohren<br />
Auf ein Genre oder eine Musikrichtung will sich die <strong>Nürnberg</strong>er Band<br />
Wrongkong nicht festlegen lassen. Trotzdem ist in „So Electric“, dem<br />
zweiten Album des fränkisch-kanadischen Elektro-Pop-Quintetts um<br />
DJ Tommy Yamaha, das drin, was drauf steht: elektronische Musik.<br />
Doch Wrongkong beweist stilistische Vielseitigkeit. Die 13 Lieder der<br />
neuen Scheibe sind ein Mix aus discotauglichem Elektro-Pop, Indie-<br />
Rock-Klängen, schönen Melodien und dem angenehm klaren Gesang<br />
von Sängerin Cyrena Dunbar. Die aus Kanada stammende Frontfrau<br />
kam vor über zehn Jahren als Tänzerin ans <strong>Nürnberg</strong>er Ballett. Nach<br />
gemeinsamen Studioaufnahmen mit Tommy Yamaha und Martin<br />
Kaisa vom Electro-Duo The Strike Boys folgte 2006 die Gründung<br />
der Band Wrongkong. Mit ins Boot geholt wurden Gitarrist David<br />
Lodhi, Schlagzeuger Markus Wurm, später dann auch Keyboarder<br />
Claus Friedrich. Nach über 150 Auftritten in kleinen Clubs und auf<br />
großen Festivalbühnen, unter anderem beim Taubertal Festival, dem<br />
Southside Festival und dem On 3 Radio Festival, ist die <strong>Nürnberg</strong>er<br />
Band weit über die Grenzen der <strong>Stadt</strong> bekannt und kann bereits auf<br />
internationale Erfolge zurückblicken: 2007 erhielt Wrongkong beim<br />
Cravefest in Kanada den Preis „Best Unsigned Electronic Music Act“<br />
für ihr Video zur Single „Real Boy“, 2008 den „Toronto Exclusive<br />
Award“ und gewann im selben Jahr den Becks on Stage Wettbewerb.<br />
Das aktuelle Album „So Electric“ hat die Musiksendung „Zündfunk”<br />
des Bayerischen Rudfunks Anfang des Jahres zum Album der Woche<br />
gekürt. Damit tourt Wrongkong durch Deutschland und will auch das<br />
diesjährige Festivalpublikum elektrisieren.<br />
Wrongkong: So Electric. AdP Records, Kulmbach 2012, 10,99 Euro.
Idyllische Kleinodien<br />
Selbst eingefleischte <strong>Nürnberg</strong>erinnen und <strong>Nürnberg</strong>er quält hin und<br />
wieder die Sehnsucht nach einem Tapetenwechsel. Erlösung verheißt<br />
„Der Kleinstadt-Verführer Franken”. Wer sich die Suche nach einem<br />
würdigen und von der Heimatstadt nicht allzu fernen Ziel erleichtern<br />
will, sollte einen Blick in das neue Büchlein von Thilo Castner<br />
werfen. In 22 Touren stellt der Autor Kleinstädte in Unter-, Ober- und<br />
Mittelfranken vor, die allesamt mit öffentlichen Verkehrsmitteln<br />
zu erreichen sind. Mit wenig Zeitaufwand sind Reisende in Lauf,<br />
Hersbruck, Schnaittach oder Gräfenberg, während sie auf dem Weg<br />
nach Beilngries und Pappenheim im Süden, Uffenheim und Kitzingen<br />
im Westen, Königsberg in Bayern im Nordwesten und Creußen im<br />
Nordosten die Weiten Frankens durchmessen können. Zu Beginn<br />
einer jeden Tour lernt der Leser Wissenswertes über das ausgewählte<br />
Städtlein kennen, etwa Einwohnerzahl oder Ortsgeschichte, aber auch<br />
Sehenswürdigkeiten. Angaben zur Dauer der vorgeschlagenen Rundgänge<br />
erleichtern ebenso die Planung wie die Anfahrtshinweise mit<br />
Bahn, Bus oder dem Auto. Die Bilder verheißen vielerorts eine prächtige<br />
Postkartenidylle, und weil der Reisende nicht nur geistige, sondern<br />
auch körperliche Stärkung und Muse braucht, hat Castner diverse<br />
Einkehrmöglichkeiten direkt in die Tourenvorschläge eingestreut. Mit<br />
dem inzwischen fünften Band hat sich Castner einen Namen als (Co-)<br />
Autor von Freizeitführern im ars vivendi Verlag gemacht.<br />
Thilo Castner: Der Kleinstadt-Verführer Franken, 22 Touren für<br />
Entdecker, ars vivendi Verlag, Cadolzburg 2012, 153 Seiten,<br />
13,90 Euro, ISBN 978-3-86913-116-0.<br />
Klein, handlich, gut<br />
Bücher & Mehr<br />
69<br />
In der Reihe der „Kleinen <strong>Stadt</strong>geschichten“ des Pustet-Verlags<br />
haben sich drei Mitarbeiter des <strong>Stadt</strong>archivs der Vergangenheit<br />
<strong>Nürnberg</strong>s gewidmet. Entstanden ist mit der „Kleinen <strong>Nürnberg</strong>er<br />
<strong>Stadt</strong>geschichte“ ein kompaktes Werk im handlichen Taschenbuchformat.<br />
Auf insgesamt 184 Seiten geben Michael Diefenbacher,<br />
Horst-Dieter Beyerstedt und Martina Bauernfeind einen Überblick<br />
über die Geschichte <strong>Nürnberg</strong>s und die Entwicklung zu einer modernen<br />
Metropole. Das trotz der Kürze sehr informative Buch schildert<br />
gut lesbar die wichtigsten historischen Etappen und vermittelt einen<br />
Eindruck über das Leben in der Frankenmetropole, aber auch die<br />
Krisen, Katastrophen und Hochphasen der <strong>Stadt</strong>: Beginnend bei der<br />
Frühgeschichte bis zum Niedergang der Reichsstadt im 18. Jahrhundert<br />
über den Aufstieg zur Industriemetropole, das dunkle Kapitel der<br />
NS-Zeit, die Reichsparteitage, den Wiederaufbau nach dem Zweiten<br />
Weltkrieg bis hin zur heutigen Metropolregion nehmen die Historiker<br />
die unterschiedlichen Phasen in den Blick. Eingestreute Anekdoten,<br />
Info-Texte, Abbildungen und Fotografien in Schwarz-Weiß lockern<br />
das Buch auf. Die „Kleine <strong>Nürnberg</strong>er <strong>Stadt</strong>geschichte“ beweist, dass<br />
1 000 Jahre <strong>Stadt</strong>geschichte auf 184 Seiten passen. Mit den Worten<br />
von Oberbürgermeister Ulrich Maly bei der Buchpräsentation: „Ein<br />
kleines Buch über die große Geschichte einer schönen <strong>Stadt</strong>“.<br />
Michael Diefenbacher, Horst-Dieter Beyerstedt, Martina Bauernfeind:<br />
Kleine <strong>Nürnberg</strong>er <strong>Stadt</strong>geschichte, Verlag Friedrich Pustet,<br />
Regensburg 2012, 184 Seiten, 12,95 Euro, ISBN 978-3-7917-2243-6.
70 Bücher & Mehr<br />
Historischer Mauerspaziergang<br />
Mit fünf Kilometer Umfang und mehr als 70 Türmen ist die <strong>Stadt</strong>mauer<br />
<strong>Nürnberg</strong>s größtes Denkmal. Dennoch fehlte bislang eine<br />
Überblicksdarstellung der mittelalterlich-frühneuzeitlichen Befestigungsanlage.<br />
Diese Lücke hat jetzt Geschichte für Alle e.V. geschlossen.<br />
In Band 9 der Reihe „Historische Spaziergänge“ widmet sich<br />
Daniel Gürtler den „Mauern, Türmen und Bastionen“ der längsten<br />
und besterhaltenen Wehranlage einer europäischen Großstadt.<br />
An 18 Stationen rund um die Altstadt lässt sich deren Geschichte erkunden.<br />
Die wehrtechnische Bedeutung der Bastionen im Bereich der<br />
Kaiserburg ist ebenso Thema wie die <strong>Stadt</strong>tore mit ihrer Schleusenfunktion.<br />
Am Kettensteg wird die Überbrückung der Pegnitz sichtbar.<br />
Noch bis 1846 war im westlichen Teil der <strong>Stadt</strong>mauer der „Prisaun“,<br />
die gefängnisartige städtische Irrenanstalt, untergebracht. Auch über<br />
Umbauten und die Nutzung in der jüngeren Zeit informiert das reich<br />
bebilderte Bändchen. Der Zeitgeist der „Entfestigung“, der im 19.<br />
Jahrhundert in vielen Großstädten Befestigungsanlagen verschwinden<br />
und große Ringstraßen entstehen ließ, erreichte in <strong>Nürnberg</strong> nur<br />
einige Partien der <strong>Stadt</strong>mauer. Erhalten sind bis heute die Luftschutzanlagen,<br />
die während des Zweiten Weltkriegs etwa in den runden<br />
Tortürmen der Bevölkerung und aus Kirchen und Museen ausgelagerten<br />
Kunstwerken Schutz bieten sollten. Am Beispiel der Maxtormauer<br />
zeigt der Autor schließlich die Kriegszerstörung, den Wiederaufbau<br />
und die gegenwärtigen Erhaltungsarbeiten. Ein ausklappbarer Plan<br />
erleichtert den historisch interessierten Spaziergängern das Auffinden<br />
der einzelnen Stationen.<br />
Daniel Gürtler: Mauern, Türme und Bastionen. Die <strong>Nürnberg</strong>er<br />
<strong>Stadt</strong>mauer, Historische Spaziergänge, Band 9, Sandberg Verlag,<br />
<strong>Nürnberg</strong> 2012, 72 Seiten, 7,80 Euro, ISBN 978-3-930699-73-5.<br />
<strong>Stadt</strong>geschichte in Bildern<br />
Auf die Wirkung von Bildern setzt Paul Wietzorek in seinem Band<br />
„Das historische <strong>Nürnberg</strong>“. Nach einem kurzen Abriss der <strong>Stadt</strong>geschichte<br />
zeigt er mit Karten und Plänen und im weitaus größten<br />
Abschnitt „Bilder erzählen“ mit Stichen, lithografischen Blättern und<br />
Fotografien das <strong>Nürnberg</strong> aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg.<br />
Den Schwerpunkt bilden dabei Postkartenmotive aus dem frühen 20.<br />
Jahrhundert, die überwiegend aus der Sammlung des Autors stammen.<br />
Wietzorek führt die Betrachter vor allem durch die Altstadt mit<br />
Burg, <strong>Stadt</strong>mauer und Pegnitz, macht im letzten Teil aber auch einen<br />
Abstecher vor die Tore der <strong>Stadt</strong>mauer.<br />
Paul Wietzorek: Das historische <strong>Nürnberg</strong>. Bilder erzählen,<br />
Michael Imhof Verlag, Petersberg 2011, 160 Seiten, 19,90 Euro,<br />
ISBN 978-3-86568-323-6.<br />
Italienisches Flair<br />
Wie viel „Bella Italia“ steckt oder versteckt sich in <strong>Nürnberg</strong>? Die<br />
Beziehungen zwischen der Frankenmetropole und der italienischen<br />
Lagunenstadt Venedig sind jahrhundertealt und haben ihre Spuren<br />
hinterlassen. Wo diese in <strong>Nürnberg</strong> sichtbar sind, zeigt Daniela<br />
Crescenzio mit ihren vier „italienischen“ Spaziergängen. Die gebürtige<br />
Italienerin, die seit 1991 in Deutschland lebt, führt mit Hilfe von<br />
kleinen <strong>Stadt</strong>plänen samt markierten Haltepunkten durch die <strong>Stadt</strong><br />
und erzählt anhand von historischen Details und vielseitigem Bild-<br />
material von der verbandelten Geschichte <strong>Nürnberg</strong>s mit Venedig.<br />
Daniela Crescenzio: Italienische Spaziergänge in <strong>Nürnberg</strong>,<br />
Band 1: <strong>Nürnberg</strong>, Venedig des Nordens, München 2011,<br />
IT-Inerario Verlag, 176 Seiten, 17 Euro, ISBN 978-3-9813046-3-3.<br />
Musikalische Suche nach Antworten<br />
„Was ist das Wichtigste im Leben?“ Um diese existenzielle Frage geht<br />
es auf der CD „Pauls große Frage“. Der neun Jahre alte <strong>Nürnberg</strong>er<br />
Schüler Paul will wissen, worauf es im Leben ankommt. Also macht<br />
er sich auf die Suche. Unterwegs begegnen ihm viele Menschen und<br />
einige Abenteuer, die er bestehen muss. Er trifft unter anderem einen<br />
Bäcker und einen Angler, Soldaten und die coole „Schweine-Gang“,<br />
einen Clown, einen Millionär, ein Model und sogar Gespenster. Am<br />
Ende ist Paul um viele Antworten, neue Freunde und wertvolle Erfahrungen<br />
reicher. Musikalische Begleiter der Suche sind die Rockband<br />
„Bongo Fury“ und der Chor „Swabedoo“, die das Ergebnis jetzt auf<br />
CD gepresst haben. Die CD „Pauls große Frage“ geht auf ein Musical<br />
des städtischen Kinderhorts Salzbrunner Straße in <strong>Nürnberg</strong> zurück.<br />
CD-Bestellungen an Klemens Gradl, Telefon 0 96 63/95 34 03.
Der Franke isst besser<br />
Der Erlanger Michael Müller Verlag hat sich vor allem mit Reiseführern<br />
einen Namen gemacht. In „Gscheitgut“ lassen die Herausgeber<br />
Corinna Brauer und Michael Müller den Blick einmal nicht in ferne<br />
Länder schweifen, sondern präsentieren ein Sehnsuchtsziel vor der<br />
eigenen Haustüre: die Fränkische Schweiz mit ihren kulinarischen<br />
Höhepunkten. „Gscheitgut“ ist entstanden auf Grundlage der gleichnamigen<br />
Internetplattform und in Zusammenarbeit mit dem Institut<br />
für Geografie der Universität Erlangen-<strong>Nürnberg</strong> sowie den Initiativen<br />
„Original regional“ der Metropolregion <strong>Nürnberg</strong> und „Genussregion<br />
Oberfranken“. „Franken isst besser“, verspricht der Untertitel des<br />
reich bebilderten Bands, der zugleich Kochbuch und eine Sammlung<br />
von Porträts rund 20 gastronomischer Betriebe zwischen Forchheim,<br />
Aufseß und Gößweinstein ist. Deren Küchenchefinnen und -chefs<br />
verraten einige ihrer Rezepte, die allesamt auf ursprünglichen,<br />
regionalen Zutaten basieren. Dem saisonalen Kalender trägt die<br />
Einteilung in Jahreszeitenkapitel Rechnung. Finden sich für das<br />
Frühjahr etliche Rezepte für Lamm und Zicklein, locken der Sommer<br />
mit frischem Gemüse und Obst und der Herbst mit Wildgerichten. Im<br />
Winter dürfen schließlich Gans und Christstollen nicht fehlen. Damit<br />
auch am Herd der Hobby-Köche alles gelingt, garnieren die Profis ihre<br />
nach Schwierigkeitsgrad bewerteten Rezepte mit Küchengeheimnissen.<br />
Eingestreute Reportagen widmen sich den charakteristischen<br />
Produkten der Region wie dem Juralamm, der Wiesent-Forelle oder<br />
den heimischen Bieren und Obstbränden.<br />
Corinna Brauer, Michael Müller (Hrsg.): Gscheitgut. Franken isst besser,<br />
Michael Müller Verlag, Erlangen 2012, 320 Seiten, 19,80 Euro,<br />
ISBN 978-3-89953-673-7.<br />
Legenden und Sagen<br />
Bücher & Mehr<br />
71<br />
„Das geheimnisvolle <strong>Nürnberg</strong> Buch“ erzählt Legenden und Sagen<br />
für Kinder. Autorin Michelle Schrenk führt ihre kleinen Leser auf<br />
eine Reise durch die <strong>Stadt</strong> und lässt sie von fantasievollen Gestalten<br />
begleiten. So berichtet Uri, das Burggespenst, von seinem Zuhause,<br />
der Kaiserburg. Vom Tiefen Brunnen, der angeblich mit unterirdischen<br />
Geheimgängen verbunden ist, und Kaiser Karl, der sich dort versteckt<br />
hält. Von dem Raubritter Eppelein von Gailingen, der in der Gegend<br />
sein Unwesen trieb, von seiner tollkühnen Flucht über die Burgmauern<br />
und von einem alten Drachen, der unter der Burg wohnt und<br />
sie zum Erzittern bringt. Auch der Dürerhase, die Marktfrau Gundl,<br />
die alte Lokomotive Adler und der Nachdgieger erzählen spannende<br />
Geschichten über den Hauptmarkt, den Tiergarten und über berühmte<br />
<strong>Nürnberg</strong>er Persönlichkeiten. Dabei gibt es allerlei Wissenswertes zu<br />
erfahren: woher die Elisenlebkuchen ihren Namen haben, warum die<br />
Rostbratwürste so klein sind und welche Eigenheiten der <strong>Nürnberg</strong>er<br />
Dialekt hat. Mit einer Mischung aus Fantasieerzählungen und überlieferten<br />
<strong>Nürnberg</strong>er Sagen können Kinder auf spielerische Art etwas<br />
über <strong>Stadt</strong>geschichte erfahren. Nach den einzelnen Episoden laden<br />
„Geheim-Tipps“ auf eigene Entdeckungstouren durch die Frankenmetropole<br />
ein. Die detailreichen, liebevoll gestalteten Illustrationen<br />
von Mel Bartholomä-Mühle tragen zudem dazu bei, dass die kleinen<br />
Leser in das historische <strong>Nürnberg</strong> eintauchen können. Auch durch die<br />
Gestaltung zeigt sich der Band von seiner geheimnisvollen Seite und<br />
erinnert an ein altes Märchenbuch.<br />
Michelle Schrenk: Das geheimnisvolle <strong>Nürnberg</strong> Buch. Canim Verlag,<br />
<strong>Nürnberg</strong> 2011, 46 Seiten, 17,95 Euro, ISBN 978-3-942790-01-7.
72<br />
Impressum<br />
<strong>Nürnberg</strong> <strong>Heute</strong> <strong>Heft</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>92</strong> / Mai 2012<br />
Zeitschrift für alle, die <strong>Nürnberg</strong> mögen<br />
Herausgeber:<br />
<strong>Stadt</strong> <strong>Nürnberg</strong>, Presse- und Informationsamt<br />
Fünferplatz 2, 90403 <strong>Nürnberg</strong><br />
Telefon 0911/231-2372<br />
Fax 0911/231-3660<br />
E-Mail pr@stadt.nuernberg.de<br />
www.nuernberg.de<br />
Redaktion:<br />
Dr. Siegfried Zelnhefer (verantwortlich), Edith Avram,<br />
Annamaria Böckel (Koordination Rubriken), Alexandra<br />
Foghammar, Markus Jäkel (Koordination Hauptartikel),<br />
Andreas Leitgeber, Thomas Meiler, redaktionelle Mitarbeit:<br />
Katharina Betz<br />
Gestaltung:<br />
<strong>Stadt</strong>grafik / Herbert Kulzer, Ralf Weglehner<br />
Anzeigenverwaltung:<br />
Reinhard Gsänger, Eva Brandstätter, Aynur Kurt<br />
Telefon 0911/231-5319, -5089, -5088<br />
Druck und Verarbeitung:<br />
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