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Nuernberg Heute Nr. 92 (gesamtes Heft) - Stadt Nürnberg

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<strong>Nr</strong>. <strong>92</strong> Sommer 2012<br />

Im Kunstrausch<br />

Im Weggla<br />

Im Gartelfieber


Mit Sicherheit das<br />

richtige Engagement<br />

für Sie:<br />

Mit Sicherheit das<br />

richtige Engagement<br />

für Sie:<br />

3,2 Mio. EUR für die Menschen vor Ort<br />

3,2 Mio. EUR für die Menschen vor Ort<br />

Für rund 630 Projekte, Vereine<br />

und Für Initiativen rund 630 Projekte, pro JahrVereine<br />

und Initiativen pro Jahr<br />

Für Soziales, Kultur, Sport<br />

Für Soziales, Kultur, Sport<br />

Für Familien, Jung und<br />

Für Familien, Jung und<br />

Alt, Kranke und<br />

Alt, Kranke und<br />

Behinderte – für alle<br />

Behinderte – für alle<br />

Gut Gut für für Sie Sie – –<br />

gut gut für für die die Region.<br />

s Sparkasse<br />

<strong>Nürnberg</strong><br />

s Sparkasse<br />

<strong>Nürnberg</strong><br />

Harald Neudert,<br />

Leiter des Marktbereichs<br />

<strong>Nürnberg</strong> Harald Nord Neudert,<br />

Leiter des Marktbereichs<br />

<strong>Nürnberg</strong> Nord<br />

03089_A_Nbg_<strong>Heute</strong>_Img_E_St_210x270.indd 1 16.02.12 12:11


Editorial<br />

„Sonic Nomad Sofa“ heißt das Kunstwerk, das den Titel dieser Ausgabe von „<strong>Nürnberg</strong> <strong>Heute</strong>“ ziert. Es kann<br />

Lärm in harmonische Klänge verwandeln. Inspiriert von den 240 unterschiedlich langen PVC-Rohren, aus denen<br />

das Musik-Sofa besteht, hat <strong>Stadt</strong>grafiker Ralf Weglehner dem Soundobjekt einen neuen Farbanstrich verpasst.<br />

Das von den Architekten und Designern René Rissland und Jürgen Lehmeier entworfene Kunstwerk ist „Auf<br />

AEG“ zu bewundern. Dass das ehemalige Industriegelände sich längst zum Ort für kreative Köpfe aus den unterschiedlichsten<br />

Branchen gemausert hat, zeigt eine Bildergeschichte ab Seite 56. Foto: Timm Schamberger<br />

Ganz Europa bewunderte ihn schon zu seinen<br />

Lebzeiten als einmaligen Künstler. 500 Jahre später<br />

hat seine Strahlkraft nicht das Geringste eingebüßt.<br />

<strong>Nürnberg</strong>s größter Sohn Albrecht Dürer (1471 –<br />

1528) fasziniert mehr denn je. Das Germanische<br />

Nationalmuseum führt dies vom 24. Mai bis 2.<br />

September 2012 in der spektakulären Ausstellung<br />

„Der frühe Dürer“ vortrefflich vor Augen. Die größte<br />

Dürer-Schau seit 40 Jahren in Deutschland löste<br />

bereits vor Beginn ein beispielloses überregionales<br />

Medienecho aus. Nach drei Jahren intensiver Forschung<br />

eröffnen die Wissenschaftler und Forscher<br />

spannende Blicke auf einen alten Meister, der immer<br />

noch so jung wirkt, dass es einem die Sprache<br />

verschlägt. Also rät „<strong>Nürnberg</strong> <strong>Heute</strong>“: Unbedingt<br />

hingehen und Dürers Welt neu entdecken!<br />

Da fügt es sich gut, dass die Akademie der Bildenden<br />

Künste – die älteste Kunstakademie Deutschlands<br />

– in diesem Jahr ihr 350-jähriges Bestehen<br />

feiern kann. Auch deshalb hat die <strong>Stadt</strong> 2012<br />

zum Jahr der Kunst ausgerufen. Rund um Dürer<br />

und Akademie-Jubiläum rankt sich eine Reihe von<br />

weiteren Ausstellungen und Veranstaltungen, die<br />

anregende Kunst- und Kulturerlebnisse verheißen.<br />

„<strong>Nürnberg</strong> <strong>Heute</strong>“ stellt die Akademie der Bildenden<br />

Künste vor und zeigt, wie sich die Dürerstadt<br />

als lebendige Kunstschmiede in Szene setzt.<br />

<strong>Stadt</strong>-Leben hat viele Seiten. Und so spürt „<strong>Nürnberg</strong><br />

<strong>Heute</strong>“ wieder neuen Trends nach. Wie halten Sie<br />

es denn mit der Gartenarbeit? „Urban Gardening“,<br />

so heißt das jetzt im globalisierten Zeitalter, findet<br />

auch in <strong>Nürnberg</strong> immer mehr praktizierende<br />

Liebhaber. Und nicht nur der Klimawandel bewegt<br />

so manchen Bürger dazu, auf Elektro-Fahrzeuge<br />

umzusteigen. Vor allem bei den von Elektromotoren<br />

unterstützten Fahrrädern zeichnet sich eine<br />

starke Nachfrage ab. Bei aller Innovation wissen wir<br />

aber auch um die Produkte, für die <strong>Nürnberg</strong> schon<br />

seit langem weithin berühmt ist. Dazu gehört zweifelsohne<br />

die Bratwurst. Ein Beitrag geht diesem<br />

Phänomen auf den Grund.<br />

Dies und mehr finden Sie wieder in Ihrem „<strong>Nürnberg</strong><br />

<strong>Heute</strong>“. Viel Freude bei der Lektüre und einen<br />

schönen Sommer im Jahr der Kunst wünscht Ihnen<br />

Ihre „<strong>Nürnberg</strong> <strong>Heute</strong>“-Redaktion<br />

1


2<br />

Inhalt<br />

4 Panorama<br />

Museum für den 1. FCN / Prämierte<br />

Kaffee-Könner / Kleiner Adler fährt<br />

wieder im Tiergarten<br />

6 Profil<br />

Andree Köthe und Yves Ollech<br />

geben Einblick in ihre Sterneküche<br />

22 Menschen<br />

<strong>Nürnberg</strong>erin ist First Lady / Solidarität<br />

mit iranischem Menschenrechtsanwalt /<br />

OB Maly löst Fußball-Wette ein<br />

36 Report<br />

Auszeichnung für restaurierte Baudenkmäler<br />

/ Internationale Kunsthistoriker<br />

tagen in <strong>Nürnberg</strong> / Immer mehr<br />

Touristen / Stiftung für das Klinikum<br />

52 Blickpunkt<br />

Bürgerbeteiligung beim Lärmschutz /<br />

<strong>Nürnberg</strong>Messe wächst / Gedenken<br />

an Neonazi-Mordopfer / Neubauten für<br />

Bertolt-Brecht-Schule und Langwasser-<br />

Bad<br />

68 Bücher & Mehr<br />

Dürer als Verführer / Elektrisierende<br />

Musik / Fränkische Rezepte / Spaziergang<br />

entlang der <strong>Stadt</strong>mauer<br />

8<br />

Ob auf Balkonien oder im Garten –<br />

es wird gegärtnert, was das Zeug hält<br />

Kunst in allen<br />

Variationen – die<br />

<strong>Stadt</strong> zeigt sich<br />

zum Jubiläum der<br />

Akademie der<br />

Bildenden Künste<br />

mit dem Jahr der<br />

Kunst von ihrer<br />

künstlerischen<br />

Seite<br />

14


Ein Pass für alle Fälle – auf Entdeckungs-<br />

reise durch die Metropolregion<br />

46<br />

Annamaria Böckel, Alexandra Foghammar (Text),<br />

Christine Dierenbach (Fotos)<br />

8 Marke Eigenbau<br />

Urban Gardening liegt voll im Trend<br />

Birgit Ruf, Regina Urban (Text), Stefan Hippel (Fotos)<br />

14 Dürers Erben im Digitalzeitalter<br />

Das Kunst-Jahr feiert das Malergenie und<br />

die älteste Kunstakademie Deutschlands<br />

Katja Auer (Text), Peter Roggenthin (Fotos)<br />

26 Hier geht’s um die Wurst<br />

Von <strong>Nürnberg</strong> aus gehen Bratwürste<br />

millionenfach in die Welt<br />

Gabi Eisenack (Text), Roland Fengler (Fotos)<br />

32 Ein Platz für Kinder<br />

Der Ausbau von Betreuungsangeboten<br />

ist eine Mammutaufgabe<br />

Clara Grau (Text), Pave GmbH (Fotos)<br />

42 Alles für den perfekten Auftritt<br />

Die Pave GmbH sorgt für den reibungslosen<br />

Ablauf hochkarätiger Events<br />

Thomas Meiler (Text), Ralf Schedlbauer (Fotos)<br />

46 Entdecker gesucht!<br />

Ein Pass macht Kultur- und Freizeiteinrichtungen<br />

der Metropolregion erlebbar<br />

Edith Avram (Text), Timm Schamberger (Fotos)<br />

56 Kreativer Aufbruch<br />

„Auf AEG“ ist ein Mix aus Kunst, Kultur,<br />

Forschung, Handwerk und Business eingezogen<br />

Andreas Leitgeber, Markus Jäkel (Text),<br />

Christine Dierenbach (Fotos)<br />

62 Mit Strom gegen den Strom<br />

Elektro-Fahrzeuge verbessern das Klima<br />

72 Impressum<br />

3


4 Panorama<br />

Foto: Christine Dierenbach<br />

Kaffee-Meister aus Gostenhof<br />

Preisgekrönten Kaffee serviert das Team der Gostenhofer<br />

Kaffeerösterei Machhörndl. Bei den Deutschen<br />

Barista-Meisterschaften im März 2012 in Mannheim<br />

siegte Armin Machhörndl nach 2011 zum zweiten<br />

Mal mit seinem Filterkaffee in der Kategorie „Brewers<br />

Cup“. Der perfekte Milchschaum seiner Mitarbeiterin<br />

Luzia Taschler überzeugte die Jury ebenfalls und wurde<br />

mit einem ersten Platz in der Kategorie „Latte Art“<br />

belohnt. Die beiden <strong>Nürnberg</strong>er werden Deutschland<br />

im Juni bei den Internationalen Barista-<br />

Meisterschaften in Wien vertreten.<br />

Alles Blech!<br />

Eine Elektro-Droschke und weitere 350 Blechspielzeuge der von<br />

1881 bis 2006 produzierenden Firma Ernst Paul Lehmann Patentwerk<br />

bleiben dem Spielzeugmuseum erhalten. Da das Unternehmen<br />

Konkurs anmelden musste, drohte eine Auktionierung der Dauerleihgabe.<br />

Dank der Unterstützung durch die Kulturstiftung der<br />

Länder und des Fördervereins des Spielzeugmuseums haben die<br />

Museen der <strong>Stadt</strong> <strong>Nürnberg</strong> die weltweit bedeutende Sammlung<br />

erwerben können.<br />

Foto: Anestis Asnalidis<br />

Museumsreife Torwart-Mütze<br />

Ein eigenes Museum bekommt der ruhmreiche 1. FC <strong>Nürnberg</strong>.<br />

Als erstes Stück für die Ausstellung nahm Club-Torwart Raphael<br />

Schäfer im April 2012 die Mütze seines legendären Vorgängers<br />

Heiner Stuhlfauth entgegen. Die Kappe, die bislang in der<br />

Präsentation zur Geschichte des 1. FCN im Museum Industriekultur<br />

zu sehen war, können Fans voraussichtlich ab August<br />

2012 in dem neuen Museum bestaunen. Die Museen der <strong>Stadt</strong><br />

<strong>Nürnberg</strong> und der 1. FCN richten das Haus gemeinsam im neuen<br />

Funktionsgebäude des Clubs ein, das derzeit am Valznerweiher<br />

gebaut wird.<br />

Foto: Christine Dierenbach


„Kleiner Adler“ unter Dampf<br />

Darauf haben Groß und Klein lange gewartet:<br />

Der „Kleine Adler“ tuckert wieder durch den<br />

Tiergarten. Der Bau der Delfinlagune hatte den<br />

zoologischen Eisenbahnbetrieb mehr als drei Jahre<br />

lang ausgebremst. Die Zeit nutzten Auszubildende<br />

der MAN, um den Nachbau der ersten deutschen<br />

Eisenbahn im Maßstab 1:2 in vielen Arbeitsstunden<br />

zu restaurieren. Der Tiergarten investierte rund<br />

700 000 Euro in die Erneuerung und Verlängerung<br />

der Trasse. Auch ein neuer Pächter wurde gefunden.<br />

Jetzt startet der Adler bereits in der Nähe des<br />

Haupteingangs am Giraffengehege und fährt bis<br />

zum Kinderzoo.<br />

Burggraben als Paradies für Snowboarder<br />

Jury kürt Kurzkrimis<br />

Panorama<br />

Talent für Mord und Totschlag beweisen die Franken<br />

zum Glück nur auf literarischem Terrain. 115<br />

Einsendungen erreichten die Jury des 1. Fränkischen<br />

Krimipreises, den die „<strong>Nürnberg</strong>er Nachrichten“<br />

und der Verlag ars vivendi ins Leben gerufen<br />

haben. Den mit 1 000 Euro dotierten ersten Preis<br />

der Jury erhielt Killen McNeill mit seiner Erzählung<br />

„Pfarrers Kinder, Müllers Vieh“ während der<br />

Fränkischen Kriminacht im April 2012. Siegerin des<br />

im Internet ermittelten Publikums-Preises ist<br />

Claudia Blendinger mit „Leise tröpfelt<br />

das Blut“. Beide Geschichten<br />

finden sich auch in der Anthologie<br />

„Tatort Franken No. 3“ des<br />

ars vivendi Verlags.<br />

Snowboarden vor mittelalterlicher Kulisse – mit dieser einmaligen Möglichkeit lockte die Red Bull „Winch Dir Was“-<br />

Tour am 19. Februar 2012 in den Vestnertorgraben. Nach dem großen Erfolg des Mountainbike-Events Red Bull<br />

District Ride im vergangenen Sommer zeigten diesmal rund 30 Snowboarder und Trickskifahrer auf selbst präparierten<br />

Schanzen ihr Können. Eine spezielle Seilwinde (Winch) sorgte für genug Schwung auf dem sonst flachen Gelände.<br />

Foto: Christine Dierenbach<br />

Foto: Christine Dierenbach<br />

5


6 Profil<br />

Die Meisterköche vom Weinmarkt<br />

Andree Köthe und Yves Ollech gehen im „Essigbrätlein“ ihren eigenen Weg<br />

Es gibt Feinschmecker, die nur wegen eines Restaurantbesuchs<br />

nach <strong>Nürnberg</strong> reisen. Ihr Ziel ist das<br />

„Essigbrätlein“ mit seiner kreativen Sterneküche. Verantwortlich<br />

für die besonderen Gaumenfreuden sind<br />

Inhaber Andree Köthe und sein Küchenchef Yves Ollech.<br />

Die Hinweise auf der Speisekarte sind frei von aufgeblasenen<br />

Worthülsen. Zum Menü gehören „Rote Bete mit Kirschen“,<br />

„Wildsaibling mit Rettich und Quitte“, „Kartoffelscheiben mit<br />

Grapefruit“, „Zander mit Brokkoli“, „Lamm mit Feldsalat“ und<br />

„Ziegenkäseeis mit Butterkaramell“. Hinter den schlichten Ansagen<br />

stecken raffinierte Kompositionen. So ist das „Essigbrätlein“<br />

seit Langem das erste Haus in <strong>Nürnberg</strong>, wenn es um<br />

erlesene und innovative Küche geht.<br />

In den einschlägigen Gastro-Führern sind dem Restaurant<br />

Höchstnoten gewiss. Im „Michelin“ glänzt das Haus mit zwei<br />

Sternen. Die Gourmetbibel „Gault Millau“ hat „Essigbrätlein“-<br />

Chef Andree Köthe zum „Koch des Jahres“ 2012 gekürt. Mit<br />

18 von 20 „Gault Millau“-Punkten gehört das Haus zu den<br />

Top-Adressen im Land. Laut „Gault Millau“ ist Köthe „der<br />

Pionier der deutschen Gewürz- und derzeit so modischen<br />

Gemüseküche“.<br />

Dabei ist Köthe die Auszeichnung seiner Person allein gar nicht<br />

so recht. Seinem Küchenchef Yves Ollech<br />

stehe sie genauso zu. Auf Augenhöhe gehen<br />

die beiden in dem harten Geschäft der<br />

Spitzengastronomie ihren eigenen Weg und<br />

setzen Trends. In dem historischen Lokal am<br />

Weinmarkt 3 entwickeln Andree Köthe und Yves Ollech immer<br />

wieder neue Genüsse. 1999 kreierte Ollech „Rote Bete mit Kümmelkaramell<br />

und Roquefortcreme“ – heute längst ein Klassiker.<br />

„Damals kam kein Koch in Deutschland auf die Idee, Gemüse so<br />

zu verarbeiten und zu präsentieren“, sagt Ollech.<br />

Nach Ausbildung und verschiedenen Stationen in Sternelokalen<br />

hat der aus Nordhessen stammende Andree Köthe 1989<br />

im Alter von 25 Jahren das „Essigbrätlein“ übernommen. Die<br />

Selbstständigkeit und die „Lust, sich entfalten zu können“, reizten<br />

ihn. Und er fügt an: „Gerade Kreativität braucht Freiheit.“<br />

Mit dem in manchen Spitzenküchen üblichen Kommandoton<br />

„Gerade Kreativität<br />

braucht Freiheit“<br />

kann der sympathisch uneitle Köthe nichts anfangen. 1997 kam<br />

Yves Ollech (Jahrgang 1970) von den gerühmten „Schweizer<br />

Stuben“ in Wertheim-Bettingen als Koch ins „Essigbrätlein“.<br />

Nach einem Jahr lud Köthe Ollech ein, die Aufgabe des Küchenchefs<br />

zu übernehmen. Seither hat das Duo eine Form der<br />

kreativen Küchen-Partnerschaft entwickelt, die es so wohl kein<br />

zweites Mal in Deutschland gibt.<br />

Gemeinsam sind sie stets auf der Suche nach neuen Geschmackserlebnissen.<br />

Nach Jahren der raffinierten Gewürzküche geht es<br />

Köthe und Ollech nun mehr darum, den Naturaromen zu ihrer<br />

Entfaltung zu verhelfen. Seit Langem spielen wieder Gemüse<br />

die Hauptrolle. Bis eine neue Kreation entsteht, können Wochen<br />

vergehen. Es wird probiert und experimentiert. Hätte Köthe<br />

mehr Platz in seiner engen Küche, würde er sofort zwei zusätzliche<br />

Köche einstellen, um mehr Zeit für die Entwicklung neuer<br />

Gerichte zu haben. Manchmal kann es aber auch ganz schnell<br />

gehen, wie Anfang 2012, als Yves Ollech an einem Vormittag<br />

einen Wirsinggang schuf, wo gleich alles stimmte. Da kommt<br />

der Schöpfer selbst ins Schwärmen, wenn er von einem „absoluten<br />

Kracher“ spricht.<br />

Dabei orientieren sich Köthe und Ollech in erster Linie an<br />

regionalen Erzeugnissen, am besten in Bio-Qualität. Das<br />

Knoblauchsland biete hervorragende Gemüse. Gerade arbeiten<br />

Köthe und Ollech an einem Kochbuch mit<br />

50 Gemüserezepten. Salzwasserfisch wurde<br />

vor Jahren aus der Küche verbannt, weil<br />

Qualität und Frische nicht konstant waren.<br />

<strong>Nürnberg</strong> liegt eben nicht am Meer. Dafür<br />

hat das Kreativteam in der heimischen Landschaft schwarze<br />

Hagebutte und Wildquitte entdeckt. Bei der Suche nach ungewöhnlichen<br />

oder vergessenen Früchten unterstützt inzwischen<br />

auch ein Biologe die Meisterköche. Unbekannte Gemüse- oder<br />

alte Getreidesorten zu integrieren, sieht Ollech als besonders<br />

reizvoll an.<br />

Die Meisterköche vom Weinmarkt haben ihre eigene kulinarische<br />

Handschrift entwickelt. Über die Jahre haben sie ihren Stil<br />

immer mehr perfektioniert. Ohne Zweifel gehen die beiden mit<br />

einem hohen intellektuellen Anspruch an ihr Koch-Werk. Der<br />

Zuspruch gibt ihnen Recht. 30 Prozent der Gäste – insgesamt


Andree Köthe (rechts) und Yves Ollech setzen im Restaurant „Essigbrätlein“ Maßstäbe. Foto: Christine Dierenbach<br />

mehr auswärtige als einheimische – seien treue Stammkunden.<br />

Nicht wenige „Welt-Gourmet-Touristen“, so Köthe, kommen<br />

nur wegen des „Essigbrätleins“ nach <strong>Nürnberg</strong>. Zufällige Passanten<br />

würden in dem historischen Sandsteingebäude mit Butzenscheiben<br />

wohl kaum eines der besten Restaurants Deutschlands<br />

vermuten. Eigentlich passen Ambiente und Küche nicht so<br />

recht zusammen. Vielleicht drückt sich aber auch so ein Grundmuster<br />

<strong>Nürnberg</strong>er Identität aus, nämlich aus der Historie<br />

heraus immer wieder Neues zu entwickeln, Tradition, Bodenständigkeit<br />

und Innovation zu verbinden.<br />

Köthe und Ollech leben mit ihren Familien gerne in <strong>Nürnberg</strong>.<br />

Durch die <strong>Stadt</strong> zu gehen, sei „immer ein tolles Erlebnis“,<br />

meint Ollech. Köthe kommt „gut mit den <strong>Nürnberg</strong>ern klar,<br />

weil sie eher ein bisschen bescheiden sind“. Der „Koch des<br />

Profil<br />

Jahres“ ist wohl schon längst selbst ein <strong>Nürnberg</strong>er. Trotz allen<br />

Erfolgs spielt er sich nicht in den Vordergrund. Auch wenn das<br />

„Essigbrätlein“ mit seinen circa 30 Plätzen keine Chance zu<br />

Expansion und Mehreinnahmen bietet, denkt Köthe an keine<br />

Veränderung in ein größeres Lokal. „Geld hat für mich nicht<br />

den ganz hohen Stellenwert“, erklärt der fünffache Vater.<br />

Die Spitzenbewertungen der Gourmetführer seien natürlich eine<br />

„Riesenauszeichnung“. Auch wenn dies wieder Druck erzeuge.<br />

Man dürfe sich nie ausruhen und müsse auch mit herben Kritiken<br />

umgehen können. Doch wenn an einem Abend aus dem<br />

Gastraum Begeisterung, vielleicht sogar Euphorie in die Küche<br />

schwappt, „dann trägt das einen“, sagt Ollech.<br />

Siegfried Zelnhefer<br />

7


8<br />

Elfriede Tuch versteht es, der Verkehrsader Bucher<br />

Straße ein paradiesisches Fleckchen abzutrotzen.


Text Annamaria Böckel / Alexandra Foghammar<br />

Fotos Christine Dierenbach<br />

Marke<br />

Eigenbau<br />

Urban Gardening liegt voll im Trend<br />

Menschen mit grünem Daumen oder zumindest grünen Visionen<br />

verwandeln Industriebrachen in blühende Gärten,<br />

ernten Erdbeeren auf Balkonien oder servieren ihren<br />

Party-Gästen Gazpacho mit Zutaten aus eigenem Anbau.<br />

Urban Gardening heißt der Trend, der das Graben, Säen<br />

und Ernten mitten in die Städte bringt.<br />

Von Urban Gardening hat Elfriede Tuch noch nie etwas gehört,<br />

obwohl sie eine Vorreiterin des <strong>Stadt</strong>gärtnerns ist. Vor 20 Jahren<br />

begann sie, eine Baumscheibe vor ihrem Wohnhaus an der<br />

Bucher Straße in ein kleines Paradies zu verwandeln. Pflegeleichtes<br />

Straßenbegleitgrün ist Elfriede Tuchs Sache nicht: „Ich<br />

wollte einen Blumengarten.“ Sie übernahm die Patenschaft für<br />

das Erdreich rund um eine frisch gepflanzte Linde und adoptierte<br />

den schmalen Vorgarten vor dem Mehrparteienhaus gleich<br />

mit. Elfriede Tuch hat in <strong>Nürnberg</strong> viele fleißige Nachahmer.<br />

Offiziell kümmern sich derzeit 767 Paten um 1 113 Bäume im<br />

<strong>Stadt</strong>gebiet. Interessenten, die einen Straßenbaum mit Wasser<br />

versorgen und die Baumscheibe bepflanzen möchten, wenden<br />

sich an den Servicebetrieb Öffentlicher Raum der <strong>Stadt</strong> <strong>Nürnberg</strong>.<br />

Dort gibt es nicht nur viele Tipps rund ums Grün, sondern<br />

auch einen Pflanzgutschein über 50 Euro für die Gärtnerei der<br />

Werkstatt für Behinderte.<br />

Tulpen und Narzissen im Frühjahr, Rosen im Sommer und Astern<br />

im Herbst – fast das ganze Jahr über blüht es in Elfriede<br />

Tuchs Beet am Rand der vierspurigen und vielbefahrenen Straße.<br />

Manchem Autofahrer, der an der roten Ampel hält, ringt<br />

das bunte Beet ein Lächeln und Respekt vor der gärtnerischen<br />

Leistung ab. „Es gibt Leute, die sagen: ‚Das ist das schönste<br />

Beet in <strong>Nürnberg</strong>‘“, erzählt Elfriede Tuch voller Stolz. Gelegentlich<br />

ärgert sie sich, wenn wieder einmal über Nacht eine Pflanze<br />

verschwunden ist, mitsamt der Wurzel ausgegraben, oder<br />

uneinsichtige Hundebesitzer ihre Lieblinge mitten im Beet ihr<br />

Geschäft verrichten lassen. Dennoch hat die 75-jährige Rentnerin<br />

die viele Arbeit und das Geld, die sie in ihren kleinen Garten<br />

steckt, noch nie bereut. „Ich mache das für mich und für viele,<br />

die hier vorbeifahren und sich freuen“, sagt sie.<br />

9


10<br />

Nicht neben, sondern auf grauem Asphalt stehen die<br />

Aktivisten von Bluepingu, einem 2009 gegründeten<br />

Zusammenschluss von etwa zwei Dutzend Leuten,<br />

die „für ein ökologisches, faires und nachhaltiges<br />

Franken“ eintreten. Mit Unterstützung des Umweltreferats<br />

der <strong>Stadt</strong> sind sie seit Mai 2012 dabei, auf einem<br />

3 500 Quadratmeter großen Parkplatz des ehemaligen<br />

Quelle-Geländes einen mobilen <strong>Stadt</strong>garten<br />

nach dem Vorbild des Prinzessinnen-Gartens in Berlin<br />

anzulegen. Nomadengärten beleben bewusst temporär<br />

ungenutzte Flächen mit fragwürdiger Bodenqualität<br />

und recyceln Hinterlassenschaften der Zivili-<br />

sation wie Tetrapaks und Bäckerkisten als Pflanzbehälter.<br />

Allerorten entstehen Anlagen, ähnlich den<br />

Community Gardens in den USA in denen eine junge<br />

umweltbewusste Avantgarde Natur und Gemeinschaft<br />

erleben möchte. Den wohnortnahen Anbau<br />

gesunder Lebensmittel verstehen die <strong>Stadt</strong>gärtner<br />

auch als Antwort auf die globalen Herausforderungen<br />

wie knapper werdende Ressourcen.<br />

Auf der Brache an der Wandererstraße setzen die<br />

von einem Biohändler gespendeten, mit Bio-Erde,<br />

Samen und Setzlingen befüllten Reissäcke nicht nur


farblich Akzente. „Wir bauen ökologisch Obst und<br />

Gemüse an und wollen dabei auch das Bewusstsein<br />

für alte Sorten fördern“, erklärt Joanna Nogly. Wenn<br />

die Saat in den unkonventionellen Behältnissen aufgeht,<br />

werden die Pflanzer Workshops anbieten zum<br />

Gemüse Einlegen und Marmelade Kochen. „Unser<br />

<strong>Stadt</strong>garten soll ein Ort der Begegnung werden“,<br />

betont das Bluepingu-Mitglied, „wir möchten gemeinschaftlich<br />

picknicken und auch speziell Kinder<br />

und Jugendliche zum Gärtnern animieren.“ Bevor<br />

die Do-it-yourself-Kost der Ernte entgegen reifen<br />

kann, braucht es allerdings noch allerlei: „Wir suchen<br />

nicht nur Leute, die mitmachen, sondern brauchen<br />

auch noch Gerätschaften wie Schubkarren,<br />

Spaten, Kisten, Eimer, und einen Bauwagen oder<br />

Container“, zählt Joanna Nogly auf. Auch wenn die<br />

auf zwei Jahre geschlossene Pacht auslaufen würde,<br />

sehen die <strong>Stadt</strong>gärtner von Bluepingu die Nachhaltigkeit<br />

ihres Projekts nicht gefährdet. Die auf Paletten<br />

stehenden Pflanzgefäße sind transportabel<br />

– und an Industriebrachen mangelt es nicht in der<br />

Weststadt.<br />

Dass der Eigenanbau von Gemüse und Blumen<br />

nicht nur dem aktuellen Zeitgeist entspricht, sondern<br />

schon vor hundert Jahren die Nachbarschaft<br />

ins Freie lockte, zeigt die erste von der städtischen<br />

Wohnungsbaugesellschaft WBG gebaute Siedlung<br />

in Mögeldorf. Inmitten eines Dreiecks, das Wohnblöcke<br />

entlang von Wagenseil- und Wurfbeinstraße<br />

begrenzen, liegen die Gartenparzellen der Anwoh-<br />

ner. 1919 bis 1<strong>92</strong>2, als die Siedlung erbaut wurde,<br />

gehörte die Selbstversorgung mit Feldfrüchten und<br />

Obst zum Alltag. Supermärkte mit Gemüseabteilungen,<br />

die sich gegenseitig in den Preisen unterbieten,<br />

gab es noch nicht. Auch für das Ehepaar Schoberth,<br />

das seit 36 Jahren gemeinsam rund 250 Quadratmeter<br />

Grund bewirtschaftet, ist Erde unter den Fingernägeln<br />

keine Modeerscheinung. Monika Schoberth<br />

wuchs in der Siedlung auf, schon ihre Eltern bauten<br />

hier Gemüse auf Flächen an, die damals noch bis in<br />

den Wiesengrund der Pegnitz reichten.<br />

Setzlinge von Kohlrabi und Kopfsalat sowie Erdbeerpflanzen<br />

bilden in den acht Schoberthschen Beeten<br />

den ersten Frühlingsflor, später kommen Gurken,<br />

Tomaten und Zucchini hinzu. Finanziell lohnt sich<br />

das für die beiden Ruheständler nicht. „Die Setzkartoffeln<br />

kosten so viel wie die Kartoffeln im Laden“,<br />

stellt Monika Schoberth fest. „Aber kleine Kartoffeln<br />

frisch aus dem Boden mit Knoblauch und dazu<br />

was vom Grill...“ Gärtnern hat eben auch etwas mit<br />

gutem Geschmack zu tun.<br />

Jede Mietpartei setzt bei der Nutzung der Außenflächen<br />

ihre eigenen Prioritäten, wie der Blick über den<br />

Gartenzaun zeigt. Hinten links wird ein Spielhäuschen<br />

für den Nachwuchs gezimmert. Aufsteigende<br />

Rauchschwaden künden davon, dass die türkische<br />

Familie mit einem der mittleren Grundstücke Verwandtschaft<br />

zum Grillen eingeladen hat. Und auch<br />

bei Monika und Helmut Schoberth wird nicht nur<br />

11<br />

Zu Füßen des<br />

Business Towers liegen<br />

die idyllischen Gärten<br />

der WBG-Siedlung in<br />

Mögeldorf (linke Seite).<br />

Auf ihrer Parzelle ist<br />

Monika Schoberth für<br />

die Erdbeeren zuständig,<br />

ihr Mann Helmut für die<br />

Kletterrose am Spalier<br />

(diese Seite).


12<br />

gegraben, geharkt und gezupft. Eine kleine Hütte<br />

in der Mitte ihres Gartens nutzen die leidenschaftlichen<br />

Kartler im Sommer regelmäßig zum Schafkopfen<br />

mit Freunden.<br />

Gänzlich ohne Zäune oder Hecken zwischen den<br />

Parzellen kommt der Interkulturelle Garten im <strong>Stadt</strong>teil<br />

Langwasser aus. 19 Gärtnerinnen und Gärtner<br />

teilen sich die im Sommer 2011 angelegte Anbaufläche.<br />

Morn Oung kam vor über drei Jahrzehnten<br />

aus Kambodscha und hat an der Ecke Breslauer und<br />

Glogauer Straße sein Gartenglück gefunden. 21 Qua-<br />

Morn Oung erntet im interkulturellen Garten in Langwasser<br />

Koriander, mit dem seine Frau Sang asiatische Gerichte würzt.<br />

dratmeter Grund beackert er gemeinsam mit seiner<br />

Frau Sang. Auf der Fensterbank vorgezogene<br />

Setzlinge aus Samen, die das Ehepaar in Asia-Shops<br />

ersteht oder sich von Verwandten in Kambodscha<br />

senden lässt, wachsen zu Salat, Koriander und einer<br />

asiatischen Kohlart heran. Mitte Mai, wenn nicht<br />

mehr mit Frostnächten zu rechnen ist, kommt auch<br />

die Wurzel der „Sacu“-Pflanze zum Austreiben ins<br />

Beet, die eigentlich das feucht-heiße Monsunklima<br />

der südostasiatischen Heimat der Oungs gewöhnt<br />

ist. „Sie wird hier nicht ganz so süß“, meint Sang<br />

Oung, „aber mit Zucker gekocht schmeckt sie sehr<br />

gut.“<br />

52 Euro Pacht pro Jahr zahlen die Nutzer des interkulturellen<br />

Gartens, die aus Aserbeidschan, Rumänien,<br />

Vietnam, Togo und weiteren sechs Nationen<br />

stammen. Für Klaus Brock, den ersten Vorsitzenden,<br />

ist Morn Oung ein Paradebeispiel für das Funktionieren<br />

des Vereinszwecks, der neben der gemeinschaftlichen<br />

Boden-Kultivierung interkulturelles<br />

Lernen, Völkerverständigung und Integration in den<br />

Mittelpunkt stellt: „Als wir uns vergangenes Jahr<br />

kennenlernten, waren seine Deutschkenntnisse viel<br />

geringer“, erzählt Klaus Brock.<br />

Interkulturell geht es auch im Garten des Familienzentrums<br />

Imbuschstraße in Langwasser zu. Den<br />

Kindergarten, der hier unter einem Dach mit einer<br />

Krippe, einem Hort und einem Schülertreff beheimatet<br />

ist, besuchen 80 Mädchen und Jungen aus<br />

rund zehn Nationen. Alisa, Daniel, Francis und Emily<br />

haben sich heute zum Gärtnern gemeldet. Vorsichtig<br />

streuen sie Radieschen-Samen in die Erde und<br />

setzen kleine Salatpflanzen in Kisten. „Immer abwechselnd<br />

eine rote und eine grüne“, sagt Hermann<br />

Pelzner. Der 72-jährige ehemalige Buchhändler arbeitet<br />

regelmäßig mit den Nachwuchsgärtnern im<br />

Außengelände. „Weil wir keine Enkel haben, wollte<br />

ich mich ehrenamtlich um Kinder kümmern“, sagt<br />

er. Da er gerne etwas in der Natur unternimmt, lag<br />

es nahe, durch Vermittlung des Zentrums Aktiver<br />

Bürger beides zusammenzubringen. Viel Geduld hat<br />

Hermann Pelzner und erklärt, warum in jedes vorgegrabene<br />

Loch wirklich nur eine Kartoffel gesetzt<br />

werden darf. Dafür lernen die Kinder umso schneller.<br />

„Da dürfen wir jetzt nicht mehr rein treten“, sagt<br />

Francis bestimmt, als alles gesät und vergraben ist.<br />

Damit zarte Pflänzchen eine Chance zum Gedeihen<br />

bekommen und nicht unter Kinderfüßen eingehen,<br />

wachsen sie in Kunststoffkisten. Inge Schweiger, Leiterin<br />

des städtischen Kindergartens, lobt die Vorzüge<br />

des Gartenprojekts: „Viele Kinder leben in Hochhäusern<br />

ohne Garten. Bei uns können sie sehen, wie<br />

etwas wächst.“ Die Kräuter und Gemüse der Marke<br />

Eigenbau bereichern in der Imbuschstraße auch die<br />

Mahlzeiten. Selbst die größten Schoko-Leckermäuler<br />

greifen gerne zu einem Brot mit Schnittlauch aus<br />

dem eigenen Beet. Auch die reifen Johannisbeeren<br />

hängen nicht lange am Strauch. Besonders groß ist<br />

der Appetit, wenn im Herbst die eigenen Kartoffeln<br />

auf die kleinen Tische kommen, berichtet die<br />

Erzieherin. Damit alle etwas bekommen, muss sie<br />

manchmal schummeln und ein paar Säcke Kartoffeln<br />

dazukaufen.<br />

Aus welchem Antrieb auch immer – ob ökologischstadtentwicklungspolitisch<br />

aktiv, von der Freude<br />

an bodenständiger Arbeit mit Kindern bewegt,


Vor dem Ernten kommt das Buddeln – das lernen die Kinder<br />

im Familienzentrum Imbuschstraße von Hermann Pelzner.<br />

schlicht ernährungsbewusst oder angesichts stauender<br />

Blechlawinen um Naturästhetik bemüht – es<br />

wird gegenwärtig in den Städten gegärtnert, was<br />

das Zeug hält. Davon profitiert auch der klassische<br />

Schrebergarten, der lange Zeit als Inbegriff des<br />

Spießertums galt. <strong>Heute</strong> klagen Kleingartenvereine<br />

seltener über Nachwuchssorgen. Auch in <strong>Nürnberg</strong><br />

bringen immer mehr junge Familien und Hobbygärtner<br />

mit Migrationshintergrund frischen Wind in die<br />

insgesamt gut 8 300 Parzellen der 124 Anlagen.<br />

Für die Soziologin und Urban Gardening-Expertin<br />

Christa Müller ist das erst der Beginn einer neuen<br />

Ära: „Die Epoche der billigen Lebensmittel wird in<br />

absehbarer Zeit vorbei sein“, erklärte sie im März<br />

bei einem Vortrag auf Einladung des Umweltreferats<br />

der <strong>Stadt</strong>. „Immer mehr Menschen haben Sehnsucht<br />

nach einer produktiven Tätigkeit, entdecken<br />

das Regionale und Saisonale.“ ■<br />

13


Text Birgit Ruf, Regina Urban Fotos Stefan Hippel<br />

Dürers Erben<br />

im Digitalzeitalter<br />

Das Kunst-Jahr feiert das Malergenie und Deutschlands älteste Kunstakademie<br />

Die Akademie der Bildenden Künste ist vor 350 Jahren gegründet worden und<br />

damit die älteste Kunstakademie in Deutschland. Im „Jahr der Kunst“ setzt sich<br />

die Dürerstadt <strong>Nürnberg</strong> als kreative Kunstschmiede in Szene.<br />

Im Schatten der Bagger und Kräne duckt sich ganz<br />

hinten auf dem Akademie-Gelände ein unscheinbarer<br />

weißer Container zwischen die Bäume. Mit der<br />

Maloche für den 9,2 Millionen Euro teuren Neubau<br />

in Steinwurfweite hat der schmucklose Würfel aber<br />

nichts zu tun, obwohl es auch darin laut und mitunter<br />

dreckig zugeht: Hier, in der Digitalwerkstatt,<br />

steht der Lasercutter. Das computergesteuerte,<br />

22 000 Euro teure Hightechgerät schneidet mit einem<br />

Laserstrahl alles außer Metall – präzise, rasant<br />

und nach den digitalen Entwürfen seiner Nutzer, die<br />

sich gegen den ohrenbetäubenden Lärm mit Kopfhörern<br />

schützen. „Bildhauer machen hier ganze<br />

Skulpturen aus Holz oder Kunststoff, die Grafikdesigner<br />

lasern Buchstaben aus, und selbst die Maler<br />

nutzen das Gerät, um Schablonen zu erstellen“,<br />

erklärt Anna Lang, Leiterin des Digitallabors, der<br />

jüngsten von insgesamt elf Werkstätten auf dem<br />

knapp 44 000 Quadratmeter großen Areal.<br />

Seit Ende der 1950er Jahre wird der künstlerische<br />

Nachwuchs an dem schönen Fleckchen zwischen Tiergarten<br />

und Seniorenwohnstift in hellen Flachdach-<br />

Pavillons ausgebildet – Studieren im Grünen. Und<br />

mit viel Tradition: Die 1662 von Jacob von Sandrart<br />

gegründete <strong>Nürnberg</strong>er Kunstakademie ist die älteste<br />

im gesamten deutschsprachigen Raum. „Die<br />

erste Kunstakademie wurde von Leonardo da Vinci<br />

gegründet, die zweite von der Feudalherrschaft in<br />

Paris, die dritte von der <strong>Nürnberg</strong>er Bürgerschaft“,<br />

sagt Hanns Herpich, Ex-Präsident der Hochschule.<br />

Und man merkt: Er ist noch heute stolz darauf.<br />

Bodenständigkeit, Fleiß und Bescheidenheit – das<br />

zeichnet laut dem amtierenden Präsidenten Ottmar<br />

Hörl die Hochschule auch heute noch aus: „München<br />

oder Düsseldorf engagieren Künstler von internationalem<br />

Rang als Lehrkräfte, die dann aber<br />

nie wirklich mit den Studenten arbeiten müssen.<br />

Wir machen das anders und definieren uns nicht<br />

über Superstars. Unsere Professoren kümmern sich<br />

um ihre Schüler.“ Aktuell unterrichten 17 Professoren<br />

16 Klassen, dazu kommen regelmäßig Gastprofessoren.<br />

Die Stelle für Gold- und Silberschmiede<br />

ist derzeit vakant und soll im kommenden Wintersemester<br />

wieder besetzt werden.<br />

Die Tatsache, dass der Freistaat während der Krise<br />

über neun Millionen Euro für den Neubau locker gemacht<br />

hat, sieht Hörl auch als ein Zeichen der Wertschätzung.<br />

Zu der steht Wolfgang Heubisch, bayerischer<br />

Minister für Wissenschaft, Forschung und<br />

Kunst: „Die Anziehungskraft der <strong>Nürnberg</strong>er Akademie<br />

für den künstlerischen Nachwuchs aus dem<br />

In- und Ausland sowie das Renommee ihrer Absolventen<br />

belegen ihren Rang im internationalen Kontext“,<br />

sagt der FDP-Politiker und lobt das „junge,<br />

kreative Haus mit seinem unverkennbaren Profil“.<br />

Und Angelika Nollert, Chefin des Neuen Museums in<br />

<strong>Nürnberg</strong>, nennt die <strong>Nürnberg</strong>er Hochschule „eine<br />

der wichtigen Kunstakademien Deutschlands“.<br />

Ihr Jubiläum feiert die Akademie mit zahlreichen<br />

Veranstaltungen und Ausstellungen – etwa zu ihren<br />

historischen Anfängen und den Arbeiten herausragender<br />

Absolventen. Schließlich hat der Miniaturmaler<br />

August Johann Rösel von Rosenhof (etwa<br />

1725) hier ebenso studiert wie der Maler Richard<br />

Lindner (1<strong>92</strong>2-27) und der Grafiker und Maler<br />

Michael Mathias Prechtl (1950-56). (Forts. S. 18)<br />

15<br />

Ein inspirierender Ort<br />

für Nachwuchskünstler:<br />

Die von Sep Ruf entworfene<br />

transparente<br />

Pavillonarchitektur<br />

vereint Ateliers und<br />

Werkstätten. Auf dem<br />

weitläufigen Grundstück<br />

der Akademie<br />

der Bildenden Künste<br />

ist auch viel Platz zum<br />

Arbeiten im Freien.


16<br />

Die Zeit der Kunsterzieher in der Laufer Kaiserburg<br />

ist gezählt. 2013 sollen die zwei Klassen von Michael<br />

Munding und Jochen Flinzer mit zusammen<br />

102 Studierenden in den Akademie-Neubau am<br />

Tiergarten umziehen. Größter Vorteil aus Mundings<br />

Sicht: „Die Studenten müssen dann nicht mehr so<br />

viel Zeit in der S-Bahn verbringen.“ Bislang pendeln<br />

die angehenden Kunsterzieher oft zweimal täglich,<br />

da Bibliothek und Werkstätten sowie die begleitenden<br />

Fächer wie Kunstgeschichte oder Fachdidaktik<br />

in <strong>Nürnberg</strong> untergebracht sind. Den großen Kaisersaal<br />

in Lauf, „wo man ungestört großformatig arbeiten<br />

kann“, werden der Professor und seine Schützlinge<br />

wohl vermissen. Dennoch sieht Munding den<br />

Umzug nüchtern. „Im Rahmen des Studiums ist es<br />

auf jeden Fall eine Erleichterung.“<br />

Er selbst hat sich immer wieder für eine inhaltliche<br />

Verbesserung des Studiengangs eingesetzt. So war<br />

Munding auch an der Reform der Prüfungsordnung<br />

beteiligt, die die Auseinandersetzung mit den neuen<br />

Michael Munding (52) ist der Dienstälteste der<br />

17 Professoren. Seit 1998 unterrichtet er Freie<br />

Malerei und Kunsterziehung an der Laufer<br />

Akademie-Dependance, wo er selbst studiert hat.<br />

Medien und die Befähigung der Studenten, Stellung<br />

zu beziehen und ihre künstlerischen Konzepte im<br />

Diskurs zu vermitteln, zu Schwerpunkten der Ausbildung<br />

machte.<br />

Die Hochschulreform von 2007 dagegen sieht er<br />

äußerst kritisch. Noch ist von der Umstellung auf<br />

Bachelor- und Masterabschlüsse nur der Aufbaustudiengang<br />

„Architektur und <strong>Stadt</strong>forschung“<br />

betroffen, doch gilt das Modulsystem mit seinen<br />

Leistungspunkten seitdem auch für die mit dem<br />

Staatsexamen abschließenden Kunsterzieher. Diese<br />

verschulte Art der Wissensvermittlung stehe im<br />

Widerspruch zur eigenständigen künstlerischen Forschungsarbeit,<br />

sagt Munding und bemüht sich im<br />

Unterricht weiter um größtmögliche Freiheit.<br />

Dass die Akademie „als autonome Forschungseinrichtung“<br />

bestehen bleibt, ist sein größter Wunsch<br />

für die Zukunft. Wichtig sei der Erhalt des Klassenprinzips,<br />

das den Studenten semesterübergreifend<br />

„Diskursfeld und Schutzraum bietet“: „Das ist ein<br />

bisschen wie in der Familie: Unterschiedliche Jahrgänge<br />

lernen voneinander. Der Klassenverbund ist<br />

ein absolut schützenwertes, hohes Gut.“<br />

Munding lobt die flache Hierarchie an der Kunstakademie,<br />

nennt die Teilhabe der Studierenden an<br />

der Geldmittelverwaltung „vorbildlich geregelt“<br />

und freut sich über die künstlerische Vielfalt seiner<br />

Klasse. Während seine Studenten stark medial arbeiten,<br />

ist seine eigene Kunst durchaus altmeisterlich<br />

zu nennen. Seine zu Hochglanzmalerei geadelten<br />

Postkarten-Idyllen und die großen Landschaftspanoramen<br />

präsentieren kitschige Sehnsuchtsmotive,<br />

die uns malerisch virtuos, mit feiner Ironie und einer<br />

doch auch ganz ernsthaften Wertschätzung neu vor<br />

Augen geführt werden. Eine Schule der Wahrnehmung,<br />

die danach fragt, welche Bilder wir uns von<br />

der Welt machen.


Zeit, Vergänglichkeit, Identität sind die Themen von<br />

Joanna Maxellon, die sich nach einem Stipendium<br />

am Zentrum für Kunst und Medientechnologie in<br />

Karlsruhe zunehmend auf das Schreiben, Erzählen<br />

und Filmemachen verlegt hat. Mehrfach wurde sie<br />

mit Autorenstipendien ausgezeichnet. In der Bildhauerei-Klasse<br />

von Ottmar Hörl unterrichtet sie Film<br />

und installatives Arbeiten. Zudem kümmert sie sich<br />

unter anderem um Workshop-Angebote mit Gastkünstlern<br />

und die Organisation von Klassenausstellungen.<br />

Dabei widmet sich Maxellon allen Aufgaben mit<br />

beeindruckendem Engagement. Den aktuellen Zustand<br />

der deutschen Kunstakademien beurteilt sie<br />

kritisch: Die Strukturen seien nicht mehr zeitgemäß,<br />

es fehle der Mittelbau, sagt sie, und nennt als Gegenbeispiel<br />

das Tutorensystem in England, das den<br />

Studenten eine bestmögliche individuelle Betreuung<br />

gewähre. In <strong>Nürnberg</strong> gibt es nicht einmal für die<br />

Hälfte der Klassen einen Assistenten.<br />

Auch die sehr frühzeitige Professionalisierung hierzulande<br />

betrachtet sie mit Skepsis. „Die Studenten<br />

haben schon im ersten oder zweiten Semester ein<br />

Portfolio. Sie sind sofort in der Öffentlichkeit, man<br />

wirft sie ins kalte Wasser.“ Früher seien die Akademien<br />

auch Schutzraum gewesen, in dem der Nach-<br />

Joanna Maxellon (42) studierte Philosophie und<br />

klassische Literatur in Polen, bevor sie 1995 an die<br />

<strong>Nürnberg</strong>er Kunstakademie zu Hanns Herpich kam.<br />

Seit 2003 ist sie Assistentin von Ottmar Hörl.<br />

wuchs experimentieren und sich erproben konnte.<br />

Immerhin: Ein gutes Stück davon sieht Maxellon in<br />

<strong>Nürnberg</strong> noch bewahrt. Die mit knapp 300 Studierenden<br />

sehr kleine Institution biete viele Vorteile.<br />

„Man ist hier sehr mobil, alle kennen sich und lernen<br />

voneinander. Die Professoren setzen auf Austausch<br />

und bemühen sich darum, die Menschen zu<br />

Persönlichkeiten auszubilden.“<br />

Wünschen würde sich Maxellon größere Flächen<br />

und Außenateliers. „Die Pavillon-Architektur von<br />

Sep Ruf ist wunderschön, aber für die heutige Kunst<br />

völlig ungeeignet.“ Den Einwand, die Akademie sei<br />

aufgrund ihrer Randlage zu wenig präsent in der<br />

<strong>Stadt</strong>, lässt sie nicht gelten. „Man kann hier konzentriert<br />

und in Ruhe arbeiten.“ Präsenz habe nichts mit<br />

der Lage zu tun, sondern damit, „wie die Künstler<br />

mit ihren Arbeiten nach außen wirken.“<br />

Dass sie etwas bewirken können, davon ist Joanna<br />

Maxellon zutiefst überzeugt. „Mit Kunst kann<br />

man mehr verändern als mit Demonstrationen. Der<br />

Künstler kann ungestraft einen kompromisslosen<br />

Blick auf die Gesellschaft werfen, Kritik üben und<br />

wichtige Diskurse befördern.“ Natürlich sei das auch<br />

eine idealistische Vorstellung, sagt Maxellon, doch<br />

eins steht für sie außer Frage: „An den Kunstakademien<br />

muss es mehr Visionäre geben.“<br />

17


18<br />

Seit zwei Jahren arbeitet der gebürtige Hesse, der<br />

aus einer traditionsreichen Steinmetz- und Bildhauerfamilie<br />

stammt, bevorzugt mit alten Jalousien. Er<br />

zerlegt sie in ihre Einzelteile und baut sie neu zusammen<br />

– zu großen flugzeugartigen Objekten, die<br />

nicht nur für Ausstellungen gedacht sind, sondern<br />

auch für Aktionen im öffentlichen Raum. Mit seinem<br />

„Sturzbomber“ ist er bislang noch nicht durch <strong>Nürnberg</strong><br />

gelaufen. Doch an seine „street kino soap“, die<br />

er in der Blauen Nacht 2010 in den Karstadt-Arkaden<br />

inszenierte, dürfte sich noch mancher erinnern.<br />

Wie auf einer Kinoleinwand konnten die Zuschauer<br />

das nächtliche Treiben verfolgen, während sie zugleich<br />

selbst zu Objekten der Anschauung wurden.<br />

Hinter solchen Projekten steht ein erweiterter Begriff<br />

von Bildhauerei: Der öffentliche Raum selbst wird als<br />

soziales Gebilde zum Forschungsgegenstand. Caspar<br />

Hüter findet das weit spannender als Häuser zu<br />

bauen. Der Diplom-Studiengang, der 19<strong>92</strong> auf Initiative<br />

von Georg Hölzinger entstand, war damals<br />

bundesweit der erste seiner Art und gehört zu den<br />

Aushängeschildern der Akademie. 2003 übernahm<br />

Georg Winter den Lehrstuhl, seit Ende 2008 hat ihn<br />

Simone Decker inne.<br />

Die Studienbedingungen in <strong>Nürnberg</strong> findet Hüter<br />

trotz der längst zu klein gewordenen Pavillons geradezu<br />

luxuriös. In Frankfurt habe man oft auf den<br />

Caspar Hüter (32) kam nach dem Architekturstudium<br />

in Frankfurt 2009 für den Aufbaustudiengang „Kunst<br />

und öffentlicher Raum“ nach <strong>Nürnberg</strong>. Er ist auch<br />

Sprecher der Studentenschaft.<br />

Gängen arbeiten müssen. Und er lobt die offene<br />

Atmosphäre und die demokratischen Strukturen an<br />

der Akademie. Als Studentensprecher sitzt er mit im<br />

Hochschulrat und im Senat, wo er die Interessen der<br />

Studierenden vertritt. Sie dürfen auch mitbestimmen,<br />

wofür die Studiengebühren (die mit 300 Euro<br />

pro Semester vergleichsweise gering sind) ausgegeben<br />

werden. „In Hessen flossen die Gelder in den<br />

Staatshaushalt. Hier werden damit Anschaffungen<br />

finanziert, die sich die Akademie sonst nicht leisten<br />

könnte.“ Auch Workshops, Gastprofessuren und<br />

Vortragsreihen gehören dazu.<br />

Wichtig findet Hüter zudem, dass in <strong>Nürnberg</strong> die<br />

Freiheit der Kunst hochgehalten wird. „Andere<br />

Hochschulen haben den Bachelor- und Master-<br />

Abschluss eingeführt. Das bedeutet immer eine<br />

Verschulung des Studiums und läuft auf ein Brauchbarmachen<br />

für die Wirtschaft hinaus.“ Natürlich erfordere<br />

solche Freiheit auch viel Selbstdisziplin, doch<br />

die müsse man als Künstler später auch aufbringen.<br />

Caspar Hüters Wunsch zum 350. Jubiläum? Dass es<br />

der Akademie mehr Aufmerksamkeit beschert. Zwar<br />

gingen die Studenten mit ihren Projekten seit einigen<br />

Jahren verstärkt nach außen, doch gebe es noch<br />

immer viele <strong>Nürnberg</strong>er, die keine Ahnung von der<br />

Kreativschmiede in ihrer <strong>Stadt</strong> hätten.


Miho Kasama (31) hat in Japan den Bachelor of Fine<br />

Art – Fachrichtung Metallguss – gemacht und studiert<br />

seit 2006 an der <strong>Nürnberg</strong>er Akademie in der Klasse<br />

für „Freie Kunst“.<br />

Miho Kasama, die ihr Studium bei Heike Baranowsky<br />

in diesem Sommersemester abschließen wird, macht<br />

sich über ihre Zukunft keine Illusionen: „Von meiner<br />

Kunst werde ich nicht leben können. Damit kann<br />

man gar nichts verdienen.“ Die Japanerin hat sich<br />

auf Fotografie spezialisiert, jedoch nicht im Sinne<br />

von künstlerischer Fotografie. Vielmehr hinterfragt<br />

sie das Medium selbst, überprüft es auf seine technischen<br />

und gesellschaftlichen Möglichkeiten hin.<br />

Für die Jahresausstellung 2011 vermaß sie den<br />

Klassenpavillon Zentimeter für Zentimeter mit dem<br />

Fotomodell-Scanner, druckte die errechneten Koordinaten<br />

als unendliche winzige Zahlenreihen auf<br />

langen Papierbahnen aus und tapezierte damit die<br />

Wände. Für diese Arbeit, in der sich digitale und reale<br />

Welt auf abstrakte Weise überlappten, erhielt sie<br />

den Akademie-Preis.<br />

„Es geht mir um Aufklärung“, sagt Miho Kasama,<br />

die nach Deutschland kam, weil sie konzeptuell arbeiten<br />

wollte. In ihrer Heimat würden Studiengänge<br />

in Medienkunst nicht angeboten. „Das Hochschulsystem<br />

dort ist sehr traditionell. Künstler, die klassisch<br />

handwerklich und meisterhaft arbeiten, werden<br />

hoch geschätzt, aber zeitgenössische Kunst hat<br />

es in Japan sehr schwer.“<br />

Eigentlich wollte Miho Kasama in Frankfurt oder<br />

Stuttgart studieren, doch müssen ausländische Bewerber<br />

dort eine Sprachprüfung ablegen. In <strong>Nürnberg</strong><br />

wird das nicht gefordert. Die 31-Jährige, die<br />

längst hervorragend Deutsch spricht, fühlt sich<br />

aber auch an der hiesigen Akademie sehr wohl. Sie<br />

schätzt die wöchentlichen Klassenbesprechungen,<br />

die Diskussionskultur, den Austausch zwischen den<br />

Disziplinen und dass nicht nur das Ergebnis zählt.<br />

Auch die Werkstätten seien gut ausgestattet, die<br />

Lehrer sehr hilfsbereit, die Studenten supernett –<br />

„und man hat viel Platz.“<br />

Miho Kasama hat sich aus einem kleinen Lagerraum<br />

im Pavillon 19 ihren eigenen Arbeitsplatz geschaffen,<br />

sie mag die Lage im Wald – „obwohl es etwas<br />

abgelegen ist“. Nach dem Studium würde sie gerne<br />

„einen ganz normalen Job“ machen, bevorzugt<br />

im Bereich Archivierung und Restaurierung digitaler<br />

Medien – eine gewaltige Zukunftsaufgabe, die angesichts<br />

der ungewissen Haltbarkeit der modernen<br />

Datenträger alle Bereiche der Gesellschaft betrifft.<br />

„Künstlerisch werde ich nur nebenberuflich arbeiten<br />

können“, sagt Miho Kasama, die mehr als viele andere<br />

Absolventen in eine ungewisse Zukunft blickt.<br />

Sie möchte in Deutschland bleiben, doch macht sie<br />

sich wenig Hoffnung auf ein Künstlervisum, das ihr<br />

den langfristigen Aufenthalt ermöglichen würde.<br />

„Als Alternativen bleiben mir dann nur: Heiraten<br />

oder eine Arbeitsstelle finden, für die ich unabdingbar<br />

bin.“<br />

Porträts: Regina Urban<br />

19


20<br />

Auch der Filmemacher Herbert Achternbusch (1960)<br />

und der Kabarettist Matthias Egersdörfer (2004-<br />

2007) kommen von der <strong>Nürnberg</strong>er Akademie.<br />

„Wir bilden keine Leute aus, die Bilder für Muttis<br />

Wohnzimmer malen, sondern kritische Geister, die<br />

sich in die Gesellschaft einbringen“, sagt Hörl.<br />

Wer an der Akademie studieren möchte, muss sein<br />

Talent schon vorab beweisen und sich mit seiner<br />

Mappe durchsetzen. Nur jeder Vierte wird genommen.<br />

Die Art der möglichen Abschlüsse ist vielfältig:<br />

Wer in den freien Fachrichtungen wie Bildhauerei,<br />

Freie Kunst oder Freie Malerei studiert, erhält nach<br />

zehn Semestern ein Zeugnis mit Beurteilung. Besonders<br />

gute Studenten werden von ihrem Klassenlehrer<br />

zum „Meisterschüler“ ernannt. Die Grafik-Designer<br />

schließen mit einem Diplom ab, „Architektur und<br />

<strong>Stadt</strong>forschung“ wird als Masterstudiengang angeboten,<br />

und „Kunst und öffentlicher Raum“ als<br />

Aufbaustudiengang. In zwei Klassen kann man sich<br />

zum Kunsterzieher für Gymnasien ausbilden lassen<br />

und das Studium mit der Staatsprüfung abschließen.<br />

Auch die angehenden Lehrer werden an einem idyllischen<br />

Plätzchen unterrichtet, das allerdings nicht<br />

am Stammdomizil liegt: Die beiden Kunsterzieher-<br />

Klassen zogen 1985 auf die historische Kaiserburg<br />

in Lauf. Die Dependance wurde nötig, weil die in<br />

den 1950er Jahren nach den Plänen von Architekt<br />

Sep Ruf erbauten und heute unter Denkmalschutz<br />

stehenden Pavillons aus allen Nähten platzten. Konzipiert<br />

waren sie für 150 Studierende. Im Wintersemester<br />

2011/12 sind an den beiden Standorten<br />

insgesamt 311 Studenten eingeschrieben. Sie werden<br />

im Sommer 2013 wiedervereint: Dann soll der<br />

1 750 Quadratmeter große Neubau fertig sein und<br />

in großzügigen, hellen Sälen ideale Bedingungen für<br />

die Kunst bieten.<br />

So schön die Lage und Arbeitsatmosphäre der Akademie<br />

im <strong>Nürnberg</strong> Südosten auch sein mag, sie hat<br />

einen entscheidenden Nachteil: Die Kunst-Oase liegt<br />

abseits vom <strong>Stadt</strong>zentrum. Politiker und Kunstvermittler<br />

sind sich der Bedeutung der Hochschule dennoch<br />

wohl bewusst, in den Köpfen der breiten Bürgerschaft<br />

ist die Kreativ-Schmiede aber auch nach<br />

350 Jahren noch nicht angekommen. Das weiß auch<br />

Hörl und beschönigt nichts, wenn er feststellt: „Den<br />

Kontakt in die <strong>Stadt</strong> haben wir noch nicht hinbekommen.“<br />

Aber die Hochschule arbeitet daran. Seit<br />

fünf Jahren gibt es zum Beispiel die Akademie-Galerie<br />

in der Adlerstraße unweit der Lorenzkirche. Mehr<br />

als 45 Studenten-Ausstellungen haben hier bereits<br />

das Publikum angelockt.<br />

Mit dem groß angelegten Jubiläums-Programm,<br />

das neben der Dürer-Schau im Germanischen Nationalmuseum<br />

Bestandteil im <strong>Nürnberg</strong>er „Jahr<br />

der Kunst“ ist, will Hörl für seine Hochschule trommeln:<br />

„<strong>Nürnberg</strong> muss sich darauf besinnen, dass<br />

es einst kulturelle Hochburg war. Damit kann die<br />

<strong>Stadt</strong> wuchern.“ Das veranstaltungsreiche „Jahr der<br />

Kunst“ bietet dafür die Gelegenheit: Es blickt auf<br />

den alten Meister und seine jungen Erben, die längst<br />

nicht mehr nur den Pinsel schwingen, sondern ganz<br />

selbstverständlich auch die Neuen Medien im Digitallabor<br />

nutzen.<br />

Birgit Ruf<br />

Kunst per Computerklick: Anna Lang ist Leiterin des Digitallabors,<br />

der jüngsten der elf Werkstätten der Akademie. Ausgestattet mit<br />

Digitalcutter und Digital-3D-Druckern können hier Studentinnen<br />

und Studenten etwa Skulpturen entwickeln.


Jahr der Kunst 2012:<br />

Der junge Dürer und die älteste Kunstakademie Deutschlands<br />

Der junge Albrecht Dürer (1471 - 1528) und die mit 350 Jahren älteste Kunstakademie Deutschlands stehen<br />

2012 im Mittelpunkt des <strong>Nürnberg</strong>er Kultur(er)lebens. Im Germanischen Nationalmuseum wird die größte<br />

Dürer-Ausstellung seit 40 Jahren und nach Einschätzung von Generaldirektor G. Ulrich Großmann wohl<br />

auch der kommenden 50 Jahre zu sehen sein. Die 1662 gegründete Akademie der Bildenden Künste feiert<br />

ihr Jubiläum mit mehreren Ausstellungen, die unter Beweis stellen, dass <strong>Nürnberg</strong> nicht nur im 15. Jahr-<br />

hundert eine kreative Künstlerschmiede war. Zwei Anlässe für die <strong>Stadt</strong> <strong>Nürnberg</strong>, ein Jahr der Kunst auszurufen<br />

und mit vielen weiteren Veranstaltungen anzureichern.<br />

Das gesamte Programm zum Jahr der Kunst steht im Internet unter www.jahrderkunst.de.<br />

„<strong>Nürnberg</strong> <strong>Heute</strong>“ hat eine Auswahl der Termine zusammengestellt.<br />

30 Künstler / 30 Räume<br />

In der Gemeinschaftsausstellung von<br />

vier Institutionen für zeitgenössische<br />

Kunst variieren 30 internationale künstlerische<br />

Positionen das Thema Raum.<br />

17. März bis 17. Juni<br />

Neues Museum – Staatliches Museum<br />

für Kunst und Design, Klarissenplatz;<br />

Kunsthalle <strong>Nürnberg</strong>, Lorenzer Straße<br />

32; Institut für Moderne Kunst im<br />

Atelier- und Galeriehaus Defet, Gustav-<br />

Adolf-Straße 33; Studio im Zumikon,<br />

Großweidenmühlstraße 21; Kunstverein<br />

<strong>Nürnberg</strong> – Albrecht Dürer Gesellschaft,<br />

Kressengartenstraße 2; sowie im öffentlichen<br />

Raum<br />

Und der Gewinner ist …<br />

Die Kunstvilla – Museum für regionale<br />

Kunst zeigt Arbeiten, mit denen sich<br />

Studierende der Akademie der Bildenden<br />

Künste zwischen 1983 und heute<br />

an dem bundesweiten Wettbewerb<br />

„Kunststudentinnen und Kunst-<br />

studenten stellen aus“ beteiligten.<br />

19. April bis 24. Juni<br />

Kunsthaus im KunstKulturQuartier,<br />

Königstraße 93<br />

1662 - 1806. Die Frühzeit der<br />

<strong>Nürnberg</strong>er Kunstakademie<br />

Warum wurde ausgerechnet in <strong>Nürnberg</strong><br />

die erste deutsche Kunstakademie<br />

gegründet? Antwort darauf gibt die<br />

Ausstellung der Gemälde- und Skulpturensammlung<br />

der <strong>Stadt</strong> <strong>Nürnberg</strong>.<br />

16. Mai bis 2. September<br />

<strong>Stadt</strong>museum Fembohaus / Museen der<br />

<strong>Stadt</strong> <strong>Nürnberg</strong>, Burgstraße 15<br />

re·turn<br />

Rund 30 Akademie-Absolventen, die<br />

heute ihren festen Platz in der nationalen<br />

und internationalen Kunstszene<br />

haben, präsentieren ihre Arbeiten.<br />

17. Mai bis 1. Juli<br />

„Auf AEG“,<br />

Muggenhofer Straße 132/135<br />

Der frühe Dürer<br />

Erstmals widmet sich eine große Ausstellung<br />

dem frühen Werk Albrecht<br />

Dürers und zeigt anhand von 200<br />

Originalen – davon 120 von „AD“ –<br />

neue Einblicke in das Schaffen und die<br />

Lebensumstände des Künstlers.<br />

24. Mai bis 2. September<br />

Germanisches Nationalmuseum,<br />

Kartäusergasse 1<br />

Dürers Nachbarschaft<br />

Die Freiluft-Präsentation im <strong>Nürnberg</strong>er<br />

Burgviertel lenkt den Blick auf die<br />

Frage, wie wichtig das Netzwerk aus<br />

Nachbarn, Freunden und Förderern für<br />

Albrecht Dürer war.<br />

30. Juni bis 2. September<br />

Öffentlicher Raum im Burgviertel<br />

Geartete Kunst. Die <strong>Nürnberg</strong>er<br />

Akademie im Nationalsozialismus<br />

Mit der Rolle der Kunstakademie in den<br />

Jahren 1933 - 1945 und der Frage, wie<br />

es damals um die Freiheit der Kunst bestellt<br />

war, befasst sich diese Ausstellung.<br />

5. Juli bis 16. September<br />

Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände<br />

/ Museen der <strong>Stadt</strong> <strong>Nürnberg</strong>,<br />

Bayernstraße 110<br />

„Original kopiert!“<br />

Der neue Dürer-Saal<br />

In der Wohn- und Arbeitsstätte des<br />

Malers zeigt eine Dauerausstellung im<br />

neuen Dürer-Saal seine wichtigsten<br />

Gemälde in historisch bedeutsamen<br />

Kopien.<br />

21<br />

ab 27. Juli<br />

Albrecht-Dürer-Haus / Museen der <strong>Stadt</strong><br />

<strong>Nürnberg</strong>, Albrecht-Dürer-Straße 39<br />

Dürers Triumphzug – Das <strong>Nürnberg</strong>er<br />

Rathaus, mit Rathaus ART und<br />

Dürer-Vorträgen<br />

Albrecht Dürers großer Wandmalereizyklus<br />

im <strong>Nürnberg</strong>er Rathaussaal, mit<br />

dem er 1521 beauftragt wurde, wird<br />

ein Wochenende lang in Projektionen<br />

wieder erlebbar.<br />

3. bis 5. August<br />

Rathaus Wolffscher Bau, Rathausplatz 2<br />

/prospekt/ Vorhang auf … für die<br />

Akademie der Bildenden Künste in<br />

<strong>Nürnberg</strong><br />

Malerei, Bildhauerei, Kunst für den öffentlichen<br />

Raum, Grafik-Design / Visuelle<br />

Kommunikation und Arbeiten aus den<br />

Fachbereichen Architektur und <strong>Stadt</strong>forschung<br />

sowie Gold- und Silberschmieden<br />

präsentieren die 14 Klassen der<br />

Kunstakademie in den „Schaufenstern“<br />

– den einsehbaren Fassadenräumen –<br />

des Neuen Museums.<br />

9. November 2012 bis 20. Januar 2013<br />

Neues Museum – Staatliches Museum<br />

für Kunst und Design, Klarissenplatz


22 Menschen<br />

Foto: Hans-Joachim Winckler<br />

First Lady aus <strong>Nürnberg</strong><br />

Im Zug von Wien nach <strong>Nürnberg</strong> hat Daniela Schadt erfahren, dass ihr Lebensgefährte<br />

Joachim Gauck für das Amt des Bundespräsidenten nominiert worden ist.<br />

Damit hat sich schlagartig auch das Leben der <strong>Nürnberg</strong>erin verändert. Seit der<br />

Wahl des 72-Jährigen zum Staatsoberhaupt am 18. März 2012 ist die herzliche<br />

und unprätentiöse Journalistin aus <strong>Nürnberg</strong> Deutschlands First Lady. Über 20<br />

Jahre arbeitete sie bei der „<strong>Nürnberg</strong>er Zeitung“, lange Zeit als Leiterin des innenpolitischen<br />

Ressorts. Nun hat die 52-Jährige ihren Beruf aufgegeben und ist nach<br />

Berlin gezogen, um ihren Jochen, wie sie ihn nennt, nach Kräften zu unterstützen.<br />

Kennengelernt hatte sich das Paar 1999 bei einer Veranstaltung in <strong>Nürnberg</strong>, bei<br />

der Gauck als damaliger Beauftragter für die Stasi-Unterlagen eine Rede hielt.<br />

Gefragter Fachmann<br />

Leibl Rosenberg ist von der EU in den Beirat<br />

des European Holocaust Research Infrastructure<br />

Project (EHRI) berufen worden. An dem<br />

Projekt arbeiten die 20 weltweit wichtigsten<br />

Holocaust-Forschungs-Institutionen zusammen,<br />

um die weit verstreuten Quellen zu<br />

den Ursachen, Bedingungen und Folgen des<br />

Holocaust zu sammeln, aufzubereiten und<br />

der internationalen Öffentlichkeit zugänglich<br />

zu machen. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />

der <strong>Nürnberg</strong>er <strong>Stadt</strong>bibliothek ist Leibl<br />

Rosenberg seit vielen Jahren für die Erforschung<br />

und Rückerstattung von Schriften aus<br />

der Sammlung Israelitische Kultusgemeinde,<br />

der ehemaligen „Stürmer-Bibliothek“,<br />

zuständig.<br />

Foto: privat<br />

Solidarität mit Anwalt<br />

Mit Empörung hat die <strong>Stadt</strong>spitze<br />

auf die Verurteilung von Abdolfattah<br />

Soltani, Träger des Internationalen<br />

<strong>Nürnberg</strong>er Menschenrechtspreises<br />

2009, reagiert. Das iranische Regime<br />

hat Soltani im März 2012 zu einer<br />

18-jährigen Haftstrafe verurteilt. Die<br />

<strong>Nürnberg</strong>er Ehrung ist einer der Haftgründe.<br />

Oberbürgermeister Ulrich Maly<br />

versicherte, dass die <strong>Stadt</strong> alle diplomatischen<br />

Wege nutzen werde, um<br />

gegen den Richterspruch vorzugehen.<br />

Auch Hunderte von <strong>Nürnberg</strong>erinnen<br />

und <strong>Nürnberg</strong>ern haben mit einer<br />

Brief-Aktion gegen die Verurteilung<br />

des iranischen Rechtsanwalts und<br />

Menschenrechtlers protestiert.<br />

Foto: Christine Dierenbach


Bürger für Toleranz-Projekte<br />

Der 17-jährige Tim Sternkopf ist einer von acht Bürgern, die<br />

neben Vertretern von Ämtern und Institutionen einen Sitz<br />

im städtischen Begleitausschuss des Bundesprogramms<br />

„Toleranz fördern – Kompetenz stärken“ ergattert haben.<br />

Interessierte Bürger wie der in der Schülermitverwaltung der<br />

Peter-Vischer-Schule engagierte Tim Sternkopf konnten sich<br />

für die Besetzung des 20-köpfigen Gremiums bewerben.<br />

Der Ausschuss entscheidet in den kommenden zwei Jahren<br />

über die Förderung von Projekten, die sich für Toleranz in der<br />

<strong>Stadt</strong>gesellschaft einsetzen. Die Federführung zur Umsetzung<br />

in <strong>Nürnberg</strong> liegt beim städtischen Menschenrechtsbüro.<br />

Neuer Präsident im Oberlandesgericht<br />

Peter Küspert leitet seit 1. Oktober 2011 das Oberlandesgericht<br />

<strong>Nürnberg</strong>. Der Jurist trat die Nachfolge des aus Altersgründen<br />

ausgeschiedenen Stefan Franke an. In seiner Funktion als Präsident<br />

des Oberlandesgerichts <strong>Nürnberg</strong> ist Peter Küspert für fünf<br />

Landgerichte und siebzehn Amtsgerichte zuständig, darunter die<br />

Gerichte in Mittelfranken, in der Oberpfalz sowie die Amtsgerichtsbezirke<br />

Kelheim und Straubing. Peter Küspert hat seine<br />

Laufbahn in der bayerischen Justiz im August 1983 als Richter an<br />

den Amtsgerichten Wolfratshausen und Garmisch-Partenkirchen<br />

begonnen. Danach arbeitete er längere Zeit in den Justizministerien<br />

von Bund und Freistaat.<br />

Foto: bayernpress / Udo Dreier<br />

Foto: Christine Dierenbach<br />

Foto: Karl-Friedrich Hohl<br />

Menschen<br />

Fußball-Wette eingelöst<br />

23<br />

Am 20. Dezember 2011 hatten sich <strong>Nürnberg</strong>s Oberbürgermeister<br />

Ulrich Maly und sein Fürther Amtskollege<br />

Thomas Jung das DFB-Pokal-Spiel zwischen dem<br />

1. FC <strong>Nürnberg</strong> und Greuther Fürth angesehen. Wessen<br />

<strong>Stadt</strong>mannschaft verliert, so wurde verabredet, durfte<br />

den Kollegen zum Essen einladen. Fürth besiegte den<br />

Club mit 1:0 und Maly (links) kochte im Mai 2012<br />

zuhause für Jung und weitere Gäste ein eigenes Fußball-<br />

Menü, unter anderem mit „Auberginen nach Art des<br />

Ruhmreichen“ und „Spargel grün-weiß mit Kleeblatt“.<br />

Wenige Wochen zuvor war die Spielvereinigung Greuther<br />

Fürth erstmals in ihrer Geschichte in die 1. Bundesliga<br />

aufgestiegen.


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Foto: Christine Dierenbach<br />

GESTORBEN<br />

Manfred H. Grieb, Kunstsammler und<br />

Herausgeber des <strong>Nürnberg</strong>er Künstlerlexikons,<br />

ist am 20. Februar 2012 im Alter von<br />

79 Jahren verstorben. Der gelernte Industriekaufmann<br />

war seit 19<strong>92</strong> als Galerist<br />

und Sammler aktiv. Sein Augenmerk lag<br />

auf <strong>Nürnberg</strong>er <strong>Stadt</strong>ansichten, darunter<br />

Ölgemälde, Aquarelle und Zeichnungen.<br />

20 Jahre lang arbeitete er am „<strong>Nürnberg</strong>er<br />

Künstlerlexikon“, das 2007 erschien. Er war<br />

Gründer und Vorstand des „Fördervereins<br />

Kulturhistorisches Museum <strong>Nürnberg</strong> e. V.“<br />

und setzte sich nachhaltig für die Erhaltung<br />

und Darstellung des kulturellen Erbes der<br />

ehemaligen Reichsstadt <strong>Nürnberg</strong> ein.<br />

Orgelwoche bekommt neuen Leiter<br />

Der Musikmanager Folkert Uhde wird ab 2013 künstlerischer Leiter der<br />

Internationalen Orgelwoche <strong>Nürnberg</strong> (ION). Er übernimmt diese Aufgabe<br />

von Wilfried Hiller, der seit 2009 das Programm der ION gestaltete. Nach<br />

einer Ausbildung zum Radio- und Fernsehtechniker studierte der 1965 geborene<br />

Uhde Kommunikations- und Musikwissenschaft sowie Barockvioline.<br />

Seit 1995 ist er als Kulturmanager tätig, entwickelte mehrere Festivals<br />

und gilt als besonders innovativer Kopf auf dem Gebiet der Präsentation<br />

klassischer Musik. Den Besucherinnen und Besuchern der ION möchte er<br />

neue Hör-Erlebnisse bieten durch einen lebendigen Dialog von Geschichte<br />

und Gegenwart, Raum und Klang, Architektur und Repertoire.<br />

Menschen<br />

Grüße von Preisträger Morris<br />

„Für mich gehört die Auszeichnung mit dem Internationalen<br />

<strong>Nürnberg</strong>er Menschenrechtspreis ganz ohne Zweifel<br />

zu den schönsten und ergreifendsten Ereignissen des<br />

Jahres 2011.“ Mit diesen Worten hat Hollman Morris den<br />

<strong>Nürnberg</strong>erinnen und <strong>Nürnberg</strong>ern in einem persönlichen<br />

Schreiben seine Neujahrsgrüße für 2012 übermittelt.<br />

Der Gang mit Oberbürgermeister Ulrich Maly nach dem<br />

Festakt im Opernhaus entlang der Friedenstafel habe<br />

ihn ganz besonders berührt, schreibt der kolumbianische<br />

Menschenrechtler weiter: „Der Applaus der Besucherinnen<br />

und Besucher, ihre Zugewandtheit und menschliche<br />

Wärme und, zu guter Letzt, die Offenheit und Herzlichkeit<br />

der Kinder beim Weltkindertag haben uns gezeigt, dass<br />

<strong>Nürnberg</strong>s Leitbild als <strong>Stadt</strong> des Friedens und der Menschenrechte<br />

keine graue Theorie ist, sondern von vielen<br />

Menschen tatsächlich gelebt wird.“<br />

25<br />

Foto: André Rival


Text Katja Auer Fotos Peter Roggenthin<br />

Hier geht’s<br />

um die Wurst<br />

Von <strong>Nürnberg</strong> aus gehen Bratwürste<br />

millionenfach in die Welt<br />

Sie sind Kulturgut: <strong>Nürnberg</strong>er Bratwürste. Ob als Drei im Weggla,<br />

Sechs auf Kraut oder als Blaue Zipfel – nicht nur die <strong>Nürnberg</strong>er<br />

lieben diese kleinen Leckerbissen. Die Würste sind ein absoluter<br />

Exportschlager.<br />

Von Goethe ist überliefert, dass er sie sich regelmäßig hat nach Weimar schicken<br />

lassen. Jean Paul hat sie auch gemocht. „Die Würste sind meinem Magen<br />

schöne vergißmeinnicht von <strong>Nürnberg</strong>“, hat er gedichtet. Soviel Poesie.<br />

Über <strong>Nürnberg</strong>er Bratwürste. Kurzer Test an einer Bude in der <strong>Nürnberg</strong>er<br />

Fußgängerzone. Der Herr vielleicht? Was Tiefgründiges über Bratwürste?<br />

„Schmeckt halt“, sagt der Mann, der sich als <strong>Nürnberg</strong>er zu erkennen gibt<br />

und als regelmäßiger Konsument von Drei im Weggla. Die <strong>Nürnberg</strong>er essen<br />

sie, die Touristen auch und wer durch <strong>Nürnberg</strong> spaziert, der kann sich leicht<br />

am Geruch orientieren, wenn er einen Stand ansteuern will oder eine der<br />

zahlreichen Bratwurstküchen, die es schon seit dem 16. Jahrhundert gibt.<br />

„<strong>Nürnberg</strong> ist mehr als Bratwurst und Lebkuchen – aber es wäre anders<br />

ohne“, sagt Rainer Heimler, der Vorsitzende des Schutzverbands <strong>Nürnberg</strong>er<br />

Rostbratwürste. Sogar einen eigenen Schutzverband hat die Wurst,<br />

den die <strong>Stadt</strong>, die Fleischerinnung und die vier großen Wursthersteller<br />

1998 gründeten, um einen Herkunftsschutz für die Bratwürste durchzusetzen<br />

und Nachmacher zu stoppen, die überall kleine Würstchen produzierten<br />

und diese dann nach <strong>Nürnberg</strong> benannten. Das geht nun nicht mehr.<br />

Seit 2003 ist die <strong>Nürnberg</strong>er Bratwurst eine „geschützte geographische<br />

Angabe nach Europäischem Recht“, kurz g.g.A. Damit schützt die EU das<br />

Wissen um eine Spezialität und die örtliche lang gepflegte Tradition ihrer<br />

Herstellung.<br />

27


28<br />

Die Würste müssen also im <strong>Nürnberg</strong>er <strong>Stadt</strong>gebiet<br />

hergestellt werden, auch wenn die Rohstoffe nicht<br />

aus der Region kommen müssen. Damit genießt die<br />

Bratwurst den gleichen Schutz wie das Lübecker<br />

Marzipan oder der Aceto Balsamico di Modena.<br />

Zwei weitere Siegel vergibt die EU zur Qualitätssicherung:<br />

Die „geschützte Ursprungsangabe“, wenn<br />

die Rohstoffe für ein Produkt aus einer bestimmten<br />

Gegend stammen und eine für die Region typische<br />

Eigenschaft aufweisen. Diesem Schutz unterliegen<br />

der Allgäuer Emmentaler oder der Parmaschinken.<br />

Und schließlich gibt es noch die „geschützte traditionelle<br />

Spezialität“ wie die Pizza Napoletana oder<br />

den Mozzarella. Dabei geht es um die Rezeptur, die<br />

Herkunft und der Ort der Herstellung spielen keine<br />

Rolle.<br />

Was drin sein darf in den Bratwürsten, das hat der<br />

<strong>Nürnberg</strong>er <strong>Stadt</strong>rat am 18. März 1998 exakt festgelegt:<br />

grob entfettetes Schweinefleisch grober Körnung,<br />

der Fettanteil bei höchstens 30 Prozent, gewürzt<br />

mit Majoran und gepresst in einen Schafdarm.<br />

Ein bisschen Spielraum bleibt dem Metzger freilich<br />

schon, die genaue Gewürzmischung ist nicht festgelegt.<br />

Ob einer ein bisschen mehr Pfeffer hinein rührt<br />

oder mit etwas Zitrone nachwürzt, das bleibt jedem<br />

selbst überlassen. Sieben bis neun Zentimeter lang<br />

muss die Wurst sein und 20 bis 25 Gramm schwer.<br />

Ganz schön klein. Und um dies kleine Maß ranken<br />

sich allerlei Legenden. Damit sie die schlauen Metzger<br />

nach Ladenschluss durch das Schlüsselloch verkaufen<br />

konnten, lautet eine, oder weil sie so den<br />

Gefangenen in den Kerkern zugesteckt werden<br />

konnten.<br />

24 Gramm ist eine <strong>Nürnberg</strong>er von Metzger Wolfgang<br />

Pfettner schwer, aber was da genau drin ist,<br />

verrät er freilich nicht. Seine Bratwurst würde er am<br />

Geschmack unter allen anderen erkennen, sagt er.<br />

Die Gewürzmischung stammt von seinem Großvater.<br />

Wolfgang Pfettner führt das Geschäft bereits<br />

in der vierten Generation. Es ist früh am Morgen,<br />

sehr früh, und bei Pfettner werden Bratwürste gemacht.<br />

Sein Fleisch kauft er überwiegend in Franken,<br />

sagt er, auf jeden Fall aber in Deutschland. Die<br />

Herkunft der Zutaten ist nicht geregelt, was nicht<br />

jedem passt. Allerdings ist man sich unter den Herstellern<br />

einig, dass es kaum möglich sei, die vielen<br />

<strong>Nürnberg</strong>er aus fränkischen Schweinen zu machen.<br />

Das Fleisch reiche einfach nicht. Zumal in <strong>Nürnberg</strong><br />

nun einmal kein Pfeffer wächst. Die Därme kommen<br />

von noch viel weiter her, aus China, Australien, Neuseeland<br />

oder Iran. Und Schafdärme sind knapp, da<br />

die Nachfrage wächst, das Angebot aber nicht.<br />

Auch Handarbeit ist gefragt: In der Metzgerei Pfettner werden<br />

jeden Morgen frische Bratwürste hergestellt.<br />

Die Schafsaitlinge für die <strong>Nürnberg</strong>er Bratwürste werden aus<br />

China, Australien, Neuseeland oder Iran importiert.<br />

Bei der Metzgerei Pfettner spielt die Familientradition eine wichtige<br />

Rolle: Die Gewürzmischung stammt von Pfettners Großvater.


Guido Wolff ist Marketingchef bei Schlütter – einer der<br />

vier größten Hersteller.<br />

Millionenfach werden <strong>Nürnberg</strong>er Bratwürste bei<br />

Schlütter hergestellt.<br />

Wolfgang Pfettner führt die gleichnamige Metzgerei<br />

bereits in der vierten Generation.<br />

Um das Fünffache sei der Preis in den vergangenen<br />

zwei Jahren gestiegen, sagen die Experten. Hilft<br />

aber nichts, wer eine <strong>Nürnberg</strong>er Bratwurst machen<br />

will, braucht einen echten Schafsaitling. So will es<br />

das Dekret.<br />

Das Brät ist schon angerührt bei Pfettner. Es wird<br />

in den Saitling gepresst, den Schafdarm, der vorher<br />

von Hand auf die Füllmaschine gezogen wird. Lange<br />

Bratwurstketten gleiten dem Mann an der Maschine<br />

durch die Hände. Ein zweiter schneidet sie auseinander,<br />

Würstchen für Würstchen. 18 Tage sind sie gekühlt<br />

haltbar, aber die meisten werden wohl nicht so alt.<br />

Etwa eine Milliarde Bratwürste<br />

werden in <strong>Nürnberg</strong> jedes Jahr hergestellt.<br />

Dreieinhalb Mal würde die<br />

Würstchenkette um die Erde reichen.<br />

Fünf Tonnen Bratwürste produziert Pfettner im Jahr,<br />

damit ist er einer der größeren Metzger in der <strong>Stadt</strong><br />

– wenngleich sein Anteil an der gesamten Bratwurstproduktion<br />

marginal ist. Etwa eine Milliarde Bratwürste<br />

werden in <strong>Nürnberg</strong> jedes Jahr hergestellt,<br />

schätzt man beim Schutzverband, und mehr als 90<br />

Prozent davon von den vier größten Unternehmen<br />

HoWe, Schlütter, Kupfer und Wolf. Dreieinhalb Mal<br />

würde die Würstchenkette um die Erde reichen.<br />

Wie ein endloser Fluss strömen die Bratwürste auf<br />

dem Förderband bei Schlütter vorbei. An 15 Stationen<br />

wird das Brät in den Darm gepresst, dann fahren<br />

die Würste, die noch in langen Ketten aneinander<br />

hängen, durch den Kochtunnel, wo sie zwölf<br />

Minuten in 5 000 Liter Wasser gebrüht werden. Das<br />

macht sie haltbar und lieferbar in die ganze Welt.<br />

Dann werden sie mit Stickstoff gekühlt, maschinell<br />

getrennt und schließlich verpackt. 130 Mitarbeiter<br />

sind beschäftigt, Metzger sind kaum darunter, die<br />

braucht es nicht mehr bei einer vollmaschinellen<br />

Herstellung. 5 000 Tonnen Bratwürste verlassen<br />

die Fabrik jedes Jahr, das sind 250 Millionen Stück.<br />

Aneinandergelegt ergebe das die Strecke von <strong>Nürnberg</strong><br />

nach Wellington in Neuseeland, erklärt Marketingchef<br />

Guido Wolff.<br />

Ob die Wurst nun aus der Fabrik kommt oder vom<br />

Metzger, das macht für Schutzverbands-Chef Heimler<br />

keinen Unterschied. Schlechter seien die industriell<br />

gefertigten Würste keinesfalls, da die Rezeptur streng<br />

vorgegeben und die Hygienebedingungen hoch seien.<br />

Tatsächlich ist der Zutritt bei Schlütter strenger<br />

geregelt als auf einer Intensivstation. Schutzanzug,<br />

Mundschutz und Haube sind Pflicht, kein Schmuck,<br />

dazu die Desinfektion von Händen und Schuhen.<br />

29


30<br />

Der Majoran, der in großen Säcken angeliefert wird,<br />

duftet intensiv, was noch in der Gewürzmischung<br />

ist, das erfährt freilich niemand. Salz und Pfeffer,<br />

mehr lässt sich Wolff nicht entlocken. Immerhin liegt<br />

in der Gewürzmischung auch die einzige Möglichkeit,<br />

die Würste unterscheidbar zu machen. Da fällt<br />

Wolff der Spruch ein, den er von einem dreijährigen<br />

Metzgersohn gehört haben will: „Die Gedanken<br />

einer Frau, der Magen einer Sau, das Innere einer<br />

Wurst, bleiben ewig unerforscht.“ Nicht so bei der<br />

<strong>Nürnberg</strong>er.<br />

Eine Bio-Wurst produziert Schlütter ebenfalls und<br />

eine fettreduzierte Variante. Beides aber Nischenprodukte,<br />

sagt Wolff, die nur einen Bruchteil der<br />

Ein Kulturgut als Exportschlager –<br />

in Hongkong gibt es die Würste<br />

ebenso wie auf Festen in Finnland<br />

und in einer Bierstube in Budapest.<br />

Herstellung ausmachten. Die Industrie-Wurst geht<br />

vor allem in den Großhandel. Bei Supermärkten<br />

in ganz Deutschland gibt es die <strong>Nürnberg</strong>er Bratwürste,<br />

außerdem wird in 20 Länder exportiert. In<br />

Hongkong gibt es die Würste ebenso wie auf Festen<br />

in Finnland und in einer Bierstube in Budapest.<br />

Metzgermeister Pfettners Würstchen bleiben überwiegend<br />

in der <strong>Stadt</strong>. Er beliefert zum Beispiel die<br />

Bratwurst-Buden auf dem Christkindlesmarkt. Dann<br />

stellt er zu seinen 23 Angestellten zwei Leute extra<br />

ein. „Das ist ein aufwendiges Geschäft“, sagt Pfettner.<br />

Einen Bratwurst-Shuttle richtet er zudem ein,<br />

um die Standbetreiber den ganzen Tag mit Nachschub<br />

zu beliefern. Zum Lagern und Kühlen ist auf<br />

dem Christkindlesmarkt kein Platz.<br />

Derlei Problem hat Kai Behringer nicht, er macht die<br />

Würste, die er grillt, einfach selbst. Im Bratwursthäusle<br />

bei St. Sebald werden die Würste klassisch<br />

serviert. Auf dem Zinnteller gibt es sechs, acht oder<br />

zwölf Stück, dazu Senf oder Meerrettich, Kraut oder<br />

Kartoffelsalat. „Unsere Bratwürste sind nie älter als<br />

einen Tag“, sagt er stolz, früh am Morgen werden<br />

bis zu 5 000 Stück im Keller gemacht, die ab dem<br />

Vormittag auf dem Grill brutzeln. Der steht in der<br />

Mitte des kleinen Gastraums, wo vier Leute die<br />

Würste von rechts nach links über den Grill rollen<br />

bis sie fertig sind.<br />

Es ist Mittagszeit, das Lokal ist voll. Touristen sind<br />

da, am Nachbartisch ist sächsischer Akzent zu hören.<br />

Und Einheimische sind da, solche, die jeden Tag<br />

kommen. Die Bratwurst hat ihre Anhänger und dass<br />

das so bleibt, das glauben sie alle, die damit zu tun<br />

Die Hygienebedingungen sind bei der industriellen Produktion<br />

wie etwa hier bei Schlütter hoch.<br />

Kai Behringer entstammt ebenfalls einem Familienbetrieb, der<br />

sich der <strong>Nürnberg</strong>er Spezialität verschrieben hat.<br />

Stück für Stück gelagert: Früh am Morgen werden bis zu<br />

5 000 Stück im Keller des Bratwursthäusles gemacht.


Im Bratwursthäusle bei St. Sebald werden die<br />

Würste klassisch auf dem Zinnteller serviert.<br />

haben. Vor ein paar Jahren, da habe er mal befürchtet,<br />

dass seine Gästestruktur überaltere. Dass <strong>Nürnberg</strong>er<br />

Bratwürste den Jungen nicht mehr schmeckten.<br />

Dass es dann doch nicht dazu kam, „da hat die<br />

Sache mit McDonalds viel geholfen“, sagt Behringer.<br />

Die Sache mit McDonalds hat sich Uli Hoeneß ausgedacht.<br />

Der ist Präsident des FC Bayern und außerdem<br />

Wurstfabrikant. Ihm gehört die Firma HoWe,<br />

der größte Bratwursthersteller in der <strong>Stadt</strong>. Vor zwei<br />

Jahren präsentierte er bei der Fastfood-Kette den<br />

„Nürnburger“, drei <strong>Nürnberg</strong>er Rostbratwürste mit<br />

Röstzwiebeln und Senf. Statt im Weggla steckten<br />

die Würstchen in einer Ciabatta-Semmel. Und seitdem,<br />

sagt Behringer, seien Drei im Weggla wieder<br />

cool.<br />

Wenn der Frühling kommt, dann beginnt die Bratwurst-Saison.<br />

Bei Schlütter, bei Pfettner, überall sind<br />

dann noch mehr Leute damit beschäftigt, noch mehr<br />

Bratwürste herzustellen. Denn wenn wieder gegrillt<br />

wird in Deutschland, dann kommen die Würste auf<br />

den Rost. Schon 1313 hat der Rat der Reichsstadt<br />

<strong>Nürnberg</strong> die Rezeptur der Bratwurst festgelegt und<br />

die Zubereitung hat sich seitdem kaum geändert.<br />

Gegrillt wird sie meistens, seltener kommen die<br />

Würste als blaue Zipfel auf den Tisch, wofür man<br />

sie sanft in einem Essigsud mit Zwiebeln hat ziehen<br />

lassen. Sogar in die feine Gesellschaft haben es die<br />

Bratwürste geschafft, weil die <strong>Nürnberg</strong>erinnen und<br />

<strong>Nürnberg</strong>er nicht einmal beim Opernball auf sie verzichten<br />

wollen. Also hat Behringer sein ganzes Bratwursthäusle<br />

fotografieren lassen und baut es in der<br />

Oper jedes Jahr wieder auf. Nur einen Grill darf er<br />

dort nicht anfeuern, also liefert ein Shuttle-Service<br />

die Würstchen den ganzen Abend frisch gegrillt in<br />

die Oper.<br />

Aber die Zeit ist auch an der Bratwurst nicht vorbeigegangen.<br />

Auch wenn sie immer noch überwiegend<br />

auf die klassische Weise verzehrt wird, gibt es<br />

inzwischen allerlei Variationen. Zum Spargel passt<br />

sie, Kai Behringer legt sie auf den Flammkuchen,<br />

Wolff mischt sie in seinen mediterranen Nudelsalat<br />

und sogar ins Sushi haben findige Köche die Bratwurst<br />

schon gerollt. „Das ist doch toll, wenn es<br />

immer was Neues gibt“, sagt Behringer. Das sieht<br />

man auch beim Schutzverband so. „Wir schützen<br />

die Bratwurst, nicht die Bratwurstsemmel“, sagt<br />

Heimler.<br />

31


Text Gabi Eisenack Fotos Roland Fengler<br />

Ein Platz für Kinder<br />

Der Ausbau von Betreuungsangeboten ist eine Mammutaufgabe<br />

Es geht schon vor der Geburt los. Sobald das Bäuchlein<br />

sichtbar ist, wird Panik geschürt. Wie lange<br />

bleibst Du zuhause? Und dann? Wer passt auf das<br />

Kind auf? Wie wollt Ihr Euer Leben organisieren?<br />

Solche Fragen bereiten Eltern, vor allem den Müttern,<br />

manch schlaflose Nacht. Das Thema Kinderbetreuung<br />

ist nämlich ein Sorgenthema. Denn wer hat<br />

heute schon noch Oma und Opa in der Nähe? Wer<br />

lebt in einer Großfamilie, die sich gemeinschaftlich<br />

um die Nachkommen kümmert?<br />

Die <strong>Stadt</strong> <strong>Nürnberg</strong> tut, was sie kann, um die Situation<br />

für Familien zu verbessern. Und ist trotz knapper<br />

Kassen bereit, viel Geld dafür in die Hand zu<br />

nehmen: Im Mittelfristigen Investitionsplan für die<br />

Jahre 2012 bis 2015 werden allein dem Referat für<br />

Jugend, Familie und Soziales für Neubau und Sanierungsarbeiten<br />

im Kita-Bereich 102,6 Millionen Euro<br />

Kindertraum: viel Platz zum Toben unter freiem Himmel.<br />

Das „Haus für Kinder“ an der Lerchenbühlstraße bietet in<br />

seinem Garten jede Menge Freiraum dafür.<br />

zur Verfügung gestellt, 44,5 Millionen Euro davon<br />

gehen als Baukostenzuschuss an freie Träger. Der<br />

Krippenausbau kommt gut voran. Die Vorgaben des<br />

Bundes, bis 2013 für 35 Prozent der unter Dreijährigen<br />

einen Betreuungsplatz zu schaffen, stellen, wie<br />

es aussieht, kein Problem dar. „Wir werden nach<br />

derzeitigen Berechnungen eine Versorgungsquote<br />

von über 37 Prozent haben. Darauf sind wir mächtig<br />

stolz“, sagt Sozialreferent Reiner Prölß. Seit 2002<br />

seien in der <strong>Stadt</strong> 4 300 neue Plätze in Krippen,<br />

Kindergärten und Horten entstanden. „Das ist eine<br />

gigantische Leistung.“<br />

Dass es ab 1. August 2013 einen Rechtsanspruch<br />

auf einen Betreuungsplatz für Kinder unter drei<br />

Jahren geben soll, ist umstritten. Münchens Oberbürgermeister<br />

Christian Ude etwa warnt in seiner<br />

Funktion als Präsident des Deutschen Städtetags davor,<br />

dass die Kommunen dann mit einer Klageflut<br />

überzogen werden. Reiner Prölß hingegen findet<br />

das Vorgehen des Bundes richtig. „Den Rechtsanspruch<br />

zu kappen, halte ich für keine gute Idee. So<br />

schwierig die Situation auch ist, Druck ist nötig.“<br />

Denn sonst stehe irgendwann wieder die Spardiskussion<br />

im Vordergrund. Betreuungsplätze für 35<br />

Prozent der Kinder unter Drei hält Prölß ohnehin für<br />

zu wenig. „In den Großstädten ist der Bedarf viel<br />

höher. In <strong>Nürnberg</strong> liegt er schätzungsweise bei 50<br />

bis 60 Prozent.“<br />

Um den Ausbau der Kinderbetreuung zu beschleunigen,<br />

hat die <strong>Stadt</strong> Mitte des Jahres<br />

2008 das Projekt „Kita 2013“ gestartet. Das<br />

Team, dem Mitarbeiter des Hochbauamts, des<br />

Amts für Wirtschaft, des Liegenschafts- und<br />

des <strong>Stadt</strong>planungsamts, der Bauordnungsbehörde<br />

und der städtischen Schulverwaltung angehören,<br />

steht unter der Federführung des Jugendamts – und<br />

koordiniert eine Mammutaufgabe: Es kümmert sich<br />

um die Suche nach geeigneten Flächen, kooperiert<br />

mit freien Trägern, berät Eltern. Die Förderung<br />

durch den Bund ist im Krippenbereich bis zum Jahr<br />

33


34<br />

2013 hoch – derzeit liegt sie bei 86 Prozent der Baukosten<br />

bei freien Trägern und bei 71 Prozent bei den<br />

städtischen.<br />

Die Zusammenarbeit mit freien Trägern und Elterninitiativen<br />

ist sehr gut, sagt Prölß. „Wir achten darauf,<br />

ein vielfältiges Angebot zu haben.“ Denn vielfältig<br />

sind schließlich auch die Bedürfnisse der Familien.<br />

Wer zum Beispiel nicht die klassischen Arbeitszeiten<br />

hat, tut sich schwer, eine passende Einrichtung zu<br />

finden. Nur die „Schaukel e.V.“, gegründet von Mitarbeitern<br />

des Klinikums und 2005 eröffnet, bietet<br />

Betreuungszeiten für Krippenkinder – und ab Herbst<br />

auch für Kindergartenkinder – von sechs Uhr morgens<br />

bis abends um 20 Uhr an und diese quasi das<br />

ganze Jahr über. Ferienzeiten gibt es nicht. Für Tanja<br />

Jäger, die Leiterin der Kita, die sich auf dem Gelände<br />

des Südklinikums befindet, stellt dieser Service<br />

kein Problem dar. „Es ist alles eine Frage der Organisation.“<br />

Gerade der Bedarf an den sehr frühen<br />

Betreuungszeiten sei groß. Sie hat im Februar innerhalb<br />

von eineinhalb Tagen 80 Anmeldungen für die<br />

Krippe bekommen. Doch nur etwa zehn bis zwölf<br />

Kinder kommen zum Zuge. Und auch die Plätze am<br />

zweiten „Schaukel“-Standort, der derzeit in der Heimerichstraße<br />

nahe des Nordklinikums entsteht, sind<br />

schon jetzt stark nachgefragt.<br />

Was den Hortausbau so schwer macht, ist vor allem<br />

das Standortproblem. Es gibt zu wenig geeignete<br />

Flächen in der <strong>Stadt</strong>. Ein Hort muss möglichst auf<br />

dem Schulgelände oder zumindest in der Nähe liegen.<br />

Und er braucht Platz, auch im Freien. Dieser<br />

Umstand sorgt dann oft bei den Nachbarn für Un-<br />

mut. Tobende Kinder vor der Haustür? Doch bitte<br />

lieber nicht. So wird die Planung eines Horts zum<br />

Kraftakt, den gerade freie Träger kaum bewältigen<br />

können, sowohl planerisch wie finanziell. 80 Prozent<br />

der Horte, 63 insgesamt, sind deshalb städtische<br />

Einrichtungen, 28 werden von anderen Initiativen<br />

getragen – von Vereinen oder der Kirche. Zum<br />

Beispiel von der evangelisch-lutherischen Gemeinde<br />

St. Johannis. Sie hat aus ihrem alten Kindergarten<br />

an der Lerchenbühlstraße, der einst fünf Gruppen<br />

beherbergte, ein „Haus für Kinder“ gemacht: Zwei<br />

Krippengruppen, drei Kindergarten- und eine Hortgruppe<br />

sind unter einem Dach untergebracht, 131<br />

Kinder insgesamt verbringen hier einen großen Teil<br />

ihrer Zeit. Wer als Baby oder Kleinkind einzieht, der<br />

kann theoretisch bleiben, bis er die Grundschule ab-


Im Garten darf gematscht werden, drinnen steht der<br />

Stiefelkaktus für dreckige Schuhe. In der Bibliothek<br />

können die „Hortis“ derweil in Ruhe lesen.<br />

geschlossen hat. „Wir mussten ohnehin dringend<br />

sanieren. Und so sagten wir uns, wenn wir schon<br />

sanieren, dann richtig. Die Eltern waren begeistert“,<br />

sagt Kita-Leiterin Judith Flick. Das Konzept ging auf.<br />

Die Kinder von klein auf begleiten zu können, sei<br />

ideal: „Ich möchte es nicht mehr anders machen.“<br />

Larissa aus der Spatzengruppe streicht ihre Decke<br />

glatt. Noch hält sie ihr Mittagsschläfchen gemeinsam<br />

mit den Krippenkindern. Aber bald schon ist<br />

sie drei Jahre alt und zieht nach unten, wo die Kindergartenkinder<br />

ihr Reich haben. Während im Turnraum<br />

Mädchen über Hindernisse hopsen, sitzen in<br />

der Bibliothek drei Jungs, „Hortis“, und lesen. Im<br />

„Haus für Kinder“ ist Raum für Ruhe und für Spaß.<br />

Und genug Platz, um im Freien zu toben. 1 800 Quadratmeter<br />

groß ist der Garten. Ein Luxus mitten in<br />

der dicht bebauten <strong>Stadt</strong>. Und es gibt keinen Ärger<br />

wegen des Lärms. „Unsere Nachbarn sind es schon<br />

gewohnt, dass wir hier sind“, sagt Judith Flick.<br />

35<br />

Krippenkinder in Aktion: In der „Schaukel“ auf dem<br />

Gelände des Südklinikums fühlen sich die Zwerge<br />

pudelwohl.


36<br />

Dass die Plätze begehrt sind, versteht sich. 110 Anmeldungen<br />

hat sie zu Beginn dieses Jahres für 25<br />

Kindergartenplätze bekommen – 19 davon werden<br />

Geschwisterkinder bekommen oder Kinder aus der<br />

hauseigenen Krippe. Und 80 Bewerbungen gab es<br />

für sechs frei werdende Hortplätze. „Für Eltern ist<br />

diese Situation sehr schmerzlich. Die Not ist groß.“<br />

Die Verzweiflung mancher Mütter, vor allem alleinerziehender,<br />

die dringend einen Hortplatz für ihr<br />

Kind brauchen, um für den Lebensunterhalt der<br />

Familie sorgen zu können, berührt Judith Flick sehr.<br />

„Für manche stellt die Kinderbetreuung ein existenzielles<br />

Problem dar“, sagt sie.<br />

Mütter müssen arbeiten, weil ein Gehalt oft gar<br />

nicht mehr zum Leben reicht. Und sie wollen arbeiten.<br />

„Das allerwichtigste Argument für mich ist, dass<br />

ich meinen Beruf sehr, sehr gerne ausübe“, sagt Kathrin<br />

Walther, Redakteurin bei der „<strong>Nürnberg</strong>er Zeitung”<br />

und Mutter zweier kleiner Töchter. „Für mich<br />

wäre es nie in Frage gekommen, ganz zu Hause<br />

zu bleiben. Nicht, dass man als Vollzeitmutter und<br />

Hausfrau nicht ausgelastet ist. Aber ich wäre einfach<br />

nicht ausgeglichen“, sagt sie. „Drei Tage zu arbeiten<br />

und vier bei den Kindern zu sein, ist für mich ideal<br />

und tut auch den Kindern gut.“ Ein Jahr blieb sie<br />

Zahlen und Fakten<br />

Die <strong>Stadt</strong> hat sich zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2013<br />

für Kinder unter drei Jahren circa 3 600 Krippenplätze<br />

und 900 Plätze bei Tagesmüttern zu schaffen. Das<br />

entspräche einer Versorgungsquote von 35 Prozent,<br />

wie sie vom Bund vorgegeben ist. In <strong>Nürnberg</strong> wird<br />

es aber voraussichtlich nach dem derzeitigen Planungsstand<br />

bis 2013 sogar 3 905 Krippenplätze und<br />

900 Plätze in der Kindertagespflege geben, so dass<br />

die Quote dann bei 37,4 Prozent liegen wird. Zum<br />

Vergleich: Im Jahr 2007 lag die Versorgungsquote<br />

für die Kleinsten bei 9,1 Prozent. Derzeit (Stand Oktober<br />

2011) gibt es 1 863 Krippenplätze und 748<br />

Plätze bei Tagesmüttern – was insgesamt eine Betreuungsquote<br />

von 20,3 Prozent bedeutet.<br />

Im Kindergartenbereich strebt die <strong>Stadt</strong> bis zum Jahr<br />

2013 eine Versorgungsquote von 100 Prozent an,<br />

das bedeutet, es müssen 14 937 Plätze vorhanden<br />

sein. Derzeit gibt es 13 754.<br />

Für Schulkinder gibt es aktuell 4 673 Hortplätze, die<br />

Versorgungsquote liegt bei 30 Prozent. Die <strong>Stadt</strong><br />

will bis 2013 auf 6 305 Plätze kommen, das wäre<br />

eine Quote von 40 Prozent. Nach aktueller Planung<br />

sieht es aus, als würde man nur 5 430 Plätze schaf-<br />

nach der Geburt ihrer ersten Tochter zuhause, ein<br />

Jahr ist sie jetzt mit der Kleinen daheim. Dann legt<br />

sie wieder los. Zu lange aus dem Beruf auszusteigen<br />

sei nicht gut, sagt sie. „Außerdem sollten Frauen<br />

auch daran denken, dass sie eine Absicherung für<br />

ihr Alter brauchen.“ Bettina M. (Name geändert) erzieht<br />

ihre kleine Tochter alleine, der Vater des Kindes<br />

hat sich schon während der Schwangerschaft verabschiedet.<br />

Drei Jahre alt ist das Mädchen jetzt und<br />

schon macht sich Bettina M. Sorgen, wie es wird,<br />

wenn die Kleine erst in die Schule kommt. „Ich<br />

brauche dann dringend einen Hortplatz, um arbeiten<br />

zu können. Ich will nicht von Hartz IV leben. Das<br />

möchte ich weder mir noch meinem Kind zumuten.“<br />

Was Eltern beim Thema Hortplatz auch noch Probleme<br />

bereite, sagt Reiner Prölß, sei die bildungspolitische<br />

Debatte. „Die irritiert viele Menschen<br />

zusätzlich.“ Neben den Horten gebe es schließlich<br />

auch noch Mittagsbetreuung und Ganztagsschulen.<br />

„Was sollen sie nehmen? Die Ganztagsbetreuung<br />

in den Schulen ist häufig eine Mogelpackung. Inhaltlich<br />

wie räumlich gibt es noch kein vernünftiges<br />

Konzept.“ Und so geraten Eltern wie Bettina M. in<br />

Panik schon lange, bevor ihr Kind eingeschult wird.<br />

Die Vorstellung, dass ihr Erstklässler nach dem Un-<br />

fen können und damit eine Quote von 34 Prozent<br />

erreichen. Im Jahr 2007 waren es 3 310 Plätze oder<br />

20 Prozent.<br />

Die Zahl der Kindertagesstätten in der <strong>Stadt</strong> liegt<br />

im Moment bei 428. Insgesamt stehen dort 21 000<br />

Betreuungsplätze zur Verfügung. 126 Einrichtungen<br />

sind städtisch, 302 in der Hand freier Träger.<br />

Seit 2002 sind bei etwa konstant gebliebenen Kinderzahlen<br />

zusätzlich rund 1 600 Krippenplätze geschaffen<br />

worden, 350 in der Kindertagespflege, 820<br />

in Kindergärten und knapp 1 500 in den Horten.<br />

Dazu kommen die Angebote für Schulkinder in der<br />

Mittagsbetreuung, der Ganztagsschulen und der offenen<br />

Kinder- und Jugendarbeit.<br />

Wer wissen möchte, wo welche Projekte in der <strong>Stadt</strong><br />

entstehen, findet eine Liste im Internet unter http://<br />

www.nuernberg.de/internet/kinderbetreuung/kitas_<br />

in_planung.html. Seit 2001 gibt es die Homepage,<br />

mit deren Hilfe Eltern sich auch einen Überblick über<br />

freie Betreuungsplätze verschaffen.<br />

Quelle: Jugendamt, Projekt Kita 2013


terricht per Bus zum Hort verfrachtet wird, behagt<br />

wie ihr nicht allen Eltern. Auch wenn das Zentralhortprogramm<br />

der <strong>Stadt</strong>, das aus der Not geboren<br />

wurde, mittlerweile gut funktioniert. 2011 musste<br />

das Jugendamt 1 300 Absagen verschicken und<br />

suchte nach neuen Wegen, die Kinder unterzubringen.<br />

So ist das Notprojekt entstanden, das wider<br />

Erwarten gut läuft, wie Georg Reif sagt, der das<br />

„Dienstleistungszentrum Kindertageseinrichtungen<br />

2013“ (DLZ Kita 2013) leitet. Nach dem Unterricht<br />

werden die Kinder zu Einrichtungen in der Äußeren<br />

Bayreuther Straße und in der Weiltinger Straße gebracht.<br />

„Den Schülern macht es Spaß, mit dem Bus<br />

gefahren zu werden“, sagt Reif. „Die Kinder und<br />

auch die Hortleitungen sind da etwas flexibler als<br />

die Eltern.“ Aber auch deren Rückmeldungen seien<br />

mittlerweile positiv. Immerhin 400 zusätzliche Betreuungsplätze<br />

für Schulkinder sind durch das Hortnotprogramm<br />

entstanden.<br />

Auch wenn beim Kita-Ausbau durchaus guter Wille<br />

da ist, kann es passieren, dass ein Bauvorhaben trotzdem<br />

nicht vorangeht: Das zeigt der Fall Mammutgelände<br />

in Schoppershof. „Es ist völlig irrational“,<br />

sagt Prölß. „Unzählige Projekte gehen relativ unkompliziert<br />

über die Bühne. Und da war es schier<br />

zum Verzweifeln.“ Beim Mammutprojekt lief schief,<br />

was nur schief gehen konnte. Es sah tatsächlich<br />

lange so aus, als würde sich das Kita-Großprojekt<br />

zum Endlosproblem entwickeln. 1994 kaufte die<br />

<strong>Stadt</strong> das Areal, auf dem einst die Mammutwerke<br />

standen, eine Maschinenfabrik. Hier sollte nun eine<br />

Seniorenwohnanlage mit Ärztehaus und ein Kindergarten<br />

entstehen. Dann sprang ein Investor ab,<br />

ein Nachfolger war nicht aufzutreiben und es trat<br />

erst einmal Stillstand ein. Neue Planungen wurden<br />

immer wieder ausgebremst, weil Nachbarn protestierten,<br />

weil der Boden belastet war, weil das Geld<br />

fehlte. Erst im April 2010 konnte tatsächlich mit<br />

dem Bau des größten Kinder- und Jugendprojekts<br />

der <strong>Stadt</strong> begonnen werden: 80 Kindergartenplätze,<br />

23 Krippen- und 50 Hortplätze wird es geben. Im<br />

Sommer soll das Vorhaben abgeschlossen sein. ■<br />

37<br />

An warmen Tagen heiß begehrt: der Wasserspielplatz im<br />

Garten des „Hauses für Kinder“ an der Lerchenbühlstraße.


38 Report<br />

Altstadtbürger gründen Verein<br />

Die Bürgerinnen und Bürger sowie die Geschäftsleute der<br />

Altstadt haben seit Jahresbeginn eine eigene Interessensvertretung.<br />

Der neu gegründete Bürgerverein <strong>Nürnberg</strong>-<br />

Altstadt macht sich für die Belange der mehr als 13 000<br />

Bewohner und Ladenbesitzer innerhalb der <strong>Stadt</strong>mauer<br />

stark. Erste Vorsitzende des Vereins ist Elisabeth Most.<br />

Das Augenmerk der Architektin und Verwaltungsbetriebswirtin<br />

gilt vor allem der Stärkung des ältesten <strong>Stadt</strong>teils<br />

als Wohnquartier. Daher wird der Verein die Anliegen<br />

der Anwohner, die etwa über mangelnde Parkplätze und<br />

Lärmbelästigung durch Veranstaltungen oder Kneipengänger<br />

klagen, gegenüber der Verwaltung vertreten.<br />

<strong>Nürnberg</strong> ist fahrradfreundlich<br />

Ausgezeichnete Bauten<br />

Für vorbildlich restaurierte Baudenkmäler hat<br />

der Bezirk Mittelfranken die <strong>Stadt</strong> <strong>Nürnberg</strong><br />

am 16. März 2012 mehrfach prämiert. Auszeichnungen<br />

für „besondere Verdienste zum<br />

Erhalt der fränkischen Kultur“ gab es für die<br />

Sanierung der Fleischbrücke, des Kettenstegs,<br />

des Fischbacher Rathauses und – wie im<br />

Bild zu sehen – des Sigena-Gymnasiums. Bei<br />

der im Stil der „Demokratischen Moderne“<br />

erbauten Schule wurden etwa die großen<br />

Fensterflächen unter Verwendung gleichartiger<br />

Profile und in der Farbigkeit der 1950er<br />

Jahre erneuert.<br />

Vorfahrt fürs Rad: <strong>Nürnberg</strong> ist seit Februar 2012 Mitglied der „Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Kommunen in<br />

Bayern“ (AGFK). Die AGFK setzt sich dafür ein, eine umwelt- und stadtverträgliche Mobilität zu fördern – allen voran den<br />

Radverkehr. Die Erhöhung des Radanteils am Gesamtverkehr ist auch Ziel der städtischen Kampagne „<strong>Nürnberg</strong> steigt auf“.<br />

Foto: Christine Dierenbach<br />

Foto: Christine Dierenbach<br />

Foto: Uwe Niklas


Weltkongress der Kunsthistoriker<br />

Rund 2 500 Kunsthistoriker aus der ganzen Welt werden zum 33. Internationalen Kunsthistoriker-Kongress<br />

(CIHA) vom 15. bis 20. Juli 2012 in <strong>Nürnberg</strong> erwartet. Gastgeber ist das Germanische Nationalmuseum,<br />

das den Weltkongress in Zusammenarbeit mit dem <strong>Nürnberg</strong> Convention Center (NCC) und den Museen<br />

der <strong>Stadt</strong> <strong>Nürnberg</strong> ausrichtet. Themenschwerpunkte der rund 400 Referenten widmen sich dem Wert der<br />

Welterbestätten, der Beutekunst, der Rolle des Kunstmarkts und – mit Blick auf das <strong>Nürnberg</strong>er Reichsparteitagsgelände<br />

– Ereignisorten mit ihrer lokalen, nationalen und internationalen Bedeutung.<br />

Fernsehreifes Engagement für Kinder in Ostafrika<br />

Unter dem Motto „Der geschenkte Tag“ haben Viertklässler der Großgründlacher<br />

Grundschule den 29. Februar im Schaltjahr 2012 genutzt,<br />

um Spenden für Unicef zu sammeln – und ein Team des ZDF filmte<br />

für die Kindernachrichten „logo!“. Die Schüler informierten mit einer<br />

Ausstellung über Kinderrechte, Kindersoldaten und den weltweiten<br />

Foto: Christine Dierenbach<br />

Foto: Christine Dierenbach<br />

Bücher tauschen<br />

Bücher tauschen und Wissen kostenlos<br />

teilen, ist die Idee des Bildungscampus<br />

<strong>Nürnberg</strong>. Viele Bücher verstauben daheim<br />

im Regal. Einmal gelesen und das<br />

war’s dann. Wer seinen Schmökern dieses<br />

Schicksal ersparen will, kann sie jetzt in den<br />

öffentlichen Bücherschrank im Eingang des<br />

Wirtshauses Gutmann am Dutzendteich in<br />

der Bayernstraße 150 stellen und sich neuen<br />

Lesestoff mitnehmen.<br />

Report<br />

Hunger. Mit dem Verkauf von Fairtrade-Produkten wie Tee, Kaffee<br />

und Schokolade sammelten sie 588,80 Euro für das Unicef-Projekt<br />

„Kinder in Ostafrika“. <strong>Nürnberg</strong> war bis Juni 2012 ein Jahr lang<br />

Städtepartner des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen.<br />

39


40 Report<br />

Anzeige<br />

Her mit dem Gold!<br />

„Juwelen- und Goldankaufswoche“ – was im Februar 1918 an den <strong>Nürnberg</strong>er<br />

Plakatwänden angeschlagen war, gibt beredt Zeugnis von der Not<br />

während des Ersten Weltkriegs. Der pathetische Aufruf gehört zu einer<br />

Sammlung von über 800 Plakaten aus den Jahren 1914 bis 1<strong>92</strong>0, die das<br />

<strong>Stadt</strong>archiv erwerben konnte. Nun besitzt es rund 40 000 Plakate aus der<br />

Zeit von 1878 bis 2011.<br />

Foto: Christine Dierenbach<br />

Brücke für Fußballfans<br />

Rechtzeitig zu Beginn der neuen Bundesliga-Saison<br />

ist das <strong>Nürnberg</strong>er Stadion noch sicherer geworden.<br />

Nachdem die Südostkurve umgebaut wurde,<br />

liegen jetzt die für Gäste reservierten Plätze im<br />

gesamten Stadion ausschließlich im Unterrang. Um<br />

zu verhindern, dass sich die Fans der Heim- und der<br />

Gästemannschaft vermischen, bindet neuerdings eine<br />

spezielle Brückenkonstruktion den Block 24 an die<br />

Gegengerade an. Clubfans, die in die Südostkurve<br />

wollen, erreichen diese über die Gegengerade und<br />

müssen nicht mehr die Reihen der gegnerischen<br />

Schlachtenbummler passieren. Nach dem Umbau<br />

fasst das Stadion nunmehr bis zu<br />

50 50 000 000 Zuschauer. Zuschauer.<br />

Touristenmagnet<br />

Die Noris zieht immer mehr Reisende an: Im Jahr<br />

2011 zählte <strong>Nürnberg</strong> 2 518 490 Übernachtungen<br />

von Touristen und Geschäftsreisenden – das ist ein<br />

Plus von 113 333 oder 4,5 Prozent gegenüber dem<br />

Jahr 2010. Jeder dritte Gast kommt aus dem Ausland.<br />

Die stärksten Besucherkontingente stellten die<br />

USA, gefolgt von Italien und Österreich. Besonders<br />

im Juli kamen auffallend viele Besucher. Das ist laut<br />

Congress- und Tourismus-Zentrale ein Erfolg der<br />

stärkeren Werbeaktivitäten von <strong>Stadt</strong> und Hotellerie.<br />

Jetzt wird gleichgestellt!<br />

Foto: Christine Dierenbach<br />

Mit der Unterzeichnung der Europäischen Charta<br />

für die Gleichstellung von Frauen und Männern auf<br />

lokaler Ebene hat sich <strong>Nürnberg</strong> 2010 verpflichtet,<br />

diesen Grundsatz mit konkreten Zielen umzusetzen.<br />

In einem bis 2014 angelegten Aktionsplan will<br />

die <strong>Stadt</strong> sich als gendergerechte Arbeitgeberin<br />

weiterentwickeln, indem sie etwa die Vereinbarkeit<br />

von Privatleben und Beruf verbessert. Die <strong>Stadt</strong>gesellschaft<br />

soll durch Antidiskriminierungsarbeit und<br />

Schulungen für <strong>Stadt</strong>planer geschlechtergerechter<br />

werden. Gesundheitsfördernde Angebote will die<br />

<strong>Stadt</strong> verstärkt an den Mann bringen und in der<br />

Erziehung Geschlechterstereotypen abbauen.


Klinikum geht stiften<br />

Mit einer eigenen Stiftung möchte das<br />

Klinikum <strong>Nürnberg</strong> die für die Patientenversorgung<br />

erforderlichen Gestaltungsräume<br />

sichern. In Zeiten gedeckelter Einnahmen<br />

sollen aus deren Erträgen medizinische Geräte,<br />

Fortbildungen für das Personal oder die<br />

Gestaltung des Krankenhaus-Geländes finanziert<br />

werden. Ziel sei eine „dauerhafte und<br />

nachhaltige Unterstützung des Klinikums“,<br />

erklärte zur Neugründung der Stiftungs-Vorsitzende<br />

Klaus Wambach (Mitte), ehemaliger<br />

Vorstand des Klinikums. Sein Nachfolger<br />

Alfred Estelmann (rechts) hofft darauf, mit<br />

den Mitteln der Stiftung Klinikum <strong>Nürnberg</strong><br />

den Patienten den Krankenhausaufenthalt<br />

angenehmer gestalten zu können. Eine breite<br />

Unterstützung der Bevölkerung erhofft sich<br />

<strong>Nürnberg</strong>s Kämmerer Harald Riedel.<br />

Schienenfahrrad und andere seltene Fahrzeuge<br />

Seltene Exponate, die von der Entwicklung der Eisenbahn zeugen,<br />

zeigt das neue Schaudepot des DB Museums. Die 40 ausgestellten<br />

Großobjekte lagerten bis zur Eröffnung des Depots am 1. März 2012<br />

in den Magazinen des Museums. Neben außergewöhnlichen Fahrzeugen,<br />

wie zum Beispiel der fahrbaren Feuerspritze einer Bahnhofs-<br />

Foto: Klinikum <strong>Nürnberg</strong> / Rudi Ott<br />

Foto: Christine Dierenbach<br />

Original kopiert<br />

Report<br />

41<br />

Historische Kopien der 20 wichtigsten Gemälde Albrecht Dürers<br />

(1471-1528) sind ab 27. Juli im neuen Dürer-Saal des Albrecht-Dürer-<br />

Hauses zu sehen. Mit der Neueinrichtung des früheren Kinosaals<br />

ist nach dem Graphischen Kabinett im obersten Geschoss und der<br />

Multimediastation „Der digitale Dürer“ im Erdgeschoss ein weiteres<br />

Teilstück auf dem Weg zu einer zeitgemäßen Präsentation von Dürers<br />

Wohn- und Arbeitsstätte verwirklicht. 2013 wollen die Museen der<br />

<strong>Stadt</strong> <strong>Nürnberg</strong>, zu denen das Haus gehört, die Besucherführung im<br />

Gebäude optimieren.<br />

feuerwehr und einem Schienenfahrrad, ist auch der 2 500 PS starke<br />

Motor einer Diesellok ausgestellt. Glanzstück ist der originalgetreue<br />

Nachbau des Dampfwagens von Nicolas Cugnot von 1769, der als<br />

das erste „Automobil“ der Welt gilt.


42<br />

Aufwändige Lichteffekte und Bühnengestaltung wie hier bei der Radio NRJ<br />

Music Tour in der Frankenhalle <strong>Nürnberg</strong> bringen die richtige Stimmung.


Text Clara Grau Fotos Pave GmbH<br />

Alles für den<br />

perfekten Auftritt<br />

Die Pave GmbH sorgt für den reibungslosen Ablauf hochkarätiger Events<br />

Wenn einer der weltweit größten Sportartikelhersteller<br />

aus der Metropolregion zum internationalen<br />

Marketing-Meeting nach Herzogenaurach einlädt,<br />

ist die Firma Pave GmbH für den perfekten technischen<br />

Ablauf zuständig. Im Hintergrund tüfteln<br />

bereits lange im Vorfeld des Events Techniker, Ingenieure<br />

und Programmierer des <strong>Nürnberg</strong>er Veranstaltungsspezialisten<br />

all die technischen Details<br />

aus, um einen reibungslosen Ablauf der zahlreichen<br />

Shows und Präsentationen für ihren Kunden sicherzustellen.<br />

Pave kümmert sich etwa um Beschallungsanlagen,<br />

Beleuchtungssysteme, Projektoren,<br />

Displays und Regietechnik. Von all diesen detaillierten<br />

Planungen, der komplexen Technik und dem<br />

gesamten logistischen Aufwand bekommen die internationalen<br />

Gäste nichts mit.<br />

„In der Regel arbeiten wir bei großen Events mit den<br />

Kommunikationsagenturen der Kunden zusammen.<br />

Diese erstellen ein Konzept, wie sich das Unternehmen<br />

und seine Produkte präsentieren sollen. Und<br />

auf dieser Basis ziehen sie die Veranstaltungstechnik<br />

hinzu“, erklärt Geschäftsführer Thilo Boegner die<br />

Abläufe. Bei kleineren Aufträgen stimmen sich die<br />

Unternehmen oft direkt mit Pave ab. „Die Kunden<br />

sagen uns, was sie sich vorstellen. Wir entwickeln<br />

das inhaltliche Konzept, machen die technische Planung<br />

und kümmern uns dann um die Umsetzung.“<br />

Der <strong>Nürnberg</strong>er kann auf 34 feste Mitarbeiter zurückgreifen.<br />

Etwa die Hälfte sind Ingenieure, aber<br />

auch Softwarespezialisten und acht Auszubildende<br />

gehören zur Stammbelegschaft. Dazu kommen – je<br />

nach Größe des Auftrags – unzählige freiberufliche<br />

Spezialisten, Zulieferer und Helfer. „In Spitzenzeiten<br />

können bei uns in einem Monat schon mal<br />

1 500 Manntage bundesweit zusammenkommen“,<br />

rechnet er vor. Permanent müsse Pave die verschiedensten<br />

Arten von Veranstaltungen und damit auch<br />

die verschiedensten Größenordnungen bei gleichbleibender<br />

Qualität stemmen. Und das gehe nur mit<br />

vertrauenswürdigen Partnern und viel Erfahrung, so<br />

der 48-Jährige.<br />

Ob in <strong>Nürnberg</strong> beim größten deutschen Klassik<br />

Open Air im Luitpoldhain, dem Bardentreffen, der<br />

Radio NRJ Music Tour in der Frankenhalle oder<br />

bei wichtigen internationalen Messeauftritten<br />

von namhaften Industriekonzernen in Abu Dhabi,<br />

Aberdeen oder Rio de Janeiro – sowohl regional<br />

als auch international ist Pave gefordert, zusammen<br />

mit Partnern und Kunden bestmögliche Konzepte<br />

anzubieten. Und die Anforderungen in den<br />

vergangenen Jahren haben sich rasant gewandelt:<br />

„Veranstaltungstechnik ist heute mehr, als nur ein<br />

paar Boxen in eine Halle zu schieben und Lampen<br />

43<br />

Geschäftsführer Thilo<br />

Boegner ist mit seiner<br />

Pave GmbH weltweit<br />

auf dem Gebiet der<br />

Veranstaltungstechnik<br />

tätig. Foto: Christine<br />

Dierenbach


44<br />

Auf die zeitgemäße<br />

Präsentation kommt es an:<br />

Interaktion wie hier am<br />

Multitouch-Display begeistert<br />

Kunden und Besuchern<br />

gleichermaßen (oben).<br />

Mit der neuen Technik können<br />

Firmen ihre Produkte<br />

virtuell in allen Varianten<br />

begreifbar machen (rechts).<br />

ins Dach zu hängen. Der Kunde erwartet ein Team<br />

aus Spezialisten. Diese müssen marketingtechnische<br />

Ansätze in technische Konzepte umwandeln<br />

und damit passgenaue Lösungen für unsere<br />

Kunden entwickeln“, erklärt der Geschäftsführer.<br />

Um diesen Erwartungen gerecht zu werden, entstand<br />

im Unternehmen eine Abteilung für Sonderlösungen<br />

für medien- und programmiertechnische<br />

Spezialanfertigungen. Diese Abteilung erarbeitet<br />

und setzt etwa die interaktive Gästeverwaltung von<br />

etwa 800 Kongress-Teilnehmern um. „Die Besucherinnen<br />

und Besucher aus aller Welt lassen ihre Eintrittskarte<br />

von Hostessen einscannen. Dann sind sie<br />

angemeldet und können auf großen Touchscreens<br />

nachsehen, wo ihre nächste Arbeitsgruppe stattfindet,<br />

oder Änderungen an ihrem Vortragsprogramm<br />

vornehmen“, erklärt Pave-Kundenbetreuer Stefan<br />

Noering. „Die Möglichkeit, solche Speziallösungen<br />

anzubieten und auch umzusetzen, bringt unseren<br />

Kunden einen enormen Mehrwert und hebt uns<br />

von der Konkurrenz ab“, fügt Geschäftsführer Thilo<br />

Boegner hinzu.<br />

Aber auch auf Messeständen großer Unternehmen<br />

ist mehr gefragt als eine hübsche Produktpräsentation:<br />

„Einfach nur Filme zu zeigen, reicht heute<br />

nicht mehr. Die Kunden wollen Interaktivität, also<br />

zum Beispiel die Möglichkeit, in Filme einzugreifen<br />

oder Zusatzinformationen abrufen zu können“, sagt<br />

Stefan Noering. Die Aufgabe des Wirtschaftsingenieurs<br />

ist es, die Inhalte technisch entsprechend aufzuarbeiten.<br />

„Die klassische PowerPoint-Präsentation<br />

hat bei großen Firmenveranstaltungen ausgedient“,<br />

weiß der 30-Jährige. Stattdessen werden zum Beispiel<br />

Aktienkurse aktuell eingespielt oder Produkte<br />

lassen sich mit einer Fingerbewegung dreidimensional<br />

auf einem Bildschirm drehen und betrachten.<br />

„Daher werden wir auch in Zunkunft vermehrt auf<br />

die Kombination der klassischen Veranstaltungstechnik<br />

und visuellen Speziallösungen setzen“, so<br />

Geschäftsführer Boegner.<br />

Größere und von der Planung aufwändigere Aufträge<br />

betreut die Pave GmbH von ihrem Hauptsitz<br />

an der Lenkersheimer Straße in <strong>Nürnberg</strong> aus.<br />

Vor allem weltweit agierende Unternehmen aus<br />

der Metropolregion setzen auf das Know-how der<br />

<strong>Nürnberg</strong>er Firma. „Unsere vor kurzem gegründete<br />

Niederlassung in Essen dient der strategischen Weiterentwicklung:<br />

Wir möchten weitere Kunden aus<br />

dem überregionalen Markt mit individuellen Lösungen<br />

im Bereich der Veranstaltungstechnik betreuen“,<br />

sagt Boegner.<br />

Auf die Idee, Veranstaltungstechnik anzubieten,<br />

kam Thilo Boegner schon als junger Mann: In den<br />

1980er Jahren stand der gelernte Elektriker selbst<br />

als Rockmusiker auf den Bühnen der Region. Allerdings<br />

nicht so erfolgreich wie die Techniker, die Boxen<br />

und Mischpulte aufbauten und im Gegensatz zu<br />

dem jungen Musiker gutes Geld verdienten. „Dann<br />

schiebe ich einfach auch Boxen und Verstärker in die<br />

Säle“, dachte sich Thilo Boegner damals und machte<br />

sich als Veranstaltungstechniker selbstständig.<br />

1993 gründete er mit weiteren Gesellschaftern, die<br />

das Unternehmen später wieder verlassen haben,<br />

die Pave GmbH. „Der Name kommt von PA-Verleih,<br />

PA ist ein feststehender Begriff für Beschallungsanlagen<br />

in der Branche“, erklärt Boegner, der seit 1996<br />

geschäftsführender Gesellschafter ist.<br />

Obwohl weltweit tätig, legt Thilo Boegner großen<br />

Wert auf seine fränkischen Wurzeln. „Hier haben<br />

wir einen Heimvorteil, weil wir die Räumlichkeiten<br />

zum Beispiel in der Messe, im Germanischen Nationalmuseum<br />

oder in der Meistersingerhalle genau<br />

kennen“, sagt er. Schon seit über 20 Jahren arbeitet<br />

er mit einigen Kunden zusammen: „Wir sind an<br />

langjährigen Partnerschaften interessiert“, erklärt er<br />

die Firmenphilosophie. „Der regionale Markt ist eng,<br />

aber man braucht diese Veranstaltungen, um die Basis<br />

vor der eigenen Haustüre nicht zu verlieren.“ Auf<br />

einen Preiskampf der Billiganbieter will er sich nicht<br />

einlassen, lieber erstklassige Qualität und innovative<br />

Produkte bereithalten. Der Erfolg gibt Thilo Boeg-


ners Strategie recht: Er konnte den Umsatz seines<br />

Unternehmens von 2009 bis 2011 fast verdoppeln<br />

– vor allem, weil er mit seinen Spezialanwendungen<br />

in Deutschland führend ist.<br />

Ein wichtiger regionaler Kunde von Pave ist das<br />

städtische Stadion: „Wir sind dort für die komplette<br />

Abwicklung aller Veranstaltungen außerhalb<br />

des Fußballbetriebs zuständig“, erklärt er. Firmen<br />

oder Vereine, die im <strong>Nürnberg</strong>er Stadion tagen<br />

oder feiern möchten, wenden sich mit allen Fragen<br />

und Wünschen direkt an Boegners Unternehmen.<br />

Im Stadion war Pave übrigens auch bei der Weltmeisterschaft<br />

2006 am Gelingen des Fußballfests<br />

beteiligt. Eine spannende Zeit: „Wenn Millionen<br />

Menschen aus 150 Ländern ein Spiel in <strong>Nürnberg</strong><br />

am Fernsehbildschirm verfolgen, sollten um Himmels<br />

willen weder die Stadionbeschallung noch die<br />

LED-Anzeigentafeln ausfallen“, erinnert sich Thilo<br />

Boegner.<br />

Immer wichtiger werde das Thema Nachhaltigkeit<br />

in der Eventbranche, erklärt der Geschäftsführer.<br />

Viele große Unternehmen hätten ressourcenschonendes<br />

Wirtschaften in ihre Firmenleitbilder aufgenommen<br />

und tief verankert. „Da muss auch die<br />

Veranstaltungstechnik ihren Beitrag leisten“, sagt<br />

Thilo Boegner. Sein Prokurist Benjamin Lechler setzt<br />

sich sowohl in der Praxis als auch wissenschaftlich<br />

damit auseinander, wie zum Beispiel Messestände<br />

umweltfreundlicher technisch ausgestattet werden<br />

können. Abfallvermeidung, eine optimierte Logistik<br />

und energiesparende Technik, etwa LED- statt Halogen-Beleuchtung,<br />

würden dazu gehören, so Benjamin<br />

Lechler. „Es macht keinen Sinn, einen Container<br />

mit LEDs Tausende Kilometer mit dem Lkw zum<br />

Veranstaltungsort zu fahren“, sagt er. Und so nutzt<br />

Pave die Scheinwerfer, Kabel und Mischpulte aus<br />

dem Lager in der Lenkersheimer Straße vorwiegend<br />

für regionale Veranstaltungen. Außerhalb der Metropolregion<br />

baut das Unternehmen auf Netzwerke<br />

mit Zulieferern und Fachkräften, die vor Ort angesiedelt<br />

sind und somit aus nachhaltiger Perspektive einen<br />

Mehrwert für den Kunden und die Gesellschaft<br />

liefern.<br />

45<br />

Ausgefallene Lichteffekte<br />

machen Konzerte erst<br />

zum unvergesslichen<br />

Erlebnis – die Radio NRJ<br />

Music Tour 2010 in der<br />

Frankenhalle <strong>Nürnberg</strong><br />

hat Pave in Szene gesetzt.<br />

Und manchmal verwandelt<br />

sich ein ganzes<br />

Firmengebäude für eine<br />

Nacht in ein Aquarium,<br />

wie hier bei Adidas in<br />

Herzogenaurach (unten).


46<br />

Text Thomas Meiler Fotos Ralf Schedlbauer<br />

Entdecker gesucht!<br />

Ein Pass macht Kultur- und Freizeiteinrichtungen<br />

der Metropolregion erlebbar<br />

Der Entdeckerpass, Türöffner zu vielen Freizeit-<br />

und Kultureinrichtungen in der Metropolregion,<br />

wartet darauf, von einem breiten Publikum<br />

entdeckt zu werden. Doch lohnt die Investition<br />

in die Freizeitkarte? Reicht ein Tag aus, um auf<br />

seine Kosten zu kommen? Eine <strong>Nürnberg</strong>er<br />

Familie hat sich auf Abenteuertour begeben.<br />

Kitzingen<br />

Haßfurth<br />

Fränkisches<br />

Freilandmuseum<br />

Bad Windsheim<br />

Rothenburg<br />

ob der Tauber<br />

Feuchtwangen<br />

D


Coburg<br />

Bamberg<br />

Neustadt<br />

inkelsbühl<br />

Neustadt<br />

Höchstadt<br />

Bad Staffelstein<br />

Ansbach<br />

Cadolzburg<br />

Gunzenhausen<br />

Forchheim<br />

Fürth<br />

Kronach<br />

Erlangen<br />

Zirndorf<br />

Hollfeld<br />

Turm der Sinne<br />

Schwabach<br />

Bad Steben<br />

<strong>Nürnberg</strong><br />

Pottenstein<br />

Weissenburg<br />

Feucht<br />

Roth<br />

Altdorf<br />

Neuenmarkt<br />

Ködnitz<br />

Creussen<br />

Pegnitz<br />

Rehau<br />

Hersbruck<br />

Neumarkt<br />

i. Opf.<br />

Plein Pleinfeld Pleinfeld<br />

Greding<br />

Frankenalb Therme<br />

Quelle: Metropolregion <strong>Nürnberg</strong>


48<br />

Wann fährt der Zug? Akribische Planung ist das<br />

A und O auf Entdeckertour.<br />

„Spielen wir was?“, fragt Hagen. Der Sechsjährige<br />

sitzt gemeinsam mit seinem zehnjährigen Bruder<br />

Anton und den Eltern Kathrin und Stefan im Zug<br />

von <strong>Nürnberg</strong> nach Neustadt an der Aisch. Erst vor<br />

wenigen Minuten ist der Zug gestartet, hat Fürth<br />

passiert und rollt nun gen Westen übers flache Land.<br />

Mitte April verschleiert Morgendunst den Blick auf<br />

Wiesen und Äcker, die, noch starr vor Kälte, das<br />

Frühlingserwachen verschlafen haben. Seit 8.05 Uhr<br />

ist Familie Ecke auf großer Fahrt: Die Eltern überlassen<br />

ihren Sprösslingen die Fensterplätze in der nahezu<br />

menschenleeren Mainfrankenbahn. In <strong>Nürnberg</strong><br />

und Fürth drücken Hagen und Anton ihre Nasen an<br />

der Scheibe platt. Jetzt droht Langeweile. „Nach<br />

dem Umsteigen spielen wir was“, vertröstet Kathrin<br />

Ecke die Söhne.<br />

Das fränkische Freilandmuseum in Bad Windsheim<br />

ist das erste von drei Zielen. Danach geht es in den<br />

<strong>Nürnberg</strong>er „Turm der Sinne“ und das Hersbrucker<br />

Thermalbad. Die Eckes haben sich auf ein ambitioniertes<br />

Experiment eingelassen: drei Stationen an<br />

nur einem Tag, alles mit öffentlichen Verkehrsmitteln<br />

– geht das? Ist es zu schaffen, dass an nur einem Tag<br />

alle Familienmitglieder auf ihre Kosten kommen und<br />

sich außerdem ein guter Teil der Ausgaben für vier<br />

Entdeckerpässe amortisiert?<br />

Der Entdeckerpass ist seit August 2010 die offizielle<br />

Freizeitkarte der Europäischen Metropolregion<br />

<strong>Nürnberg</strong>. „Wir sind der Überzeugung, dass die<br />

Metropolregion touristisch enorm viel zu bieten hat.<br />

Hier gibt es viel zu entdecken. Daher auch der Name<br />

Entdeckerpass“, sagt der Fürther Landrat Matthias<br />

Dießl, innerhalb der Metropolregion verantwortlich<br />

für das Forum Tourismus. Kurzurlaube und Ausflüge<br />

seien ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in der Region.<br />

Der Pass eröffne die Chance, das Gebiet zwischen<br />

Frankenwald und Naturpark Altmühltal, zwischen<br />

Oberpfälzer Wald und Steigerwald noch besser kennenzulernen.<br />

„Wir werben kontinuierlich um weitere<br />

Partner und Akzeptanzstellen, um die Attraktivität<br />

weiter zu steigern“, betont Dießl.<br />

Lange vor der Tour hat Familie Ecke den „Freizeitkompass<br />

2012“ gewälzt. Die Broschüre umfasst die<br />

derzeit 122 Einrichtungen, die den Entdeckerpass<br />

der Metropolregion akzeptieren und den Inhabern<br />

Rabatte oder freien Eintritt gewähren. Jeder darf<br />

ankreuzen, was beim Durchblättern gefällt. Vorschulkind<br />

Hagen bekommt dabei Unterstützung<br />

von den Eltern. Die Auswahl fällt schwer: „Das ist<br />

gar nicht so einfach. Für die Entscheidung haben<br />

wir relativ lange gebraucht“, berichtet Stefan Ecke<br />

auf der Zugfahrt. Seine Frau Kathrin schiebt eine Erklärung<br />

nach: „Einige Attraktionen haben nur am<br />

Wochenende geöffnet, andere starten erst später<br />

im Jahr.“ Anton hätte gern die Miniatur-Erlebniswelt<br />

in Dietenhofen besucht, doch die muss ebenso<br />

warten wie sein zweiter Favorit, der Erlebnispark<br />

Thurn. „Zu den ganz tollen Sachen kommt man<br />

nicht mit dem Zug hin“, bedauert der Zehnjährige.<br />

Im Zug bleibt Zeit zum Spielen, Naschen und<br />

Karten schreiben …<br />

Hagen ist still. Er freut sich vor allem aufs Baden und<br />

kuschelt mit seinem Plüschtiger. „Wir müssen uns<br />

nach den Kindern richten. Die mögen nun mal keine<br />

moderne Kunst“, sagt Kathrin.


Begegnungen mit Tieren sind ein besonderes<br />

Erlebnis: Ein Huhn im Eimer …<br />

In Neustadt steigt die Familie von der Mainfrankenbahn<br />

in den Zug nach Bad Windsheim um. Die Familie<br />

besetzt einen leeren Vierertisch. Hagen verteilt<br />

großzügig Naschkram aus seiner Vorratsdose. Kathrin<br />

zieht das Kartenspiel „Maus pass auf“ aus dem<br />

Rucksack. Beim Abzählen und Stechen vergeht die<br />

Zeit wie im Flug. Am Windsheimer Bahnhof fotografiert<br />

Eisenbahnfan Anton noch schnell einen alten<br />

Schienenbus, dann geht es zu Fuß quer durch die<br />

<strong>Stadt</strong> zum Freilandmuseum, über den Marktplatz,<br />

vorbei am riesigen Ritter Roland mit seinem Schwert.<br />

Das acht Meter hohe Kriegerdenkmal weckt bei Hagen<br />

Erinnerungen: „Hier waren wir schon mal“, erinnert<br />

sich der Pfiffikus.<br />

Problemlos akzeptiert der Kassendienst im<br />

Museum den Entdeckerpass als Zahlungsmittel.<br />

… und ein halbwildes Hausschwein im Koben<br />

ziehen die Blicke auf sich.<br />

Im Freilandmuseum fährt Kassendienst Ulrike Auth<br />

gerade das Kartenlesegerät hoch. Sie nutzt die Zeit,<br />

um die Familie auf das Programm „30 Jahre – 30<br />

Wochen“ zum runden Geburtstag des Museums<br />

hinzuweisen, dann geht es weiter. Auf dem unbelebten<br />

Museumsgelände streicht den Kindern eine<br />

Katze durch die Beine, maunzt, erfreut über die frühen<br />

Gäste. „Auch das noch. Freitag der Dreizehnte,<br />

und eine schwarze Katze. Das kann ja heiter werden“,<br />

unkt Stefan mit rabenschwarzer Stimme.<br />

Familie Ecke zieht es in die „Baugruppe West /<br />

Mainfranken / Frankenhöhe“. Im Stall der niedrigen<br />

Schäferei aus dem Jahr 1744 schmiegen sich zwei<br />

neugeborene Zicklein an die Mutter. Vorsichtig legt<br />

die Schäferin ein Jungtier erst Anton, dann Hagen<br />

auf den Arm. Die Jungs strahlen um die Wette und<br />

ignorieren das Huhn, das in luftiger Höhe an der<br />

Stallwand in einem Plastikeimer brütet und sich laut<br />

gackernd über den ungebetenen Besuch beschwert.<br />

„Vor dem alten Handwerk habe ich echt Respekt“,<br />

sagt Stefan beim Blick in die Werkstätten von Wagner<br />

und Büttner. „Leider geht das alte Wissen verloren!“,<br />

bedauert der Maschinenbauingenieur. Hagen<br />

hüpft ausgelassen durch das Dorf: „Da ist noch<br />

ein Haus“, ruft er fröhlich und ist schon über die<br />

Schwelle des nächsten alten Bauernhofs verschwunden.<br />

Ein Stück weiter am Bach steht die alte Getreidemühle.<br />

Noch ist der Mehlkasten leer. Im Haus hängt<br />

der Geruch von Holzfeuer. In der Stube bollert ein<br />

Eisenofen vor sich hin, der Abzug führt durch einen<br />

Türschlitz ins Nebenzimmer und dort durch einen<br />

riesigen Rauchfang in den Kamin.<br />

49


50<br />

Darin hängen gut zwei Dutzend prächtige Schinken<br />

zum Räuchern. Andächtig blicken die Reisenden in<br />

den Himmel voller Köstlichkeiten auf. Sofort meldet<br />

sich der Hunger. Die Griebenschmalzbrote, die im<br />

gleichen Raum auf einem Tisch unter einem Glassturz<br />

zum Verkauf angeboten werden, finden reißenden<br />

Absatz. Draußen vor der Mühle pirschen die<br />

Jungs einem Pfau hinterher, bis der sein Rad schlägt.<br />

Antons Versuch, den imposanten Vogel zu fotografieren,<br />

schlägt fehl. „Nein! Der Akku ist leer“, ärgert<br />

er sich.<br />

Gegen Mittag setzt sich die Sonne durch. Spontan<br />

wird die Rückfahrt auf- und ein Besuch im Museumsbiergarten<br />

eingeschoben. Die Reisenden stärken<br />

sich mit Bratwurst, Kaffee und Kuchen. Um 13<br />

Uhr geht es zurück nach <strong>Nürnberg</strong>. Diesmal sind<br />

die Züge gut gefüllt, die Vierersitzgruppen besetzt.<br />

Hagen darf auf Papas Schoß. Kathrin verteilt Obst.<br />

Anton schreibt eine Postkarte, die er im Museum für<br />

die Nachbarin gekauft hat. Die will er ihr am Abend<br />

in den Briefkasten werfen.<br />

Dufte: Im Turm der Sinne sind Riechen, Hören,<br />

Sehen, Schmecken und Tasten eine ganz neue<br />

Erfahrung.<br />

Sechs Stunden nach der Abreise ist Familie Ecke<br />

wieder am Hauptbahnhof <strong>Nürnberg</strong>. Sofort geht es<br />

mit der U-Bahnlinie 1 zum Weißen Turm und weiter<br />

zur <strong>Stadt</strong>mauer. Kathrin gibt die Richtung vor: „Da<br />

lang“, zeigt die 37-jährige Vermessungsingenieurin<br />

mit der Hand in Richtung Westtor. Der <strong>Stadt</strong>mauer-Abschnitt<br />

endet am „Turm der Sinne“. Unbürokratisch<br />

verläuft das „Einchecken“ mit den Entdeckerpässen.<br />

Kurz darauf steht die Familie verblüfft<br />

im sogenannten „Ames“-Raum, der aus Zwergen<br />

Riesen macht – und umgekehrt. Eine kurzweilige<br />

Stunde lang erforschen die Entdecker die über sechs<br />

Stockwerke verteilten Gerätschaften. Sie dienen allesamt<br />

dem Ziel, den Besucher zu täuschen, seine<br />

Sinne zu verwirren, aber auch dazu, zu erklären,<br />

warum die Täuschung klappt und wie die Wahrnehmung<br />

funktioniert.<br />

Als Anschauungsobjekt lässt sich das Gehirn<br />

sogar „be-greifen“.<br />

Kathrin drängt zum Aufbruch: Das Bad ruft! Zum<br />

dritten Mal an diesem Tag geht es zum Hauptbahnhof.<br />

Stefan befreit zwei pralle Taschen mit Badesachen<br />

aus dem Schließfach im Untergeschoss, wo sie<br />

vor der Abreise am frühen Morgen deponiert worden<br />

waren. Der Regionalexpress nach Hersbruck um<br />

15.48 Uhr ist mit Pendlern überfüllt. Die Eckes müssen<br />

im Gang stehen, doch die Fahrt dauert zum Glück<br />

nur 17 Minuten. Am Bahnhof der Kleinstadt wird es<br />

erneut hektisch: Bus um Bus fährt vor, aber welcher<br />

ist der zum Bad? Nach wenigen Minuten kommt die<br />

passende Linie. Erleichtert sinken alle in die Polster.<br />

Im Bad sausen Stefan, Anton und Hagen wieder<br />

und wieder die Wasserrutsche hinab. Dann tauchen<br />

die Jungs wie U-Boote auf dem Rücken des Vaters<br />

durchs Nichtschwimmerbecken. Irgendwann haben<br />

sie genug, entspannen im wohlig temperierten Außenbecken.<br />

Kathrin, für den Zeitplan verantwortlich,<br />

behält die Uhr im Blick. Weil um 18.30 Uhr kein Bus<br />

geht, marschiert das Quartett zehn Minuten durch<br />

den Rosengarten bis zur nahegelegenen Pizzeria.<br />

„Ich bin nicht müde“, sagt Hagen und reibt sich die<br />

Augen. Er hat eine große Portion Nudeln verdrückt<br />

und sitzt ruhig auf der Bank der Gaststätte. Der<br />

Tag war lang und anstrengend. Darum wollen die


Eckes nach dem Essen mit dem Bus zum Hersbrucker<br />

Bahnhof zurück, doch an der Haltestelle gibt es<br />

eine unliebsame Überraschung: Nach 19 Uhr fährt<br />

kein Bus mehr, sondern nur noch das sogenannte<br />

„Anrufsammeltaxi“. Der Haken: Das Taxi muss mindestens<br />

40 Minuten vor Abfahrt bestellt werden,<br />

und dazu ist es jetzt zu spät. Also steht ein weiterer<br />

Fußmarsch an. Nach 15 Minuten ist der Bahnhof<br />

erreicht, gerade rechtzeitig. Zusammen mit vielen<br />

Jugendlichen, die sich fürs Ausgehen herausgeputzt<br />

haben, geht es kurz nach 20 Uhr zurück nach <strong>Nürnberg</strong>.<br />

Ein viertes und letztes Mal ist der Hauptbahnhof<br />

Dreh- und Angelpunkt des Ausflugs. „Das war ein<br />

schöner Tag“, lautet das übereinstimmende Fazit.<br />

Kathrin fand es im Turm der Sinne am spannendsten,<br />

die Kinder, klar, im Bad. Stefan, auf dessen<br />

Wunschzettel das Ansbacher Markgrafenmuseum<br />

ganz oben gestanden war, überlegt. „Das Freilandmuseum<br />

war ganz nett“, sagt der 36-Jährige. Die<br />

Familie, die bei gutem Wetter gerne in der Natur<br />

wandern geht, ist mit dem Entdeckerpass-Angebot<br />

zufrieden. „Es gibt viele Ausflugsideen für Tage, an<br />

denen das Wetter nicht mitspielt“, sagt Kathrin.<br />

Stefan bedauert ein wenig, dass <strong>Nürnberg</strong>er Institutionen<br />

wie die Bäder oder die beiden großen Staatsmuseen<br />

nicht mit von der Partie sind.<br />

Das Bayreuther Kundenkartenunternehmen AVS<br />

vermarktet den Entdeckerpass im Auftrag der<br />

Metropolregion. Im Jahr 2011 hat AVS rund 2 500<br />

der Freizeitkarten verkauft.<br />

Ein Besuch im Bad stand auf der Wunschliste<br />

von Anton und Hagen ganz oben.<br />

Erwachsene können für 38,50 Euro, Kinder und Jugendliche<br />

im Alter von 6 bis 15 Jahren für 19,50 Euro<br />

ein Kalenderjahr lang Museen, Bäder, Vergnügungsparks<br />

und andere Freizeit- und Kultureinrichtungen<br />

umsonst oder teils deutlich ermäßigt besuchen. Als<br />

Teiljahrespass für 30 Euro (ermäßigt 15 Euro) gilt er<br />

vom 31. Juli bis 31. Dezember. Im Preis enthalten<br />

ist die eintägige Nutzung aller öffentlichen Verkehrsmittel<br />

im Verbreitungsgebiet des Verkehrsverbunds<br />

Großraum <strong>Nürnberg</strong> sowie verschiedene Verzehrgutscheine.<br />

Die Familie macht Kassensturz: Gratis waren die Eintritte<br />

ins Freilandmuseum (sonst 15 Euro fürs Familienticket),<br />

in den Turm der Sinne (sonst 16 Euro) und<br />

das VGN-„Tagesticket plus“, das regulär 16,20 Euro<br />

gekostet hätte. Hinzu kommen 4 Euro Ersparnis im<br />

Thermalbad. Von den Kosten in Höhe von 116 Euro<br />

für die vier Entdeckerpässe können also 51,20 Euro<br />

abgezogen werden. Es bleiben 64,80 Euro, bis sich<br />

die Ausgabe amortisiert hat. „Der Pass lohnt sich.<br />

Zwar nicht an einem Tag. Aber er gilt ja bis zum Jahresende,<br />

da gibt es noch viel zu entdecken“, freuen<br />

sich die Eckes auf kommende Ausflüge.<br />

Jede Entdeckertour hat ein Ende: Nach einem ereignisreichen<br />

Tag kommt Familie Ecke geschafft,<br />

aber zufrieden nach <strong>Nürnberg</strong> zurück.<br />

Weitere Informationen im Internet unter<br />

www.entdeckerpass.com<br />

51


52 Blickpunkt<br />

Foto: VAG / Peter Roggenthin<br />

Besser ohne Stau<br />

Der Baubeginn für den kreuzungsfreien Frankenschnellweg<br />

rückt langsam näher: Die Regierung<br />

von Mittelfranken wertet während des Sommers die<br />

Einwendungen aus, die die Kritiker des Ausbaus beim<br />

dreitägigen Erörterungstermin im April vorgebracht<br />

haben. Danach wird sich zeigen, ob die <strong>Stadt</strong> ihre<br />

Unterlagen und Gutachten ergänzen muss. Die<br />

Verwaltung geht davon aus, dass die Planungsunterlagen<br />

vollständig und ausreichend sind. Der Servicebetrieb<br />

Öffentlicher Raum <strong>Nürnberg</strong> hofft auf einen<br />

baldigen Planfeststellungsbeschluss. Sobald dieser<br />

vorliegt, können die Vorarbeiten für den Ausbau starten.<br />

Mit dem Bau des Straßentunnels könnte dann in<br />

den Jahren 2013/14 begonnen werden.<br />

Foto: Christine Dierenbach<br />

Geräuschloser Antrieb<br />

Die Verkehrsaktiengesellschaft setzt zwei neue<br />

Hybridbusse auf den Linien 36, 46, 65 und 67<br />

ein. Die Kombination von Elektro- und Dieselmotor<br />

entfaltet auf diesen Routen, wo die Busse<br />

oft bremsen und wieder anfahren, ihre größte<br />

Wirkung. Beim Bremsen wird die Energie gespeichert.<br />

Der Dieselmotor aus dem <strong>Nürnberg</strong>er<br />

MAN-Werk lädt den Elektromotor, der dann den<br />

geräuschlosen Antrieb übernimmt. Unterm Strich<br />

bedeutet das weniger Energieverbrauch und<br />

weniger Lärm.<br />

Lärmschutz: Bürger planen mit<br />

Umweltpolitisch gehört der Lärmschutz zu den<br />

dringendsten und schwierigsten Aufgaben der <strong>Stadt</strong>.<br />

Mit einem Lärmaktionsplan will das Umweltamt<br />

in den nächsten Jahren deutliche Verbesserungen<br />

erzielen. Zu Beginn der Planungen hat die <strong>Stadt</strong> über<br />

die Website www.nuernberg-aktiv-gegen-laerm.de<br />

die Öffentlichkeit beteiligt. Über 6 500 Bürgerinnen<br />

und Bürger besuchten innerhalb von drei Wochen<br />

die Webseiten. Sie gaben 684 Hinweise zu Lärm und<br />

Lärmorten, schrieben über 800 Kommentare und<br />

gaben 3 480 Bewertungen ab. Alle Beiträge werden<br />

ausgewertet. Voraussichtlich Anfang 2013 legt das<br />

Umweltamt den <strong>Nürnberg</strong>ern konkrete Vorschläge<br />

erneut zum Kommentieren und Bewerten vor, ehe der<br />

<strong>Stadt</strong>rat Maßnahmen beschließt.<br />

Foto: Christine Dierenbach


Londoner Architekten entwerfen Messehalle<br />

Für 36 Millionen Euro will die <strong>Nürnberg</strong>Messe eine 8 000 Quadratmeter große Halle<br />

bauen. Das preisgekrönte Architekturbüro Zaha Hadid Architects aus London hat die lichtdurchflutete<br />

95 Meter lange, 85 Meter breite und 20 Meter hohe Halle 3A entworfen. Im<br />

Februar 2014 wird der Neubau stehen und die gesamte Ausstellungsfläche auf 170 000<br />

Quadratmeter erhöhen, um den steigenden Platzbedarf großer Messen zu decken.<br />

<strong>Stadt</strong> gedenkt Mordopfern der Neonazis<br />

Die <strong>Stadt</strong> wird Enver Şimşek, Abdurrahim<br />

Özüdoğru und İsmail Yaşar, die in <strong>Nürnberg</strong><br />

Mordopfer der Zwickauer Neonazi-<br />

Zelle geworden sind, ein würdiges<br />

Gedenken bewahren. In Abstimmung<br />

mit den Angehörigen und der Zivilgesellschaft<br />

sollen angemessene Formen<br />

des Erinnerns im öffentlichen Raum<br />

gefunden werden. Die rechtsextreme<br />

terroristische Gruppe „NSU“ hatte<br />

zwischen 2000 und 2007 in <strong>Nürnberg</strong>,<br />

Hamburg, München, Rostock, Dortmund,<br />

Kassel und Heilbronn neun Menschen,<br />

die mit ihren Familien in Deutschland<br />

eine neue Heimat gefunden haben, und<br />

eine Polizistin ermordet. Aufgedeckt<br />

wurde die Serie erst 2011. Die sieben<br />

Kommunen haben zum wachsamen<br />

Ökostrom bringt Christkindlesmarkt zum Leuchten<br />

Der <strong>Nürnberg</strong>er Christkindlesmarkt ist nicht nur optisches Vorbild für viele Weihnachts- Weihnachts-<br />

märkte märkte in aller Welt. Welt. Auch in Sachen Ökologie zeigt er sich vorbildlich, wenn wenn die 200<br />

Händlerinnen Händlerinnen und Händler Händler ab diesem Jahr mit Ökostrom aus regenerativen Energiequellenquellen<br />

versorgt werden. Einen entsprechenden Vertrag haben der Bayerische<br />

Landesverband der Marktkaufleute und Schausteller e.V. <strong>Nürnberg</strong> und das VerVersorgungsunternehmen N-Ergie geschlossen.<br />

Visualisierung: <strong>Nürnberg</strong>Messe / Zaha Architects<br />

Blickpunkt<br />

Moderne Pflege<br />

Mit dem Zukunftskonzept „<strong>Nürnberg</strong>Stift<br />

2020“ wollen sich die<br />

fünf städtischen Senioren- und<br />

Pflegeheime den Herausforderungen<br />

des Pflegemarkts stellen. Das vom<br />

<strong>Stadt</strong>rat beschlossene Papier sieht<br />

Investitionen von bis zu 80 Millionen<br />

Euro für die umfassende Sanierung<br />

und Modernisierung der Standorte<br />

vor. Das August-Meier-Heim, das<br />

Sebastianspital, die Seniorenzentren<br />

St. Johannis und Platnersberg sowie<br />

die Wohnanlage Heilig-Geist-Spital<br />

sollen zudem ihr Profil gegenüber<br />

anderen Anbietern schärfen durch<br />

die stadtteilnahe Versorgung und<br />

Angebote für bisher teils unterversorgte<br />

Zielgruppen wie Palliativ- und<br />

Suchtpatienten oder Senioren mit<br />

Migrationshintergrund.<br />

Widerstand gegen Rechtsradikalismus<br />

aufgerufen. Alle Städte werden<br />

Orte des Gedenkens schaffen. In einer<br />

gemeinsamen Erklärung heißt es: „Wir<br />

sind bestürzt und beschämt, dass diese<br />

terroristischen Gewalttaten über Jahre<br />

nicht als das erkannt erkannt wurden, wurden, was sie<br />

waren: waren: Morde aus Menschenverachtung.<br />

Wir sagen: Nie wieder!“<br />

Fotomontage: Herbert Kulzer<br />

53


54 Blickpunkt<br />

Gute Stube bekommt Facelift<br />

Behutsam geliftet wird das Gesicht der Altstadt: Der Hauptmarkt erhält<br />

eine Pflasterung. Auch mehr Sitzbänke und eine Wasserrinne sieht der von<br />

Professor Ludwig Schegk Landschaftsarchitekten vorgelegte Siegerentwurf<br />

eines städtischen Wettbewerbs vor. Die ebenfalls ausgeschriebene<br />

Neugestaltung des Obstmarkts gewann das Büro Realgrün Landschaftsarchitekten<br />

/ Straub Architekten mit einer verkehrsberuhigten Anlage, die<br />

Raum schafft für Baumpflanzungen und einen Brunnen. Nach intensiver<br />

Bürgerbeteiligung, Überarbeitung der Pläne und Klärung der Finanzierung<br />

könnte die Umsetzung Ende 2014 beginnen.<br />

Gestaltung: Petra Mohlzahn<br />

1<br />

2<br />

Grüße nach Rio!<br />

Hauptmarkt<br />

Obstmarkt<br />

Vor 20 Jahren verständigte sich die Weltgemeinschaft in Rio de Janeiro auf das Leitbild der Nachhaltig<br />

keit und verabschiedete ein umwelt- und entwicklungspolitisches Aktionsprogramm, die Agenda 21.<br />

20 Jahre später tagen die Staaten wieder in Rio und wollen der Entwicklung einer nachhaltigeren<br />

und gerechteren Wirtschaft Schwung verleihen. Das Umweltreferat veranstaltet zusammen mit der<br />

Lokalen Agenda 21 und und vielen anderen Kooperationspartnern vor dem Gipfel eine Aktionswoche<br />

mit Mitmachaktionen vom 13. bis 19. Juni 2012, um Themen wie Ernährung und Mobilität,<br />

Klima und Energie, Recycling und <strong>Stadt</strong>grün auf lokaler Ebene aufzugreifen.<br />

Foto: Christine Dierenbach<br />

1<br />

Mit Kaufhof endet Ära<br />

Schocken, Merkur, Horten, Kaufhof: Mit dem<br />

Abriss des markanten Südstadt-Kaufhauses geht<br />

eine Jahrzehnte währende Ära zu Ende. 1<strong>92</strong>6 errichteten<br />

die Gebrüder Schocken am Aufseßplatz<br />

eine Filiale ihrer erfolgreichen Warenhaus-Kette.<br />

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde an gleicher<br />

Stelle ein neues Kaufhaus eröffnet, das zuerst als<br />

Merkur, später als Horten und zuletzt als Kaufhof<br />

firmierte. Mitte des Jahres ist jetzt Schluss: Der<br />

Räumungsverkauf endet im Juni, danach soll das<br />

Gebäude abgerissen werden. Eigentümer ist die<br />

Immobilientochter des Handelskonzerns Metro.<br />

Sie will an Stelle des alten Kaufhauses ein neues<br />

Einzelhandelskonzept umsetzen.<br />

2<br />

Plan: Realgrün Landschaftsarchitekten, Straub Architekten


Hilfe für Familien im Tandem<br />

Blickpunkt<br />

Eine positive Halbzeitbilanz zieht das Modellprojekt „Perspektiven für Familien – Beschäftigung und Jugendhilfe im Tandem“.<br />

Das dreijährige Vorhaben, Teil des von der Bayerischen Staatsregierung aufgelegten Strukturprogramms <strong>Nürnberg</strong>-<br />

Fürth, richtet sich an Familien, die Arbeitslosengeld II beziehen. Für die Umsetzung verantwortlich zeichnet das Sozialreferat<br />

der <strong>Stadt</strong> <strong>Nürnberg</strong>, unterstützt vom Jobcenter <strong>Nürnberg</strong>-<strong>Stadt</strong>. Seit dem Start im Sommer 2010 nahmen 295 Familien<br />

Angebote für Eltern, wie Vermittlung in geförderte Arbeitsgelegenheiten, Seminare und Weiterbildungen, sowie für Kinder,<br />

etwa Lernförderung, Musikunterricht oder Ferienprogramme, wahr. Mitglieder aus 30 Prozent der Familien, die das Programm<br />

vollständig durchlaufen haben, konnten auf dem ersten Arbeitsmarkt Fuß fassen.<br />

Handy-Parkscheine<br />

Die lästige Suche nach Kleingeld für den<br />

Parkscheinautomaten entfällt seit Mai 2012<br />

zumindest in der <strong>Nürnberg</strong>er Innenstadt. Hier<br />

ermöglicht das Projekt Handy-Parken das Bezahlen<br />

per SMS oder Anruf. Betreiber ist für die<br />

kommenden beiden Jahre die Firma Mobile City.<br />

Falls die virtuellen Parkscheine gut angenommen<br />

werden, ist nach der Probephase auch eine Ausweitung<br />

auf weitere <strong>Stadt</strong>gebiete möglich.<br />

Neubauten für Schule und Schwimmbad in Langwasser<br />

Bis zum Schuljahr 2019 /2020 entsteht am Ende der Großen<br />

Straße für nahezu 100 Millionen Euro ein kompletter Neubau<br />

der Bertolt-Brecht-Schule (BBS). Der Baubeginn ist 2017 geplant.<br />

Nach intensiver Prüfung verschiedener Varianten hat sich die<br />

Verwaltung für die Fläche an der Karl-Schönleben-Straße, die bislang<br />

für ein Hotel vorgesehen war, als zweckmäßigsten Standort<br />

entschieden. Südlich davon kann das städtische Immobilienunternehmen<br />

WBG in Langwasser neue Wohneinheiten errichten.<br />

Die heutige BBS entstand 1975. Inzwischen besteht ein so großer<br />

Sanierungsbedarf, dass Abriss und Neubau wirtschaftlicher sind<br />

Foto: Christine Dierenbach<br />

als eine Generalsanierung. Aus Kosten- und Termingründen<br />

wurde jedoch der Plan verworfen, ein Schwimmzentrum neben<br />

der Bertolt-Brecht-Schule zu bauen. Das neue Langwasser-Bad<br />

entsteht dort, wo jetzt noch das alte steht. Der Bau beginnt im<br />

Februar 2013. Bis zur Eröffnung des hellen Gebäudes mit großen<br />

Glasflächen (Bild) im Januar 2015 bleibt das alte Hallenbad bestehen.<br />

32 Millionen Euro sind für den Neubau in Passivhausbauweise<br />

veranschlagt, der mit 2 200 Quadratmetern eine dreimal<br />

größere Wasserfläche bieten wird als das bisherige Langwasser-<br />

Bad und das Hallenbad Altenfurt zusammen.<br />

55<br />

Visualisierung: Büro Dr. Krüger


56<br />

Aus 240 unterschiedlich langen PVC-Rohren besteht<br />

das „Sonic Nomad Sofa“, ein Soundobjekt, das Lärm<br />

in harmonische Klänge verwandeln kann. Das von den<br />

Architekten und Designern René Rissland und Jürgen<br />

Lehmeier entworfene Musik-Sofa steht im Bau 3.


Text Edith Avram Fotos Timm Schamberger<br />

Kreativer Aufbruch<br />

„Auf AEG“ ist ein Mix aus Kunst, Kultur,<br />

Forschung, Handwerk und Business eingezogen<br />

Wo früher Arbeiter tagtäglich auf dem Weg zur<br />

Schicht dem Pförtner zugewunken haben, trinken<br />

heute freischaffende Künstler, Juristen, Fotografen<br />

und Ingenieure Latte Macchiato oder Aperol<br />

Sprizz. Die „Pforte“ im ehemaligen Pförtnerhaus<br />

am Eingang zum Südareal ist Szenekneipe, Café<br />

und Treffpunkt „Auf AEG“. Auf dem ehemaligen<br />

Gelände der Allgemeinen Electricitäts-Gesellschaft<br />

hat sich seit der Schließung des Werks ein Mix aus<br />

Kunst, Kultur, Handwerk, Einzelhandel und Forschung<br />

angesiedelt. Bis März 2007 thronten die drei<br />

roten Großbuchstaben A-E-G über dem Eingang des<br />

Werksgeländes. Dann endete die 90-jährige Produktionsgeschichte<br />

des Haushaltsgeräteherstellers an<br />

diesem Standort. Der schwedische Mutterkonzern<br />

Electrolux schloss das Werk und verlagerte die Produktion<br />

trotz schwarzer Zahlen. Geblieben ist aber<br />

der traditionsreiche Namen in neuem Gesicht: „Auf<br />

AEG“ ist längst zum Synonym für einen kreativen<br />

Neuanfang auf dem Industriegelände geworden.<br />

Dafür gesorgt hat die Berliner Investitionsgesellschaft<br />

MIB AG, die das knapp 16 Hektar große<br />

Areal mit 160 000 Quadratmeter Nutzfläche an der<br />

Fürther Straße 2007 erworben hat. Das gemeinsame<br />

Ziel von Investor und <strong>Stadt</strong> <strong>Nürnberg</strong> war und ist,<br />

das ehemalige Industriegelände rasch zu entwickeln<br />

und neu zu beleben. Die kleinteilige Struktur auf<br />

dem Gelände, bedingt durch die unterschiedlichen<br />

Gebäudetypen, bietet laut Bertram Schultze, dem<br />

verantwortlichen Projektleiter, die besten Voraussetzungen<br />

für eine vielschichtige Nutzung. Inzwischen<br />

sind circa 65 Prozent der Nutzfläche vermietet.<br />

Mit einer Vollbelegung rechnet Schultze bis<br />

Ende 2013.<br />

Vor allem Künstler haben die ehemaligen Fabrikhallen<br />

für sich entdeckt: Die Mieten für die unsanierten<br />

Büroräume und Werkstätten im Nordareal<br />

sind günstig, die Nachbarschaft inspirierend: eine<br />

Schreinerei, ein Natursteinhandel, Lager- und<br />

Logistikflächen und eine Fachwerkstatt für amerikanische<br />

Autos. Im Südareal sind die aufwändigen<br />

Sanierungs- und Umbaumaßnahmen größtenteils<br />

abgeschlossen. Mieter der modernen, loftartigen<br />

Büroflächen sind Unternehmen aus den unterschiedlichsten<br />

Branchen: vom japanischen Restaurant<br />

über eine Rechtsanwaltskanzlei, eine Werbeagentur<br />

bis hin zu Sofwareentwicklerbüros und<br />

einem Geschäft für Golfbedarf. „Auf AEG“ hat sich<br />

längst von der Industriebrache zur angesagten<br />

„Location“ entwickelt.<br />

57


58<br />

Erinnerung an vergangene Zeiten: Die mehr als<br />

zwei Meter hohen Leuchtbuchstaben A-E-G sind übrig geblieben,<br />

ansonsten hat sich vieles geändert: Im Künstlerhaus (im<br />

Hintergrund), wo früher die Büroräume des Haushaltsgeräteherstellers<br />

waren, haben jetzt über 70 Künstler ihre Ateliers.<br />

Die Verbindung bleibt:<br />

Die etwa 400 Meter lange Förderbrücke<br />

zwischen Nord- und<br />

Südareal prägt noch immer das<br />

Bild „Auf AEG“. In zwölf Metern<br />

Höhe überquerten hier einst<br />

Waschmaschinen das Gelände.


Kunst, Kultur und Bildung: Noch im Entstehen<br />

begriffen ist die Kulturwerkstatt. Neben dem Kulturbüro<br />

Muggenhof ziehen die Zentrale der Musikschule <strong>Nürnberg</strong>,<br />

der KinderKunstRaum, die Akademie für Schultheater und<br />

Theaterpädagogik und das Centro Espanol in den über<br />

4 000 Quadratmeter großen Bau ein. Die Kulturwerkstatt<br />

ist Teil des EU-Projekts „Second Chance“, das die Entwicklung<br />

von ehemals industriell genutzten Brachflächen fördert.<br />

In verschiedenen Hallen ist Kunst bereits präsent, wie<br />

während der Ausstellung „Cinema“ der Künstlergruppe<br />

„Famed“ (Bild oben) im April 2012.<br />

Wo Kreative sich vernetzen: Die „Pforte“, das Café<br />

im ehemaligen Pförtnerhaus am Eingang zum Südareal, ist das<br />

belebte Wohnzimmer des Geländes. Hier werden Ideen diskutiert<br />

und neue Kontakte geknüpft – bei Sonnenschein draußen auf<br />

Bierbänken, bei Nacht an der Bar. Die ursprüngliche Einrichtung<br />

wurde größtenteils erhalten.<br />

59


60<br />

Mit Spaß bei der Arbeit:<br />

Mit einem Zugmesser bearbeitet<br />

Olaf Stier auf einem Schnitzbock<br />

einen Bogen. In einer großen<br />

Trainingshalle und im Freien<br />

bietet er zusammen mit Michael<br />

Fuchs Kurse in traditionellem<br />

Bogenschießen an. Die Teilnehmer<br />

können in der Bogenbauwerkstatt<br />

eigene Pfeile und<br />

Bögen herstellen.<br />

Tüfteln im Elektronik-<br />

labor: Die Silhouetten-<br />

Lampe ist das Ergebnis eines<br />

Teambuilding-Workshops<br />

im Fab Lab <strong>Nürnberg</strong>. Die<br />

Teilnehmer wurden mit einer<br />

Webcam fotografiert, ihre<br />

Umrisse mit einem Lasercutter<br />

aus Kartonpapier<br />

ausgeschnitten und auf eine<br />

handelsübliche Ikea-Lampe<br />

geklebt. Ob 3D-Drucker, Lasercutter<br />

oder Folienschneider<br />

– die Hightech-Geräte<br />

der offenen Werkstatt sind<br />

kostenlos zugänglich.


Nicht nur Waschmaschinen und<br />

Trockner: Im Showroom von Electrolux an<br />

der Fürther Straße präsentiert das Unternehmen<br />

auf mehr als 1 000 Quadratmetern einen Querschnitt<br />

der aktuellen Produktpalette.<br />

Ein inszenierter Unfall: Eigens für ihre Ausstellung<br />

„Cinema“ holte die Leipziger Künstlertruppe<br />

„Famed“ – bestehend aus Sebastian M. Kretzschmar,<br />

Kilian Schellbach und Jan Thomaneck – diesen VW Golf<br />

nach <strong>Nürnberg</strong>.<br />

61<br />

Moderner Hüttenzauber:<br />

In der Mitte des<br />

hellen, offenen Großraumbüros<br />

der Agentur Neuland steht<br />

eine knapp 30 Quadratmeter<br />

große Almhütte. Sie dient als<br />

Konferenz- und Besprechungsraum.<br />

Als Sitzgelegenheit gibt’s<br />

Kuhfellstühle.


62<br />

Elektromobilität ist gegenwärtig in<br />

aller Munde. Steigende Spritpreise und<br />

versiegende fossile Rohstoffe zwingen<br />

zum Umdenken. Mobilität aus der<br />

Steckdose kann gerade für verkehrsgeplagte<br />

Städte eine Alternative sein.


Text Andreas Leitgeber, Markus Jäkel Fotos Christine Dierenbach<br />

Mit Strom<br />

gegen den Strom<br />

Elektro-Fahrzeuge verbessern<br />

das Klima<br />

Selbst den steilen<br />

Burgberg steckt er<br />

mit links weg. Ganz locker<br />

tritt Alexander Schaetz in die Pedale,<br />

ohne außer Puste zu kommen. Nass geschwitzt<br />

bei seinen Kunden anzukommen, das<br />

könnte sich der 44-Jährige in seinem Beruf niemals<br />

erlauben. Und doch ist für den selbstständigen Versicherungskaufmann<br />

kein Weg zu weit, um per Fahrrad seine Termine<br />

im Außendienst anzusteuern. Seit März 2011 fährt es sich<br />

dank elektrischer Unterstützung seines kleinen, wendigen Flitzers<br />

viel leichtfüßiger – egal, ob die Sonne scheint oder es regnet. 7 500<br />

Kilometer sind seitdem zusammengekommen. Nur noch zu 20 Prozent<br />

greift Schaetz aufs Auto zurück, „wenn es im Winter bei Schnee und Eis<br />

mit dem Rad zu gefährlich ist“. Meist sitzt er aber im Sattel. Die Vorteile<br />

liegen für ihn auf der Hand: kein Stop-and-go-Marathon im staugeplagten<br />

<strong>Stadt</strong>verkehr, keine nervenaufreibende Parkplatzsuche und keine schlechte<br />

Laune beim Blick auf die Tankrechnung. Und der positive berufliche Nebeneffekt:<br />

„Als Exot in meiner Branche bleibe ich den Kunden im Gedächtnis. Die<br />

meisten finden es gut, dass ich mich umweltbewusst verhalte. Die neue Technik<br />

macht noch mehr Lust aufs Fahrrad“, findet Schaetz.<br />

Steigende Benzinpreise, die Diskussion über knapper werdende fossile Brennstoffe,<br />

Medienberichte über Klimaerwärmung oder schlicht der Blick in den<br />

Geldbeutel – die Gründe für ein Umdenken in Sachen Mobilität sind so vielfältig<br />

wie die Suche nach Lösungen für alternative Antriebstechniken. Gerade<br />

63


64<br />

Egal ob Kopfsteinpflaster<br />

oder steiler Anstieg<br />

– Versicherungskaufmann<br />

Alexander<br />

Schaetz begibt sich am<br />

liebsten mit seinem<br />

Elektrofahrrad in den<br />

Außendienst.<br />

Ralf Kißkalt ist begeistert<br />

von der neuen<br />

Technik. Der Akku lässt<br />

sich im Handumdrehen<br />

abmontieren und zuhause<br />

bequem laden.<br />

Bei Fahrrad Kißkalt sind<br />

die neuen Elektroräder<br />

bereits im Schaufenster<br />

ausgestellt: Die Modelle<br />

sind so vielfältig wie die<br />

Kundenwünsche – von<br />

kleinen, wendigen<br />

Flitzern bis hin zu<br />

großen Tourenrädern.


das Thema Elektromobilität ist gegenwärtig in aller<br />

Munde. Das Schlagwort bezeichnet die Nutzung von<br />

elektrisch betriebenen Fahrzeugen im Güter- und<br />

Personenverkehr. Reine Elektrofahrzeuge benötigen<br />

keinen Kraftstoff, sondern fahren nur mit Strom aus<br />

einem Akku. Sie stoßen keinerlei Schadstoffe und<br />

Treibhausgase aus. „Die Fortbewegung mit Strom ist<br />

ein Zukunftsthema für Klimaschutz, Luftreinheit und<br />

weniger Lärm. Mit Strom aus erneuerbarer Energie<br />

verbessert sich die Luftqualität, weil Stickoxid und<br />

Feinstaub reduziert werden“, sagt Umweltreferent<br />

Peter Pluschke.<br />

Der absolute Renner sind im Moment Elektroräder.<br />

Längst haben sie ihr Senioren- und Reha-Image<br />

hinter sich gelassen. Das Geschäft brummt. Laut<br />

Zweirad-Industrie-Verband e. V. (ZIV) sind die Verkaufszahlen<br />

in den letzten Jahren rapide gestiegen:<br />

Wurden 2007 noch 70 000 Stück verkauft, waren<br />

es 2011 bereits 310 000 Elektro-Räder. 95 Prozent<br />

der erworbenen Modelle sind sogenannte Pedelecs<br />

(Pedal Electric Cycle), die auch rechtlich gesehen<br />

Fahrräder sind, maximal 250 Watt Motorleistung<br />

besitzen und deren Prinzip so einfach wie verkaufsträchtig<br />

ist: Sie unterstützen die Radler dynamisch,<br />

sprich ohne Treten gibt es auch keine Motorleistung.<br />

Diese ist je nach Gelände oder Wunsch<br />

in unterschiedlichen Stärken stufenweise zuzuschalten.<br />

Je nach Fahrweise und Modell reicht der Strom<br />

für 50 bis 100 Kilometer.<br />

In die Kategorie der Elektro-Fahrräder fallen zudem<br />

die schnellen Pedelecs und die E-Bikes. Die schnellen<br />

Pedelecs allerdings, die mit Motorunterstützung<br />

eine Geschwindigkeit von bis zu 45 Stundenkilometer<br />

erreichen, zählen zu den Kleinkrafträdern.<br />

Deshalb sind für sie eine Betriebserlaubnis sowie<br />

ein Versicherungskennzeichen notwendig, Fahrer<br />

benötigen mindestens eine Mofa-Prüfbescheinigung<br />

oder einen gültigen Führerschein jeglicher<br />

Art. E-Bikes sind mit einem Elektromofa zu vergleichen<br />

und lassen sich mit Hilfe eines Drehgriffs oder<br />

Schaltknopfs fahren, selbst wenn man nicht in die<br />

Pedale tritt. Hierfür sind ebenfalls ein Versicherungskennzeichen,<br />

eine Betriebserlaubnis und mindestens<br />

eine Mofa-Prüfbescheinigung Pflicht. Nach Schätzungen<br />

des ZIV sind bundesweit aktuell insgesamt<br />

rund 900 000 elektrisch unterstützte Fahrräder in<br />

Deutschland unterwegs. Tendenz steigend.<br />

Auf die große Nachfrage nach E-Velos hat sich auch<br />

Ralf Kißkalt eingestellt. Neben den guten alten Rädern<br />

sind gleich im vorderen Teil des gleichnamigen<br />

Traditionsgeschäfts in der Bucher Straße die begehrten<br />

Elektrovarianten ausgestellt. Vor vier Jahren hat<br />

er sich auf das Thema spezialisiert, weil für ihn kein<br />

Weg mehr daran vorbeiführt: „Das Elektrorad ist die<br />

Zukunft. In der <strong>Stadt</strong> ist es eine absolute Alternative<br />

zum Auto. Aber auch längere Strecken schrecken<br />

niemanden mehr ab“, sagt er mit Blick auf Pendler<br />

im Städtedreieck. Das Interesse sei riesengroß und<br />

ziehe sich quer durch alle Altersgruppen: Senioren<br />

können damit ihren Aktionsradius bequem erweitern.<br />

Und auch bei den „Downhillern“ müssen sich<br />

Sportler, die durch eine Verletzung gehandikapt<br />

sind, nicht mehr abhängen lassen. Der E-Spaß ist allerdings<br />

nicht ganz billig: „Bei einem Qualitätsfahrrad<br />

kommt es auf den Motor und den Akku an. Ein<br />

leichter und gleichzeitig leistungsfähiger und haltbarer<br />

Lithium-Ionen-Akku hat seinen Preis“, sagt<br />

Kißkalt. So um die 2 000 Euro seien eine realistische<br />

Größe, mit der man rechnen müsse.<br />

Erste Elektromodelle<br />

warten in den Autohäusern<br />

auf potenzielle Käufer<br />

Von einem regelrechten E-Boom wie bei den Fahrrädern<br />

kann die Autoindustrie momentan nur träumen.<br />

Hier steckt das Thema Elektromobilität rein<br />

zahlenmäßig noch in den Kinderschuhen. Erst allmählich<br />

gesellen sich in den Autohäusern zu Benzinern<br />

und Dieseln auch Elektrovarianten. Etwa<br />

beim Autohaus Bronner in Langwasser. Seit dem<br />

Verkaufsstart im Herbst 2011 warten beim Renault-<br />

Vertragspartner drei, ab Oktober 2012 dann vier<br />

Modelle vom Klein- über Kastenwagen bis hin zur<br />

Limousine auf potenzielle Käufer. „Das Interesse ist<br />

spürbar, etwa 20 bis 25 Prozent der Kunden fragen<br />

danach und lassen sich beraten“, beschreibt Verkaufsleiter<br />

Norbert Besold seine Erfahrungen. Gerade<br />

wer vor allem im stadtnahen Raum unterwegs<br />

ist, den klassischen Zweitwagen sucht und über einen<br />

Stromanschluss in der Garage verfügt, sei mit<br />

dem Elektroantrieb durchaus gut aufgehoben.<br />

Doch die Vorbehalte mit Blick auf Reichweite, Akkuleistung<br />

und -lebensdauer, Lademöglichkeiten,<br />

Praktikabilität im Alltag sowie den höheren Einstiegspreis<br />

im Vergleich zu konventionellen Verbrennungsmotoren<br />

sind zum Teil noch groß. Die bislang<br />

verhaltene Bereitschaft, beim Auto den Umstieg ins<br />

Elektrozeitalter zu wagen, beweist der Blick auf die<br />

Statistik: Im Februar 2012 waren in <strong>Nürnberg</strong> laut<br />

Kfz-Zulassungsstelle 338 877 Fahrzeuge angemeldet,<br />

darunter 77 Elektroautos.<br />

Einer, der sich getraut hat, ist Stephan Horváth. Aus<br />

Überzeugung fährt er seit März 2012 einen Renault<br />

Fluence. Auch wenn der Start für ihn im wahrsten<br />

Sinne gewöhnungsbedürftig war: „Beim Anlassen<br />

65


66<br />

gibt’s kein Geräusch mehr aus dem Motorraum. Nur<br />

ein ‚Go‘ in der Armaturenanzeige verrät, dass der<br />

Wagen fahrbereit ist.“ Auch den richtigen Einsatz<br />

von Gaspedal und Bremse müsse man erst lernen:<br />

Am ehesten sei das Fahrgefühl mit einer Automatik<br />

zu vergleichen, durch die Energie-Rückgewinnung<br />

verliere der Wagen allerdings merklich an<br />

Fahrt, sobald man den Fuß vom Gaspedal nimmt;<br />

um möglichst energiesparend zu fahren, sollte die<br />

Bremse eher selten eingesetzt werden. Auch wenn<br />

der Fluence sich in Sachen Power im Vergleich zum<br />

Die neuen Elektroautos<br />

erziehen zum<br />

energiesparenden Fahren<br />

Verbrennungsmotor nicht zu verstecken braucht:<br />

„Allzu sportliches Fahren rächt sich natürlich beim<br />

Verbrauch und damit letztlich auch bei der Reichweite“,<br />

weiß Horváth. Rund 150 Kilometer sind bei<br />

vollgeladenem Akku im Schnitt drin. Bei täglich 30<br />

Kilometern zu seinem Arbeitsplatz nach Lauf und<br />

wieder zurück zum Haus in Mögeldorf reicht das<br />

genau für die Arbeitswoche. Und rund drei Euro pro<br />

100 Kilometer kostet die Tankladung Strom. „Die<br />

Befürchtungen im Hinblick auf die Elektrotechnik<br />

kann ich nicht verstehen und steige jeden Morgen<br />

mit Vorfreude in mein Auto“, resümiert Horváth.<br />

Dass er den Wagen spätestens nach vier Tagen in<br />

der heimischen Garage vorausschauend mit einem<br />

Adapterkabel samt Schuko-Stecker in einer ganz<br />

normalen Steckdose lädt, daran hat er sich längst<br />

gewöhnt. In gut acht Stunden ist der Akku über<br />

Nacht voll einsatzbereit.<br />

Wer nicht zuhause laden kann, bekommt als<br />

N-Ergie-Strom-Kunde an den acht öffentlichen<br />

Ladesäulen im <strong>Stadt</strong>gebiet Strom aus erneuerbaren<br />

Quellen – im Moment noch kostenlos. Der ausschließlich<br />

aus Wasserkraft erzeugte Strom sorgt<br />

für praktisch klimaneutrale Fortbewegung mit dem<br />

Elektromobil. Damit Ausflüglern und Pendlern bei<br />

einer Überlandfahrt nicht der Strom ausgeht, haben<br />

sich die Energie-Versorger aus <strong>Nürnberg</strong>, Fürth,<br />

Schwabach, Ansbach und Oberasbach im Ladeverbund<br />

Franken+ zusammengeschlossen und bieten<br />

ein Netz von 17 Ladesäulen an. Der <strong>Nürnberg</strong>er<br />

Energie-Versorger befördert das Thema Elektromobilität<br />

ganz bewusst: „Uns ist es wichtig, bereits jetzt<br />

in einer frühen Entwicklungsphase Erfahrungen zu<br />

sammeln. So können wir Herausforderungen in der<br />

Zukunft besser begegnen“, sagt Annemarie Endner<br />

von der N-Ergie. Auch wer sich über verschiedene<br />

Elektrofahrzeuge informieren will, ist bei dem lokalen<br />

Energieversorger an der richtigen Adresse. Inte-<br />

ressierte können sich bei der N-Ergie über elektrisch<br />

betriebene Vehikel vom Elektrofahrrad über Motorroller<br />

und sogenannte Segways bis zum Sportflitzer<br />

Tesla, der 100 000 Euro kostet, informieren.<br />

Längst haben auch andere Unternehmen und Forschungseinrichtungen<br />

die Bedeutung der Elektromobilität<br />

als Wirtschaftsfaktor erkannt. Laut dem<br />

städtischen Amt für Wirtschaft hängen in der Region<br />

mehr als 10 000 Arbeitsplätze an dem Thema – allen<br />

voran bei Global Playern wie Siemens, Semikron,<br />

Schaeffler, Conti, MAN oder Leoni. Schwerpunkte<br />

sind Bordnetze für Elektrofahrzeuge, Lithium-Ionen-<br />

Batterien, energieeffiziente Leistungselektronik,<br />

Energieerzeugung und -verteilung, Software und<br />

Sensorik, elektronische Antriebe sowie Rückgewinnung<br />

und Speicherung von Energie. „Elektromobilität<br />

ist ein Zukunftsthema. Sie steht für High Tech<br />

und umweltverträgliche Ressourcen. Daher ist sie<br />

von höchster wirtschaftspolitischer Bedeutung“,<br />

sagt Wirtschaftsreferent Michael Fraas.<br />

Das E-Drive-Center – bayerisches Technologiezentrum<br />

für elektrische Antriebstechnik – auf dem<br />

ehemaligen AEG-Areal widmet sich anwendungsorientierten<br />

Forschungsthemen des Elektromaschinenbaus.<br />

Bei ihm laufen Ergebnisse aus Forschung<br />

und Unternehmen der Metropolregion zusammen.<br />

Mit diesen Erkenntnissen wird versucht, Antriebssysteme<br />

zu verbessern und marktreif für die Fabrikation<br />

zu machen. Ein herausragendes Projekt ist der<br />

Versuch, die Batterien von Elektrofahrzeugen mit<br />

Induktionsstrom zu laden. Das Stromtanken funktioniert<br />

dann ohne Kabel und Steckdose. Ebenfalls<br />

auf dem ehemaligen AEG-Gelände wird im Frühjahr<br />

2013 der Energie Campus <strong>Nürnberg</strong> (EnCN) auf<br />

6 000 Quadratmetern einziehen. Interdisziplinär<br />

suchen Hochschulen und Forschungseinrichtungen<br />

nach Lösungen bei der Energie-Wandlung, Speicherung<br />

und Übertragung bis zur effizienten Nutzung<br />

von Strom aus erneuerbaren Quellen. 50 Millionen<br />

Euro aus dem bayerischen Strukturprogramm <strong>Nürnberg</strong>-Fürth<br />

fließen in den EnCN. Auch die Friedrich-<br />

Alexander-Universität Erlangen-<strong>Nürnberg</strong> bietet als<br />

eine der ersten Hochschulen seit dem Wintersemester<br />

2011/2012 den Studiengang Elektromobilität an.<br />

Und seit Anfang April 2012 ist es amtlich: <strong>Nürnberg</strong><br />

ist „Schaufenster Elektromobilität“. Bayern<br />

und Sachsen hatten die gemeinsame Bewerbung<br />

„Elektromobilität verbindet“ mit 82 Vorhaben und<br />

einem Volumen von 200 Millionen Euro bei der Bundesregierung<br />

eingereicht, um neben Berlin, Baden-<br />

Württemberg und der Metropolregion Hannover<br />

eine von vier „Schaufensterregionen für Elektromobilität“<br />

in Deutschland zu werden.


67<br />

Entweder an den<br />

acht Tankstellen der<br />

N-Ergie oder in der<br />

Garage – per Stecker<br />

werden die Elektroautos<br />

mit Strom versorgt.<br />

Stephan Horváth kann<br />

sein Auto über Nacht<br />

aufladen und morgens<br />

durchstarten.<br />

Ein markanter<br />

Unterschied zum<br />

Verbrennungsmotor<br />

ist der Anschluss für<br />

das Strom-Ladekabel.<br />

Beim Tacho zeigt das<br />

grüne Stecker-Symbol,<br />

wann wieder „getankt“<br />

werden muss.<br />

Annemarie Endner und<br />

Claus Koch von der<br />

N-Ergie zeigen auf<br />

einem Segway und<br />

einem Motorroller im<br />

Betriebsgelände in<br />

Sandreuth eine Auswahl<br />

des Elektro-Fuhrparks<br />

der N-Ergie mit insgesamt<br />

50 Fahrzeugen.


68 Bücher & Mehr<br />

Genau hinsehen<br />

So viel Dürer wie in der diesjährigen großen Ausstellung des Germanischen<br />

Nationalmuseums werden die Kunstinteressierten in <strong>Nürnberg</strong><br />

wohl nicht noch einmal zu sehen bekommen. Wer dem großen Sohn<br />

der <strong>Stadt</strong> nicht unvorbereitet gegenüber treten will, dem sei der zweibändige<br />

„Dürer-Verführer“ von Rolf Vollmann empfohlen. Nicht „Der<br />

frühe Dürer“ der Ausstellung steht im Mittelpunkt seiner Betrachtungen,<br />

sondern eine Auswahl von 100 Kupferstichen des Meisters aus<br />

den Jahren 1495 bis 1526. Und nicht ein Kunsthistoriker erklärt uns<br />

Dürers Bilderwelt, sondern ein Germanist, Theologe und Philosoph,<br />

also ein klassischer Gelehrter. Entsprechend anspruchsvoll sind die<br />

Beiträge im Textband, zu denen man den jeweilig beschriebenen<br />

Kupferstich im Bildband aufschlagen sollte. Allein schon die Lesetechnik<br />

spricht also gegen eine Verwendung als Bettlektüre. Zu jedem Bild<br />

liefert Vollmann eine akribische Beschreibung, die die Leserschaft zum<br />

ganz genauen Hinsehen ermuntert. Daran schließt sich ein zweiter<br />

Teil an mit Zitaten aus der (Fach-)Literatur sowie Assoziationen des<br />

Autors, die etwa bei „Ritter, Tod und Teufel“ von Nietzsche über<br />

Richard Wagner zum Blondhaar der Vollmannschen Gefährtin führen.<br />

Auch der Verlag hat sich nicht lumpen lassen und den beiden Bänden<br />

eine sehr ansprechende Gestaltung gegeben.<br />

Rolf Vollmann: Der Dürer-Verführer oder die Kunst, sich zu vertiefen.<br />

Hundert Weltbetrachtungen anhand von Dürers Kupferstichen,<br />

Knaus Verlag, München 2011, 2 Bände im Schuber, 576 Seiten mit<br />

100 Drucken, 59,99 Euro, ISBN 978-3-8135-0437-8.<br />

Elektrisierendes für die Ohren<br />

Auf ein Genre oder eine Musikrichtung will sich die <strong>Nürnberg</strong>er Band<br />

Wrongkong nicht festlegen lassen. Trotzdem ist in „So Electric“, dem<br />

zweiten Album des fränkisch-kanadischen Elektro-Pop-Quintetts um<br />

DJ Tommy Yamaha, das drin, was drauf steht: elektronische Musik.<br />

Doch Wrongkong beweist stilistische Vielseitigkeit. Die 13 Lieder der<br />

neuen Scheibe sind ein Mix aus discotauglichem Elektro-Pop, Indie-<br />

Rock-Klängen, schönen Melodien und dem angenehm klaren Gesang<br />

von Sängerin Cyrena Dunbar. Die aus Kanada stammende Frontfrau<br />

kam vor über zehn Jahren als Tänzerin ans <strong>Nürnberg</strong>er Ballett. Nach<br />

gemeinsamen Studioaufnahmen mit Tommy Yamaha und Martin<br />

Kaisa vom Electro-Duo The Strike Boys folgte 2006 die Gründung<br />

der Band Wrongkong. Mit ins Boot geholt wurden Gitarrist David<br />

Lodhi, Schlagzeuger Markus Wurm, später dann auch Keyboarder<br />

Claus Friedrich. Nach über 150 Auftritten in kleinen Clubs und auf<br />

großen Festivalbühnen, unter anderem beim Taubertal Festival, dem<br />

Southside Festival und dem On 3 Radio Festival, ist die <strong>Nürnberg</strong>er<br />

Band weit über die Grenzen der <strong>Stadt</strong> bekannt und kann bereits auf<br />

internationale Erfolge zurückblicken: 2007 erhielt Wrongkong beim<br />

Cravefest in Kanada den Preis „Best Unsigned Electronic Music Act“<br />

für ihr Video zur Single „Real Boy“, 2008 den „Toronto Exclusive<br />

Award“ und gewann im selben Jahr den Becks on Stage Wettbewerb.<br />

Das aktuelle Album „So Electric“ hat die Musiksendung „Zündfunk”<br />

des Bayerischen Rudfunks Anfang des Jahres zum Album der Woche<br />

gekürt. Damit tourt Wrongkong durch Deutschland und will auch das<br />

diesjährige Festivalpublikum elektrisieren.<br />

Wrongkong: So Electric. AdP Records, Kulmbach 2012, 10,99 Euro.


Idyllische Kleinodien<br />

Selbst eingefleischte <strong>Nürnberg</strong>erinnen und <strong>Nürnberg</strong>er quält hin und<br />

wieder die Sehnsucht nach einem Tapetenwechsel. Erlösung verheißt<br />

„Der Kleinstadt-Verführer Franken”. Wer sich die Suche nach einem<br />

würdigen und von der Heimatstadt nicht allzu fernen Ziel erleichtern<br />

will, sollte einen Blick in das neue Büchlein von Thilo Castner<br />

werfen. In 22 Touren stellt der Autor Kleinstädte in Unter-, Ober- und<br />

Mittelfranken vor, die allesamt mit öffentlichen Verkehrsmitteln<br />

zu erreichen sind. Mit wenig Zeitaufwand sind Reisende in Lauf,<br />

Hersbruck, Schnaittach oder Gräfenberg, während sie auf dem Weg<br />

nach Beilngries und Pappenheim im Süden, Uffenheim und Kitzingen<br />

im Westen, Königsberg in Bayern im Nordwesten und Creußen im<br />

Nordosten die Weiten Frankens durchmessen können. Zu Beginn<br />

einer jeden Tour lernt der Leser Wissenswertes über das ausgewählte<br />

Städtlein kennen, etwa Einwohnerzahl oder Ortsgeschichte, aber auch<br />

Sehenswürdigkeiten. Angaben zur Dauer der vorgeschlagenen Rundgänge<br />

erleichtern ebenso die Planung wie die Anfahrtshinweise mit<br />

Bahn, Bus oder dem Auto. Die Bilder verheißen vielerorts eine prächtige<br />

Postkartenidylle, und weil der Reisende nicht nur geistige, sondern<br />

auch körperliche Stärkung und Muse braucht, hat Castner diverse<br />

Einkehrmöglichkeiten direkt in die Tourenvorschläge eingestreut. Mit<br />

dem inzwischen fünften Band hat sich Castner einen Namen als (Co-)<br />

Autor von Freizeitführern im ars vivendi Verlag gemacht.<br />

Thilo Castner: Der Kleinstadt-Verführer Franken, 22 Touren für<br />

Entdecker, ars vivendi Verlag, Cadolzburg 2012, 153 Seiten,<br />

13,90 Euro, ISBN 978-3-86913-116-0.<br />

Klein, handlich, gut<br />

Bücher & Mehr<br />

69<br />

In der Reihe der „Kleinen <strong>Stadt</strong>geschichten“ des Pustet-Verlags<br />

haben sich drei Mitarbeiter des <strong>Stadt</strong>archivs der Vergangenheit<br />

<strong>Nürnberg</strong>s gewidmet. Entstanden ist mit der „Kleinen <strong>Nürnberg</strong>er<br />

<strong>Stadt</strong>geschichte“ ein kompaktes Werk im handlichen Taschenbuchformat.<br />

Auf insgesamt 184 Seiten geben Michael Diefenbacher,<br />

Horst-Dieter Beyerstedt und Martina Bauernfeind einen Überblick<br />

über die Geschichte <strong>Nürnberg</strong>s und die Entwicklung zu einer modernen<br />

Metropole. Das trotz der Kürze sehr informative Buch schildert<br />

gut lesbar die wichtigsten historischen Etappen und vermittelt einen<br />

Eindruck über das Leben in der Frankenmetropole, aber auch die<br />

Krisen, Katastrophen und Hochphasen der <strong>Stadt</strong>: Beginnend bei der<br />

Frühgeschichte bis zum Niedergang der Reichsstadt im 18. Jahrhundert<br />

über den Aufstieg zur Industriemetropole, das dunkle Kapitel der<br />

NS-Zeit, die Reichsparteitage, den Wiederaufbau nach dem Zweiten<br />

Weltkrieg bis hin zur heutigen Metropolregion nehmen die Historiker<br />

die unterschiedlichen Phasen in den Blick. Eingestreute Anekdoten,<br />

Info-Texte, Abbildungen und Fotografien in Schwarz-Weiß lockern<br />

das Buch auf. Die „Kleine <strong>Nürnberg</strong>er <strong>Stadt</strong>geschichte“ beweist, dass<br />

1 000 Jahre <strong>Stadt</strong>geschichte auf 184 Seiten passen. Mit den Worten<br />

von Oberbürgermeister Ulrich Maly bei der Buchpräsentation: „Ein<br />

kleines Buch über die große Geschichte einer schönen <strong>Stadt</strong>“.<br />

Michael Diefenbacher, Horst-Dieter Beyerstedt, Martina Bauernfeind:<br />

Kleine <strong>Nürnberg</strong>er <strong>Stadt</strong>geschichte, Verlag Friedrich Pustet,<br />

Regensburg 2012, 184 Seiten, 12,95 Euro, ISBN 978-3-7917-2243-6.


70 Bücher & Mehr<br />

Historischer Mauerspaziergang<br />

Mit fünf Kilometer Umfang und mehr als 70 Türmen ist die <strong>Stadt</strong>mauer<br />

<strong>Nürnberg</strong>s größtes Denkmal. Dennoch fehlte bislang eine<br />

Überblicksdarstellung der mittelalterlich-frühneuzeitlichen Befestigungsanlage.<br />

Diese Lücke hat jetzt Geschichte für Alle e.V. geschlossen.<br />

In Band 9 der Reihe „Historische Spaziergänge“ widmet sich<br />

Daniel Gürtler den „Mauern, Türmen und Bastionen“ der längsten<br />

und besterhaltenen Wehranlage einer europäischen Großstadt.<br />

An 18 Stationen rund um die Altstadt lässt sich deren Geschichte erkunden.<br />

Die wehrtechnische Bedeutung der Bastionen im Bereich der<br />

Kaiserburg ist ebenso Thema wie die <strong>Stadt</strong>tore mit ihrer Schleusenfunktion.<br />

Am Kettensteg wird die Überbrückung der Pegnitz sichtbar.<br />

Noch bis 1846 war im westlichen Teil der <strong>Stadt</strong>mauer der „Prisaun“,<br />

die gefängnisartige städtische Irrenanstalt, untergebracht. Auch über<br />

Umbauten und die Nutzung in der jüngeren Zeit informiert das reich<br />

bebilderte Bändchen. Der Zeitgeist der „Entfestigung“, der im 19.<br />

Jahrhundert in vielen Großstädten Befestigungsanlagen verschwinden<br />

und große Ringstraßen entstehen ließ, erreichte in <strong>Nürnberg</strong> nur<br />

einige Partien der <strong>Stadt</strong>mauer. Erhalten sind bis heute die Luftschutzanlagen,<br />

die während des Zweiten Weltkriegs etwa in den runden<br />

Tortürmen der Bevölkerung und aus Kirchen und Museen ausgelagerten<br />

Kunstwerken Schutz bieten sollten. Am Beispiel der Maxtormauer<br />

zeigt der Autor schließlich die Kriegszerstörung, den Wiederaufbau<br />

und die gegenwärtigen Erhaltungsarbeiten. Ein ausklappbarer Plan<br />

erleichtert den historisch interessierten Spaziergängern das Auffinden<br />

der einzelnen Stationen.<br />

Daniel Gürtler: Mauern, Türme und Bastionen. Die <strong>Nürnberg</strong>er<br />

<strong>Stadt</strong>mauer, Historische Spaziergänge, Band 9, Sandberg Verlag,<br />

<strong>Nürnberg</strong> 2012, 72 Seiten, 7,80 Euro, ISBN 978-3-930699-73-5.<br />

<strong>Stadt</strong>geschichte in Bildern<br />

Auf die Wirkung von Bildern setzt Paul Wietzorek in seinem Band<br />

„Das historische <strong>Nürnberg</strong>“. Nach einem kurzen Abriss der <strong>Stadt</strong>geschichte<br />

zeigt er mit Karten und Plänen und im weitaus größten<br />

Abschnitt „Bilder erzählen“ mit Stichen, lithografischen Blättern und<br />

Fotografien das <strong>Nürnberg</strong> aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg.<br />

Den Schwerpunkt bilden dabei Postkartenmotive aus dem frühen 20.<br />

Jahrhundert, die überwiegend aus der Sammlung des Autors stammen.<br />

Wietzorek führt die Betrachter vor allem durch die Altstadt mit<br />

Burg, <strong>Stadt</strong>mauer und Pegnitz, macht im letzten Teil aber auch einen<br />

Abstecher vor die Tore der <strong>Stadt</strong>mauer.<br />

Paul Wietzorek: Das historische <strong>Nürnberg</strong>. Bilder erzählen,<br />

Michael Imhof Verlag, Petersberg 2011, 160 Seiten, 19,90 Euro,<br />

ISBN 978-3-86568-323-6.<br />

Italienisches Flair<br />

Wie viel „Bella Italia“ steckt oder versteckt sich in <strong>Nürnberg</strong>? Die<br />

Beziehungen zwischen der Frankenmetropole und der italienischen<br />

Lagunenstadt Venedig sind jahrhundertealt und haben ihre Spuren<br />

hinterlassen. Wo diese in <strong>Nürnberg</strong> sichtbar sind, zeigt Daniela<br />

Crescenzio mit ihren vier „italienischen“ Spaziergängen. Die gebürtige<br />

Italienerin, die seit 1991 in Deutschland lebt, führt mit Hilfe von<br />

kleinen <strong>Stadt</strong>plänen samt markierten Haltepunkten durch die <strong>Stadt</strong><br />

und erzählt anhand von historischen Details und vielseitigem Bild-<br />

material von der verbandelten Geschichte <strong>Nürnberg</strong>s mit Venedig.<br />

Daniela Crescenzio: Italienische Spaziergänge in <strong>Nürnberg</strong>,<br />

Band 1: <strong>Nürnberg</strong>, Venedig des Nordens, München 2011,<br />

IT-Inerario Verlag, 176 Seiten, 17 Euro, ISBN 978-3-9813046-3-3.<br />

Musikalische Suche nach Antworten<br />

„Was ist das Wichtigste im Leben?“ Um diese existenzielle Frage geht<br />

es auf der CD „Pauls große Frage“. Der neun Jahre alte <strong>Nürnberg</strong>er<br />

Schüler Paul will wissen, worauf es im Leben ankommt. Also macht<br />

er sich auf die Suche. Unterwegs begegnen ihm viele Menschen und<br />

einige Abenteuer, die er bestehen muss. Er trifft unter anderem einen<br />

Bäcker und einen Angler, Soldaten und die coole „Schweine-Gang“,<br />

einen Clown, einen Millionär, ein Model und sogar Gespenster. Am<br />

Ende ist Paul um viele Antworten, neue Freunde und wertvolle Erfahrungen<br />

reicher. Musikalische Begleiter der Suche sind die Rockband<br />

„Bongo Fury“ und der Chor „Swabedoo“, die das Ergebnis jetzt auf<br />

CD gepresst haben. Die CD „Pauls große Frage“ geht auf ein Musical<br />

des städtischen Kinderhorts Salzbrunner Straße in <strong>Nürnberg</strong> zurück.<br />

CD-Bestellungen an Klemens Gradl, Telefon 0 96 63/95 34 03.


Der Franke isst besser<br />

Der Erlanger Michael Müller Verlag hat sich vor allem mit Reiseführern<br />

einen Namen gemacht. In „Gscheitgut“ lassen die Herausgeber<br />

Corinna Brauer und Michael Müller den Blick einmal nicht in ferne<br />

Länder schweifen, sondern präsentieren ein Sehnsuchtsziel vor der<br />

eigenen Haustüre: die Fränkische Schweiz mit ihren kulinarischen<br />

Höhepunkten. „Gscheitgut“ ist entstanden auf Grundlage der gleichnamigen<br />

Internetplattform und in Zusammenarbeit mit dem Institut<br />

für Geografie der Universität Erlangen-<strong>Nürnberg</strong> sowie den Initiativen<br />

„Original regional“ der Metropolregion <strong>Nürnberg</strong> und „Genussregion<br />

Oberfranken“. „Franken isst besser“, verspricht der Untertitel des<br />

reich bebilderten Bands, der zugleich Kochbuch und eine Sammlung<br />

von Porträts rund 20 gastronomischer Betriebe zwischen Forchheim,<br />

Aufseß und Gößweinstein ist. Deren Küchenchefinnen und -chefs<br />

verraten einige ihrer Rezepte, die allesamt auf ursprünglichen,<br />

regionalen Zutaten basieren. Dem saisonalen Kalender trägt die<br />

Einteilung in Jahreszeitenkapitel Rechnung. Finden sich für das<br />

Frühjahr etliche Rezepte für Lamm und Zicklein, locken der Sommer<br />

mit frischem Gemüse und Obst und der Herbst mit Wildgerichten. Im<br />

Winter dürfen schließlich Gans und Christstollen nicht fehlen. Damit<br />

auch am Herd der Hobby-Köche alles gelingt, garnieren die Profis ihre<br />

nach Schwierigkeitsgrad bewerteten Rezepte mit Küchengeheimnissen.<br />

Eingestreute Reportagen widmen sich den charakteristischen<br />

Produkten der Region wie dem Juralamm, der Wiesent-Forelle oder<br />

den heimischen Bieren und Obstbränden.<br />

Corinna Brauer, Michael Müller (Hrsg.): Gscheitgut. Franken isst besser,<br />

Michael Müller Verlag, Erlangen 2012, 320 Seiten, 19,80 Euro,<br />

ISBN 978-3-89953-673-7.<br />

Legenden und Sagen<br />

Bücher & Mehr<br />

71<br />

„Das geheimnisvolle <strong>Nürnberg</strong> Buch“ erzählt Legenden und Sagen<br />

für Kinder. Autorin Michelle Schrenk führt ihre kleinen Leser auf<br />

eine Reise durch die <strong>Stadt</strong> und lässt sie von fantasievollen Gestalten<br />

begleiten. So berichtet Uri, das Burggespenst, von seinem Zuhause,<br />

der Kaiserburg. Vom Tiefen Brunnen, der angeblich mit unterirdischen<br />

Geheimgängen verbunden ist, und Kaiser Karl, der sich dort versteckt<br />

hält. Von dem Raubritter Eppelein von Gailingen, der in der Gegend<br />

sein Unwesen trieb, von seiner tollkühnen Flucht über die Burgmauern<br />

und von einem alten Drachen, der unter der Burg wohnt und<br />

sie zum Erzittern bringt. Auch der Dürerhase, die Marktfrau Gundl,<br />

die alte Lokomotive Adler und der Nachdgieger erzählen spannende<br />

Geschichten über den Hauptmarkt, den Tiergarten und über berühmte<br />

<strong>Nürnberg</strong>er Persönlichkeiten. Dabei gibt es allerlei Wissenswertes zu<br />

erfahren: woher die Elisenlebkuchen ihren Namen haben, warum die<br />

Rostbratwürste so klein sind und welche Eigenheiten der <strong>Nürnberg</strong>er<br />

Dialekt hat. Mit einer Mischung aus Fantasieerzählungen und überlieferten<br />

<strong>Nürnberg</strong>er Sagen können Kinder auf spielerische Art etwas<br />

über <strong>Stadt</strong>geschichte erfahren. Nach den einzelnen Episoden laden<br />

„Geheim-Tipps“ auf eigene Entdeckungstouren durch die Frankenmetropole<br />

ein. Die detailreichen, liebevoll gestalteten Illustrationen<br />

von Mel Bartholomä-Mühle tragen zudem dazu bei, dass die kleinen<br />

Leser in das historische <strong>Nürnberg</strong> eintauchen können. Auch durch die<br />

Gestaltung zeigt sich der Band von seiner geheimnisvollen Seite und<br />

erinnert an ein altes Märchenbuch.<br />

Michelle Schrenk: Das geheimnisvolle <strong>Nürnberg</strong> Buch. Canim Verlag,<br />

<strong>Nürnberg</strong> 2011, 46 Seiten, 17,95 Euro, ISBN 978-3-942790-01-7.


72<br />

Impressum<br />

<strong>Nürnberg</strong> <strong>Heute</strong> <strong>Heft</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>92</strong> / Mai 2012<br />

Zeitschrift für alle, die <strong>Nürnberg</strong> mögen<br />

Herausgeber:<br />

<strong>Stadt</strong> <strong>Nürnberg</strong>, Presse- und Informationsamt<br />

Fünferplatz 2, 90403 <strong>Nürnberg</strong><br />

Telefon 0911/231-2372<br />

Fax 0911/231-3660<br />

E-Mail pr@stadt.nuernberg.de<br />

www.nuernberg.de<br />

Redaktion:<br />

Dr. Siegfried Zelnhefer (verantwortlich), Edith Avram,<br />

Annamaria Böckel (Koordination Rubriken), Alexandra<br />

Foghammar, Markus Jäkel (Koordination Hauptartikel),<br />

Andreas Leitgeber, Thomas Meiler, redaktionelle Mitarbeit:<br />

Katharina Betz<br />

Gestaltung:<br />

<strong>Stadt</strong>grafik / Herbert Kulzer, Ralf Weglehner<br />

Anzeigenverwaltung:<br />

Reinhard Gsänger, Eva Brandstätter, Aynur Kurt<br />

Telefon 0911/231-5319, -5089, -5088<br />

Druck und Verarbeitung:<br />

Hofmann Medien <strong>Nürnberg</strong> GmbH<br />

Emmericher Straße 10, 90411 <strong>Nürnberg</strong><br />

Auflage: 35 000 Exemplare<br />

Gedruckt auf FSC-zertifiziertem Papier


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