Momentum - Glashütte Original
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Alles<br />
Zufall?<br />
Der Nobelpreisträger<br />
für Medizin Edmond Fischer<br />
über die innere Uhr<br />
1·2005<br />
<strong>Momentum</strong><br />
HERBST| WINTER<br />
MAGAZIN FÜR ZEITZEUGEN & MOMENTAUFNAHMEN
Dr. Frank Müller,<br />
Präsident <strong>Glashütte</strong> <strong>Original</strong><br />
Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
W<br />
er viel Geld hat, ist vermögend. Und wer viel Zeit hat, ist<br />
reich“, sagte einmal der deutsche Aphoristiker Werner<br />
Mitsch. Jeder von uns macht immer wieder die Erfahrung,<br />
welch unschätzbaren Wert die Zeit hat. Und die einzigen,<br />
die sie uns schenken können, sind wir selbst. Durch Momente im Alltag,<br />
in denen wir einfach mal kurz „die Zeit anhalten“. Je weniger wir von ihr<br />
haben, desto mehr gewinnt sie an Bedeutung.<br />
Mit unserem neuen Magazin „<strong>Momentum</strong>“, dessen erste Ausgabe Sie in<br />
den Händen halten, möchten wir Ihnen besondere Momente schenken –<br />
Momente, in denen die Zeit einmal nicht durch die Finger zu rinnen<br />
scheint, sondern in denen sie sich selbst zum Thema macht. Sie werden<br />
die so genannte vierte Dimension in allen Rubriken dieses Heftes finden<br />
und überrascht sein, wie vielfältig die Beschäftigung mit einem unserer<br />
kostbarsten Güter sein kann. Das reicht von unserem exklusiven<br />
Interview mit dem spannenden „Zeitzeugen“ Edmond Fischer über das<br />
Phänomen der „Zeitwende“ bei den Orchideen bis zum „Stil der Zeit“,<br />
wo wir zeigen, was sich Frauen beim Stichwort „Damenwahl“ wirklich<br />
wünschen.<br />
Ich hoffe, Sie werden nach der Lektüre unseres Magazins feststellen, dass<br />
wir doch eine Menge Zeit für die verschiedensten Tätigkeiten, Erfahrungen,<br />
Gedanken haben. Die Zeit ist da – man muss sie sich nur bewusst nehmen.<br />
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen besinnliche Momente, ein schönes<br />
Weihnachtsfest und alles erdenklich Gute für das neue Jahr.<br />
Herzlichst,<br />
Erste Ausgabe Editorial<br />
<strong>Momentum</strong> 1· 2005<br />
03
Spektrum Inhalt<br />
Spektrum <strong>Momentum</strong><br />
08<br />
NOBELPREISTRÄGER<br />
1992 erhielt Edmond Fischer den<br />
Nobelpreis für Medizin. Der 85-Jährige<br />
über Zufall im Leben, das Phänomen<br />
Zeit und seinen Hund Alie<br />
1·2005<br />
SINGAPUR<br />
... feiert: 40 Jahre Unabhängigkeit!<br />
Feiern Sie mit und entdecken Sie<br />
die spannende Metropole Asiens,<br />
in der die Zeit nicht stillsteht<br />
NOVUM<br />
KULTURNEWS ...............................................................................................06<br />
Internationale Höhepunkte von Miami über Hongkong bis Wien<br />
ZEITZEUGE<br />
„DIE ZEIT IST EIN UNSICHTBARER GEFÄHRTE“ .........................08<br />
Ein Interview mit dem Nobelpreisträger Edmond Fischer<br />
MOMENTE<br />
UHRWERK ORCHIDEE ................................................................................14<br />
Das Phänomen der Chronobiologie bei Blumen<br />
ZEITZONEN<br />
ZEITRAFFER FERNOST .............................................................................20<br />
Cityguide Singapur mit Top-Tipps zum Übernachten, Shoppen, Essen<br />
ZEITSTRÖMUNG<br />
GANZ OBEN – WO MOMENTE STILLSTEHEN...................................26<br />
Flucht aus dem Alltag: die neuen Berghotel-Enklaven<br />
MANU FACTUM<br />
VERRÜCKT VOLLKOMMEN ......................................................................30<br />
Geschichte und Faszination des Tourbillons<br />
04 <strong>Momentum</strong> 1· 2005<br />
20<br />
26<br />
BERGHOTELS<br />
Lassen Sie den Alltag hinter sich<br />
und begleiten Sie unsere Autorin<br />
auf ihrer Design-Exkursion zu den<br />
Berghotel-Enklaven dieser Welt<br />
KALENDARIUM<br />
NEUIGKEITEN VON GLASHÜTTE ORIGINAL.....................................35<br />
Sport Evolution, neuer Internetauftritt, Baselworld<br />
ZEITGESPRÄCHE<br />
FRAGEN & ANTWORTEN............................................................................36<br />
Was Sie schon immer über Uhren wissen wollten ...<br />
TENDENZ<br />
DIE WIEDERENTDECKUNG DER LANGSAMKEIT.............................38<br />
Ruheinseln im Alltag – wichtig nicht nur in der Vorweihnachtszeit<br />
STIL DER ZEIT<br />
DAMENWAHL! ...............................................................................................44<br />
Frauen entdecken die Vorzüge mechanischer Luxusuhren<br />
ZEITFENSTER<br />
ZAHLEN & FAKTEN .....................................................................................48<br />
Verblüffend, erschreckend, kurios ...<br />
MOMENTAUFNAHME<br />
SONNENFINSTERNIS.................................................................................49<br />
Hawaii, 11. Juli 1991, 7.28 Uhr
30 44<br />
TOURBILLONS<br />
Bei der Königsdisziplin der Haute<br />
Horlogerie zeigt sich wahre Uhrmacherkunst<br />
– die Geschichte des<br />
Tourbillons und seiner Faszination<br />
KATJA<br />
RIDDERBUSCH<br />
hat für bedeutende<br />
deutsche Tageszeitungen<br />
Menschen<br />
aus aller Welt porträtiert,<br />
von den<br />
Balkankriegen vor<br />
Ort berichtet und<br />
war als politische<br />
Korrespondentin in<br />
Brüssel. Seit Oktober<br />
2005 lebt sie als<br />
freie Autorin in<br />
den USA. Sie interviewte<br />
für uns den<br />
Nobelpreisträger<br />
Edmond Fischer.<br />
NORBERT<br />
MISCH-KUNERT<br />
hat für renommierte<br />
Fachmagazine<br />
ganz Europa bereist<br />
und Artikel<br />
über Lebens- und<br />
Lifestylefragen geschrieben.<br />
Zudem<br />
sind sein SpezialgebietWissenschaftsthemen.<br />
Seit<br />
1989 lebt und arbeitet<br />
er als Redakteur<br />
in München.<br />
Er ging der inneren<br />
Uhr der Orchidee<br />
auf den Grund.<br />
DAMENWAHL<br />
Keine reine Männersache –<br />
stilsichere Frauen entdecken die<br />
elegante Schönheit und die inneren<br />
Werte mechanischer Luxusuhren<br />
PAUL HICKS<br />
lebt seit über 15<br />
Jahren in Hongkong<br />
und reist<br />
regelmäßig durch<br />
Asien. Für <strong>Momentum</strong><br />
berichtet er<br />
exklusiv über<br />
Singapur.<br />
14<br />
CHRONOBIOLOGIE<br />
Ob die Sonne scheint oder<br />
nicht – Blumen wie die<br />
Orchidee richten sich nach<br />
ihrer eigenen inneren Uhr<br />
<strong>Momentum</strong> 1· 2005<br />
05<br />
Illustration: Nadia Gashaj
Novum Kultur<br />
Selbstbewusst<br />
gen Himmel –<br />
das von Zaha<br />
Hadid entworfene<br />
Science Center<br />
kommt ohne 90-<br />
Grad-Winkel aus<br />
Wunder der Wissenschaft<br />
Bereits die verschiedenen Bezeichnungen beweisen,wie vielseitig<br />
das architektonische Wundergebäude in Wolfsburg ist:Kunstwerk,<br />
Museum,Ort der Unterhaltung,Experimentierlandschaft. Der offizielle<br />
Name lautet schlicht „phaeno“.„Informelle Vermittlung von<br />
Wissenschaft“ haben sich die Planer des 78-Millionen-Euro-Projekts<br />
auf ihre Fahnen geschrieben.Mit rund 250 interaktiven Stationen,<br />
„Science Labs“,Foren und Wissenschaftstheater hat sich phaeno<br />
zum Ziel gesetzt,neue Zugänge zur Themenwelt von Naturwissenschaft<br />
und Technik zu eröffnen.Als Architektin konnte die Stadt<br />
Wolfsburg die irakische Star-Architektin Zaha Hadid verpflichten,<br />
die – welch willkommene Werbemaßnahme für das Projekt – 2004<br />
mit dem Pritzker-Preis geehrt wurde,der wichtigsten Auszeichnung<br />
für Architekten weltweit.Mit seiner Konstruktion – das Gebäude<br />
verfügt weder über senkrechte noch waagerechte Linien und kommt<br />
ohne 90-Grad-Winkel aus – und seinen freien Formen sichert es<br />
sich bereits jetzt seinen Ruf als Meisterstück der architektonischen<br />
Avantgarde.Dreieinhalb Jahre nach der Grundsteinlegung<br />
eröffnet das ungewöhnliche Museum am 24.November dieses<br />
Jahres seine Pforten.<br />
WEITERE INFORMATIONEN ZUR BAUGESCHICHTE UND ZUM KONZEPT VON<br />
PHAENO SOWIE TERMINE ERFAHREN SIE IM INTERNET UNTER WWW.PHAENO.DE<br />
ODER UNTER TEL. +49-53 61-89 01 00<br />
06 <strong>Momentum</strong> 1· 2005<br />
Basel liegt in Florida<br />
Einmal im Jahr rückt die Stadt Miami Beach/Florida in den Fokus der<br />
internationalen Kunstwelt.Nachdem die renommierte Art Basel in<br />
ihrer Heimatstadt im Sommer stattfindet,zieht es die Kunstszene<br />
im Dezember ins warme Florida,wo die „Schwester“ Art Basel<br />
Miami Beach – Amerikas wichtigste Kunstmesse – Werke von über<br />
2.000 Künstlern des 20.und 21.Jahrhunderts präsentiert.Die<br />
Kauflust der Sammler,gesteigert durch den günstigen Dollar-Euro-<br />
Kurs,verspricht hohe Verkaufszahlen.<br />
DIE ART BASEL MIAMI BEACH FINDET VOM 1.–4. DEZEMBER 2005 IN MIAMI<br />
BEACH, FLORIDA (USA) STATT. WEITERE INFOS UNTER WWW.ARTBASEL.COM<br />
Zeit für Musik<br />
80 Jungs sorgen nicht nur für Lebhaftigkeit,sondern auch für exzellenten<br />
Gesang.Für das Weihnachtskonzert am 13.Dezember 2005<br />
konnte <strong>Glashütte</strong> <strong>Original</strong> den weltweit bekannten Windsbacher<br />
Knabenchor gewinnen.Wer es bisher noch nicht war,wird spätestens<br />
beim Anhören der Motetten und Instrumentalstücke in festliche<br />
Stimmung geraten.Das Konzert findet im Rahmen der Reihe „Musik<br />
im Atrium“ in der Manufaktur von <strong>Glashütte</strong> <strong>Original</strong> statt.<br />
RESERVIERUNG UNTER TEL. +49-35053-46-0 SOWIE WEITERE INFOS UNTER<br />
WWW.GLASHUETTE-ORIGINAL.COM<br />
Foto: A. Dinda
„Die Zeit verwandelt uns nicht, sie entfaltet uns nur“<br />
West goes East<br />
Holländische<br />
Hommage<br />
Im Jahr 2006 ist es 400 Jahre<br />
her,dass Hollands berühmtester<br />
Maler des 17.Jahrhunderts,<br />
der „Licht- und Schattenkünstler“<br />
Rembrandt van Rijn (1606–<br />
1669),in Leiden geboren wurde.<br />
Sein erhaltenes Lebenswerk<br />
mit 230 Gemälden,etwa 290<br />
Radierungen und ca.1.000<br />
Handzeichnungen überragt in Vielfalt und Tiefe alles Zeitgenössische.<br />
Im Jubiläumsjahr ehren die beiden Rembrandt-Städte Leiden und<br />
Amsterdam ihren Künstler mit zahlreichen Ausstellungen und Events.<br />
DAS PROGRAMM ZU DEN AUSSTELLUNGEN UND EVENTS, AKTUELLE TERMINE<br />
SOWIE INFORMATIONEN ZUR BIOGRAFIE REMBRANDTS FINDEN SIE IM INTERNET<br />
UNTER WWW.REMBRANDT400.COM<br />
Hongkong im Kulturfieber: Vom 9.Februar bis 12.März 2006 verwandeln<br />
beim Hong Kong Arts Festival Opernstars,Schauspieler,Tänzer<br />
die chinesische Metropole in eine Bühne.Kulturhighlights aus aller<br />
Welt – von Taiwan mit dem Stück „A Touch of Zen“ bis Mali mit der<br />
„Golden Voice of Africa“.Höhepunkt beim Festival:der Gastauftritt der<br />
Oper Nürnberg mit der Aufführung „Don Giovanni“.Die Inszenierung,<br />
Bühnenbild und Kostüme stammen von der Semperoper Dresden.<br />
DIE AUFFÜHRUNGEN DES „DON GIOVANNI“ FINDEN VOM 9.–12. MÄRZ 2006 IM<br />
GRAND THEATRE HONGKONG STATT. INFOS UNTER WWW.HK.ARTSFESTIVAL.ORG<br />
Ein Genie wird 250 Jahre<br />
Auf der ganzen Welt wird das Wunderkind aus Österreich 2006<br />
gefeiert werden – aber nirgendwo so enthusiastisch und umfassend<br />
wie in Salzburg und Wien.Der 250.Geburtstag von Wolfgang<br />
Amadeus Mozart – da stehen die beiden Städte,in denen das Genie<br />
gelebt hat,im Zugzwang.Doch das Programm des Mozartjahres<br />
verspricht,dem Anspruch mehr als gerecht zu werden.Besonders<br />
Salzburg,wo Mozart am 27.Januar 1756 in der Getreidegasse geboren<br />
wurde,feiert sein Jahrtausendgenie mit zahlreichen Veranstaltungen.<br />
Höhepunkte unter anderem:27.–29.Januar Stadtfest zu Beginn des<br />
Jubiläumsjahres unter dem Motto „Die Stadt wird Bühne“;vom 21.<br />
Juli bis 31.August werden bei den Salzburger Festspielen sämtliche<br />
Mozart-Opern aufgeführt;zwischen Februar und November finden<br />
30 Sonderkonzerte statt.Das „SalzburgMuseum“ in der Neuen<br />
Residenz präsentiert das ganze Jahr über die wichtigste Ausstellung<br />
zum Jubiläum.<br />
Auch Wien,wohin Mozart mit 25 Jahren übersiedelte,fährt ein würdiges<br />
Programm auf,wie das Festival „New Crowned Hope“:In Musik-,Filmund<br />
Architekturprojekten widmet sich der berühmte US-Regisseur Peter<br />
Sellars dem Musik-Genie und seinen Ideen auf ungewöhnliche Weise.<br />
INFOS SOWIE REGELMÄSSIGE PROGRAMM- UND TERMIN-UPDATES<br />
FINDEN SIE AUF DER OFFIZIELLEN MOZART-HOMEPAGE DER STÄDTE<br />
SALZBURG UND WIEN: WWW.MOZART2006.NET<br />
Wolfgang Amadeus Mozart lässt<br />
sich feiern – zum 250. Geburtstag<br />
ihres Wunderkindes haben die<br />
österreichischen Mozart-Städte<br />
Salzburg und Wien ein einmaliges<br />
Programm vorbereitet<br />
Max Frisch<br />
Foto: © ANTO/Wiesenhofer, Herman Sorgeloos
Zeitzeuge Nobelpreisträger<br />
08 <strong>Momentum</strong> 1· 2005
Die Zeit<br />
ist<br />
ein unsichtbarer<br />
Gefährte<br />
Interview Katja Ridderbusch Fotos Peter Badge<br />
Vor 13 Jahren gewann Edmond H. Fischer zusammen<br />
mit seinem Kollegen Edwin G. Krebs den Nobelpreis<br />
für Medizin. Heute sagt der 85-Jährige, der<br />
auf einer Insel vor der Küste von Seattle lebt:<br />
„Das war eine beunruhigende Erfahrung“<br />
<strong>Momentum</strong> 1· 2005<br />
09<br />
Fotos: Peter Badge/typos 1 in Kooperation mit der Stiftung Lindauer Nobelpreisträgertreffen am Bodensee
Zeitzeuge Nobelpreisträger<br />
Welche Rolle hat das Glück oder der Zufall in Ihrem Leben gespielt?<br />
Glück spielt immer eine wichtige Rolle, wenn man Entscheidungen<br />
treffen muss oder vor Alternativen steht. Zufall war es zum Beispiel,<br />
als mein Kollege Ed Krebs und ich die Entdeckung machten,<br />
für die wir später ausgezeichnet wurden: Wir begannen unsere<br />
Forschungen mit einem Randaspekt, dann stolperten wir über<br />
Beobachtungen, die wir zuerst gar nicht glauben wollten, und die<br />
Dinge entwickelten sich weiter und weiter.<br />
Ihr Vater hat Jura und Betriebswirtschaft studiert, Ihr Großvater war<br />
Journalist. Sie selbst wollten einmal Musiker werden. Warum sind<br />
Sie heute Wissenschaftler?<br />
Ganz ehrlich, genau weiß ich das gar nicht. Vielleicht, weil ich als<br />
Kind viele Bücher über diese Leute gelesen habe, über Robert Koch<br />
zum Beispiel. Das fand ich unglaublich spannend. Für mich war die<br />
Wissenschaft immer so etwas wie ein Krimi: Du verfolgst bestimmte<br />
Spuren, und dann ergeben sich Nebenspuren. Ich habe zwar als<br />
junger Mann mit dem Gedanken gespielt, Pianist zu werden. Aber<br />
ich war einfach nicht gut genug, um daraus einen Beruf zu machen.<br />
Ihr Vater war Österreicher, ihre Mutter Französin. Sie sind in Shanghai<br />
geboren, in Genf aufgewachsen und dann 1953 in die USA ausgewandert.<br />
Welche ist Ihre Identität?<br />
In meiner Jugend eindeutig Schweizer. Ich habe bis heute einen<br />
Schweizer Pass, neben meinem amerikanischen. Amerika war immer<br />
ein Land, das einen mit offenen Armen empfangen hat. Ich werde<br />
nie vergessen, was die Mitarbeiterin sagte, als ich beim Einwanderungsbüro<br />
meine Einbürgerung beantragte: „Oh, wie wunderbar.“<br />
Sie haben 1992 mit Edwin Krebs den Nobelpreis für Medizin bekommen.<br />
Einer der wichtigsten, glücklichsten Momente in Ihrem Leben?<br />
Das war ohne Frage eine unglaubliche Erfahrung, es war überwältigend.<br />
Vor allem, weil ich wirklich nicht damit gerechnet hatte. Ich<br />
erinnere mich noch genau an den Moment, als ich es erfuhr: Es war<br />
viertel vor drei am Morgen, das Telefon klingelte, und ein Journalist<br />
von CBS sagte: „Sie haben den Nobelpreis bekommen.“ Am Anfang<br />
hat mich das gar nicht berührt. Es war so unwirklich. Erst als<br />
der Journalist Ed Krebs erwähnte, begann ich es langsam zu begreifen.<br />
Aber es ist lange Zeit eine seltsame Erfahrung geblieben,<br />
auch irgendwie beunruhigend, weil ich nicht wusste, warum das<br />
Komitee gerade uns ausgewählt hatte.<br />
Jetzt fischen Sie aber nach Komplimenten ...<br />
Nein, es war wirklich so. Sehen Sie, als Wissenschaftler arbeitet man<br />
an seinen Forschungen, und man tut das nicht, um eines Tages den<br />
Nobelpreis zu gewinnen. Das ist anders als bei einem Spitzensportler,<br />
der Monate und Jahre wie besessen trainiert, der mit anderen<br />
Athleten im Wettbewerb steht, alles mit nur einem Ziel vor Augen:<br />
die Goldmedaille bei den Olympischen Spielen zu gewinnen.<br />
Wie leben Sie?<br />
Hauptsächlich in Seattle, ich habe immer noch ein kleines Büro am<br />
Institut der Universität, aber ich bin dort nicht mehr sehr oft. Meine<br />
Frau und ich haben ein Haus auf Lopez Island, das wir sehr mögen<br />
– viel Wald und vor allem Stille. Wir hatten zwei Hunde, einen haben<br />
wir vor kurzem verloren, er hatte Krebs. Jetzt ist noch Alie da, sie<br />
ist zwölf Jahre alt, eine sehr alte Dame. Sie ist eine Portugiesische<br />
Wasserhündin, das ist eine Rasse, die ursprünglich auf Fischerbooten<br />
lebte. Tolle Hunde sind das. Ich liebe Hunde.<br />
Sind Sie zufrieden mit Ihrem Leben, so wie es jetzt ist?<br />
Ich habe ein sehr privilegiertes Leben geführt. In meinem Alter sorge<br />
ich mich selbstverständlich viel – um meine Frau, weil sie krank ist,<br />
und um meine Freunde. In meinem Alter passieren einem mehr<br />
schlechte als gute Dinge. Aber das ist normal.<br />
Vergeht die Zeit schneller, wenn man älter wird?<br />
In jedem Fall. Ich sehe Zeit als einen unsichtbaren Gefährten, der<br />
An der Universität von Seattle hat er ein Büro,<br />
aber am liebsten ist Ed Fischer auf Lopez Island –<br />
und streift mit seinem Hund Alie durch die Wälder.<br />
„Vor allem die Stille“ ist es, die er dort liebt<br />
10 <strong>Momentum</strong> 1· 2005
ED FISCHER schöpft seine Kraft<br />
aus langen Spaziergängen in<br />
der Natur. Von seinen beiden Hunden<br />
ist ihm nur noch einer geblieben:<br />
seine treue Begleiterin Alie<br />
<strong>Momentum</strong> 1· 2005<br />
11
Zeitzeuge Nobelpreisträger<br />
12 <strong>Momentum</strong> 1· 2005<br />
WÄHREND EINER Konferenzpause<br />
beim jährlichen Nobelpreisträgertreffen<br />
am Bodensee<br />
setzte sich Edmond Fischer<br />
spontan an den Flügel, um die<br />
Nobelpreisträgerin für Medizin<br />
und leidenschaftliche Sängerin<br />
Christiane Nüsslein-Volhard<br />
zu begleiten. Die Anwesenden<br />
waren von dem Spontan-Konzert<br />
so begeistert, dass Fischer und<br />
Nüsslein-Volhard nun manchmal<br />
zusammen auftreten
„Ich war nie ein Workaholic“,<br />
sagt Eddy Fischer über sich selbst<br />
neben einem hergeht. Wenn man jung ist, sind die Bewegungen<br />
synchron, man geht in gleichem Tempo. Wenn man älter wird,<br />
wird man langsamer, und die Zeit überholt einen. Sie geht weiter,<br />
und man bleibt zurück. Wenn man älter wird, vergisst man Dinge.<br />
Stellen Sie sich ein Tonband vor: Wenn man ständig kleine Stücke<br />
aus dem Band schneidet, wird es kürzer und kürzer.<br />
Sie haben einmal über Ihre Arbeit gesagt: „Man weiß, wo man beginnt,<br />
aber man weiß nie, wo man ankommt.“ Fasziniert Sie das<br />
noch immer, dieses Abenteuer mit offenem Ausgang?<br />
Und wie! Das ist überhaupt einer der Gründe, warum ich Wissenschaftler<br />
geworden bin. Ich habe mein Labor zwar vor acht Jahren<br />
geschlossen, aber das gibt mir mehr Zeit zu reisen, mich mit meinen<br />
Kollegen aus der ganzen Welt auszutauschen, vor allem mit den<br />
jungen. Für mich sind die Wissenschaften ein Tor in die Zukunft.<br />
Welche Auswirkungen hat die Globalisierung auf die Wissenschaft?<br />
In der Wissenschaft ist es unerlässlich, global zu agieren. Die Wissenschaft<br />
geht so schnell voran, dass es sich einfach niemand leisten<br />
kann, alleine in einem Vakuum zu arbeiten.<br />
Zusammen mit Edwin Krebs haben Sie bestimmte Mechanismen entdeckt,<br />
die die Stoffwechselvorgänge in Organismen steuern, Proteine,<br />
die eine wichtige Rolle beim Zusammenwirken der Zellen spielen.<br />
Was ist es, das den inneren Rhythmus des Körpers bestimmt?<br />
Der Stoffwechsel ist ein sehr dynamischer Prozess. Aber er ist nicht<br />
der einzige Mechanismus, der die „innere Uhr“ des Körpers ausmacht.<br />
Eine Zelle zum Beispiel hat hunderttausende Elemente, die<br />
alle miteinander kommunizieren müssen. In mehrzelligen Organismen<br />
muss es eine gemeinsame Sprache geben, damit diese Zellen<br />
sich verständigen können. Sie müssen alle reguliert sein nach einem<br />
hochkomplexen System, das sich über dreieinhalb Milliarden Jahre<br />
entwickelt hat. Es sind die Zellen, die die Reaktionen, die Entwicklungen<br />
im Körper kontrollieren. Die Zellen haben auch einen Masterplan<br />
für ihren eigenen Tod, wenn die Zeit gekommen ist.<br />
Was war Ihr größtes Ziel als Wissenschaftler?<br />
Ich war nie der Typ, der auf der Suche nach dem „Heiligen Gral“<br />
der Wissenschaften war. Ich habe mit einer sehr begrenzten Frage-<br />
stellung begonnen, und dann ging es einfach weiter. Das ist es ja,<br />
was die Wissenschaft ausmacht: Ein Ergebnis wirft die nächste Frage<br />
auf, und die nächste Frage führt zum nächsten Experiment.<br />
Bisweilen dauert es, bis die wissenschaftliche Forschung konkrete<br />
Ergebnisse hervorbringt. Sind Sie ein ungeduldiger Mensch?<br />
Nein, überhaupt nicht. In der Regel ist die Öffentlichkeit ungeduldiger,<br />
als es die Wissenschaftler sind. Das Bild, das in den alten<br />
Filmen vermittelt wird – der Professor in seinem Labor mit vielen<br />
Reagenzgläsern, aus denen weißer Rauch steigt, und das Allheilmittel<br />
ist entdeckt –, das gibt es nicht. Wissenschaft ist harte Arbeit,<br />
wunderbare Arbeit, aber sie braucht Zeit. Ich bin Optimist. Ich bin<br />
sicher, dass wir bald die meisten tropischen Krankheiten geheilt<br />
haben werden, dass wir die meisten Formen von Krebs unter Kontrolle<br />
haben werden, weil wir die Natur dieser Krankheit besser verstehen.<br />
Eines Tages werden wir Stammzellen zur Heilung von<br />
Krankheiten einsetzen – das ist unvermeidlich, und ich verstehe<br />
nicht, warum sich so viele Menschen darüber erregen. ✺<br />
Seit 2000 fotografiert Peter Badge Nobelpreisträger. Dabei<br />
entstand ein einzigartiges Dokument der Geistesgrößen unserer<br />
Zeit: Der Bildband „Nobelpreisträger im Portrait“ erscheint<br />
auf Deutsch/Englisch im Ars Vivendi Verlag. Herausgeber ist<br />
die Stiftung Lindauer Nobelpreisträgertreffen am Bodensee.<br />
145 Nobelpreisträger gehören ihrer Stifterversammlung an.<br />
Sie fördert die Lindauer Treffen, die dem Austausch zwischen<br />
Laureaten und hochqualifizierten internationalen Nachwuchswissenschaftlern<br />
dienen. Infos unter www.lindau-nobel.de<br />
Edmond Fischer Vita<br />
Edmond H. Fischer, Amerikaner mit Schweizer Pass, einem österreichischen<br />
Vater und einer französischen Mutter, erhielt im Jahr 1992 zusammen mit seinem<br />
Kollegen Edwin G. Krebs den Nobelpreis für Medizin – für die Entdeckung<br />
der Mechanismen, die die Stoffwechselvorgänge in Organismen steuern.<br />
Ed – oder Eddy, wie er genannt werden will – wurde 1920 in Shanghai geboren,<br />
der Vater war Jurist und Kaufmann, die Mutter kam über Hanoi: Dorthin war<br />
ihr Vater von Paris kommend ausgewandert, ein namhafter Journalist, der in die<br />
Aufdeckung der Dreyfus-Affäre verwickelt war. Edmond Fischer, der in Genf auf<br />
ein Internat ging, wollte ursprünglich Musik auf dem Konservatorium studieren,<br />
entschied sich dann aber doch für die Wissenschaft und studierte Biochemie.<br />
1953 wanderte er in die USA aus. Er lehrte Biochemie an der University of<br />
Washington in Seattle. Wenn er nicht arbeitet oder reist, lebt er mit seiner Frau<br />
und Hund Alie in einem Haus auf Lopez Island, einer abgelegenen Insel nördlich<br />
von Seattle.<br />
<strong>Momentum</strong> 1· 2005<br />
13
Fotos: Getty Images (3), Mauritius Images (1), Zefa (1)<br />
Momente Chronobiologie<br />
Uhrwerk<br />
Orchidee<br />
Die Orchidee richtet ihre prächtigen Blüten nach<br />
der Sonne aus. Sie tut es auch, wenn die Sonne gar<br />
nicht da ist. Denn die sinnlichste aller Blumen<br />
tickt nach ihrer eigenen biologischen Uhr<br />
Text Norbert Misch-Kunert<br />
14 <strong>Momentum</strong> 1· 2005<br />
D<br />
er französische Naturforscher und Astronom Jean Jacques d'Ortous<br />
de Mairan studierte voller Faszination die Blattbewegungen<br />
seiner Blumen: Sie folgten mit ihren Blättern tagsüber der<br />
Sonne und falteten sie nachts zusammen. De Mairan fragte<br />
sich, ob diese Bewegungen auch dann noch auftreten<br />
würden, wenn die Pflanzen die Sonne nicht sehen können.<br />
Mit einem Experiment versuchte er, darauf eine<br />
Antwort zu finden. Er sperrte seine Blumen kurzerhand für mehrere<br />
Tage in einen dunklen Wandschrank und öffnete ihn immer nur kurz,<br />
um nachzuschauen, wie sie sich verhielten. Was er entdeckte, war höchst<br />
erstaunlich: Jeden Morgen entfalteten die Blumen pünktlich zum Sonnenaufgang<br />
ihre Blätter, drehten sie im Laufe des Tages und schlossen<br />
sie mit Einbruch der Nacht wieder. De Mairan folgerte daraus, dass die<br />
Pflanzen offenbar eine innere Zeitmessung besitzen mussten.
<strong>Momentum</strong> 1· 2005<br />
15
Momente Chronobiologie<br />
16 <strong>Momentum</strong> 1· 2005<br />
Das richtige<br />
Timing<br />
sichert das Überleben
In jeder Orchidee tickt ...<br />
eine biologische Uhr. Im Gegensatz zu künstlichen<br />
Zeitmessern rechnen biologische nicht<br />
in Sekunden oder Minuten. Sie entnehmen<br />
ihre Bezugszeit nicht dem regelmäßigen<br />
Ausschlag eines Pendels oder den Oszillationen<br />
eines Quarzkristalls. Stattdessen sind<br />
es die anschwellenden und absinkenden<br />
Konzentrationen bestimmter Stoffe in den<br />
Zellen, die die Uhren zum Ticken bringen<br />
und ihre Rhythmen synchronisieren<br />
Das war im Jahr 1729. 30 Jahre später wiederholte ein<br />
Landsmann von de Mairan den Versuch. Henri-Louis du<br />
Monceau war davon überzeugt, dass die Blumen de<br />
Mairans einfach nicht gut genug isoliert gewesen<br />
waren. Er verschloss die Pflanzen deshalb in einer<br />
Truhe, umhüllte sie mit dicken Wolldecken und stellte<br />
sie zusätzlich in einen Wandschrank. Zu unterschiedlichen<br />
Zeiten packte er die Pflanzen wieder aus und<br />
musste feststellen: Jedesmal streckten sie ihre Blätter<br />
genau in Richtung der für sie unsichtbaren Sonne. Die<br />
Pflanze schaffte es offenbar, den Ablauf der Zeit unabhängig<br />
vom Sonnenlicht zu messen: Sie folgte also nicht<br />
einfach den äußeren Reizen, sondern musste tatsächlich<br />
eine Art innere Uhr besitzen.<br />
Bei unserer Orchidee und den meisten<br />
anderen Organismen finden sich natürliche Rhythmen,<br />
die durch einen inneren Schrittmacher gesteuert werden.<br />
Ihre zeitliche Spanne reicht dabei von wenigen Sekunden<br />
Dauer über Minuten- oder Stundentakte bis hin zu tagesoder<br />
jahresperiodischen Schwankungen. Weil unser Planet<br />
sich um sich selbst dreht, gibt es den Wechsel von Tag und<br />
Nacht, einen der wichtigsten Zeitgeber unserer Umwelt. Gleichzeitig<br />
kreist die Erde aber auch um die Sonne. Aus ihrer elliptischen<br />
Bahn und der Neigung der Erdachse zu dieser Bahn folgen<br />
die Jahreszeiten. Alle biologischen Uhren, so mutmaßen die Forscher<br />
der Chronobiologie, haben sich als Anpassung an das Leben auf einer<br />
sich drehenden Welt entwickelt. Pflanzen, Tiere, Menschen haben sich<br />
damit nicht nur auf die von der Natur vorgegebenen Zyklen eingestellt –<br />
ihre eigenen Rhythmen „ahnen“ die regelmäßigen Wechsel in der Umwelt<br />
oft sogar voraus.<br />
Obwohl der Wechsel von Tag und Nacht ja kaum zu übersehen<br />
ist, reicht es für die meisten Organismen nicht aus, einfach die äußeren Reize als<br />
Zeitgeber zu nutzen. Sie brauchen ihre innere Uhr, um bestimmte Veränderungen<br />
schon im Vorhinein zu erkennen. So greift unsere Orchidee, deren wichtigste Stoffwechselleistung<br />
die Photosynthese ist, dem Sonnenaufgang vor: Sie aktiviert ihren Photosyntheseapparat,<br />
noch ehe es hell wird. Ein von der inneren Uhr gesteuerter Tagesablauf ist auch<br />
für die Koordination unterschiedlicher Organismen wichtig. Viele Pflanzen öffnen und schließen<br />
die Blüten zu bestimmten Zeiten. Andere Pflanzen, deren Blüten mehrere Tage hintereinander geöffnet<br />
sind, produzieren Duftstoffe und Nektar nur zu bestimmten Uhrzeiten. Die Bestäuber merken sich die<br />
günstigen Zeiten und stellen ihre Besuche darauf ein. Das richtige „Timing“ kann also für das Weiterbestehen<br />
der Art regelrecht überlebenswichtig sein. Deshalb muss sich die biologische Uhr auch immer<br />
wieder den äußeren Bedingungen anpassen und kann daher von äußeren Faktoren korrigiert oder<br />
nachgeeicht werden. Der wichtigste Zeitgeber ist dabei der Tag-Nacht-Wechsel. Die Anpassung hat aber<br />
auch Grenzen. In der Regel können die Zyklen der inneren Uhr immer nur um wenige Stunden auf einmal<br />
verstellt werden. Eine zentrale Steuerung der inneren Uhren oder Schrittmacher bei Pflanzen<br />
<strong>Momentum</strong> 1· 2005<br />
17
Momente Chronobiologie<br />
wie unserer Orchidee hat die Chronobiologie<br />
bis dato nicht gefunden. Zur<br />
Zeit geht die Forschung davon aus, dass<br />
die Photosynthese und damit verbundene<br />
Bewegungen von mehreren, über die<br />
ganze Pflanze verteilten Uhren gesteuert<br />
wird. Für andere täglich vorkommende<br />
Ereignisse, zum Beispiel die Erneuerung<br />
des Photosyntheseapparates, konnte auch<br />
eine direkte Lichtwirkung auf die Genexpression<br />
nachgewiesen werden. Die<br />
innere Uhr ist also auch in den Genen verankert.<br />
Nicht nur der faszinierende<br />
Rhythmus ihrer Blattbewegungen – das sichtbare<br />
Ticken ihrer inneren Uhr – macht die Orchidee<br />
zu einer überaus begehrten Pflanze. Orchideen<br />
wachsen mit Ausnahme der Antarktis auf jedem<br />
Kontinent dieser Erde. Aufgrund ihrer enormen<br />
Vielfalt gibt es sie außer in Wüsten in fast jeder Vegetationszone.<br />
Selbst oberhalb des nördlichen Polarkreises<br />
und in Patagonien findet man Orchideen. Der Großteil<br />
der Arten wächst allerdings in den Tropen und Subtropen,<br />
hauptsächlich in Südamerika und Asien. Etwa 1.000 Gattungen<br />
mit 15.000 bis 30.000 Arten werden von den Botanikern anerkannt,<br />
und auch heute noch werden unbekannte Arten entdeckt.<br />
Keine andere Pflanzenfamilie weist ein solches<br />
Spektrum von Formen und Farben der Blüten auf. Die Größe der Blüten<br />
variiert von einigen Millimetern bis zu 20 Zentimetern und mehr pro Blüte.<br />
Das Farbspektrum der Orchideen-Blüten reicht dabei von zartem Weiß über<br />
Grün- und Blautöne bis zu kräftigen Rot- und Gelbtönen. Viele der Blüten sind<br />
mehrfarbig. Die Blütenstände der Orchideen sind in der Regel traubenförmig. An ihnen<br />
können sich je nach Art bis zu hundert und mehr Blüten ausbilden. Daneben gibt es aber<br />
auch eine Vielzahl von Orchideen, die nur einblütig sind. Bei einigen Arten bilden sich nacheinander<br />
mehrere Blüten an demselben Blütentrieb, wobei jedoch nie mehr als eine Blüte geöffnet ist.<br />
Kein Wunder also, dass die Orchideenkultur in den letzten Jahrzehnten immer populärer wurde. Das große<br />
Angebot an Kulturhybriden ermutigt immer mehr Amateure, in den heimischen Zimmern, Vitrinen und<br />
Gewächshäusern Orchideen zu kultivieren. Diese Popularität hat zwar auch dazu geführt, dass die Jagd nach<br />
dem Besonderen, dem Einzigartigen, dem Besitz besonders hochwertiger Pflanzen wieder aktueller ist denn<br />
je – für besonders rare Exemplare werden in Japan oder den USA enorm hohe Preise gezahlt. Doch für den<br />
Einstieg in dieses bezaubernde Hobby muss man nicht tief in die Tasche greifen: Die groß angelegte<br />
Orchideenzucht in Taiwan, Thailand und den Niederlanden hat dazu geführt, dass eine blühende Orchidee<br />
im Topf nicht mehr kostet als ein durchschnittlicher Blumenstrauß. Und dafür bekommt man ja nicht nur eine<br />
bezaubernde Pflanze, sondern auch eine faszinierende biologische Uhr. ✺<br />
18 <strong>Momentum</strong> 1· 2005
Blütenpracht<br />
von 30.000<br />
Arten<br />
<strong>Momentum</strong> 1· 2005<br />
19
Zeitzonen Singapur<br />
Fernost<br />
Text Paul Hicks & Elaine Meyers<br />
Singapur: Eine kleine<br />
Tropeninsel erlebt den<br />
grossen Aufschwung und<br />
bietet dem anspruchsvollen<br />
Reisenden die<br />
ganze Fülle ihrer Vielfalt<br />
20 <strong>Momentum</strong> 1· 2005<br />
Zeitraffer<br />
Fotos: © zefa/masterfile/R.Ian LIoyd, IFA Bilderteam, Kirchgessner/Laif, © Massimo Mastrorillo/CORBIS; lllustration: Nadia Gashaj
Eine Boomtown erwacht zum Leben – oder schläft sie nie? Die Skyline von Singapur in der Morgendämmerung<br />
<strong>Momentum</strong> 1· 2005<br />
21
Zeitzonen Singapur<br />
Nachdem sich die strengen Regeln für die Öffnungszeiten in den letzten Jahren gelockert haben, ist das Nachtleben von Singapur in Schwung gekommen.<br />
Bars, Restaurants und Clubs stellen auch die anspruchsvolle Jetset-Klientel zufrieden – wie hier im Upper Club<br />
S<br />
eit 1819, als der Beauftragte der British East India<br />
Company, Sir Stamford Raffles, auf der tropischen<br />
Insel eine Kolonie gründete, erlebt das Eiland einen<br />
Wirtschafts-Boom nach dem anderen. Das Fundament<br />
für den Erfolg legte eine kaufmännisch orientierte<br />
Gemeinschaft, deren Traditionen der Inselstaat<br />
am südlichen Zipfel der Halbinsel Malaysia bis heute<br />
treu bleibt. So steht das kleine Singapur mit seinem wirtschaftlichen<br />
Erfolgsstreben und seiner Infrastruktur großen Metropolen in nichts nach<br />
und spielt als Globalplayer in der obersten Liga mit. Doch die Insel<br />
kann auch aus einem anderen Grund stolz auf sich sein: Singapur feiert<br />
dieses Jahr 40 Jahre Unabhängigkeit.<br />
Als Singapur im Jahre 1965 seine Unabhängigkeit<br />
erlangte, trat es das Erbe von 150 Jahren britischer Herrschaft an: die<br />
kulturelle Vielfalt einer Einwanderergesellschaft und eine auf Wiederausfuhr<br />
konzentrierte Wirtschaft. Gleichzeitig tauchten neue Probleme<br />
auf. Unter der Führung des Gründervaters Lee Kwun Yew hatte das<br />
Land mit aufreibender Armut, chronischer Arbeitslosigkeit, einer hohen<br />
22 <strong>Momentum</strong> 1· 2005<br />
Analphabetenrate und innenpolitischer Unsicherheit zu kämpfen.<br />
Doch eine Reihe rigoroser sozialer und wirtschaftlicher Maßnahmen<br />
verwandelten Singapur bald in ein wahres Wirtschaftswunder. Das<br />
starke wirtschaftliche Wachstum hielt mehrere Jahrzehnte an, bis Mitte<br />
der 90er Jahre. Dann begannen Wirtschaftszweige wie das produzierende<br />
Gewerbe einzubrechen; die parallel zum Wirtschaftswachstum<br />
gestiegenen gesellschaftlichen Ansprüche der Bevölkerung konnten<br />
nicht mehr ausreichend befriedigt werden. Um Schritt zu halten, verlagerte<br />
man den Schwerpunkt weg von Arbeitskräfte-intensiven Branchen<br />
hin zum Wissens- und Dienstleistungssektor. Zudem bemühte sich die<br />
Regierung von Singapur, ihre bekanntermaßen strengen Gesetze angemessen<br />
zu lockern.<br />
Zurzeit entsteht in Singapur für mehrere Milliarden<br />
Dollar ein neues Geschäftsviertel mit Yachthafen an der Bucht. Außerdem<br />
sind zwei riesige Ferienanlagen geplant, die Megahotels, Restaurants<br />
und die bereits viel diskutierten Casinos bieten werden. Diese<br />
Großprojekte werden bis etwa 2015 abgeschlossen sein, und man liebäugelt<br />
damit, dass sich der Tourismus-Umsatz exorbitant steigert. Als
ein Highlight gilt das 2002 eröffnete Kunstforum Esplanade-Theatres.<br />
Die einzigartige Architektur des Bauwerks – es erinnert teilweise an<br />
die stachelige Durian-Frucht – erregte mehr öffentliches Aufsehen als<br />
die dargebotene Kunst. Die meisten Besucher überrascht jedoch, dass<br />
trotz der Modernität dieser Stadt so vieles an traditioneller asiatischer<br />
Kultur erhalten blieb: Von den Briten errichtete Enklaven, die seinerzeit<br />
dazu dienten, die größten Bevölkerungsgruppen – Chinesen,<br />
Malaien und Inder – voneinander zu trennen, spiegeln nun diese<br />
einmalige multikulturelle Gesellschaft wider: das malaiische Viertel<br />
Kampong Glam, Chinatown, Little India und die europäische Altstadt,<br />
heute auch als Civic District bekannt. In diesen Vierteln finden sich<br />
heute viele Beispiele typisch asiatischer und europäischer Architektur<br />
sowie eine lebendig-bunte Mischung aus traditionellen Geschäften und<br />
hippen, modernen Läden. Zudem existiert mitten in Singapur noch ein<br />
ursprünglicher tropischer Regenwald. Im Naturschutzgebiet Central<br />
Catchment (MacRitchie) können Besucher über den „Tree Top Walk“ –<br />
eine 250 Meter lange Hängebrücke – gehen und das Dach des Dschungels<br />
aus der Vogelperspektive bewundern.<br />
Am besten lässt sich das vielfältige Angebot der<br />
Stadt von einem der vielen Fünf-Sterne-Hotels aus genießen, wie dem<br />
charismatischen und stilvollen Raffles Hotel. 1827 von armenischen<br />
Unternehmern errichtet, besticht dieses Haus auch mit vielen Kunstwerken<br />
und Artefakten, die in der Lobby, den öffentlichen Räumen,<br />
den Zimmern und im Privatmuseum ausgestellt sind und an die bewegte<br />
Geschichte des Hauses erinnern. Auch das legendäre Fullerton<br />
Hotel überzeugt mit individuellem Charme: Das Gebäude, einst das<br />
Hauptpostamt Singapurs, ist ein hervorragendes Beispiel für die Architektur<br />
des Neoklassizismus. Jedoch noch etwas extravaganter sind die<br />
kleinen „Boutique“-Hotels, die in den letzten Jahren in Chinatown<br />
eröffnet haben. Meist in historischen Gebäuden untergebracht, sind<br />
diese Hotels sehr modern eingerichtet, jung und hip. So ist das Scarlet,<br />
wie der Name schon ahnen lässt, gewagt, dramatisch und sexy. Ebenso<br />
hip ist der schräge Chic des Hotels 1929. Ein weiteres Boutique-Hotel eröffnet<br />
in den kommenden Monaten in einem alten Filmpalast.<br />
Der in Singapur lebende Sänger und Komponist<br />
Dick Lee schrieb in den 1980er Jahren ein Musical mit dem Titel „Fried<br />
Rice Paradise“. Und nicht umsonst hat er damit eines seiner größten<br />
Projekte nach einem Gericht benannt: Singapur ist berühmt als kulinarische<br />
Metropole und bietet eine Reihe<br />
unterschiedlicher Küchen und unvergleichlicher<br />
Gaumenfreuden. Probieren Sie<br />
eines der Super-Büffet-Restaurants, die die<br />
Stadt in diesem Jahr im Sturm erobert<br />
haben. Das bekannteste unter ihnen ist The<br />
Line im Shangri-La Hotel. Eingerichtet von<br />
In Singapur existieren die<br />
verschiedenen Religionen<br />
friedlich nebeneinander –<br />
hier: Hindu-Figuren an der<br />
Wand eines Tempels<br />
Adam Tiharny, der für seine Arbeit am Le Cirque in Las Vegas berühmt<br />
ist, bietet das The Line eine nahezu endlose Speisekarte in exquisitem<br />
Ambiente. Im Grand Hyatt Singapur liegt Straits Kitchen, wo man den<br />
Köchen bei der Zubereitung der typisch singapurischen Gerichte<br />
zusehen kann. Durch die offene Küche wird Ihre Mahlzeit zu einer authentischen<br />
Erfahrung. Besonders stilvoll isst man im My Humble<br />
House, wo moderne chinesische Küche serviert wird. Und das hippste<br />
neue chinesische Restaurant der Stadt ist das Xi Yan. Im oberen Stockwerk<br />
eines typischen Terrassenhauses kann man hier ganz privat<br />
dinieren – ohne Hinweisschild, ohne Speisekarte, aber mit<br />
unglaublich gutem Essen. Da die Tischzahl sehr begrenzt ist, sollte<br />
man unbedingt reservieren. Eine eher kuriose Alternative ist das chinesische<br />
Imperial Herbal Restaurant: Wenn Sie möchten, untersucht hier<br />
ein Kräuterkundiger zunächst Ihre Zunge und stellt Ihnen dann das<br />
geeignete Menü zusammen, das Ihr Yin und Ihr Yang wieder in Einklang<br />
bringt. In den Imbissen und einfacheren Restaurants ist die<br />
<strong>Momentum</strong> 1· 2005<br />
23
Zeitzonen Singapur<br />
24 <strong>Momentum</strong> 1· 2005<br />
Als Hommage zum 40.<br />
Geburtstag von Singapur<br />
präsentierte <strong>Glashütte</strong><br />
<strong>Original</strong> das Uhren-Modell<br />
„1965 Singapur“ – mit einem<br />
Zifferblatt aus Meissener<br />
Porzellan, auf dem eine<br />
Singapur-Karte abgebildet<br />
ist. Die Uhr ist auf 40<br />
Exemplare limitiert – zwei<br />
in Platin, zehn in Roségold<br />
und 28 in Edelstahl<br />
chinesische Küche mit Sicherheit besonders beliebt, doch es gibt an<br />
der vordersten gastronomischen Front auch einige sehr gute Restaurants<br />
mit exzellenter westlicher Cuisine. Zum besten italienischen Essen<br />
gehört das im San Marco at the Lighthouse. Das Restaurant liegt in<br />
einem alten Leuchtturm und bietet nicht nur den Charme eines einzigartigen<br />
Panoramas der Bucht, sondern auch hervorragende Küche.<br />
Den ersten Platz für Essen unter fast freiem Himmel und einen ebenfalls<br />
spektakulären Blick gewinnt das Fischrestaurant The Cliff. Auf der<br />
Erholungsinsel Sentosa gelegen, blickt dieses Restaurant auf die Meerenge<br />
von Singapur, in deren Wasser sich die Lichter der Schiffe spiegeln,<br />
die in den belebten Hafen einlaufen. Und auch das französische Restaurant<br />
Les Amis Au Jardin ist konkurrenzlos romantisch, befindet es sich<br />
doch im weltberühmten botanischen Garten Singapurs in einem typischen<br />
„Black & White“-Wohnhaus – so benannt nach der eigentümlichen<br />
Farbgebung.<br />
Die Singapurer scherzen gerne, dass Shoppen ihre<br />
liebste Freizeitbeschäftigung sei. Und mit einem Einkaufszentrum an<br />
fast jeder Ecke, edlen Couture-Geschäften, einem immensen Angebot<br />
an Luxusartikeln und einer guten Mischung von asiatischen und westlichen<br />
Produkten scheint dies zu stimmen. Ein Muss ist der Besuch der<br />
Orchard Road, wo Einkaufspassagen dicht an dicht liegen. Sie wissen<br />
nicht, wo Sie anfangen sollen? Das Paragon ist die ideale Poolposition:<br />
In kolonialem Glanz zeigt sich das<br />
Raffles Hotel, das zur Spitzenklasse<br />
der internationalen Hotellerie zählt.<br />
Dank seiner verkehrsgünstigen Lage<br />
im Stadtzentrum ist es ein optimaler<br />
Ausgangspunkt für Shoppingtouren<br />
und Museumsbesuche<br />
Der vor kurzem aufgepeppte<br />
Einkaufstempel vereint einige<br />
der besten Designlabels unter<br />
seinem Dach, wie Gucci, Valentino<br />
und Salvatore Ferragamo.<br />
Noch weit mehr Designer finden<br />
Sie gegenüber im Ngee<br />
Ann City. Mit 100.000 Quadratmetern Verkaufsfläche auf sieben Etagen<br />
ist es das größte Einkaufszentrum Singapurs. Hier sind Boutiquen und<br />
Showrooms auf internationalem Top-Niveau zu Hause. Trendige, ungewöhnlichere<br />
Mode junger asiatischer Designer gibt es in The Heeren<br />
Shops. Urbaner Chic und individuelle Mode dominieren hier – Vintage-<br />
Stücke und koreanischer oder japanischer Stil für einen sehr individuellen,<br />
trendy Look.<br />
Die Lockerung der strengen Gesetze in letzter Zeit und<br />
die Eröffnung neuer Bar- und Music-Lounges haben das Nachtleben<br />
und die Club-Szene in Singapur deutlich belebt. Für einen gepflegten<br />
Drink vor dem Abendessen bietet sich die Bar Opiume am Empress
Kein Gedanke an Schlaf – das Herz der Wirtschaftsmetropole schlägt nachts so laut wie am Tag. Abends haben die tropischen Temperaturen den idealen<br />
Wärmegrad erreicht – zahlreiche Restaurants laden zum Dinner unter freiem Himmel ein<br />
Place an. Direkt am Wasser gelegen, verbindet diese<br />
wunderschöne Bar östliche Exotik, Kolonialstil<br />
und westliche Eleganz in perfekter Ausgewogenheit.<br />
Anschließend können Sie sich die Höhenluft<br />
zu Kopf steigen lassen: in der New Asia Bar im 71.<br />
Stockwerk eines Hochhauses. Ab 22 Uhr, wenn die<br />
Young Professionals den Laden stürmen, beginnt<br />
die Party, vorwiegend am Wochenende. Clubgänger<br />
haben es leicht in Singapur: Es gibt einen Club, der<br />
das Nachtleben so souverän beherrscht, dass Sie<br />
nicht lange zu überlegen brauchen, wohin Sie gehen<br />
sollen. Zouk hat das Clubleben nach Südostasien<br />
gebracht, und die bekanntesten internationalen DJ-<br />
Größen legen hier regelmäßig auf. Der Club in der<br />
alten Lagerhalle besitzt zwei Bars, eine große Tanzfläche<br />
und eine kleinere – Velvet Underground –<br />
für die anspruchsvollere Szene. Frisch renoviert<br />
und erst im Oktober wieder eröffnet, sieht das Zouk<br />
fantastisch aus und gilt als der Nightlife-Tipp<br />
schlechthin. Doch die Konkurrenz schläft nicht: Ab<br />
Dezember wird auch im neuen britischen Super-<br />
Club Ministry of Sound scharf aufgelegt. ✺<br />
Information Singapur<br />
Übernachtung<br />
Raffles Hotel, 1 Beach Rd., Tel. +65-6337-1886, www.raffles.com · The Fullerton, 1 Fullerton Square,<br />
Tel. +65-6733-8388, www.fullertonhotel.com · The Scarlet, 33 Erskine Rd., Tel. +65-6511-3333,<br />
www.thescarlethotel.com · Hotel 1929, 50 Keong Saik Rd., Tel. +65-6347-1929, www.hotel1929.com<br />
Essen & Trinken<br />
The Line Shangri-la Hotel, 22 Orange Grove Rd., Tel. +65-6213-4275, www.shangri-la.com ·<br />
Straits Kitchen Grand Hyatt, 10 Scotts Rd., Tel. +65-6416-7114, www.hyatt.com · My Humble House,<br />
#02-17/29 Esplanade Mall, 8 Raffles Ave., Tel. +65-6423-1881 · Xi Yan, 38A Craig Road, Tel. +65-9695-<br />
4957 · Imperial Herbal Restaurant, 3/F, Metropole Hotel, 41 Seah St., Tel. +65-6337-0491,<br />
www.metrohotel.com · Iggy’s The Regent, 1 Cuscaden Rd., Tel. +65-6732-2234, www.regenthotels.com ·<br />
San Marco at the Lighthouse The Fullerton, 1 Fullerton Square, Tel. +65-6438-4404,<br />
www.fullertonhotel.com · The Cliff The Sentosa Resort & Spa, 2 Bukit Manis Rd., Tel. +65-6275-0331,<br />
www.thesentosa.com.sg · Les Amis Au Jardin Singapore Botanic Gardens, EJH Corner House,<br />
2 Cluny Rd., Tel. +65-6466-8812<br />
Shopping<br />
Paragon, 290 Orchard Rd. · Ngee Ann City, 391 Orchard Rd., www.ngeeanncity.com.sg · The Heeren<br />
Shops, 260 Orchard Rd. · Lucky Plaza, 304 Orchard Rd., www.luckyplaza.com.sg · Millenia Walk,<br />
9 Raffles Boulevard<br />
Party<br />
Bar Opiume Asian Civilisations Museum, 1 Empress Place., Tel. +65-3669-2876 · New Asia Bar,<br />
71 Floor, Swissotel The Stamford, 2 Stamford Rd., Tel. +65-6431-6654 · Zouk, 17 Jiak Kim St.,<br />
Tel. +65-6738-2988 · Upper Club, 02–01A, Chijmes, Victoria Street, Tel. +65-6338-1313<br />
Weitere Informationen finden Sie auf der Webseite der Tourismusbehörde Singapur unter<br />
www.visitsingapore.com<br />
<strong>Momentum</strong> 1· 2005<br />
25
Zeitströmung Berghotels<br />
Ganz oben –<br />
Manchmal wollen wir einfach nur flüchten. Raus aus<br />
dem Alltag. Durchatmen. Zur Ruhe kommen – die Zeit anhalten.<br />
eine Design-Exkursion zu neuen Berghotel-Enklaven<br />
Text Christiane Bertelsmann<br />
26 <strong>Momentum</strong> 1· 2005<br />
wo Momente stillstehen
Direkt vor dem Hotel lockt das Berg-Abenteuer:<br />
Gäste auf Exkursion in der Atacama-Wüste, einer der<br />
abwechslungsreichsten Landschaften der Welt<br />
(links). Entspannen in edlem Ambiente: Italiens<br />
Design-Star Mattheo Thun gestaltete das Vigilius<br />
Mountain Resort in Südtirol (rechts)<br />
Oft reicht es schon, nur einmal die Perspektive zu<br />
wechseln, um einiges klarer zu sehen – solche Momente<br />
findet man in den Bergen. Denn dort sind<br />
wir unserem normalen Leben im wahrsten Sinne<br />
des Wortes entrückt. Fern ist der Alltag, weit weg,<br />
so klein wie die Menschen und Häuser unten im<br />
Tal. „In den Bergen bekommen die Gedanken ihren freien Lauf, und<br />
es gibt eigentlich keine größere wesentliche Entscheidung, die ich<br />
nicht da getroffen hätte“, schrieb der Psychologe Viktor E. Frankl.<br />
Manche Menschen scheuen den Berg-Genuss – denn<br />
sie fürchten, auf dem Weg dorthin auf den gewohnten Komfort<br />
verzichten zu müssen. Übernachten im Zelt oder in einfachen<br />
Berghütten – das mag nicht jeder. Und doch will man hin. „Wenn<br />
wir die Landschaft nicht exportieren können, bringen wir die<br />
Touristen zu ihr“, war deshalb die Idee von Sir William Cornelius<br />
Van Horne, dem Direktor der Canadian Pacific Railway Company.<br />
Mit der Eisenbahn, die die kanadische Wildnis mit dem Rest der<br />
Zivilisation verband, kamen die Hotels. Kleine, bescheidene erst<br />
einmal, die dann immer größer wurden. Den Anfang als erste Nobelherberge<br />
im Gebirge der Neuzeit machte das 1989 eröffnete Fairmont<br />
Chateau Whistler. Ein weißes, von grünen Türmchen und<br />
Erkern gekröntes monumentales Traumschloss, direkt am Fuß der<br />
Blackcomb Mountains in British Columbia. Neben den gewohnten<br />
Berg-Aktivitäten werden sogar Bären-Safaris angeboten. Und wenn<br />
man zurückkommt von seinen Abenteuern, zurück in das Bergschloss<br />
mit seinen 550 Zimmern und Suiten, dann fehlt es an<br />
nichts. Das finden auch prominente Gäste wie internationale Filmstars<br />
und Persönlichkeiten aus der Finanzwelt, die hier gerne hinfahren.<br />
„Luxus an der Türschwelle zum Abenteuer“ – das hat man<br />
sich im Whistler zur Aufgabe gemacht.<br />
Irgendwo im Nirgendwo, mitten in einer der trockensten<br />
Wüsten der Welt, der Atacama in Chile, hoch auf 2.400 Meter<br />
<strong>Momentum</strong> 1· 2005<br />
27
Zeitströmung Berghotels<br />
liegt das Explora Atacama. Der lang gestreckte, flache Bau erinnert<br />
an eine Indio-Ranch. Für den chilenischen Architekten und Designer<br />
Germán de Sol stand an oberster Stelle, das Haus optimal in<br />
die Landschaft einzubetten. De Sol geht so weit, dass er die Grenzen<br />
zwischen innen und außen verschwimmen lässt. Durch die<br />
riesigen Panoramafenster ist die Wüste ständig präsent. Ein<br />
täuschendes Spiel der Sinne. Die Materialien, die er verwendet hat,<br />
kommen ebenfalls aus der Umgebung. Und selbst die Farben hat<br />
er nach innen geholt: das Weiß der Salzseen, das Gelb der nahen<br />
Schwefelquellen und das leuchtende Türkis. So türkis wie das oxydierte<br />
Kupfer der Minen, die man auf einem der Ausflüge entdecken<br />
kann. Erkundungen und Entdeckungen – das spiegelt nicht<br />
nur der Name „Explora“ wider. Zu entdecken gibt es unendlich<br />
viel: heiße Quellen, Vulkane, Flamingos an den Salzseen. Wer mag,<br />
kann sogar eine Zeitreise in die Vergangenheit wagen und bei Ausgrabungen<br />
alter Indio-Kultstätten mitwirken. Auch der Spaß<br />
kommt nicht zu kurz im Explora Atacama: Wenn die Küchenmannschaft<br />
besonders gut gelaunt ist, lädt sie zum Sandsurfen ein.<br />
Immer die Wüstendüne hinunter. Da fühlt man sich dann wie ein<br />
Kind, das beim Spielen die Zeit vergessen hat.<br />
Wer an Berge denkt, denkt oft zuerst an den Himalaya.<br />
An Nepal und vielleicht auch an das verträumte Bhutan. Kaum jemand<br />
hat das Dach der Welt so poetisch beschrieben wie der<br />
Schriftsteller James Hilton: „Eine Ansammlung bunter Pavillons<br />
schmiegt sich an den Berghang, und zwar nicht etwa mutwillig und<br />
28 <strong>Momentum</strong> 1· 2005<br />
verbissen wie eine Burg am Rhein, sondern eher mit der zufälligen<br />
Zartheit von Blütenblättern, die an einer Klippe hängen geblieben<br />
sind“, kann man in seinem 1933 verfassten Roman „Lost Horizon“<br />
nachlesen. Im neu eröffneten Aman Resort Amankora spürt man<br />
diese Atmosphäre. Das Haus ist im traditionellen Pagoden-Stil<br />
errichtet. Innen dominiert eher japanisch anmutende schlichte Eleganz.<br />
Die fünf Asia-Elemente Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser<br />
beherrschen die Räumlichkeiten: Wandtäfelungen aus Holz mit<br />
metallenen und roten Deko-Elementen, offene Kamine, traditionelle<br />
Ton-Ziegel sowie Bemalungen aus Erdfarben und stets der<br />
Ausblick auf die verschneiten Gipfel. Schon durch die räumliche<br />
Nähe zu den wichtigsten religiösen Stätten des Landes bekommen<br />
die Tage im Amankora etwas Kontemplatives, ja Meditatives. Da ist<br />
es nicht verwunderlich, dass es einen eigenen Yoga-Raum mit<br />
gläserner Front gibt. Von hier aus wandert der Blick über die Berg-<br />
Silhouetten, während die Gedanken sich zu verlieren beginnen ...<br />
Anspruchsvolle Architektur passt sich ihrer Umgebung<br />
an. Der italienische Architekt Mattheo Thun geht einen Schritt<br />
weiter. Er möchte eine Verschmelzung mit der Natur. Im Vigilius<br />
Mountain Resort, hoch oben in<br />
Schön wie ein See: am Pool des<br />
Explora Atacama mitten in der<br />
Wüste, hoch auf 2.400 Metern<br />
(links). Meditative Momente und<br />
Exkursionen zu buddhistischen<br />
Tempeln oder in das Himalaya-<br />
Gebirge bietet das Aman Resort<br />
Amankora in Bhutan, wo<br />
schlichter Asia-Style dominiert<br />
einer Höhe von 1.500 Metern am<br />
Berghang des Vigiljochs in Südtirol<br />
gelegen und nur per Seilbahn zu<br />
erreichen, hat er das Experiment<br />
gewagt. Herausgekommen ist ein<br />
flacher Bau aus Glas und Holz,<br />
sehr klar, sehr transparent. Das Interieur<br />
ist eine gelungene Symbiose<br />
aus modernen Designermöbeln<br />
und ländlich-bäuerlichen Gegenständen<br />
– ohne dass der Kuhfellbezug<br />
auf dem Designersofa oder<br />
der hellblaue Bauernschrank<br />
niedlich oder kitschig wirken würden.<br />
Je näher man den Bergen<br />
kommen kann, umso besser. Fast<br />
auf Tuchfühlung ist man in der<br />
Schweiz, in Zermatt genau gesagt.<br />
Auf einer Sonnenterrasse hoch<br />
über dem bekannten Alpinisten-<br />
Mekka eröffnet Anfang 2006 das<br />
Designhotel „The Omnia“, das jetzt<br />
schon als Geheimtipp gehandelt<br />
wird – sowohl bei Design- als<br />
auch bei Bergkennern. Hier hat
Mitten in der Schweiz wurde das moderne und einzigartige Hotel La Claustra in den Gotthard-Fels hineingebaut<br />
man seinen ganz persönlichen Gipfelblick auf den Berg der Berge<br />
in den Alpen – das Matterhorn.<br />
Wie ein Bergeremit auf Zeit fühlen kann man sich in<br />
der postmodernen Klosterherberge La Claustra. Doch keine Sorge,<br />
auch wenn der Name anderes anklingen lässt – hier fehlt es nicht<br />
an Komfort. Das in den Berg hineingebaute Hotel, an das ein Kommunikations-<br />
und Forschungszentrum angeschlossen ist, wurde<br />
nach den Ideen des Künstlers und Soziologen Jean Odermatt entworfen<br />
und liegt mitten im Fels des Gotthards. Die Gestaltung der<br />
Anlage schafft im Zusammenspiel mit den natürlichen Elementen<br />
wie Fels, Wasser, Licht und Feuer ein Ambiente, in dem die<br />
herkömmlichen Vorstellungen von Raum und Zeit koordinatenlos<br />
werden. Eine zeitlose Reise nach innen kann hier ihren Anfang<br />
nehmen. ✺<br />
Chateau Whistler, Kanada<br />
Whistler, British Columbia<br />
Tel. +1-604-938-8000<br />
Fax +1-604-938-2291<br />
www.fairmont.com<br />
Explora Atacama, Chile<br />
San Pedro de Atacama<br />
Tel. +56-2-206 60 60<br />
Fax +56-2-228 46 55<br />
www.explora.com<br />
Aman Resort Amankora, Bhutan<br />
Paro Valley<br />
Info-Tel. +65-6887-3337<br />
Fax +65-6887-3338<br />
www.amanresorts.com<br />
Hotels Kontakt<br />
Vigilius Mountain Resort, Italien<br />
Lana, Südtirol<br />
Tel. +39-0473-556-600<br />
Fax +39-0473-556-699<br />
www.vigilius.it<br />
La Claustra, Schweiz<br />
geöffnet nur vom 15. Juni bis 15. Oktober<br />
San Gottardo/Airolo<br />
Tel. +41-91-880 50 55<br />
Fax +41-91-880 50 56<br />
www.laclaustra.ch<br />
The Omnia, Schweiz<br />
Eröffnung Anfang 2006<br />
Zermatt<br />
Tel. +41-27-966 71 71<br />
Fax +41-27-966 71 00<br />
www.the-omnia.com<br />
<strong>Momentum</strong> 1· 2005<br />
29
Manu Factum Tourbillon<br />
30 <strong>Momentum</strong> 1· 2005<br />
Verrückt vollkommen<br />
Vor über 200 Jahren von Abraham-Louis<br />
Breguet erfunden, gilt es noch heute<br />
als Königsdisziplin der Uhrmacher-<br />
kunst – das Tourbillon. Seine Historie<br />
und warum man nach ihm süchtig wird<br />
Text Michael Vivil Foto John D. Velvia
E<br />
igentlich sind Tourbillons überflüssig. Vor allem:<br />
Quarzwerke gehen genauer. Ein Tourbillon aber<br />
lebt. Man hört es. Man fühlt seinen Puls. Man<br />
sieht sein Herz pochen. So erklärt sich die<br />
Zuneigung seiner Träger, denen allein schon<br />
das Anlegen ein sinnliches Vergnügen bereitet.<br />
Für diese Feingeister fertigen authentische<br />
Manufakturen, die fast alle Uhrwerksteile bei sich im Haus produzieren<br />
und von denen vielleicht nur noch eine Hand voll weltweit<br />
existieren, derartige Meisterstücke. „Komplikationen“ dienen als<br />
Aushängeschild ihres Könnens. So heißen in der Branche besonders<br />
ausgefallene Mechanismus-Ideen wie der Ewige Kalender oder die<br />
Minutenrepetition. Doch unter den Komplikationen gibt es einen<br />
Superstar – eben das Tourbillon. Zwar wurde das Tourbillon schon<br />
vor über 200 Jahren von Abraham-Louis Breguet erfunden, bis<br />
heute aber ist die Konstruktion derart schwierig und das Resultat<br />
so vollkommen schön, dass keine Maschine der Welt es fertigen<br />
kann. Alles muss von Hand geschehen, ausschließlich von Uhrmacher-Koryphäen<br />
mit jahrelanger Erfahrung.<br />
Ursprünglich wollte der geniale Uhrmacher<br />
Breguet die Ganggenauigkeit erhöhen, indem er der Erdanziehungskraft<br />
ein Schnippchen schlug, wofür er 1801 das Patent „Régulateur<br />
à Tourbillon“ erhielt. Denn die Gravitation galt und gilt noch heute<br />
als eine der Hauptursachen für Gangfehler. Das Herz einer mechanischen<br />
Uhr, die Unruh, verrät warum: Die Kraft der gespannten<br />
Aufzugsfeder wird über Zahnräder zur Hemmung geleitet. Diese<br />
teilt die Bewegung des gesamten Räderwerkes und des damit in<br />
Verbindung stehenden Zeigerwerkes in kleine Schritte auf. Durch<br />
das Schwingsystem werden diese kleinen Schritte zeitgleich gesteuert.<br />
Doch die Gravitation zieht die Bewegung der Unruh nach<br />
unten. Das wirkt sich vor allem auf die damals nur senkrecht getragenen<br />
Taschenuhren aus, weniger auf heutige Armbanduhren,<br />
die immer in Bewegung sind. Sicher, Breguet konnte die Schwerkraft<br />
nicht beeinflussen. Aber er steckte Hemmung und Unruh in<br />
einen kleinen Käfig, der sich einmal in der Minute um sich selbst<br />
dreht – so wirkt die Gravitation aus allen Richtungen. Rasch bekam<br />
Breguets Erfindung den Ruf eines genialen Wunderwerks, und der<br />
französische Außenminister Talleyrand meinte verblüfft: „Man<br />
kann nie wissen, was dieser Teufel Breguet als Nächstes tun wird.“<br />
Erst über 100 Jahre später entwickelte ein<br />
anderer Uhren-Genius das Tourbillon maßgeblich weiter. Alfred<br />
Helwig, Lehrer an der Deutschen Uhrmacherschule in <strong>Glashütte</strong>,<br />
konstruierte das „fliegende Tourbillon“. Fliegend, weil die Konstruktion<br />
nur an einer Seite gelagert ist und man den Mechanismus,
Manu Factum Tourbillon<br />
der zu schweben scheint, von oben direkt ansehen kann. Und genau<br />
das fasziniert den Betrachter: winzige Zahnräder, hauchdünne Feder,<br />
filigrane Brücken, zusammengehalten von Schrauben – kleiner als<br />
ein i-Punkt – arbeiten perfekt zusammen. Wie ein gebändigter<br />
Wirbelwind. Ein pochendes Herz. Man kann stundenlang zusehen,<br />
vergisst die Zeit, gerät fast in Trance. Wer diesen Moment erlebt,<br />
um den ist es geschehen. Er ist fortan Tourbillon-Liebhaber.<br />
Erst um 1945 begann eine<br />
weitere Epoche der Tourbillons. Als Wirbelwind<br />
fürs Handgelenk wurden sie in Armbanduhren<br />
eingesetzt, von denen aber<br />
nur wenige verkauft wurden. Zumindest<br />
fanden die Meisterwerke Anerkennung<br />
auf imageträchtigen Chronometer-Wettbewerben.<br />
Dann, in den<br />
70er Jahren, kam beinahe das Aus. Als<br />
alle Welt, inklusive der sonst stets topgekleideten<br />
Filmstars, nur noch Quarzuhren<br />
trug. Die Haute Horlogerie, sprich<br />
die anspruchsvolle Uhrmacherkunst, erlebte<br />
ab Mitte der 80er Jahre eine unerwartete<br />
Mechanik-Renaissance. Aber zu diesem Zeitpunkt<br />
gab es nur noch wenige Uhrmacher, die die Königsdisziplin<br />
ihres Handwerks beherrschten. Sehr zaghaft zunächst<br />
tauchten Tourbillons der neuen Generation am Markt auf. Heute<br />
boomt die Nachfrage. Uhrmacher kombinieren immer neue extravagante<br />
Komplikationen mit Tourbillons – und das trotz des Zeitalters<br />
der Atomuhren mit Funkübertragung. Es geht dabei aber um<br />
weit mehr als um Ganggenauigkeit. Es geht um Tradition, um Kultur,<br />
um Handwerk, um Werte. Und um die Freude am Anblick des filigranen<br />
Tourbillons, das unermüdlich pocht.<br />
32 <strong>Momentum</strong> 1· 2005<br />
Das neue PanoMaticTourbillon in<br />
Roségold mit Panoramadatum, Kaliber<br />
93, ist auf 100 Stück limitiert. Das<br />
fliegende Tourbillon dreht sich einmal in<br />
der Minute um sich selbst und übernimmt<br />
zugleich die Sekundenanzeige.<br />
Goldene Zeiger gleiten über das guillochierte<br />
gelbgoldene Zifferblatt. Automatikaufzug<br />
mit dezentralem Rotor,<br />
Breguet-Spirale, 46 Lagersteine plus 2<br />
Diamanten, Gangdauer 48 Stunden.<br />
PanoMaticTourbillon Technische Daten<br />
www.glashuette-original.com<br />
Nach wie vor sind Tourbillons kostbare Raritäten,<br />
meist streng limitiert. Selbst im Hightech-Zeitalter sind sie für<br />
die Manufakturen der Haute Horlogerie wie <strong>Glashütte</strong> <strong>Original</strong><br />
oder Breguet eine immense Herausforderung. Wie ultrafein ihr<br />
Mechanismus ist, lässt sich daran messen, dass er alleine beim Modell<br />
PanoMaticTourbillon von <strong>Glashütte</strong> <strong>Original</strong> aus 85 Einzelteilen<br />
besteht, nur 11,1 Milimeter Durchmesser misst und lediglich<br />
0,24 Gramm wiegt – weit weniger als eine Briefmarke.<br />
Die Perfektion des Uhrwerks wird auf die<br />
Spitze getrieben, indem noch eine Datumsanzeige<br />
und ein wunderbares, von Hand<br />
guillochiertes Zifferblatt hinzukommen.<br />
Allein für die Vorarbeiten<br />
dieses Tourbillons, das so genannte<br />
Anglieren – das Brechen der Kanten<br />
im 45-Grad-Winkel, das Anbringen der<br />
Kehlungen und das Polieren – sind<br />
über 100 Arbeitsstunden nötig. Und nur<br />
der Zusammenbau des Tourbillon-Käfigs<br />
beschäftigt einen spezialisierten Uhrmacher<br />
eine ganze Woche lang. Dann hauchen begnadete<br />
Uhrmacher bei <strong>Glashütte</strong> <strong>Original</strong> den<br />
Tourbillons das Leben ein, indem sie fast kopfüber in<br />
sie eintauchen. Sie verbinden Zacken und Räder, Federspannung<br />
mit der Unruh, schrauben am Unruhkloben. Um sie herum stehen<br />
kleine Käseglocken, darunter winzige Miniaturteile, die sonst vom<br />
Luftzug eines vorbeigehenden Kollegen wegfliegen würden. Aber<br />
es wird noch komplexer: Ist das Uhrwerk mit gebläuten Schrauben<br />
und handgravierten Kloben montiert, wird es einreguliert, durchläuft<br />
mehrere Funktions- und Gangprüfungen, kommt unters<br />
Mikroskop und sogar auf ein Mikrofon eines Geräts, das die Ganggenauigkeit<br />
akustisch misst. Ist<br />
Die Manufaktur <strong>Glashütte</strong> <strong>Original</strong><br />
fertigt fünf weitere Tourbillon-Modelle<br />
Dem ersten Tourbillon der Neuzeit Julius Assmann 1 folgte die<br />
Julius Assmann 3 mit Finessen wie retrogradem Zeigerdatum und<br />
sektoraler Gangreserve. Beide Modelle sind sowohl als<br />
Taschenuhr wie auch als Armbanduhr zu tragen. Zu Ehren des<br />
Erfinders des fliegenden Tourbillons schuf die Manufaktur das<br />
Alfred Helwig Tourbillon 1 und das Alfred Helwig Tourbillon 2.<br />
Für Liebhaber von Karree-Uhren gibt es das Karree Tourbillon.<br />
Wer tiefer in die Materie einsteigen möchte, findet weitere<br />
Details sowie ein Lexikon für Fachbegriffe unter:<br />
die Toleranz von vier Sekunden<br />
pro Tag überschritten, hat es die<br />
Prüfung nicht bestanden und<br />
kehrt zurück an seinen Geburtsort,<br />
den Uhrmachertisch im Atelier.<br />
Dort wird der Fehler behoben,<br />
und die Uhr kommt erneut<br />
auf den Prüfstand. Gnadenlos.<br />
Das ist die Uhrenmanufaktur<br />
<strong>Glashütte</strong> <strong>Original</strong> den Tourbillon-<br />
Liebhabern und den Altmeistern<br />
Abraham-Louis Breguet und Alfred<br />
Helwig schuldig. ✺
MIT RUHIGER HAND UND SCHARFEM AUGE fertigen begnadete Uhrmacher ein Tourbillon. Mehrere hundert Teile<br />
bilden das Uhrwerk, das Herzstück ist die Unruh (oben): Um die Gewichtsbalance des Schwingsystems zu garantieren,<br />
werden oft 18 Goldschrauben eingesetzt mit der winzigen Gewindegröße von 0,35 mm – so klein, dass man sie kaum<br />
erkennt. Unten: Die Schule der alten Meister verpflichtet – das fliegende Tourbillon von <strong>Glashütte</strong> <strong>Original</strong><br />
<strong>Momentum</strong> 1· 2005<br />
33
Fotos: Imago<br />
Sportiv & maskulin<br />
Was erwarten Spitzensportler und Liebhaber von <strong>Glashütte</strong> <strong>Original</strong> Uhren<br />
wie Radprofi Erik Zabel,Diskuswerfer Lars Riedel oder der ehemalige<br />
Rennfahrer und jetzige Formel-1-Moderator Christian Danner von einer<br />
Sportuhr? Robust muss sie sein,leistungsfähig selbst bei hartem Training,<br />
funktional mit bester Ablesbarkeit – und zum sportlichen Auftritt ebenso<br />
passen wie im eleganten Geschäftsleben.Gleich zwei dieser Zeitmesser<br />
schuf <strong>Glashütte</strong> <strong>Original</strong> mit der neuen Serie Sport Evolution.Das Modell<br />
„Sport Evolution Panoramadatum“ ist die erste Sportuhr aus der Manufaktur<br />
<strong>Glashütte</strong> <strong>Original</strong>,die das traditionelle und übersichtliche Panoramadatum<br />
besitzt (vgl.Abbildung).Die gekonnte Symbiose aus Funktionalität<br />
und Design setzt sich auch bei der Taucher-Lünette fort,wo<br />
die Zahlen durch Fräsen hervorgehoben sind,um sie schnell zu ertasten.<br />
Andere technische Raffinessen,wie die praktische Stoppsekunde,bietet<br />
Manufaktur online<br />
Begleiten Sie uns durch<br />
die Uhrenmanufaktur<br />
von <strong>Glashütte</strong> <strong>Original</strong>!<br />
Es lockt eine virtuelle<br />
Tour – auf unserer<br />
neuen Website können<br />
Sie sich per Mausklick<br />
zum Beispiel über die<br />
Herstellung des<br />
PanoMaticChronos<br />
informieren.Dazu lesen Sie ein Interview mit einem Uhrmacher.<br />
Sie brauchen eine Entscheidungshilfe? Dann vergleichen Sie auf<br />
unserer Homepage zwei Uhren in puncto Funktionen,Zifferblatt<br />
etc. miteinander. Außerdem finden Sie detaillierte Produktvorstellungen,Hilfe<br />
bei der Händlersuche sowie einen „persönlichen“<br />
Bereich zum Austausch mit anderen Uhrenliebhabern u.v.m.<br />
BESUCHEN SIE UNS IM INTERNET UNTER WWW.GLASHUETTE-ORIGINAL.COM<br />
Neuheiten Kalendarium<br />
die „Sport Evolution Chronograph“.Durch das<br />
anthrazit galvanisierte Zifferblatt treten die Chronographen-Funktionen<br />
optisch besonders schnell hervor.Und<br />
das sogar bei Nacht – die Zifferblätter beider<br />
Uhren sind mit Superluminova-Leuchtmasse versehen.<br />
Besonderen Tragekomfort bietet der konkave Saphirglasboden,der<br />
sich dem Handgelenk optimal anpasst.<br />
Doch der Clou sind die millimetergenau verstellbaren Armbänder,die<br />
sich während des Tragens justieren lassen – damit das Metallband nicht<br />
zu eng sitzt,wenn sich beim Sport das Handgelenk ausdehnt.<br />
BEIDE SPORT EVOLUTION MODELLE MIT AUTOMATIKWERK, WASSERDICHTEM<br />
EDELSTAHLGEHÄUSE UND EDELSTAHL- ODER KAUTSCHUKARMBAND<br />
Puls der Zeit<br />
Treffender kann der Name nicht sein:Baselworld – pilgert doch ein<br />
Mal im Jahr die ganze Uhren-Welt in die Schweizer Stadt,um die Highlights<br />
ihrer Branche zu sehen und zu feiern.So auch wieder vom 30.<br />
März bis 6.April 2006.Mehr noch:Die größte Uhren- und Schmuckmesse<br />
gilt als Zukunftsbarometer für die Wirtschaftssituation und<br />
technische Erfindungen der Branche.<br />
Als Prestige-Gradmesser gilt zudem<br />
der Standort:In Halle 1,auch Hall of<br />
Dreams genannt,sind nur die exklusivsten<br />
Firmen präsent,wie <strong>Glashütte</strong><br />
<strong>Original</strong>.Direkt am Prachtboulevard<br />
der Halle 1 – der Puls der Zeit schlechthin<br />
– wird die sächsische Luxusuhren-<br />
Manufaktur das Fachpublikum auch<br />
2006 mit Neuheiten verblüffen.<br />
BASELWORLD, 30. MÄRZ BIS 6. APRIL 2006,<br />
INFOS UNTER WWW.BASELWORLD.COM<br />
Sport Evolution<br />
Panoramadatum ist<br />
20 ATM wasserdicht.<br />
Dank Sicherheitsmechanismus<br />
wird das<br />
ungewollte Öffnen der<br />
Schließe<br />
verhindert<br />
<strong>Momentum</strong> 1· 2005<br />
35
Zeitgespräche Dialog<br />
Fragen & Antworten<br />
Warum reichen die auf der Analoguhr angegebenen Stunden nur für einen<br />
halben Tag – warum muss sich der Stundenzeiger zwei Mal am Tag drehen?<br />
Gibt es dafür einen historischen Grund?<br />
Einen historischen Hintergrund sehen wir in der von den Menschen<br />
bewusst wahrgenommenen Tageseinteilung in Tag und Nacht.Die Sonnenuhr<br />
ist der älteste und einzige primäre Zeitmesser.Die Sonnenzeit ist daher<br />
ein naturgegebener,gleichmäßiger Zeitablauf – man bezeichnet sie daher<br />
auch als eine „wahre Zeit“.Die ältesten mittelalterlichen Sonnenuhren sind<br />
an senkrechten Wänden in Stein gezeichnet und haben einen waagerechten<br />
Schattenstab.Der untere Halbkreis ist – von den Römern übernommen –<br />
in zwölf Teile oder – aus dem germanischen Kulturkreis stammend – in vier,<br />
sechs oder acht Abschnitte geteilt. Aufgrund dieser Tatsache ist die Einteilung<br />
einer analogen Uhr in zwölf Stunden eine logische Folgerung.<br />
Was versteht man denn unter einer Karusselluhr?<br />
Abraham-Louis Breguet erfand das Tourbillon,das eine Vorrichtung ist<br />
zum Ausgleich der gravitationsbedingten Gangabweichung in den senkrechten<br />
Lagen.Es besteht aus einem beweglichen Käfig,der die ganze<br />
Hemmung umschließt und sich um die eigene Achse dreht.Bei einem<br />
Tourbillon befindet sich der Drehpunkt des Drehgestells auf der gleichen<br />
Linie wie der Drehpunkt der Unruh.<br />
Um diese Vorrichtung zu vereinfachen,wurden so genannte Karusselluhren<br />
konstruiert.Bei diesen Uhren liegen der Drehpunkt der Unruh und<br />
der des Drehgestells nicht in einer Linie,sondern der Drehpunkt der<br />
Unruh kreist – einem Karussell ähnlich – um den Drehpunkt des Drehgestells.Übrigens:Vor<br />
wenigen Wochen erst wurde eine historische<br />
<strong>Glashütte</strong>r Karusselluhr für fast 100.000 Euro versteigert.<br />
Warum läuft eine Uhr eigentlich immer rechts- und nicht linksherum?<br />
Man vermutet,dass es am Verlauf der Sonne liegt.Wenn man von der<br />
Tatsache ausgeht,dass auf der Nordhalbkugel die Sonne im Osten aufgeht,<br />
ihren Zenit im Süden erreicht und im Westen untergeht,dann würde sie<br />
sich auf einer Kompassrose rechtsherum drehen.Bei einer klassischen<br />
Sonnenuhr mit einem senkrechten Stab am Boden folgt der Schatten der<br />
Laufrichtung der Sonne.(Übrigens:gegensätzlich zu einer Sonnenuhr<br />
mit waagerechtem Stab,da läuft der Schatten genau anders herum.) Da die<br />
mechanischen Zeitmesser ebenfalls auf der Nordhalbkugel erfunden wurden,<br />
36 <strong>Momentum</strong> 1· 2005<br />
wäre also die Schlussfolgerung,dass die heutigen Uhren ebenfalls dieser<br />
Richtung folgen.<br />
Welche Art von Uhr habe ich mir unter einer Savonette-Uhr vorzustellen?<br />
Eine Savonette-Uhr ist eine Taschenuhr mit einem Sprungdeckel zum<br />
Schutz über dem verglasten Zifferblatt.Der Begriff „Savonette“ stammt aus<br />
dem Französischen und bedeutet „Seifenschachtel“.Bei Savonette-Uhren<br />
ist die Aufzugswelle zur Erleichterung des Ablesens der Zeit im rechten<br />
Winkel zur Ziffer 12 angeordnet.Diese Anordnung wurde später auch bei<br />
der Armbanduhr angewendet.Im Gegensatz zu Savonette-Uhren gibt es<br />
die offenen oder Lepine-Taschenuhren,die keinen Schutzdeckel vor dem<br />
verglasten Zifferblatt besitzen.Die Aufzugswelle befindet sich bei diesen<br />
Uhren bei der Ziffer 12.<br />
Schreiben Sie uns!<br />
Was Sie schon<br />
immer über Uhren<br />
wissen wollten –<br />
hier beantworten<br />
wir Ihre Fragen<br />
■ Zeitgespräche mit anderen Uhrenliebhabern finden Sie auf unserer<br />
Internetseite unter der Rubrik Persönlich/Forum.<br />
■ Wenn Sie Fragen zum Thema Uhren oder zu <strong>Glashütte</strong> <strong>Original</strong><br />
haben, schreiben Sie uns an die unten genannte Anschrift unter<br />
dem Stichwort „Zeitgespräche“.<br />
Unter allen Einsendungen bis zum 31. Dezember 2005<br />
verlosen wir ein signiertes Exemplar des<br />
Bildbandes „Nobelpreisträger im Porträt“<br />
vom ars vivendi Verlag (bitte fügen Sie Ihre Anschrift bei).<br />
■ Wir freuen uns über Ihre Leserbriefe! Schreiben Sie uns Ihre Meinung<br />
zu unserem neuen Magazin <strong>Momentum</strong> an die unten genannte<br />
Anschrift unter dem Stichwort „<strong>Momentum</strong>“.<br />
■ Möchten Sie das Magazin <strong>Momentum</strong> kostenlos abonnieren und<br />
drei Mal pro Jahr ins Haus geliefert bekommen? Dann schreiben Sie<br />
uns an die unten genannte Anschrift unter dem Stichwort<br />
„Abonnement“ (bitte fügen Sie Ihre Anschrift bei).<br />
<strong>Glashütte</strong>r Uhrenbetrieb GmbH, Altenberger Straße 1, 01768 <strong>Glashütte</strong>,<br />
Fax +49-35053-46-205, info@glashuette-original.com<br />
Haben Sie Interesse, die Uhrenmanufaktur <strong>Glashütte</strong> <strong>Original</strong> kennen<br />
zu lernen? Montags bis freitags bieten wir Führungen nach Vereinbarung<br />
an. Wenden Sie sich bitte an besuch@glashuette-original.com oder<br />
Tel. +49-35053-46-464, Fax +49-35053-46-466<br />
www.glashuette-original.com
telefon: +49 35053 46-0 www.glashuette-original.com<br />
Anlässlich der Prämierung seines PanoMaticChrono<br />
zur „Uhr des Jahres 2005“ lud Henrie zur Soiree in<br />
kleinster Runde.<br />
Die Leserinnen und Leser von ArmbandUhren und<br />
Welt am Sonntag haben gewählt: „Uhr des Jahres 2005“<br />
ist der PanoMaticChrono. Er überzeugte mit ästhetisch<br />
funktionellem Design und intelligenter Technik.<br />
Sein Kaliber 95 ist feinste Mechanik, von Hand<br />
gefertigt in der großen Tradition<br />
der Uhrenmanufaktur<br />
<strong>Glashütte</strong> <strong>Original</strong>.
Tendenz Langsamkeit<br />
Die Wiederentdeckung der<br />
Langsamkeit<br />
Tempo wird in unserer Nonstop-Gesellschaft<br />
ganz gross geschrieben. Doch immer mehr Menschen<br />
entschleunigen bewusst. Und schaffen sich<br />
Ruheinseln im Alltag, die Körper und Geist schützen<br />
– nicht nur zur Weihnachtszeit<br />
Text Antoinette Schmelter de Escobar<br />
38 <strong>Momentum</strong> 1· 2005
<strong>Momentum</strong> 1· 2005<br />
39<br />
Foto: Mauritius Images
Tendenz Langsamkeit<br />
40 <strong>Momentum</strong> 1· 2005
A<br />
uf dem Sofa sitzen und lesen, während<br />
draußen der Schnee in dicken Flocken zur<br />
Erde schwebt. Gemütlich vor dem Kaminfeuer<br />
Kekse knabbern und gemeinsam mit<br />
Freunden dampfenden Glühwein trinken.<br />
Frühmorgens durch eine Winterwunder-<br />
Landschaft spazieren, wo Raureif-Nadeln an<br />
kahlen Bäumen glitzern und die Natur nach einer strengen Frostnacht<br />
den Atem anhält. So stellt man sie sich idealerweise vor – die<br />
besinnlich-stille Vorweihnachtszeit. Beim Geschenke-Shoppen<br />
durch überfüllte Geschäfte drängeln. Auf dem Sprung zum nächsten<br />
Business-Date schnell eine Bratwurst am Christkindlmarkt-Stand<br />
hinunterschlingen. Im Stau auf der Autobahn stecken, weil das<br />
halbe Land ab Mitte Dezember auf dem Weg zu Verwandtenbesuchen<br />
oder in den Skiurlaub ist. Ähnlich unerfreulich erleben<br />
viele Menschen die letzten Wochen des Jahres. Im Vorfeld des<br />
„frohen“ Festes drängen sich noch mehr Termine und Verpflichtungen<br />
als sonst. Bereits im Alltag klagt die Hälfte aller Erwerbstätigen<br />
hierzulande über ein Manko an Muße. Ergo nimmt im<br />
Jahres-Endspurt die Zahl der Hektik-Geplagten noch mehr zu. Und<br />
verschärft damit jenes Leiden, an dem unsere Nonstop-<br />
Gesellschaft immer heftiger krankt: Zeitnotstand.<br />
Durch Handy, Internet und 24-Stunden-TV-<br />
Programm sind wir zwar in Sekundenschnelle auf dem neuesten<br />
Stand der Dinge, bewegen uns bevorzugt „highspeed“ durch den<br />
Alltag, erheben mit „Multitasking“ das parallele Erledigen mehrerer<br />
Aufgaben zur erstrebenswerten Tugend. Mehr Zeit gewinnen wir<br />
aber nicht. Im Gegenteil. Aus Angst, etwas zu verpassen, addiert<br />
man zu seinen beruflichen und familiären Verpflichtungen<br />
virtuelle Reisen ins World Wide Web, Schnäppchenjagden nach<br />
der nächsten technischen Innovation oder Kurzurlaube in die<br />
quirligsten Großstädte rund um den Globus. Das Resultat sind<br />
prallvolle Terminkalender und das Gefühl ständiger Überlastung.<br />
Dass eine derartige Kombination nicht nur<br />
anstrengend ist, sondern auch krank machen kann, hat Prof. Dr.<br />
Peter Axt festgestellt. „Erstaunlich viele Hochleistungs-Sportler<br />
sterben relativ früh an genau den Dingen, vor denen regelmäßiges<br />
Training eigentlich schützen soll: Herzinfarkt, Schlaganfall, ja<br />
sogar Krebs.“ Übertriebener sportlicher Ehrgeiz sei demnach eher<br />
nachteilig, genauso wie Stress, Ärger oder Schlafmangel, weil sie<br />
das Immunsystem schwächen und die Regenerations-Fähigkeit<br />
des Organismus überfordern. Stattdessen ist der Gesundheitswissenschaftler<br />
„Vom Glück der Faulheit“ überzeugt. In seinem<br />
gleichnamigen Sachbuch (Mosaik bei Goldmann), das in 14 Sprachen<br />
übersetzt wurde, vertritt der Mittsechziger die Meinung<br />
„Langsame leben länger“. Und gibt basierend auf der Stoffwechseltheorie<br />
des Physiologen Rubner Ratschläge, wie man seine<br />
„begrenzt vorhandene Lebensenergie“ richtig einteilt. „Ab 35, 40<br />
Jahren sollte man sich bewusst machen, dass man weder im Beruf<br />
noch privat dauernd Sieger sein muss, dass mehr Gelassenheit<br />
sowie gelegentlicher Müßiggang das Leben angenehmer und<br />
länger machen.“<br />
<strong>Momentum</strong> 1· 2005<br />
41
Tendenz Langsamkeit<br />
Auch Hans-Georg Pestka lehnt ein Leben nach<br />
dem Formel-1-Prinzip ab. Seines Zeichens Vorsitzender von Slow<br />
Food Deutschland, engagiert sich der 39-Jährige für eine „Bewegung<br />
zur Wahrung des Rechts auf Genuss”, in deren Manifest steht: „Die<br />
Industriegesellschaft hat zuerst die Maschine erfunden und nach<br />
ihr das Leben modelliert (...). Aber der Homo sapiens muss sich<br />
von einer ihn vernichtenden Beschleunigung befreien und zu einer<br />
ihm gemäßen Lebensführung zurückkehren. Es geht darum, das<br />
Geruhsame, Sinnliche gegen eine universelle Bedrohung durch<br />
das ‚Fast Life‘ zu verteidigen.“ Was 1989 in Italien als Zusammenschluss<br />
kritischer Feinschmecker begann, habe sich zu einer internationalen<br />
Bewegung gemausert. „Wir sind in 40 Ländern mit rund<br />
70.000 Mitgliedern aktiv“, so Pestka stolz. „Obwohl viele das<br />
denken, geht es dabei nicht um eine elitäre Gourmet-Vereinigung,<br />
sondern eine immer ernsthaftere Bewegung, die sich z.B. im Rahmen<br />
des Projekts ‚Terra madre‘ für nachhaltige Entwicklung und soziale<br />
Gerechtigkeit einsetzt.“ Elementar aber sei für Slow-Food-Fans das<br />
genussvolle Essen: „Dabei muss es kein Fünf-Gänge-Menü sein.<br />
Auch ein belegtes Baguette kann genügen – wenn das Brot von<br />
einem guten Bäcker stammt, der Käse Qualität hat und man das<br />
Ganze nicht im Gehen in sich reinschaufelt.“ Letztlich sei das<br />
Alltägliche am kostbarsten: „Trotz hoher Poststapel auf dem<br />
Schreibtisch sollte man einen Cappuccino im Café genießen und<br />
im Moment verharren. Oder am Wochenende auf dem Markt einkaufen<br />
und abends mit Freunden ausgiebig tafeln. Wir müssen<br />
unser Leben nicht komplett umkrempeln. Aber achtsamer durch die<br />
Welt gehen und selbstbewusst für Rückzugsmöglichkeiten sorgen.“<br />
42 <strong>Momentum</strong> 1· 2005<br />
So oft wie möglich raus aus der Tretmühle!<br />
Dieser Ansicht ist ebenfalls Regina Carstensen, die gerade ein<br />
Kompendium namens „Einfach leben“ (Sanssouci) veröffentlicht<br />
hat. Der Tenor ihres „immer währenden Begleiters durch das<br />
ganze Jahr“ ist die Forderung „Mehr Zeit für dich“, die sie aufgeteilt<br />
hat in zwölf Monate, gefüllt mit vielen praktischen Tricks<br />
und Tipps. „Klar doch, die Geburtstagsparty organisieren wir<br />
gerne, das wöchentliche Treffen mit den alten Schulkameradinnen<br />
wird auch noch durchgezogen. Kein Problem!“, demaskiert die<br />
Sachbuch-Schreiberin Marotten ihrer Mitmenschen. „Doch wenn<br />
wir uns nicht (...) kleine Auszeiten gönnen, dann werden wir<br />
irgendwann die täglichen Anforderungen und vielfältigen Aufgaben<br />
nicht mehr in den Griff kriegen, und Körper und Seele<br />
nehmen Schaden.“ Für den „Stress“-Monat Dezember empfiehlt<br />
sie deshalb dringend „Feiern ohne Turbulenzen“ von A wie<br />
Aufgabenteilung bis Z wie Vorsicht bei einem Zuviel an guten<br />
Vorsätzen zu Silvester. Und zum Schluss legt sie ihren Lesern das<br />
Geheimrezept der Mutter von Johann Wolfgang von Goethe für<br />
ein gelungenes neues Jahr nahe: „Man nehme 12 Monate, putze<br />
sie ganz sauber von Bitterkeit, Geiz, Pedanterie und Angst. Zerlege<br />
jeden Monat in 30 oder 31 Teile, sodass der Vorrat genau für ein<br />
Jahr reicht. Es wird jeder Tag einzeln angerichtet: aus 1 Teil Arbeit<br />
und 2 Teilen Frohsinn und Humor. Man füge 3 gehäufte Esslöffel<br />
Optimismus hinzu, 1 Teelöffel Toleranz, 1 Körnchen Ironie und<br />
eine Prise Takt. Dann wird die Masse sehr reichlich mit Liebe übergossen.“<br />
Und zum Abschluss so langsam wie möglich genossen.<br />
Wohl bekomm’s! ✺
Das Hotel für jede Jahreszeit ...<br />
Im Taschenbergpalais erwarten Sie höchster Komfort und luxuriöse Ausstattung. Logieren im<br />
Palais verbindet Wohnkomfort mit allen Annehmlichkeiten moderner Technik. Die 214 Zimmer<br />
verfügen über drei Telefone, Fax- und Internetanschluss. WLAN in allen Hotelbereichen.<br />
Haben Sie Interesse an einem speziellen Übernachtungsangebot?<br />
Dann rufen Sie uns unter dem Stichwort „<strong>Momentum</strong>“ an. (Gültig bis Ende Februar 2006)<br />
Telefon +49 351 4912-636.<br />
Das Palais Bistro.<br />
Das légère Restaurant für<br />
jeden Anlass. Delikat im<br />
Geschmack – fair im Preis –<br />
unaufdringlich im Service –<br />
familiär im Ambiente<br />
... und für alle Gelegenheiten!<br />
Leicht mediterran,<br />
frisch und unkonventionell<br />
sind die Speisen<br />
und Getränke im<br />
Restaurant Intermezzo<br />
Die Classic American<br />
Bar „Karl May“, im<br />
klassisch-exklusiven<br />
Ambiente einer Cocktailbar<br />
mit bordeauxfarbenem Leder<br />
und feiner Eiche<br />
Hotel Taschenbergpalais Kempinski<br />
Taschenberg 3 · 01067 Dresden · Telefon +49 351 4912-0 · Telefax +49 351 4912-812<br />
reservations.taschenbergpalais@kempinski.com · www.kempinski-dresden.de
Stil der Zeit Damenuhren<br />
Damenwahl!<br />
44 <strong>Momentum</strong> 1· 2005<br />
Mit femininer Raffinesse und Stilsicherheit bringen<br />
selbstbewusste Frauen eine Männerdomäne ins Wanken:<br />
mechanische Luxusuhren. Doch was schätzen Frauen<br />
mehr – elegante Schönheit oder innere Werte?<br />
Text Michelle Mussler Fotos Lars Pillmann<br />
O<br />
b London, Chicago oder Hongkong, überall das<br />
gleiche Spiel: Sieben Uhr morgens, eine<br />
Geschäftsfrau schlüpft in das taillierte Businesskostüm,<br />
legt ihre neue Präzisionsuhr um und<br />
fährt zum Meeting. Die meist männlichen Kollegen<br />
stutzen, beginnen zu fragen, dann wird<br />
sie umzingelt: Alle wollen die Komplikation in<br />
die Hand nehmen, beginnen über Uhrenmechanik zu philosophieren<br />
und bewundern ihre Stilsicherheit. Gilt doch eine hochwertige<br />
mechanische Uhr international als materielles Erfolgsmerkmal<br />
und gehört oft zum eigenen Karrieremanagement.<br />
Frauen wissen, was sie wollen, und lassen sich beim Uhrenkauf<br />
ebenso wenig wie bei anderen wichtigen Entscheidungen von<br />
Äußerlichkeiten blenden. Innere Werte zählen. Das erfährt oft die<br />
Männerwelt und vor allem die Uhrenbranche. Schon um 1900, als<br />
die Uhr den Weg aus der Tasche an das Handgelenk fand, waren<br />
Frauen die ersten Armbanduhren-Träger. Was einst als Modetorheit<br />
belächelt, sogar mit typisch weiblicher Geschmacksverirrung<br />
betitelt wurde, setzte sich jedoch weltweit durch. Viele<br />
Jahrzehnte war die technische Entwicklung von Damen- und<br />
Herrenuhren gleichrangig. Seit den 80er Jahren aber sind mechanische<br />
Uhren fast eine Männerdomäne. Die zierlichen Damenuhren<br />
sind meist mit Quarzwerken bestückt, die in der Produktion<br />
einfach und preiswert sind. Da die Frauen damit zufrieden<br />
schienen, waren es auch die meisten Hersteller. Nicht ganz so einfach<br />
haben es sich nur wenige Manufakturen gemacht und fertigen<br />
seit Jahren feinste Mechanikwerke für das weibliche Handgelenk.<br />
Mit wachsendem Erfolg. Jetzt veranstalten selbst renommierte<br />
Uhrengeschäfte in London regelmäßig Empfänge für Uhren-<br />
Aficionadas. Und wie denken die Herren über den Trend? Sie<br />
unterstützen ihn, stellen Juweliere fest. Immer mehr kaufen ihrer<br />
Partnerin eine mechanische Präzisionsuhr gerne als Geschenk.<br />
Die Uhrenbranche weiss, dass sich Damen in<br />
puncto Qualität und Design nicht einwickeln lassen. Sie entscheiden,<br />
was ihnen gefällt, und erwarten hohes Niveau: feminine Luxusuhren<br />
mit hochwertigem mechanischen Werk. Recht haben sie.<br />
Und sie wollen sich nicht dem Trend unterwerfen, der vor wenigen<br />
Jahren von Italien über ganz Europa bis nach Asien schwappte:<br />
Herrenmodelle in Übergrößen zu tragen. Galt es bisher vor allem<br />
bei jungen weiblichen Fashion-Victims als schick, eine wuchtige<br />
Herrenuhr am Handgelenk zu tragen, wollen jetzt selbstsichere<br />
Damen nicht die Männerwelt kopieren, sondern setzen auf die<br />
eigene weibliche Identität. Ihr Uhren-Stil lautet: Es muss etwas<br />
Hochexklusives und es darf glamourös sein. Höchste handwerkliche<br />
Qualität, gerne mit sinnvoller Technik, gute Ablesbarkeit,<br />
und die Uhr soll zum Hosenanzug ebenso passen wie zum Sportdress<br />
oder Designer-Abendkleid. Am besten ein elegant-luxuriöses<br />
Schmuckstück, ein wahres Prestigeobjekt. So sieht es auch die international<br />
anerkannte Trendprophetin Li Edelkoort: „Luxus steht<br />
in Zukunft immer mehr im Mittelpunkt.“ Und prophezeit das Aus<br />
für mittelmäßige Produkte. Der Luxusbegriff habe sich in der
<strong>Momentum</strong> 1· 2005<br />
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Stil der Zeit Damenuhren<br />
46 <strong>Momentum</strong> 1· 2005
letzten Zeit verändert. Man setzt wieder auf Wertobjekte wie echten<br />
Schmuck. Li Edelkoort muss es wissen. Seit über 20 Jahren gibt die<br />
Holländerin in Sachen internationale Trendforschung den Ton an<br />
und lag noch nie daneben. Zahlreiche Weltfirmen, von der Autoindustrie<br />
über Kosmetikfirmen bis hin zu Modelabels, suchen Rat<br />
bei Edelkoort, deren Weissagungen nicht nur auf nüchternen<br />
Zahlen basieren. „Intuition hat jeder wie Muskeln. Darum soll man<br />
sie auch nutzen“ – Frauen wissen, was Edelkoort damit meint,<br />
während statistikvernarrte Analytiker damit ihre Probleme haben<br />
dürften.<br />
Intuition für das Besondere erfährt man beim<br />
Blick hinter die Kulissen einer Uhrenmanufaktur, in der übrigens<br />
oft mehr Frauen als Männer arbeiten. Meist besichtigen Paare<br />
gemeinsam die Ateliers, von denen der Mann leidenschaftlicher<br />
Uhrenkenner ist. Nach dem Manufakturbesuch haben die Damen<br />
eine noch konkretere Vorstellung, wie ihre Uhr beschaffen sein<br />
soll, denn sie haben erlebt, wie viel Liebe und Präzision in mechanischen<br />
Uhren stecken. Vor allem wenn man sieht, wie die kleinen<br />
Gesamtkunstwerke, beispielsweise von <strong>Glashütte</strong> <strong>Original</strong>, mit gut<br />
übersichtlichem Panoramadatum, praktischer Gangreserve, Mondphase<br />
und mit femininen Stil-Elementen von Hand geschaffen<br />
werden. Beim Blick durch den Saphirboden einer solchen<br />
Damenuhr, wo das Machanikwerk emsig arbeitet, werden selbst<br />
Männer schwach. Zudem macht es Spaß zuzusehen, wie der Rotor<br />
schwungvoll kreist und sich das Werk von selbst aufzieht. Je komplizierter<br />
die Mechanik der Präzisionsuhr, desto länger arbeitet ein<br />
Uhrmacher an ihr – allein die Entwicklung kann durchaus bis zu<br />
drei Jahre dauern. Das hat etwas von Haute Couture. Aber nicht<br />
nur die Exklusivität und höchste Handwerkskunst schätzen<br />
Liebhaberinnen mechanischer Armbanduhren, sondern auch ihre<br />
Werthaltigkeit. Ein treuer Begleiter also.<br />
Letzendlich entscheiden der individuelle<br />
Geschmack und das Vergnügen daran, sich von der Masse<br />
abzuheben. „Die meisten Uhrenkäufer besitzen schon eine Uhr,<br />
sind aber bereit, für eine neue, schöne viel Geld auszugeben”,<br />
stellt die Chinesin Scilla Huang Sun fest. Die Managerin des<br />
renommierten Clariden Luxury Goods Equity Fund, die den internationalen<br />
Markt seit Jahren genau kennt, weiß, dass Konsumentinnen<br />
noch nie so anspruchsvoll waren wie heute. Stilikone Li<br />
Edelkoort, die in Paris und New York lebt, prophezeit: „Die Trends<br />
der Zukunft werden nicht in Amerika, sondern in Europa entstehen.”<br />
Ob dem so ist, wird sich zeigen. Sicher ist jedoch, dass<br />
mechanische Uhren für Frauen keine kurzweilige Laune der<br />
Damenwelt sind. ✺<br />
FRAUEN WISSEN,<br />
WAS SIE WOLLEN:<br />
Präzisionswerke und<br />
stilsicheres Design. Die<br />
Star-Kollektion Modelle<br />
WhiteCrystal mit Handaufzug,<br />
PinkPassion sowie<br />
BlackSecret mit selbstaufziehendemAutomatikwerk<br />
und jede mit individuellem<br />
Charme<br />
Star-Kollektion Technische Daten<br />
Über ein Jahr entwickelten die Designerinnen und Uhrmacher die fünf Luxusmodelle<br />
der Star-Kollektion. ❋ WhiteCrystal aus Weißgold mit 64 Brillanten, 0,1 Karat<br />
Brillant auf der Krone und Manufaktur-Kaliber 65: Handaufzug, Panoramadatum,<br />
42 Stunden Gangreserve, 48 Lagersteine, verschraubte Goldchatons. ❋PinkPassion<br />
aus Weißgold mit 91 Brillanten, rosa Saphir-Cabochon auf der Krone und Manufaktur-Kaliber<br />
90-01: Automatikaufzug, Schwungmasse aus Roségold, Panorama<br />
datum, 41 Lagersteine, 42 Stunden Gangreserve. ❋ BlackSecret aus Weißgold mit<br />
270 schwarzen Diamanten, 53 Brillanten, 0,1 Karat Brillant auf der Krone und Manufaktur-Kaliber<br />
90-03: Automatikaufzug, Schwungmasse aus Roségold, Panorama<br />
datum, 61 Lagersteine, 42 Stunden Gangreserve. ❋ Zwei weitere Modelle zählen zur<br />
Star-Kollektion: SunRay in sanften Violett-Tönen, Roségold mit gesamt 1,38 Karat<br />
Brillanten, violettem Saphir-Cabochon auf der Krone und Manufaktur-Kaliber 65:<br />
Handaufzug, Panoramadatum, 42 Stunden Gangreserve, 48 Lagersteine, verschraubte<br />
Goldchatons. ❋ SummerNight in Mitternachtsblau, Roségold mit gesamt 0,9 Karat<br />
Brillanten, 32 Saphiren, Saphir-Cabochon auf der Krone und Manufaktur-Kaliber 90-02:<br />
Automatikaufzug, Schwungmasse aus Roségold, Mondphasen, Panoramadatum,<br />
47 Lagersteine, 42 Stunden Gangreserve.<br />
Weitere Informationen über die Star-Kollektion finden Sie unter:<br />
www.glashuette-original.com<br />
<strong>Momentum</strong> 1· 2005<br />
47
Zeitfenster Zahlen & Fakten<br />
48 <strong>Momentum</strong> 1· 2005<br />
Wussten Sie, dass das Herz der Uhr,die Unruh,täglich 432.000 Halbschwingungen bei 2,5 Hz ausführt?<br />
Dabei dreht sich die Unruh so schnell wie die Räder z.B.einer Lokomotive bei etwa 140 km/h Geschwindigkeit!<br />
Nur 4–8 Mal pro Minute schlägt das Herz des Blauwals.Damit ist der Meeres-Riese das Säugetier<br />
mit dem langsamsten Herzschlag aller Warmblüter.Das menschliche Herz schlägt etwa 70 Mal in der Minute.<br />
1 Stunde,54 Minuten,56 Sekunden<br />
brauchte 1974 das Flugzeug SR-71 Blackbird,um die Strecke von New York nach<br />
London zurückzulegen – die bisher schnellste Atlantiküberquerung.<br />
Im zarten Alter von 6 Jahren begann Luis Tanner aus Australien seine Karriere<br />
als jüngster Fernsehmoderator.Die erste Folge seiner eigenen wöchentlichen<br />
Sendung „Cooking for Kids with Luis“ war am 25.Oktober 2004 zu sehen.<br />
Mit 300 km/h ist der Wanderfalke der schnellste<br />
Sturzflieger,Enten und Gänse behaupten mit 90 km/h den Rekord<br />
als schnellste Horizontalflieger.Langsamste Flieger<br />
sind dagegen kanadische Waldschnepfen<br />
mit gemächlichen 8 km/h.<br />
24 Sekunden<br />
liegen mitunter zwischen Wundern und Wonne.<br />
Denn musikalischeWerke haben zwar Tempianweisungen –<br />
aber „allegro“ kann 120 bis 168 Schläge pro Minute<br />
bedeuten,ein Unterschied von 40 Prozent! Jeder Dirigent hat also einen wörtlichen<br />
Spiel-Raum,wie lang bei ihm die Note und wie temperamentvoll damit das Stück ist.<br />
Jeder Beschäftigte verliert rund 84 Arbeitstage im Jahr durch unproduktive Tätigkeiten.<br />
Das bedeutet:Weltweit werden 37 Prozent der Arbeitszeit verschwendet.<br />
Wobei 46 Prozent aller Produktivitätsverluste auf mangelnde Planung und Steuerung zurückzuführen sind.<br />
Insgesamt 747 Tage,14 Stunden,22 Minuten hielt sich der russische<br />
Kosmonaut Sergej Awdejew zwischen Juli 1992 und Juli 1999 bei drei Aufenthalten in der Weltraumstation Mir auf –<br />
die bisher längste Zeit,die ein Erdenbürger im Weltraum verbrachte.Entsprechend der Relativitätstheorie von Albert Einstein<br />
unternahm er damit eine Zeitreise von einer fünfzigstel Sekunde in die Zukunft.<br />
188 Jahre – diese höchste bekannte Lebensdauer eines Tieres<br />
erreichte eine Landschildkröte.Zum Vergleich: Der Mensch schaffte es bisher auf 122 Jahre und 5 Monate (Jeanne Calment,1875–1997).
Hawaii, 11. Juli 1991, 7.28 Uhr:<br />
Sonnenfinsternis Momentaufnahme<br />
Es wird dunkel und spannend – „The Big One“, wie diese totale Sonnenfinsternis genannt wird, schlägt die Beobachter in ihren Bann<br />
<strong>Momentum</strong> 1· 2005<br />
Foto: Corbis<br />
49
Zukunftsmomente Vorschau<br />
Fotos: Martin Kreuzer, © zefa / masterfile / R. Ian Lloyd<br />
Unsere nächsten Themen<br />
Gezeiten<br />
IM BANN VON SONNE UND<br />
MOND entwickeln Weltmeere<br />
enorme Kräfte und Energien. Wie die<br />
Gezeiten seit Jahrtausenden die Küsten<br />
formen und täglich neu gestalten<br />
Impressum<br />
Herausgeber<br />
<strong>Glashütte</strong>r Uhrenbetrieb GmbH<br />
Altenberger Straße 1, 01768 <strong>Glashütte</strong>,<br />
www.glashuette-original.com<br />
Tel. +49/(0)35053/46-0, Fax +49/(0)35053/46-205,<br />
E-Mail: info@glashuette-original.com<br />
Objektverantwortung: Markus Schröder,<br />
Dominique Heberling<br />
Verlag & Redaktion<br />
Journal International Verlags- und Werbegesellschaft mbH<br />
Gesamtleitung: Gerd Giesler<br />
Chefredaktion: Michèlle Mussler<br />
Koordination & Textchefin: Maike Zürcher<br />
Art Direktion: Frank Krüger<br />
Layout: Alexandra Handgrödinger<br />
50 <strong>Momentum</strong> 1· 2005<br />
Dubai & Qatar<br />
WETTLAUF REALISIERTER<br />
VISIONEN – Dubai und Qatar: Wie<br />
sich die boomenden Länder in Luxus<br />
und touristischen Extravaganzen<br />
ein Kopf-an-Kopf-Rennen liefern<br />
Produktion: Stephanie Parau<br />
Redaktion: Antoinette Schmelter de Escobar,<br />
Nadia Gashaj & Bernhard Haselbeck (Bild),<br />
Norbert Misch-Kunert (Schlussredaktion)<br />
Mitarbeiter dieser Ausgabe: Christiane Bertelsmann, Paul Hicks,<br />
Norbert Misch-Kunert, Katja Ridderbusch, Michael Vivil<br />
Übersetzung<br />
English Express,<br />
Berlin<br />
Elizabeth Doerr,<br />
Karlsruhe<br />
Verlagsanschrift<br />
Journal International Verlags- und Werbegesellschaft mbH<br />
Hanns-Seidel-Platz 5, 81737 München,<br />
www.journal-international.com<br />
Verlagsleitung: Stefan Endrös, Gerd Giesler (V.i.S.d.P.)<br />
Genesis<br />
BEI DEN MACHERN DER ZEIT<br />
– von der ersten Zeichnung bis zur<br />
Endfertigung im Atelier: die<br />
Entstehung eines Zeitmessers in der<br />
Manufaktur <strong>Glashütte</strong> <strong>Original</strong><br />
Die nächste Ausgabe von <strong>Momentum</strong> erscheint Ende Februar 2006<br />
Redaktionsanschrift<br />
Journal International Verlags- und<br />
Werbegesellschaft mbH<br />
Kirchstraße 17, 10557 Berlin,<br />
Tel. +49/(0)30/29 36 32-60,<br />
Fax +49/(0)30/29 36 32-77<br />
Druck<br />
Mayr Miesbach<br />
Reprographie<br />
W & Co, München<br />
Anzeigen<br />
Elitesse Media & PR, Sonja Köneke,<br />
Lucile-Grahn-Strasse 39, 81675 München,<br />
Tel. +49/(0)89/410 741 88,<br />
Fax +49/(0)89/419 699 33,<br />
s.koeneke@elitesse.net<br />
MOMENTUM, Magazin für Zeitzeugen und Momentaufnahmen erscheint drei Mal im Jahr auf Deutsch sowie auf Englisch in den Ländern:<br />
Ägypten, Andorra, Argentinien, Aserbaidschan, Bahrain, Belgien, China, Deutschland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Guam, Guatemala, Hongkong, Indonesien,<br />
Iran, Italien, Japan, Jordanien, Kanada, Kasachstan, Kolumbien, Kuwait, Libanon, Luxemburg, Malaysia, Monaco, Niederlande, Österreich, Pakistan, Panama, Philippinen,<br />
Portugal, Qatar, Russland, Saudi-Arabien, Schweiz, Singapur, Spanien, Syrien, Taiwan, Thailand, Türkei, Ukraine, Ungarn, USA, Vereinigte Arabische Emirate