Die „andere“ Zeit - Glashütte Original
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<strong>Zeit</strong>zeuge Kent Nagano<br />
„Musik ist die<br />
Stimme der Menschheit“<br />
Er hat japanische Wurzeln, besitzt einen amerikanischen<br />
Pass, arbeitet in Kanada und Deutschland: Star-Dirigent<br />
Kent Nagano ist ein viel reisender Weltenbürger mit<br />
universell verständlicher Sprache – klassischer Musik<br />
Interview A. Schmelter de Escobar<br />
Herr Nagano, Sie haben japanische Wurzeln, sind in den USA aufgewachsen,<br />
arbeiten seit Jahrzehnten parallel in den Vereinigten<br />
Staaten und Europa. Als was fühlen Sie sich heute?<br />
Als Weltenbürger. Selbst wenn ich einen amerikanischen Pass habe,<br />
empfinde ich speziell Deutschland als meine Heimat. An diesem<br />
Ort bin ich der für die Klassik maßgeblichen musikalischen<br />
Tradition ganz nah – eine sehr inspirierende Erfahrung! Zum<br />
Glück ist Musik eine universelle Sprache, die Kommunikation<br />
über alle Grenzen hinweg ermöglicht.<br />
Sie leiten nicht nur die Bayerische Staats oper in München seit<br />
September 2006, sondern auch das Orchestre Symphonique de<br />
Montréal. Zusätzlich werden Sie regelmäßig als Gastdirigent der<br />
berühmtesten Ensembles international eingeladen. Macht Ihnen<br />
dieses Mehrfachbelastung nicht zu schaffen?<br />
Verglichen mit dem Doppelengagement in Los Angeles und Berlin<br />
ist mein Leben jetzt physisch und psychisch viel einfacher, weil<br />
die Distanz zwischen München und Montréal deutlich kürzer und<br />
die frankokanadische Stadt zudem sehr europäisch geprägt ist.<br />
Hinzu kommt, dass ich immer schon gerne viel und hart arbeite.<br />
8 Momentum 2· 2007<br />
Und dass ich mich in der intensiven Beschäftigung mit Musik und<br />
ihrer sowohl intellektuellen als auch emotionalen Durchdringung<br />
am wohlsten fühle.<br />
Seit fast 30 Jahren folgt bei Ihnen ein Karriereschritt auf den nächsten.<br />
Sind Sie endgültig angekommen?<br />
Je länger die Beziehung zur Musik ist, desto tiefer und inniger<br />
wird sie. Aber je mehr man lernt, umso intensiver spürt man auch,<br />
was man alles nicht weiß. Ganz wird man das Geheimnis nie lüften<br />
können. Deshalb ist der Weg in meinem Beruf unendlich. <strong>Die</strong><br />
Tiefe und Substanz unseres Reper toires ist so groß, dass man ein<br />
Leben mit Studieren und Recherchieren verbringen kann.<br />
Wie fühlen Sie sich in Ihrer Position als Generalmusikdirektor?<br />
<strong>Die</strong>se Aufgabe ist eine große Ehre für mich. Denn einerseits hat<br />
München eine über 350 Jahre alte, kontinuierliche Musiktheater-<br />
Geschichte, der ich Reverenz erweisen will. Gleichzeitig geht hier<br />
der Blick nach vorne, weil die Stadt kulturell ebenso wie wirtschaftlich<br />
und wissenschaftlich sehr fortschrittlich ist. Daraus entsteht<br />
eine komplexe und faszinierende Kombination.