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Die „andere“ Zeit - Glashütte Original

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<strong>Die</strong> Vielfalt der Datenträger: Junge Menschen werden bald einige der hier gezeigten Medien nicht mehr kennen. Von links nach rechts: Tonband,<br />

Schallplatte und Kassette begleiteten uns jahrzehntelang. <strong>Die</strong> CD kommt bereits durch den Flash-Speicher unter Druck<br />

1963 lancierte Philips mit der Compact Cassette<br />

einen Meilenstein in der Hi-Fi-Geschichte. <strong>Die</strong> gekapselten Bänd -<br />

chen klangen zwar lange kaum besser als heutige Diktiergeräte,<br />

doch sie ermöglichten es einem jungen Publikum, vom Radio<br />

Titel mitzuschneiden, ohne sie gleich kaufen zu müssen. Das<br />

Format erwies sich als äußerst langlebig und wurde ständig verbessert,<br />

ohne dass irgendetwas an der Norm verändert werden<br />

musste. Bevor die Cassette in den neunziger Jahren von MiniDisc<br />

und MP3 weitgehend verdrängt wurde, erreichten die Bänder und<br />

Abspielgeräte eine Wiedergabequalität, die sich mit professionellen<br />

Tonbandgeräten messen konnte.<br />

High Fidelity ist eine emotionale Sache. Das zeigt<br />

sich nicht nur zu Hause, sondern auch jedes Mal, wenn eine<br />

Innovation die gewohnten Normen über den Haufen zu werfen<br />

droht. Als in den fünfziger Jahren die Transistor-Technik die<br />

Röhrenverstärker zu verdrängen drohte, klangen die Argumente<br />

der Gegner interessanterweise ähnlich wie 1983, als Philips und<br />

Sony gemeinsam den ersten CD-Player vorstellten. Der Klang des<br />

Neuen wurde als kalt und seelenlos bezeichnet. Tatsächlich klangen<br />

die ersten Transistor-Verstärker auch bedeutend schlechter als<br />

vergleichbare Röhrenverstärker. Sie funktionierten dafür sofort nach<br />

dem Einschalten, ohne dass man sie vorher aufheizen musste, pro -<br />

duzierten eine hohe Leistung bei geringem Stromverbrauch und ermöglichten<br />

dadurch die ersten wirklich tragbaren Radios mit Batteriebetrieb.<br />

Heute noch wird Röhrenverstärkern ein wärmerer Klang<br />

nachgesagt, der bestimmt nichts mit der Wärme zu tun hat, welche<br />

die Röhren im Betrieb abstrahlen. Hersteller von High-End-Kompo -<br />

nenten bauen deshalb noch immer Geräte, die mit den nostalgisch<br />

glimmenden Glaskolben bestückt sind. Da sie auch hübsch<br />

anzusehen sind, werden sie kaum je ins Gehäuse verbannt.<br />

<strong>Die</strong> digitale Ära, die mit der Einführung der CD nicht<br />

mehr aufzuhalten war, sorgte für weit größere Kontroversen, denn<br />

das erklärte Ziel der Schallplattenindustrie war, die Produktion<br />

von Schallplatten langsam zurückzufahren und die Titel nur noch<br />

Titan und Winzling. Allein der Plattenteller<br />

des Brinkmann La Grange bringt<br />

18 Kilogramm auf die Waage. Seine<br />

Lagerung ist beheizt, um den Einfluss<br />

durch Temperaturschwankungen zu<br />

minimieren. Der daran montierte Tonarm<br />

ist das pure Gegenteil. Er weist eine<br />

effektive Masse von 10 Gramm auf.<br />

Das Radio „Model One“ von Tivoli Audio<br />

ist in Sachen Abmessungen ein David,<br />

klanglich jedoch ein Goliath. Kein Wunder,<br />

sein Entwickler Henry Kloss baute früher<br />

Boxen für Acoustic Research<br />

Momentum 2· 2007<br />

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