Stil der <strong>Zeit</strong> Zifferblatt-Herstellung <strong>Die</strong> einzigartigen Zifferblätter von <strong>Glashütte</strong> <strong>Original</strong> entstehen im circa 600 Kilometer entfernten Pforzheim, ebenfalls eine Hochburg der deutschen Uhrenindustrie. Ein Besuch in der Deutschen Zifferblatt Manufaktur (DZM) 30 Momentum 2· 2007
Entstehung eines Zifferblatts Text Elizabeth Doerr Fotos Ralf Baumgarten Das Zifferblatt fällt dem Betrachter als Erstes ins Auge. Beim forschenden Blick durch das Saphirglas fesselt es unsere Aufmerksamkeit. Erst später nehmen wir auch Werk und Gehäuse wahr. Sofort wächst eine Be - zie hung zu diesem Metallscheibchen, seinen Zeigern, Indizes und dem Logo. Wir verfallen ihm – oder auch nicht. Proportionen, Farbe, Charme, Persönlichkeit: Alles muss vollkommen sein. Zweifellos kommt dem Zifferblatthersteller eine der schwierigsten Aufgaben bei der Uhrenfertigung zu. Er muss nicht nur kreativ sein und mit höchster Perfektion zu Werke gehen, sondern im Herstellungsprozess auch größte Sorgfalt und Aufmerksamkeit walten lassen – der kleinste Fehler kann hunderte Stunden Arbeit zunichtemachen und das wertvolle Material zu Ausschuss degradieren. Weist ein Zifferblatt auch nur den kleins - ten Makel auf, wird es von der Uhrenmanufaktur abgelehnt. <strong>Die</strong> Fertigung eines <strong>Glashütte</strong>-<strong>Original</strong>-Zifferblatts beginnt in der sächsischen Manufaktur. Lange vor den Gesprächen mit dem Zifferblatthersteller haben die Designer bereits viele Stunden mit dem Entwurf und der Abstimmung mit ihren Kollegen aus Vertrieb und Marketing verbracht. Wie Gehäuse, Zeiger, Saphir glas und Arm - band wird auch das Zifferblatt von einem Spezialbetrieb hergestellt. Kaum ein Uhrenhersteller fertigt diese Bestandteile der Uhr, die in der Uhrmachersprache Habillement genannt werden, in Eigen regie. <strong>Die</strong>s hat historische, ökonomische und einfach praktische Gründe. Einer der wichtigsten Zifferblatthersteller für <strong>Glashütte</strong> <strong>Original</strong> ist die Deutsche Zifferblatt Manufaktur (DZM). Kurt W. Müller, Leiter der Fertigungsstätte in Pforzheim, entstammt einer Uhrmacherfamilie, die schon seit 1922 Zifferblätter herstellt. In seiner Blütezeit fertigte das Familienunternehmen Zifferblätter für die besten Uhrenhersteller aus ganz Deutschland und der Schweiz. In den 80ern überstand es die Quarzuhren-Krise, die viele Unternehmen in Pforzheim in den Ruin trieb, und stieg dann zu einem der wichtigsten Zifferblatthersteller Deutschlands auf. „Mein Vater produzierte schon 1953 Zifferblätter für den <strong>Glashütte</strong>r Uhrenbetrieb“, erzählt Müller stolz. Stehen Design und Materialien für ein bestimmtes <strong>Glashütte</strong>- <strong>Original</strong>-Zifferblatt fest, kümmert sich Müller persönlich mit seinen 47 Goldschmieden und Zifferblatt-Spezialisten um die Einrichtung des Verfahrens für die Fertigung. DZM ist eine der wenigen Zifferblattmanufakturen, die ihre eigenen Rohlinge herstellen. Je nach Zifferblatt bestehen sie aus edlen Werkstoffen wie Gelbgold, Weißgold und Sterling-Silber oder aus traditionellen Uhrmachermaterialien wie Neusilber und Messing. Das Material wird in Streifen oder Rollen geliefert. „Man mag es nicht glauben, aber je ‚einfacher‘ ein Zifferblatt ist, desto schwieriger ist seine Herstellung“, berichtet Müller. „Häufig müssen gerade diese ‚einfachen‘ Zifferblätter bis zu zwanzig Mal galvanisiert werden!“ Nachdem der Rohling auf einer fußbetriebenen hydraulischen Stanze zweimal gestanzt und beschnitten wur de, bis er genau den benötigten Durchmesser hat, geht er an einen Zulie ferer, wo er in einer Presse weiterverarbeitet wird, sofern dies erforderlich ist. Bei der PrettyButterfly von <strong>Glashütte</strong> <strong>Original</strong>, dem neuesten Zugang der herausragenden Star Collection, werden DZM verwendet zum Bedrucken der Zifferblätter das Tampondruckverfahren. Dabei nimmt ein „Ballon“ aus Silikon oder Gummi, der bei DZM selbst hergestellt wird, Farbe von einem Negativ-Stich auf. <strong>Die</strong>se drückt er dann wie ein Stempel als Bild auf das Zifferblatt Momentum 2· 2007 31