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Die „andere“ Zeit - Glashütte Original

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sie vor dem „bösen Blick“ schützen. Und auch sonst spielt das<br />

Schminken des Gesichts in Indien eine große Rolle. Menschen,<br />

die ihr Leben der Religion geweiht haben, tragen auf der Stirn aufgebrachte<br />

Male. Bei den Bewohnern ländlicher Gegenden sieht<br />

man häufig aufgemalte Ornamente: Punkte, Striche, Mondformen,<br />

Blüten-, Blatt- und Rankenmuster zieren das Gesicht und teils auch<br />

Hände, Arme, Füße und Unterschenkel.<br />

Ein einmaliges Spektrum an Mustern und Verzierun gen<br />

findet man bei den Völkern Ozeaniens, und hier insbesondere in<br />

Neuguinea. <strong>Die</strong> größte Insel des Archipels bietet fast alles, was<br />

von den Bewohnern Ozeaniens zum Schmücken verwendet wird:<br />

bunte Federn vieler Vogelarten, Gehäuse von Schnecken und<br />

Muscheln, farbenfrohe Blüten, Samenkerne sowie Pflanzen und<br />

Ockererden als Rohstoffe für Farben. Entsprechend varianten reich<br />

ist die Gesichts- und Körperbemalung bei einigen Völkern Neu -<br />

guineas. Zu höchster Vollendung haben es die Hoch land bewoh -<br />

ner Papua-Neuguineas gebracht. <strong>Die</strong> farblich markante Bemalung<br />

und der formenreiche Schmuck der Männer werden hauptsächlich<br />

zu festlich-zeremoniellen Anlässen getragen. Fantas tisch ge -<br />

schmückte Tänzer, die bei offiziellen Festen meist gemeinsam auftreten,<br />

bieten ein eindrucksvolles Bild opulenter Far ben pracht.<br />

Den einzelnen Farben kommt dabei eine bestimmte symbolische<br />

Bedeutung zu. <strong>Die</strong> Farbe Rot soll zum Beispiel einem Mann zu<br />

Wohlstand verhelfen; man reibt aber auch Kranke damit ein – in<br />

der Hoffnung auf heilende Kräfte.<br />

Zeugnis überlieferter Traditionen ist die geschmück -<br />

te Haut in der modernen Industriegesellschaft schon lange nicht<br />

mehr. Doch sie ist Ausdruck künstlerischen Gestaltungswillens<br />

und eine Projektionsfläche der Fantasie. Denn die Farben verwandeln<br />

nicht nur das Äußere eines Menschen, sondern auch sein<br />

Inneres, das nun die „alte Haut“ verlassen kann, um sich in eine<br />

neue Welt zu wagen und diese zu erleben. So wird jeder Kar ne val,<br />

jede Love Parade, jeder Christopher Street Day zur kunterbunten<br />

Maskerade, die den Körper verhüllt und ihn über seine eigenen<br />

Grenzen hinweghebt. Während die Körperbemalung von vorneherein<br />

auf eine begrenzte Nutzungs dauer festgelegt ist und meist<br />

mit dem abendlichen Duschen endet, kann man mit einer Täto -<br />

wierung ein Bildwerk fürs Leben schaffen. Seit einigen Jahren veran<br />

stalten Tätowierer ihre eigenen Messen, auf denen sie ihre Kunst<br />

im internationalen Wettbewerb präsentieren. Das Spek trum reicht<br />

von Historiengemälden und Fabelwesen aller Art bis zu symbolträchtigen<br />

Zeichen und Ornamenten. Entsprechend breit gefächert<br />

ist die Zielgruppe, die mittlerweile quer durch alle Gesell schafts -<br />

schichten geht. Eines ist ihnen jedoch allen gemein: der Wunsch<br />

nach unverwechselbarer Identität. ✺<br />

<strong>Die</strong> Hochlandbewohner Papua-Neuguineas<br />

haben Körperschmuck und -bemalung zu<br />

höchster Vollendung entwickelt. Sie werden<br />

zu besonderen Festen getragen und richten<br />

sich nach der Stellung ihres Trägers<br />

Momentum 2· 2007<br />

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