Die „andere“ Zeit - Glashütte Original
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seiner Religion; sie schützen ihn vor negativen Einflüssen und verbinden<br />
ihn mit seinen Ahnen. Auch Narben gehören in Afrika bei<br />
vielen Völkern zum Körperschmuck. Sie bedecken in variantenreichen<br />
Mustern den Körper und sind die ständigen Begleiter auf<br />
dem Lebensweg des Menschen. <strong>Die</strong> ersten Einschnitte erhalten<br />
Kinder bereits bei der Geburt; weitere folgen in regelmäßigen<br />
Abständen, um wichtige Ereignisse im Leben eines Menschen festzuhalten<br />
und zu dokumentieren. Bei den Ga’anda in Nigeria<br />
durchlaufen die Frauen ein mehrjähriges Programm: Alle zwei<br />
Jahre wird nach einer überlieferten Ordnung an genau bestimmten<br />
Stellen die Haut eingeritzt. <strong>Die</strong> ersten Narben zieren den Bauch,<br />
dann folgen Einschnitte auf der Stirn, den Unterarmen, auf dem<br />
Hals, der Taille, dem Gesäß, der Hüfte sowie den Ober armen.<br />
Zuletzt wird die Verzierung durch verschiedene Muster vervollständigt.<br />
Erst wenn diese mehrjährige Körper gestaltung abge-<br />
18 Momentum 2· 2007<br />
Momente Körperkunst<br />
schlossen ist, gelten die jungen Frauen als erwachsen und heirats -<br />
fähig. Ihre Narben machen sie attraktiv für das andere Geschlecht,<br />
weil sie dadurch zur „echten Frau“ werden.<br />
Ohne Einschnitte, aber nicht weniger prachtvoll verzieren<br />
sich indische Frauen vor ihrer Hochzeit. In den Dörfern des<br />
indischen Bundesstaats Rajasthan werden Bräute traditionell mit<br />
„Mehndi“ geschmückt. <strong>Die</strong> Blätter und Stängel dieser Henna -<br />
pflanze liefern einen rotgelben, als Haarfärbemittel bekannten<br />
Farbstoff, der zum Dekorieren der Hände und Füße verwendet<br />
wird. <strong>Die</strong> Frauen mischen den Saft der Pflanze mit Kalkmilch und<br />
malen damit feine Muster. Heute gelten sie als bloßer Schmuck,<br />
doch früher schrieb man ihnen auch eine magische, Glück verheißende<br />
Kraft zu. Aus einem ähnlichen „Aberglauben“ umranden<br />
indische Mütter die Augen ihrer Säuglinge mit Lampenruß: Es soll<br />
Hennabemalte<br />
Hände und Füße<br />
sollen indischen<br />
Frauen bei der<br />
Hochzeit glück -<br />
bringende Kräfte<br />
bescheren