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Die „andere“ Zeit - Glashütte Original

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2·2007<br />

Momentum<br />

S O M M E R<br />

MAGAZIN FÜR ZEITZEUGEN & MOMENTAUFNAHMEN<br />

Kunstobjekt<br />

Körper<br />

Gratwanderungen<br />

zwischen Ästhetik,<br />

Kult und Provokation


Friedrich von Amerling, Detail aus «In Träumen versunken», um 1835<br />

© Sammlungen des Fürsten von und zu Liechtenstein, Vaduz – Wien<br />

LIECHTENSTEIN MUSEUM, Wien. www.liechtensteinmuseum.at<br />

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Schwerzmann&Team


Dr. Frank Müller,<br />

Geschäftsführer <strong>Glashütte</strong> <strong>Original</strong><br />

Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

Z<br />

eit lässt sich mit vielem ausfüllen – und mit unterschiedlichen Zielen:<br />

entspannend, kreativ, gewinnbringend, konzentriert, nachdenklich, aktiv,<br />

ganz auf den Moment bezogen.<br />

Für unseren <strong>Zeit</strong>zeugen, den Weltklasse-Dirigenten Kent Nagano, ist es natürlich<br />

die Musik, die ihn vor allem einnimmt, ihm existenzielle Erlebnisse beschert und in<br />

anderen Sphären schweben lässt. Doch ist es wichtig für ihn, als Künstler das Konzept<br />

der <strong>Zeit</strong> unter Kontrolle zu haben, wie er im Interview zugibt.<br />

Der <strong>Zeit</strong> ein Gesicht – genauer gesagt, der Uhr – verleiht die Deutsche Zifferblatt Manufaktur.<br />

Momentum hat der traditionsreichen Firma einen Besuch abgestattet und herausgefunden,<br />

worauf es bei diesem äußerst feinfühligen Handwerk wirklich ankommt.<br />

Gleich zwei Sinne bedient eine High-Fidelity-Musikanlage – nämlich Ohr und Auge.<br />

Wie sich Design und Akustik der edlen Klangkörper im Laufe der Jahrzehnte entwickelt<br />

haben, zeigen der Text „Der Klang macht die Musik“ und die beeindruckenden Fotos in<br />

unserer Rubrik „<strong>Zeit</strong>strömung“.<br />

Dass wir ein Drittel unserer Lebenszeit mit Schlafen verbringen, hört sich zunächst<br />

bedauerlich an. Doch ist die scheinbare Gegenphase vom Wachsein lebensnotwendig,<br />

faszinierend und wird weltweit sehr unterschiedlich praktiziert. Lesen Sie in „Schlafens -<br />

zeit(en)“ mehr über die Schlafgewohnheiten auf unserer Erde.<br />

Jetzt jedoch freue ich mich, dass Sie hellwach sind und Ihre <strong>Zeit</strong> mit der Lektüre von<br />

Momentum füllen und hoffentlich erfüllen – unsere vielen interessanten Geschichten<br />

werden sicherlich dazu beitragen.<br />

Herzlichst,<br />

Sechste Ausgabe Editorial<br />

Momentum 2· 2007 3


Titel: White Rock/Getty Images<br />

4<br />

Spektrum Inhalt<br />

Spektrum Momentum<br />

08<br />

INTERVIEW<br />

Kent Nagano ist ein Weltenbürger<br />

par excellence – und lässt sich von<br />

Musik existenzielle Momente besche -<br />

ren. Der Star-Dirigent im Gespräch<br />

NOVUM<br />

KULTURNEWS ...............................................................................................06<br />

Sehens- und Erlebenswertes rund um den Globus<br />

ZEITZEUGE<br />

„MUSIK IST DIE STIMME DER MENSCHHEIT“ ...............................08<br />

Ein Interview mit dem Dirigenten Kent Nagano<br />

MOMENTE<br />

LEBENDE SKULPTUREN ............................................................................14<br />

Eine Kulturgeschichte der Körperkunst<br />

ZEITZONEN<br />

EINTAUCHEN IN SYDNEY .........................................................................20<br />

Insider-Streifzug durch Australiens spannendste Metropole<br />

Momentum 2· 2007<br />

2·2007<br />

14<br />

KÖRPERKUNST<br />

Mit Farben und Mustern schmücken Menschen<br />

weltweit ihre Haut und werden<br />

zu lebenden Skulpturen – eine Kulturge -<br />

schichte der Körperkunst<br />

20<br />

SYDNEY<br />

In der australischen Metropole<br />

sollte man seine <strong>Zeit</strong> am besten<br />

„outdoor“ verbringen – inspirie -<br />

rende Tipps einer Sydneysiderin<br />

KALENDARIUM<br />

NEUIGKEITEN VON GLASHÜTTE ORIGINAL .....................................26<br />

Basel 2007: Brandmanager und ihre Lieblingsuhren; Leserreise<br />

MANU FACTUM<br />

ENTSTEHUNG EINES ZIFFERBLATTS ..................................................30<br />

Ein Besuch in der Deutschen Zifferblatt Manufaktur<br />

ZEITSTRÖMUNG<br />

DER KLANG MACHT DIE MUSIK ............................................................34<br />

Für Augen und Ohren – Musikanlagen im Wandel der <strong>Zeit</strong><br />

TENDENZ<br />

SCHLAFENSZEIT(EN) .................................................................................40<br />

Wer schläft wo wie lange? Ein weltweiter Überblick


30 44<br />

ZIFFERBLATT-HERSTELLUNG<br />

Zu Besuch in Pforzheim, bei der Deut schen<br />

Zifferblatt Manufaktur: Hier werden die<br />

einzigartigen „Gesichter“ für die Uhren<br />

von <strong>Glashütte</strong> <strong>Original</strong> gefertigt<br />

JADE<br />

Was den Menschen im Westen das<br />

Gold, ist den Asiaten die Jade –<br />

über die sinnlichen und „harten“<br />

Eigenschaften des Edel-Minerals<br />

STIL DER ZEIT<br />

MYTHOS EINES MINERALS .....................................................................44<br />

Jade – „Liebling der Weisen“ und kostbares Symbol der Schönheit<br />

ZEITFENSTER<br />

ZAHLEN & FAKTEN ......................................................................................48<br />

Verblüffend, erschreckend, kurios ...<br />

MOMENTAUFNAHME<br />

TRANSPORT ...................................................................................................49<br />

Nepal, 1948: ein Mercedes auf dem Weg nach Indien<br />

34<br />

HIGH FIDELITY<br />

Bei Musikanlagen hat<br />

sich im Laufe der <strong>Zeit</strong><br />

nicht nur die Klang -<br />

qualität entscheidend<br />

verändert – auch das<br />

Design hat kreative<br />

Formen hervorgebracht


Fotos: Michal Daniel, Mauritius Images<br />

Novum Kultur<br />

<strong>Die</strong> <strong>„andere“</strong> <strong>Zeit</strong><br />

Mit einem Drittel unseres Lebens – der <strong>Zeit</strong><br />

nämlich, die wir schlafend verbringen – befasst<br />

sich eine ungewöhnliche Aus stellung im Deut -<br />

schen Hygiene-Museum in Dresden. In Zusammenarbeit<br />

mit der Wellcome Collection aus London<br />

zeigt „Schlaf und Traum“ über 300 Exponate,<br />

Dokumente, wissen schaftliche Filme, Werke<br />

zeitgenössischer Künstler. In einer produktiven<br />

Ergänzung nähern sich hier Wissenschaft und<br />

Kunst einem immer noch mysteriösen Thema.<br />

<strong>Zeit</strong> fürs Kloster<br />

Für mehrere Tage oder wenige Stunden während eines Stopovers:<br />

Buddhistische Tempel in Korea öffnen ihre Tore für ausländische<br />

Gäste, die sich eine ungewöhnliche Auszeit gönnen<br />

möchten. 41 von ihnen bieten Templestay-Programme an, bei<br />

denen Mön che buddhistische Kultur, Lebens- und Denkweise<br />

erklären, Einführungen in Meditation und die Tee-Zeremonie geben.<br />

TEMPLESTAY-PROGRAMME, ANGEBOTEN VON DIVERSEN TEMPELN IN KOREA.<br />

WEITERE INFOS: WWW.TEMPLESTAYKOREA.COM, WWW.TOUR2KOREA.COM<br />

6 Momentum 2· 2007<br />

„SCHLAF UND TRAUM“, AUSSTELLUNG,<br />

DEUTSCHES HYGIENE-MUSEUM, DRESDEN,<br />

BIS 3. OKTOBER 2007,<br />

INFOS UNTER: WWW.DHMD.DE<br />

New Yorker Institution seit 1962:<br />

Shakespeare-Dramen im Central Park.<br />

<strong>Die</strong>ses Jahr: „Romeo und Julia“ (5. Juni<br />

bis 8. Juli) und „Ein Mittsommernachts -<br />

traum“ (6.August bis 9. September).<br />

Laue Luft mit Klassik-Klängen<br />

Wer die Oper liebt, sich gerne von opulenten Bühnenbildern<br />

und großartigen Stimmen verzaubern lässt,<br />

sollte eine laue musikalische Sommernacht auf den Stufen<br />

der Arena von Verona verbringen, des zweitgrößten<br />

erhaltenen Amphitheaters nach dem Kolosseum in Rom.<br />

Wo früher Gladiatoren vor über 30.000 Zuschauern<br />

kämpften, wird heute musikalischer Hochgenuss präsentiert:<br />

Bei den 85. Opernfestspielen stehen neben drei Verdi-<br />

Opern („Nabucco“, „Aida“ und „La Traviata“) „La Bohème“<br />

von Puccini und „Der Barbier von Sevilla“ von Rossini auf<br />

dem Programm.<br />

85. OPERNFESTSPIELE,<br />

22. JUNI BIS 1. SEPTEMBER<br />

2007, ARENA DI VERONA,<br />

ITALIEN. INFORMATIONEN<br />

UND TICKETS UNTER:<br />

WWW.ARENA-VERONA.DE<br />

Drama draußen<br />

„SHAKESPEARE IN THE PARK“, 5. JUNI BIS<br />

9. SEPTEMBER 2007, CENTRAL PARK, NEW YORK,<br />

INFOS UNTER: WWW.PUBLICTHEATER.ORG<br />

K ULTUR +++ WELTWEIT +++ KULTUR +++ WELTWEIT +++ KULTUR +++ WELTWEIT +++ KULTUR +++ WELTWEIT<br />

Documenta 12, eine der weltweit bedeutendsten Ausstellungen zeitgenössischer Kunst, 16. Juni bis 23. September 2007, Kassel, Deutschland, Infos:<br />

www.documenta12.de +++ Anselm Kiefer, Ausstellung im Guggenheim-Museum Bilbao, Spanien, bis 3. September 2007, Infos: www.guggenheimbilbao.es<br />

+++ Schleswig-Holstein Musik Festival, 14. Juli bis 2. September 2007, in diversen norddeutschen Städten, Infos und Tickets: www.shmf.de<br />

+++ Bangkok International Film Festival, 19.–29. Juli, Bangkok, Thailand, Infos: www.bangkokfilm.org +++ Kunsthaus Grenchen, Schweiz, die Ausstellung<br />

des Künstlers Peter Travaglini ist vorerst die letzte im alten Museum – Neueröffnung im Mai 2008, Info: www.kunsthausgrenchen.ch


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<strong>Zeit</strong>zeuge Kent Nagano<br />

„Musik ist die<br />

Stimme der Menschheit“<br />

Er hat japanische Wurzeln, besitzt einen amerikanischen<br />

Pass, arbeitet in Kanada und Deutschland: Star-Dirigent<br />

Kent Nagano ist ein viel reisender Weltenbürger mit<br />

universell verständlicher Sprache – klassischer Musik<br />

Interview A. Schmelter de Escobar<br />

Herr Nagano, Sie haben japanische Wurzeln, sind in den USA aufgewachsen,<br />

arbeiten seit Jahrzehnten parallel in den Vereinigten<br />

Staaten und Europa. Als was fühlen Sie sich heute?<br />

Als Weltenbürger. Selbst wenn ich einen amerikanischen Pass habe,<br />

empfinde ich speziell Deutschland als meine Heimat. An diesem<br />

Ort bin ich der für die Klassik maßgeblichen musikalischen<br />

Tradition ganz nah – eine sehr inspirierende Erfahrung! Zum<br />

Glück ist Musik eine universelle Sprache, die Kommunikation<br />

über alle Grenzen hinweg ermöglicht.<br />

Sie leiten nicht nur die Bayerische Staats oper in München seit<br />

September 2006, sondern auch das Orchestre Symphonique de<br />

Montréal. Zusätzlich werden Sie regelmäßig als Gastdirigent der<br />

berühmtesten Ensembles international eingeladen. Macht Ihnen<br />

dieses Mehrfachbelastung nicht zu schaffen?<br />

Verglichen mit dem Doppelengagement in Los Angeles und Berlin<br />

ist mein Leben jetzt physisch und psychisch viel einfacher, weil<br />

die Distanz zwischen München und Montréal deutlich kürzer und<br />

die frankokanadische Stadt zudem sehr europäisch geprägt ist.<br />

Hinzu kommt, dass ich immer schon gerne viel und hart arbeite.<br />

8 Momentum 2· 2007<br />

Und dass ich mich in der intensiven Beschäftigung mit Musik und<br />

ihrer sowohl intellektuellen als auch emotionalen Durchdringung<br />

am wohlsten fühle.<br />

Seit fast 30 Jahren folgt bei Ihnen ein Karriereschritt auf den nächsten.<br />

Sind Sie endgültig angekommen?<br />

Je länger die Beziehung zur Musik ist, desto tiefer und inniger<br />

wird sie. Aber je mehr man lernt, umso intensiver spürt man auch,<br />

was man alles nicht weiß. Ganz wird man das Geheimnis nie lüften<br />

können. Deshalb ist der Weg in meinem Beruf unendlich. <strong>Die</strong><br />

Tiefe und Substanz unseres Reper toires ist so groß, dass man ein<br />

Leben mit Studieren und Recherchieren verbringen kann.<br />

Wie fühlen Sie sich in Ihrer Position als Generalmusikdirektor?<br />

<strong>Die</strong>se Aufgabe ist eine große Ehre für mich. Denn einerseits hat<br />

München eine über 350 Jahre alte, kontinuierliche Musiktheater-<br />

Geschichte, der ich Reverenz erweisen will. Gleichzeitig geht hier<br />

der Blick nach vorne, weil die Stadt kulturell ebenso wie wirtschaftlich<br />

und wissenschaftlich sehr fortschrittlich ist. Daraus entsteht<br />

eine komplexe und faszinierende Kombination.


Kent Nagano ist viel beschäftigt und entsprechend<br />

schwer zu sprechen. Im Interview aber steht er hochkonzentriert<br />

Rede und Antwort, überlegt jeden seiner Sätze gründlich<br />

Momentum 2· 2007<br />

9<br />

Fotos: Johannes Ifkovits (2), Corbis


<strong>Zeit</strong>zeuge Kent Nagano<br />

Kent Nagano versteht Oper nicht<br />

als kulturelles Privileg einer Elite.<br />

Sondern als Allgemeingut. Eines<br />

seiner wichtigen Anliegen ist<br />

Nachwuchsarbeit für Kinder und<br />

Jugendliche aus allen Schichten<br />

10 Momentum 2· 2007


Wie gehen Sie mit diesem Mix aus Tradition und Moderne an der<br />

Schnittstelle zwischen Vergangenheit und Zukunft um?<br />

Für meine erste Saison in München habe ich ein Programm zusam -<br />

mengestellt, das von Giuseppe Verdi über Richard Strauss und<br />

Modest Mussorgsky bis hin zu <strong>Zeit</strong>genossen wie Wolfgang Rihm<br />

oder der Koreanerin Unsuk Chin reicht. Ähnlich epochenübergreifend<br />

wird das zweite Jahr, in der ab Ende Sep tember Barockes von<br />

Händel ebenso wie Mozarts „Idomeneo“ oder zwei Klassiker des<br />

20. Jahrhunderts – Busonis „Dr. Faust“ und Henzes „Bassariden“ –<br />

anstehen, davon drei Premieren unter meinem Dirigat.<br />

Welche Kriterien sind bei Ihrer Auswahl entscheidend?<br />

Maßgeblich war für mich und mein ebenso kompetentes wie wundervolles<br />

Team nicht, ob es sich um alte oder neue Musik handelt.<br />

Sondern allein die Relevanz und Aussagekraft der Stücke. <strong>Die</strong><br />

Meisterwerke der klassischen Musik sind deshalb Meisterwerke,<br />

weil sie wegen ihrer revolutionären Ansätze fast immer zur<br />

Avantgarde ihrer Entstehungszeit zählten. Und weil sie außerdem<br />

eine zeitübergreifende Dimension haben, aus der wir – und hoffentlich<br />

auch die kommenden Generationen – Identität und Lebens -<br />

qualität schöpfen können.<br />

Was genau ist darunter zu verstehen?<br />

Musik kann existenzielle Erlebnisse auslösen und Menschen mit<br />

ihrer Stärke vollkommen absorbieren. Im Idealfall bewegt man sich<br />

mit der Kraft der Musik gleichsam aus dem Konzertsaal hinweg,<br />

schwebt vorübergehend in anderen Sphären.<br />

Wie viel Hintergrundwissen ist notwendig, um Musik auf solche Art<br />

erleben und verstehen zu können?<br />

Dazu muss man nicht zwingend ein regelmäßiger Klassik-Hörer<br />

oder gar Musiker sein. Werke wie die 9. Sinfonie von Beethoven<br />

erreichen auch unerfahrene Zuhörer. Denn sie haben eine unge-<br />

Musik kann existenzielle Erlebnisse auslö sen<br />

und Menschen mit ihrer Stärke vollkommen<br />

absorbieren. Im Idealfall schwebt man durch<br />

sie vorübergehend in anderen Sphären<br />

heure Tiefe, sind quasi die Stimme der Menschheit. Nicht umsonst<br />

ist dieses Stück überall auf der Welt extrem populär.<br />

Vor Ihrem Amtsantritt als Generalmusikdirektor in München haben<br />

Sie eine kurze Auszeit genommen. Wie haben Sie diese freien<br />

Monate verbracht?<br />

Manche mögen unter einer Pause Nichtstun verstehen. Und natürlich<br />

ist auch für mich <strong>Zeit</strong> – vor allem unerwartete – ein Ge -<br />

schenk. Mich aber entspannt es am meisten, der meiner An sicht<br />

nach gefährlichen Routine den Rücken zu kehren, indem ich ein<br />

anderes Orchester dirigiere, auf einer kleineren Bühne stehe oder<br />

mich in der Bibliothek vergrabe, um auf diesem Weg zu möglichst<br />

vielen Informationen und somit neuen Perspektiven zu finden. In<br />

diesem Sinne habe ich mein Sabbatical so ausgiebig als<br />

Studienzeit ge nutzt, dass dabei noch für Jahre im Voraus Ideen<br />

entstanden sind.<br />

Welche waren das zum Beispiel?<br />

Im Mittelpunkt stand natürlich die Programmplanung für die kommenden<br />

Spielzeiten, die bewusst die Tradition honoriert, aber<br />

parallel wichtige <strong>Zeit</strong>genossen zum Zug kommen lässt. Angedacht<br />

habe ich aber auch einen „Ball der Künste“, der die Oper zu einem<br />

Teil der Gesellschaft und das Publikum zur Bühne macht.<br />

Außerdem habe ich mich mit einem Brückenschlag zur bildenden<br />

Kunst beschäftigt, der während der Opernfestspiele 2007 seinen<br />

Ausdruck in einem ersten großen gemeinsamen Aus stellungs -<br />

projekt von Bayerischer Staatsoper und Pinakothek der Moderne<br />

finden wird: einem Dialog unterschiedlicher ästhetischer Diszi -<br />

plinen, der um Lewis Carrolls Literaturklassiker „Alice in<br />

Wonderland“ kreist. Zusätzlich habe ich an Plänen zur Ver stär -<br />

kung der mir seit vielen Jahren sehr wichtigen Nachwuchsarbeit<br />

gefeilt, darunter das Jugendorchester ATTACCA oder die<br />

THEATerLEBEN-Angebote für Schüler und Studenten.<br />

Momentum 2· 2007<br />

11


<strong>Zeit</strong>zeuge Kent Nagano<br />

Warum legen Sie darauf so viel Wert?<br />

In den gegenwärtigen High-Tech-<strong>Zeit</strong>en hat es mehr Bedeutung<br />

als jemals zuvor, die Künste nach besten Kräften zu fördern und<br />

sowohl das Wissen über sie als auch die Liebe zu ihnen an die<br />

nächste Generation weiterzugeben. Unsere Kinder sollen spüren,<br />

dass klassische Musik nicht elitär ist. Sondern dass sie allen gehört<br />

– unabhängig von Alter oder Gesellschaftsschicht.<br />

Unsere <strong>Zeit</strong> ist extrem schnelllebig. Menschen sind es gewohnt, in<br />

immer kürzerer <strong>Zeit</strong> immer mehr Informationen aufzunehmen.<br />

Reagieren Sie auf derartig veränderte Wahrnehmungsgewohn -<br />

heiten, indem Sie Opern oder Konzerte schneller dirigieren oder<br />

kürzere Werke zur Aufführung bringen?<br />

Nein! Alles ist relativ. Ein kurzes Stück kann lang und ein langes<br />

kurz erscheinen. Das hängt sehr stark von der Qualität des<br />

Stückes und der Aufführung sowie von dem Kontext ab, in dem<br />

man es hört. Und nicht vom Tempo des Dirigenten.<br />

Wie wichtig ist der Faktor <strong>Zeit</strong> bei Ihrer Arbeit?<br />

Ich muss meine Aufgaben innerhalb eines limitierten <strong>Zeit</strong>rahmens<br />

erfüllen. Meine Armbanduhr – im übrigen seit vielen Jahren das<br />

gleiche, einfache Modell – ist für mich ein praktisches Hilfsmittel,<br />

um effizient zu sein. Aber auch im allgemeinen Sinne ist es in der<br />

Arbeit eines Künstlers sehr wichtig, das Konzept der <strong>Zeit</strong> unter<br />

Kontrolle zu haben. Sie kann für Perspektiven und einen Kontext<br />

sorgen. Außerdem kann sie beim Zuhörer ein Gefühl der Über -<br />

raschung auslösen, wenn er ihr Fortschreiten gar nicht bemerkt.<br />

Momentan haben Sie die künstlerische Gesamtleitung der Staats -<br />

oper. Ab September 2008 werden Sie Klaus Bachler, der momentan<br />

noch das Wiener Burgtheater leitet, als Intendanten an Ihrer Seite<br />

haben. Wird sich Ihre Arbeit dadurch verändern?<br />

Es wird mit Sicherheit keine Zäsur geben. Sondern eine Weiter ent -<br />

wicklung. Der Einfluss von Klaus Bachler, auf dessen Kommen ich<br />

sehr gespannt bin, ist auch jetzt schon da, weil er seine Ideen be -<br />

reits in unser Team einbringt. Mit unserer Zusammenarbeit verbin de<br />

ich die Aussicht auf eine abenteuerreiche Zukunft der Oper. ✺<br />

12 Momentum 2· 2007<br />

Je länger die Beziehung<br />

zur Musik ist, desto tiefer<br />

und inniger wird sie.<br />

Deshalb ist der Weg in<br />

meinem Beruf unendlich<br />

Kent Nagano Vita<br />

Kent Nagano wurde 1951 in Kalifornien geboren. Schon als Kind<br />

bekam der Enkel japanischer Einwanderer, dessen Eltern trotz ihrer<br />

Berufe als Architekt bzw. Mikrobiologin und Pianistin eine Farm<br />

be wirtschafteten, eine solide Grundausbildung am ambitionierten<br />

Kon servatorium des kalifornischen Küstenstädtchens Morro Bay.<br />

An schlie ßend studierte Nagano in Santa Cruz, San Francisco und<br />

Toronto Komposition, wobei sich das Dirigieren als seine besondere<br />

Stärke herauskristallisierte. Dass er dabei immer wieder mit der für<br />

die Klassik maßgeblichen europäischen Tradition in Berührung kam,<br />

prägte ihn so sehr, dass er sich zu einer Koryphäe für (Ur-)Aufführun gen<br />

des französischen Komponisten Olivier Messiaen entwickelte. Und<br />

außerdem nach einem Engagement als Assistent von Seiji Ozawa<br />

beim Bostoner Symphony Orchestra von 1989 bis 1998 die musikalische<br />

Leitung der Opéra National de Lyon übernahm sowie sieben Jahre<br />

parallel dem Hallé Orchestra in Manchester vorstand. Ähn liche<br />

Doppelrollen spielte der mit einer japanischen Pianistin Verhei ratete<br />

und Vater einer Tochter auch in der Folge auf transkontinen talem<br />

Niveau: Bis 2006 war Nagano künstlerischer Leiter des Deutschen<br />

Symphonie-Orchesters Berlin und Music Director der Los Angeles<br />

Opera. Seither leitet er ne ben der Bayerischen Staatsoper auch das<br />

Orchestre Symphonique de Montréal.<br />

www.kentnagano.de & www.bayerische.staatsoper.de & www.osm.ca


Ein Stück<br />

Dresdner<br />

Geschichte<br />

Wo sonst lässt sich der Zauber Dresdens besser erleben als in einem historischen Barockpalais?<br />

Umgeben von weltberühmten Zeugnissen sächsischer Kultur wie Frauenkirche, Zwinger und Semperoper?<br />

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Fotos: Corbis (2), Getty Images, Laif, Jodi Cobb/ National Geographic Image Collection<br />

Momente Körperkunst<br />

Lebende Skulpturen<br />

Text Norbert Misch-Kunert<br />

Ob Fußballspiel, Friedensdemo oder Rockkonzert:<br />

Wo Tausende von Menschen zusammentreffen,<br />

wedeln die Teilnehmer nicht mehr nur mit<br />

Fähnchen oder bunten Schals, um ihre Meinung<br />

kundzutun, sondern nutzen dafür auch den<br />

eigenen Körper. Wie eine menschliche Litfass -<br />

säule tragen sie die bunten Farben ihrer Mannschaft, bemalen sich<br />

mit den Symbolen ihrer Überzeugung, verblüffen und provozieren<br />

mit fantasievoller Gestaltung ihrer Haut. Der Vorstellungskraft<br />

sind keine Grenzen gesetzt – der eigene Körper wird immer mehr<br />

zum Kunst objekt.<br />

Körperkunst, so lautet eine Definition, ist Kunst, die<br />

aus dem menschlichen Körper gemacht ist. Der bemalte, tätowier -<br />

te oder geschminkte Körper ist jedoch nicht nur Ausdruck eines<br />

künstlerischen Gestaltungswillens, sondern steht in verschiedenen<br />

Kulturen auch für die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe.<br />

Das Faible für Farben beginnt schon im Kindergarten, wenn die<br />

14 Momentum 2· 2007<br />

Junger Aborigine bei einer Initiationsfeier.<br />

<strong>Die</strong> Körperbemalung stellt nicht nur ein<br />

persönliches Muster dar, sondern bildet<br />

auch einen Bezug zur reichen Mythologie<br />

der australischen Ureinwohner<br />

Mit Farben und fantasievollen Mustern<br />

schmücken Menschen ihre Haut und machen<br />

sie zu einem einzigartigen Kunstobjekt –<br />

eine Kulturgeschichte der Körperkunst<br />

Kleinen sich lustige Gesichter malen, und setzt sich im jugendlichen<br />

Alter fort, wenn die Haare der Sprösslinge plötzlich verwegene<br />

Farben annehmen. Wie selbstverständlich greifen moderne<br />

Frauen heute zu ihren Schminkutensilien, lockt doch im Umgang<br />

mit Puder, Farbe und Cremes die Chance, mehr aus seinem Typ<br />

zu machen und den ästhetischen Anforderungen der jeweiligen<br />

Mode gerecht zu werden. Sie folgen damit einer Tradition, die<br />

bereits viele tausend Jahre alt ist.<br />

Schon in vorgeschichtlicher <strong>Zeit</strong> benutzten die<br />

Menschen Erdpigmente, um ihren Körper zu dekorieren, sei es<br />

zur Abgrenzung der Stammesverbände, zur Verschönerung oder<br />

anlässlich ritueller Handlungen. Im 6. und 5. Jahrtausend v. Chr.<br />

verfeinerten sich die Praktiken der Körperbemalung zu hochentwickelter<br />

künstlerischer Ausdrucks kraft, und in den ersten Hoch -<br />

kulturen entwickelte sich aus dem bemalten Gesicht des Stam mesmitglieds<br />

die Schönheitsmaske der vornehmen Frau. <strong>Die</strong> edlen<br />

Bürgerinnen Ägyptens, Athens oder Mesopotamiens nahmen vor


Rote Lippen,<br />

dunkle Augen,<br />

weiß geschminkte<br />

Haut – in Japan<br />

ein Zeichen für<br />

Vornehmheit<br />

Momentum 2· 2007<br />

15


16 Momentum 2· 2007<br />

Momente Körperkunst<br />

Das Narbenmuster<br />

des afrikanischen Kriegers<br />

dokumentiert seine<br />

Erfolge bei der Jagd


Jahrtausenden vorweg, was für die heutige Frau das Make-up ist.<br />

Der Schminkkasten der vornehmen Ägypterin war mit Puder -<br />

behältern, Fläschchen mit Tinkturen, Pinseln und Flakons mit<br />

Duftstoffen bestückt. Das aufgehellte Gesicht belebten rötliches<br />

Ocker oder etwas Karmin auf den Wangen, mit kräftigem Rot wurden<br />

die Lippen nachgezogen, und ein feiner schwarzer Strich rings<br />

um die Lidränder betonte die Augen und sorgte für einen unverwechselbaren<br />

Ausdruck.<br />

Auch in Japan entwickelte sich das bemalte Gesicht zum<br />

ästhetischen Grundmuster eines Jahrhunderte währenden Schön -<br />

heitsideals. Schon während der Heian-Periode (794–1185 n. Chr.)<br />

war ein schablonenhaft weiß geschminktes Gesicht Schön heits -<br />

merkmal der Aristokratinnen am kaiserlichen Hof in Kyoto. Mit der<br />

weißen Gesichtsfarbe unterschieden sich die hochgestellten Damen<br />

des alten Japan von den sonnengebräunten Ange hö rigen der niederen<br />

sozialen Schichten. Als der Glanz und die Macht des Adels<br />

verfielen, wurde das weiße Gesicht zum Standesattribut kultivierter<br />

Unterhaltungsdamen – der Geishas –, die bis heute zum romantischen<br />

Bild Japans gehören.<br />

<strong>Die</strong> Botschaften einer bemalten und geschmückten<br />

Haut können überaus vielfältig sein. Sie können den Lebenszyklus<br />

eines Menschen kennzeichnen, seine soziale und politische Stel -<br />

lung ausdrücken oder seinen wirtschaftlichen und beruflichen<br />

Erfolg illustrieren. Sie bringen auch mystische, religiöse und<br />

künst lerische Vorgänge im Leben einer Gruppe zum Ausdruck.<br />

Durch den Körperschmuck werden Vorstellungen von gesellschaftlicher<br />

Ord nung, von Herrschafts- und Klassen strukturen dargestellt.<br />

<strong>Die</strong> Körperkunst wird auf geniale Weise dazu benutzt, der<br />

jeweiligen kulturellen Eigenart innerhalb einer Gesellschaft<br />

Ausdruck zu verleihen. Aus dem gemeinsamen kulturellen Erbe<br />

erwächst die Vor stellung, wann ein auf bestimmte Weise ge -<br />

schmückter Körper als erwünscht oder unerwünscht, rein oder<br />

unrein gilt. Mit ihrer geschmückten Haut zeigen Menschen aber<br />

auch ganz bewusst Aspekte ihrer Persönlichkeit und ihrer unverwechselbaren<br />

Individualität.<br />

In vielen afrikanischen Gesellschaften leben die<br />

Menschen ihre Kreativität und künstlerische Begabung an der<br />

eigenen Haut aus. Gesicht und Körper bilden die Leinwand, auf<br />

der afrikanische Maler ihre Kunst entfalten. Sie kerben ihre<br />

Oberfläche ein, verändern ihr Beschaffenheit und verwandeln so<br />

ihren Körper in eine lebende Skulptur. <strong>Die</strong> Hautverzierungen<br />

geben Auskunft über den gesellschaftlichen Rang und die Ge -<br />

schichte eines Menschen, zeigen, von wo er kommt und zu wem<br />

er gehört. Durch die Zeichen auf seiner Haut bekennt er sich zu<br />

Ein groß flächi ges Tribal Tattoo.<br />

Tribals waren ursprünglich Stammeszeichen,<br />

die als Statussymbole dienten<br />

und zu be stimmten Ereignissen ein -<br />

tätowiert wurden, zum Beispiel nach<br />

einer erfolgrei chen Jagd. <strong>Die</strong> Stammesmitglieder<br />

trugen ihre Tribals mit Stolz,<br />

und man begegnete ihnen mit Respekt<br />

Momentum 2· 2007<br />

17


seiner Religion; sie schützen ihn vor negativen Einflüssen und verbinden<br />

ihn mit seinen Ahnen. Auch Narben gehören in Afrika bei<br />

vielen Völkern zum Körperschmuck. Sie bedecken in variantenreichen<br />

Mustern den Körper und sind die ständigen Begleiter auf<br />

dem Lebensweg des Menschen. <strong>Die</strong> ersten Einschnitte erhalten<br />

Kinder bereits bei der Geburt; weitere folgen in regelmäßigen<br />

Abständen, um wichtige Ereignisse im Leben eines Menschen festzuhalten<br />

und zu dokumentieren. Bei den Ga’anda in Nigeria<br />

durchlaufen die Frauen ein mehrjähriges Programm: Alle zwei<br />

Jahre wird nach einer überlieferten Ordnung an genau bestimmten<br />

Stellen die Haut eingeritzt. <strong>Die</strong> ersten Narben zieren den Bauch,<br />

dann folgen Einschnitte auf der Stirn, den Unterarmen, auf dem<br />

Hals, der Taille, dem Gesäß, der Hüfte sowie den Ober armen.<br />

Zuletzt wird die Verzierung durch verschiedene Muster vervollständigt.<br />

Erst wenn diese mehrjährige Körper gestaltung abge-<br />

18 Momentum 2· 2007<br />

Momente Körperkunst<br />

schlossen ist, gelten die jungen Frauen als erwachsen und heirats -<br />

fähig. Ihre Narben machen sie attraktiv für das andere Geschlecht,<br />

weil sie dadurch zur „echten Frau“ werden.<br />

Ohne Einschnitte, aber nicht weniger prachtvoll verzieren<br />

sich indische Frauen vor ihrer Hochzeit. In den Dörfern des<br />

indischen Bundesstaats Rajasthan werden Bräute traditionell mit<br />

„Mehndi“ geschmückt. <strong>Die</strong> Blätter und Stängel dieser Henna -<br />

pflanze liefern einen rotgelben, als Haarfärbemittel bekannten<br />

Farbstoff, der zum Dekorieren der Hände und Füße verwendet<br />

wird. <strong>Die</strong> Frauen mischen den Saft der Pflanze mit Kalkmilch und<br />

malen damit feine Muster. Heute gelten sie als bloßer Schmuck,<br />

doch früher schrieb man ihnen auch eine magische, Glück verheißende<br />

Kraft zu. Aus einem ähnlichen „Aberglauben“ umranden<br />

indische Mütter die Augen ihrer Säuglinge mit Lampenruß: Es soll<br />

Hennabemalte<br />

Hände und Füße<br />

sollen indischen<br />

Frauen bei der<br />

Hochzeit glück -<br />

bringende Kräfte<br />

bescheren


sie vor dem „bösen Blick“ schützen. Und auch sonst spielt das<br />

Schminken des Gesichts in Indien eine große Rolle. Menschen,<br />

die ihr Leben der Religion geweiht haben, tragen auf der Stirn aufgebrachte<br />

Male. Bei den Bewohnern ländlicher Gegenden sieht<br />

man häufig aufgemalte Ornamente: Punkte, Striche, Mondformen,<br />

Blüten-, Blatt- und Rankenmuster zieren das Gesicht und teils auch<br />

Hände, Arme, Füße und Unterschenkel.<br />

Ein einmaliges Spektrum an Mustern und Verzierun gen<br />

findet man bei den Völkern Ozeaniens, und hier insbesondere in<br />

Neuguinea. <strong>Die</strong> größte Insel des Archipels bietet fast alles, was<br />

von den Bewohnern Ozeaniens zum Schmücken verwendet wird:<br />

bunte Federn vieler Vogelarten, Gehäuse von Schnecken und<br />

Muscheln, farbenfrohe Blüten, Samenkerne sowie Pflanzen und<br />

Ockererden als Rohstoffe für Farben. Entsprechend varianten reich<br />

ist die Gesichts- und Körperbemalung bei einigen Völkern Neu -<br />

guineas. Zu höchster Vollendung haben es die Hoch land bewoh -<br />

ner Papua-Neuguineas gebracht. <strong>Die</strong> farblich markante Bemalung<br />

und der formenreiche Schmuck der Männer werden hauptsächlich<br />

zu festlich-zeremoniellen Anlässen getragen. Fantas tisch ge -<br />

schmückte Tänzer, die bei offiziellen Festen meist gemeinsam auftreten,<br />

bieten ein eindrucksvolles Bild opulenter Far ben pracht.<br />

Den einzelnen Farben kommt dabei eine bestimmte symbolische<br />

Bedeutung zu. <strong>Die</strong> Farbe Rot soll zum Beispiel einem Mann zu<br />

Wohlstand verhelfen; man reibt aber auch Kranke damit ein – in<br />

der Hoffnung auf heilende Kräfte.<br />

Zeugnis überlieferter Traditionen ist die geschmück -<br />

te Haut in der modernen Industriegesellschaft schon lange nicht<br />

mehr. Doch sie ist Ausdruck künstlerischen Gestaltungswillens<br />

und eine Projektionsfläche der Fantasie. Denn die Farben verwandeln<br />

nicht nur das Äußere eines Menschen, sondern auch sein<br />

Inneres, das nun die „alte Haut“ verlassen kann, um sich in eine<br />

neue Welt zu wagen und diese zu erleben. So wird jeder Kar ne val,<br />

jede Love Parade, jeder Christopher Street Day zur kunterbunten<br />

Maskerade, die den Körper verhüllt und ihn über seine eigenen<br />

Grenzen hinweghebt. Während die Körperbemalung von vorneherein<br />

auf eine begrenzte Nutzungs dauer festgelegt ist und meist<br />

mit dem abendlichen Duschen endet, kann man mit einer Täto -<br />

wierung ein Bildwerk fürs Leben schaffen. Seit einigen Jahren veran<br />

stalten Tätowierer ihre eigenen Messen, auf denen sie ihre Kunst<br />

im internationalen Wettbewerb präsentieren. Das Spek trum reicht<br />

von Historiengemälden und Fabelwesen aller Art bis zu symbolträchtigen<br />

Zeichen und Ornamenten. Entsprechend breit gefächert<br />

ist die Zielgruppe, die mittlerweile quer durch alle Gesell schafts -<br />

schichten geht. Eines ist ihnen jedoch allen gemein: der Wunsch<br />

nach unverwechselbarer Identität. ✺<br />

<strong>Die</strong> Hochlandbewohner Papua-Neuguineas<br />

haben Körperschmuck und -bemalung zu<br />

höchster Vollendung entwickelt. Sie werden<br />

zu besonderen Festen getragen und richten<br />

sich nach der Stellung ihres Trägers<br />

Momentum 2· 2007<br />

19


Fotos: Getty Images (3), Laif, Trent Parke/ Magnum Photos/ Agentur Focus<br />

<strong>Zeit</strong>zonen Sydney<br />

20 Momentum 2· 2007<br />

Eintauchen in<br />

Sydney<br />

Lange, heisse Sommer und klare Wintertage bei strahlend<br />

blauem Himmel – in Sydney verbringt man seine <strong>Zeit</strong> am<br />

besten draussen. Stadtführung mit einer Sydneysiderin<br />

Text Virginia Haddon<br />

S<br />

ydney lockt an die frische Luft: zum Abendessen unter freiem<br />

Himmel, zum Schlen dern über die vielen Wochenendmärkte,<br />

Spazierengehen in den vielen Parks und natürlich zum Sport, zum<br />

Schwimmen oder Surfen. Aus touristischer Sicht hätten die Gründer<br />

dieser Stadt keinen besseren Platz auswählen können – ein spektakulärer<br />

Hafen, eine beeindruckende Küste, wunderschöne Sand strände und<br />

durchschnittlich mehr als 300 Sonnen tage pro Jahr.<br />

Nach europäischen Massstäben ist Sydney mit 219 Jahren eine<br />

junge Stadt mit einer abwechslungsreichen Vergangenheit. Schiffe aus dem<br />

Mutterland England benötigten fast ein Jahr, um ihre wachsende neue Siedlung<br />

zu erreichen und sie mit dem Nötigsten zu versorgen. Im Laufe der Gene ra tio nen<br />

haben sich die Australier – und vor allem die Sydneysider, wie die Einwohner<br />

Sydneys genannt werden – zu sehr entspannten und fröhlichen <strong>Zeit</strong>genossen<br />

mit einem angenehm respektlosen Blick auf das Leben entwickelt. Sydney ist<br />

heute weltweit für seine beiden symbolträchtigen Bauten bekannt, das Sydney<br />

Opera House und die Sydney Harbour Bridge. Es ist das Finanzzentrum des<br />

Landes und eine kosmopolitische Stadt mit großartigen Einkaufsmög lich kei ten,<br />

einem schier unerschöpflichen Angebot an Outdoor-Aktivitäten und hervorragenden<br />

Restaurants, die ihre Gerichte mit frischen regionalen Zutaten zubereiten.<br />

Planen Sie genügend <strong>Zeit</strong> ein, um die Metropole von ihren historischen<br />

Wurzeln im Stadtteil „The Rocks“ bis hin zu den „Blue Mountains“ im


<strong>Die</strong> Stufen des Sydney<br />

Opera House sind ein<br />

beliebter Treffpunkt und<br />

werden in den Sommermonaten<br />

häufig als<br />

Amphitheater für Open-<br />

Air-Konzerte genutzt<br />

Momentum 2· 2007<br />

21


<strong>Zeit</strong>zonen Sydney<br />

Westen der Stadt zu er kunden. Allein der ge führte Aufstieg auf die<br />

Sydney Harbour Bridge dauert ca. dreieinhalb Stunden, aber der<br />

Ausblick entschädigt für alle Strapazen.<br />

In der ganzen Stadt finden Wochenendmärkte statt, die meisten in<br />

den Vororten. Der Paddington-Markt – jeden Samstag bei der<br />

Paddington Uniting Church – ist ein Mekka für Liebhaber von<br />

Schmuck, Haushaltswaren und Modeartikeln und hat schon<br />

Designer-Berühmtheiten wie Collette Dinnegan hervorgebracht.<br />

Inzwischen betreibt Collette zusammen mit anderen international<br />

renommierten Designern wie Sass & Bide, Akira Isogawa und<br />

Alannah Hill eine Boutique in Paddington.<br />

<strong>Die</strong> nur 15 Minuten von der Innenstadt entfernten Stadtteile Pad -<br />

dington, Darlinghurst und Woollahra sind bei den Sydney sidern<br />

beliebte Orte zum Sehen und Gesehenwerden. Vergessen Sie bei<br />

Ihrem Bummel durch die Stadt nicht, auch einen Abstecher zum<br />

Queen Victoria Building (liebevoll auch QVB genannt) oder zur<br />

Strand Arcade zu machen. Dort finden Sie ein großes Angebot an<br />

australischen und internationalen Designerprodukten.<br />

Auch die Bauernmärkte mit ihrem reichhaltigen Angebot<br />

an köstlich frischen Produkten lohnen einen Besuch, wenn auch<br />

einige nur einmal im Monat stattfinden. Sydney hat einen der<br />

größ ten Märkte für Fisch und Meeresfrüchte auf der südlichen<br />

22 Momentum 2· 2007<br />

Hemi sphäre, auf dem man sich gut und gern ein, zwei Stunden<br />

aufhalten kann. Nehmen Sie sich auch <strong>Zeit</strong> für einen Bummel<br />

über die Märkte des Viertels „The Rocks“, die jeden Sonntag geöffnet<br />

haben und landestypische Kunstgewerbe- und Handwerks -<br />

artikel anbieten.<br />

Eine Führung durch „The Rocks“ vermittelt Lehrreiches über die<br />

faszinierende Geschichte Australiens und führt an einigen der<br />

ältesten Gebäude der Stadt vorbei. Zum Verdauen der vielen<br />

Eindrücke laden zahlreiche Cafés, Restaurants und Kneipen im<br />

Viertel ein. Von „The Rocks“ bietet sich ein Spaziergang am<br />

Hafenufer zum majestätisch anmutenden Sydney Opera House<br />

an. <strong>Die</strong>ses beeindruckende Gebäude hat bei seinem Bau vor 50<br />

Jahren für viele schlaflose Nächte bei den Ingenieuren und politische<br />

Alpträume gesorgt und das Budget gesprengt. Mittlerweile ist<br />

jeglicher Ärger längst verflogen und der Veran staltungsort mit jährlich<br />

mehr als 250.000 Besuchern zu einer großen Erfolgsgeschichte<br />

geworden. Opernliebhaber werden die Tour hinter die Kulissen<br />

von Australiens bedeutendstem Opernhaus in Surry Hills genießen.<br />

Woran in Sydney beileibe kein Mangel herrscht, sind<br />

gute Restaurants und schicke Bars. Jeden Freitagabend bevölkern<br />

Sydneys Geschäftsleute die Bars der Stadt, um das Wochenende<br />

einzuläuten. Küchenchefs haben sich auf die europäische und asiatische<br />

Küche spezialisiert, lassen sich von ihr inspirieren und nennen<br />

das Ergebnis einfach „moderne australische Küche“.<br />

Meisterkoch Nobu Matsuhisa hat der Be wun derung für seinen<br />

Freund Tetsuya Wakuda im Namen seines Restaurants Ausdruck<br />

verliehen. Das „Tetsuya“ ist so beliebt, dass es auf Monate ausgebucht<br />

ist. Und wenn man dort tatsächlich einen Tisch ergattert hat,<br />

gleicht das Dinner einem wahren Schauspiel.<br />

Sydney bietet eine Fülle herausragender Fein schme cker restaurants,<br />

viele davon mit herrlichem Ausblick, darunter das Level 41,<br />

Altitude, Quay, Aria oder das Guillaume at Bennelong. All diese<br />

Restaurants lohnen allein wegen ihrer großartigen Kulisse und<br />

mehr noch wegen des hochwertigen Angebots an Speisen und<br />

Getränken einen Besuch. Sollten Ihnen nach dem Abendessen die<br />

Ideen für die weitere Abend gestaltung ausgehen, dann fragen Sie<br />

einen der Einwohner. Man wird Sie mit hoher Wahr scheinlichkeit<br />

nach Kings Cross schicken – das Viertel ist be kannt für seine zwielichtigen<br />

Bars und kitschigen Nachtclubs. Allein schon das Auf -<br />

einander treffen verschiedenster Typen und Kulturen ist ein Er leb-<br />

Martin Place in der Dämmerung.<br />

Der Platz befindet sich inmitten<br />

der Stadt in der Fußgängerzone<br />

und ist umgeben von einer Mischung<br />

aus modernen und historischen<br />

Gebäuden sowie unzähligen Bars<br />

und Restaurants<br />

nis für sich. Es gibt in dem eher<br />

heruntergekommenen Viertel je -<br />

doch auch eine große Anzahl<br />

erstklassiger Restaurants und Bars.<br />

<strong>Die</strong> Stamm gäste der Lotus Bar<br />

am angrenzenden Potts Point


Oben: In den Sommermonaten finden<br />

Wettbewerbe statt, bei denen die ansässigen<br />

Surf-Clubs in verschiedenen<br />

Disziplinen wie z.B. den „Sand Relay<br />

Races“ gegeneinander antreten<br />

Unten: <strong>Die</strong> Horizon Bar des Shangri-La<br />

Hotels ist der perfekte Ort, um bei<br />

einem Cocktail die Sonne über dem<br />

Westen von Sydney und der Harbour<br />

Bridge untergehen zu lassen<br />

Momentum 2· 2007<br />

23


<strong>Zeit</strong>zonen Sydney<br />

Sydneysider sind entspannte<br />

und heitere <strong>Zeit</strong>genossen mit einem angenehm<br />

respektlosen Blick auf das Leben<br />

Der „Kleiderbügel“, wie die Sydneysider ihre Sydney Harbour<br />

Bridge liebevoll nennen, ist noch immer die breiteste Spannbandbrücke<br />

der Welt und bietet Platz für acht Autobahnspuren, zwei<br />

Eisenbahngleise sowie einen Rad- und einen Fußweg<br />

24 Momentum 2· 2007<br />

oder des stimmungsvollen The Victoria Room in Darlinghurst schlürfen<br />

ihre Cock tails in glück seliger Abge schiedenheit von der eng zusammengedrängten<br />

Menge, die nur einen Block entfernt feiert.<br />

Sydney bietet eine Vielzahl großartiger kultureller Mög lich -<br />

keiten. Das Musical „Priscilla, Queen of the Desert“ zieht Zuschauer seit<br />

Monaten in seinen Bann und steht noch bis Juli 2007 auf dem Spielplan.<br />

Vom Hafen bietet sich eine hervorragende<br />

Aussicht auf Sydney.<br />

Entdecken Sie die unzähligen<br />

geschützten Buchten an<br />

Bord einer Segelyacht oder<br />

eines Motorboots. Wem es zu<br />

heiß wird, der rettet sich durch<br />

einen Sprung ins kühle Nass!<br />

Auf der Bühne der Sydney Theatre<br />

Company traten bereits Schauspiel größen<br />

wie Mel Gibson, Hugo Weaving, Geoffrey<br />

Rush, Toni Collette und Cate Blanchett auf<br />

und nehmen dort – mit Aus nahme von<br />

Gibson – weiterhin Enga ge ments an. Cate<br />

Blanchett und ihr Ehemann, der Dramatiker<br />

Andrew Upton, übernehmen in diesem Jahr die künstlerische Leitung des<br />

Ensembles. Im Oktober dieses Jahres feiert Uptons Stück „Riflemind“ mit<br />

Hugo Weaving in der Hauptrolle und Oscar-Gewinner Philip Seymour<br />

Hoffman als Regisseur Premiere. Blanchett wird im Dezember bei<br />

„Blackbird“ von David Harrower Regie führen.<br />

Januar ist der Festivalmonat in Sydney. Internationale Theater,<br />

Tanz- und Musikveranstaltungen begeistern die „Locals“. Viele Konzerte<br />

finden unter freiem Himmel statt und sind oft sogar kostenlos. Ein großartiges<br />

Sommererlebnis sind die Freiluft-Kinoabende – Kinofilme bei<br />

Mondschein im natürlichen Amphitheater des Centennial Park oder<br />

OpenAir Cinema bei Mrs. Macquaries Chair in der Nähe der botanischen<br />

Gärten. Wenn der Film langweilig wird, schaut man einfach auf die glitzernde<br />

Skyline oder auf den Hafen hinaus. Und wenn Ihnen nach<br />

Bewegung ist, locken ausgedehnte Spaziergänge auf den unzähligen<br />

Küstenwegen, die Sie auf Ihrem Weg durch typisches australisches<br />

Buschland an berühmten Stränden wie Manly und Bondi sowie historischen<br />

Gebäuden und Hafenvillen vorbeiführen werden.<br />

Bevor Sie Sydney verlassen, sollten Sie unbedingt eine Tour mit einer der<br />

Hafenfähren unternehmen – von dort haben Sie einen wundervollen Aus -<br />

blick auf die Buchten von Mosman, Cremorne und Milsons Point. Nach<br />

einem schönen Segel törn vom Circular Quay schmecken die Fish and Chips<br />

an der Watsons Bay dann umso besser. Und wenn Sie etwas Besonderes<br />

erleben möchten, unternehmen Sie eine Fahrt mit dem Flusskatamaran<br />

zum historischen Parra matta, wo sich einst die ersten australischen<br />

Farmen ansiedelten. ✺


Vormittags<br />

Touren: Sonnenaufgang über dem Hafen und Aufstieg auf die Harbour<br />

Bridge, Buchung über Tel. +61-2-8274-7777, www.bridgeclimb.com · Rocks<br />

Walking Tours, oder fragen Sie im Besucherzentrum (www.therocks.com)<br />

nach einer Karte, um auf eigene Faust eine Tour zu unternehmen · Sydney<br />

Opera House, Tel. +61-2-9250-7777, www.sydneyoperahouse.com<br />

Museen und Galerien: Art Gallery of New South Wales, Tel. +61-2-9225-<br />

1700, www.artgallery.nsw.gov.au – gute Kunstsammlung mit Objekten australischer<br />

und Aborigine-Kunst · Museum of Sydney auf dem Gelände des ersten<br />

Regierungssitzes, Tel. +61-2-9251-5988, www.hht.net.au/museums/mos<br />

Mittags<br />

Restaurants & Cafés: Café Sydney auf dem Dach des Zollgebäudes am<br />

Circular Quay mit wunderbarer Aussicht auf den Hafen, die Brücke und das<br />

Opernhaus, Tel. +61-2-9251-8683. Art Gallery Restaurant in der Art Gallery<br />

of NSW bietet eine interessante und abwechslungsreiche Speisekarte und<br />

verschafft müden Füßen eine Erholung, Tel. +61-2-9225-1819<br />

Nachmittags<br />

Einkaufen: Strand Arcade, Stadtzentrum – historisches Gebäude mit einer<br />

Reihe großer Designer und Künstler, www.strandarcade.com.au · Queen Victoria<br />

Building, Stadtzentrum – historisches Gebäude mit vielen kleinen<br />

Geschäften und Geschenkartikelläden · Elizabeth und Pitt Streets im Stadtzentrum<br />

mit einem umfangreichen Angebot an internationalen Premiummarken<br />

Reiten ist allgemein bekannt als<br />

der „Sport der Könige“, und das<br />

österliche Herbstfest auf der Randwick-Pferderennbahn<br />

bietet eine<br />

Fülle an Vergnügungsmöglichkeiten.<br />

Fashion, Fohlen und Fun bestimmen<br />

den Tagesablauf. Ähnlicher Beliebtheit<br />

erfreut sich das Frühjahrsfest,<br />

das im November stattfindet<br />

<strong>Zeit</strong>plan Sydney<br />

Abends<br />

Veranstaltungen: Sydney Opera House, regelmäßige Opernaufführungen<br />

sowie Theatervorstellungen und Konzerte, Tel. +61-2-9250-7777, www.sydneyoperahouse.com<br />

· Sydney Theatre Company zeigt international renommierte<br />

Produktionen, Tel. +61-2-9250-1777, www.sydneytheatre.com.au<br />

Essen & Trinken: Guillaume at Bennelong, Sydney Opera House, Tel. +61-2-<br />

9241-1999 · Aria, 1 Macquarie S East Circular Quay , Tel. +61-2-9252-2555 ·<br />

Tetsuya’s, 529 Kent St Sydney, Tel. +61-2-9267 2900 · Altitude, 36. Stock des<br />

Shangri-La Hotels, 176 Cumberland St, Tel. +61-2-9250-6123, www.altitudesydney.com.au<br />

· Quay, Überseeterminal, Tel. +61-2-9251-5600, www.quay.com.au<br />

Nachts<br />

Clubs & bars: Bungalow 8 und The Loft am King Street Wharf, www.kingstreetwharf.net<br />

· Hemmesphere, 4. Stock, The Establishment, 252 George<br />

Street, Tel. +61-2-9240-3040, www.merivale.com/establishment/hemmesphere<br />

· Lotus Bar, 22 Challis Avenue Potts Point, Tel. +61-2-9326 9000 · The Victoria<br />

Room, 235 Victoria Street, Tel. +61-2-9357-4488, www.thevictoriaroom.com<br />

Hotels: Shangri-La Hotel, 176 Cumberland Street, Tel. +61-2-9250-6000,<br />

www.shangri-la.com · Park Hyatt, 7 Hickson Road, Tel. +61-2-9241-1234,<br />

www.sydney.park.hyatt.com · The Observatory, 89–113 Kent Street, Tel. +61-<br />

2-9256-2222, www.observatoryhotel.com.au<br />

Sydney-Infos<br />

www.visitnsw.com.au · www.sydneyaustralia.com · www.seesydney.com.au<br />

Momentum 2· 2007<br />

25


Fotos: Pablo Wünsch Blanco<br />

26<br />

Kalendarium Neuigkeiten<br />

„Haben Sie eine Lieblingsuhr?“<br />

Im April wurden auf der Baselworld – der bedeutendsten<br />

Uhrenmesse weltweit – die neuesten Kollektionen vorgestellt. Sechs<br />

Brandmanager von <strong>Glashütte</strong> <strong>Original</strong> verraten ihre Vorlieben<br />

Takeshi Murakami, Japan Karl-Heinz Ritschel, Deutschland Leo Poon, China<br />

Welches ist Ihr Lieblingsmodell der<br />

neuen GO-Kollektion – und warum?<br />

<strong>Die</strong> Senator Sixties, weil dieses<br />

Design mich an eine nostalgische<br />

Ära in Deutschland erinnert.<br />

Das Zifferblatt entspricht dem<br />

gewölbten Saphirglas. <strong>Die</strong> eingeschnittenen<br />

Stundenindizes und<br />

der extravagante Schrifttyp der<br />

Ziffern weisen auf das typische<br />

Design dieser Jahre hin. Und<br />

nicht zuletzt die ungewöhnliche<br />

Form des Saphirglases auf der<br />

Rückseite.<br />

Welche GO-Uhr tragen Sie?<br />

Eine PanoMaticLunar mit einem<br />

blauen Zifferblatt. Ich trage gern<br />

blaue Hemden, und dazu passt<br />

sie perfekt. Das außergewöhnliche<br />

Design und die Gestaltung der<br />

Komplikationen auf dem Zifferblatt<br />

finde ich bemerkenswert.<br />

Welche sind die typischen Merkmale<br />

von GO-Kunden in Japan?<br />

Das sind Uhrensammler, die<br />

etwas von der Qualität deutscher<br />

Uhrmacherkunst verstehen,<br />

zwischen 30 und 50 Jahre alt.<br />

Leute, die deutsche Produkte<br />

wie Autos, Kameras und Füllhalter<br />

mögen und begeistert von<br />

<strong>Glashütte</strong> <strong>Original</strong> sind.<br />

Momentum 2· 2007<br />

Welches ist Ihr Lieblingsmodell der<br />

neuen GO-Kollektion – und warum?<br />

Mir gefällt die Senator Meissen<br />

besonders gut. Sie ist elegant,<br />

schlicht, sehr klassisch und hat<br />

ein ausgesprochen schönes und<br />

sehr hochwertiges Porzellanzifferblatt.<br />

Für meine Begriffe:<br />

stilvolle Klassik in reinster Form.<br />

Woran erinnern Sie sich, als Sie<br />

das erste Mal GO-Uhren sahen?<br />

Mein gesamtes Berufsleben<br />

habe ich im <strong>Glashütte</strong>r Uhrenbetrieb<br />

verbracht. <strong>Die</strong> erste <strong>Glashütte</strong>r<br />

Uhr, die mir so richtig<br />

aufgefallen ist und die ich damals<br />

für unglaublich begehrenswert<br />

hielt, war eine Spezimatic mit<br />

einem roten Aufdruck „10 Jahre“<br />

(Betriebstreue). Im Herbst dieses<br />

Jahres bin ich nun selbst 42<br />

Jahre in dieser Firma beschäftigt.<br />

Haben Sie ein Lieblings-Motto<br />

zum Thema <strong>Zeit</strong>?<br />

Das Schönste im Leben ist die<br />

Freude. Wenn man die <strong>Zeit</strong> so<br />

nutzen kann, dass man seine<br />

Freude daran hat, dann ist die<br />

Welt in Ordnung.<br />

Welches ist Ihr Lieblingsmodell der<br />

neuen GO-Kollektion – und warum?<br />

Der Senator Rattrapante, nicht<br />

nur, weil er die erste Rattrapante-<br />

Arm banduhr von <strong>Glashütte</strong><br />

<strong>Original</strong> ist – diese Uhr stellt auch<br />

ein absolutes Highlight der Uhrmacherkunst<br />

von <strong>Glashütte</strong> dar.<br />

<strong>Die</strong> wunderbare Konstruktion<br />

des einzigartigen Uhrwerks wie<br />

auch das Design der schwimmend<br />

gelagerten Feder der<br />

Rattrapante-Zangen ist technisch<br />

anspruchsvoll. Und nicht zu vergessen<br />

– das perfekte Design<br />

des Zifferblatts wird jeden Kenner<br />

verzaubern.<br />

Mechanische Damenuhren –<br />

langfristiger Trend oder kurz -<br />

weilige Laune?<br />

Momentan ist es den meisten<br />

Damen egal, ob es eine mechanische<br />

Uhr ist oder nicht. Aber<br />

ungefähr fünf Prozent von ihnen<br />

sind anspruchsvoller und würden<br />

auf der „inneren“ Qualität einer<br />

schönen mechanischen Uhr<br />

bestehen. Ich bin sicher, die<br />

Anzahl dieser Damen wird in<br />

Zukunft noch zunehmen.


Asaad Abboud, Mittlerer Osten & Afrika Kelvin Lim, Südostasien Steven Cohen, USA<br />

Welches ist Ihr Lieblingsmodell der<br />

neuen GO-Kollektion – und warum?<br />

Der PanoMaticChrono XL in<br />

Roségold. <strong>Die</strong>se Uhr ist mit dem<br />

kom plizierten „intelligenten“<br />

Kaliber 95 und dem einzigartigen<br />

attraktiven 3D Zifferblatt mit<br />

Panoramadatum allen überlegen.<br />

Welche GO-Uhr tragen Sie?<br />

Ich trage eine PanoMaticLunar,<br />

eine Uhr, die die ausgezeichnete<br />

Handwerkskunst von GO sehr<br />

gut widerspiegelt. <strong>Die</strong>se einzigartige<br />

Uhr ist mit dem Kaliber 90<br />

inklusive Duplex-Schwanenhals-<br />

Feinregulierung, Pano ramadatum,<br />

dezentraler <strong>Zeit</strong>anzeige und<br />

einer Mondphasenanzeige ausgestattet.<br />

Sie ist sehr elegant und<br />

ein echter Blickfang.<br />

Welche sind typische Merkmale<br />

von GO-Kunden in Ihrer Region?<br />

Kunden im Mittleren Osten<br />

haben einen sehr vornehmen<br />

Geschmack, besonders bei komplizierten<br />

mechanischen Uhren.<br />

Sie sind immer auf der Suche<br />

nach individuellen und exklusiven<br />

Produkten, die ihren einzigartigen<br />

Stil widerspiegeln. GO<br />

bietet diese vornehme Kreativität,<br />

Innovation und Exklusivität.<br />

Welches ist Ihr Lieblingsmodell der<br />

neuen GO-Kollektion – und warum?<br />

<strong>Die</strong> Julius Assmann 4. Für mich<br />

ist sie sozusagen die Essenz von<br />

<strong>Glashütte</strong> <strong>Original</strong>, die die historische<br />

Uhrmacherkunst mit der<br />

modernen Technologie von <strong>Glashütte</strong><br />

<strong>Original</strong> verbindet. Vor allem<br />

fasziniert mich die wunderschöne,<br />

handgearbeitete Gravur des Uhrwerks,<br />

das die Uhr antreibt!<br />

Erinnern Sie sich an den Moment,<br />

als Sie das erste Mal eine GO-Uhr<br />

sahen?<br />

Als ich diese Uhren zum ersten Mal<br />

sah, habe ich mich gefragt, wer<br />

kauft sich so eine teuere Uhr, nur<br />

um zu wissen, wie spät es ist?<br />

Aber als ich mehr über das Uhrenhandwerk<br />

und diese Produkte<br />

erfuhr, begann ich zu verstehen,<br />

dass diese mechanischen Uhren<br />

nicht nur einfache Maschinen zur<br />

<strong>Zeit</strong>messung sind. Sie sind ein<br />

Stück Handwerkskunst!<br />

Was ist Ihr Lebensmotto?<br />

„Gib dein Bestes, was immer<br />

du tust, und du wirst eines Tages<br />

dafür belohnt!“ „Eines Tages“<br />

kann morgen sein oder nächsten<br />

Monat oder nächstes Jahr ... die<br />

Zukunft wird es zeigen.<br />

Welches ist Ihr Lieblingsmodell der<br />

neuen GO-Kollektion – und warum?<br />

<strong>Die</strong> Sport Evolution GMT, weil<br />

sie eine elegante Sportuhr ist,<br />

die bequem zu tragen und<br />

hübsch anzuschauen ist.<br />

Welche GO-Uhr tragen Sie?<br />

Ich trage die Senator Auf und<br />

Ab mit einem Zifferblatt in<br />

Anthrazit. Es ist eine klassische<br />

Herrenuhr mit einem wunderschönen<br />

Guilloche-Zifferblatt,<br />

das immer ein Blickfang ist.<br />

Welche sind die typischen Merkmale<br />

von GO-Kunden in den USA?<br />

Akademiker jungen bis mittleren<br />

Alters, die die schönen Dinge<br />

des Lebens genießen.<br />

Was ist Ihre lustigste GO-Story?<br />

Ein Uhrmacher, den ich kenne,<br />

nahm das Uhrwerk unseres<br />

neuen Senator Rattrapante genauestens<br />

unter die Lupe. Nach<br />

ungefähr 15 Minuten blickte er<br />

schließlich auf und verkündete,<br />

dass dies das großartigste Uhrwerk<br />

sei, das er je gesehen<br />

habe, und verglich es mit dem<br />

Motor seines Ferrari.<br />

Was ist Ihr Lebensmotto?<br />

Lebe im Hier und Jetzt!<br />

Momentum 2· 2007 27


EXKLUSIVES<br />

ARRANGEMENT!<br />

Fotos: DWT/Dittrich, PMI, GO<br />

28<br />

Kalendarium Neuigkeiten<br />

Der König gibt sich die Ehre<br />

Reisen Sie mit!<br />

In der Altstadt von Dresden reihen sich die Sehenswür digkeiten<br />

aneinander, hier die weltberühmte Semperoper<br />

LESERREISE Programm & Preise<br />

SONNTAG Anreise nach Dresden in eigener Regie<br />

Ca. 12.30 Uhr Gemeinsames Mittagessen<br />

Ca. 14.30 Uhr Stadtrundgang Dresden mit privatem Guide<br />

Ca. 16 Uhr Zur freien Verfügung<br />

19.50 Uhr Drei-Gänge-Menü im Restaurant Villa Marie<br />

Ca. 22.30 Uhr Rückfahrt zum Hotel<br />

MONTAG Reichhaltiges Frühstücksbuffet im Hotel<br />

9 Uhr Transfer nach <strong>Glashütte</strong><br />

10 Uhr Ankunft bei <strong>Glashütte</strong> <strong>Original</strong>,<br />

Manufakturführung<br />

Es gelten die allgemeinen Bedingungen des Veranstalters. Änderungen vorbehalten<br />

Momentum 2· 2007<br />

Auf der Baselworld 2007<br />

stießen die Neuheiten von<br />

<strong>Glashütte</strong> <strong>Original</strong> auf<br />

großes internationales<br />

Interesse – auch bei<br />

majestätischem Publikum,<br />

wie dem König und der<br />

Königin von Malaysia,<br />

die dem Stand von<br />

<strong>Glashütte</strong> <strong>Original</strong> einen<br />

Besuch abstatteten<br />

Königliche Präsenz am<br />

Messestand von <strong>Glashütte</strong><br />

<strong>Original</strong>: der König und die<br />

Königin von Malaysia<br />

Dresden, <strong>Glashütte</strong> und Meißen – mit Über -<br />

nachtung und „Uhren-Gala-Diner“ im exklusiven<br />

Kempinski Hotel Taschenbergpalais<br />

Drei Tage, drei unvergessliche Städte, ein einzigartiges Reiseprogramm!<br />

Besichtigen Sie mit einem Guide die Sehens wür digkeiten von Dresden, fahren Sie in das<br />

idyllische Städtchen <strong>Glashütte</strong>, wo Sie in der Manufaktur von <strong>Glashütte</strong> <strong>Original</strong> einen<br />

Blick hinter die Kulissen der Uhren-Herstellung werfen, entdecken Sie die Tisch- und<br />

Tafelkultur von Meißen. Höhepunkt: das festliche „Uhren-Gala-Diner“ mit Über ra schun -<br />

gen im Restaurant des Kempinski Hotel Taschenbergpalais in Dresden. Übernachtung im<br />

Palaiszimmer der Super ior kategorie des exklusiven Kempinski Hotel Taschenbergpalais<br />

– Schwimmbad, Sauna und Fitnessbereich stehen zur freien Benutzung zur Verfügung.<br />

BUCHEN SIE JETZT – BEGRENZTE TEILNEHMERZAHL, NUR NOCH WENIGE PLÄTZE FREI!<br />

BUCHUNG Unlimited Motivations Reiseagentur GmbH, Iris Müller, Tel. +49/(0)711/1200800,<br />

Fax +49/(0)711/62039295 E-Mail: imueller@unlimited-motivations.de<br />

12 Uhr Mittagessen<br />

13 Uhr Besuch des Uhrenmuseums und der<br />

Uhrmacherschule<br />

14 Uhr „Kleine mechanische Fingerübungen“ –<br />

testen Sie Ihr uhrmacherisches Können<br />

16 Uhr Rückfahrt nach Dresden<br />

19.30 Uhr „Uhren-Gala-Diner“ mit Drei-Gänge-Menü,<br />

inkl. Stehempfang und Überraschungen im<br />

Kempinski Hotel Taschenbergpalais<br />

DIENSTAG Reichhaltiges Frühstücksbuffet im Hotel<br />

9.45–11.45 Uhr Dampferfahrt nach Meißen<br />

Preise in New York<br />

Bei den renommierten internationalen Mercury Awards in<br />

New York erhielt Momentum Gold in der Kategorie „Luxury<br />

Products“ und den Mercury Honors Award „Special Audience“.<br />

<strong>Die</strong> Preise wurden bei einem Gala-Empfang mit 300 inter -<br />

nationalen geladenen Gästen verliehen. Von links nach rechts:<br />

Frank Figlia, Gebietsver kaufsleiter US-Ostküste, Steven<br />

Cohen, Brandmanager USA, und Gerd Giesler, Verleger Journal<br />

International, stoßen auf den ehrenvollen Preis an<br />

12.00 Uhr „Tisch- und Tafelkultur bei Meißen“:<br />

Drei-Gänge-Menü, Manufaktur-Besichtigung<br />

16 Uhr Rückfahrt nach Dresden zum Hotel<br />

Abreise in eigener Regie<br />

TERMINE & PREISE<br />

9. bis 11. September 2007 (Mindestteilnehmerzahl 20 Pers.)<br />

Gesamtpreis pro Person:<br />

880 Euro im Doppelzimmer (Einzelzimmerzuschlag: 148 Euro)<br />

(Tischgetränke bei allen Mahlzeiten inklusive)


Handwerkskunst.<br />

Kunsthandwerk.<br />

Montieren der Goldgewichtsschrauben an den Unruhreif<br />

<strong>Die</strong> Senator Kalenderwoche.<br />

<strong>Die</strong> Goldgewichtsschraube der Unruh ist<br />

kaum größer als ein Staubkorn. Von Hand<br />

montiert ist sie eines der vielen filigranen<br />

Teile, die diese <strong>Glashütte</strong> <strong>Original</strong> zu einem<br />

einzigartigen Meisterwerk machen.<br />

Ihr Automatik-Kaliber ist feinste Mechanik,<br />

von Hand gefertigt in der großen Tradition<br />

der Uhrenmanufaktur <strong>Glashütte</strong> <strong>Original</strong>.<br />

Erfahren Sie mehr über uns unter<br />

www.glashuette-original.com oder<br />

Telefon +49 35053 46 0.


Stil der <strong>Zeit</strong> Zifferblatt-Herstellung<br />

<strong>Die</strong> einzigartigen Zifferblätter von <strong>Glashütte</strong> <strong>Original</strong> entstehen im circa<br />

600 Kilometer entfernten Pforzheim, ebenfalls eine Hochburg der deutschen<br />

Uhrenindustrie. Ein Besuch in der Deutschen Zifferblatt Manufaktur (DZM)<br />

30 Momentum 2· 2007


Entstehung eines Zifferblatts<br />

Text Elizabeth Doerr Fotos Ralf Baumgarten<br />

Das Zifferblatt fällt dem Betrachter als Erstes ins Auge.<br />

Beim forschenden Blick durch das Saphirglas fesselt<br />

es unsere Aufmerksamkeit. Erst später nehmen wir<br />

auch Werk und Gehäuse wahr. Sofort wächst eine Be -<br />

zie hung zu diesem Metallscheibchen, seinen Zeigern, Indizes und<br />

dem Logo. Wir verfallen ihm – oder auch nicht. Proportionen,<br />

Farbe, Charme, Persönlichkeit: Alles muss vollkommen sein.<br />

Zweifellos kommt dem Zifferblatthersteller eine der<br />

schwierigsten Aufgaben bei der Uhrenfertigung zu. Er muss nicht<br />

nur kreativ sein und mit höchster Perfektion zu Werke gehen,<br />

sondern im Herstellungsprozess auch größte Sorgfalt und<br />

Aufmerksamkeit walten lassen – der kleinste Fehler kann hunderte<br />

Stunden Arbeit zunichtemachen und das wertvolle Material zu<br />

Ausschuss degradieren. Weist ein Zifferblatt auch nur den kleins -<br />

ten Makel auf, wird es von der Uhrenmanufaktur abgelehnt.<br />

<strong>Die</strong> Fertigung eines <strong>Glashütte</strong>-<strong>Original</strong>-Zifferblatts beginnt in der<br />

sächsischen Manufaktur. Lange vor den Gesprächen mit dem Zifferblatthersteller<br />

haben die Designer bereits viele Stunden mit dem<br />

Entwurf und der Abstimmung mit ihren Kollegen aus Vertrieb und<br />

Marketing verbracht. Wie Gehäuse, Zeiger, Saphir glas und Arm -<br />

band wird auch das Zifferblatt von einem Spezialbetrieb hergestellt.<br />

Kaum ein Uhrenhersteller fertigt diese Bestandteile der Uhr, die in<br />

der Uhrmachersprache Habillement genannt werden, in Eigen regie.<br />

<strong>Die</strong>s hat historische, ökonomische und einfach praktische Gründe.<br />

Einer der wichtigsten Zifferblatthersteller für <strong>Glashütte</strong><br />

<strong>Original</strong> ist die Deutsche Zifferblatt Manufaktur (DZM). Kurt W.<br />

Müller, Leiter der Fertigungsstätte in Pforzheim, entstammt einer<br />

Uhrmacherfamilie, die schon seit 1922 Zifferblätter herstellt. In<br />

seiner Blütezeit fertigte das Familienunternehmen Zifferblätter für<br />

die besten Uhrenhersteller aus ganz Deutschland und der<br />

Schweiz. In den 80ern überstand es die Quarzuhren-Krise, die viele<br />

Unternehmen in Pforzheim in den Ruin trieb, und stieg dann zu<br />

einem der wichtigsten Zifferblatthersteller Deutschlands auf. „Mein<br />

Vater produzierte schon 1953 Zifferblätter für den <strong>Glashütte</strong>r<br />

Uhrenbetrieb“, erzählt Müller stolz.<br />

Stehen Design und Materialien für ein bestimmtes <strong>Glashütte</strong>-<br />

<strong>Original</strong>-Zifferblatt fest, kümmert sich Müller persönlich mit seinen<br />

47 Goldschmieden und Zifferblatt-Spezialisten um die Einrichtung<br />

des Verfahrens für die Fertigung.<br />

DZM ist eine der wenigen Zifferblattmanufakturen, die<br />

ihre eigenen Rohlinge herstellen. Je nach Zifferblatt bestehen sie<br />

aus edlen Werkstoffen wie Gelbgold, Weißgold und Sterling-Silber<br />

oder aus traditionellen Uhrmachermaterialien wie Neusilber und<br />

Messing. Das Material wird in Streifen oder Rollen geliefert.<br />

„Man mag es nicht glauben, aber je ‚einfacher‘ ein Zifferblatt ist,<br />

desto schwieriger ist seine Herstellung“, berichtet Müller. „Häufig<br />

müssen gerade diese ‚einfachen‘ Zifferblätter bis zu zwanzig Mal<br />

galvanisiert werden!“ Nachdem der Rohling auf einer fußbetriebenen<br />

hydraulischen Stanze zweimal gestanzt und beschnitten wur de,<br />

bis er genau den benötigten Durchmesser hat, geht er an einen<br />

Zulie ferer, wo er in einer Presse weiterverarbeitet wird, sofern dies<br />

erforderlich ist. Bei der PrettyButterfly von <strong>Glashütte</strong> <strong>Original</strong>,<br />

dem neuesten Zugang der herausragenden Star Collection, werden<br />

DZM verwendet zum Bedrucken der Zifferblätter das Tampondruckverfahren.<br />

Dabei nimmt ein „Ballon“ aus Silikon oder Gummi, der bei DZM selbst<br />

hergestellt wird, Farbe von einem Negativ-Stich auf. <strong>Die</strong>se drückt er dann<br />

wie ein Stempel als Bild auf das Zifferblatt<br />

Momentum 2· 2007<br />

31


Stil der <strong>Zeit</strong> Zifferblatt-Herstellung<br />

<strong>Die</strong> winzigen Mondscheiben der PanoMaticLunar XL (oben) sind wahre Miniatur -<br />

kunstwerke. <strong>Die</strong> PrettyButterfly (rechts) wird in einem der letzten Schritte des<br />

aufwendigen Produktionsprozesses mit dem Logo von <strong>Glashütte</strong> <strong>Original</strong> bedruckt<br />

die Umrisse der Zifferblatt-Elemente – darunter der Schmetterling,<br />

der sich auf dem kleinen Sekundenziffer blatt niedergelassen hat –<br />

in einen Messingrohling vorgestanzt, damit alle Maße stimmen.<br />

Dann werden sie erneut in das Zifferblatt aus 18-karätigem Gold<br />

gepresst, das schließlich das „Gesicht“ der PrettyButterfly bilden<br />

wird.<br />

Zifferblätter sind durchschnittlich 0,8 mm stark.<br />

Spezialausführungen, wie beispielsweise Zifferblätter aus zerbrechlichem<br />

Perlmutt, bestehen jedoch in der Regel aus einer 0,4<br />

mm starken Grundplatte aus Metall und einer darauf geleimten 0,4<br />

mm starken Lage aus organischem Material – ein aufwendiger<br />

Vorgang. Jeder Rohling durchläuft nach seiner Rückkehr von der<br />

Presse eine Qualitätsprüfung. Nach der Abnahme wird an der<br />

Rückseite der Rohlinge ein kleiner „Fuß“ angelötet. Er dient zur<br />

Fixierung des Zifferblatts am Arbeitstisch und später beim<br />

Zusammenbau der Uhr zur Befestigung des Zifferblatts am Werk.<br />

Aus diesem Grund unterhält die DZM ein komplexes<br />

Katalogisierungssystem, in dem jedes Zifferblatt<br />

zusammen mit dem Werk, für das es vorgesehen ist,<br />

erfasst wird. Alle Maße des Zifferblattes beziehen sich<br />

auf das Gangwerk, mit dem es später kombiniert werden<br />

soll. Ein kurzer Blick in die Müllersche Kartei<br />

zeigt, dass hier bereits für fast jeden Mechanismus<br />

Zifferblätter entstanden sind. <strong>Die</strong> Bohrungen für den Fuß werden<br />

mit einer Schablone und einem Projektor ebenfalls auf<br />

Genauigkeit geprüft. Dabei werden Zifferblatt und Bohrungen<br />

vom Projektor auf das Zehnfache vergrößert und mit der<br />

Schablone verglichen. <strong>Die</strong> Maße müssen mit einer Toleranz von<br />

zwei Hundertstel Millimetern genau sein.<br />

32 Momentum 2· 2007<br />

<strong>Die</strong> Werkhalle von DZM erinnert trotz ihrer Weit läu fig -<br />

keit mehr an ein Familienunternehmen als an einen Industrie -<br />

betrieb. Was wohl daran liegt, dass die meisten Arbeiten von Hand<br />

erledigt werden. Ein Goldschmied bringt sorgfältig Teilstriche auf.<br />

Auch die Details für die Zifferblätter der Pano-Edition entstehen<br />

in mühevoller Kleinarbeit von Hand. Erhält ein Pano-Zifferblatt eine<br />

neue Politur oder einen Farbauftrag, so wird das übrige Zifferblatt<br />

jedes Mal mit einem roten Schutzlack abgedeckt, der wie Farbe<br />

von Hand aufgetragen wird. <strong>Die</strong>ser Vorgang wiederholt sich bis<br />

zu fünf Mal. Fünf Mit ar beiter sind ausschließlich mit diesem Schritt<br />

des Prozesses beschäftigt.<br />

Einige Zifferblätter, wie die der PanoMaticLunar, werden sandgestrahlt,<br />

allerdings wird dafür Wasser verwendet, das von Hand aufgestrahlt<br />

wird. Dabei entsteht ein Look, der in der Uhr macher sprache<br />

als Sablé bezeichnet wird. Andere Zifferblätter erhalten eine sogenannte<br />

Sunburst-Dekoration. <strong>Die</strong>se entsteht mittels rotierender<br />

Messingbürsten – die Herstellung setzt große Erfahrung voraus.<br />

Beides sind typische Beispiele für die Art von Dekorationsmuster,<br />

„Das Zifferblatt muss perfekt<br />

sein, es ist das Gesicht der Uhr“<br />

die bei DZM gefertigt werden. „Wir ziehen klassische Zifferblätter<br />

trendigen Designs vor“, erklärt Müller. „Das Zifferblatt muss perfekt<br />

sein. Schließlich ist es das Gesicht der Uhr.“ Zwischen den einzelnen<br />

Arbeitsschritten werden die Zifferblätter ge spült. <strong>Die</strong> Spül -<br />

station befindet sich in der Galvanik-Abteilung und ist permanent<br />

im Einsatz. Wenn das Ausgangsmaterial vollkommen ist, erhält das


Qualitätskontrolle ist bei DZM von großer Bedeutung<br />

(oben). Jedes Zifferblatt durchläuft sechs verschiedene<br />

Prüfungen. <strong>Die</strong> Modelle der Pano-Edition (rechts) werden für<br />

die gesonderten Schritte der einzelnen Farb- und Politurvorgänge<br />

vorsichtig mit rotem Schutzlack abgedeckt<br />

Zifferblatt per Lackierung oder Galvanisierung einen Farbauftrag.<br />

<strong>Die</strong> so aufgetragenen Farben werden in einem Ofen in der Galvanik-<br />

Abteilung bei 110 bis 140 °C – je nach Farbe und gewünschter<br />

Farbtiefe – für ein bis zwei Stunden eingebrannt.<br />

Für einen der letzten und schwierigsten Bear bei -<br />

tungs schritte ist ein DZM-Mitarbeiter mit langjähriger Erfahrung<br />

zuständig: das Bedrucken. Bei einigen Zifferblättern werden die<br />

Teilstriche und Skalen aufgedruckt statt appliziert. <strong>Die</strong>s erfolgt im<br />

sogenannten Tampondruckverfahren. Dabei nimmt ein „Ballon“<br />

aus Silikon oder Gummi, der bei DZM selbst hergestellt wird,<br />

Farbe von einem Negativ-Stich auf und drückt sie dann wie einen<br />

Stempel als Bild auf das Zifferblatt. „<strong>Die</strong> Tampons werden nur in<br />

wenigen Firmen selbst gefertigt. Wir haben uns dazu entschlossen,<br />

um sicherzustellen, dass wir exakt die benötigte und ge wünschte<br />

Konsistenz erhalten“, erklärt Müller.<br />

<strong>Die</strong> GoldenDragon aus der StarCollection<br />

besticht durch eine dezentrale<br />

Stunden- und Minutenanzeige<br />

mit 0,7 Karat Diamanten im Brillant -<br />

schliff auf einem edlen, rot lackierten<br />

Zifferblatt. Das aufgerissene Maul des<br />

goldenen Drachenkopfes stellt die<br />

Gangreserveanzeige dar, aus dessen<br />

Mittelpunkt der heiße Atem durch die<br />

feine Guillochierung entspringt.<br />

Im Rahmen der Fertigung bei DZM wird ein Ziffer blatt<br />

sechs Qualitätsprüfungen unterzogen: nach der Ferti gung des<br />

Rohlings, nach dem Pressen der Oberfläche und nach dem<br />

Einbringen der Bohrlöcher für die Füße und andere applizierte<br />

Elemente. Vor dem Bedrucken erfolgt erneut eine Sicht prüfung.<br />

Eine weitere schließt sich nach dem Auftrag des Tampon drucks<br />

an. Nach Abschluss der Fertigung des Zifferblatts folgt eine letzte<br />

Prüfung durch einen erfahrenen Mitarbeiter.<br />

Alles in allem durchläuft ein Zifferblatt wie das der PanoMatic Chrono<br />

mit ihren zahlreichen Details – nicht ohne Grund wurde die Uhr zur<br />

„Uhr des Jahres 2005“ gewählt – circa 75 Schritte, bevor es als vollkommen<br />

gilt und die Arbeiten abgeschlossen werden. „Im High-End-<br />

Segment gibt es heutzutage keine einfachen Zifferblätter mehr“, sagt<br />

Müller über seinen Geschäftsbereich. Das erkennt auch der Laie,<br />

wenn er so wunderschöne Exemplare wie die PrettyButterfly oder<br />

die PanoMaticChrono betrachtet. ✺<br />

Meisterwerke Technische Daten<br />

<strong>Die</strong> neue PanoMaticLunar XL überzeugt mit einem beeindrucken -<br />

den Zifferblatt, auf dem größere Bereiche für die Stunden- und Minutenanzeige<br />

mit applizierten arabischen Ziffern in Goldausführung<br />

und Applikationen mit einer versilberten Einheitenskala kontrastie -<br />

ren. Aufgrund der vielen Schritte, die für seine Fertigung benötigt<br />

werden, ist dieses Zifferblatt eines der komplexesten von DZM.<br />

www.glashuette-original.com<br />

Momentum 2· 2007<br />

33


Fotos: Mauritius Images, Stills Online (2), Stock4B<br />

<strong>Zeit</strong>strömung High Fidelity<br />

Der Klang macht die Musik<br />

Musikanlagen sind dem Wandel der <strong>Zeit</strong> gleich mehrfach<br />

unterworfen – nicht nur in der Klangqualität, auch im<br />

Design finden sich faszinierende Entwicklungen<br />

Text Timm Delfs<br />

Musik ist für die Menschen ein Lebensquell<br />

und eine Sprache, die auf der ganzen Welt<br />

verstanden wird. Dank moderner Technik ist<br />

es heute möglich, sich den Klang eines<br />

Orchesters ins Wohnzimmer zu holen und<br />

sich in völlig andere Welten zu begeben.<br />

Gute Kopfhörer und tragbare Abspielgeräte ermöglichen ungetrübten<br />

Musikgenuss, wo immer man Lust danach verspürt. Skep -<br />

tiker werden monieren, dass keine Konserve je dem Genuss eines<br />

Konzerts entsprechen wird. Doch die Stereoanlage soll das Live-<br />

Erlebnis gar nicht ersetzen, sondern ermöglichen, die Musik zu<br />

dem <strong>Zeit</strong>punkt zu genießen, an dem das Bedürfnis vorhanden ist.<br />

Als Thomas Alva Edison 1877 den Phonographen zum<br />

Patent anmeldete, hatte er eine Maschine erfunden, die es in<br />

einem gewissen Sinne ermöglichte, die <strong>Zeit</strong> zurückzudrehen und<br />

ein musikalisches Ereignis zu einem späteren <strong>Zeit</strong>punkt an einem<br />

an de ren Ort nochmals wiedergeben zu können. Heute, da Musik<br />

34 Momentum 2· 2007<br />

<strong>Die</strong> von David Lewis designten Lautsprecher BeoLab 9<br />

von Bang & Olufsen nutzen eine akustische Linse, um die<br />

hohen Töne gleichmäßig im Raum zu verteilen<br />

dank Radio und MP3-Player überallhin mitgenommen werden<br />

kann, fällt es schwer, sich vorzustellen, welchen Eindruck ein solcher<br />

Apparat auf die damaligen Menschen gemacht haben muss,<br />

die noch immer dabei waren, sich an so unerhörte Dinge wie die<br />

Photographie oder die Eisenbahn zu gewöhnen.<br />

Zehn Jahre nach Edison meldete Emil Berliner sein<br />

Grammophon zum Patent an und legte damit einen Meilenstein,<br />

indem er sich für ein Format entschied, das sich selbst heute, 120<br />

Jahre später, noch immer bester Gesundheit erfreut. <strong>Die</strong> schwarze<br />

Schallplatte hat zwar in der Zwischenzeit einige Entwicklungen<br />

durchgemacht. Prinzipiell ist sie jedoch Berliners Grundidee treu<br />

geblieben: <strong>Die</strong> Musik wird auf mechanischem Weg in wellenförmi -<br />

gen Rillen von außen nach innen in eine Scheibe eingeritzt. Bei<br />

der Aufnahme wird ein Schneidstichel im Rhythmus der Schall -<br />

wellen seitlich ausgelenkt, wobei ein statisches Abbild der aufgezeichneten<br />

Schallwellen entsteht. Bei der Wiedergabe taucht eine<br />

Abtastnadel in die kurvenreiche Bahn ein, folgt ihr möglichst ge -


High-End-Audio kann ungeahnte<br />

Formen annehmen:<br />

<strong>Die</strong> handgefertigte „Nautilus“<br />

von B&W ist ein Lautsprecher,<br />

der sich von herkömmlichen<br />

Boxen nicht nur akustisch abhebt


<strong>Zeit</strong>strömung High Fidelity<br />

nau und wird dadurch in Schwingungen versetzt, die zur Ver stär -<br />

kung an eine Membran weitergeleitet werden. Daran hat sich bis<br />

heute nur wenig geändert, doch zwischen den erzielten Resul ta ten<br />

liegen Welten.<br />

Nach dem Zweiten Weltkrieg begann für die Unter hal tungs -<br />

elektronik eine stürmische <strong>Zeit</strong>, die durch technische Fortschritte<br />

sowie das Aufkommen und wieder Verschwinden immer neuer<br />

Tonträger geprägt war. 1950 lancierten RCA und Columbia zeitgleich<br />

zwei miteinander konkurrierende Schallplattensysteme, die<br />

die Schellackplatte mit 78 Umdrehungen pro Minute ablösen sollten.<br />

RCA hatte eine kleine Platte mit 45 Umdrehungen entwickelt,<br />

während Columbia mit einer 30 cm großen Langspielplatte aufwartete,<br />

die mit 33 1/3 Touren abgespielt werden sollte. Bekanntlich<br />

war beiden Systemen Erfolg beschieden. Das RCA-Format setzte<br />

sich als „Single“ für einzelne Songs durch, während die<br />

Langspielplatte zum Medium für Gesamtwerke wurde. Beide<br />

waren sie aus Vinyl gefertigt, das bruchfest war und mit viel leichteren<br />

Tonabnehmern abgespielt wurde.<br />

36 Momentum 2· 2007<br />

Wer als Amateur Wert auf guten Klang legte, war<br />

damals darauf erpicht, Geräte zu ergattern, die für den professionellen<br />

Gebrauch in Radiostationen entwickelt worden waren.<br />

Zahlreiche Hersteller boten Selbstbau-Kits an, die es erlaubten, an<br />

semiprofessionelles Equipment zu günstigen Preisen heranzukommen.<br />

Bei diesen Bausätzen wurde kein Geld für aufwendige<br />

Gehäuse verschwendet, die Röhren der Verstärker steckten zur<br />

Kühlung meist unverschalt im Chassis und glommen vor sich hin<br />

– ein asketischer Look, der sich im High-End-Bereich bis heute<br />

gehalten hat. Dadurch entwickelte sich die High Fidelity, die sich<br />

damals in den Kinder schuhen befand, zu einem ausgesprochenen<br />

Männerhobby, und nicht wenige Konflikte im Haushalt drehten<br />

sich um die riesigen Lautsprecher, den Kabelsalat und die unästhetischen<br />

Apparate. <strong>Die</strong> Industrie versuchte mit Klangmöbeln<br />

Gegensteuer zu geben, welche die Technik zeitgemäß ins<br />

Mobiliar integrieren sollten. Manch einer verbannte seine geliebte<br />

Tonbandmaschine, den Plattenspieler, das Radio und den<br />

Verstärker um des Friedens willen in eine antike Truhe.<br />

Traditionelle High-End-Technik, zeitgemäß interpretiert: Der Vollverstärker V10 von T+A ist eine imposante Erscheinung.<br />

Seine Röhren glimmen vertrauenerweckend hinter schützendem Lochblech


<strong>Die</strong> Vielfalt der Datenträger: Junge Menschen werden bald einige der hier gezeigten Medien nicht mehr kennen. Von links nach rechts: Tonband,<br />

Schallplatte und Kassette begleiteten uns jahrzehntelang. <strong>Die</strong> CD kommt bereits durch den Flash-Speicher unter Druck<br />

1963 lancierte Philips mit der Compact Cassette<br />

einen Meilenstein in der Hi-Fi-Geschichte. <strong>Die</strong> gekapselten Bänd -<br />

chen klangen zwar lange kaum besser als heutige Diktiergeräte,<br />

doch sie ermöglichten es einem jungen Publikum, vom Radio<br />

Titel mitzuschneiden, ohne sie gleich kaufen zu müssen. Das<br />

Format erwies sich als äußerst langlebig und wurde ständig verbessert,<br />

ohne dass irgendetwas an der Norm verändert werden<br />

musste. Bevor die Cassette in den neunziger Jahren von MiniDisc<br />

und MP3 weitgehend verdrängt wurde, erreichten die Bänder und<br />

Abspielgeräte eine Wiedergabequalität, die sich mit professionellen<br />

Tonbandgeräten messen konnte.<br />

High Fidelity ist eine emotionale Sache. Das zeigt<br />

sich nicht nur zu Hause, sondern auch jedes Mal, wenn eine<br />

Innovation die gewohnten Normen über den Haufen zu werfen<br />

droht. Als in den fünfziger Jahren die Transistor-Technik die<br />

Röhrenverstärker zu verdrängen drohte, klangen die Argumente<br />

der Gegner interessanterweise ähnlich wie 1983, als Philips und<br />

Sony gemeinsam den ersten CD-Player vorstellten. Der Klang des<br />

Neuen wurde als kalt und seelenlos bezeichnet. Tatsächlich klangen<br />

die ersten Transistor-Verstärker auch bedeutend schlechter als<br />

vergleichbare Röhrenverstärker. Sie funktionierten dafür sofort nach<br />

dem Einschalten, ohne dass man sie vorher aufheizen musste, pro -<br />

duzierten eine hohe Leistung bei geringem Stromverbrauch und ermöglichten<br />

dadurch die ersten wirklich tragbaren Radios mit Batteriebetrieb.<br />

Heute noch wird Röhrenverstärkern ein wärmerer Klang<br />

nachgesagt, der bestimmt nichts mit der Wärme zu tun hat, welche<br />

die Röhren im Betrieb abstrahlen. Hersteller von High-End-Kompo -<br />

nenten bauen deshalb noch immer Geräte, die mit den nostalgisch<br />

glimmenden Glaskolben bestückt sind. Da sie auch hübsch<br />

anzusehen sind, werden sie kaum je ins Gehäuse verbannt.<br />

<strong>Die</strong> digitale Ära, die mit der Einführung der CD nicht<br />

mehr aufzuhalten war, sorgte für weit größere Kontroversen, denn<br />

das erklärte Ziel der Schallplattenindustrie war, die Produktion<br />

von Schallplatten langsam zurückzufahren und die Titel nur noch<br />

Titan und Winzling. Allein der Plattenteller<br />

des Brinkmann La Grange bringt<br />

18 Kilogramm auf die Waage. Seine<br />

Lagerung ist beheizt, um den Einfluss<br />

durch Temperaturschwankungen zu<br />

minimieren. Der daran montierte Tonarm<br />

ist das pure Gegenteil. Er weist eine<br />

effektive Masse von 10 Gramm auf.<br />

Das Radio „Model One“ von Tivoli Audio<br />

ist in Sachen Abmessungen ein David,<br />

klanglich jedoch ein Goliath. Kein Wunder,<br />

sein Entwickler Henry Kloss baute früher<br />

Boxen für Acoustic Research<br />

Momentum 2· 2007<br />

37


<strong>Zeit</strong>strömung High Fidelity<br />

auf der kompakten silbernen Scheibe zu publizieren. <strong>Die</strong> schwarze<br />

Scheibe hat dennoch überlebt. Noch immer gibt es kleine Labels,<br />

die vom warmen analogen Klang der Schallplatte überzeugt sind<br />

und Aufnahmen auf erstklassigem schweren Vinyl pressen.<br />

Gleichzeitig stirbt auch die treue Gemeinde der Plattenhörer nicht<br />

aus. So wurde beispielsweise 1990 in Deutschland die „Analogue<br />

Audio Association“ gegründet, die sich die Erhaltung der vom<br />

Exitus bedrohten LP auf die Fahne geschrieben hat (www.aaanalog.de).<br />

<strong>Die</strong> Minderheit der Plattenliebhaber wird auch, was Ab -<br />

spiel geräte betrifft, nicht im Stich gelassen. Da es beim Abtasten<br />

von Schallplatten wichtig ist, störende Vibrationen möglichst<br />

gering zu halten, sind sogenannte audiophile Player unweigerlich<br />

schwer und sehen monströs aus.<br />

Es leuchtet ein, dass die Größe eines Lautsprechers<br />

eine Auswirkung auf das mögliche Klangvolumen hat. Dennoch<br />

lässt sich die Akustik mit Tricks und Kniffen überlisten, sodass<br />

38 Momentum 2· 2007<br />

Der Klassiker Braun SK4 Phonosuper<br />

der Designer Hans Gugelot und <strong>Die</strong>ter<br />

Rams wurde wegen seiner Acrylhaube<br />

als „Schneewittchensarg“ bekannt.<br />

Er ist der Vorläufer späterer „Music<br />

Center“. Dreht man den Apple iPod der<br />

ersten Generation um 90 Grad nach<br />

rechts, ist eine gewisse Ähnlichkeit mit<br />

dem Phonosuper zu erkennen<br />

sich auch aus bescheiden bemessenen Boxen großer Klang zaubern<br />

lässt. Zu den Kniffen gehören beispielsweise gefaltete<br />

Hörner, die den nach hinten abgestrahlten Klang über Umwege<br />

nach vorne lenken und verstärken. Akustische Linsen lassen<br />

Hochtöner, die sonst wie Taschenlampen nach vorne strahlen,<br />

ihren Klang in den ganzen Raum verteilen und so natürlicher klingen.<br />

Was für die Schallwandler gilt, lässt sich auch auf den<br />

Datenträger selbst übertragen. <strong>Die</strong> Digitaltechnik und ein<br />

Kunstgriff namens Datenreduktion machen es möglich, dass ein<br />

winziger MP3-Player heute eine Musiksammlung fassen kann, die<br />

früher eine ganze Regalwand füllte.<br />

<strong>Die</strong> Puristen unter den Musikfreunden mögen über die mobilen<br />

Winzlinge die Nase rümpfen. Doch Musik beglückt nicht allein<br />

durch Klangqualität; selbst zum mediokren Sound eines<br />

Kofferradios lässt es sich vorzüglich tanzen. Und das ist es<br />

schließlich, worum es bei der Musik geht. Ihre Seele lässt sich<br />

auch durch schlechte Wiedergabequalität nicht austreiben. ✺<br />

Mit dem QuietComfort 3 überlistet Akustik-Spezialist Bose den Lärm.<br />

Der Kopfhörer kann Umgebungsgeräusche aktiv auslöschen, indem er<br />

sie phasenverdreht dem Musiksignal beimischt


<strong>Die</strong> Triolon Excalibur der<br />

deutschen High-Fidelity-<br />

Manufaktur Acapella<br />

beeindruckt nicht nur<br />

durch die ungewohnte<br />

Optik und Größe, sondern<br />

vor allem durch die<br />

Leichtigkeit des Klangs<br />

Momentum 2· 2007<br />

39


40 Momentum 2· 2007<br />

Tendenz Schlaf<br />

Der Mensch verschläft im Schnitt ein Drittel<br />

seiner Lebenszeit – doch wer sich wo und wie<br />

lange bettet, unterscheidet sich weltweit<br />

Schlafenszeit(en)<br />

KText Maike Zürcher<br />

affee erzielt nach Erdöl den größten Umsatz auf<br />

dem Rohstoff-Weltmarkt. Der koffeinhaltige<br />

Extrakt regt den Blut druck an und wird gerne<br />

im täglichen Kampf gegen Konzentra -<br />

tionsschwäche und Müdigkeit eingesetzt. Womit<br />

das vermeintliche Dilemma der westlichen<br />

Schlafkultur bereits im Kern getroffen ist: Kaffee ist Genussmittel<br />

Nummer eins – und Schlaf hat keine Lobby, im Gegenteil: In der<br />

Leistungsgesellschaft gelten Schlafbedürftige als Müßig gänger.<br />

Ein vermeintliches oder tatsächliches Dilemma? <strong>Die</strong><br />

Meinungen gehen hier auseinander. Auf der einen Seite stehen<br />

zum Beispiel Studien aus den USA: 1998 noch gaben zwölf<br />

Prozent der Amerikaner an, werktags weniger als sechs Stunden<br />

zu schlafen, 2005 waren es schon 16 Prozent, die ihr<br />

Schlafpensum auf diese Dauer heruntergeschraubt hatten. Den<br />

Grund dafür sehen Schlafforscher im erhöhten Leistungsdruck,<br />

den der technische und organisatorische Fortschritt von den<br />

Menschen weltweit einfordert.<br />

Doch nicht nur Versagensängste und der mögliche Verlust des<br />

Arbeitsplatzes rauben den Menschen Schlaf – auch das Gefühl,<br />

etwas zu verpassen, das Mithaltenwollen in der Informationsflut<br />

der rasanten Medien, kurz, das Tempo der Welt suggeriert, dass<br />

man mit weniger Schlaf mehr vom Leben hat. So hat beispielsweise<br />

die US-Psychologin Mary Carskadon festgestellt, dass amerikanische<br />

Teenager eine volle Stunde weniger schlafen als ihre<br />

Altersgenossen in der Generation zuvor. Dabei bräuchten sie noch<br />

ebenso viel Schlaf wie Kinder, nämlich achteinhalb bis neun<br />

Stunden im Durchschnitt. Im US-Staat Minnesota hat man auf die<br />

alarmierenden Zahlen bereits reagiert und lässt die Schulglocke<br />

an den Oberschulen statt um 7.15 Uhr erst um 8.40 Uhr klingeln.<br />

Andererseits gibt es Experten wie den deutschen<br />

Schlafforscher Prof. Jürgen Zulley, der die verbreitete Klage um<br />

den schwindenden Schlaf als wissenschaftlich nicht fundiert kritisiert.<br />

In sogenannten Isolationsstudien hat er nachgewiesen, dass<br />

der Mensch – sofern er die Wahl hat – eher dazu neigt, seine<br />

Wach- als seine Schlafphase zu verlängern. Während dieser<br />

Studien waren die Probanden von jeglicher <strong>Zeit</strong>-Information<br />

abgeschnitten und konnten sich in die Federn sinken lassen,<br />

wann immer sie wollten. Verblüffendes Ergebnis: <strong>Die</strong> meisten verlängerten<br />

ihren Tagesrhythmus unbewusst von 24 auf ca. 25<br />

Stunden – wobei der <strong>Zeit</strong>gewinn nicht zum Schlafen genutzt<br />

wurde, sondern zugunsten der Wachzeit.<br />

Und was ist mit dem Wochenende? Wenn sich so mancher erst<br />

nach elf Stunden aus Morpheus’ Armen befreien kann? Ist das<br />

kein Beweis dafür, dass der Mensch eigentlich viel mehr <strong>Zeit</strong> für<br />

Regeneration braucht? Für Zulley nicht: „Es ist wie mit dem Essen:<br />

Wenn wir ein gutes und reichliches Angebot haben, essen wir<br />

mehr – was aber nicht heißt, dass wir es auch brauchen.“ Und wer<br />

glaubt, mit überdurchschnittlich viel Schlaf besonders fit zu sein,<br />

irrt: <strong>Die</strong> Schlafqualität leidet bei längerem Schlaf. Wenn bei der<br />

Arbeit der Kopf auf den Schreibtisch zu sinken droht, können<br />

auch durchaus zwei Stunden Bettruhe zu viel schuld sein.<br />

Was die meisten Forscher aber eint, ist die Ansicht,<br />

dass die westliche Gesellschaft eine Schlaf-unfreundliche<br />

Gesellschaft ist. Schlaf wird als Leistungsver wei ge rungs haltung


( )<br />

„Der Schlaf ist für den ganzen Menschen,<br />

was das Aufziehen für die Uhr.“<br />

Arthur Schopenhauer<br />

Momentum 2· 2· 2007<br />

Fotos: Jaenicke F./Laif, Corbis, Mauritius Images<br />

41


42 Momentum 2· 2007<br />

Tendenz Schlaf<br />

angesehen – besonders tagsüber, wie zum Beispiel das<br />

kurze Nickerchen zwischendurch. In der westlichen<br />

Arbeitsmoral, die sich größtenteils aus der christlichen<br />

Ethik ergeben hat, ist immer noch höher angesehen,<br />

wer seinen Biorhythmus mit Mittagstief ignoriert und<br />

verbissen durcharbeitet. Schon in der Bibel wird heftig<br />

gegen den Tagschlaf gewettert.<br />

Einen durchaus angeseheneren Stellenwert<br />

hat das regenerative Augenschließen in Asien, in China<br />

oder Japan beispielsweise. Schlafen ist salonfähig, mehr<br />

noch: Wem öffentlich das Kinn auf die Brust sinkt – sei<br />

es in der U-Bahn oder im Parla ment – darf Respekt<br />

erwarten, demonstriert er damit doch ein großes<br />

Arbeitspensum und eine somit berechtigte Er schöpfung.<br />

<strong>Die</strong> Fotos vom japanischen Parlament mit den hier und<br />

da auf die Tische gesunkenen Köpfen sorgen in anderen<br />

Ländern regelmäßig für große Belustigung. <strong>Die</strong><br />

Japaner haben für dieses Nickerchen ein treffendes<br />

Wort, „inemuri“ – nur unzulänglich zu übersetzen mit<br />

„Schlafen in der Öffentlichkeit, während man offiziell<br />

etwas anderes tut“ – also U-Bahn-Fahren, Vokabellernen<br />

oder die Geschicke der Nation bestimmen.<br />

Jedem Volk also seinen Schlaf? Nun, nicht<br />

ganz. Grundsätzlich aber lassen sich die Schlafgewohn -<br />

heiten weltweit in vier Kategorien einteilen: Forscher<br />

unterscheiden zwischen dem in den westlichen Indus -<br />

trie nationen verbreiteten nächtlichen Monophasen -<br />

schlaf, den über den Tag verteilten „Nickerchen“ in<br />

Asien, der Siesta-Kultur im Mittelmerraum und<br />

Südamerika und dem polyphasischen Schlaf der<br />

Naturvölker.<br />

<strong>Die</strong> klassische Siesta, wie sie im Mittelmeerraum verbreitet<br />

ist, hat auch in den übrigen europäischen<br />

Ländern genau genommen eine lange Tradition. In der<br />

bäuerlichen Gesellschaft, als die innere Uhr der<br />

Menschen noch im Einklang mit dem Tag-Nacht-<br />

( )<br />

„Wer schläft, sündigt nicht.<br />

Wer vorher sündigt, schläft besser.“<br />

Casanova


Wechsel tickte, war die Ruhe nach dem Mittagessen fester<br />

Bestandteil im arbeitsreichen Tagesablauf. Mit zunehmender<br />

Industrialisierung und dem technologischen Fortschritt wurde die<br />

innere Uhr mehr und mehr überlistet; wenn es dunkel wurde,<br />

trickste künstliches Licht das Schlafbedürfnis aus. Auch der<br />

Mittagsschlaf musste daran glauben.<br />

Jetzt sieht es nach einer Renaissance für die wissenschaftlich aufge<br />

wertete Siesta aus – obgleich sie paradoxerweise in ihren Tradi -<br />

tionsl ändern rund ums Mittelmeer und in Südamerika zurzeit um -<br />

stritten ist und teilweise aus Wettbewerbsgründen abgeschafft<br />

wer den soll. Im Westen jedenfalls finden die durch diverse Studien<br />

bewiesenen Vorteile des Nickerchens zunehmend Gefallen. In den<br />

USA verpasste man dem Kind noch einen Marketing-trächtigen<br />

Namen, „Power-Napping“ – und schon klang das Ganze nach ei ner<br />

schicken Lifestyle-Neuigkeit. Einige Firmen haben das „Schläf chen<br />

zwischendurch“, das allerdings 30 Minuten nicht überschreiten<br />

sollte, ihrer Corporate Identity angegliedert und eigens Ruhe räume<br />

eingerichtet. Belohnt werden sie dafür mit konzentrierten und<br />

deutlich leistungsfähigeren Mitarbeitern. Bei Piloten, Lastwagen -<br />

fah rern und Schichtarbeitern u.a. gehören regelmäßige Ruhe pausen<br />

zum Berufsalltag und sind teilweise gesetzlich vorgeschrieben.<br />

Aufstehen, wenn man ausgeschlafen ist, sich hinlegen,<br />

wenn man müde ist, keine Angstzustände bekommen, wenn<br />

der Schlaf sich partout nicht einstellen will – diese für den größten<br />

Teil der Menschheit paradiesische, aber ferne Vorstellung<br />

leben noch manche Naturvölker; frei von äußeren Zwängen im<br />

Rhythmus des sogenannten polyphasischen Schlafs. Das heißt,<br />

beliebig viele Schlaf- und Wachphasen sind über den Tag und die<br />

Nacht verteilt. Nach Vermutung des amerikanischen Mediziners<br />

Claudio Stampi lebten auch unsere Vorfahren in fernster<br />

Vergangenheit nach diesem Rhythmus – als jederzeit die Gefahr<br />

von Angriffen wilder Tiere bestand.<br />

Schlafstörungen kennen Naturvölker wie zum Beispiel die<br />

Eingeborenen von Papua-Neuguinea normalerweise nicht. Wer<br />

nachts wach wird und nicht schlafen kann, steht auf, beschäftigt<br />

sich und legt sich erst wieder hin, wenn die nötige Schwere fürs<br />

Bambusbett gekommen ist. In den Industrienationen dagegen<br />

stellen sich beim nächtlich Wachliegenden häufig sofort Ver sa -<br />

gensängste ein: Wie schaffe ich die Prüfung am nächsten Tag, die<br />

Verhandlung, den Geschäftstermin, den 14-Stunden-Arbeitstag?<br />

Dabei ist auch hier Panik fehl am Platz. Laut Prof. Zulley kommt<br />

man mit einer einmaligen Drei-Stunden-Nacht problemlos über<br />

den nächsten Tag, manchmal sogar mit ungeahnter Energie. Erst<br />

nach vier Wochen Wachliegen – und zwar jede Nacht – spricht<br />

man von einer Schlafstörung.<br />

Schlaf ist lebensnotwendig. Wir halten es länger<br />

ohne Essen als ohne Schlaf aus. Wir regenerieren, unser<br />

Immunsystem baut sich auf, Wachstumshormone erneuern die<br />

Zellen, die Verdauung wird gefördert – all das geschieht im Schlaf,<br />

sozusagen über Nacht.<br />

Während die Fledermaus 20 Stunden, die Giraffe eine halbe<br />

Stunde Schlaf benötigt, bewegt sich der Mensch mit seinem<br />

jeweils individuellen Schlafbedürfnis irgendwo dazwischen, im<br />

Durchschnitt bei circa sechs bis acht Stunden pro Tag. Das negative<br />

Image, das dem Schlaf zuweilen anhaftet, besitzt er zu<br />

Unrecht – was zum Teil auch damit zusammenhängen mag, dass<br />

Schlafen nach einer gekonnten Simulation aussieht: Scheinbar tut<br />

sich nichts, der Schlafende versinkt im Ruhezustand, die Ver bin -<br />

dungen zur Außenwelt werden vorübergehend gekappt. Doch in<br />

Wirklichkeit ist das Gehirn jetzt hochaktiv – „zum Teil stärker als<br />

im Wachzustand“, wie Prof. Zulley hervorhebt. Immer noch ist das<br />

Phänomen Schlaf – von Träumen ganz zu schweigen – vergleichs -<br />

weise unerforscht und bietet viel Raum für Spekulationen und<br />

Mysterien, vielleicht auch durch seine immer wieder zitierte Nähe<br />

zum Tod, als dessen kleiner Bruder der Schlaf bezeichnet wird.<br />

Neuere Studien, die sich zum Beispiel mit dem Thema „Lernen im<br />

Schlaf“ beschäftigen, zeigen, dass hier für die Zukunft der<br />

Forschung noch ein weites Feld brachliegt, dessen Ent deckung zu<br />

Gewinn bringenden Erkenntnissen führen kann. Fest steht: Mit<br />

verschwendeter Lebenszeit hat der Schlaf nichts zu tun – dazu<br />

birgt die Welt, die sich hinter den geschlossenen Lidern öffnet,<br />

viel zu viel ... ✺<br />

Momentum 2· 2007<br />

43


Stil der <strong>Zeit</strong> Jade<br />

Mythos eines Minerals<br />

Der „Liebling der Weisen“, wie Konfuzius die Jade nannte,<br />

gilt weltweit als Sinnbild für das Schöne, Gute und Kostbare.<br />

Neben Eigenschaften wie Förderung der Kreativität hat<br />

das Edel-Mineral auch seine „harten“ Seiten<br />

Text Alexandra Kindermann<br />

44 Momentum 2· 2007<br />

Halskette aus 63<br />

Jadeperlen in rei nem<br />

Smaragd grün –<br />

versteigert im November<br />

2006 bei<br />

Christie’s in Hong -<br />

kong für 2.882.770<br />

US-Dollar


Ein Edelstein von einmaligem Mythos und symbolischer<br />

Kraft – seit Jahrtausenden übt Jade wegen<br />

ihrer Schönheit und vielfältigen Aus drucksmög -<br />

lichkeiten eine ganz besondere An ziehungskraft<br />

auf die Menschen weltweit aus. In seiner höchsten<br />

Qualität kann der Stein kostbarer als Diamanten<br />

sein, und vor allem in Asien gilt Jade als das edelste aller<br />

Mineralien. Dort besagt ein Sprichwort: „Ein Preis für Gold lässt<br />

sich finden, doch Jade ist unbezahlbar.“ Mehr noch: In dem Stein<br />

des Himmels erkennen die Chinesen die fünf konfuzianischen<br />

Grundtugenden: Nächstenliebe, Bescheidenheit, Mut, Gerechtig -<br />

keit und Weisheit.<br />

Seit ungefähr 7.000 Jahren ist der Edelstein mit dem<br />

dezenten Wachsglanz bekannt und wird mit seinen vielen feinen<br />

grünen Nuancen – auch weißen, grauen bis schwarzen, gelben,<br />

orangefarbenen und zartvioletten Schattierungen – wie ein Mythos<br />

verehrt. <strong>Die</strong> begehrteste Variante, mit lichtdurchlässigem Smaragd -<br />

grün, wird als Kaiser- oder Imperial-Jade bezeichnet. Chinesen<br />

nennen sie poetisch fei cai, was „schillernde Feder des Eisvogels“<br />

bedeutet. Dabei hat für sie ein sattes Grün mit tiefer Transparenz,<br />

ohne Einschlüsse und mit betörendem Glanz den höchsten Wert.<br />

48 verschiedene Bezeichnungen<br />

existieren alleine nur für die Grün -<br />

Was Gold und Dia-<br />

schattierungen, die Kenner wie -<br />

manten für das Abend-<br />

derum in sieben Haupt qua -<br />

land, ist die Jade seit über<br />

7.000 Jahren für die asiatischen<br />

litäten unterteilen: vom in ten-<br />

Länder, wo sie den Ruf als edelstes<br />

siven, gleichmäßigen Grün<br />

aller Mineralien genießt.<br />

der Imperial-Jade über Apfel -<br />

<strong>Die</strong>ser Jade-Armreif stammt aus China,<br />

grün, Spinatgrün bis hin zu<br />

aus dem späten 19. Jahrhundert.<br />

Sein Wert wurde auf 150.000 UShelleren<br />

und stärker gefleck ten<br />

Dollar taxiert<br />

Tönen. In den USA und in<br />

Europa sind Smaragdgrün und<br />

Spinatgrün am verbreitetsten. Im<br />

Schmuckbereich immer beliebter<br />

werden auch die feinen violetten Nuan -<br />

cen der Lavendel-Jade. <strong>Die</strong> höchsten Preise<br />

erzielt aber nach wie vor das seltene, an den<br />

Rändern durchscheinende Smaragdgrün der Imperial-Jade. In<br />

Fernost dagegen schätzen viele Liebhaber auch das reine Weiß<br />

oder dezente Gelb mit leicht rosafarbenem Unterton. Erst im vergangenen<br />

November wurde dies wieder mal bewiesen: Eine<br />

weiße Jade-Vase mit Deckel aus der Qianglong-Periode (1736–<br />

1795), die zur weltweit berühmten Alan und Simone Hartman-<br />

Kollektion zählte, wurde für den Rekordpreis<br />

Aus dem <strong>Zeit</strong>raum<br />

600–800 v. Chr.<br />

stammt diese Jade-<br />

Maske der Mayas<br />

aus Honduras,<br />

die im Britischen<br />

Museum in London<br />

zu sehen ist<br />

von 1.449.053 US-Dollar versteigert.<br />

Ob Mythos oder magische Anzie -<br />

hungskräfte – in prähistorischer <strong>Zeit</strong> wurde<br />

Jade vor allem wegen ihrer Zähigkeit geschätzt,<br />

die sie zu einem idealen Material für Waffen<br />

machte. Denn die Härte von Jade übertrifft<br />

die von Stahl um fast das Doppelte. Mit dem<br />

Edelstein lässt sich sogar Glas und Stahl ein-<br />

Geflügelter Tiger<br />

aus hellgrüner,<br />

halbtransparenter<br />

Jade – ein Meisterwerk<br />

des 1974<br />

geborenen Wang<br />

Junyi aus China. <strong>Die</strong><br />

beiden Flügel symbolisieren<br />

doppelte<br />

Macht<br />

Momentum 2· 2· 2007<br />

Fotos: Bridgeman Art, Corbis, Getty Images, The British Library, Los Angeles County Museum of Art, Pacific Asia Museum, Christie´s Images Ltd. (3)<br />

41 45


Stil der <strong>Zeit</strong> Jade<br />

ritzen. Bereits vor 7.000 Jahren galt Jade in China als yu, als königlicher<br />

Edelstein. In der langen Kulturgeschichte Asiens hatte das<br />

edle Mineral immer eine ganz besondere Bedeutung – vergleichbar<br />

mit derjenigen, die Gold und Diamanten im Abendland besaßen.<br />

Man verwendete Jade für feinste Objekte und Kultfiguren wie<br />

auch als Grabbeigaben für hochrangige Mitglieder der Kaiser -<br />

häuser. Ihren höchsten Wert erreichte sie in der Epoche der<br />

„Streitenden Reiche“ (481–221 v. Chr.): Ganze Städte wurde gegen<br />

den Stein des Himmels eingetauscht.<br />

Doch auch in anderen Teilen der Welt wird Jade seit jeher<br />

verehrt. <strong>Die</strong> Mayas, Azteken und Olmeken Mittel -<br />

amerikas schätzten den Edelstein zu präkolumbianischer<br />

<strong>Zeit</strong> höher als Gold. Selbst im<br />

alten Ägypten wurde Jade als Stein der<br />

Liebe, des inneren Friedens, der Harmonie<br />

und Ausgeglichenheit verehrt.<br />

Genau genommen ist Jade ein<br />

Oberbegriff für zwei unterschiedliche Edelsteine:<br />

Nephrit und Jadeit. Der Name geht zurück auf das<br />

spanische „piedra de ijada“, was Lendenstein bedeutet,<br />

denn Jade galt bei den Indianern Südamerikas als Nie -<br />

renheilmittel. Erst seit Beginn des 19. Jahrhunderts werden<br />

die beiden Mineralien unterschieden, die sich in Aussehen,<br />

Härte und Bearbeitungseigenschaften derart ähneln, dass nur<br />

Kenner sie auf den ersten Blick unterscheiden können. Seltener,<br />

kostbarer und etwas zäher ist Jadeit. Wobei die Farbverteilung bei<br />

beiden Mineralien meist unterschiedlich ist. Sowohl Nephrit als<br />

auch Jadeit sind häufig von Äderchen, Flecken und Streifen durchzogen,<br />

was aber keinen Makel bedeutet. Im Gegenteil: Manche<br />

dieser Muster gelten als besonders kostbar. Warum Jade, besonders<br />

Nephrit, den ganzen Globus eroberte, liegt auch an seinen Fund -<br />

stellen: Von Asien bis Guatemala, von Neuseeland bis in die<br />

46 Momentum 2· 2007<br />

Schweizer Alpen, selbst in Russland kommt sie<br />

vor. Hingegen stammt die kostbarste Jadeit-Qualität<br />

aus den entlegenen Tälern im Norden Burmas, dem heutigen<br />

Myanmar.<br />

Schon beim Abbau braucht man einen guten Riecher<br />

oder viel Glück. So sollen 500 Arbeiter einen ganzen Berg in<br />

Burma abgetragen haben. Schließlich wurden nur drei Jadesteine<br />

in der Größe einer Murmel gefunden, ihr Wert allerdings war<br />

beachtlich – 600.000 US-Dollar jeweils. <strong>Die</strong> exakten Fundorte zählen<br />

zu den bestgehüteten Geheimnissen ganzer Händlergeneratio -<br />

nen. Um Mitbewerber zu irritieren, verbreiten sie sogar skurrile<br />

Legenden: Ausgerechnet bei den Fundstellen trieben Kannibalen<br />

ihr Unwesen, oder bei Vollmond sollten Jungfrauen durch die<br />

Flüsse schreiten, um die Edelsteine an die Oberfläche zu locken.<br />

Tatsächlich wird der eher unscheinbare Stein erst zum vollendeten<br />

Objekt der Begierde in den Schleifereienzentren von Kanton, Peking<br />

und Hongkong mittels Carborundum und Diamantpulver. Da Jade<br />

in der Regel nicht trans-<br />

Aus Nephrit wurde dieser Hase geschnitzt,<br />

er stammt aus der <strong>Zeit</strong> der chinesischen<br />

Tang-Dynastie (618–906 v. Chr.). Erst seit<br />

Beginn des 19. Jahrhunderts unterscheidet<br />

man die beiden Materialen Jadeit und Nephrit,<br />

die für Laien kaum auseinanderzuhalten sind<br />

Oben: Um die Jade in Form zu bringen, wurde<br />

im 19. Jahrhundert eine Drehbank benutzt<br />

(chinesische Tuschezeichnung, 19. Jh.)<br />

Links: Jade-Siegel des Chinesen Wang<br />

Junyi – fünf transparente Fledermäuse vor<br />

dunkelgrünen Wolken symbolisieren die<br />

„Ankunft der fünf Segnungen“<br />

parent ist, dafür einen<br />

feinen Glanz besitzt, ist<br />

der Cabochon die am<br />

besten geeignete Form.<br />

So wurde 1991 der teu-


erste Jade-Cabochon von 33 x 19 x 15 mm als Ring ge -<br />

fasst und für 2.4 Millionen US-Dollar in Hongkong<br />

versteigert.<br />

Der Besuch eines Jademarktes, ob in<br />

Hongkong oder Rangoon, oder einer der berühmten<br />

Jadeauktionen in Ping Chow, drei Schiffsstunden<br />

nordwestlich von Hongkong, sowie des alljährlichen<br />

„Gems, Jade and Pearls Emporiums“ in Myanmar<br />

vermittelt einen guten Eindruck von der Bedeu -<br />

tung, die dieser Edelstein besitzt. In Ping Chow<br />

werden Rohlinge in allen Größen und Formen<br />

versteigert, die von Schnitzern zu kleinen Skulp -<br />

Links: Eine Jadeschnitzerin aus Anyang in<br />

der chinesischen Provinz Henan bearbeitet<br />

den königlichen Edelstein<br />

Mitte: Shou Lao, der „Gott des langen Lebens“,<br />

Jadefigur aus China, 17. Jh., zu sehen im<br />

Fitzwilliam Museum, Cambridge, Großbritannien<br />

turen, Gefäßen, Ohrringen, Broschen oder zu Kugeln für Colliers<br />

verarbeitet werden. „Das Problem ist, dass keine zuverlässige Methode<br />

existiert, mit der man bestimmen kann, wie viel hochwertige<br />

Jade in einem Rohling verborgen ist“, erklärt Yang Mei Lin. <strong>Die</strong><br />

Jade-Expertin von Christie’s verrät aber auch: „Man kann kleine<br />

Löcher in den Stein bohren, würde man ihn allerdings teilen, liefe<br />

man Gefahr, die besten Schichten zu zerstören. Deshalb verlassen<br />

sich Experten vor allem auf ihr Gefühl und ihre Er fah -<br />

rung.“ Bei Mei Lins Bewertung ist die Kom bi na -<br />

tion aus Farbe, Sattheit, Lebhaftigkeit, Gleich -<br />

mäßigkeit und Rein heit das wichtigste Krite ri -<br />

um. Doch auch Transparenz, Struktur und Ober -<br />

fläche spielen eine Rolle. Je perfekter, desto teurer<br />

der Stein. Es gibt keine einheitli chen Kriterien,<br />

wie zum Beispiel die „4 C“ bei den Diamanten,<br />

um den Wert einer Jade festzustellen.<br />

„Liebling der Weisen“ – Konfuzius<br />

hatte Recht. Doch weshalb Jade weltweit derart<br />

begehrt ist, liegt vermutlich auch an ihren märchenhaften<br />

Geschichten: Ein Meisterschnitzer<br />

aus Mandalay ging jeden Morgen in seine Werk -<br />

statt und stieß sich regelmäßig den Zeh an einem<br />

rußigen Brocken, der ihm seit Jahren als Türstopper<br />

diente. Vor Schmerz fluchend, schmiss er ihn aus dem<br />

Fenster. Ein Lehrling, der an dem Stein seine<br />

Schleifkunst üben wollte, barg ihn aus dem Schlamm.<br />

Der Rest der Geschichte ist ein reales Mär chen:<br />

„Wolken aus Kristallstaub flogen durch die Luft,<br />

und ein smaragdgrüner Streifen kam zum<br />

Vorschein.“ Über ein Kilo Jade wurde geborgen. Der<br />

Meister schuf daraus ein Collier aus 27 Jadeperlen und taufte es<br />

„doppelter Glücksbringer“. Edmond Chin, Mei Lins Vorgänger bei<br />

Christie’s, spürte das Schmuckstück auf und versteigerte es 1997<br />

in Hongkong. Es erzielte 9,4 Millionen US-Dollar – bis heute das<br />

kostbarste Jadeschmuckstück der Welt. ✺<br />

Stolze 1,53 x 2,25 Meter misst der Streitwagen<br />

aus Jade, der der chinesischen Qin-Dynastie<br />

(221–206 v. Chr.) entstammt<br />

Momentum 2· 2007<br />

47


Quellen: brand eins, Mitchell Symons: „Wussten Sie schon ...?“, Christoph Koch: „Zahlen, bitte!“, www.guinnessbuch.de u.a.<br />

<strong>Zeit</strong>fenster Zahlen & Fakten<br />

48 Momentum 2· 2007<br />

Wussten Sie, dass die „Götterdämmerung“ des deutschen Komponisten Richard Wagner (1813–1883) die längste<br />

Oper ist? Sie dauert 6 Stunden – inklusive Pause. <strong>Die</strong> kürzeste Oper ist mit 7 Minuten, 27 Sekunden<br />

„<strong>Die</strong> Errettung des Theseus“ von dem französischen Komponisten Darius Milhaud (1892–1974).<br />

Faultiere, die 75 Prozent ihres Lebens mit Schlafen verbringen, bewegen sich so langsam,<br />

dass sich auf ihrem Pelz ungestört grüne Algen entwickeln können.<br />

Der indische Arzt Dr. Kauromal M. Chandiramani (geb. 9. Mai 1899) war vom 22. September 1923 bis 9. Mai 1999,<br />

seinem 100. Geburtstag, 75 Jahre und 198 Tage als praktischer Arzt in Mumbai, Indien, tätig – und damit<br />

der älteste praktische Arzt weltweit.<br />

Der längste im Internet übertragene Live-Auftritt wurde vom 15. bis 17. September 2004<br />

von dem Italiener Christian Calcatelli durchgeführt, der dazu in der<br />

Alberto-Sordi-Gallerie in Rom 60 Stunden und 1 Minute<br />

lang Klavier spielte.<br />

Der Beatles-Song „A Day in the Life“ endet<br />

mit einem 40 Sekunden lang gehaltenen Ton.<br />

Brian Jahrsdoerfer und Michel Lavoie spielten gegen Peter Okpokpo und Warner Tse<br />

(alle USA) vom 13. bis 15. April 2006 im Westside Tennis Club in Houston, Texas (USA)<br />

mit 48 Stunden, 15 Minuten das längste wettkampforientierte Tennis-<br />

Doppelmatch aller <strong>Zeit</strong>en.<br />

Bei Männern ab dem 50. Lebensjahr verkürzt sich die nächtliche Schlafenszeit um 27 Minuten<br />

pro Lebensjahrzehnt.<br />

Im 13. Jahrhundert begannen die Chinesen, Botschaften in Mondkuchen einzubacken, um sie<br />

an den mongolischen Besatzern vorbeizuschmuggeln – die Geburtsstunde der Glückskekse. Im Jahr 1964 wurden<br />

Glückskekse zum ersten Mal maschinell hergestellt.


Transport Momentaufnahme<br />

Transport im Wandel der <strong>Zeit</strong><br />

Nepal, in der Nähe von Kathmandu, 1948: 60 Träger befördern einen Mercedes auf langen Baumstämmen<br />

über steinige Wege nach Indien. Räder wären hier zwecklos – außer in der Hauptstadt Kathmandu gibt es im Nepal<br />

der 40er-Jahre keine modernen Straßen, die für Autos geeignet wären<br />

Momentum 2· 2007<br />

49<br />

Foto: Volkmar K. Wentzel/National Geographic Image Collection


Zukunftsmomente Abonnement & Impressum<br />

✄<br />

Impressum<br />

50 26 Momentum 2· 3· 2007 2006<br />

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Bitte faxen Sie diese Seite an: +49/(0)35053/46-205<br />

Oder registrieren Sie sich im Internet auf www.glashuette-original.com unter dem Menüpunkt „Kontakt“<br />

<strong>Die</strong> nächste Ausgabe von Momentum erscheint im Oktober 2007<br />

Herausgeber<br />

<strong>Glashütte</strong>r Uhrenbetrieb GmbH<br />

Altenberger Straße 1, 01768 <strong>Glashütte</strong>,<br />

www.glashuette-original.com<br />

Tel. +49/(0)35053/46-0, Fax +49/(0)35053/46-205,<br />

E-Mail: momentum@glashuette-original.com<br />

Objektverantwortung: Dominique Daniela Heberling<br />

Verlag & Redaktion<br />

Journal International Verlags- und Werbegesellschaft mbH<br />

Gesamtleitung, V.i.S.d.P.: Gerd Giesler<br />

Chefredaktion: Michèlle Mussler<br />

Koordination & Textchefin: Maike Zürcher<br />

Art Direktion: Frank Krüger<br />

Layout: Sven Kretzer<br />

Produktion: Bettina Lang<br />

Redaktion: Antoinette Schmelter de Escobar,<br />

Bernhard Haselbeck (Bild),<br />

Norbert Misch-Kunert (Schlussredaktion)<br />

Mitarbeiter dieser Ausgabe: Timm Delfs, Elizabeth<br />

Doerr, Virginia Haddon, Alexandra Kindermann,<br />

Norbert Misch-Kunert, A. Schmelter de Escobar,<br />

Übersetzung: English Express, Berlin;<br />

Elizabeth Doerr, Karlsruhe<br />

Verlagsanschrift<br />

Journal International Verlags- und<br />

Werbegesellschaft mbH<br />

Hanns-Seidel-Platz 5, 81737 München,<br />

www.journal-international.com<br />

Verlagsleitung: Stefan Endrös, Gerd Giesler<br />

Redaktionsanschrift<br />

Journal International<br />

Verlags- und Werbegesellschaft mbH<br />

Alte Leipziger Straße 4, 10117 Berlin,<br />

Tel. +49/(0)30/29 36 32-60,<br />

Fax +49/(0)30/29 36 32-77<br />

Anzeigen<br />

Sonja Köneke,<br />

Elitesse Media & PR,<br />

Lucile-Grahn-Straße 39, 81675 München,<br />

Tel. +49/(0)89/410 741 88, Fax +49/(0)89/419 699 33,<br />

s.koeneke@elitesse.net<br />

Druck<br />

Mayr Miesbach<br />

MOMENTUM, Magazin für <strong>Zeit</strong>zeugen und Momentaufnahmen erscheint drei Mal im Jahr auf Deutsch sowie auf Englisch in den Ländern:<br />

Ägypten, Andorra, Argentinien, Aserbaidschan, Bahrain, Bulgarien, Chile, China, Deutschland, Frankreich, Griechenland, Groß bri tannien, Guam, Guatemala, Hongkong,<br />

Iran, Israel, Italien, Japan, Jordanien, Kanada, Karibik, Kasachstan, Kolumbien, Kuwait, Libanon, Luxemburg, Macao, Malaysia, Marokko, Mexiko, Niederlande, Österreich,<br />

Oman, Pakistan, Panama, Philippinen, Portugal, Qatar, Russland, Saudi-Arabien, Schweden, Schweiz, Singapur, Slowakei, Slowenien, Spanien, Südafrika, Syrien, Taiwan,<br />

Thailand, Türkei, Ukraine, Ungarn, USA, Venezuela, Vereinigte Arabische Emirate


Foto: Sam Taylor Wood<br />

Alexander McQueen,<br />

Modedesigner.<br />

Er reist mit seiner eigenen Kreation<br />

für Samsonite Black Label.<br />

London: Sloane Street, Royal Exchange, Regent Street, Harrods, Selfridges Milano: Matteotti<br />

Madrid: José Ortega y Gasset Brussels: Waterloolaan Berlin: Friedrichstrasse, KaDeWe<br />

Athens: Attica Amsterdam: Bijenkorf Moscow: GUM, Red Square samsoniteblacklabel.com


Der Perfekte Bleistift<br />

radiert schreibt spitzt<br />

Tradition verpflichtet<br />

Bleistiftverlängerer mit eingebautem Spitzer,<br />

platiniert oder aus 925er Sterlingsilber, Taschenbleistift<br />

aus kanneliertem Zedernholz mit Radiergummi unter<br />

der Kappe, in Braun oder Tiefschwarz.<br />

In platinierter Ausführung auch in der Cassette No. I<br />

aus fein kanneliertem Erlenholz mit schwerem, hochglänzend<br />

poliertem Metalldeckel erhältlich.<br />

Schloß Stein A. W. Graf von Faber-Castell<br />

A.W. Faber-Castell Vertrieb GmbH • 90546 Stein • Germany • Internet: www.Graf-von-Faber-Castell.com

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