Die „andere“ Zeit - Glashütte Original
Die „andere“ Zeit - Glashütte Original
Die „andere“ Zeit - Glashütte Original
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
2·2007<br />
Momentum<br />
S O M M E R<br />
MAGAZIN FÜR ZEITZEUGEN & MOMENTAUFNAHMEN<br />
Kunstobjekt<br />
Körper<br />
Gratwanderungen<br />
zwischen Ästhetik,<br />
Kult und Provokation
Friedrich von Amerling, Detail aus «In Träumen versunken», um 1835<br />
© Sammlungen des Fürsten von und zu Liechtenstein, Vaduz – Wien<br />
LIECHTENSTEIN MUSEUM, Wien. www.liechtensteinmuseum.at<br />
<strong>Die</strong> Kunst des<br />
Wealth Managements:<br />
Mit innovativen Methoden<br />
und Instrumenten bleibende Werte<br />
schaffen, erhalten und mehren.<br />
LGT – <strong>Die</strong> Bank des<br />
Fürstenhauses von Liechtenstein.<br />
Tel. 00800 8888 99 00 | www.lgt.com<br />
Bahrain . Basel . Berlin . Bern . Chur . Davos . Dublin<br />
Frankfurt . Genf . Grand Cayman . Hamburg<br />
Hongkong . Köln . Labuan . Lausanne . Lugano<br />
Mannheim . Montevideo . München . Pfäffikon<br />
Singapur . Stuttgart . Tokio . Vaduz . Wien . Zürich<br />
Schwerzmann&Team
Dr. Frank Müller,<br />
Geschäftsführer <strong>Glashütte</strong> <strong>Original</strong><br />
Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
Z<br />
eit lässt sich mit vielem ausfüllen – und mit unterschiedlichen Zielen:<br />
entspannend, kreativ, gewinnbringend, konzentriert, nachdenklich, aktiv,<br />
ganz auf den Moment bezogen.<br />
Für unseren <strong>Zeit</strong>zeugen, den Weltklasse-Dirigenten Kent Nagano, ist es natürlich<br />
die Musik, die ihn vor allem einnimmt, ihm existenzielle Erlebnisse beschert und in<br />
anderen Sphären schweben lässt. Doch ist es wichtig für ihn, als Künstler das Konzept<br />
der <strong>Zeit</strong> unter Kontrolle zu haben, wie er im Interview zugibt.<br />
Der <strong>Zeit</strong> ein Gesicht – genauer gesagt, der Uhr – verleiht die Deutsche Zifferblatt Manufaktur.<br />
Momentum hat der traditionsreichen Firma einen Besuch abgestattet und herausgefunden,<br />
worauf es bei diesem äußerst feinfühligen Handwerk wirklich ankommt.<br />
Gleich zwei Sinne bedient eine High-Fidelity-Musikanlage – nämlich Ohr und Auge.<br />
Wie sich Design und Akustik der edlen Klangkörper im Laufe der Jahrzehnte entwickelt<br />
haben, zeigen der Text „Der Klang macht die Musik“ und die beeindruckenden Fotos in<br />
unserer Rubrik „<strong>Zeit</strong>strömung“.<br />
Dass wir ein Drittel unserer Lebenszeit mit Schlafen verbringen, hört sich zunächst<br />
bedauerlich an. Doch ist die scheinbare Gegenphase vom Wachsein lebensnotwendig,<br />
faszinierend und wird weltweit sehr unterschiedlich praktiziert. Lesen Sie in „Schlafens -<br />
zeit(en)“ mehr über die Schlafgewohnheiten auf unserer Erde.<br />
Jetzt jedoch freue ich mich, dass Sie hellwach sind und Ihre <strong>Zeit</strong> mit der Lektüre von<br />
Momentum füllen und hoffentlich erfüllen – unsere vielen interessanten Geschichten<br />
werden sicherlich dazu beitragen.<br />
Herzlichst,<br />
Sechste Ausgabe Editorial<br />
Momentum 2· 2007 3
Titel: White Rock/Getty Images<br />
4<br />
Spektrum Inhalt<br />
Spektrum Momentum<br />
08<br />
INTERVIEW<br />
Kent Nagano ist ein Weltenbürger<br />
par excellence – und lässt sich von<br />
Musik existenzielle Momente besche -<br />
ren. Der Star-Dirigent im Gespräch<br />
NOVUM<br />
KULTURNEWS ...............................................................................................06<br />
Sehens- und Erlebenswertes rund um den Globus<br />
ZEITZEUGE<br />
„MUSIK IST DIE STIMME DER MENSCHHEIT“ ...............................08<br />
Ein Interview mit dem Dirigenten Kent Nagano<br />
MOMENTE<br />
LEBENDE SKULPTUREN ............................................................................14<br />
Eine Kulturgeschichte der Körperkunst<br />
ZEITZONEN<br />
EINTAUCHEN IN SYDNEY .........................................................................20<br />
Insider-Streifzug durch Australiens spannendste Metropole<br />
Momentum 2· 2007<br />
2·2007<br />
14<br />
KÖRPERKUNST<br />
Mit Farben und Mustern schmücken Menschen<br />
weltweit ihre Haut und werden<br />
zu lebenden Skulpturen – eine Kulturge -<br />
schichte der Körperkunst<br />
20<br />
SYDNEY<br />
In der australischen Metropole<br />
sollte man seine <strong>Zeit</strong> am besten<br />
„outdoor“ verbringen – inspirie -<br />
rende Tipps einer Sydneysiderin<br />
KALENDARIUM<br />
NEUIGKEITEN VON GLASHÜTTE ORIGINAL .....................................26<br />
Basel 2007: Brandmanager und ihre Lieblingsuhren; Leserreise<br />
MANU FACTUM<br />
ENTSTEHUNG EINES ZIFFERBLATTS ..................................................30<br />
Ein Besuch in der Deutschen Zifferblatt Manufaktur<br />
ZEITSTRÖMUNG<br />
DER KLANG MACHT DIE MUSIK ............................................................34<br />
Für Augen und Ohren – Musikanlagen im Wandel der <strong>Zeit</strong><br />
TENDENZ<br />
SCHLAFENSZEIT(EN) .................................................................................40<br />
Wer schläft wo wie lange? Ein weltweiter Überblick
30 44<br />
ZIFFERBLATT-HERSTELLUNG<br />
Zu Besuch in Pforzheim, bei der Deut schen<br />
Zifferblatt Manufaktur: Hier werden die<br />
einzigartigen „Gesichter“ für die Uhren<br />
von <strong>Glashütte</strong> <strong>Original</strong> gefertigt<br />
JADE<br />
Was den Menschen im Westen das<br />
Gold, ist den Asiaten die Jade –<br />
über die sinnlichen und „harten“<br />
Eigenschaften des Edel-Minerals<br />
STIL DER ZEIT<br />
MYTHOS EINES MINERALS .....................................................................44<br />
Jade – „Liebling der Weisen“ und kostbares Symbol der Schönheit<br />
ZEITFENSTER<br />
ZAHLEN & FAKTEN ......................................................................................48<br />
Verblüffend, erschreckend, kurios ...<br />
MOMENTAUFNAHME<br />
TRANSPORT ...................................................................................................49<br />
Nepal, 1948: ein Mercedes auf dem Weg nach Indien<br />
34<br />
HIGH FIDELITY<br />
Bei Musikanlagen hat<br />
sich im Laufe der <strong>Zeit</strong><br />
nicht nur die Klang -<br />
qualität entscheidend<br />
verändert – auch das<br />
Design hat kreative<br />
Formen hervorgebracht
Fotos: Michal Daniel, Mauritius Images<br />
Novum Kultur<br />
<strong>Die</strong> <strong>„andere“</strong> <strong>Zeit</strong><br />
Mit einem Drittel unseres Lebens – der <strong>Zeit</strong><br />
nämlich, die wir schlafend verbringen – befasst<br />
sich eine ungewöhnliche Aus stellung im Deut -<br />
schen Hygiene-Museum in Dresden. In Zusammenarbeit<br />
mit der Wellcome Collection aus London<br />
zeigt „Schlaf und Traum“ über 300 Exponate,<br />
Dokumente, wissen schaftliche Filme, Werke<br />
zeitgenössischer Künstler. In einer produktiven<br />
Ergänzung nähern sich hier Wissenschaft und<br />
Kunst einem immer noch mysteriösen Thema.<br />
<strong>Zeit</strong> fürs Kloster<br />
Für mehrere Tage oder wenige Stunden während eines Stopovers:<br />
Buddhistische Tempel in Korea öffnen ihre Tore für ausländische<br />
Gäste, die sich eine ungewöhnliche Auszeit gönnen<br />
möchten. 41 von ihnen bieten Templestay-Programme an, bei<br />
denen Mön che buddhistische Kultur, Lebens- und Denkweise<br />
erklären, Einführungen in Meditation und die Tee-Zeremonie geben.<br />
TEMPLESTAY-PROGRAMME, ANGEBOTEN VON DIVERSEN TEMPELN IN KOREA.<br />
WEITERE INFOS: WWW.TEMPLESTAYKOREA.COM, WWW.TOUR2KOREA.COM<br />
6 Momentum 2· 2007<br />
„SCHLAF UND TRAUM“, AUSSTELLUNG,<br />
DEUTSCHES HYGIENE-MUSEUM, DRESDEN,<br />
BIS 3. OKTOBER 2007,<br />
INFOS UNTER: WWW.DHMD.DE<br />
New Yorker Institution seit 1962:<br />
Shakespeare-Dramen im Central Park.<br />
<strong>Die</strong>ses Jahr: „Romeo und Julia“ (5. Juni<br />
bis 8. Juli) und „Ein Mittsommernachts -<br />
traum“ (6.August bis 9. September).<br />
Laue Luft mit Klassik-Klängen<br />
Wer die Oper liebt, sich gerne von opulenten Bühnenbildern<br />
und großartigen Stimmen verzaubern lässt,<br />
sollte eine laue musikalische Sommernacht auf den Stufen<br />
der Arena von Verona verbringen, des zweitgrößten<br />
erhaltenen Amphitheaters nach dem Kolosseum in Rom.<br />
Wo früher Gladiatoren vor über 30.000 Zuschauern<br />
kämpften, wird heute musikalischer Hochgenuss präsentiert:<br />
Bei den 85. Opernfestspielen stehen neben drei Verdi-<br />
Opern („Nabucco“, „Aida“ und „La Traviata“) „La Bohème“<br />
von Puccini und „Der Barbier von Sevilla“ von Rossini auf<br />
dem Programm.<br />
85. OPERNFESTSPIELE,<br />
22. JUNI BIS 1. SEPTEMBER<br />
2007, ARENA DI VERONA,<br />
ITALIEN. INFORMATIONEN<br />
UND TICKETS UNTER:<br />
WWW.ARENA-VERONA.DE<br />
Drama draußen<br />
„SHAKESPEARE IN THE PARK“, 5. JUNI BIS<br />
9. SEPTEMBER 2007, CENTRAL PARK, NEW YORK,<br />
INFOS UNTER: WWW.PUBLICTHEATER.ORG<br />
K ULTUR +++ WELTWEIT +++ KULTUR +++ WELTWEIT +++ KULTUR +++ WELTWEIT +++ KULTUR +++ WELTWEIT<br />
Documenta 12, eine der weltweit bedeutendsten Ausstellungen zeitgenössischer Kunst, 16. Juni bis 23. September 2007, Kassel, Deutschland, Infos:<br />
www.documenta12.de +++ Anselm Kiefer, Ausstellung im Guggenheim-Museum Bilbao, Spanien, bis 3. September 2007, Infos: www.guggenheimbilbao.es<br />
+++ Schleswig-Holstein Musik Festival, 14. Juli bis 2. September 2007, in diversen norddeutschen Städten, Infos und Tickets: www.shmf.de<br />
+++ Bangkok International Film Festival, 19.–29. Juli, Bangkok, Thailand, Infos: www.bangkokfilm.org +++ Kunsthaus Grenchen, Schweiz, die Ausstellung<br />
des Künstlers Peter Travaglini ist vorerst die letzte im alten Museum – Neueröffnung im Mai 2008, Info: www.kunsthausgrenchen.ch
OUR<br />
WORLD<br />
entdecken sie<br />
unsere einmalige hotelwelt<br />
HOTEL GRANDE BRETAGNE, Athens GRAND HOTEL, Florence HOTEL PULITZER, Amsterdam<br />
Folgen Sie Ihrer Reiseleidenschaft und besuchen<br />
Sie eines der 76 einzigartigen Hotels und Resorts in 26 Ländern.<br />
ERLEBEN SIE UNSERE WELT UNTER LUXURYCOLLECTION.COM ODER TEL. ++800 325 45454<br />
addis ababa algarve amsterdam ankara aspen athens bali bangkok beijing bora bora buenos aires campeche charlotte<br />
costa smeralda crete dana point eilat evora florence fort lauderdale frankfurt geneva hallandale helsinki houston<br />
jalisco kauai kuala lumpur kuwait city lecce leipzig london madrid milan mykonos naples new york palma de mallorca<br />
paris phoenix phuket rome salzburg san francisco san sebastian santiago santorini scottsdale seville shanghai skhirat<br />
sofia venice venice lido vienna washington d.c. weimar western cape yucatan<br />
©2006 Starwood Hotels & Resorts Worldwide, Inc.
<strong>Zeit</strong>zeuge Kent Nagano<br />
„Musik ist die<br />
Stimme der Menschheit“<br />
Er hat japanische Wurzeln, besitzt einen amerikanischen<br />
Pass, arbeitet in Kanada und Deutschland: Star-Dirigent<br />
Kent Nagano ist ein viel reisender Weltenbürger mit<br />
universell verständlicher Sprache – klassischer Musik<br />
Interview A. Schmelter de Escobar<br />
Herr Nagano, Sie haben japanische Wurzeln, sind in den USA aufgewachsen,<br />
arbeiten seit Jahrzehnten parallel in den Vereinigten<br />
Staaten und Europa. Als was fühlen Sie sich heute?<br />
Als Weltenbürger. Selbst wenn ich einen amerikanischen Pass habe,<br />
empfinde ich speziell Deutschland als meine Heimat. An diesem<br />
Ort bin ich der für die Klassik maßgeblichen musikalischen<br />
Tradition ganz nah – eine sehr inspirierende Erfahrung! Zum<br />
Glück ist Musik eine universelle Sprache, die Kommunikation<br />
über alle Grenzen hinweg ermöglicht.<br />
Sie leiten nicht nur die Bayerische Staats oper in München seit<br />
September 2006, sondern auch das Orchestre Symphonique de<br />
Montréal. Zusätzlich werden Sie regelmäßig als Gastdirigent der<br />
berühmtesten Ensembles international eingeladen. Macht Ihnen<br />
dieses Mehrfachbelastung nicht zu schaffen?<br />
Verglichen mit dem Doppelengagement in Los Angeles und Berlin<br />
ist mein Leben jetzt physisch und psychisch viel einfacher, weil<br />
die Distanz zwischen München und Montréal deutlich kürzer und<br />
die frankokanadische Stadt zudem sehr europäisch geprägt ist.<br />
Hinzu kommt, dass ich immer schon gerne viel und hart arbeite.<br />
8 Momentum 2· 2007<br />
Und dass ich mich in der intensiven Beschäftigung mit Musik und<br />
ihrer sowohl intellektuellen als auch emotionalen Durchdringung<br />
am wohlsten fühle.<br />
Seit fast 30 Jahren folgt bei Ihnen ein Karriereschritt auf den nächsten.<br />
Sind Sie endgültig angekommen?<br />
Je länger die Beziehung zur Musik ist, desto tiefer und inniger<br />
wird sie. Aber je mehr man lernt, umso intensiver spürt man auch,<br />
was man alles nicht weiß. Ganz wird man das Geheimnis nie lüften<br />
können. Deshalb ist der Weg in meinem Beruf unendlich. <strong>Die</strong><br />
Tiefe und Substanz unseres Reper toires ist so groß, dass man ein<br />
Leben mit Studieren und Recherchieren verbringen kann.<br />
Wie fühlen Sie sich in Ihrer Position als Generalmusikdirektor?<br />
<strong>Die</strong>se Aufgabe ist eine große Ehre für mich. Denn einerseits hat<br />
München eine über 350 Jahre alte, kontinuierliche Musiktheater-<br />
Geschichte, der ich Reverenz erweisen will. Gleichzeitig geht hier<br />
der Blick nach vorne, weil die Stadt kulturell ebenso wie wirtschaftlich<br />
und wissenschaftlich sehr fortschrittlich ist. Daraus entsteht<br />
eine komplexe und faszinierende Kombination.
Kent Nagano ist viel beschäftigt und entsprechend<br />
schwer zu sprechen. Im Interview aber steht er hochkonzentriert<br />
Rede und Antwort, überlegt jeden seiner Sätze gründlich<br />
Momentum 2· 2007<br />
9<br />
Fotos: Johannes Ifkovits (2), Corbis
<strong>Zeit</strong>zeuge Kent Nagano<br />
Kent Nagano versteht Oper nicht<br />
als kulturelles Privileg einer Elite.<br />
Sondern als Allgemeingut. Eines<br />
seiner wichtigen Anliegen ist<br />
Nachwuchsarbeit für Kinder und<br />
Jugendliche aus allen Schichten<br />
10 Momentum 2· 2007
Wie gehen Sie mit diesem Mix aus Tradition und Moderne an der<br />
Schnittstelle zwischen Vergangenheit und Zukunft um?<br />
Für meine erste Saison in München habe ich ein Programm zusam -<br />
mengestellt, das von Giuseppe Verdi über Richard Strauss und<br />
Modest Mussorgsky bis hin zu <strong>Zeit</strong>genossen wie Wolfgang Rihm<br />
oder der Koreanerin Unsuk Chin reicht. Ähnlich epochenübergreifend<br />
wird das zweite Jahr, in der ab Ende Sep tember Barockes von<br />
Händel ebenso wie Mozarts „Idomeneo“ oder zwei Klassiker des<br />
20. Jahrhunderts – Busonis „Dr. Faust“ und Henzes „Bassariden“ –<br />
anstehen, davon drei Premieren unter meinem Dirigat.<br />
Welche Kriterien sind bei Ihrer Auswahl entscheidend?<br />
Maßgeblich war für mich und mein ebenso kompetentes wie wundervolles<br />
Team nicht, ob es sich um alte oder neue Musik handelt.<br />
Sondern allein die Relevanz und Aussagekraft der Stücke. <strong>Die</strong><br />
Meisterwerke der klassischen Musik sind deshalb Meisterwerke,<br />
weil sie wegen ihrer revolutionären Ansätze fast immer zur<br />
Avantgarde ihrer Entstehungszeit zählten. Und weil sie außerdem<br />
eine zeitübergreifende Dimension haben, aus der wir – und hoffentlich<br />
auch die kommenden Generationen – Identität und Lebens -<br />
qualität schöpfen können.<br />
Was genau ist darunter zu verstehen?<br />
Musik kann existenzielle Erlebnisse auslösen und Menschen mit<br />
ihrer Stärke vollkommen absorbieren. Im Idealfall bewegt man sich<br />
mit der Kraft der Musik gleichsam aus dem Konzertsaal hinweg,<br />
schwebt vorübergehend in anderen Sphären.<br />
Wie viel Hintergrundwissen ist notwendig, um Musik auf solche Art<br />
erleben und verstehen zu können?<br />
Dazu muss man nicht zwingend ein regelmäßiger Klassik-Hörer<br />
oder gar Musiker sein. Werke wie die 9. Sinfonie von Beethoven<br />
erreichen auch unerfahrene Zuhörer. Denn sie haben eine unge-<br />
Musik kann existenzielle Erlebnisse auslö sen<br />
und Menschen mit ihrer Stärke vollkommen<br />
absorbieren. Im Idealfall schwebt man durch<br />
sie vorübergehend in anderen Sphären<br />
heure Tiefe, sind quasi die Stimme der Menschheit. Nicht umsonst<br />
ist dieses Stück überall auf der Welt extrem populär.<br />
Vor Ihrem Amtsantritt als Generalmusikdirektor in München haben<br />
Sie eine kurze Auszeit genommen. Wie haben Sie diese freien<br />
Monate verbracht?<br />
Manche mögen unter einer Pause Nichtstun verstehen. Und natürlich<br />
ist auch für mich <strong>Zeit</strong> – vor allem unerwartete – ein Ge -<br />
schenk. Mich aber entspannt es am meisten, der meiner An sicht<br />
nach gefährlichen Routine den Rücken zu kehren, indem ich ein<br />
anderes Orchester dirigiere, auf einer kleineren Bühne stehe oder<br />
mich in der Bibliothek vergrabe, um auf diesem Weg zu möglichst<br />
vielen Informationen und somit neuen Perspektiven zu finden. In<br />
diesem Sinne habe ich mein Sabbatical so ausgiebig als<br />
Studienzeit ge nutzt, dass dabei noch für Jahre im Voraus Ideen<br />
entstanden sind.<br />
Welche waren das zum Beispiel?<br />
Im Mittelpunkt stand natürlich die Programmplanung für die kommenden<br />
Spielzeiten, die bewusst die Tradition honoriert, aber<br />
parallel wichtige <strong>Zeit</strong>genossen zum Zug kommen lässt. Angedacht<br />
habe ich aber auch einen „Ball der Künste“, der die Oper zu einem<br />
Teil der Gesellschaft und das Publikum zur Bühne macht.<br />
Außerdem habe ich mich mit einem Brückenschlag zur bildenden<br />
Kunst beschäftigt, der während der Opernfestspiele 2007 seinen<br />
Ausdruck in einem ersten großen gemeinsamen Aus stellungs -<br />
projekt von Bayerischer Staatsoper und Pinakothek der Moderne<br />
finden wird: einem Dialog unterschiedlicher ästhetischer Diszi -<br />
plinen, der um Lewis Carrolls Literaturklassiker „Alice in<br />
Wonderland“ kreist. Zusätzlich habe ich an Plänen zur Ver stär -<br />
kung der mir seit vielen Jahren sehr wichtigen Nachwuchsarbeit<br />
gefeilt, darunter das Jugendorchester ATTACCA oder die<br />
THEATerLEBEN-Angebote für Schüler und Studenten.<br />
Momentum 2· 2007<br />
11
<strong>Zeit</strong>zeuge Kent Nagano<br />
Warum legen Sie darauf so viel Wert?<br />
In den gegenwärtigen High-Tech-<strong>Zeit</strong>en hat es mehr Bedeutung<br />
als jemals zuvor, die Künste nach besten Kräften zu fördern und<br />
sowohl das Wissen über sie als auch die Liebe zu ihnen an die<br />
nächste Generation weiterzugeben. Unsere Kinder sollen spüren,<br />
dass klassische Musik nicht elitär ist. Sondern dass sie allen gehört<br />
– unabhängig von Alter oder Gesellschaftsschicht.<br />
Unsere <strong>Zeit</strong> ist extrem schnelllebig. Menschen sind es gewohnt, in<br />
immer kürzerer <strong>Zeit</strong> immer mehr Informationen aufzunehmen.<br />
Reagieren Sie auf derartig veränderte Wahrnehmungsgewohn -<br />
heiten, indem Sie Opern oder Konzerte schneller dirigieren oder<br />
kürzere Werke zur Aufführung bringen?<br />
Nein! Alles ist relativ. Ein kurzes Stück kann lang und ein langes<br />
kurz erscheinen. Das hängt sehr stark von der Qualität des<br />
Stückes und der Aufführung sowie von dem Kontext ab, in dem<br />
man es hört. Und nicht vom Tempo des Dirigenten.<br />
Wie wichtig ist der Faktor <strong>Zeit</strong> bei Ihrer Arbeit?<br />
Ich muss meine Aufgaben innerhalb eines limitierten <strong>Zeit</strong>rahmens<br />
erfüllen. Meine Armbanduhr – im übrigen seit vielen Jahren das<br />
gleiche, einfache Modell – ist für mich ein praktisches Hilfsmittel,<br />
um effizient zu sein. Aber auch im allgemeinen Sinne ist es in der<br />
Arbeit eines Künstlers sehr wichtig, das Konzept der <strong>Zeit</strong> unter<br />
Kontrolle zu haben. Sie kann für Perspektiven und einen Kontext<br />
sorgen. Außerdem kann sie beim Zuhörer ein Gefühl der Über -<br />
raschung auslösen, wenn er ihr Fortschreiten gar nicht bemerkt.<br />
Momentan haben Sie die künstlerische Gesamtleitung der Staats -<br />
oper. Ab September 2008 werden Sie Klaus Bachler, der momentan<br />
noch das Wiener Burgtheater leitet, als Intendanten an Ihrer Seite<br />
haben. Wird sich Ihre Arbeit dadurch verändern?<br />
Es wird mit Sicherheit keine Zäsur geben. Sondern eine Weiter ent -<br />
wicklung. Der Einfluss von Klaus Bachler, auf dessen Kommen ich<br />
sehr gespannt bin, ist auch jetzt schon da, weil er seine Ideen be -<br />
reits in unser Team einbringt. Mit unserer Zusammenarbeit verbin de<br />
ich die Aussicht auf eine abenteuerreiche Zukunft der Oper. ✺<br />
12 Momentum 2· 2007<br />
Je länger die Beziehung<br />
zur Musik ist, desto tiefer<br />
und inniger wird sie.<br />
Deshalb ist der Weg in<br />
meinem Beruf unendlich<br />
Kent Nagano Vita<br />
Kent Nagano wurde 1951 in Kalifornien geboren. Schon als Kind<br />
bekam der Enkel japanischer Einwanderer, dessen Eltern trotz ihrer<br />
Berufe als Architekt bzw. Mikrobiologin und Pianistin eine Farm<br />
be wirtschafteten, eine solide Grundausbildung am ambitionierten<br />
Kon servatorium des kalifornischen Küstenstädtchens Morro Bay.<br />
An schlie ßend studierte Nagano in Santa Cruz, San Francisco und<br />
Toronto Komposition, wobei sich das Dirigieren als seine besondere<br />
Stärke herauskristallisierte. Dass er dabei immer wieder mit der für<br />
die Klassik maßgeblichen europäischen Tradition in Berührung kam,<br />
prägte ihn so sehr, dass er sich zu einer Koryphäe für (Ur-)Aufführun gen<br />
des französischen Komponisten Olivier Messiaen entwickelte. Und<br />
außerdem nach einem Engagement als Assistent von Seiji Ozawa<br />
beim Bostoner Symphony Orchestra von 1989 bis 1998 die musikalische<br />
Leitung der Opéra National de Lyon übernahm sowie sieben Jahre<br />
parallel dem Hallé Orchestra in Manchester vorstand. Ähn liche<br />
Doppelrollen spielte der mit einer japanischen Pianistin Verhei ratete<br />
und Vater einer Tochter auch in der Folge auf transkontinen talem<br />
Niveau: Bis 2006 war Nagano künstlerischer Leiter des Deutschen<br />
Symphonie-Orchesters Berlin und Music Director der Los Angeles<br />
Opera. Seither leitet er ne ben der Bayerischen Staatsoper auch das<br />
Orchestre Symphonique de Montréal.<br />
www.kentnagano.de & www.bayerische.staatsoper.de & www.osm.ca
Ein Stück<br />
Dresdner<br />
Geschichte<br />
Wo sonst lässt sich der Zauber Dresdens besser erleben als in einem historischen Barockpalais?<br />
Umgeben von weltberühmten Zeugnissen sächsischer Kultur wie Frauenkirche, Zwinger und Semperoper?<br />
Im Hotel Taschenbergpalais Kempinski Dresden.<br />
Vor über 300 Jahren von August dem Starken als Liebesgabe für seine Mätresse Gräfin von Cosel erbaut.<br />
Heute eines der schönsten Grand Hotels unserer <strong>Zeit</strong>.<br />
Hotel Taschenbergpalais Kempinski · Taschenberg 3 · 01067 Dresden - Germany · Telephone +49 351 4912 0 · Fax +49 351 4912 812<br />
reservations.taschenbergpalais@kempinski.com · www.kempinski-dresden.de
Fotos: Corbis (2), Getty Images, Laif, Jodi Cobb/ National Geographic Image Collection<br />
Momente Körperkunst<br />
Lebende Skulpturen<br />
Text Norbert Misch-Kunert<br />
Ob Fußballspiel, Friedensdemo oder Rockkonzert:<br />
Wo Tausende von Menschen zusammentreffen,<br />
wedeln die Teilnehmer nicht mehr nur mit<br />
Fähnchen oder bunten Schals, um ihre Meinung<br />
kundzutun, sondern nutzen dafür auch den<br />
eigenen Körper. Wie eine menschliche Litfass -<br />
säule tragen sie die bunten Farben ihrer Mannschaft, bemalen sich<br />
mit den Symbolen ihrer Überzeugung, verblüffen und provozieren<br />
mit fantasievoller Gestaltung ihrer Haut. Der Vorstellungskraft<br />
sind keine Grenzen gesetzt – der eigene Körper wird immer mehr<br />
zum Kunst objekt.<br />
Körperkunst, so lautet eine Definition, ist Kunst, die<br />
aus dem menschlichen Körper gemacht ist. Der bemalte, tätowier -<br />
te oder geschminkte Körper ist jedoch nicht nur Ausdruck eines<br />
künstlerischen Gestaltungswillens, sondern steht in verschiedenen<br />
Kulturen auch für die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe.<br />
Das Faible für Farben beginnt schon im Kindergarten, wenn die<br />
14 Momentum 2· 2007<br />
Junger Aborigine bei einer Initiationsfeier.<br />
<strong>Die</strong> Körperbemalung stellt nicht nur ein<br />
persönliches Muster dar, sondern bildet<br />
auch einen Bezug zur reichen Mythologie<br />
der australischen Ureinwohner<br />
Mit Farben und fantasievollen Mustern<br />
schmücken Menschen ihre Haut und machen<br />
sie zu einem einzigartigen Kunstobjekt –<br />
eine Kulturgeschichte der Körperkunst<br />
Kleinen sich lustige Gesichter malen, und setzt sich im jugendlichen<br />
Alter fort, wenn die Haare der Sprösslinge plötzlich verwegene<br />
Farben annehmen. Wie selbstverständlich greifen moderne<br />
Frauen heute zu ihren Schminkutensilien, lockt doch im Umgang<br />
mit Puder, Farbe und Cremes die Chance, mehr aus seinem Typ<br />
zu machen und den ästhetischen Anforderungen der jeweiligen<br />
Mode gerecht zu werden. Sie folgen damit einer Tradition, die<br />
bereits viele tausend Jahre alt ist.<br />
Schon in vorgeschichtlicher <strong>Zeit</strong> benutzten die<br />
Menschen Erdpigmente, um ihren Körper zu dekorieren, sei es<br />
zur Abgrenzung der Stammesverbände, zur Verschönerung oder<br />
anlässlich ritueller Handlungen. Im 6. und 5. Jahrtausend v. Chr.<br />
verfeinerten sich die Praktiken der Körperbemalung zu hochentwickelter<br />
künstlerischer Ausdrucks kraft, und in den ersten Hoch -<br />
kulturen entwickelte sich aus dem bemalten Gesicht des Stam mesmitglieds<br />
die Schönheitsmaske der vornehmen Frau. <strong>Die</strong> edlen<br />
Bürgerinnen Ägyptens, Athens oder Mesopotamiens nahmen vor
Rote Lippen,<br />
dunkle Augen,<br />
weiß geschminkte<br />
Haut – in Japan<br />
ein Zeichen für<br />
Vornehmheit<br />
Momentum 2· 2007<br />
15
16 Momentum 2· 2007<br />
Momente Körperkunst<br />
Das Narbenmuster<br />
des afrikanischen Kriegers<br />
dokumentiert seine<br />
Erfolge bei der Jagd
Jahrtausenden vorweg, was für die heutige Frau das Make-up ist.<br />
Der Schminkkasten der vornehmen Ägypterin war mit Puder -<br />
behältern, Fläschchen mit Tinkturen, Pinseln und Flakons mit<br />
Duftstoffen bestückt. Das aufgehellte Gesicht belebten rötliches<br />
Ocker oder etwas Karmin auf den Wangen, mit kräftigem Rot wurden<br />
die Lippen nachgezogen, und ein feiner schwarzer Strich rings<br />
um die Lidränder betonte die Augen und sorgte für einen unverwechselbaren<br />
Ausdruck.<br />
Auch in Japan entwickelte sich das bemalte Gesicht zum<br />
ästhetischen Grundmuster eines Jahrhunderte währenden Schön -<br />
heitsideals. Schon während der Heian-Periode (794–1185 n. Chr.)<br />
war ein schablonenhaft weiß geschminktes Gesicht Schön heits -<br />
merkmal der Aristokratinnen am kaiserlichen Hof in Kyoto. Mit der<br />
weißen Gesichtsfarbe unterschieden sich die hochgestellten Damen<br />
des alten Japan von den sonnengebräunten Ange hö rigen der niederen<br />
sozialen Schichten. Als der Glanz und die Macht des Adels<br />
verfielen, wurde das weiße Gesicht zum Standesattribut kultivierter<br />
Unterhaltungsdamen – der Geishas –, die bis heute zum romantischen<br />
Bild Japans gehören.<br />
<strong>Die</strong> Botschaften einer bemalten und geschmückten<br />
Haut können überaus vielfältig sein. Sie können den Lebenszyklus<br />
eines Menschen kennzeichnen, seine soziale und politische Stel -<br />
lung ausdrücken oder seinen wirtschaftlichen und beruflichen<br />
Erfolg illustrieren. Sie bringen auch mystische, religiöse und<br />
künst lerische Vorgänge im Leben einer Gruppe zum Ausdruck.<br />
Durch den Körperschmuck werden Vorstellungen von gesellschaftlicher<br />
Ord nung, von Herrschafts- und Klassen strukturen dargestellt.<br />
<strong>Die</strong> Körperkunst wird auf geniale Weise dazu benutzt, der<br />
jeweiligen kulturellen Eigenart innerhalb einer Gesellschaft<br />
Ausdruck zu verleihen. Aus dem gemeinsamen kulturellen Erbe<br />
erwächst die Vor stellung, wann ein auf bestimmte Weise ge -<br />
schmückter Körper als erwünscht oder unerwünscht, rein oder<br />
unrein gilt. Mit ihrer geschmückten Haut zeigen Menschen aber<br />
auch ganz bewusst Aspekte ihrer Persönlichkeit und ihrer unverwechselbaren<br />
Individualität.<br />
In vielen afrikanischen Gesellschaften leben die<br />
Menschen ihre Kreativität und künstlerische Begabung an der<br />
eigenen Haut aus. Gesicht und Körper bilden die Leinwand, auf<br />
der afrikanische Maler ihre Kunst entfalten. Sie kerben ihre<br />
Oberfläche ein, verändern ihr Beschaffenheit und verwandeln so<br />
ihren Körper in eine lebende Skulptur. <strong>Die</strong> Hautverzierungen<br />
geben Auskunft über den gesellschaftlichen Rang und die Ge -<br />
schichte eines Menschen, zeigen, von wo er kommt und zu wem<br />
er gehört. Durch die Zeichen auf seiner Haut bekennt er sich zu<br />
Ein groß flächi ges Tribal Tattoo.<br />
Tribals waren ursprünglich Stammeszeichen,<br />
die als Statussymbole dienten<br />
und zu be stimmten Ereignissen ein -<br />
tätowiert wurden, zum Beispiel nach<br />
einer erfolgrei chen Jagd. <strong>Die</strong> Stammesmitglieder<br />
trugen ihre Tribals mit Stolz,<br />
und man begegnete ihnen mit Respekt<br />
Momentum 2· 2007<br />
17
seiner Religion; sie schützen ihn vor negativen Einflüssen und verbinden<br />
ihn mit seinen Ahnen. Auch Narben gehören in Afrika bei<br />
vielen Völkern zum Körperschmuck. Sie bedecken in variantenreichen<br />
Mustern den Körper und sind die ständigen Begleiter auf<br />
dem Lebensweg des Menschen. <strong>Die</strong> ersten Einschnitte erhalten<br />
Kinder bereits bei der Geburt; weitere folgen in regelmäßigen<br />
Abständen, um wichtige Ereignisse im Leben eines Menschen festzuhalten<br />
und zu dokumentieren. Bei den Ga’anda in Nigeria<br />
durchlaufen die Frauen ein mehrjähriges Programm: Alle zwei<br />
Jahre wird nach einer überlieferten Ordnung an genau bestimmten<br />
Stellen die Haut eingeritzt. <strong>Die</strong> ersten Narben zieren den Bauch,<br />
dann folgen Einschnitte auf der Stirn, den Unterarmen, auf dem<br />
Hals, der Taille, dem Gesäß, der Hüfte sowie den Ober armen.<br />
Zuletzt wird die Verzierung durch verschiedene Muster vervollständigt.<br />
Erst wenn diese mehrjährige Körper gestaltung abge-<br />
18 Momentum 2· 2007<br />
Momente Körperkunst<br />
schlossen ist, gelten die jungen Frauen als erwachsen und heirats -<br />
fähig. Ihre Narben machen sie attraktiv für das andere Geschlecht,<br />
weil sie dadurch zur „echten Frau“ werden.<br />
Ohne Einschnitte, aber nicht weniger prachtvoll verzieren<br />
sich indische Frauen vor ihrer Hochzeit. In den Dörfern des<br />
indischen Bundesstaats Rajasthan werden Bräute traditionell mit<br />
„Mehndi“ geschmückt. <strong>Die</strong> Blätter und Stängel dieser Henna -<br />
pflanze liefern einen rotgelben, als Haarfärbemittel bekannten<br />
Farbstoff, der zum Dekorieren der Hände und Füße verwendet<br />
wird. <strong>Die</strong> Frauen mischen den Saft der Pflanze mit Kalkmilch und<br />
malen damit feine Muster. Heute gelten sie als bloßer Schmuck,<br />
doch früher schrieb man ihnen auch eine magische, Glück verheißende<br />
Kraft zu. Aus einem ähnlichen „Aberglauben“ umranden<br />
indische Mütter die Augen ihrer Säuglinge mit Lampenruß: Es soll<br />
Hennabemalte<br />
Hände und Füße<br />
sollen indischen<br />
Frauen bei der<br />
Hochzeit glück -<br />
bringende Kräfte<br />
bescheren
sie vor dem „bösen Blick“ schützen. Und auch sonst spielt das<br />
Schminken des Gesichts in Indien eine große Rolle. Menschen,<br />
die ihr Leben der Religion geweiht haben, tragen auf der Stirn aufgebrachte<br />
Male. Bei den Bewohnern ländlicher Gegenden sieht<br />
man häufig aufgemalte Ornamente: Punkte, Striche, Mondformen,<br />
Blüten-, Blatt- und Rankenmuster zieren das Gesicht und teils auch<br />
Hände, Arme, Füße und Unterschenkel.<br />
Ein einmaliges Spektrum an Mustern und Verzierun gen<br />
findet man bei den Völkern Ozeaniens, und hier insbesondere in<br />
Neuguinea. <strong>Die</strong> größte Insel des Archipels bietet fast alles, was<br />
von den Bewohnern Ozeaniens zum Schmücken verwendet wird:<br />
bunte Federn vieler Vogelarten, Gehäuse von Schnecken und<br />
Muscheln, farbenfrohe Blüten, Samenkerne sowie Pflanzen und<br />
Ockererden als Rohstoffe für Farben. Entsprechend varianten reich<br />
ist die Gesichts- und Körperbemalung bei einigen Völkern Neu -<br />
guineas. Zu höchster Vollendung haben es die Hoch land bewoh -<br />
ner Papua-Neuguineas gebracht. <strong>Die</strong> farblich markante Bemalung<br />
und der formenreiche Schmuck der Männer werden hauptsächlich<br />
zu festlich-zeremoniellen Anlässen getragen. Fantas tisch ge -<br />
schmückte Tänzer, die bei offiziellen Festen meist gemeinsam auftreten,<br />
bieten ein eindrucksvolles Bild opulenter Far ben pracht.<br />
Den einzelnen Farben kommt dabei eine bestimmte symbolische<br />
Bedeutung zu. <strong>Die</strong> Farbe Rot soll zum Beispiel einem Mann zu<br />
Wohlstand verhelfen; man reibt aber auch Kranke damit ein – in<br />
der Hoffnung auf heilende Kräfte.<br />
Zeugnis überlieferter Traditionen ist die geschmück -<br />
te Haut in der modernen Industriegesellschaft schon lange nicht<br />
mehr. Doch sie ist Ausdruck künstlerischen Gestaltungswillens<br />
und eine Projektionsfläche der Fantasie. Denn die Farben verwandeln<br />
nicht nur das Äußere eines Menschen, sondern auch sein<br />
Inneres, das nun die „alte Haut“ verlassen kann, um sich in eine<br />
neue Welt zu wagen und diese zu erleben. So wird jeder Kar ne val,<br />
jede Love Parade, jeder Christopher Street Day zur kunterbunten<br />
Maskerade, die den Körper verhüllt und ihn über seine eigenen<br />
Grenzen hinweghebt. Während die Körperbemalung von vorneherein<br />
auf eine begrenzte Nutzungs dauer festgelegt ist und meist<br />
mit dem abendlichen Duschen endet, kann man mit einer Täto -<br />
wierung ein Bildwerk fürs Leben schaffen. Seit einigen Jahren veran<br />
stalten Tätowierer ihre eigenen Messen, auf denen sie ihre Kunst<br />
im internationalen Wettbewerb präsentieren. Das Spek trum reicht<br />
von Historiengemälden und Fabelwesen aller Art bis zu symbolträchtigen<br />
Zeichen und Ornamenten. Entsprechend breit gefächert<br />
ist die Zielgruppe, die mittlerweile quer durch alle Gesell schafts -<br />
schichten geht. Eines ist ihnen jedoch allen gemein: der Wunsch<br />
nach unverwechselbarer Identität. ✺<br />
<strong>Die</strong> Hochlandbewohner Papua-Neuguineas<br />
haben Körperschmuck und -bemalung zu<br />
höchster Vollendung entwickelt. Sie werden<br />
zu besonderen Festen getragen und richten<br />
sich nach der Stellung ihres Trägers<br />
Momentum 2· 2007<br />
19
Fotos: Getty Images (3), Laif, Trent Parke/ Magnum Photos/ Agentur Focus<br />
<strong>Zeit</strong>zonen Sydney<br />
20 Momentum 2· 2007<br />
Eintauchen in<br />
Sydney<br />
Lange, heisse Sommer und klare Wintertage bei strahlend<br />
blauem Himmel – in Sydney verbringt man seine <strong>Zeit</strong> am<br />
besten draussen. Stadtführung mit einer Sydneysiderin<br />
Text Virginia Haddon<br />
S<br />
ydney lockt an die frische Luft: zum Abendessen unter freiem<br />
Himmel, zum Schlen dern über die vielen Wochenendmärkte,<br />
Spazierengehen in den vielen Parks und natürlich zum Sport, zum<br />
Schwimmen oder Surfen. Aus touristischer Sicht hätten die Gründer<br />
dieser Stadt keinen besseren Platz auswählen können – ein spektakulärer<br />
Hafen, eine beeindruckende Küste, wunderschöne Sand strände und<br />
durchschnittlich mehr als 300 Sonnen tage pro Jahr.<br />
Nach europäischen Massstäben ist Sydney mit 219 Jahren eine<br />
junge Stadt mit einer abwechslungsreichen Vergangenheit. Schiffe aus dem<br />
Mutterland England benötigten fast ein Jahr, um ihre wachsende neue Siedlung<br />
zu erreichen und sie mit dem Nötigsten zu versorgen. Im Laufe der Gene ra tio nen<br />
haben sich die Australier – und vor allem die Sydneysider, wie die Einwohner<br />
Sydneys genannt werden – zu sehr entspannten und fröhlichen <strong>Zeit</strong>genossen<br />
mit einem angenehm respektlosen Blick auf das Leben entwickelt. Sydney ist<br />
heute weltweit für seine beiden symbolträchtigen Bauten bekannt, das Sydney<br />
Opera House und die Sydney Harbour Bridge. Es ist das Finanzzentrum des<br />
Landes und eine kosmopolitische Stadt mit großartigen Einkaufsmög lich kei ten,<br />
einem schier unerschöpflichen Angebot an Outdoor-Aktivitäten und hervorragenden<br />
Restaurants, die ihre Gerichte mit frischen regionalen Zutaten zubereiten.<br />
Planen Sie genügend <strong>Zeit</strong> ein, um die Metropole von ihren historischen<br />
Wurzeln im Stadtteil „The Rocks“ bis hin zu den „Blue Mountains“ im
<strong>Die</strong> Stufen des Sydney<br />
Opera House sind ein<br />
beliebter Treffpunkt und<br />
werden in den Sommermonaten<br />
häufig als<br />
Amphitheater für Open-<br />
Air-Konzerte genutzt<br />
Momentum 2· 2007<br />
21
<strong>Zeit</strong>zonen Sydney<br />
Westen der Stadt zu er kunden. Allein der ge führte Aufstieg auf die<br />
Sydney Harbour Bridge dauert ca. dreieinhalb Stunden, aber der<br />
Ausblick entschädigt für alle Strapazen.<br />
In der ganzen Stadt finden Wochenendmärkte statt, die meisten in<br />
den Vororten. Der Paddington-Markt – jeden Samstag bei der<br />
Paddington Uniting Church – ist ein Mekka für Liebhaber von<br />
Schmuck, Haushaltswaren und Modeartikeln und hat schon<br />
Designer-Berühmtheiten wie Collette Dinnegan hervorgebracht.<br />
Inzwischen betreibt Collette zusammen mit anderen international<br />
renommierten Designern wie Sass & Bide, Akira Isogawa und<br />
Alannah Hill eine Boutique in Paddington.<br />
<strong>Die</strong> nur 15 Minuten von der Innenstadt entfernten Stadtteile Pad -<br />
dington, Darlinghurst und Woollahra sind bei den Sydney sidern<br />
beliebte Orte zum Sehen und Gesehenwerden. Vergessen Sie bei<br />
Ihrem Bummel durch die Stadt nicht, auch einen Abstecher zum<br />
Queen Victoria Building (liebevoll auch QVB genannt) oder zur<br />
Strand Arcade zu machen. Dort finden Sie ein großes Angebot an<br />
australischen und internationalen Designerprodukten.<br />
Auch die Bauernmärkte mit ihrem reichhaltigen Angebot<br />
an köstlich frischen Produkten lohnen einen Besuch, wenn auch<br />
einige nur einmal im Monat stattfinden. Sydney hat einen der<br />
größ ten Märkte für Fisch und Meeresfrüchte auf der südlichen<br />
22 Momentum 2· 2007<br />
Hemi sphäre, auf dem man sich gut und gern ein, zwei Stunden<br />
aufhalten kann. Nehmen Sie sich auch <strong>Zeit</strong> für einen Bummel<br />
über die Märkte des Viertels „The Rocks“, die jeden Sonntag geöffnet<br />
haben und landestypische Kunstgewerbe- und Handwerks -<br />
artikel anbieten.<br />
Eine Führung durch „The Rocks“ vermittelt Lehrreiches über die<br />
faszinierende Geschichte Australiens und führt an einigen der<br />
ältesten Gebäude der Stadt vorbei. Zum Verdauen der vielen<br />
Eindrücke laden zahlreiche Cafés, Restaurants und Kneipen im<br />
Viertel ein. Von „The Rocks“ bietet sich ein Spaziergang am<br />
Hafenufer zum majestätisch anmutenden Sydney Opera House<br />
an. <strong>Die</strong>ses beeindruckende Gebäude hat bei seinem Bau vor 50<br />
Jahren für viele schlaflose Nächte bei den Ingenieuren und politische<br />
Alpträume gesorgt und das Budget gesprengt. Mittlerweile ist<br />
jeglicher Ärger längst verflogen und der Veran staltungsort mit jährlich<br />
mehr als 250.000 Besuchern zu einer großen Erfolgsgeschichte<br />
geworden. Opernliebhaber werden die Tour hinter die Kulissen<br />
von Australiens bedeutendstem Opernhaus in Surry Hills genießen.<br />
Woran in Sydney beileibe kein Mangel herrscht, sind<br />
gute Restaurants und schicke Bars. Jeden Freitagabend bevölkern<br />
Sydneys Geschäftsleute die Bars der Stadt, um das Wochenende<br />
einzuläuten. Küchenchefs haben sich auf die europäische und asiatische<br />
Küche spezialisiert, lassen sich von ihr inspirieren und nennen<br />
das Ergebnis einfach „moderne australische Küche“.<br />
Meisterkoch Nobu Matsuhisa hat der Be wun derung für seinen<br />
Freund Tetsuya Wakuda im Namen seines Restaurants Ausdruck<br />
verliehen. Das „Tetsuya“ ist so beliebt, dass es auf Monate ausgebucht<br />
ist. Und wenn man dort tatsächlich einen Tisch ergattert hat,<br />
gleicht das Dinner einem wahren Schauspiel.<br />
Sydney bietet eine Fülle herausragender Fein schme cker restaurants,<br />
viele davon mit herrlichem Ausblick, darunter das Level 41,<br />
Altitude, Quay, Aria oder das Guillaume at Bennelong. All diese<br />
Restaurants lohnen allein wegen ihrer großartigen Kulisse und<br />
mehr noch wegen des hochwertigen Angebots an Speisen und<br />
Getränken einen Besuch. Sollten Ihnen nach dem Abendessen die<br />
Ideen für die weitere Abend gestaltung ausgehen, dann fragen Sie<br />
einen der Einwohner. Man wird Sie mit hoher Wahr scheinlichkeit<br />
nach Kings Cross schicken – das Viertel ist be kannt für seine zwielichtigen<br />
Bars und kitschigen Nachtclubs. Allein schon das Auf -<br />
einander treffen verschiedenster Typen und Kulturen ist ein Er leb-<br />
Martin Place in der Dämmerung.<br />
Der Platz befindet sich inmitten<br />
der Stadt in der Fußgängerzone<br />
und ist umgeben von einer Mischung<br />
aus modernen und historischen<br />
Gebäuden sowie unzähligen Bars<br />
und Restaurants<br />
nis für sich. Es gibt in dem eher<br />
heruntergekommenen Viertel je -<br />
doch auch eine große Anzahl<br />
erstklassiger Restaurants und Bars.<br />
<strong>Die</strong> Stamm gäste der Lotus Bar<br />
am angrenzenden Potts Point
Oben: In den Sommermonaten finden<br />
Wettbewerbe statt, bei denen die ansässigen<br />
Surf-Clubs in verschiedenen<br />
Disziplinen wie z.B. den „Sand Relay<br />
Races“ gegeneinander antreten<br />
Unten: <strong>Die</strong> Horizon Bar des Shangri-La<br />
Hotels ist der perfekte Ort, um bei<br />
einem Cocktail die Sonne über dem<br />
Westen von Sydney und der Harbour<br />
Bridge untergehen zu lassen<br />
Momentum 2· 2007<br />
23
<strong>Zeit</strong>zonen Sydney<br />
Sydneysider sind entspannte<br />
und heitere <strong>Zeit</strong>genossen mit einem angenehm<br />
respektlosen Blick auf das Leben<br />
Der „Kleiderbügel“, wie die Sydneysider ihre Sydney Harbour<br />
Bridge liebevoll nennen, ist noch immer die breiteste Spannbandbrücke<br />
der Welt und bietet Platz für acht Autobahnspuren, zwei<br />
Eisenbahngleise sowie einen Rad- und einen Fußweg<br />
24 Momentum 2· 2007<br />
oder des stimmungsvollen The Victoria Room in Darlinghurst schlürfen<br />
ihre Cock tails in glück seliger Abge schiedenheit von der eng zusammengedrängten<br />
Menge, die nur einen Block entfernt feiert.<br />
Sydney bietet eine Vielzahl großartiger kultureller Mög lich -<br />
keiten. Das Musical „Priscilla, Queen of the Desert“ zieht Zuschauer seit<br />
Monaten in seinen Bann und steht noch bis Juli 2007 auf dem Spielplan.<br />
Vom Hafen bietet sich eine hervorragende<br />
Aussicht auf Sydney.<br />
Entdecken Sie die unzähligen<br />
geschützten Buchten an<br />
Bord einer Segelyacht oder<br />
eines Motorboots. Wem es zu<br />
heiß wird, der rettet sich durch<br />
einen Sprung ins kühle Nass!<br />
Auf der Bühne der Sydney Theatre<br />
Company traten bereits Schauspiel größen<br />
wie Mel Gibson, Hugo Weaving, Geoffrey<br />
Rush, Toni Collette und Cate Blanchett auf<br />
und nehmen dort – mit Aus nahme von<br />
Gibson – weiterhin Enga ge ments an. Cate<br />
Blanchett und ihr Ehemann, der Dramatiker<br />
Andrew Upton, übernehmen in diesem Jahr die künstlerische Leitung des<br />
Ensembles. Im Oktober dieses Jahres feiert Uptons Stück „Riflemind“ mit<br />
Hugo Weaving in der Hauptrolle und Oscar-Gewinner Philip Seymour<br />
Hoffman als Regisseur Premiere. Blanchett wird im Dezember bei<br />
„Blackbird“ von David Harrower Regie führen.<br />
Januar ist der Festivalmonat in Sydney. Internationale Theater,<br />
Tanz- und Musikveranstaltungen begeistern die „Locals“. Viele Konzerte<br />
finden unter freiem Himmel statt und sind oft sogar kostenlos. Ein großartiges<br />
Sommererlebnis sind die Freiluft-Kinoabende – Kinofilme bei<br />
Mondschein im natürlichen Amphitheater des Centennial Park oder<br />
OpenAir Cinema bei Mrs. Macquaries Chair in der Nähe der botanischen<br />
Gärten. Wenn der Film langweilig wird, schaut man einfach auf die glitzernde<br />
Skyline oder auf den Hafen hinaus. Und wenn Ihnen nach<br />
Bewegung ist, locken ausgedehnte Spaziergänge auf den unzähligen<br />
Küstenwegen, die Sie auf Ihrem Weg durch typisches australisches<br />
Buschland an berühmten Stränden wie Manly und Bondi sowie historischen<br />
Gebäuden und Hafenvillen vorbeiführen werden.<br />
Bevor Sie Sydney verlassen, sollten Sie unbedingt eine Tour mit einer der<br />
Hafenfähren unternehmen – von dort haben Sie einen wundervollen Aus -<br />
blick auf die Buchten von Mosman, Cremorne und Milsons Point. Nach<br />
einem schönen Segel törn vom Circular Quay schmecken die Fish and Chips<br />
an der Watsons Bay dann umso besser. Und wenn Sie etwas Besonderes<br />
erleben möchten, unternehmen Sie eine Fahrt mit dem Flusskatamaran<br />
zum historischen Parra matta, wo sich einst die ersten australischen<br />
Farmen ansiedelten. ✺
Vormittags<br />
Touren: Sonnenaufgang über dem Hafen und Aufstieg auf die Harbour<br />
Bridge, Buchung über Tel. +61-2-8274-7777, www.bridgeclimb.com · Rocks<br />
Walking Tours, oder fragen Sie im Besucherzentrum (www.therocks.com)<br />
nach einer Karte, um auf eigene Faust eine Tour zu unternehmen · Sydney<br />
Opera House, Tel. +61-2-9250-7777, www.sydneyoperahouse.com<br />
Museen und Galerien: Art Gallery of New South Wales, Tel. +61-2-9225-<br />
1700, www.artgallery.nsw.gov.au – gute Kunstsammlung mit Objekten australischer<br />
und Aborigine-Kunst · Museum of Sydney auf dem Gelände des ersten<br />
Regierungssitzes, Tel. +61-2-9251-5988, www.hht.net.au/museums/mos<br />
Mittags<br />
Restaurants & Cafés: Café Sydney auf dem Dach des Zollgebäudes am<br />
Circular Quay mit wunderbarer Aussicht auf den Hafen, die Brücke und das<br />
Opernhaus, Tel. +61-2-9251-8683. Art Gallery Restaurant in der Art Gallery<br />
of NSW bietet eine interessante und abwechslungsreiche Speisekarte und<br />
verschafft müden Füßen eine Erholung, Tel. +61-2-9225-1819<br />
Nachmittags<br />
Einkaufen: Strand Arcade, Stadtzentrum – historisches Gebäude mit einer<br />
Reihe großer Designer und Künstler, www.strandarcade.com.au · Queen Victoria<br />
Building, Stadtzentrum – historisches Gebäude mit vielen kleinen<br />
Geschäften und Geschenkartikelläden · Elizabeth und Pitt Streets im Stadtzentrum<br />
mit einem umfangreichen Angebot an internationalen Premiummarken<br />
Reiten ist allgemein bekannt als<br />
der „Sport der Könige“, und das<br />
österliche Herbstfest auf der Randwick-Pferderennbahn<br />
bietet eine<br />
Fülle an Vergnügungsmöglichkeiten.<br />
Fashion, Fohlen und Fun bestimmen<br />
den Tagesablauf. Ähnlicher Beliebtheit<br />
erfreut sich das Frühjahrsfest,<br />
das im November stattfindet<br />
<strong>Zeit</strong>plan Sydney<br />
Abends<br />
Veranstaltungen: Sydney Opera House, regelmäßige Opernaufführungen<br />
sowie Theatervorstellungen und Konzerte, Tel. +61-2-9250-7777, www.sydneyoperahouse.com<br />
· Sydney Theatre Company zeigt international renommierte<br />
Produktionen, Tel. +61-2-9250-1777, www.sydneytheatre.com.au<br />
Essen & Trinken: Guillaume at Bennelong, Sydney Opera House, Tel. +61-2-<br />
9241-1999 · Aria, 1 Macquarie S East Circular Quay , Tel. +61-2-9252-2555 ·<br />
Tetsuya’s, 529 Kent St Sydney, Tel. +61-2-9267 2900 · Altitude, 36. Stock des<br />
Shangri-La Hotels, 176 Cumberland St, Tel. +61-2-9250-6123, www.altitudesydney.com.au<br />
· Quay, Überseeterminal, Tel. +61-2-9251-5600, www.quay.com.au<br />
Nachts<br />
Clubs & bars: Bungalow 8 und The Loft am King Street Wharf, www.kingstreetwharf.net<br />
· Hemmesphere, 4. Stock, The Establishment, 252 George<br />
Street, Tel. +61-2-9240-3040, www.merivale.com/establishment/hemmesphere<br />
· Lotus Bar, 22 Challis Avenue Potts Point, Tel. +61-2-9326 9000 · The Victoria<br />
Room, 235 Victoria Street, Tel. +61-2-9357-4488, www.thevictoriaroom.com<br />
Hotels: Shangri-La Hotel, 176 Cumberland Street, Tel. +61-2-9250-6000,<br />
www.shangri-la.com · Park Hyatt, 7 Hickson Road, Tel. +61-2-9241-1234,<br />
www.sydney.park.hyatt.com · The Observatory, 89–113 Kent Street, Tel. +61-<br />
2-9256-2222, www.observatoryhotel.com.au<br />
Sydney-Infos<br />
www.visitnsw.com.au · www.sydneyaustralia.com · www.seesydney.com.au<br />
Momentum 2· 2007<br />
25
Fotos: Pablo Wünsch Blanco<br />
26<br />
Kalendarium Neuigkeiten<br />
„Haben Sie eine Lieblingsuhr?“<br />
Im April wurden auf der Baselworld – der bedeutendsten<br />
Uhrenmesse weltweit – die neuesten Kollektionen vorgestellt. Sechs<br />
Brandmanager von <strong>Glashütte</strong> <strong>Original</strong> verraten ihre Vorlieben<br />
Takeshi Murakami, Japan Karl-Heinz Ritschel, Deutschland Leo Poon, China<br />
Welches ist Ihr Lieblingsmodell der<br />
neuen GO-Kollektion – und warum?<br />
<strong>Die</strong> Senator Sixties, weil dieses<br />
Design mich an eine nostalgische<br />
Ära in Deutschland erinnert.<br />
Das Zifferblatt entspricht dem<br />
gewölbten Saphirglas. <strong>Die</strong> eingeschnittenen<br />
Stundenindizes und<br />
der extravagante Schrifttyp der<br />
Ziffern weisen auf das typische<br />
Design dieser Jahre hin. Und<br />
nicht zuletzt die ungewöhnliche<br />
Form des Saphirglases auf der<br />
Rückseite.<br />
Welche GO-Uhr tragen Sie?<br />
Eine PanoMaticLunar mit einem<br />
blauen Zifferblatt. Ich trage gern<br />
blaue Hemden, und dazu passt<br />
sie perfekt. Das außergewöhnliche<br />
Design und die Gestaltung der<br />
Komplikationen auf dem Zifferblatt<br />
finde ich bemerkenswert.<br />
Welche sind die typischen Merkmale<br />
von GO-Kunden in Japan?<br />
Das sind Uhrensammler, die<br />
etwas von der Qualität deutscher<br />
Uhrmacherkunst verstehen,<br />
zwischen 30 und 50 Jahre alt.<br />
Leute, die deutsche Produkte<br />
wie Autos, Kameras und Füllhalter<br />
mögen und begeistert von<br />
<strong>Glashütte</strong> <strong>Original</strong> sind.<br />
Momentum 2· 2007<br />
Welches ist Ihr Lieblingsmodell der<br />
neuen GO-Kollektion – und warum?<br />
Mir gefällt die Senator Meissen<br />
besonders gut. Sie ist elegant,<br />
schlicht, sehr klassisch und hat<br />
ein ausgesprochen schönes und<br />
sehr hochwertiges Porzellanzifferblatt.<br />
Für meine Begriffe:<br />
stilvolle Klassik in reinster Form.<br />
Woran erinnern Sie sich, als Sie<br />
das erste Mal GO-Uhren sahen?<br />
Mein gesamtes Berufsleben<br />
habe ich im <strong>Glashütte</strong>r Uhrenbetrieb<br />
verbracht. <strong>Die</strong> erste <strong>Glashütte</strong>r<br />
Uhr, die mir so richtig<br />
aufgefallen ist und die ich damals<br />
für unglaublich begehrenswert<br />
hielt, war eine Spezimatic mit<br />
einem roten Aufdruck „10 Jahre“<br />
(Betriebstreue). Im Herbst dieses<br />
Jahres bin ich nun selbst 42<br />
Jahre in dieser Firma beschäftigt.<br />
Haben Sie ein Lieblings-Motto<br />
zum Thema <strong>Zeit</strong>?<br />
Das Schönste im Leben ist die<br />
Freude. Wenn man die <strong>Zeit</strong> so<br />
nutzen kann, dass man seine<br />
Freude daran hat, dann ist die<br />
Welt in Ordnung.<br />
Welches ist Ihr Lieblingsmodell der<br />
neuen GO-Kollektion – und warum?<br />
Der Senator Rattrapante, nicht<br />
nur, weil er die erste Rattrapante-<br />
Arm banduhr von <strong>Glashütte</strong><br />
<strong>Original</strong> ist – diese Uhr stellt auch<br />
ein absolutes Highlight der Uhrmacherkunst<br />
von <strong>Glashütte</strong> dar.<br />
<strong>Die</strong> wunderbare Konstruktion<br />
des einzigartigen Uhrwerks wie<br />
auch das Design der schwimmend<br />
gelagerten Feder der<br />
Rattrapante-Zangen ist technisch<br />
anspruchsvoll. Und nicht zu vergessen<br />
– das perfekte Design<br />
des Zifferblatts wird jeden Kenner<br />
verzaubern.<br />
Mechanische Damenuhren –<br />
langfristiger Trend oder kurz -<br />
weilige Laune?<br />
Momentan ist es den meisten<br />
Damen egal, ob es eine mechanische<br />
Uhr ist oder nicht. Aber<br />
ungefähr fünf Prozent von ihnen<br />
sind anspruchsvoller und würden<br />
auf der „inneren“ Qualität einer<br />
schönen mechanischen Uhr<br />
bestehen. Ich bin sicher, die<br />
Anzahl dieser Damen wird in<br />
Zukunft noch zunehmen.
Asaad Abboud, Mittlerer Osten & Afrika Kelvin Lim, Südostasien Steven Cohen, USA<br />
Welches ist Ihr Lieblingsmodell der<br />
neuen GO-Kollektion – und warum?<br />
Der PanoMaticChrono XL in<br />
Roségold. <strong>Die</strong>se Uhr ist mit dem<br />
kom plizierten „intelligenten“<br />
Kaliber 95 und dem einzigartigen<br />
attraktiven 3D Zifferblatt mit<br />
Panoramadatum allen überlegen.<br />
Welche GO-Uhr tragen Sie?<br />
Ich trage eine PanoMaticLunar,<br />
eine Uhr, die die ausgezeichnete<br />
Handwerkskunst von GO sehr<br />
gut widerspiegelt. <strong>Die</strong>se einzigartige<br />
Uhr ist mit dem Kaliber 90<br />
inklusive Duplex-Schwanenhals-<br />
Feinregulierung, Pano ramadatum,<br />
dezentraler <strong>Zeit</strong>anzeige und<br />
einer Mondphasenanzeige ausgestattet.<br />
Sie ist sehr elegant und<br />
ein echter Blickfang.<br />
Welche sind typische Merkmale<br />
von GO-Kunden in Ihrer Region?<br />
Kunden im Mittleren Osten<br />
haben einen sehr vornehmen<br />
Geschmack, besonders bei komplizierten<br />
mechanischen Uhren.<br />
Sie sind immer auf der Suche<br />
nach individuellen und exklusiven<br />
Produkten, die ihren einzigartigen<br />
Stil widerspiegeln. GO<br />
bietet diese vornehme Kreativität,<br />
Innovation und Exklusivität.<br />
Welches ist Ihr Lieblingsmodell der<br />
neuen GO-Kollektion – und warum?<br />
<strong>Die</strong> Julius Assmann 4. Für mich<br />
ist sie sozusagen die Essenz von<br />
<strong>Glashütte</strong> <strong>Original</strong>, die die historische<br />
Uhrmacherkunst mit der<br />
modernen Technologie von <strong>Glashütte</strong><br />
<strong>Original</strong> verbindet. Vor allem<br />
fasziniert mich die wunderschöne,<br />
handgearbeitete Gravur des Uhrwerks,<br />
das die Uhr antreibt!<br />
Erinnern Sie sich an den Moment,<br />
als Sie das erste Mal eine GO-Uhr<br />
sahen?<br />
Als ich diese Uhren zum ersten Mal<br />
sah, habe ich mich gefragt, wer<br />
kauft sich so eine teuere Uhr, nur<br />
um zu wissen, wie spät es ist?<br />
Aber als ich mehr über das Uhrenhandwerk<br />
und diese Produkte<br />
erfuhr, begann ich zu verstehen,<br />
dass diese mechanischen Uhren<br />
nicht nur einfache Maschinen zur<br />
<strong>Zeit</strong>messung sind. Sie sind ein<br />
Stück Handwerkskunst!<br />
Was ist Ihr Lebensmotto?<br />
„Gib dein Bestes, was immer<br />
du tust, und du wirst eines Tages<br />
dafür belohnt!“ „Eines Tages“<br />
kann morgen sein oder nächsten<br />
Monat oder nächstes Jahr ... die<br />
Zukunft wird es zeigen.<br />
Welches ist Ihr Lieblingsmodell der<br />
neuen GO-Kollektion – und warum?<br />
<strong>Die</strong> Sport Evolution GMT, weil<br />
sie eine elegante Sportuhr ist,<br />
die bequem zu tragen und<br />
hübsch anzuschauen ist.<br />
Welche GO-Uhr tragen Sie?<br />
Ich trage die Senator Auf und<br />
Ab mit einem Zifferblatt in<br />
Anthrazit. Es ist eine klassische<br />
Herrenuhr mit einem wunderschönen<br />
Guilloche-Zifferblatt,<br />
das immer ein Blickfang ist.<br />
Welche sind die typischen Merkmale<br />
von GO-Kunden in den USA?<br />
Akademiker jungen bis mittleren<br />
Alters, die die schönen Dinge<br />
des Lebens genießen.<br />
Was ist Ihre lustigste GO-Story?<br />
Ein Uhrmacher, den ich kenne,<br />
nahm das Uhrwerk unseres<br />
neuen Senator Rattrapante genauestens<br />
unter die Lupe. Nach<br />
ungefähr 15 Minuten blickte er<br />
schließlich auf und verkündete,<br />
dass dies das großartigste Uhrwerk<br />
sei, das er je gesehen<br />
habe, und verglich es mit dem<br />
Motor seines Ferrari.<br />
Was ist Ihr Lebensmotto?<br />
Lebe im Hier und Jetzt!<br />
Momentum 2· 2007 27
EXKLUSIVES<br />
ARRANGEMENT!<br />
Fotos: DWT/Dittrich, PMI, GO<br />
28<br />
Kalendarium Neuigkeiten<br />
Der König gibt sich die Ehre<br />
Reisen Sie mit!<br />
In der Altstadt von Dresden reihen sich die Sehenswür digkeiten<br />
aneinander, hier die weltberühmte Semperoper<br />
LESERREISE Programm & Preise<br />
SONNTAG Anreise nach Dresden in eigener Regie<br />
Ca. 12.30 Uhr Gemeinsames Mittagessen<br />
Ca. 14.30 Uhr Stadtrundgang Dresden mit privatem Guide<br />
Ca. 16 Uhr Zur freien Verfügung<br />
19.50 Uhr Drei-Gänge-Menü im Restaurant Villa Marie<br />
Ca. 22.30 Uhr Rückfahrt zum Hotel<br />
MONTAG Reichhaltiges Frühstücksbuffet im Hotel<br />
9 Uhr Transfer nach <strong>Glashütte</strong><br />
10 Uhr Ankunft bei <strong>Glashütte</strong> <strong>Original</strong>,<br />
Manufakturführung<br />
Es gelten die allgemeinen Bedingungen des Veranstalters. Änderungen vorbehalten<br />
Momentum 2· 2007<br />
Auf der Baselworld 2007<br />
stießen die Neuheiten von<br />
<strong>Glashütte</strong> <strong>Original</strong> auf<br />
großes internationales<br />
Interesse – auch bei<br />
majestätischem Publikum,<br />
wie dem König und der<br />
Königin von Malaysia,<br />
die dem Stand von<br />
<strong>Glashütte</strong> <strong>Original</strong> einen<br />
Besuch abstatteten<br />
Königliche Präsenz am<br />
Messestand von <strong>Glashütte</strong><br />
<strong>Original</strong>: der König und die<br />
Königin von Malaysia<br />
Dresden, <strong>Glashütte</strong> und Meißen – mit Über -<br />
nachtung und „Uhren-Gala-Diner“ im exklusiven<br />
Kempinski Hotel Taschenbergpalais<br />
Drei Tage, drei unvergessliche Städte, ein einzigartiges Reiseprogramm!<br />
Besichtigen Sie mit einem Guide die Sehens wür digkeiten von Dresden, fahren Sie in das<br />
idyllische Städtchen <strong>Glashütte</strong>, wo Sie in der Manufaktur von <strong>Glashütte</strong> <strong>Original</strong> einen<br />
Blick hinter die Kulissen der Uhren-Herstellung werfen, entdecken Sie die Tisch- und<br />
Tafelkultur von Meißen. Höhepunkt: das festliche „Uhren-Gala-Diner“ mit Über ra schun -<br />
gen im Restaurant des Kempinski Hotel Taschenbergpalais in Dresden. Übernachtung im<br />
Palaiszimmer der Super ior kategorie des exklusiven Kempinski Hotel Taschenbergpalais<br />
– Schwimmbad, Sauna und Fitnessbereich stehen zur freien Benutzung zur Verfügung.<br />
BUCHEN SIE JETZT – BEGRENZTE TEILNEHMERZAHL, NUR NOCH WENIGE PLÄTZE FREI!<br />
BUCHUNG Unlimited Motivations Reiseagentur GmbH, Iris Müller, Tel. +49/(0)711/1200800,<br />
Fax +49/(0)711/62039295 E-Mail: imueller@unlimited-motivations.de<br />
12 Uhr Mittagessen<br />
13 Uhr Besuch des Uhrenmuseums und der<br />
Uhrmacherschule<br />
14 Uhr „Kleine mechanische Fingerübungen“ –<br />
testen Sie Ihr uhrmacherisches Können<br />
16 Uhr Rückfahrt nach Dresden<br />
19.30 Uhr „Uhren-Gala-Diner“ mit Drei-Gänge-Menü,<br />
inkl. Stehempfang und Überraschungen im<br />
Kempinski Hotel Taschenbergpalais<br />
DIENSTAG Reichhaltiges Frühstücksbuffet im Hotel<br />
9.45–11.45 Uhr Dampferfahrt nach Meißen<br />
Preise in New York<br />
Bei den renommierten internationalen Mercury Awards in<br />
New York erhielt Momentum Gold in der Kategorie „Luxury<br />
Products“ und den Mercury Honors Award „Special Audience“.<br />
<strong>Die</strong> Preise wurden bei einem Gala-Empfang mit 300 inter -<br />
nationalen geladenen Gästen verliehen. Von links nach rechts:<br />
Frank Figlia, Gebietsver kaufsleiter US-Ostküste, Steven<br />
Cohen, Brandmanager USA, und Gerd Giesler, Verleger Journal<br />
International, stoßen auf den ehrenvollen Preis an<br />
12.00 Uhr „Tisch- und Tafelkultur bei Meißen“:<br />
Drei-Gänge-Menü, Manufaktur-Besichtigung<br />
16 Uhr Rückfahrt nach Dresden zum Hotel<br />
Abreise in eigener Regie<br />
TERMINE & PREISE<br />
9. bis 11. September 2007 (Mindestteilnehmerzahl 20 Pers.)<br />
Gesamtpreis pro Person:<br />
880 Euro im Doppelzimmer (Einzelzimmerzuschlag: 148 Euro)<br />
(Tischgetränke bei allen Mahlzeiten inklusive)
Handwerkskunst.<br />
Kunsthandwerk.<br />
Montieren der Goldgewichtsschrauben an den Unruhreif<br />
<strong>Die</strong> Senator Kalenderwoche.<br />
<strong>Die</strong> Goldgewichtsschraube der Unruh ist<br />
kaum größer als ein Staubkorn. Von Hand<br />
montiert ist sie eines der vielen filigranen<br />
Teile, die diese <strong>Glashütte</strong> <strong>Original</strong> zu einem<br />
einzigartigen Meisterwerk machen.<br />
Ihr Automatik-Kaliber ist feinste Mechanik,<br />
von Hand gefertigt in der großen Tradition<br />
der Uhrenmanufaktur <strong>Glashütte</strong> <strong>Original</strong>.<br />
Erfahren Sie mehr über uns unter<br />
www.glashuette-original.com oder<br />
Telefon +49 35053 46 0.
Stil der <strong>Zeit</strong> Zifferblatt-Herstellung<br />
<strong>Die</strong> einzigartigen Zifferblätter von <strong>Glashütte</strong> <strong>Original</strong> entstehen im circa<br />
600 Kilometer entfernten Pforzheim, ebenfalls eine Hochburg der deutschen<br />
Uhrenindustrie. Ein Besuch in der Deutschen Zifferblatt Manufaktur (DZM)<br />
30 Momentum 2· 2007
Entstehung eines Zifferblatts<br />
Text Elizabeth Doerr Fotos Ralf Baumgarten<br />
Das Zifferblatt fällt dem Betrachter als Erstes ins Auge.<br />
Beim forschenden Blick durch das Saphirglas fesselt<br />
es unsere Aufmerksamkeit. Erst später nehmen wir<br />
auch Werk und Gehäuse wahr. Sofort wächst eine Be -<br />
zie hung zu diesem Metallscheibchen, seinen Zeigern, Indizes und<br />
dem Logo. Wir verfallen ihm – oder auch nicht. Proportionen,<br />
Farbe, Charme, Persönlichkeit: Alles muss vollkommen sein.<br />
Zweifellos kommt dem Zifferblatthersteller eine der<br />
schwierigsten Aufgaben bei der Uhrenfertigung zu. Er muss nicht<br />
nur kreativ sein und mit höchster Perfektion zu Werke gehen,<br />
sondern im Herstellungsprozess auch größte Sorgfalt und<br />
Aufmerksamkeit walten lassen – der kleinste Fehler kann hunderte<br />
Stunden Arbeit zunichtemachen und das wertvolle Material zu<br />
Ausschuss degradieren. Weist ein Zifferblatt auch nur den kleins -<br />
ten Makel auf, wird es von der Uhrenmanufaktur abgelehnt.<br />
<strong>Die</strong> Fertigung eines <strong>Glashütte</strong>-<strong>Original</strong>-Zifferblatts beginnt in der<br />
sächsischen Manufaktur. Lange vor den Gesprächen mit dem Zifferblatthersteller<br />
haben die Designer bereits viele Stunden mit dem<br />
Entwurf und der Abstimmung mit ihren Kollegen aus Vertrieb und<br />
Marketing verbracht. Wie Gehäuse, Zeiger, Saphir glas und Arm -<br />
band wird auch das Zifferblatt von einem Spezialbetrieb hergestellt.<br />
Kaum ein Uhrenhersteller fertigt diese Bestandteile der Uhr, die in<br />
der Uhrmachersprache Habillement genannt werden, in Eigen regie.<br />
<strong>Die</strong>s hat historische, ökonomische und einfach praktische Gründe.<br />
Einer der wichtigsten Zifferblatthersteller für <strong>Glashütte</strong><br />
<strong>Original</strong> ist die Deutsche Zifferblatt Manufaktur (DZM). Kurt W.<br />
Müller, Leiter der Fertigungsstätte in Pforzheim, entstammt einer<br />
Uhrmacherfamilie, die schon seit 1922 Zifferblätter herstellt. In<br />
seiner Blütezeit fertigte das Familienunternehmen Zifferblätter für<br />
die besten Uhrenhersteller aus ganz Deutschland und der<br />
Schweiz. In den 80ern überstand es die Quarzuhren-Krise, die viele<br />
Unternehmen in Pforzheim in den Ruin trieb, und stieg dann zu<br />
einem der wichtigsten Zifferblatthersteller Deutschlands auf. „Mein<br />
Vater produzierte schon 1953 Zifferblätter für den <strong>Glashütte</strong>r<br />
Uhrenbetrieb“, erzählt Müller stolz.<br />
Stehen Design und Materialien für ein bestimmtes <strong>Glashütte</strong>-<br />
<strong>Original</strong>-Zifferblatt fest, kümmert sich Müller persönlich mit seinen<br />
47 Goldschmieden und Zifferblatt-Spezialisten um die Einrichtung<br />
des Verfahrens für die Fertigung.<br />
DZM ist eine der wenigen Zifferblattmanufakturen, die<br />
ihre eigenen Rohlinge herstellen. Je nach Zifferblatt bestehen sie<br />
aus edlen Werkstoffen wie Gelbgold, Weißgold und Sterling-Silber<br />
oder aus traditionellen Uhrmachermaterialien wie Neusilber und<br />
Messing. Das Material wird in Streifen oder Rollen geliefert.<br />
„Man mag es nicht glauben, aber je ‚einfacher‘ ein Zifferblatt ist,<br />
desto schwieriger ist seine Herstellung“, berichtet Müller. „Häufig<br />
müssen gerade diese ‚einfachen‘ Zifferblätter bis zu zwanzig Mal<br />
galvanisiert werden!“ Nachdem der Rohling auf einer fußbetriebenen<br />
hydraulischen Stanze zweimal gestanzt und beschnitten wur de,<br />
bis er genau den benötigten Durchmesser hat, geht er an einen<br />
Zulie ferer, wo er in einer Presse weiterverarbeitet wird, sofern dies<br />
erforderlich ist. Bei der PrettyButterfly von <strong>Glashütte</strong> <strong>Original</strong>,<br />
dem neuesten Zugang der herausragenden Star Collection, werden<br />
DZM verwendet zum Bedrucken der Zifferblätter das Tampondruckverfahren.<br />
Dabei nimmt ein „Ballon“ aus Silikon oder Gummi, der bei DZM selbst<br />
hergestellt wird, Farbe von einem Negativ-Stich auf. <strong>Die</strong>se drückt er dann<br />
wie ein Stempel als Bild auf das Zifferblatt<br />
Momentum 2· 2007<br />
31
Stil der <strong>Zeit</strong> Zifferblatt-Herstellung<br />
<strong>Die</strong> winzigen Mondscheiben der PanoMaticLunar XL (oben) sind wahre Miniatur -<br />
kunstwerke. <strong>Die</strong> PrettyButterfly (rechts) wird in einem der letzten Schritte des<br />
aufwendigen Produktionsprozesses mit dem Logo von <strong>Glashütte</strong> <strong>Original</strong> bedruckt<br />
die Umrisse der Zifferblatt-Elemente – darunter der Schmetterling,<br />
der sich auf dem kleinen Sekundenziffer blatt niedergelassen hat –<br />
in einen Messingrohling vorgestanzt, damit alle Maße stimmen.<br />
Dann werden sie erneut in das Zifferblatt aus 18-karätigem Gold<br />
gepresst, das schließlich das „Gesicht“ der PrettyButterfly bilden<br />
wird.<br />
Zifferblätter sind durchschnittlich 0,8 mm stark.<br />
Spezialausführungen, wie beispielsweise Zifferblätter aus zerbrechlichem<br />
Perlmutt, bestehen jedoch in der Regel aus einer 0,4<br />
mm starken Grundplatte aus Metall und einer darauf geleimten 0,4<br />
mm starken Lage aus organischem Material – ein aufwendiger<br />
Vorgang. Jeder Rohling durchläuft nach seiner Rückkehr von der<br />
Presse eine Qualitätsprüfung. Nach der Abnahme wird an der<br />
Rückseite der Rohlinge ein kleiner „Fuß“ angelötet. Er dient zur<br />
Fixierung des Zifferblatts am Arbeitstisch und später beim<br />
Zusammenbau der Uhr zur Befestigung des Zifferblatts am Werk.<br />
Aus diesem Grund unterhält die DZM ein komplexes<br />
Katalogisierungssystem, in dem jedes Zifferblatt<br />
zusammen mit dem Werk, für das es vorgesehen ist,<br />
erfasst wird. Alle Maße des Zifferblattes beziehen sich<br />
auf das Gangwerk, mit dem es später kombiniert werden<br />
soll. Ein kurzer Blick in die Müllersche Kartei<br />
zeigt, dass hier bereits für fast jeden Mechanismus<br />
Zifferblätter entstanden sind. <strong>Die</strong> Bohrungen für den Fuß werden<br />
mit einer Schablone und einem Projektor ebenfalls auf<br />
Genauigkeit geprüft. Dabei werden Zifferblatt und Bohrungen<br />
vom Projektor auf das Zehnfache vergrößert und mit der<br />
Schablone verglichen. <strong>Die</strong> Maße müssen mit einer Toleranz von<br />
zwei Hundertstel Millimetern genau sein.<br />
32 Momentum 2· 2007<br />
<strong>Die</strong> Werkhalle von DZM erinnert trotz ihrer Weit läu fig -<br />
keit mehr an ein Familienunternehmen als an einen Industrie -<br />
betrieb. Was wohl daran liegt, dass die meisten Arbeiten von Hand<br />
erledigt werden. Ein Goldschmied bringt sorgfältig Teilstriche auf.<br />
Auch die Details für die Zifferblätter der Pano-Edition entstehen<br />
in mühevoller Kleinarbeit von Hand. Erhält ein Pano-Zifferblatt eine<br />
neue Politur oder einen Farbauftrag, so wird das übrige Zifferblatt<br />
jedes Mal mit einem roten Schutzlack abgedeckt, der wie Farbe<br />
von Hand aufgetragen wird. <strong>Die</strong>ser Vorgang wiederholt sich bis<br />
zu fünf Mal. Fünf Mit ar beiter sind ausschließlich mit diesem Schritt<br />
des Prozesses beschäftigt.<br />
Einige Zifferblätter, wie die der PanoMaticLunar, werden sandgestrahlt,<br />
allerdings wird dafür Wasser verwendet, das von Hand aufgestrahlt<br />
wird. Dabei entsteht ein Look, der in der Uhr macher sprache<br />
als Sablé bezeichnet wird. Andere Zifferblätter erhalten eine sogenannte<br />
Sunburst-Dekoration. <strong>Die</strong>se entsteht mittels rotierender<br />
Messingbürsten – die Herstellung setzt große Erfahrung voraus.<br />
Beides sind typische Beispiele für die Art von Dekorationsmuster,<br />
„Das Zifferblatt muss perfekt<br />
sein, es ist das Gesicht der Uhr“<br />
die bei DZM gefertigt werden. „Wir ziehen klassische Zifferblätter<br />
trendigen Designs vor“, erklärt Müller. „Das Zifferblatt muss perfekt<br />
sein. Schließlich ist es das Gesicht der Uhr.“ Zwischen den einzelnen<br />
Arbeitsschritten werden die Zifferblätter ge spült. <strong>Die</strong> Spül -<br />
station befindet sich in der Galvanik-Abteilung und ist permanent<br />
im Einsatz. Wenn das Ausgangsmaterial vollkommen ist, erhält das
Qualitätskontrolle ist bei DZM von großer Bedeutung<br />
(oben). Jedes Zifferblatt durchläuft sechs verschiedene<br />
Prüfungen. <strong>Die</strong> Modelle der Pano-Edition (rechts) werden für<br />
die gesonderten Schritte der einzelnen Farb- und Politurvorgänge<br />
vorsichtig mit rotem Schutzlack abgedeckt<br />
Zifferblatt per Lackierung oder Galvanisierung einen Farbauftrag.<br />
<strong>Die</strong> so aufgetragenen Farben werden in einem Ofen in der Galvanik-<br />
Abteilung bei 110 bis 140 °C – je nach Farbe und gewünschter<br />
Farbtiefe – für ein bis zwei Stunden eingebrannt.<br />
Für einen der letzten und schwierigsten Bear bei -<br />
tungs schritte ist ein DZM-Mitarbeiter mit langjähriger Erfahrung<br />
zuständig: das Bedrucken. Bei einigen Zifferblättern werden die<br />
Teilstriche und Skalen aufgedruckt statt appliziert. <strong>Die</strong>s erfolgt im<br />
sogenannten Tampondruckverfahren. Dabei nimmt ein „Ballon“<br />
aus Silikon oder Gummi, der bei DZM selbst hergestellt wird,<br />
Farbe von einem Negativ-Stich auf und drückt sie dann wie einen<br />
Stempel als Bild auf das Zifferblatt. „<strong>Die</strong> Tampons werden nur in<br />
wenigen Firmen selbst gefertigt. Wir haben uns dazu entschlossen,<br />
um sicherzustellen, dass wir exakt die benötigte und ge wünschte<br />
Konsistenz erhalten“, erklärt Müller.<br />
<strong>Die</strong> GoldenDragon aus der StarCollection<br />
besticht durch eine dezentrale<br />
Stunden- und Minutenanzeige<br />
mit 0,7 Karat Diamanten im Brillant -<br />
schliff auf einem edlen, rot lackierten<br />
Zifferblatt. Das aufgerissene Maul des<br />
goldenen Drachenkopfes stellt die<br />
Gangreserveanzeige dar, aus dessen<br />
Mittelpunkt der heiße Atem durch die<br />
feine Guillochierung entspringt.<br />
Im Rahmen der Fertigung bei DZM wird ein Ziffer blatt<br />
sechs Qualitätsprüfungen unterzogen: nach der Ferti gung des<br />
Rohlings, nach dem Pressen der Oberfläche und nach dem<br />
Einbringen der Bohrlöcher für die Füße und andere applizierte<br />
Elemente. Vor dem Bedrucken erfolgt erneut eine Sicht prüfung.<br />
Eine weitere schließt sich nach dem Auftrag des Tampon drucks<br />
an. Nach Abschluss der Fertigung des Zifferblatts folgt eine letzte<br />
Prüfung durch einen erfahrenen Mitarbeiter.<br />
Alles in allem durchläuft ein Zifferblatt wie das der PanoMatic Chrono<br />
mit ihren zahlreichen Details – nicht ohne Grund wurde die Uhr zur<br />
„Uhr des Jahres 2005“ gewählt – circa 75 Schritte, bevor es als vollkommen<br />
gilt und die Arbeiten abgeschlossen werden. „Im High-End-<br />
Segment gibt es heutzutage keine einfachen Zifferblätter mehr“, sagt<br />
Müller über seinen Geschäftsbereich. Das erkennt auch der Laie,<br />
wenn er so wunderschöne Exemplare wie die PrettyButterfly oder<br />
die PanoMaticChrono betrachtet. ✺<br />
Meisterwerke Technische Daten<br />
<strong>Die</strong> neue PanoMaticLunar XL überzeugt mit einem beeindrucken -<br />
den Zifferblatt, auf dem größere Bereiche für die Stunden- und Minutenanzeige<br />
mit applizierten arabischen Ziffern in Goldausführung<br />
und Applikationen mit einer versilberten Einheitenskala kontrastie -<br />
ren. Aufgrund der vielen Schritte, die für seine Fertigung benötigt<br />
werden, ist dieses Zifferblatt eines der komplexesten von DZM.<br />
www.glashuette-original.com<br />
Momentum 2· 2007<br />
33
Fotos: Mauritius Images, Stills Online (2), Stock4B<br />
<strong>Zeit</strong>strömung High Fidelity<br />
Der Klang macht die Musik<br />
Musikanlagen sind dem Wandel der <strong>Zeit</strong> gleich mehrfach<br />
unterworfen – nicht nur in der Klangqualität, auch im<br />
Design finden sich faszinierende Entwicklungen<br />
Text Timm Delfs<br />
Musik ist für die Menschen ein Lebensquell<br />
und eine Sprache, die auf der ganzen Welt<br />
verstanden wird. Dank moderner Technik ist<br />
es heute möglich, sich den Klang eines<br />
Orchesters ins Wohnzimmer zu holen und<br />
sich in völlig andere Welten zu begeben.<br />
Gute Kopfhörer und tragbare Abspielgeräte ermöglichen ungetrübten<br />
Musikgenuss, wo immer man Lust danach verspürt. Skep -<br />
tiker werden monieren, dass keine Konserve je dem Genuss eines<br />
Konzerts entsprechen wird. Doch die Stereoanlage soll das Live-<br />
Erlebnis gar nicht ersetzen, sondern ermöglichen, die Musik zu<br />
dem <strong>Zeit</strong>punkt zu genießen, an dem das Bedürfnis vorhanden ist.<br />
Als Thomas Alva Edison 1877 den Phonographen zum<br />
Patent anmeldete, hatte er eine Maschine erfunden, die es in<br />
einem gewissen Sinne ermöglichte, die <strong>Zeit</strong> zurückzudrehen und<br />
ein musikalisches Ereignis zu einem späteren <strong>Zeit</strong>punkt an einem<br />
an de ren Ort nochmals wiedergeben zu können. Heute, da Musik<br />
34 Momentum 2· 2007<br />
<strong>Die</strong> von David Lewis designten Lautsprecher BeoLab 9<br />
von Bang & Olufsen nutzen eine akustische Linse, um die<br />
hohen Töne gleichmäßig im Raum zu verteilen<br />
dank Radio und MP3-Player überallhin mitgenommen werden<br />
kann, fällt es schwer, sich vorzustellen, welchen Eindruck ein solcher<br />
Apparat auf die damaligen Menschen gemacht haben muss,<br />
die noch immer dabei waren, sich an so unerhörte Dinge wie die<br />
Photographie oder die Eisenbahn zu gewöhnen.<br />
Zehn Jahre nach Edison meldete Emil Berliner sein<br />
Grammophon zum Patent an und legte damit einen Meilenstein,<br />
indem er sich für ein Format entschied, das sich selbst heute, 120<br />
Jahre später, noch immer bester Gesundheit erfreut. <strong>Die</strong> schwarze<br />
Schallplatte hat zwar in der Zwischenzeit einige Entwicklungen<br />
durchgemacht. Prinzipiell ist sie jedoch Berliners Grundidee treu<br />
geblieben: <strong>Die</strong> Musik wird auf mechanischem Weg in wellenförmi -<br />
gen Rillen von außen nach innen in eine Scheibe eingeritzt. Bei<br />
der Aufnahme wird ein Schneidstichel im Rhythmus der Schall -<br />
wellen seitlich ausgelenkt, wobei ein statisches Abbild der aufgezeichneten<br />
Schallwellen entsteht. Bei der Wiedergabe taucht eine<br />
Abtastnadel in die kurvenreiche Bahn ein, folgt ihr möglichst ge -
High-End-Audio kann ungeahnte<br />
Formen annehmen:<br />
<strong>Die</strong> handgefertigte „Nautilus“<br />
von B&W ist ein Lautsprecher,<br />
der sich von herkömmlichen<br />
Boxen nicht nur akustisch abhebt
<strong>Zeit</strong>strömung High Fidelity<br />
nau und wird dadurch in Schwingungen versetzt, die zur Ver stär -<br />
kung an eine Membran weitergeleitet werden. Daran hat sich bis<br />
heute nur wenig geändert, doch zwischen den erzielten Resul ta ten<br />
liegen Welten.<br />
Nach dem Zweiten Weltkrieg begann für die Unter hal tungs -<br />
elektronik eine stürmische <strong>Zeit</strong>, die durch technische Fortschritte<br />
sowie das Aufkommen und wieder Verschwinden immer neuer<br />
Tonträger geprägt war. 1950 lancierten RCA und Columbia zeitgleich<br />
zwei miteinander konkurrierende Schallplattensysteme, die<br />
die Schellackplatte mit 78 Umdrehungen pro Minute ablösen sollten.<br />
RCA hatte eine kleine Platte mit 45 Umdrehungen entwickelt,<br />
während Columbia mit einer 30 cm großen Langspielplatte aufwartete,<br />
die mit 33 1/3 Touren abgespielt werden sollte. Bekanntlich<br />
war beiden Systemen Erfolg beschieden. Das RCA-Format setzte<br />
sich als „Single“ für einzelne Songs durch, während die<br />
Langspielplatte zum Medium für Gesamtwerke wurde. Beide<br />
waren sie aus Vinyl gefertigt, das bruchfest war und mit viel leichteren<br />
Tonabnehmern abgespielt wurde.<br />
36 Momentum 2· 2007<br />
Wer als Amateur Wert auf guten Klang legte, war<br />
damals darauf erpicht, Geräte zu ergattern, die für den professionellen<br />
Gebrauch in Radiostationen entwickelt worden waren.<br />
Zahlreiche Hersteller boten Selbstbau-Kits an, die es erlaubten, an<br />
semiprofessionelles Equipment zu günstigen Preisen heranzukommen.<br />
Bei diesen Bausätzen wurde kein Geld für aufwendige<br />
Gehäuse verschwendet, die Röhren der Verstärker steckten zur<br />
Kühlung meist unverschalt im Chassis und glommen vor sich hin<br />
– ein asketischer Look, der sich im High-End-Bereich bis heute<br />
gehalten hat. Dadurch entwickelte sich die High Fidelity, die sich<br />
damals in den Kinder schuhen befand, zu einem ausgesprochenen<br />
Männerhobby, und nicht wenige Konflikte im Haushalt drehten<br />
sich um die riesigen Lautsprecher, den Kabelsalat und die unästhetischen<br />
Apparate. <strong>Die</strong> Industrie versuchte mit Klangmöbeln<br />
Gegensteuer zu geben, welche die Technik zeitgemäß ins<br />
Mobiliar integrieren sollten. Manch einer verbannte seine geliebte<br />
Tonbandmaschine, den Plattenspieler, das Radio und den<br />
Verstärker um des Friedens willen in eine antike Truhe.<br />
Traditionelle High-End-Technik, zeitgemäß interpretiert: Der Vollverstärker V10 von T+A ist eine imposante Erscheinung.<br />
Seine Röhren glimmen vertrauenerweckend hinter schützendem Lochblech
<strong>Die</strong> Vielfalt der Datenträger: Junge Menschen werden bald einige der hier gezeigten Medien nicht mehr kennen. Von links nach rechts: Tonband,<br />
Schallplatte und Kassette begleiteten uns jahrzehntelang. <strong>Die</strong> CD kommt bereits durch den Flash-Speicher unter Druck<br />
1963 lancierte Philips mit der Compact Cassette<br />
einen Meilenstein in der Hi-Fi-Geschichte. <strong>Die</strong> gekapselten Bänd -<br />
chen klangen zwar lange kaum besser als heutige Diktiergeräte,<br />
doch sie ermöglichten es einem jungen Publikum, vom Radio<br />
Titel mitzuschneiden, ohne sie gleich kaufen zu müssen. Das<br />
Format erwies sich als äußerst langlebig und wurde ständig verbessert,<br />
ohne dass irgendetwas an der Norm verändert werden<br />
musste. Bevor die Cassette in den neunziger Jahren von MiniDisc<br />
und MP3 weitgehend verdrängt wurde, erreichten die Bänder und<br />
Abspielgeräte eine Wiedergabequalität, die sich mit professionellen<br />
Tonbandgeräten messen konnte.<br />
High Fidelity ist eine emotionale Sache. Das zeigt<br />
sich nicht nur zu Hause, sondern auch jedes Mal, wenn eine<br />
Innovation die gewohnten Normen über den Haufen zu werfen<br />
droht. Als in den fünfziger Jahren die Transistor-Technik die<br />
Röhrenverstärker zu verdrängen drohte, klangen die Argumente<br />
der Gegner interessanterweise ähnlich wie 1983, als Philips und<br />
Sony gemeinsam den ersten CD-Player vorstellten. Der Klang des<br />
Neuen wurde als kalt und seelenlos bezeichnet. Tatsächlich klangen<br />
die ersten Transistor-Verstärker auch bedeutend schlechter als<br />
vergleichbare Röhrenverstärker. Sie funktionierten dafür sofort nach<br />
dem Einschalten, ohne dass man sie vorher aufheizen musste, pro -<br />
duzierten eine hohe Leistung bei geringem Stromverbrauch und ermöglichten<br />
dadurch die ersten wirklich tragbaren Radios mit Batteriebetrieb.<br />
Heute noch wird Röhrenverstärkern ein wärmerer Klang<br />
nachgesagt, der bestimmt nichts mit der Wärme zu tun hat, welche<br />
die Röhren im Betrieb abstrahlen. Hersteller von High-End-Kompo -<br />
nenten bauen deshalb noch immer Geräte, die mit den nostalgisch<br />
glimmenden Glaskolben bestückt sind. Da sie auch hübsch<br />
anzusehen sind, werden sie kaum je ins Gehäuse verbannt.<br />
<strong>Die</strong> digitale Ära, die mit der Einführung der CD nicht<br />
mehr aufzuhalten war, sorgte für weit größere Kontroversen, denn<br />
das erklärte Ziel der Schallplattenindustrie war, die Produktion<br />
von Schallplatten langsam zurückzufahren und die Titel nur noch<br />
Titan und Winzling. Allein der Plattenteller<br />
des Brinkmann La Grange bringt<br />
18 Kilogramm auf die Waage. Seine<br />
Lagerung ist beheizt, um den Einfluss<br />
durch Temperaturschwankungen zu<br />
minimieren. Der daran montierte Tonarm<br />
ist das pure Gegenteil. Er weist eine<br />
effektive Masse von 10 Gramm auf.<br />
Das Radio „Model One“ von Tivoli Audio<br />
ist in Sachen Abmessungen ein David,<br />
klanglich jedoch ein Goliath. Kein Wunder,<br />
sein Entwickler Henry Kloss baute früher<br />
Boxen für Acoustic Research<br />
Momentum 2· 2007<br />
37
<strong>Zeit</strong>strömung High Fidelity<br />
auf der kompakten silbernen Scheibe zu publizieren. <strong>Die</strong> schwarze<br />
Scheibe hat dennoch überlebt. Noch immer gibt es kleine Labels,<br />
die vom warmen analogen Klang der Schallplatte überzeugt sind<br />
und Aufnahmen auf erstklassigem schweren Vinyl pressen.<br />
Gleichzeitig stirbt auch die treue Gemeinde der Plattenhörer nicht<br />
aus. So wurde beispielsweise 1990 in Deutschland die „Analogue<br />
Audio Association“ gegründet, die sich die Erhaltung der vom<br />
Exitus bedrohten LP auf die Fahne geschrieben hat (www.aaanalog.de).<br />
<strong>Die</strong> Minderheit der Plattenliebhaber wird auch, was Ab -<br />
spiel geräte betrifft, nicht im Stich gelassen. Da es beim Abtasten<br />
von Schallplatten wichtig ist, störende Vibrationen möglichst<br />
gering zu halten, sind sogenannte audiophile Player unweigerlich<br />
schwer und sehen monströs aus.<br />
Es leuchtet ein, dass die Größe eines Lautsprechers<br />
eine Auswirkung auf das mögliche Klangvolumen hat. Dennoch<br />
lässt sich die Akustik mit Tricks und Kniffen überlisten, sodass<br />
38 Momentum 2· 2007<br />
Der Klassiker Braun SK4 Phonosuper<br />
der Designer Hans Gugelot und <strong>Die</strong>ter<br />
Rams wurde wegen seiner Acrylhaube<br />
als „Schneewittchensarg“ bekannt.<br />
Er ist der Vorläufer späterer „Music<br />
Center“. Dreht man den Apple iPod der<br />
ersten Generation um 90 Grad nach<br />
rechts, ist eine gewisse Ähnlichkeit mit<br />
dem Phonosuper zu erkennen<br />
sich auch aus bescheiden bemessenen Boxen großer Klang zaubern<br />
lässt. Zu den Kniffen gehören beispielsweise gefaltete<br />
Hörner, die den nach hinten abgestrahlten Klang über Umwege<br />
nach vorne lenken und verstärken. Akustische Linsen lassen<br />
Hochtöner, die sonst wie Taschenlampen nach vorne strahlen,<br />
ihren Klang in den ganzen Raum verteilen und so natürlicher klingen.<br />
Was für die Schallwandler gilt, lässt sich auch auf den<br />
Datenträger selbst übertragen. <strong>Die</strong> Digitaltechnik und ein<br />
Kunstgriff namens Datenreduktion machen es möglich, dass ein<br />
winziger MP3-Player heute eine Musiksammlung fassen kann, die<br />
früher eine ganze Regalwand füllte.<br />
<strong>Die</strong> Puristen unter den Musikfreunden mögen über die mobilen<br />
Winzlinge die Nase rümpfen. Doch Musik beglückt nicht allein<br />
durch Klangqualität; selbst zum mediokren Sound eines<br />
Kofferradios lässt es sich vorzüglich tanzen. Und das ist es<br />
schließlich, worum es bei der Musik geht. Ihre Seele lässt sich<br />
auch durch schlechte Wiedergabequalität nicht austreiben. ✺<br />
Mit dem QuietComfort 3 überlistet Akustik-Spezialist Bose den Lärm.<br />
Der Kopfhörer kann Umgebungsgeräusche aktiv auslöschen, indem er<br />
sie phasenverdreht dem Musiksignal beimischt
<strong>Die</strong> Triolon Excalibur der<br />
deutschen High-Fidelity-<br />
Manufaktur Acapella<br />
beeindruckt nicht nur<br />
durch die ungewohnte<br />
Optik und Größe, sondern<br />
vor allem durch die<br />
Leichtigkeit des Klangs<br />
Momentum 2· 2007<br />
39
40 Momentum 2· 2007<br />
Tendenz Schlaf<br />
Der Mensch verschläft im Schnitt ein Drittel<br />
seiner Lebenszeit – doch wer sich wo und wie<br />
lange bettet, unterscheidet sich weltweit<br />
Schlafenszeit(en)<br />
KText Maike Zürcher<br />
affee erzielt nach Erdöl den größten Umsatz auf<br />
dem Rohstoff-Weltmarkt. Der koffeinhaltige<br />
Extrakt regt den Blut druck an und wird gerne<br />
im täglichen Kampf gegen Konzentra -<br />
tionsschwäche und Müdigkeit eingesetzt. Womit<br />
das vermeintliche Dilemma der westlichen<br />
Schlafkultur bereits im Kern getroffen ist: Kaffee ist Genussmittel<br />
Nummer eins – und Schlaf hat keine Lobby, im Gegenteil: In der<br />
Leistungsgesellschaft gelten Schlafbedürftige als Müßig gänger.<br />
Ein vermeintliches oder tatsächliches Dilemma? <strong>Die</strong><br />
Meinungen gehen hier auseinander. Auf der einen Seite stehen<br />
zum Beispiel Studien aus den USA: 1998 noch gaben zwölf<br />
Prozent der Amerikaner an, werktags weniger als sechs Stunden<br />
zu schlafen, 2005 waren es schon 16 Prozent, die ihr<br />
Schlafpensum auf diese Dauer heruntergeschraubt hatten. Den<br />
Grund dafür sehen Schlafforscher im erhöhten Leistungsdruck,<br />
den der technische und organisatorische Fortschritt von den<br />
Menschen weltweit einfordert.<br />
Doch nicht nur Versagensängste und der mögliche Verlust des<br />
Arbeitsplatzes rauben den Menschen Schlaf – auch das Gefühl,<br />
etwas zu verpassen, das Mithaltenwollen in der Informationsflut<br />
der rasanten Medien, kurz, das Tempo der Welt suggeriert, dass<br />
man mit weniger Schlaf mehr vom Leben hat. So hat beispielsweise<br />
die US-Psychologin Mary Carskadon festgestellt, dass amerikanische<br />
Teenager eine volle Stunde weniger schlafen als ihre<br />
Altersgenossen in der Generation zuvor. Dabei bräuchten sie noch<br />
ebenso viel Schlaf wie Kinder, nämlich achteinhalb bis neun<br />
Stunden im Durchschnitt. Im US-Staat Minnesota hat man auf die<br />
alarmierenden Zahlen bereits reagiert und lässt die Schulglocke<br />
an den Oberschulen statt um 7.15 Uhr erst um 8.40 Uhr klingeln.<br />
Andererseits gibt es Experten wie den deutschen<br />
Schlafforscher Prof. Jürgen Zulley, der die verbreitete Klage um<br />
den schwindenden Schlaf als wissenschaftlich nicht fundiert kritisiert.<br />
In sogenannten Isolationsstudien hat er nachgewiesen, dass<br />
der Mensch – sofern er die Wahl hat – eher dazu neigt, seine<br />
Wach- als seine Schlafphase zu verlängern. Während dieser<br />
Studien waren die Probanden von jeglicher <strong>Zeit</strong>-Information<br />
abgeschnitten und konnten sich in die Federn sinken lassen,<br />
wann immer sie wollten. Verblüffendes Ergebnis: <strong>Die</strong> meisten verlängerten<br />
ihren Tagesrhythmus unbewusst von 24 auf ca. 25<br />
Stunden – wobei der <strong>Zeit</strong>gewinn nicht zum Schlafen genutzt<br />
wurde, sondern zugunsten der Wachzeit.<br />
Und was ist mit dem Wochenende? Wenn sich so mancher erst<br />
nach elf Stunden aus Morpheus’ Armen befreien kann? Ist das<br />
kein Beweis dafür, dass der Mensch eigentlich viel mehr <strong>Zeit</strong> für<br />
Regeneration braucht? Für Zulley nicht: „Es ist wie mit dem Essen:<br />
Wenn wir ein gutes und reichliches Angebot haben, essen wir<br />
mehr – was aber nicht heißt, dass wir es auch brauchen.“ Und wer<br />
glaubt, mit überdurchschnittlich viel Schlaf besonders fit zu sein,<br />
irrt: <strong>Die</strong> Schlafqualität leidet bei längerem Schlaf. Wenn bei der<br />
Arbeit der Kopf auf den Schreibtisch zu sinken droht, können<br />
auch durchaus zwei Stunden Bettruhe zu viel schuld sein.<br />
Was die meisten Forscher aber eint, ist die Ansicht,<br />
dass die westliche Gesellschaft eine Schlaf-unfreundliche<br />
Gesellschaft ist. Schlaf wird als Leistungsver wei ge rungs haltung
( )<br />
„Der Schlaf ist für den ganzen Menschen,<br />
was das Aufziehen für die Uhr.“<br />
Arthur Schopenhauer<br />
Momentum 2· 2· 2007<br />
Fotos: Jaenicke F./Laif, Corbis, Mauritius Images<br />
41
42 Momentum 2· 2007<br />
Tendenz Schlaf<br />
angesehen – besonders tagsüber, wie zum Beispiel das<br />
kurze Nickerchen zwischendurch. In der westlichen<br />
Arbeitsmoral, die sich größtenteils aus der christlichen<br />
Ethik ergeben hat, ist immer noch höher angesehen,<br />
wer seinen Biorhythmus mit Mittagstief ignoriert und<br />
verbissen durcharbeitet. Schon in der Bibel wird heftig<br />
gegen den Tagschlaf gewettert.<br />
Einen durchaus angeseheneren Stellenwert<br />
hat das regenerative Augenschließen in Asien, in China<br />
oder Japan beispielsweise. Schlafen ist salonfähig, mehr<br />
noch: Wem öffentlich das Kinn auf die Brust sinkt – sei<br />
es in der U-Bahn oder im Parla ment – darf Respekt<br />
erwarten, demonstriert er damit doch ein großes<br />
Arbeitspensum und eine somit berechtigte Er schöpfung.<br />
<strong>Die</strong> Fotos vom japanischen Parlament mit den hier und<br />
da auf die Tische gesunkenen Köpfen sorgen in anderen<br />
Ländern regelmäßig für große Belustigung. <strong>Die</strong><br />
Japaner haben für dieses Nickerchen ein treffendes<br />
Wort, „inemuri“ – nur unzulänglich zu übersetzen mit<br />
„Schlafen in der Öffentlichkeit, während man offiziell<br />
etwas anderes tut“ – also U-Bahn-Fahren, Vokabellernen<br />
oder die Geschicke der Nation bestimmen.<br />
Jedem Volk also seinen Schlaf? Nun, nicht<br />
ganz. Grundsätzlich aber lassen sich die Schlafgewohn -<br />
heiten weltweit in vier Kategorien einteilen: Forscher<br />
unterscheiden zwischen dem in den westlichen Indus -<br />
trie nationen verbreiteten nächtlichen Monophasen -<br />
schlaf, den über den Tag verteilten „Nickerchen“ in<br />
Asien, der Siesta-Kultur im Mittelmerraum und<br />
Südamerika und dem polyphasischen Schlaf der<br />
Naturvölker.<br />
<strong>Die</strong> klassische Siesta, wie sie im Mittelmeerraum verbreitet<br />
ist, hat auch in den übrigen europäischen<br />
Ländern genau genommen eine lange Tradition. In der<br />
bäuerlichen Gesellschaft, als die innere Uhr der<br />
Menschen noch im Einklang mit dem Tag-Nacht-<br />
( )<br />
„Wer schläft, sündigt nicht.<br />
Wer vorher sündigt, schläft besser.“<br />
Casanova
Wechsel tickte, war die Ruhe nach dem Mittagessen fester<br />
Bestandteil im arbeitsreichen Tagesablauf. Mit zunehmender<br />
Industrialisierung und dem technologischen Fortschritt wurde die<br />
innere Uhr mehr und mehr überlistet; wenn es dunkel wurde,<br />
trickste künstliches Licht das Schlafbedürfnis aus. Auch der<br />
Mittagsschlaf musste daran glauben.<br />
Jetzt sieht es nach einer Renaissance für die wissenschaftlich aufge<br />
wertete Siesta aus – obgleich sie paradoxerweise in ihren Tradi -<br />
tionsl ändern rund ums Mittelmeer und in Südamerika zurzeit um -<br />
stritten ist und teilweise aus Wettbewerbsgründen abgeschafft<br />
wer den soll. Im Westen jedenfalls finden die durch diverse Studien<br />
bewiesenen Vorteile des Nickerchens zunehmend Gefallen. In den<br />
USA verpasste man dem Kind noch einen Marketing-trächtigen<br />
Namen, „Power-Napping“ – und schon klang das Ganze nach ei ner<br />
schicken Lifestyle-Neuigkeit. Einige Firmen haben das „Schläf chen<br />
zwischendurch“, das allerdings 30 Minuten nicht überschreiten<br />
sollte, ihrer Corporate Identity angegliedert und eigens Ruhe räume<br />
eingerichtet. Belohnt werden sie dafür mit konzentrierten und<br />
deutlich leistungsfähigeren Mitarbeitern. Bei Piloten, Lastwagen -<br />
fah rern und Schichtarbeitern u.a. gehören regelmäßige Ruhe pausen<br />
zum Berufsalltag und sind teilweise gesetzlich vorgeschrieben.<br />
Aufstehen, wenn man ausgeschlafen ist, sich hinlegen,<br />
wenn man müde ist, keine Angstzustände bekommen, wenn<br />
der Schlaf sich partout nicht einstellen will – diese für den größten<br />
Teil der Menschheit paradiesische, aber ferne Vorstellung<br />
leben noch manche Naturvölker; frei von äußeren Zwängen im<br />
Rhythmus des sogenannten polyphasischen Schlafs. Das heißt,<br />
beliebig viele Schlaf- und Wachphasen sind über den Tag und die<br />
Nacht verteilt. Nach Vermutung des amerikanischen Mediziners<br />
Claudio Stampi lebten auch unsere Vorfahren in fernster<br />
Vergangenheit nach diesem Rhythmus – als jederzeit die Gefahr<br />
von Angriffen wilder Tiere bestand.<br />
Schlafstörungen kennen Naturvölker wie zum Beispiel die<br />
Eingeborenen von Papua-Neuguinea normalerweise nicht. Wer<br />
nachts wach wird und nicht schlafen kann, steht auf, beschäftigt<br />
sich und legt sich erst wieder hin, wenn die nötige Schwere fürs<br />
Bambusbett gekommen ist. In den Industrienationen dagegen<br />
stellen sich beim nächtlich Wachliegenden häufig sofort Ver sa -<br />
gensängste ein: Wie schaffe ich die Prüfung am nächsten Tag, die<br />
Verhandlung, den Geschäftstermin, den 14-Stunden-Arbeitstag?<br />
Dabei ist auch hier Panik fehl am Platz. Laut Prof. Zulley kommt<br />
man mit einer einmaligen Drei-Stunden-Nacht problemlos über<br />
den nächsten Tag, manchmal sogar mit ungeahnter Energie. Erst<br />
nach vier Wochen Wachliegen – und zwar jede Nacht – spricht<br />
man von einer Schlafstörung.<br />
Schlaf ist lebensnotwendig. Wir halten es länger<br />
ohne Essen als ohne Schlaf aus. Wir regenerieren, unser<br />
Immunsystem baut sich auf, Wachstumshormone erneuern die<br />
Zellen, die Verdauung wird gefördert – all das geschieht im Schlaf,<br />
sozusagen über Nacht.<br />
Während die Fledermaus 20 Stunden, die Giraffe eine halbe<br />
Stunde Schlaf benötigt, bewegt sich der Mensch mit seinem<br />
jeweils individuellen Schlafbedürfnis irgendwo dazwischen, im<br />
Durchschnitt bei circa sechs bis acht Stunden pro Tag. Das negative<br />
Image, das dem Schlaf zuweilen anhaftet, besitzt er zu<br />
Unrecht – was zum Teil auch damit zusammenhängen mag, dass<br />
Schlafen nach einer gekonnten Simulation aussieht: Scheinbar tut<br />
sich nichts, der Schlafende versinkt im Ruhezustand, die Ver bin -<br />
dungen zur Außenwelt werden vorübergehend gekappt. Doch in<br />
Wirklichkeit ist das Gehirn jetzt hochaktiv – „zum Teil stärker als<br />
im Wachzustand“, wie Prof. Zulley hervorhebt. Immer noch ist das<br />
Phänomen Schlaf – von Träumen ganz zu schweigen – vergleichs -<br />
weise unerforscht und bietet viel Raum für Spekulationen und<br />
Mysterien, vielleicht auch durch seine immer wieder zitierte Nähe<br />
zum Tod, als dessen kleiner Bruder der Schlaf bezeichnet wird.<br />
Neuere Studien, die sich zum Beispiel mit dem Thema „Lernen im<br />
Schlaf“ beschäftigen, zeigen, dass hier für die Zukunft der<br />
Forschung noch ein weites Feld brachliegt, dessen Ent deckung zu<br />
Gewinn bringenden Erkenntnissen führen kann. Fest steht: Mit<br />
verschwendeter Lebenszeit hat der Schlaf nichts zu tun – dazu<br />
birgt die Welt, die sich hinter den geschlossenen Lidern öffnet,<br />
viel zu viel ... ✺<br />
Momentum 2· 2007<br />
43
Stil der <strong>Zeit</strong> Jade<br />
Mythos eines Minerals<br />
Der „Liebling der Weisen“, wie Konfuzius die Jade nannte,<br />
gilt weltweit als Sinnbild für das Schöne, Gute und Kostbare.<br />
Neben Eigenschaften wie Förderung der Kreativität hat<br />
das Edel-Mineral auch seine „harten“ Seiten<br />
Text Alexandra Kindermann<br />
44 Momentum 2· 2007<br />
Halskette aus 63<br />
Jadeperlen in rei nem<br />
Smaragd grün –<br />
versteigert im November<br />
2006 bei<br />
Christie’s in Hong -<br />
kong für 2.882.770<br />
US-Dollar
Ein Edelstein von einmaligem Mythos und symbolischer<br />
Kraft – seit Jahrtausenden übt Jade wegen<br />
ihrer Schönheit und vielfältigen Aus drucksmög -<br />
lichkeiten eine ganz besondere An ziehungskraft<br />
auf die Menschen weltweit aus. In seiner höchsten<br />
Qualität kann der Stein kostbarer als Diamanten<br />
sein, und vor allem in Asien gilt Jade als das edelste aller<br />
Mineralien. Dort besagt ein Sprichwort: „Ein Preis für Gold lässt<br />
sich finden, doch Jade ist unbezahlbar.“ Mehr noch: In dem Stein<br />
des Himmels erkennen die Chinesen die fünf konfuzianischen<br />
Grundtugenden: Nächstenliebe, Bescheidenheit, Mut, Gerechtig -<br />
keit und Weisheit.<br />
Seit ungefähr 7.000 Jahren ist der Edelstein mit dem<br />
dezenten Wachsglanz bekannt und wird mit seinen vielen feinen<br />
grünen Nuancen – auch weißen, grauen bis schwarzen, gelben,<br />
orangefarbenen und zartvioletten Schattierungen – wie ein Mythos<br />
verehrt. <strong>Die</strong> begehrteste Variante, mit lichtdurchlässigem Smaragd -<br />
grün, wird als Kaiser- oder Imperial-Jade bezeichnet. Chinesen<br />
nennen sie poetisch fei cai, was „schillernde Feder des Eisvogels“<br />
bedeutet. Dabei hat für sie ein sattes Grün mit tiefer Transparenz,<br />
ohne Einschlüsse und mit betörendem Glanz den höchsten Wert.<br />
48 verschiedene Bezeichnungen<br />
existieren alleine nur für die Grün -<br />
Was Gold und Dia-<br />
schattierungen, die Kenner wie -<br />
manten für das Abend-<br />
derum in sieben Haupt qua -<br />
land, ist die Jade seit über<br />
7.000 Jahren für die asiatischen<br />
litäten unterteilen: vom in ten-<br />
Länder, wo sie den Ruf als edelstes<br />
siven, gleichmäßigen Grün<br />
aller Mineralien genießt.<br />
der Imperial-Jade über Apfel -<br />
<strong>Die</strong>ser Jade-Armreif stammt aus China,<br />
grün, Spinatgrün bis hin zu<br />
aus dem späten 19. Jahrhundert.<br />
Sein Wert wurde auf 150.000 UShelleren<br />
und stärker gefleck ten<br />
Dollar taxiert<br />
Tönen. In den USA und in<br />
Europa sind Smaragdgrün und<br />
Spinatgrün am verbreitetsten. Im<br />
Schmuckbereich immer beliebter<br />
werden auch die feinen violetten Nuan -<br />
cen der Lavendel-Jade. <strong>Die</strong> höchsten Preise<br />
erzielt aber nach wie vor das seltene, an den<br />
Rändern durchscheinende Smaragdgrün der Imperial-Jade. In<br />
Fernost dagegen schätzen viele Liebhaber auch das reine Weiß<br />
oder dezente Gelb mit leicht rosafarbenem Unterton. Erst im vergangenen<br />
November wurde dies wieder mal bewiesen: Eine<br />
weiße Jade-Vase mit Deckel aus der Qianglong-Periode (1736–<br />
1795), die zur weltweit berühmten Alan und Simone Hartman-<br />
Kollektion zählte, wurde für den Rekordpreis<br />
Aus dem <strong>Zeit</strong>raum<br />
600–800 v. Chr.<br />
stammt diese Jade-<br />
Maske der Mayas<br />
aus Honduras,<br />
die im Britischen<br />
Museum in London<br />
zu sehen ist<br />
von 1.449.053 US-Dollar versteigert.<br />
Ob Mythos oder magische Anzie -<br />
hungskräfte – in prähistorischer <strong>Zeit</strong> wurde<br />
Jade vor allem wegen ihrer Zähigkeit geschätzt,<br />
die sie zu einem idealen Material für Waffen<br />
machte. Denn die Härte von Jade übertrifft<br />
die von Stahl um fast das Doppelte. Mit dem<br />
Edelstein lässt sich sogar Glas und Stahl ein-<br />
Geflügelter Tiger<br />
aus hellgrüner,<br />
halbtransparenter<br />
Jade – ein Meisterwerk<br />
des 1974<br />
geborenen Wang<br />
Junyi aus China. <strong>Die</strong><br />
beiden Flügel symbolisieren<br />
doppelte<br />
Macht<br />
Momentum 2· 2· 2007<br />
Fotos: Bridgeman Art, Corbis, Getty Images, The British Library, Los Angeles County Museum of Art, Pacific Asia Museum, Christie´s Images Ltd. (3)<br />
41 45
Stil der <strong>Zeit</strong> Jade<br />
ritzen. Bereits vor 7.000 Jahren galt Jade in China als yu, als königlicher<br />
Edelstein. In der langen Kulturgeschichte Asiens hatte das<br />
edle Mineral immer eine ganz besondere Bedeutung – vergleichbar<br />
mit derjenigen, die Gold und Diamanten im Abendland besaßen.<br />
Man verwendete Jade für feinste Objekte und Kultfiguren wie<br />
auch als Grabbeigaben für hochrangige Mitglieder der Kaiser -<br />
häuser. Ihren höchsten Wert erreichte sie in der Epoche der<br />
„Streitenden Reiche“ (481–221 v. Chr.): Ganze Städte wurde gegen<br />
den Stein des Himmels eingetauscht.<br />
Doch auch in anderen Teilen der Welt wird Jade seit jeher<br />
verehrt. <strong>Die</strong> Mayas, Azteken und Olmeken Mittel -<br />
amerikas schätzten den Edelstein zu präkolumbianischer<br />
<strong>Zeit</strong> höher als Gold. Selbst im<br />
alten Ägypten wurde Jade als Stein der<br />
Liebe, des inneren Friedens, der Harmonie<br />
und Ausgeglichenheit verehrt.<br />
Genau genommen ist Jade ein<br />
Oberbegriff für zwei unterschiedliche Edelsteine:<br />
Nephrit und Jadeit. Der Name geht zurück auf das<br />
spanische „piedra de ijada“, was Lendenstein bedeutet,<br />
denn Jade galt bei den Indianern Südamerikas als Nie -<br />
renheilmittel. Erst seit Beginn des 19. Jahrhunderts werden<br />
die beiden Mineralien unterschieden, die sich in Aussehen,<br />
Härte und Bearbeitungseigenschaften derart ähneln, dass nur<br />
Kenner sie auf den ersten Blick unterscheiden können. Seltener,<br />
kostbarer und etwas zäher ist Jadeit. Wobei die Farbverteilung bei<br />
beiden Mineralien meist unterschiedlich ist. Sowohl Nephrit als<br />
auch Jadeit sind häufig von Äderchen, Flecken und Streifen durchzogen,<br />
was aber keinen Makel bedeutet. Im Gegenteil: Manche<br />
dieser Muster gelten als besonders kostbar. Warum Jade, besonders<br />
Nephrit, den ganzen Globus eroberte, liegt auch an seinen Fund -<br />
stellen: Von Asien bis Guatemala, von Neuseeland bis in die<br />
46 Momentum 2· 2007<br />
Schweizer Alpen, selbst in Russland kommt sie<br />
vor. Hingegen stammt die kostbarste Jadeit-Qualität<br />
aus den entlegenen Tälern im Norden Burmas, dem heutigen<br />
Myanmar.<br />
Schon beim Abbau braucht man einen guten Riecher<br />
oder viel Glück. So sollen 500 Arbeiter einen ganzen Berg in<br />
Burma abgetragen haben. Schließlich wurden nur drei Jadesteine<br />
in der Größe einer Murmel gefunden, ihr Wert allerdings war<br />
beachtlich – 600.000 US-Dollar jeweils. <strong>Die</strong> exakten Fundorte zählen<br />
zu den bestgehüteten Geheimnissen ganzer Händlergeneratio -<br />
nen. Um Mitbewerber zu irritieren, verbreiten sie sogar skurrile<br />
Legenden: Ausgerechnet bei den Fundstellen trieben Kannibalen<br />
ihr Unwesen, oder bei Vollmond sollten Jungfrauen durch die<br />
Flüsse schreiten, um die Edelsteine an die Oberfläche zu locken.<br />
Tatsächlich wird der eher unscheinbare Stein erst zum vollendeten<br />
Objekt der Begierde in den Schleifereienzentren von Kanton, Peking<br />
und Hongkong mittels Carborundum und Diamantpulver. Da Jade<br />
in der Regel nicht trans-<br />
Aus Nephrit wurde dieser Hase geschnitzt,<br />
er stammt aus der <strong>Zeit</strong> der chinesischen<br />
Tang-Dynastie (618–906 v. Chr.). Erst seit<br />
Beginn des 19. Jahrhunderts unterscheidet<br />
man die beiden Materialen Jadeit und Nephrit,<br />
die für Laien kaum auseinanderzuhalten sind<br />
Oben: Um die Jade in Form zu bringen, wurde<br />
im 19. Jahrhundert eine Drehbank benutzt<br />
(chinesische Tuschezeichnung, 19. Jh.)<br />
Links: Jade-Siegel des Chinesen Wang<br />
Junyi – fünf transparente Fledermäuse vor<br />
dunkelgrünen Wolken symbolisieren die<br />
„Ankunft der fünf Segnungen“<br />
parent ist, dafür einen<br />
feinen Glanz besitzt, ist<br />
der Cabochon die am<br />
besten geeignete Form.<br />
So wurde 1991 der teu-
erste Jade-Cabochon von 33 x 19 x 15 mm als Ring ge -<br />
fasst und für 2.4 Millionen US-Dollar in Hongkong<br />
versteigert.<br />
Der Besuch eines Jademarktes, ob in<br />
Hongkong oder Rangoon, oder einer der berühmten<br />
Jadeauktionen in Ping Chow, drei Schiffsstunden<br />
nordwestlich von Hongkong, sowie des alljährlichen<br />
„Gems, Jade and Pearls Emporiums“ in Myanmar<br />
vermittelt einen guten Eindruck von der Bedeu -<br />
tung, die dieser Edelstein besitzt. In Ping Chow<br />
werden Rohlinge in allen Größen und Formen<br />
versteigert, die von Schnitzern zu kleinen Skulp -<br />
Links: Eine Jadeschnitzerin aus Anyang in<br />
der chinesischen Provinz Henan bearbeitet<br />
den königlichen Edelstein<br />
Mitte: Shou Lao, der „Gott des langen Lebens“,<br />
Jadefigur aus China, 17. Jh., zu sehen im<br />
Fitzwilliam Museum, Cambridge, Großbritannien<br />
turen, Gefäßen, Ohrringen, Broschen oder zu Kugeln für Colliers<br />
verarbeitet werden. „Das Problem ist, dass keine zuverlässige Methode<br />
existiert, mit der man bestimmen kann, wie viel hochwertige<br />
Jade in einem Rohling verborgen ist“, erklärt Yang Mei Lin. <strong>Die</strong><br />
Jade-Expertin von Christie’s verrät aber auch: „Man kann kleine<br />
Löcher in den Stein bohren, würde man ihn allerdings teilen, liefe<br />
man Gefahr, die besten Schichten zu zerstören. Deshalb verlassen<br />
sich Experten vor allem auf ihr Gefühl und ihre Er fah -<br />
rung.“ Bei Mei Lins Bewertung ist die Kom bi na -<br />
tion aus Farbe, Sattheit, Lebhaftigkeit, Gleich -<br />
mäßigkeit und Rein heit das wichtigste Krite ri -<br />
um. Doch auch Transparenz, Struktur und Ober -<br />
fläche spielen eine Rolle. Je perfekter, desto teurer<br />
der Stein. Es gibt keine einheitli chen Kriterien,<br />
wie zum Beispiel die „4 C“ bei den Diamanten,<br />
um den Wert einer Jade festzustellen.<br />
„Liebling der Weisen“ – Konfuzius<br />
hatte Recht. Doch weshalb Jade weltweit derart<br />
begehrt ist, liegt vermutlich auch an ihren märchenhaften<br />
Geschichten: Ein Meisterschnitzer<br />
aus Mandalay ging jeden Morgen in seine Werk -<br />
statt und stieß sich regelmäßig den Zeh an einem<br />
rußigen Brocken, der ihm seit Jahren als Türstopper<br />
diente. Vor Schmerz fluchend, schmiss er ihn aus dem<br />
Fenster. Ein Lehrling, der an dem Stein seine<br />
Schleifkunst üben wollte, barg ihn aus dem Schlamm.<br />
Der Rest der Geschichte ist ein reales Mär chen:<br />
„Wolken aus Kristallstaub flogen durch die Luft,<br />
und ein smaragdgrüner Streifen kam zum<br />
Vorschein.“ Über ein Kilo Jade wurde geborgen. Der<br />
Meister schuf daraus ein Collier aus 27 Jadeperlen und taufte es<br />
„doppelter Glücksbringer“. Edmond Chin, Mei Lins Vorgänger bei<br />
Christie’s, spürte das Schmuckstück auf und versteigerte es 1997<br />
in Hongkong. Es erzielte 9,4 Millionen US-Dollar – bis heute das<br />
kostbarste Jadeschmuckstück der Welt. ✺<br />
Stolze 1,53 x 2,25 Meter misst der Streitwagen<br />
aus Jade, der der chinesischen Qin-Dynastie<br />
(221–206 v. Chr.) entstammt<br />
Momentum 2· 2007<br />
47
Quellen: brand eins, Mitchell Symons: „Wussten Sie schon ...?“, Christoph Koch: „Zahlen, bitte!“, www.guinnessbuch.de u.a.<br />
<strong>Zeit</strong>fenster Zahlen & Fakten<br />
48 Momentum 2· 2007<br />
Wussten Sie, dass die „Götterdämmerung“ des deutschen Komponisten Richard Wagner (1813–1883) die längste<br />
Oper ist? Sie dauert 6 Stunden – inklusive Pause. <strong>Die</strong> kürzeste Oper ist mit 7 Minuten, 27 Sekunden<br />
„<strong>Die</strong> Errettung des Theseus“ von dem französischen Komponisten Darius Milhaud (1892–1974).<br />
Faultiere, die 75 Prozent ihres Lebens mit Schlafen verbringen, bewegen sich so langsam,<br />
dass sich auf ihrem Pelz ungestört grüne Algen entwickeln können.<br />
Der indische Arzt Dr. Kauromal M. Chandiramani (geb. 9. Mai 1899) war vom 22. September 1923 bis 9. Mai 1999,<br />
seinem 100. Geburtstag, 75 Jahre und 198 Tage als praktischer Arzt in Mumbai, Indien, tätig – und damit<br />
der älteste praktische Arzt weltweit.<br />
Der längste im Internet übertragene Live-Auftritt wurde vom 15. bis 17. September 2004<br />
von dem Italiener Christian Calcatelli durchgeführt, der dazu in der<br />
Alberto-Sordi-Gallerie in Rom 60 Stunden und 1 Minute<br />
lang Klavier spielte.<br />
Der Beatles-Song „A Day in the Life“ endet<br />
mit einem 40 Sekunden lang gehaltenen Ton.<br />
Brian Jahrsdoerfer und Michel Lavoie spielten gegen Peter Okpokpo und Warner Tse<br />
(alle USA) vom 13. bis 15. April 2006 im Westside Tennis Club in Houston, Texas (USA)<br />
mit 48 Stunden, 15 Minuten das längste wettkampforientierte Tennis-<br />
Doppelmatch aller <strong>Zeit</strong>en.<br />
Bei Männern ab dem 50. Lebensjahr verkürzt sich die nächtliche Schlafenszeit um 27 Minuten<br />
pro Lebensjahrzehnt.<br />
Im 13. Jahrhundert begannen die Chinesen, Botschaften in Mondkuchen einzubacken, um sie<br />
an den mongolischen Besatzern vorbeizuschmuggeln – die Geburtsstunde der Glückskekse. Im Jahr 1964 wurden<br />
Glückskekse zum ersten Mal maschinell hergestellt.
Transport Momentaufnahme<br />
Transport im Wandel der <strong>Zeit</strong><br />
Nepal, in der Nähe von Kathmandu, 1948: 60 Träger befördern einen Mercedes auf langen Baumstämmen<br />
über steinige Wege nach Indien. Räder wären hier zwecklos – außer in der Hauptstadt Kathmandu gibt es im Nepal<br />
der 40er-Jahre keine modernen Straßen, die für Autos geeignet wären<br />
Momentum 2· 2007<br />
49<br />
Foto: Volkmar K. Wentzel/National Geographic Image Collection
Zukunftsmomente Abonnement & Impressum<br />
✄<br />
Impressum<br />
50 26 Momentum 2· 3· 2007 2006<br />
Möchten Sie regelmäßig spannende und inspirierende Beiträge zum Thema „<strong>Zeit</strong>“ lesen?<br />
Dann abonnieren Sie kostenlos Momentum! Und wenn Sie noch mehr über <strong>Glashütte</strong> <strong>Original</strong><br />
erfahren wollen, schicken wir Ihnen gerne gratis die Manufaktur-DVD und den Gesamtkatalog zu.<br />
■ Frau ■ Herr<br />
Name Vorname<br />
Firma<br />
Straße Nr.<br />
PLZ Wohnort Land<br />
Telefon E-Mail<br />
■ Ich möchte Momentum kostenlos für ein Jahr abonnieren (3 Ausgaben)<br />
■ deutsche Version ■ englische Version<br />
■ Bitte schicken Sie mir gratis die DVD-Edition mit dem Image- und Manufakturfilm<br />
■ Ich freue mich über die kostenfreie Zusendung des Gesamtkatalogs von <strong>Glashütte</strong> <strong>Original</strong><br />
■ Ich möchte gerne per E-Mail über die Neuigkeiten aus der Manufaktur informiert werden<br />
■ Ich besitze bereits eine Uhr von <strong>Glashütte</strong> <strong>Original</strong>, Modell (Referenz-Nr. & Gehäuse-Nr.):<br />
Datum, Unterschrift<br />
Bitte faxen Sie diese Seite an: +49/(0)35053/46-205<br />
Oder registrieren Sie sich im Internet auf www.glashuette-original.com unter dem Menüpunkt „Kontakt“<br />
<strong>Die</strong> nächste Ausgabe von Momentum erscheint im Oktober 2007<br />
Herausgeber<br />
<strong>Glashütte</strong>r Uhrenbetrieb GmbH<br />
Altenberger Straße 1, 01768 <strong>Glashütte</strong>,<br />
www.glashuette-original.com<br />
Tel. +49/(0)35053/46-0, Fax +49/(0)35053/46-205,<br />
E-Mail: momentum@glashuette-original.com<br />
Objektverantwortung: Dominique Daniela Heberling<br />
Verlag & Redaktion<br />
Journal International Verlags- und Werbegesellschaft mbH<br />
Gesamtleitung, V.i.S.d.P.: Gerd Giesler<br />
Chefredaktion: Michèlle Mussler<br />
Koordination & Textchefin: Maike Zürcher<br />
Art Direktion: Frank Krüger<br />
Layout: Sven Kretzer<br />
Produktion: Bettina Lang<br />
Redaktion: Antoinette Schmelter de Escobar,<br />
Bernhard Haselbeck (Bild),<br />
Norbert Misch-Kunert (Schlussredaktion)<br />
Mitarbeiter dieser Ausgabe: Timm Delfs, Elizabeth<br />
Doerr, Virginia Haddon, Alexandra Kindermann,<br />
Norbert Misch-Kunert, A. Schmelter de Escobar,<br />
Übersetzung: English Express, Berlin;<br />
Elizabeth Doerr, Karlsruhe<br />
Verlagsanschrift<br />
Journal International Verlags- und<br />
Werbegesellschaft mbH<br />
Hanns-Seidel-Platz 5, 81737 München,<br />
www.journal-international.com<br />
Verlagsleitung: Stefan Endrös, Gerd Giesler<br />
Redaktionsanschrift<br />
Journal International<br />
Verlags- und Werbegesellschaft mbH<br />
Alte Leipziger Straße 4, 10117 Berlin,<br />
Tel. +49/(0)30/29 36 32-60,<br />
Fax +49/(0)30/29 36 32-77<br />
Anzeigen<br />
Sonja Köneke,<br />
Elitesse Media & PR,<br />
Lucile-Grahn-Straße 39, 81675 München,<br />
Tel. +49/(0)89/410 741 88, Fax +49/(0)89/419 699 33,<br />
s.koeneke@elitesse.net<br />
Druck<br />
Mayr Miesbach<br />
MOMENTUM, Magazin für <strong>Zeit</strong>zeugen und Momentaufnahmen erscheint drei Mal im Jahr auf Deutsch sowie auf Englisch in den Ländern:<br />
Ägypten, Andorra, Argentinien, Aserbaidschan, Bahrain, Bulgarien, Chile, China, Deutschland, Frankreich, Griechenland, Groß bri tannien, Guam, Guatemala, Hongkong,<br />
Iran, Israel, Italien, Japan, Jordanien, Kanada, Karibik, Kasachstan, Kolumbien, Kuwait, Libanon, Luxemburg, Macao, Malaysia, Marokko, Mexiko, Niederlande, Österreich,<br />
Oman, Pakistan, Panama, Philippinen, Portugal, Qatar, Russland, Saudi-Arabien, Schweden, Schweiz, Singapur, Slowakei, Slowenien, Spanien, Südafrika, Syrien, Taiwan,<br />
Thailand, Türkei, Ukraine, Ungarn, USA, Venezuela, Vereinigte Arabische Emirate
Foto: Sam Taylor Wood<br />
Alexander McQueen,<br />
Modedesigner.<br />
Er reist mit seiner eigenen Kreation<br />
für Samsonite Black Label.<br />
London: Sloane Street, Royal Exchange, Regent Street, Harrods, Selfridges Milano: Matteotti<br />
Madrid: José Ortega y Gasset Brussels: Waterloolaan Berlin: Friedrichstrasse, KaDeWe<br />
Athens: Attica Amsterdam: Bijenkorf Moscow: GUM, Red Square samsoniteblacklabel.com
Der Perfekte Bleistift<br />
radiert schreibt spitzt<br />
Tradition verpflichtet<br />
Bleistiftverlängerer mit eingebautem Spitzer,<br />
platiniert oder aus 925er Sterlingsilber, Taschenbleistift<br />
aus kanneliertem Zedernholz mit Radiergummi unter<br />
der Kappe, in Braun oder Tiefschwarz.<br />
In platinierter Ausführung auch in der Cassette No. I<br />
aus fein kanneliertem Erlenholz mit schwerem, hochglänzend<br />
poliertem Metalldeckel erhältlich.<br />
Schloß Stein A. W. Graf von Faber-Castell<br />
A.W. Faber-Castell Vertrieb GmbH • 90546 Stein • Germany • Internet: www.Graf-von-Faber-Castell.com