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Göttinger Leitfaden für OP-Manager - ZARI

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Der Anaesthesist<br />

Zeitschrift <strong>für</strong> Anästhesie · Intensivmedizin ·<br />

Notfall- und Katastrophenmedizin · Schmerztherapie<br />

Elektronischer Sonderdruck <strong>für</strong><br />

M. Bauer<br />

Ein Service von Springer Medizin<br />

Anaesthesist 2010 · 59:69–79 · DOI 10.1007/s00101-009-1662-5<br />

© Springer-Verlag 2010<br />

M. Bauer · J. Hinz · A. Klockgether-Radke<br />

<strong>Göttinger</strong> <strong>Leitfaden</strong> <strong>für</strong> <strong>OP</strong>-<strong>Manager</strong><br />

www.DerAnaesthesist.de<br />

zur nichtkommerziellen Nutzung auf der<br />

privaten Homepage und Institutssite des Autors


Anaesthesist 2010 · 59:69–79<br />

DOI 10.1007/s00101-009-1662-5<br />

Online publiziert: 24. Januar 2010<br />

© Springer-Verlag 2010<br />

Redaktion<br />

E. Martin, Heidelberg<br />

M. Bauer, Göttingen<br />

Das <strong>OP</strong>-Management stellt ein zentrales<br />

Element des modernen Krankenhausmanagements<br />

dar. Die wesentlichen<br />

Tätigkeitsfelder umfassen<br />

die Aufbau- und Ablauforganisation,<br />

das Berichtswesen sowie Führung<br />

und Kommunikation.<br />

Die gesellschaftspolitischen Vorgaben<br />

verpflichten die Krankenhausträger zu einer<br />

effizienten Allokation der knappen Finanzmittel.<br />

Hierzu bedarf es einer betrieblichen<br />

Reorganisation von wirtschaftlich<br />

relevanten Kernprozessen innerhalb der<br />

Patientenbehandlungskette. Der <strong>OP</strong>-Bereich<br />

zählt neben der Intensivmedizin zu<br />

den kostenintensivsten Bereichen der stationären<br />

Patientenversorgung.<br />

Als Zielpunkt gilt unter den bestehenden<br />

Bedingungen der fallbasierten Pauschalvergütung<br />

die Realisierung einer<br />

optimalen Relation von Selbstkosten zu<br />

produzierter Leistungsmenge je Zeiteinheit<br />

(Produktivität). Um eine hohe Produktivität<br />

zu erzielen, müssen einerseits<br />

die Prozessabläufe bei der medizinischen<br />

Leistungserstellung verzögerungsarm sowie<br />

störungsstabil angelegt sein und andererseits<br />

das kostenintensive Personal bedarfsgerecht<br />

eingesetzt werden.<br />

Aufbauorganisation<br />

Die Aufbauorganisation definiert den<br />

ordnungspolitischen Rahmen, in dem<br />

Prozesse ablaufen. Unzulänglichkeiten<br />

im Aufbau der Organisation bedingen<br />

daher zwingend Unzulänglichkeiten in<br />

der Funktion. Somit kommt der effizienzorientierten<br />

Ausgestaltung der Aufbauorganisation<br />

eine entscheidende Wertigkeit<br />

zu.<br />

Trends und Medizinökonomie<br />

M. Bauer · J. Hinz · A. Klockgether-Radke<br />

Zentrum Anaesthesiologie, Rettungs- u. Intensivmedizin,<br />

Universitätsmedizin Göttingen<br />

<strong>Göttinger</strong> <strong>Leitfaden</strong><br />

<strong>für</strong> <strong>OP</strong>-<strong>Manager</strong><br />

Infrastruktur<br />

Bau bestimmt Funktion. Bauliche Zustände<br />

in deutschen Krankenhäusern, die dem<br />

heutigen Funktionsanspruch entgegenstehen,<br />

sind weit verbreitet:<br />

F Dezentrale <strong>OP</strong>-Einheiten verhindern<br />

durch den bestehenden Vorhaltungsbedarf<br />

an kostenintensivem Personal<br />

und durch aufwendige Versorgungswege<br />

relevante Rationalisierungspotenziale<br />

und erschweren die zentrale<br />

Koordination sowie Steuerung<br />

des Gesamtkomplexes.<br />

F Wege- und Transportkapazitäten verhindern<br />

bei zu knapper Bemessung<br />

den zeitgerechten An- und Abstrom<br />

von Patienten und Versorgungsmaterial.<br />

F Raumkonzepte verhindern bei inadäquater<br />

Ausgestaltung eine zeitgerechte<br />

präoperative Patientenbereitstellung,<br />

die effiziente anästhesiolo-<br />

Infobox 1 Praktische Tipps zum <strong>OP</strong>-Neubau<br />

gische Vorbereitung, die flexible Wahl<br />

des <strong>OP</strong> sowie eine ausreichend hohe<br />

und bedarfsgerechte postoperative<br />

Überwachungskapazität.<br />

Hieraus geht hervor, dass generell eine<br />

funktionsorientierte Bauweise <strong>für</strong> effiziente<br />

Prozesse unabdingbar ist. Da effiziente<br />

Prozesse zur Erzielung eines positiven<br />

Deckungsbeitrags unter dem fallpauschalierten<br />

Entgeltsystem essenziell<br />

sind, stellt sich jedem Krankenhausträger<br />

zwangsläufig die Frage, in welchem<br />

Ausmaß die vorhandene Baumasse dem<br />

übergeordneten Ziel der Funktion entgegensteht.<br />

Das Verhältnis von Investitionskosten<br />

<strong>für</strong> den <strong>OP</strong>-Neubau und „return<br />

on investment“ durch zeitgemäße Funktion<br />

ist in letzter Konsequenz eine wesentliche<br />

Ursache <strong>für</strong> die zu beobachtende rege<br />

Bautätigkeit an deutschen Krankenhäusern<br />

(. Infobox 1).<br />

F Der Experte vor Ort ist nicht der Architekt, sondern der Prozessverantwortliche<br />

F Vermeide dezentrale Einheiten<br />

F Achte auf räumliche Verzahnung des <strong>OP</strong> mit der Zentralsterilisation<br />

F Trenne Patienten- von Besucher-, Lieferanten- und Personalströmen (Magistralenkonzept)<br />

F Kalkuliere die Transportkapazität (z. B. Versorgungs- und Personenaufzüge) nicht am mittleren,<br />

sondern am Spitzenaufkommen (einschließlich Ausfallreserve)<br />

F Standardisiere zur Minimierung der Fachabteilungsbindung die <strong>OP</strong> in Größe (z. B. 50 m 2 ) und<br />

Ausstattung (z. B. Säulen, Tischsysteme, Leuchtmittel)<br />

F Plane die Operationen <strong>für</strong> infektiöse Patienten (Operation der Gruppe 4 in Raumklasse 1, Typ B)<br />

in den Zentral-<strong>OP</strong> (keine dezentralen Einheiten), aber mit separater Ein- und Ausleitung<br />

F Kalkuliere die präoperative Wartezone/Holding ausreichend groß (Zentral-<strong>OP</strong>=Anzahl der <strong>OP</strong>•1;<br />

Ambulanz-<strong>OP</strong>=Anzahl der <strong>OP</strong>•2−4)<br />

F Plane sowohl zentrale Einleitungen (ZE, 1 ZE/3–6 <strong>OP</strong>) als auch Einzeleinleitungen<br />

(Kinder, infektiöse Patienten)<br />

F Plane sterile Rüstzonen (RZ, 1 RZ/1–2 <strong>OP</strong>)<br />

F Kalkuliere die Aufwachraumplätze quantitativ (Anzahl der <strong>OP</strong>•1−2) und qualitativ<br />

(anteilige Beatmungsmöglichkeit, abgeschirmte Kinderecke, Arztbesetzung) ausreichend<br />

F Bedenke Mitarbeiterorientierung (Tageslicht, Mensa, Dienstzimmer)<br />

Der Anaesthesist 1 · 2010 |<br />

69


Stellenbeschreibung<br />

Grundsätzlich gilt es, in der Stellenbeschreibung<br />

zwischen <strong>OP</strong>-<strong>Manager</strong> und<br />

<strong>OP</strong>-Koordinator zu unterscheiden:<br />

Der <strong>OP</strong>-Koordinator ist beauftragt, das<br />

operative Tagesgeschäft unter Vermeidung<br />

bzw. Minimierung von Prozessbrüchen<br />

und -ineffizienzen zu gestalten (Ablauforganisation).<br />

In die Verantwortlichkeit<br />

des <strong>OP</strong>-Koordinators fallen somit:<br />

F termingerechter Abruf von Patienten<br />

in den <strong>OP</strong>,<br />

F Zuweisung eines <strong>für</strong> den entsprechenden<br />

Eingriff geeigneten <strong>OP</strong>,<br />

F koordinierende Kommunikation mit<br />

den an der Leistungserbringung beteiligten<br />

Berufsgruppen und<br />

F Planumstellung bei Auftreten von unvorhersehbaren<br />

Ereignissen (Komplikation,<br />

Notfall etc.).<br />

Der <strong>OP</strong>-<strong>Manager</strong> ist neben der Ablauforganisation<br />

verantwortlich <strong>für</strong>:<br />

F strategische und trägerorientierte<br />

Definition von Saalbetriebszeiten,<br />

F bedarfsgerechte Allokation der fachabteilungsspezifischen<strong>OP</strong>-Kapazitäten,<br />

F Finalisierung der Operationsanmeldungen<br />

aus den einzelnen operativen<br />

Bereichen zu einem <strong>für</strong> den Gesamtbetrieb<br />

effizienten <strong>OP</strong>-Plan,<br />

F valide und vollständige Dokumentation<br />

des intraoperativen Leistungsgeschehens,<br />

F Implementierung eines transparenz-<br />

und effizienzdienlichen Berichtswesens,<br />

F Einhaltung sicherheitsrelevanter<br />

Standards (Zugangsberechtigungen,<br />

Patientenbereitstellung),<br />

F organisatorische und fakultativ disziplinarische<br />

Führung der <strong>OP</strong>-Funktionsdienste,<br />

F störungsarme Integration notwendiger<br />

Renovierungs- und Baumaßnahmen,<br />

F Einhaltung der Hygienevorschriften,<br />

F zeitgerechte Bereitstellung des benötigten<br />

Instrumentariums (Materiallogistik)<br />

sowie<br />

F umfassende Kostenstellenverantwortung<br />

<strong>für</strong> den <strong>OP</strong>-Bereich.<br />

70 | Der Anaesthesist 1 · 2010<br />

Trends und Medizinökonomie<br />

Die Anforderungen an die Persönlichkeitsstruktur<br />

eines <strong>OP</strong>-<strong>Manager</strong>s sind<br />

mannigfaltig. So benötigt ein <strong>OP</strong>-<strong>Manager</strong><br />

neben dem unabdingbaren medizinischen<br />

Sachverstand fundierte betriebswirtschaftliche<br />

Kenntnisse, da ihm<br />

die Steuerung des Leistungsgeschehens<br />

in einem Hochkostenbereich der medizinischen<br />

Versorgung obliegt. Des Weiteren<br />

sind ausgeprägte Kommunikationsfreude<br />

sowie eine gewisse soziale Kompetenz<br />

und Intelligenz essenziell. Dabei darf<br />

es der Person allerdings nicht an Selbstbewusstsein,<br />

„Augenhöhe“ mit den klinischen<br />

Abteilungsleitern, Konfliktbereitschaft,<br />

Durchsetzungsvermögen und<br />

sachlicher Härte mangeln. Das genannte<br />

Anforderungsprofil an die Stelle des „<strong>OP</strong>-<br />

<strong>Manager</strong>s“ erklärt, weshalb in den Stellenbeschreibungen<br />

ganz überwiegend zusätzlich<br />

das formale Charakteristikum eines<br />

akademischen Werdegangs erwartet wird.<br />

Dies ist in praxi eine wesentliche Abgrenzung<br />

zur Stelle des „<strong>OP</strong>-Koordinators“, die<br />

in vielen deutschen Krankenhäusern sehr<br />

engagiert und kompetent durch Angehörige<br />

der Pflegeberufe ausgeübt wird.<br />

Organigramm<br />

<strong>OP</strong>-Management zielt auf eine effiziente<br />

Funktion des medizinischen Behandlungsablaufs.<br />

Da an der intraoperativen<br />

Leistungserstellung multiple und hoch<br />

spezialisierte Berufsgruppen beteiligt sind<br />

und das operative Vorgehen einer patientenabhängigen<br />

Varianz unterliegt, sind die<br />

Abstimmung und Prozessverzahnung besonders<br />

komplex. Insofern ist ein hoher<br />

organisatorischer Aufwand evident, der<br />

systemimmanent immer mit inter- und<br />

intraprofessionellen Konflikten einhergeht.<br />

Ohne eine verbindliche Festlegung<br />

der Kompetenzen des <strong>für</strong> die <strong>OP</strong>-Logistik<br />

Verantwortlichen wird die Prozesssteuerung<br />

durch Widerstände am Prozess Beteiligter<br />

gestört bzw. verhindert werden.<br />

Es empfiehlt sich daher, die Funktion des<br />

<strong>OP</strong>-<strong>Manager</strong>s nicht nur mithilfe der Stellenbeschreibung<br />

zu definieren, sondern<br />

auch in einem Organigramm zu verankern.<br />

Die hierarchische Verankerung der<br />

Stelle des <strong>OP</strong>-<strong>Manager</strong>s erfolgt im betrieblichen<br />

Organigramm üblicherweise<br />

als Stabsstelle mit direkter Unterstellung<br />

unter den Vorstand. Vorteil dieser Anbindung<br />

ist die gesicherte Unabhängigkeit<br />

gegenüber den klinischen Leistungserbringern.<br />

Ein weniger häufig gewähltes Modell<br />

stellt die Delegation der <strong>OP</strong>-Management-Funktion<br />

an einen bestimmten ärztlichen<br />

Mitarbeiter einer an der Leistungserstellung<br />

im <strong>OP</strong> beteiligten Abteilung<br />

bei gleichzeitiger Unterstellung desselben<br />

unter den betreffenden verantwortlichen<br />

Abteilungsleiter dar. Hierbei sind Interessenkonflikte<br />

und Doppelbindsituationen<br />

vorprogrammiert, sodass eine solche Lösung<br />

allenfalls <strong>für</strong> Mitarbeiter anästhesiologischer<br />

Abteilungen erwogen werden<br />

sollte, da diese in der Allokation des operativen<br />

Leistungsgeschehens als weitestgehend<br />

objektiv gelten können.<br />

Ablauforganisation<br />

Die Ablauforganisation verfolgt das Ziel,<br />

den intraoperativen Versorgungsprozess<br />

zuverlässig und planungsstabil verzögerungsarm<br />

zu gestalten, um letztlich eine<br />

effiziente Ressourcenauslastung in der<br />

Leistungsvorplanung vornehmen zu können.<br />

Die Notwendigkeit zur Planungsstabilität<br />

bedingt die interdisziplinäre Einhaltung<br />

grundsätzlicher Absprachen. In erster<br />

Linie sind hier die Vereinbarungen zur<br />

Saalöffnungsdauer und fachabteilungsbezogenen<br />

Saalkapazität zu nennen.<br />

Saalöffnungsdauer<br />

Die Saalöffnungsdauer, auch Saalbetriebszeit<br />

oder Saallaufzeit, bildet das Fundament<br />

jeder Prozesslogistik, da durch ihre<br />

Festlegung die Summe der Minuten an<br />

geplant vorgehaltener Öffnungszeit je Saal<br />

und somit die <strong>OP</strong>-Kapazität determiniert<br />

werden. Sie steht in wechselseitiger Beziehung<br />

zu den Arbeitszeiten der angestellten<br />

Mitarbeiter im <strong>OP</strong>. Dies gilt insbesondere<br />

<strong>für</strong> die Berufsgruppe der <strong>OP</strong>-<br />

Funktionsdienste, da nach etablierter Definition<br />

der Saal 15 min nach Arbeitsbeginn<br />

der <strong>OP</strong>-Funktionsdienste als geöffnet<br />

und 15 min vor Arbeitsende der <strong>OP</strong>-<br />

Funktionsdienste als geschlossen gewertet<br />

wird. Die Saalöffnungsdauer ist demnach<br />

30 min kürzer als die Arbeitszeit der<br />

<strong>OP</strong>-Funktionsdienste.


Die Festlegung der Saalöffnungsdauer<br />

ist ein konfliktbehafteter Abstimmungsprozess.<br />

Es gilt, das Trägerinteresse (Ökonomie:<br />

Saalöffnungsdauer >10 h) mit den<br />

Interessen der Arbeitnehmer („human<br />

factor“: Saalöffnungsdauer 10 h die Vorhaltung<br />

der <strong>OP</strong>-Funktionsdienste im Schichtmodus.<br />

Dieser führt bei einer Saalöffnungsdauer<br />

von 10–12 h zu ineffizienten Überkapazitäten<br />

im Tagesverlauf (Doppelpräsenz<br />

während Schichtwechsel). Bei einer<br />

Saalöffnungsdauer >12 h hingegen ist das<br />

Schichtmodell <strong>für</strong> <strong>OP</strong>-Funktionsdienste<br />

effizient, jedoch bestehen Widerstände<br />

vonseiten der Berufsgruppe (Cave: drohender<br />

Personalmangel, wenn die Nachfrage<br />

größer als das Angebot ist), Bedenken<br />

hinsichtlich der Patientenorientierung<br />

(geringe Nachfrage elektiver Patienten<br />

nach Operationsbeginn am Abend)<br />

und gravierende Vorhalteprobleme bei<br />

den ärztlichen Leistungserbringern (Operateure,<br />

Anästhesisten, Pathologen etc.).<br />

Die Problemlösung „ärztliche Arbeit im<br />

Schichtbetrieb“ wird von den Betroffenen<br />

noch entschiedener abgelehnt als in den<br />

Pflegeprofessionen. Es droht somit ein relevanter<br />

Standortnachteil im Wettbewerb,<br />

der in Zeiten eines mindestens latent vorhanden<br />

Ärztemangels zu unbesetzten<br />

Stellen, konsekutiv zur Minderung der<br />

betrieblichen Leistungsfähigkeit und somit<br />

zu Erlösausfällen führen kann.<br />

Andererseits ist eine Saalöffnungsdauer<br />

von


Minuten<br />

10000<br />

5000<br />

0<br />

-5000<br />

-10000<br />

-15000<br />

Operative Fachabteilungen<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11<br />

Abb. 1 8 Beispiel einer Analyse der Soll- zur Istkapazität der operativen Fachabteilungen<br />

arbeitszeitkonforme „lange Regeldienste“<br />

(10 h) an, aufseiten der Pflegeprofessionen<br />

sind innovative Ansätze wie die monetäre<br />

Faktorisierung von Mehrarbeit (z. B. Auszahlung<br />

von 150% des Stundensatzes ab<br />

mehr als 1-h-Mehrarbeit) gefragt.<br />

Allokation der operativen Kapazität<br />

Die <strong>OP</strong>-Kapazität/Zeiteinheit einer operativen<br />

Fachabteilung ist das Produkt aus<br />

der Anzahl der in der betreffenden Zeiteinheit<br />

betriebenen <strong>OP</strong> multipliziert mit<br />

der zugrunde liegenden Saalöffnungsdauer.<br />

Inwieweit eine auf diese Weise vom <strong>OP</strong>-<br />

Management bereitgestellte <strong>OP</strong>-Kapazität<br />

(Sollkapazität) <strong>für</strong> eine operative Fachabteilung<br />

angemessen ist, kann durch die<br />

Berechnung der Abweichung im Ist angegeben<br />

werden. Das Ist kann durch die<br />

Aufsummierung der tatsächlichen Saalöffnungsdauer/<strong>OP</strong><br />

und Tag (Saalöffnung<br />

bis Ende der operativen Maßnahmen des<br />

letzten Falles plus 15 min) hinreichend genau<br />

geschätzt werden.<br />

Zeigt sich eine höhere Ist- als Sollkapazität,<br />

ist dies ein Hinweis auf einen eventuell<br />

bestehenden Mehrbedarf an operativer<br />

Kapazität der jeweiligen Fachabteilung.<br />

Zeigt sich eine niedrigere Ist- als Sollkapazität,<br />

bedeutet dies eine Nichtnutzung von<br />

bereitgestellter und ressourcenbindender<br />

<strong>OP</strong>-Kapazität, gleichbedeutend mit einem<br />

Erlösausfall bei laufenden Vorhaltekosten<br />

und somit das Rationalisierungspotenzial<br />

einer Ineffizienz im intraoperativen Versorgungsprozess<br />

(. Abb. 1).<br />

Nach Festlegung der je Fachabteilung<br />

und Monat bereitzustellenden <strong>OP</strong>-Kapazität<br />

obliegt es dem <strong>OP</strong>-Management, ei-<br />

72 | Der Anaesthesist 1 · 2010<br />

Trends und Medizinökonomie<br />

ne Verteilung der Fachabteilungskapazitäten<br />

über die Arbeitstage derart zu koordinieren,<br />

dass eine homogene und dennoch<br />

bedarfsgerechte Allokation der Gesamtkapazität<br />

gewährleistet ist. Insbesondere<br />

ist es die Aufgabe des <strong>OP</strong>-<strong>Manager</strong>s<br />

zu verhindern, dass an Zeiten/Tagen<br />

mit großer Nachfrage nach <strong>OP</strong>-Kapazität<br />

vonseiten der Operateure (z. B. vormittags,<br />

z. B. dienstags, mittwochs, donnerstags)<br />

eine Überlastung der verfügbaren<br />

personellen und räumlichen Ressourcen<br />

resultiert bzw. dass an Zeiten/<br />

Tagen mit geringer Nachfrage nach <strong>OP</strong>-<br />

Kapazität vonseiten der Operateure (z. B.<br />

nachmittags, z. B. montags, freitags) Ineffizienzen<br />

durch nichtgenutzte Überkapazitäten<br />

entstehen.<br />

Sinnvollerweise wird zwischen <strong>OP</strong>-<br />

Management und operativer Abteilung<br />

(alternativ: Vorstand) eine quartalsweise<br />

zu aktualisierende schriftliche Vereinbarung<br />

getroffen, welche Fachabteilung an<br />

welchen Tagen wie viele Minuten an <strong>OP</strong>-<br />

Kapazität erhält. Hierbei gilt es, viele Aspekte<br />

zu berücksichtigen: z. B. Sprechstunden<br />

der Operateure, Lehrverpflichtungen<br />

der Operateure, Patientenklientel<br />

der Fachabteilung (Kindereingriffe,<br />

ambulante Operationen, Notfallaufkommen).<br />

Das in . Tab. 1 angeführte Beispiel<br />

aus der Praxis zeigt eine solche Vereinbarung<br />

<strong>für</strong> 2 Abteilungen:<br />

F Die gemeinsame Gesamtkapazität ist<br />

homogen auf 3 <strong>OP</strong>/Tag verteilt,<br />

F Die Einzelkapazitäten sind nach Bedarf<br />

auf die Wochentage verteilt.<br />

F Für bestimmte Eingriffe (Kinder, ambulante<br />

Operationen) sind spezielle<br />

Eingriffstage definiert.<br />

F An Tagen mit geringer <strong>OP</strong>-Nachfrage<br />

seitens der Operateure kann durch<br />

Reduktion der bereitgestellten täglichen<br />

Kapazität planungsstabil aufgelaufene<br />

Mehrarbeit abgebaut werden.<br />

Die Übertragung dieses Beispiels aus der<br />

Praxis von 2 auf z. B. 10 operative Fachabteilungen<br />

macht deutlich, dass die Allokation<br />

von operativen Kapazitäten einen<br />

komplexen und konfliktbehafteten Vorgang<br />

darstellt.<br />

<strong>OP</strong>-Planung<br />

Der <strong>OP</strong>-Plan beruht auf der Allokationsmatrix<br />

der <strong>OP</strong>-Kapazität und stellt<br />

die Grundlage des intraoperativen „work<br />

flow“ und somit ein zentrales Werkzeug<br />

des <strong>OP</strong>-<strong>Manager</strong>s zur effizienten Leistungssteuerung<br />

im <strong>OP</strong> dar. Generell sollte<br />

die Kernkompetenz der <strong>OP</strong>-Plan-Erstellung<br />

in den einzelnen operativen Fachabteilungen<br />

angesiedelt sein, da hier die Informationen<br />

bezüglich der individuellen<br />

Besonderheiten der Eingriffe sowie der<br />

Verfügbarkeit und Eignung der Operateure<br />

vorliegen. Mit diesen Informationen<br />

sollte den operativen Fachabteilungen<br />

auch die valide Angabe einer prospektierten<br />

<strong>OP</strong>-Dauer gelingen. Gelingt<br />

dies nur unbefriedigend, kann der <strong>OP</strong>-<br />

<strong>Manager</strong> auf klinikinterne Durchschnittswerte<br />

<strong>für</strong> die entsprechenden Eingriffe zurückgreifen<br />

[eigene Analyse oder Daten<br />

aus dem Krankenhausinformationssystem<br />

(KIS)]. Operateurbezogene Auswertungen<br />

von Operationsdauern sind hingegen<br />

nicht statthaft.<br />

Die Operationsanmeldungen der operativen<br />

Fachabteilungen können online<br />

oder papiergebunden auf einem standardisierten<br />

Vordruck erfolgen, der systematisch<br />

die <strong>für</strong> das <strong>OP</strong>-Management essenziellen<br />

Informationen abfragt:<br />

F geplanter <strong>OP</strong>, geplante Reihung im<br />

<strong>OP</strong>,<br />

F Patientendaten: Name, Vorname, Geburtsdatum,<br />

Fallnummer, Versicherungsstatus,<br />

F Spezifikation des Eingriffs: Operationsart<br />

und -dauer, Operationsteam,<br />

Art des <strong>OP</strong>-Tisches,


F Besonderheiten: Infektionsstatus, falls<br />

vorhanden: Latexallergie und<br />

F Hinweise an das <strong>OP</strong>-Management:<br />

Patient bereits x-mal abgesetzt, Firma<br />

vor Ort, Studienpatient, Operateur<br />

zeitlich gebunden etc.<br />

Die originäre Aufgabe des <strong>OP</strong>-<strong>Manager</strong>s<br />

besteht einerseits in der Überprüfung der<br />

Operationsanmeldungen hinsichtlich der<br />

Realisierbarkeit (s. unten) und andererseits<br />

in der Zusammenführung der einzelnen<br />

<strong>OP</strong>-Vorpläne in einen fachabteilungsübergreifenden<br />

Vor- und Endplan,<br />

in dem eventuelle Abteilungsinteressen<br />

hinter den übergeordneten Trägerinteressen<br />

„Auslastung“ und „Effizienz“ zurückstehen.<br />

So wird der <strong>OP</strong>-<strong>Manager</strong> zu diesem<br />

Zeitpunkt einer operativen Fachabteilung<br />

den Anteil zugeteilter, aber nicht<br />

durch die Anmeldungen gedeckter <strong>OP</strong>-<br />

Kapazität streichen, um diesen einer anderen<br />

Fachabteilung mit angemeldeter<br />

Überkapazität zuzuteilen. Dies kann die<br />

Verlagerung kompletter <strong>OP</strong>-Kontingente<br />

oder lediglich die anteilige <strong>OP</strong>-Kopplungen<br />

bedeuten. Unter allen Umständen<br />

ist der <strong>OP</strong>-<strong>Manager</strong> gehalten, die nach<br />

der Kapazitätsmatrix bereitzustellenden<br />

<strong>OP</strong> entsprechend der vordefinierten Saalöffnungsdauer<br />

erlöswirksam zu betreiben<br />

(. Tab. 2).<br />

Die Erstellung des fachabteilungsübergreifenden<br />

Vorplans durch das <strong>OP</strong>-Management<br />

ist zeitlich an den Vortag gebunden,<br />

da die präoperative Patientenvorbereitung<br />

auf den peripheren Stationen<br />

ansonsten nicht gewährleistet werden<br />

kann. Je nach klinikinterner Organisation<br />

erfolgt die Patientenvorbereitung durch<br />

den pflegerischen Spät- oder Nachtdienst.<br />

Im ersten Fall muss die Freigabe des <strong>OP</strong>-<br />

Plans wesentlich früher am Vortag erfolgen<br />

als im letzteren Fall. Letztlich finden<br />

sich in deutschen Krankenhäusern unterschiedlichste<br />

Terminierungen der Abgabefrist<br />

der operativen Fachabteilungen<br />

<strong>für</strong> die Operationsanmeldungen bzw. der<br />

Freigabe des Vor- und Endplans durch das<br />

<strong>OP</strong>-Management (. Tab. 3).<br />

Nach Freigabe des Vorplans durch<br />

das <strong>OP</strong>-Management sind Änderungen<br />

im Sinne von Nachmeldungen, Streichungen<br />

und Umstellungen ausschließlich<br />

nach Rücksprache mit dem <strong>OP</strong>-Management<br />

statthaft. Insofern ist der <strong>OP</strong>-<br />

Tab. 1 Praktisches Beispiel zur Allokation von <strong>OP</strong>-Kapazität<br />

Abteilung Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag<br />

A 1 <strong>OP</strong> 2 <strong>OP</strong>(Kinder) 2 <strong>OP</strong>(Amb.) 1 <strong>OP</strong> 1 <strong>OP</strong><br />

B 2 <strong>OP</strong>(Kinder) 1 <strong>OP</strong> 1 <strong>OP</strong> 2 <strong>OP</strong>(Amb.) 1 <strong>OP</strong><br />

Tab. 2 Praktische Tipps zur inhaltlichen <strong>OP</strong>-Planung<br />

Gewünschte <strong>OP</strong>-Kapazität verfügbar? Mikroskope, Laser etc.<br />

Personal qualitativ und quantitativ verfügbar? Anästhesisten, Funktionsdienste<br />

Parallelität des Operateurs? → Rücksprache mit dem Operateur<br />

Latexallergie? → Erste Stelle<br />

Positiver Infektionsstatus? → <strong>OP</strong> der Raumklasse 1, Typ B<br />

Adipositas per magna? → Schwerlasttisch<br />

Markierung, „priming“ notwendig? → Keine erste Stelle<br />

Tab. 3 Praktische Tipps zur zeitlichen <strong>OP</strong>-Planung<br />

Abgabe der Operationsanmeldungen der operativen Fachabteilungen 10 Uhr am Vortag<br />

Freigabe des Vorplans durch das <strong>OP</strong>-Management 14 Uhr am Vortag<br />

Freigabe des Endplans durch das <strong>OP</strong>-Management 7 Uhr am Operationstag<br />

<strong>Manager</strong> gehalten, entweder außerhalb<br />

seiner Dienstzeit eine Stellvertretung zu<br />

benennen (z. B. erster Dienst der Anästhesie)<br />

oder aber die schriftlich hinterlegten<br />

Änderungswünsche frühmorgens<br />

vor der Freigabe des Endplans zu bearbeiten.<br />

In den Endplan sollten zusätzlich zu<br />

oben genannten Punkten folgende Inhalte<br />

Eingang finden:<br />

F Spezifikation der Anästhesie: Anästhesieteam,<br />

Anästhesieverfahren, Instrumentierung,<br />

Monitoring und spezielles<br />

Equipment, falls erforderlich.<br />

Operationsbeginn der<br />

ersten Position<br />

Um einen störungsstabilen und verzögerungsarmen<br />

Operationsbeginn der<br />

ersten Positionen zu gewährleisten, bedarf<br />

es eines ungleich größeren organisatorischen<br />

Aufwands als <strong>für</strong> die nachfolgenden<br />

Wechsel im Tagesverlauf. Die Liste<br />

potenzieller Störgrößen, insbesondere<br />

zu Beginn des Betriebes, ist lang, und die<br />

komplexen Strukturen im <strong>OP</strong> bieten auch<br />

erfahrenen <strong>OP</strong>-<strong>Manager</strong>n immer wieder<br />

überraschende sowie neue Konstellationen,<br />

die auch der besten Vorplanung entgegenstehen<br />

(Windpocken im Aufwachraum,<br />

Wassereinbruch im <strong>OP</strong>, Evakuierung<br />

zur Sprengmittelbeseitigung etc.).<br />

Insofern ist gute Ablauforganisation an<br />

die Fähigkeit zur Improvisation geknüpft.<br />

Die folgenden hier<strong>für</strong> notwendigen Reaktionsmuster<br />

des <strong>OP</strong>-<strong>Manager</strong>s sind je-<br />

doch überwiegend aus der täglichen Organisationsroutine<br />

entlehnt:<br />

F Gestaltungshoheit erhalten: frühzeitige<br />

Rückmeldung einer Prozessstörung<br />

einfordern!<br />

F Kommunikation intensivieren: Erreichbarkeit<br />

der entscheidungsbefugten<br />

Personen auch außerhalb der<br />

Dienstzeiten sicherstellen!<br />

F Präsenz vor Ort zeigen!<br />

F Alternativen und Optionen prüfen!<br />

F Reserven rekrutieren!<br />

Systematisch gilt das Augenmerk des <strong>OP</strong>-<br />

<strong>Manager</strong>s beim morgendlichen Operationsbeginn<br />

v. a. dreier Dinge:<br />

F Stabilität der ersten Position,<br />

F Verfügbarkeit der erforderlichen Intensivkapazität<br />

und<br />

F Bereitstellung ausreichender personeller<br />

Ressourcen <strong>für</strong> die Betriebsaufnahme.<br />

Die Stabilität der ersten Position ist essenziell,<br />

da der Vorlauf bis zur Bereitstellung<br />

des Patienten im <strong>OP</strong> relevante Dauer<br />

in Anspruch nehmen kann (meist ca.<br />

30–60 min) und somit kurzfristige Änderungen<br />

der ersten Position eine verzögerte<br />

Leistungserstellung bzw. ineffiziente Vorhaltung<br />

von kostenintensivem Personal<br />

ohne Erlösdeckung bedeuten können:<br />

F Vorbereitung auf Station: z. B. medikamentöse<br />

Prämedikation, Rasur,<br />

Anlegen der Operationskleidung,<br />

Ablegen von Schmuck, Prüfung<br />

Der Anaesthesist 1 · 2010 |<br />

73


[%]<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

100 98<br />

94 92<br />

der Vollständigkeit der Akten (Cave:<br />

Übergabezeit),<br />

F Krankentransport: Wegestrecke, Initiierung<br />

des Transports, Verfügbarkeit<br />

des Transportierenden (Cave: Spitzenbelastung<br />

am Morgen), Aufzugkapazität<br />

sowie<br />

F Einschleusung (Cave: Aktualisierung<br />

der <strong>OP</strong>-Tisch-Anforderung).<br />

Die Zielerreichung bei der Stabilität der<br />

ersten Position ist von fachabteilungseigenen<br />

Besonderheiten wie Notfallaufkommen<br />

und Frequenz ambulanter Patienten<br />

abhängig. Generell sollte jedoch eine<br />

75%ige Stabilitätsrate nicht unterschritten<br />

werden (. Abb. 2).<br />

Die Notwendigkeit von Intensivkapazität<br />

orientiert sich primär am Bedarf der<br />

ersten Positionen. Im günstigen Fall wird<br />

dem <strong>OP</strong>-<strong>Manager</strong> vom Intensivmediziner<br />

generell eine adäquate Primärkapazität<br />

zugesichert. Im ungünstigen Fall muss<br />

der <strong>OP</strong>-<strong>Manager</strong> entweder noch vor Beginn<br />

der Abholroutine die diesbezügliche<br />

Freigabe einholen oder aber über die Vorplanung<br />

der ersten Positionen die Nachfrage<br />

nach intensivmedizinischer Kapazität<br />

entsprechend rationieren. Aus der ökonomischen<br />

Sicht des Krankenhausträgers<br />

gilt es, einen intraoperativen Erlösausfall<br />

aufgrund mangelnder Intensivkapazität<br />

unbedingt auszuschließen. Dies kann<br />

nach Ausschöpfen aller organisatorischen<br />

Optionen auch die strategische Notwendigkeit<br />

zur Ausweitung des intensivmedizinischen<br />

Angebots bedeuten.<br />

90<br />

88 87 86<br />

81 80 78<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12<br />

Operative Fachabteilungen<br />

Abb. 2 8 Beispiel einer Analyse der Stabilität der ersten Position nach operativer Fachabteilung<br />

74 | Der Anaesthesist 1 · 2010<br />

Trends und Medizinökonomie<br />

MW 87 %<br />

Der Bedarf an personellen Ressourcen<br />

ist zum Operationsbeginn insbesondere<br />

aufseiten der Anästhesiefunktionsdienste<br />

problematisch. Da die Bemessungsgrundlage<br />

<strong>für</strong> deren Personalbedarf eine 1:1-Besetzung<br />

der betriebenen <strong>OP</strong> nicht zwingend<br />

vorsieht, besteht bei gleichzeitiger<br />

Anwesenheitspflicht bei Ein- und Ausleitung<br />

der Narkose zum Tagesbeginn meist<br />

ein Missverhältnis zuungunsten der Anästhesiefunktionsdienste.<br />

Eine mögliche Lösung dieser Problematik<br />

besteht in der wellenförmigen Organisation<br />

des Operationsbeginns durch<br />

Definition unterschiedlicher Anfangszeiten<br />

<strong>für</strong> die einzelnen Fachabteilungen.<br />

Hierbei gelingt es durch zeitversetzten Beginn<br />

der Anästhesieeinleitungen, die Anästhesiefunktionsdienste<br />

seriell einzusetzen,<br />

indem diese nach Einleitung eines<br />

<strong>OP</strong> der ersten bzw. zweiten Welle zusätzlich<br />

auch die Einleitung eines <strong>OP</strong> der dritten<br />

Welle betreuen. So kann, ohne Unterschreitung<br />

der qualitativ unabdingbaren<br />

Anwesenheit der Anästhesiefunktionsdienste<br />

bei Narkoseeinleitung, eine größere<br />

Anzahl an <strong>OP</strong> betrieben werden,<br />

als Anästhesiefunktionsdienste verfügbar<br />

sind.<br />

Alternativ ist diese Systematik auch<br />

geeignet, um zusätzliche Ressourcen <strong>für</strong><br />

Zwischen- und Spätdienste zu generieren<br />

und so eventuelle personelle Engpässe am<br />

Nachmittag beispielsweise aufgrund von<br />

mangelhafter Kongruenz der Regeldienstdefinition<br />

im Vergleich zur Saalöffnungsdauer<br />

zu kompensieren (. Tab. 4).<br />

72<br />

Wechselzeiten<br />

Neben dem verzögerungsarmen morgendlichen<br />

Operationsbeginn sind effiziente<br />

Wechselzeiten im Tagesverlauf <strong>für</strong><br />

die wirtschaftliche Leistungserbringung<br />

wesentlich.<br />

Effiziente Wechsel setzen die exakte<br />

Terminierung und das Ineinandergreifen<br />

einer Vielzahl serieller und paralleler Einzelprozesse<br />

über unterschiedliche Professionen<br />

hinweg voraus. Diese Komplexität<br />

macht den Wechselprozess störungsanfällig.<br />

Es bedarf daher einer intelligenten Ablaufstrukturierung,<br />

einer diesbezüglichen<br />

Transparenz <strong>für</strong> alle Beteiligten sowie einer<br />

umfassenden Information und Kommunikation<br />

innerhalb und zwischen den<br />

beteiligten Professionen:<br />

1. Der nachfolgende Patient muss rechtzeitig<br />

im Erwartungshorizont des <strong>OP</strong> eintreffen.<br />

Je nach klinikinterner Transportsituation<br />

kann der Vorlauf der Patientenbereitstellung<br />

(s. oben) so variabel und<br />

instabil sein, dass die Taktung der nachfolgenden<br />

Prozessabläufe nicht valide gelingt,<br />

bzw. so zeitintensiv sein, dass der<br />

Bestellvorgang zu einem Zeitpunkt initiiert<br />

werden müsste, zu dem das voraussichtliche<br />

Ende des aktuellen Eingriffs<br />

noch nicht reliabel absehbar ist. In beiden<br />

Fällen sollte die Option einer präoperativen<br />

„holding“ geprüft werden. In dieser<br />

können die nachfolgenden Patienten,<br />

<strong>für</strong> alle Eventualitäten rechtzeitig, vorgehalten<br />

werden. Da die Aufenthaltsdauer<br />

von Patienten in der Holding mitunter<br />

Stunden betragen kann (Komplikation<br />

der vorangehenden Operation, Notfallintegration<br />

etc.) sollte auf ausreichenden<br />

Patientenkomfort geachtet werden (z. B.<br />

Personalpräsenz, optische Wartebuchten<br />

mit flexiblen Trennwänden zur Wahrung<br />

der Intimsphäre, gedämpfte Geräuschkulisse,<br />

Auswahl an Zeitschriften bzw. Musik<br />

via MP3-Player etc.).<br />

2. Zeitaufwendige Anästhesieeinleitungen<br />

(z. B. periphere Regionalverfahren,<br />

Kindernarkosen) bzw. Notwendigkeit<br />

zu umfangreicher Instrumentierung<br />

(arterielle Druckmessung, zentralvenöse<br />

Venenkatheter, thorakale Periduralkatheter)<br />

sowie anästhesiologische Besonderheiten<br />

(fiberoptische Intubation bei Vorliegen<br />

eines bekannt schwierigen Atemweges,<br />

transösophageale Ultraschallun-


tersuchung des Herzens zur sitzenden<br />

Lagerung) sollten mit dem Ziel der Vermeidung<br />

von Wartezeit auf die Anästhesie<br />

überlappend begonnen werden. Hierzu<br />

bedarf es einerseits einer gewissen Infrastruktur<br />

(Minimalforderung ist das<br />

Vorhandensein von funktionsbereiten<br />

Anästhesieeinleitungsräumen, optimal ist<br />

das Vorhandensein einer zentralen Einleitungseinheit)<br />

als auch einer entsprechenden<br />

Personalausstattung. Je nach Anzahl,<br />

Art und Dauer der zu betreuenden<br />

Eingriffe und der Weiterbildungsfrequenz<br />

im entsprechenden Bereich kann der supervidierende<br />

Anästhesist diese Funktion<br />

ganz oder nur anteilig leisten. Wissenschaftliche<br />

Studien und Simulationen zeigen,<br />

dass der Krankenhausträger aus ökonomischer<br />

und erlösorientierter Sicht gut<br />

beraten ist, die Funktion „überlappende<br />

Einleitung“ durch Investition in die Personalstruktur<br />

zu ermöglichen.<br />

3. Die Saalreinigung sollte umgehend<br />

nach Verbringen des Patienten aus<br />

dem <strong>OP</strong> beginnen und ungestört sowie<br />

entsprechend den Hygienevorschriften<br />

durchgeführt werden.<br />

4. Da während der Saalreinigung den<br />

<strong>OP</strong>-Funktionsdiensten das Richten steriler<br />

Tische untersagt ist, sind effiziente<br />

Wechsel ohne Wartezeit auf <strong>OP</strong>-Funktionsdienste<br />

nur dann möglich, wenn sterile<br />

Rüsträume verfügbar sind. In diesem<br />

Fall kann die nachfolgende Operation<br />

bereits parallel zur laufenden Operation<br />

vorgerichtet werden. Voraussetzung<br />

auch hier<strong>für</strong> ist die Vorhaltung einer ausreichenden<br />

Personalstärke aufseiten der<br />

<strong>OP</strong>-Funktionsdienste.<br />

5. Die Operateure des nachfolgenden<br />

Eingriffs sollten bei Freigabe der Anästhesie<br />

bzw. zu Beginn der Patientenlagerung<br />

im <strong>OP</strong> präsent sein. Andernfalls<br />

entstehen relevante Verzögerungen durch<br />

Hinterher- und Herbeitelefonieren. Es<br />

bietet sich an, bei der <strong>OP</strong>-Planung, soweit<br />

irgend möglich, auf eine durchgehende<br />

und gleichbleibende Besetzung des <strong>OP</strong> zu<br />

achten, da in diesem Fall die Verfügbarkeit<br />

der Operateure zunimmt.<br />

Notfallintegration<br />

Die Begriffe „Planung“ und „Notfall“<br />

schließen sich aus. Dies darf allerdings<br />

nicht bedeuten, dass die Integration von


Tab. 4 Praktisches Beispiel: <strong>Göttinger</strong> Welle zum Operationsbeginn a<br />

Anästhesiebeginn Fachbereich<br />

7.15 Uhr Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie<br />

Allgemeinchirurgie<br />

7.30 Uhr Unfallchirurgie, Orthopädie<br />

Urologie, Gynäkologie<br />

Mund-Kiefer-Gesichts-Chirurgie<br />

Hals-Nasen-Ohren-Chirurgie<br />

8.00 Uhr Neurochirurgie<br />

Augenchirurgie<br />

Außenbereich<br />

a Stabiler Operationsbeginn an der Universitätsmedizin Göttingen in 25 <strong>OP</strong> bei verfügbaren 18 Anästhesiefunk-<br />

tionsdiensten.<br />

Tab. 5 Praktisches Beispiel: <strong>Göttinger</strong> Zielwerte <strong>für</strong> intraoperative Prozesse a<br />

Fachabteilung Uhrzeit<br />

Abholung/<br />

Transport<br />

Eintreffen<br />

an der<br />

Schleuse<br />

Notfällen in das <strong>OP</strong>-Programm zufällig<br />

und unstrukturiert erfolgt. In diesem<br />

Fall wären ökonomisch und v. a. qualitativ<br />

nichtvertretbare Verzögerungen in der<br />

medizinischen Behandlungskette vorprogrammiert.<br />

Die notwendigen Absprachen<br />

zur Notfallintegration unterliegen in besonderem<br />

Maß den hausindividuellen<br />

Gegebenheiten. Dabei ist das zu erwartende<br />

Notfallaufkommen von Fachabteilung<br />

zu Fachabteilung variabel, jedoch <strong>für</strong><br />

die einzelne Fachabteilung in engen Grenzen<br />

stabil.<br />

Insofern ist die Vorhaltung einer anteiligen<br />

<strong>OP</strong>-Kapazität <strong>für</strong> Notfälle unter<br />

Umständen gerechtfertigt. Die Einbehaltung<br />

einer solchen „stillen Reserve“ sollte<br />

jedoch transparent durch das <strong>OP</strong>-Management<br />

geschehen und keinesfalls abteilungsintern<br />

durch unrealistisch lange<br />

Schätzwerte der einzelnen Operationsdauern<br />

„rationalisiert“ werden. Je nach<br />

Größe der Einrichtung und erwartetem<br />

Notfallaufkommen kann auch die Vorhaltung<br />

eines Notfall-<strong>OP</strong> sinnvoll sein. Die<br />

Dringlichkeit der Saalbereitstellung ergibt<br />

sich <strong>für</strong> den <strong>OP</strong>-<strong>Manager</strong> aus dem interdisziplinären<br />

Konsens über die Kategorisierung<br />

von nichtelektiven Eingriffen. Die<br />

Beispiele hier<strong>für</strong> sind vielfältig, als etablierte<br />

Varianten können gelten:<br />

F Ampelvariante (rot: sofortige Operation,<br />

gelb: Operation im nächsten<br />

Beginn der<br />

Anästhesie<br />

freien Saal, grün: Operation nach Absprache<br />

im Tagesverlauf),<br />

F Begriffskala (Notfall: sofortige Operation,<br />

eilig: Operation im nächsten<br />

Saal, dringlich: Operation integriert<br />

in das elektive Tagesprogramm der<br />

Fachabteilung, aufgeschobene Dringlichkeit:<br />

Operation im Dienst) oder<br />

F Zeitskala (z. B. Sofort, 2-h-Frist, 6-h-<br />

Frist, >6 h-Frist).<br />

Der zur Abarbeitung eines Notfallgeschehens<br />

notwendige Organisationsaufwand<br />

ist hoch und besteht im Wesentlichen aus<br />

koordinierender Kommunikation mit den<br />

betroffenen Leistungserbringern. Je besser<br />

es hier um die Absprachen zur grundsätzlich<br />

angestrebten Ablauforganisation<br />

(z. B. Konsenspapiere, „standard operating<br />

procedures“ etc.) bestellt ist, desto<br />

störungsstabiler und verzögerungsärmer<br />

gelingt der Prozess.<br />

Berichtswesen<br />

Freigabe durch<br />

Anästhesiefunktionsdienst<br />

Beginn der<br />

Operation<br />

Allgemeine Chirurgie 06.30 06.50 07.15 08.00 08.30<br />

HNO 06.45 07.20 07.30 07.50 08.00<br />

a Auszug aus den Zielwerten des <strong>OP</strong>-Managements der Universitätsmedizin Göttingen, Stand 27.10.2009.<br />

76 | Der Anaesthesist 1 · 2010<br />

Trends und Medizinökonomie<br />

Das Berichtswesen dient der Transparenz<br />

und Effizienz der Leistungserbringung<br />

in einem <strong>OP</strong>-Bereich. Vordergründig<br />

mag das Ziel „Transparenz durch Berichtswesen“<br />

eingängiger sein, tatsächlich<br />

aber ist das Ziel „Effizienz durch Berichtswesen“<br />

führend. Dabei wirkt nachhaltiges<br />

Berichtswesen durch die Transparenz auf<br />

die Effizienz.<br />

Transparenz und Effizienz<br />

Die Organisationskultur eines <strong>OP</strong>-Bereiches<br />

ist ohne transparenzschaffendes<br />

Berichtswesen <strong>für</strong> die Betriebsleitung<br />

nicht, und <strong>für</strong> Prozessbeteiligte nur in Ansätzen<br />

zu bewerten. Die Gründe <strong>für</strong> diese<br />

Limitation der ökonomischen Interpretation<br />

liegen in der kostenintensiven Leistungsdichte,<br />

der Vielfalt der zusammenwirkenden<br />

Professionen und Spezialisten,<br />

an der Komplexität der Leistungsanforderungen<br />

und der individuellen Varianz der<br />

Leistungserstellung. Genau hier muss das<br />

Berichtswesen daher ansetzen. Der beträchtliche<br />

Aufwand der Implementierung<br />

eines suffizienten Berichtswesens<br />

rechtfertigt sich dabei über die Notwendigkeit<br />

zur Evaluation. Die Notwendigkeit<br />

einer solchen Evaluation ergibt sich<br />

<strong>für</strong> die Betriebsleitung aus der Leistungs-,<br />

Erlös- und Kostendichte je Zeiteinheit.<br />

Generell versucht der <strong>OP</strong>-<strong>Manager</strong>,<br />

mithilfe des Berichtswesens die komplexen<br />

Prozessabläufe hinsichtlich ihrer Verantwortlichkeit<br />

zu beschreiben und dabei<br />

die „performance“ der unterschiedlichen<br />

Prozessbeteiligten zu werten. Die<br />

Beschreibung der Verantwortlichkeit <strong>für</strong><br />

Prozessabläufe gelingt durch Dokumentation<br />

aussagefähiger Prozessparameter wie<br />

Zeitpunkte, Zeitintervalle und komplexe<br />

Kennzahlen. Die Auswahl geeigneter Prozessparameter<br />

ist die entscheidende Basis<br />

jeden <strong>OP</strong>-Berichtes. Die Literatur gibt<br />

dem <strong>OP</strong>-<strong>Manager</strong> hierzu ein Glossar aller<br />

in Deutschland etablierten Parameter an<br />

die Hand, die Selektion der <strong>für</strong> die individuelle<br />

Einrichtung zielführenden Parameter<br />

obliegt jedoch allein dem <strong>OP</strong>-<strong>Manager</strong>.<br />

Generell sollten Zeitpunkte, Zeitintervalle<br />

und Kennzahlen bevorzugt<br />

werden, die einerseits im Glossar enthalten<br />

sind (und somit ein definiertes Prozess-Benchmarking<br />

gestatten) und andererseits<br />

die Leistungserstellung nach Verantwortlichkeit<br />

verursachergerecht in berufsgruppenspezifische<br />

Handlungsketten<br />

auftrennen. Folgende Beispiele sollen hier<br />

genannt werden:<br />

F Zeitpunkte: Beginn Anästhesie (Glossar:<br />

A6); Freigabe Anästhesie (Glossar:<br />

A7); Ende Vorbereitung <strong>OP</strong>-


AUGE<br />

CALL<br />

CUNF<br />

FRAU<br />

HAUT<br />

HNO<br />

MKG<br />

NCHI<br />

ORTH<br />

THG<br />

THG-Kind<br />

UROL<br />

AUGE<br />

CALL<br />

CUNF<br />

FRAU<br />

HAUT<br />

HNO<br />

MKG<br />

NCHI<br />

N<strong>OP</strong>H<br />

ORTH<br />

THG<br />

UROL<br />

104<br />

1,7<br />

33<br />

3,2<br />

22<br />

23<br />

21<br />

10<br />

3<br />

9<br />

11<br />

15<br />

6<br />

4<br />

8<br />

7<br />

20<br />

16<br />

17<br />

19<br />

22<br />

13<br />

14<br />

24<br />

25<br />

26<br />

27<br />

2<br />

1<br />

21<br />

22<br />

23<br />

10<br />

3<br />

9<br />

11<br />

12<br />

15<br />

6<br />

4<br />

5<br />

7<br />

8<br />

16<br />

20<br />

17<br />

18<br />

19<br />

13<br />

14<br />

14<br />

24<br />

26<br />

27<br />

25<br />

1<br />

2<br />

0<br />

15<br />

5 9<br />

0 0<br />

Funktionsdienst (Glossar O2); Beginn<br />

lagern <strong>OP</strong>-Funktionsdienst (Glossar:<br />

O3); Ende lagern <strong>OP</strong>-Funktionsdienst<br />

(Glossar: O4); Operationsbeginn<br />

(Glossar: O8); Operationsende (Glos-<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0 0<br />

0<br />

12<br />

0<br />

0 10 16<br />

0 0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

14<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

5<br />

Minuten Verzögerung gesamt<br />

Stunden Verzögerung gesamt<br />

<strong>OP</strong>-Wechsel gewertet<br />

Minuten / <strong>OP</strong>-Wechsel<br />

0 0<br />

Soll Soll (k) lst Delta 1. Freigabe Anästhesie<br />

08:20 13:35<br />

08:20<br />

08:20<br />

08:05<br />

08:05<br />

08:05<br />

08:00<br />

08:00<br />

08:00<br />

08:00<br />

08:00<br />

07:50<br />

07:50<br />

08:05<br />

08:00<br />

08:00<br />

08:35<br />

08:35<br />

08:35<br />

08:00<br />

08:00<br />

07:50<br />

07:50<br />

07:50<br />

08:20<br />

08:00<br />

08:00<br />

08:22<br />

08:24<br />

08:05<br />

08:10<br />

08:05<br />

08:00<br />

08:00<br />

08:00<br />

08:52<br />

08:00<br />

07:50<br />

07:50<br />

08:05<br />

08:00<br />

08:00<br />

08:35<br />

08:35<br />

08:48<br />

08:00<br />

14:51<br />

07:50<br />

08:10<br />

07:50<br />

08:50<br />

08:02<br />

08:00<br />

13:22<br />

08:11<br />

08:15<br />

07:58<br />

07:45<br />

07:55<br />

07:45<br />

07:54<br />

07:45<br />

08:32<br />

08:05<br />

07:42<br />

07:50<br />

08:20<br />

07:50<br />

07:45<br />

08:33<br />

07:59<br />

08:59<br />

07:50<br />

15:00<br />

07:35<br />

07:40<br />

07:30<br />

08:45<br />

07:55<br />

07:40<br />

-13<br />

-11<br />

-9<br />

-7<br />

-25<br />

-10<br />

-15<br />

-9<br />

-15<br />

-20<br />

-10<br />

-15<br />

-2<br />

-35<br />

11<br />

-10<br />

9<br />

-15<br />

-30<br />

-20<br />

-7<br />

-20<br />

31<br />

0,5<br />

24<br />

1,3<br />

Minuten Verzögerung gesamt<br />

Stunden Verzögerung gesamt<br />

<strong>OP</strong> Säle gewertet<br />

Minuten / <strong>OP</strong> Saal<br />

sar: O10); Ende nachbereitender operativer<br />

Maßnahmen (Glossar: O11)<br />

F Zeitintervalle/Kennzahlen: Operationsdauer<br />

(O8–O10); Wechselzeit, Anästhesie<br />

(O11–A7); Wechselzeit <strong>OP</strong>-<br />

5<br />

-2<br />

0<br />

15<br />

-5<br />

Kindereinleitung<br />

Abb. 3 8 a Beispiel eines Tagesberichts: Freigabe durch Anästhesiefunktionsdienst <strong>für</strong> erste Position (Auszug aus dem Tages-<br />

Cockpit des <strong>OP</strong>-Managements der Universitätsmedizin Göttingen). b Beispiel eines Tagesberichtes: Wechselzeiten im Tagesverlauf<br />

(Auszug aus dem Tages-Cockpit des <strong>OP</strong>-Managements der Universitätsmedizin Göttingen)<br />

22<br />

0<br />

13<br />

10<br />

29<br />

21<br />

26<br />

19<br />

41<br />

48<br />

26 22<br />

35<br />

24<br />

9<br />

10 25<br />

34<br />

60<br />

23 15<br />

24 30<br />

14 28<br />

44<br />

<strong>OP</strong>-Management Universitätsmedizin Göttingen<br />

Leiter<br />

Prof. Dr. Dr. M. Bauer<br />

Stellvertr. Leiter Prof. Dr. Klockgether-Radke<br />

Op.Koordination Frau B. Morof<br />

Wartezeit <strong>OP</strong>-Beginn Ziel = 0 Min. Wechselzeit Anästhesie Ziel < 45 Min. Wechselzeit Operative P�ege Ziel < 45 Min.<br />

0<br />

29<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

12<br />

26<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

14<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

27<br />

25<br />

16 33<br />

23<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

3<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

15<br />

25<br />

45 30 28<br />

22 10 36 21 19 15 22<br />

0<br />

5<br />

22<br />

29<br />

0<br />

0<br />

27<br />

28<br />

0<br />

0<br />

86 18 26<br />

20<br />

33<br />

20<br />

32 25 20<br />

35 29<br />

39<br />

22 32 29<br />

24 39 25<br />

23 16 16<br />

17<br />

51<br />

33 30<br />

25<br />

25<br />

29<br />

28<br />

-24<br />

10 -15<br />

52<br />

58<br />

34<br />

Funktionsdienste (O11–O2); Vorlauf<br />

des Operateurs (O4–O8).<br />

Die Beschreibung der Wertung von Prozessabläufen<br />

gelingt durch das Hinter-<br />

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7<br />

13<br />

<strong>OP</strong>-Management Universitätsmedizin Göttingen<br />

Leiter<br />

Prof. Dr. Dr. M. Bauer<br />

Stellvertr. Leiter Prof. Dr. Klockgether-Radke<br />

Op.Koordination Frau B. Morof<br />

Der Anaesthesist 1 · 2010 |<br />

77


legen der Zeitpunkte, Zeitintervalle und<br />

Kennzahlen mit konsentierten Zielwerten.<br />

Die Analyse der Zielwerterreichung ist<br />

dabei die entscheidende Verknüpfung<br />

von Transparenz- und Effizienzorientierung<br />

im Berichtswesen des <strong>OP</strong>-<strong>Manager</strong>s.<br />

Denn durch den Bericht eines suboptimalen<br />

Zielerreichungsgrads wirkt auf<br />

den Prozessverantwortlichen ein Reorganisationsdruck,<br />

der die Effizienzorientierung<br />

im <strong>OP</strong> positiv beeinflusst. Die Konsensfindung<br />

bezüglich der abteilungsspezifischen<br />

Zielwerte ist ein aufwendiger,<br />

konfliktbehafteter Kommunikationsprozess<br />

mit allen beteiligten Leistungserbringern,<br />

an dessen Ende eine realitätsabbildende<br />

Beschreibung von effizient ablaufenden<br />

Prozessketten durch die Zielwerte<br />

erreicht sein sollte (. Tab. 5).<br />

Generierung und Validierung<br />

Die Dokumentation der <strong>für</strong> das Berichtswesen<br />

erforderlichen Zeitpunkte erfolgt<br />

idealerweise zeitnah am Ort der Leistungserstellung<br />

in einem PC-Satelliten<br />

des umfassenden KIS. In Betrieben mit<br />

kleinem <strong>OP</strong>-Bereich (z. B.


Fazit <strong>für</strong> die Praxis<br />

Das <strong>OP</strong>-Management gewinnt in den<br />

deutschen Krankenhäusern zunehmend<br />

an Bedeutung. Denn durch Reorganisation<br />

ineffizienter intraoperativer Versorgungsprozesse<br />

können sowohl Erlössteigerung<br />

als auch Kostenreduktion gelingen.<br />

Allerdings ist das Arbeitsumfeld aufgrund<br />

der differenten klinikeigenen Rahmenbedingungen,<br />

der multiplen hoch<br />

spezialisierten Berufsgruppen und der<br />

hohen Leistungsdichte komplex und<br />

störanfällig. Zur erfolgreichen Realisierung<br />

der Prozessoptimierung benötigt<br />

der <strong>OP</strong>-<strong>Manager</strong> daher nicht allein theoretisches<br />

Wissen, sondern insbesondere<br />

ein praxistaugliches Handlungskonzept.<br />

Der vorliegende Beitrag gibt dem Leser<br />

einen solchen <strong>Leitfaden</strong> an die Hand.<br />

Die wesentlichen Tätigkeitsfelder des <strong>OP</strong>-<br />

<strong>Manager</strong>s wurden vorgestellt und aus<br />

der Erfahrung der Autoren heraus kommentiert.<br />

Im Detail wurden die Eckpunkte<br />

der Aufbauorganisation (Infrastruktur,<br />

Stellenbeschreibung, Organigramm)<br />

beschrieben, die einzelnen Handlungsschritte<br />

bei der Optimierung der Ablauforganisation<br />

(Saalöffnungsdauer, Kapazitätsberechnung,<br />

<strong>OP</strong>-Planung, morgendlicher<br />

Beginn, Wechselzeiten und Notfallintegration)<br />

dargelegt sowie die Zielgrößen<br />

des Berichtswesens (Transparenz,<br />

Anreiz zu Effizienz, Validität) formuliert<br />

und Grundprinzipien der Mitarbeiterführung<br />

erläutert. Die umfassende Darstellung<br />

von Ziel- und Störgrößen im <strong>OP</strong>-Management<br />

verdeutlicht die Komplexität<br />

der Prozessreorganisation. Insofern ist<br />

der Beitrag sowohl wertvoller Begleiter<br />

<strong>für</strong> aktive und künftige <strong>OP</strong>-<strong>Manager</strong> als<br />

auch aufschlussreiche Information <strong>für</strong><br />

alle im <strong>OP</strong>-Bereich tätigen Personen.<br />

Korrespondenzadresse<br />

Prof. Dr. Dr. M. Bauer<br />

Zentrum Anaesthesiologie,<br />

Rettungs- u. Intensivmedizin,<br />

Universitätsmedizin Göttingen<br />

Robert-Koch-Straße 40, 37075 Göttingen<br />

martin.bauer@med.uni-goettingen.de<br />

Interessenkonflikt. Der korrespondierende Autor<br />

gibt an, dass kein Interessenkonflikt besteht.<br />

Weiterführende Literatur<br />

1. Abouleish AE, Hensley SL, Zornow MH, Prough DS<br />

(2003) Inclusion of turnover time does not influence<br />

identification of surgical services that over-<br />

and underutilize allocated block time. Anesth Analg<br />

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im „kranken Haus“: Von der Prozessanalyse<br />

über Standards zum Behandlungspfad.<br />

Anaesthesist 53:414–425<br />

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im DRG-System: Weiterbildung und dezentrale<br />

Strukturen verhindern wettbewerbsfähige intraoperative<br />

Prozesszeiten. Anaesthesiol Intensivmed<br />

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Analyse neuer Therapieprinzipien.<br />

Anaesthesist 58:180–186<br />

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Anesth Analg 100:1425–1432<br />

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Calculating a potential increase in hospital margin<br />

for elective surgery by changing operating room<br />

time allocations or increasing nursing staffing to<br />

permit completion of more cases: a case study.<br />

Anesth Analg 94:138–142<br />

12. Dexter F, Macario A (2002) Changing allocations of<br />

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utilization to one where the aim is to schedule<br />

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13. Dexter F, Traub RD, Fleisher LA, Rock P (2002) What<br />

sample sizes are required for pooling surgical case<br />

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14. Dexter F, Macario A, Lubarsky DA (2001) Impact on<br />

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15. Dexter F, Macario A, Traub RD et al (1999) An operating<br />

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Der Anaesthesist 1 · 2010 |<br />

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