Gesundheitsüberwachung bei Beryllium-Exposition und ... - AWMF
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Konsentierte <strong>und</strong> abgestimmte Empfehlungen<br />
Hintergr<strong>und</strong><br />
U. Euler, K. I. Gaede, J. Müller-Quernheim<br />
Zum Nachweis einer <strong>Beryllium</strong>-Sensibilisierung (BeS) steht für Routineuntersuchungen<br />
derzeit nur der sogenannte <strong>Beryllium</strong>-Lymphozytenproliferationstest (BeLPT) zur<br />
Verfügung. Bei diesem ex-vivo Bioassay werden angereicherte mononukleäre Zellen<br />
aus dem peripheren Blut oder der bronchoalveolären Lavage mit definierten<br />
Konzentrationen von <strong>Beryllium</strong>sulfat (BeSO4) im Vergleich zu Kontrollstimuli in vitro<br />
kultiviert (Rossman et al. 1988; Stokes et al. 1991; Frome et al. 1996). Der Nachweis<br />
von berylliumspezifischen Lymphozyten erfolgt im Falle einer BeS über die Ermittlung<br />
der Proliferationsrate, formuliert als Stimulationsindex (SI) der berylliumstimulierten<br />
Kulturen im Vergleich zu Kontrollkulturen. Der cut-off value von 2.8 bis 3.0-facher<br />
Spontanproliferation hat sich in der Vergangenheit in der Praxis bewährt. Er ist von der<br />
spontanen Hintergr<strong>und</strong>sproliferation im Test abhängig. Ein individueller cut-off value<br />
kann durch die Varianz in der Hintergr<strong>und</strong>sproliferation im jeweiligen Test bestimmt<br />
werden. Hierdurch sollten sich varianzbedingte falsch-positive <strong>und</strong> falsch-negative<br />
Bef<strong>und</strong>e reduzieren lassen. Die meisten großen ar<strong>bei</strong>tsmedizinischen Studien bedienen<br />
sich des BeLPT als Nachweis einer <strong>Beryllium</strong>-Sensibilisierung (Middleton et al. 2006,<br />
2008, 2010; Stange et al. 2004).<br />
Ausgehend von den Daten aus der Ar<strong>bei</strong>t von Stange et al. (2004) beschrieben<br />
Middleton et al. (2006, 2008, 2010) in ihren Publikationen zur Durchführung des<br />
BeLPT, mehrere Test-Algorithmen <strong>und</strong> berechneten hierzu Sensitivität <strong>und</strong> Spezifität<br />
sowie auch positive prädiktive Werte <strong>bei</strong> gegebener Prävalenz.<br />
Aus Middleton et al. 2008<br />
Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass die Bestätigung eines außerhalb des<br />
Normbereichs (im Folgenden " liegenden BeLPT-Testergebnisses<br />
entweder als ein Abnormal (AB = nicht normal) plus ein “Borderline“<br />
(BL = grenzwertig) oder als zwei AB (siehe Tabelle oben) den positiv prädiktiven Wert<br />
des Tests erhöht <strong>und</strong> Personen vor unnötigen <strong>und</strong> invasiven medizinischen<br />
Maßnahmen schützt (z. B. die Bronchoskopie). Ein einfacher, unbestätigter, nicht<br />
normaler Test ist unzureichend, um die Diagnose einer BeS <strong>bei</strong> klinisch ges<strong>und</strong>en<br />
Personen zu stellen.<br />
Da in Deutschland für den BeLPT keine entsprechenden Ringversuche für die Labore<br />
existieren, wird empfohlen für den Test nur Labore zu beauftragen, die nachgewiesene<br />
Erfahrungen mit dem Test belegen können.<br />
In der Vergangenheit wurde auch der berylliumspezifische Hauttest zum Nachweis<br />
einer BeS angewendet (Bobka et al. 1997). Allerdings kennt man inzwischen<br />
Kasuistiken (Vilaplana et al. 1992; Fontenot et al. 2002), die zeigten, dass diese<br />
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