07.01.2013 Aufrufe

Nachhaltigkeitsbericht - Landesbetrieb Hessen-Forst

Nachhaltigkeitsbericht - Landesbetrieb Hessen-Forst

Nachhaltigkeitsbericht - Landesbetrieb Hessen-Forst

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Nationalpark Kellerwald-Edersee<br />

Management und Entwicklung<br />

66<br />

Auf einer Fläche des Nationalparks von 1.467 Hektar, die zur Nominierung als Weltnaturerbe vorgesehen<br />

sind, sollen spätestens 2010 keinerlei Maßnahmen mehr durchgeführt werden. Dort lagen 2008 und 2009<br />

die Arbeitsschwerpunkte auf:<br />

· Entnahme von Fichten in Beständen unter 60 Jahre<br />

· Rückbau von jagdlichen Einrichtungen oder Zäunen<br />

· Aktualisierung und Umsetzung des Pflegekonzepts für Offenlandflächen<br />

Forschung und Monitoring<br />

Die wissenschaftliche Arbeit im Nationalpark Kellerwald-Edersee folgt einem Forschungskonzept, das<br />

regelmäßig in Abstimmung mit dem wissenschaftlichen Beirat weiterentwickelt wird. Inventarisierung,<br />

Monitoring, spezielle Waldökologie-Systemforschung sowie sozioökonomische Forschung sind die vier<br />

Eckpfeiler des Konzepts. Neben den laufenden Inventarisierungen, zum Beispiel der Xylobionten (holzbewohnende<br />

Insekten), Wildbienen, Schwebfliegen oder Wanzen, wurde 2008 die Ersterfassung der<br />

Moose im Nationalpark gestartet, die auch 2009 fortgeführt wurde. Teuber und Waesch konnten in vier<br />

Teilflächen des Nationalparks im ersten Jahr der Inventarisierung bislang insgesamt circa 250 Moosarten<br />

und zwei weitere Unterarten nachweisen, darunter seltene Altwaldzeiger und Spezialisten der Blockhalden,<br />

Quellbäche oder Magerrasen.<br />

Im Rahmen des Monitorings und der Waldstrukturforschung wurde 2009 in Zusammenarbeit mit der<br />

Nordwestdeutschen <strong>Forst</strong>lichen Versuchsanstalt die Permanente Stichprobeninventur (PSI) auf rund<br />

1.400 Rasterpunkten im Nationalpark abgeschlossen.<br />

Ergebnisse der PSI:<br />

· Buchenwald im weiteren Sinne findet sich auf knapp zwei Drittel der Probepunkte.<br />

· Nadelwald, Laub-Nadel-Mischwald und Laubmischwald entfallen auf jeweils knapp zehn Prozent der<br />

Punkte; Offenland (Grünland, Magerrasen, Schlagfluren etc.) circa vier Prozent.<br />

· Die Rotbuche ist die häufigste Baumart und auf 86 Prozent der Aufnahmepunkte in der Baumschicht<br />

vertreten.<br />

· Zugleich ist die Rotbuche auch die mit Abstand häufigste Pflanzenart im Nationalpark.<br />

Sie kommt an 93 Prozent der Probepunkte vor. Zweithäufigste Art ist die Weißliche Hainsimse<br />

(Luzula luzuloides), die an 48 Prozent Punkten vorkommt.<br />

· Der Nationalpark weist einen beachtlich hohen Anteil von 19 Kubikmeter Totholz pro Hektar auf.<br />

Eine gesicherte Waldverjüngung ist auf einem Drittel der Probekreise vorhanden.<br />

· Insgesamt wurden 294 Farn-, Blütenpflanzen- und Baumarten, 38 Moosarten und vier Flechtenarten<br />

bei der Vegetationsaufnahme gefunden.<br />

Es ist geplant, die Stichprobeninventur im zehnjährigen Turnus zu wiederholen.<br />

Naturschutz im Wald und Artenvielfalt<br />

Neu entwickelt wurde ein Konzept zum Monitoring für die visuelle Langzeitdokumentation im Nationalpark.<br />

Anforderungsprofil, Methodik und Aufnahmetechnik, Archivierungs- und Auswertungskriterien sowie<br />

Vorauswahl von circa 30 festen Aufnahmepunkten sind Bausteine des Vorhabens. Außerdem wurde 2008<br />

das Rothirsch-Telemetrieprojekt für die Wildforschung gestartet.<br />

Des Weiteren wurden von Prof. Hubert Job (Uni Würzburg) die Ergebnisse einer bundesweiten sozioökono-<br />

mischen Studie zur Quantifizierung ökonomischer Effekte des Nationalparks Kellerwald-Edersee vorgelegt.<br />

Mithilfe standardisierter Befragungs- und Auswertungsmethoden wurden ein Bruttoäquivalent von 105<br />

Arbeitsplätzen (ohne Nationalparkverwaltung) in der Startphase des Parks und ein gutes Steigerungspoten-<br />

zial für die Wertschöpfung des Großschutzgebietes ermittelt.<br />

Im April 2008 erschien der erste Forschungsbericht des Nationalparks, der die Ergebnisse der langjährigen<br />

Fledermausforschung (Dietz und Simon) umfassend darstellt. Nach dreijähriger Arbeit wurde im<br />

Januar 2009 der Nationalparkplan in Kraft gesetzt, der nun für die nächsten fünf Jahre die Handlungsanweisung<br />

für das Großschutzgebiet bildet.<br />

„Waldscout und Waldranger“<br />

2008 haben die Naturschutzjugend <strong>Hessen</strong> (NAJU) und der Nationalpark Kellerwald-Edersee gemeinsam<br />

das innovative Wildnisbildungsprojekt „Waldscout und Waldranger“ entwickelt. Mit der Einrichtung von<br />

„Wildnisinseln“ mitten in einem deutschen Nationalpark sollen Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufen<br />

I und II sowie Jugendgruppen und Jugend(hilfe)-Einrichtungen im Rahmen einer 24-stündigen<br />

„Expedition in die Wildnis“ zum intensiven Nachdenken über das Verhältnis von Mensch, Natur und Kultur<br />

im Rahmen des Diskurses der Nachhaltigen Entwicklung angeregt werden. „Waldscout und Waldranger“<br />

startete im Sommer 2009. Im ersten Jahr nahmen neun Schulklassen an der „Expedition in die Wildnis“ teil.<br />

Wildnisschule<br />

Am Wildtierpark Edersee entsteht aus der bisherigen<br />

Informationseinrichtung die Wildnisschule des<br />

Nationalparks Kellerwald-Edersee. Sie umfasst eine<br />

Ausstellung als offenen Bildungsbereich und einen<br />

pädagogisch betreuten Bildungstrakt. Baubeginn<br />

war im Oktober 2009.<br />

Goldenes Frauenhaarmoos mit dunkel- bis blaugrünen<br />

Moospolstern. Diese weisen eine gute Wiederstandsfähigkeit<br />

auf. Daher wurden aus dem Moos im Mittelalter<br />

sogenannte Mooszöpfe geflochten. Sie wurden unter<br />

anderem als Schiffstaue verwendet (Foto: L. Karner).<br />

HESSEN-FORST<br />

67

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!