Nachhaltigkeitsbericht - Landesbetrieb Hessen-Forst
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Klimawandel und Wiederbewaldung nach „Kyrill“<br />
2009<br />
2008<br />
2007<br />
54<br />
Der Klimawandel macht sich nicht nur durch langsame Veränderungen mittlerer Temperaturen und<br />
Niederschläge bemerkbar. Immer wieder werden durch kleinräumige Stürme innerhalb weniger Minuten<br />
viele Bäume entwurzelt. Extreme Witterungsereignisse werden künftig häufiger. Dabei sind Stürme nicht<br />
nur im Moment ihres Auftretens gefährlich. Die Aufarbeitung des geworfenen Holzes und das Rücken an<br />
die Waldstraße sind es ebenso. Erst viel später wird deutlich, dass sich die Lebensbedingungen für die<br />
restlichen Bäume auf größeren sturmbeeinflussten Flächen weiter verschlechtern können und sich Risiken<br />
für die Wälder und für den Boden entwickeln. In dieser Situation bieten sich verschiedene Möglichkeiten<br />
an: vom Sich-Selbst-Überlassen natürlicher Verjüngungsprozesse bis hin zu neu angepflanzten Kulturen.<br />
Nach „Kyrill“ findet auf einem Großteil der betroffenen Waldfläche natürliche Verjüngung statt. Neukulturen<br />
kommen dagegen in Betracht bei größeren Schadflächen über 0,3 Hektar. In jedem Fall aber ist ein langfristiger<br />
Blick nötig: Welche Baumarten und Waldformen sind standörtlich am besten geeignet, um auch<br />
noch in den nächsten 100 Jahren die dann wahrscheinlichen Erwartungen an den Wald zu erfüllen?<br />
Das Wiederbewaldungskonzept des Jahres 2007 wurde durch detaillierte Fichten-Risikokarten der<br />
Nordwestdeutschen <strong>Forst</strong>lichen Versuchsanstalt und <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong>-FENA ergänzt. Es bildet die Grundlage<br />
für standortgerechte, stabile und vor allem zukunftsfähige Mischbestände und trägt zur Sicherung eines<br />
für den Gesamtbetrieb wichtigen Nadelbaumanteils bei.<br />
Während das Jahr 2007 noch aufgrund der zunächst aufzuarbeitenden Holzmenge von geringerer Kulturtätigkeit<br />
geprägt war, standen die Jahre 2008 und 2009 mit einer gegenüber den „Normaljahren“ deutlich<br />
erhöhten Kulturaktivität voll im Zeichen der Wiederbewaldung nach „Kyrill“ und „Emma“. Obwohl die<br />
Stürme zum großen Teil Schäden an Nadelbaumbeständen hervorriefen, beläuft sich der Laubbaumanteil<br />
in allen drei Jahren der Wiederbewaldung auf etwa 50 Prozent. Damit besteht die Basis für standortgerechte<br />
Eiche<br />
Buche<br />
Edellaubbäume<br />
SLB<br />
Fichte<br />
Douglasie<br />
Kiefer/Lärche<br />
SNB<br />
0 200 400 600 800<br />
Hektar<br />
1000 1200 1400 1600<br />
Abbildung 10: Kulturbegründung 2007 bis 2009 nach der Sturmserie „Kyrill“ und „Emma“ im Staatswald.<br />
Eiche<br />
Buche<br />
Edellaubbäume<br />
SLB<br />
Fichte<br />
Douglasie<br />
Kiefer / Lärche<br />
SNB<br />
Laubbaumprozent<br />
2007 (in Hektar)<br />
51,3<br />
84<br />
67,5<br />
27<br />
53,3<br />
171,1<br />
7,1<br />
4,1<br />
465,4<br />
49 Prozent<br />
2008 (in Hektar)<br />
187,7<br />
138<br />
203,5<br />
81<br />
192,2<br />
354<br />
14,6<br />
9,1<br />
1.180,1<br />
52 Prozent<br />
2009 (in Hektar)<br />
295,3<br />
132,1<br />
274,5<br />
77,7<br />
224,4<br />
479,7<br />
13,4<br />
18,5<br />
1515,6<br />
51 Prozent<br />
Produktion und Verfahren der Bereitstellung von Holz und anderen Produkten<br />
Mischbestände der Zukunft. Zudem ergibt sich aus dem hohen Schadanteil im Nadelholz und dem Bedarf<br />
an Bau- und Konstruktionsholz aus nachhaltiger Waldwirtschaft die Notwendigkeit, weiterhin standortgerecht<br />
Nadelbaumanteile im Staatswald zu sichern.<br />
Bemerkenswert ist, dass in der Wiederbewaldung der Douglasie ein größeres Gewicht zugeordnet wird<br />
als der Fichte. Die im Nordwesten Amerikas beheimateten Küsten-Douglasien sind nicht nur wuchskräftige<br />
Bäume, vor allem wird ihnen eine große ökologische Stabilität auch im Zeichen von Klimaänderungen<br />
bescheinigt. Gleichwohl entbindet das Wissen um die Anbauwürdigkeit der Douglasie nicht davon, die<br />
Forschung über die Folgen des Klimawandels weiter voranzutreiben.<br />
Großräumige Neukulturen stellen besondere Anforderungen an den integrierten Waldschutz und das<br />
Jagdmanagement. Die Ergebnisse der Kulturmaßnahmen der Jahre 2008 und 2009 erfüllen sowohl das<br />
Ziel standortgerechter Mischbestände als auch die Sicherung angemessener Nadelbaumanteile. Insgesamt<br />
ergibt sich heute das Bild erfolgreicher Leistungen der <strong>Forst</strong>ämter in der Wiederbewaldung nach den<br />
Sturmschäden.<br />
Typisches Bild nach „Kyrill“:<br />
abgeknickte Stämme wie bei einem<br />
Streichholz (Foto: K. Brämer).<br />
Nächste Doppelseite:<br />
Buchenkeimling (Foto: L. Karner).<br />
HESSEN-FORST<br />
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