Nachhaltigkeitsbericht - Landesbetrieb Hessen-Forst

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14 Klimaschutz durch Wald und Forstwirtschaft: Die CO2-Studie Hessen-Forst Wald ist als Ökosystem vom Klimawandel betroffen. Weniger bekannt ist, dass Wald auch ganz wesentlich vor einer fortschreitenden Klimaerwärmung schützt. Mit Hilfe der Photosynthese wandeln Bäume Kohlendioxid der Luft zu Kohlenstoff innerhalb der Baumsubstanz um und entziehen so der bodennahen Luftschicht treibhauswirksames CO2. Die Speicherung von Kohlenstoff im Wald, im Boden und in Holzprodukten ist eine wesentliche Leistung und Wertschöpfung der Wald- und Holzwirtschaft für unsere Gesellschaft. Dies wird zunehmend auch von der Politik berücksichtigt, wie es die Charta für Holz (2004), der IPCC-Bericht (2007) oder das Weißbuch der EU zur Anpassung an den Klimawandel (2009) bestätigen. Im Jahr 2008 wurde eine Klimabilanz erstellt. Die Studie befasst sich intensiv mit der aktiven klimaökologischen Rolle des Waldes und seiner Produkte. Sie beschäftigt sich beispielsweise auch mit der Frage, welche Waldformen besonders günstig für die langfristige Speicherung von Kohlenstoff sein können. Wesentliches Ergebnis der Studie ist, dass bewirtschaftete Wälder Naturwäldern klimaökologisch überlegen sind. Denn Naturwälder streben einem Gleichgewicht zwischen Biomasseaufbau und -abbau zu, sodass die Netto-CO2-Entnahme aus der Atmosphäre relativ gering ist. Die CO2-Senkenleistung nachhaltig bewirtschafteter Wälder liegt dagegen deutlich höher, denn die erzeugten Holzprodukte vermeiden durch die Substitution energieaufwändiger Materialien permanent große Mengen von CO2. Zum Beispiel wird nach bisherigen Schätzungen je Kubikmeter Schnittholz im Bauwesen die Atmosphäre um circa eine Tonne CO2 entlastet. Als nachwachsender Brennstoff ist Holz auch in der energetischen Nutzung nahezu CO2-neutral und vermag nichtregenerative Rohstoffe zu ersetzen. So entspricht beispielsweise der Energiegehalt von einem Festmeter ofentrockenem Buchenholz dem von 190 Litern Heizöl. Aus einer Computersimulation der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt (NW-FVA) für Hessen lässt sich ableiten, dass die Leistung des Waldes als Senke für Kohlenstoff (C) bei einer ertragsorientierten Bewirtschaftung langfristig höher ist als bei einer Bewirtschaftungsform, die auf deutliche Nutzungsreduktion ausgerichtet ist. Erreichen Naturwälder die mosaikartig ausgeprägte Phase eines Ausgleichs von Aufund Abbau der Biomasse, wird die weitere Vorratsentwicklung und damit die Kohlenstoffspeicherung geringer. Von Faktoren wie dem Humuszustand oder der Bodentemperatur ist dann abhängig, ob durch den Abbau des Totholzes eine Zunahme des Kohlenstoffs im Boden stattfindet. Ein weiteres bemerkenswertes Ergebnis der Studie ist ein vergleichsweise hoher Totholzanteil in bewirtschafteten Wäldern, da bei intensiver Nutzung viel Totholz als Waldrestholz anfällt. Dieses verbleibt im Wald und kann den C-Pools im Boden zugeführt werden. Die CO2-Studie legt dar, dass, ausgehend von den oben genannten Substitutionsleistungen, der Staatswald und seine Produkte die Atmosphäre gegenwärtig jährlich um circa 1,5 Millionen t im Wege der Materialsubstitution und circa 0,13 Millionen t durch die Energiesubstitution entlasten. Dies entspricht gut drei Prozent der jährlichen hessischen CO2-Gesamtemissionen. Die Studie untersucht auch waldbauliche Möglichkeiten zur Erhöhung der Senkenleistung. Weiterhin befasst sie sich mit der Energieeffizienz der forstfiskalischen Immobilien in Hessen und benennt dabei für jedes Objekt Forstliche Ressourcen und Kohlenstoffkreislauf konkrete Baumaßnahmen, mit denen die jährliche Gesamt-CO2-Emission aller Gebäude in absehbarer Zeit auf ein Fünftel reduziert werden kann (s. S. 40). Auch werden Maßnahmen zur Reduktion der CO2-Emission des Fuhrparks benannt. Dazu zählen die Beschaffung emissionsarmer Fahrzeuge, aber auch Schulungen zu einer effizienteren Fahrweise sowie technische Empfehlungen zur Fahrzeugwartung. Die Bewirtschaftung des Waldes führt zu einer weiteren Absenkung des CO2-Gehaltes in der Atmosphäre. Hier: Ein Eschen-Wertholzstamm, der durch seine weitere Verarbeitung hilft, CO2 zu binden (Foto: M. Müller). Nächste Doppelseite: Alteichenansicht von unten. Durch die Photosynthese wandeln Bäume das Kohlendioxid der Luft zu Kohlenstoff um und entziehen auf diese Weise der bodennahen Luftschicht treibhauswirksames CO2 (Foto: A. Schilling). HESSEN-FORST 15

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Klimaschutz durch Wald und <strong>Forst</strong>wirtschaft: Die CO2-Studie <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong><br />

Wald ist als Ökosystem vom Klimawandel betroffen. Weniger bekannt ist, dass Wald auch ganz<br />

wesentlich vor einer fortschreitenden Klimaerwärmung schützt. Mit Hilfe der Photosynthese wandeln<br />

Bäume Kohlendioxid der Luft zu Kohlenstoff innerhalb der Baumsubstanz um und entziehen so der<br />

bodennahen Luftschicht treibhauswirksames CO2. Die Speicherung von Kohlenstoff im Wald, im Boden<br />

und in Holzprodukten ist eine wesentliche Leistung und Wertschöpfung der Wald- und Holzwirtschaft<br />

für unsere Gesellschaft. Dies wird zunehmend auch von der Politik berücksichtigt, wie es die Charta für<br />

Holz (2004), der IPCC-Bericht (2007) oder das Weißbuch der EU zur Anpassung an den Klimawandel<br />

(2009) bestätigen.<br />

Im Jahr 2008 wurde eine Klimabilanz erstellt. Die Studie befasst sich intensiv mit der aktiven klimaökologischen<br />

Rolle des Waldes und seiner Produkte. Sie beschäftigt sich beispielsweise auch mit der Frage,<br />

welche Waldformen besonders günstig für die langfristige Speicherung von Kohlenstoff sein können.<br />

Wesentliches Ergebnis der Studie ist, dass bewirtschaftete Wälder Naturwäldern klimaökologisch<br />

überlegen sind. Denn Naturwälder streben einem Gleichgewicht zwischen Biomasseaufbau und -abbau<br />

zu, sodass die Netto-CO2-Entnahme aus der Atmosphäre relativ gering ist. Die CO2-Senkenleistung<br />

nachhaltig bewirtschafteter Wälder liegt dagegen deutlich höher, denn die erzeugten Holzprodukte<br />

vermeiden durch die Substitution energieaufwändiger Materialien permanent große Mengen von CO2.<br />

Zum Beispiel wird nach bisherigen Schätzungen je Kubikmeter Schnittholz im Bauwesen die Atmosphäre<br />

um circa eine Tonne CO2 entlastet. Als nachwachsender Brennstoff ist Holz auch in der energetischen<br />

Nutzung nahezu CO2-neutral und vermag nichtregenerative Rohstoffe zu ersetzen. So entspricht beispielsweise<br />

der Energiegehalt von einem Festmeter ofentrockenem Buchenholz dem von 190 Litern Heizöl.<br />

Aus einer Computersimulation der Nordwestdeutschen <strong>Forst</strong>lichen Versuchsanstalt (NW-FVA) für <strong>Hessen</strong><br />

lässt sich ableiten, dass die Leistung des Waldes als Senke für Kohlenstoff (C) bei einer ertragsorientierten<br />

Bewirtschaftung langfristig höher ist als bei einer Bewirtschaftungsform, die auf deutliche Nutzungsreduktion<br />

ausgerichtet ist. Erreichen Naturwälder die mosaikartig ausgeprägte Phase eines Ausgleichs von Aufund<br />

Abbau der Biomasse, wird die weitere Vorratsentwicklung und damit die Kohlenstoffspeicherung<br />

geringer. Von Faktoren wie dem Humuszustand oder der Bodentemperatur ist dann abhängig, ob durch<br />

den Abbau des Totholzes eine Zunahme des Kohlenstoffs im Boden stattfindet. Ein weiteres bemerkenswertes<br />

Ergebnis der Studie ist ein vergleichsweise hoher Totholzanteil in bewirtschafteten Wäldern, da<br />

bei intensiver Nutzung viel Totholz als Waldrestholz anfällt. Dieses verbleibt im Wald und kann den C-Pools<br />

im Boden zugeführt werden. Die CO2-Studie legt dar, dass, ausgehend von den oben genannten Substitutionsleistungen,<br />

der Staatswald und seine Produkte die Atmosphäre gegenwärtig jährlich um circa<br />

1,5 Millionen t im Wege der Materialsubstitution und circa 0,13 Millionen t durch die Energiesubstitution<br />

entlasten. Dies entspricht gut drei Prozent der jährlichen hessischen CO2-Gesamtemissionen. Die Studie<br />

untersucht auch waldbauliche Möglichkeiten zur Erhöhung der Senkenleistung. Weiterhin befasst sie sich<br />

mit der Energieeffizienz der forstfiskalischen Immobilien in <strong>Hessen</strong> und benennt dabei für jedes Objekt<br />

<strong>Forst</strong>liche Ressourcen und Kohlenstoffkreislauf<br />

konkrete Baumaßnahmen, mit denen die jährliche Gesamt-CO2-Emission aller Gebäude in absehbarer Zeit<br />

auf ein Fünftel reduziert werden kann (s. S. 40). Auch werden Maßnahmen zur Reduktion der CO2-Emission<br />

des Fuhrparks benannt. Dazu zählen die Beschaffung emissionsarmer Fahrzeuge, aber auch Schulungen zu<br />

einer effizienteren Fahrweise sowie technische Empfehlungen zur Fahrzeugwartung.<br />

Die Bewirtschaftung des Waldes führt zu einer weiteren Absenkung des CO2-Gehaltes in der Atmosphäre.<br />

Hier: Ein Eschen-Wertholzstamm, der durch seine weitere Verarbeitung hilft, CO2 zu binden (Foto: M. Müller).<br />

Nächste Doppelseite: Alteichenansicht von unten. Durch die Photosynthese wandeln<br />

Bäume das Kohlendioxid der Luft zu Kohlenstoff um und entziehen auf diese Weise<br />

der bodennahen Luftschicht treibhauswirksames CO2 (Foto: A. Schilling).<br />

HESSEN-FORST<br />

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