Nachhaltigkeitsbericht - Landesbetrieb Hessen-Forst

Nachhaltigkeitsbericht - Landesbetrieb Hessen-Forst Nachhaltigkeitsbericht - Landesbetrieb Hessen-Forst

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07.01.2013 Aufrufe

Nachhaltigkeit heute 6 Nachhaltigkeit steht für langfristiges Denken. Ein Blick „vorwärts, rückwärts“ wie im Waldgedicht von Geibel romantisch formuliert, verweist darauf, das Wissen und die Erfahrungen um die Waldentwicklung aus der Vergangenheit auf die Zukunft zu übertragen, um nachfolgenden Generationen positive, gestaltungsfähige Lebensgrundlagen zu hinterlassen. Nachhaltigkeit ist heute ein global formuliertes Wirtschaftsprinzip und eine Geisteshaltung. Vor etwa dreihundert Jahren wurde das Prinzip von einem Förster erstmalig beschrieben. Die Anfang des 18. Jahrhunderts zunehmende überregionale Holznot war Anlass, dass Hannß Carl von Carlowitz (1645 - 1714), Oberberghauptmann in Kursachsen, 1713 den Gedanken der „nachhaltenden“ Nutzung niederschrieb und veröffentlichte (Sylvicultura Oeconomica (1713): „Wird derhalben die größte Kunst/ Wissenschaft/Fleiß und Einrichtung hiesiger Lande darinnen beruhen / wie eine sothane Conservation und Anbau des Holtzes anzustellen / daß es eine continuierliche beständige und nachhaltende Nutzung gebe / weil es eine unentberliche Sache ist / ohne welche das Land in seinem Esse [im Sinne von Wesen, Dasein] nicht bleiben mag.“ Noch deutlicher beschrieb der Hesse Georg Ludwig Hartig 1804 die Notwendigkeit einer auf Planung gegründeten nachhaltigen Forstwirtschaft: „Es läßt sich keine dauerhafte Forstwirtschaft denken und erwarten, wenn die Holzabgabe aus den Wäldern nicht auf Nachhaltigkeit berechnet ist. Jede weise Forstdirektion muss daher die Waldungen des Staates ohne Zeitverlust taxieren lassen und sie zwar so hoch als möglich, doch so zu benutzen suchen, daß die Nachkommenschaft wenigstens ebensoviel Vorteil daraus ziehen kann, als sich die jetzt lebende Generation zueignet.“ Kupferstich von Oberberghauptmann Hannß Carl von Carlowitz (1645 - 1714, Bildquelle: TU Bergakademie Freiberg). Nachhaltigkeit wird im heutigen Sprachgebrauch auch als erweiterte unternehmerische Verantwortung beschrieben. Eine Verantwortung, die Anforderungen und Erwartungen von Unternehmen ebenso umfasst wie die Herausforderung in globalen Märkten. So ist der ursprüngliche Begriff der Nachhaltigkeit aus der Forstsprache heute als „Corporate Responsibility“ für unternehmerische Verantwortung im gesamten gesellschaftlichen Leben verankert und weiterentwickelt worden. Dies kommt beispielsweise zum Ausdruck in den Leitlinien der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit (2000), der Vereinten Nationen (Global Compact, 2000) und in einem Grünbuch der Europäischen Kommission (2001). In Helsinki definierte 1993 die Ministerkonferenz zum Schutz der Wälder in Europa (MCPFE) Grundsätze einer nachhaltigen Bewirtschaftung. Um dieses Konzept handhabbar zu machen, erarbeitete das Gremium nachstehende sechs Kriterien: · Erhaltung und angemessene Verbesserung der forstlichen Ressourcen und deren Beitrag zu globalen Kohlenstoffkreisläufen · Erhaltung der Gesundheit und Vitalität von Forstökosystemen · Erhaltung und Förderung der Produktionsfunktion der Wälder (Holz- und Nichtholzprodukte) · Erhaltung, Schutz und angemessene Verbesserung der Biodiversität in Forstökosystemen · Erhaltung und angemessene Verbesserung der Schutzfunktionen bei der Waldbewirtschaftung vor allem für Boden und Wasser · Erhaltung anderer sozio-ökonomischer Funktionen und Bedingungen Der Geschäfts- und Nachhaltigkeitsbericht 2008/2009 von Hessen-Forst ist als Doppelbericht angelegt und folgt in seiner Gliederung der Abfolge dieser MCPFE-Nachhaltigkeitskriterien. Es gehört zum Grundverständnis von Hessen-Forst, nicht nur die gesetzlich vorgegebene Verantwortung als gesellschaftlicher Akteur wahrzunehmen, sondern in freiwilliger Selbstverpflichtung auch zur Lösung ökolo- gischer und sozialer Probleme in der Gesellschaft beizutragen. Dies umfasst sowohl die großen Themen wie Klimaschutz und Klimaanpassung, erneuerbare Energie, die Bereitstellung der Ressource Wasser als auch den Arbeitsmarkt im ländlichen Raum. Weitere gesellschaftliche Anforderungen, zum Beispiel die Bereitstellung von Holz, der Schutz des Lebensraumes sowie Leistungen für Erholung, Tourismus und Infrastruktur werden unterstützt. „Die uns anvertrauten Naturgüter haben einen hohen materiellen und ideellen Wert, den es auf Dauer zu bewahren gilt“, benennt Hessen-Forst seine Verpflichtung in seinem Leitbild. Die nachhaltige Erhaltung und Bewirtschaftung dieser Ressourcen ist für Hessen-Forst gleichermaßen Leitbild, Verantwortung und Markenzeichen. Um dieses Ziel zu erreichen, berücksichtigt der Landesbetrieb in seiner Strategie sich ändernde Interessenlagen innerhalb der Gesellschaft, die sowohl ökologischen, ökonomischen als auch sozialen Ursprungs sein können. Hierbei gilt es nicht, jedem Wunsch nachzukommen, sondern die gesamtgesellschaftliche Interessenlage ausgewogen zu berücksichtigen. Auf diese Weise wird ein hohes Maß an Kontinuität gewährleistet. Die Landesbetriebskommission unterstützt Hessen-Forst hierbei. HESSEN-FORST 7

Nachhaltigkeit heute<br />

6<br />

Nachhaltigkeit steht für langfristiges Denken. Ein Blick „vorwärts, rückwärts“ wie im Waldgedicht von<br />

Geibel romantisch formuliert, verweist darauf, das Wissen und die Erfahrungen um die Waldentwicklung<br />

aus der Vergangenheit auf die Zukunft zu übertragen, um nachfolgenden Generationen positive, gestaltungsfähige<br />

Lebensgrundlagen zu hinterlassen.<br />

Nachhaltigkeit ist heute ein global formuliertes Wirtschaftsprinzip und eine Geisteshaltung. Vor<br />

etwa dreihundert Jahren wurde das Prinzip von einem Förster erstmalig beschrieben. Die Anfang<br />

des 18. Jahrhunderts zunehmende überregionale Holznot war Anlass, dass Hannß Carl von Carlowitz<br />

(1645 - 1714), Oberberghauptmann in Kursachsen, 1713 den Gedanken der „nachhaltenden“ Nutzung<br />

niederschrieb und veröffentlichte (Sylvicultura Oeconomica (1713): „Wird derhalben die größte Kunst/<br />

Wissenschaft/Fleiß und Einrichtung hiesiger Lande darinnen beruhen / wie eine sothane Conservation<br />

und Anbau des Holtzes anzustellen / daß es eine continuierliche beständige und nachhaltende Nutzung<br />

gebe / weil es eine unentberliche Sache ist / ohne welche das Land in seinem Esse [im Sinne von<br />

Wesen, Dasein] nicht bleiben mag.“<br />

Noch deutlicher beschrieb der Hesse Georg Ludwig Hartig 1804 die Notwendigkeit einer auf Planung<br />

gegründeten nachhaltigen <strong>Forst</strong>wirtschaft: „Es läßt sich keine dauerhafte <strong>Forst</strong>wirtschaft denken und<br />

erwarten, wenn die Holzabgabe aus den Wäldern nicht auf Nachhaltigkeit berechnet ist. Jede weise<br />

<strong>Forst</strong>direktion muss daher die Waldungen des Staates ohne Zeitverlust taxieren lassen und sie zwar so<br />

hoch als möglich, doch so zu benutzen suchen, daß die Nachkommenschaft wenigstens ebensoviel<br />

Vorteil daraus ziehen kann, als sich die jetzt lebende Generation zueignet.“<br />

Kupferstich von Oberberghauptmann<br />

Hannß Carl von Carlowitz (1645 - 1714,<br />

Bildquelle: TU Bergakademie Freiberg).<br />

Nachhaltigkeit wird im heutigen Sprachgebrauch auch als erweiterte<br />

unternehmerische Verantwortung beschrieben. Eine Verantwortung,<br />

die Anforderungen und Erwartungen von Unternehmen ebenso umfasst<br />

wie die Herausforderung in globalen Märkten. So ist der ursprüngliche<br />

Begriff der Nachhaltigkeit aus der <strong>Forst</strong>sprache heute als „Corporate<br />

Responsibility“ für unternehmerische Verantwortung im gesamten<br />

gesellschaftlichen Leben verankert und weiterentwickelt worden.<br />

Dies kommt beispielsweise zum Ausdruck in den Leitlinien der<br />

Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit (2000), der Vereinten<br />

Nationen (Global Compact, 2000) und in einem Grünbuch der Europäischen<br />

Kommission (2001).<br />

In Helsinki definierte 1993 die Ministerkonferenz zum Schutz der Wälder in Europa (MCPFE) Grundsätze<br />

einer nachhaltigen Bewirtschaftung. Um dieses Konzept handhabbar zu machen, erarbeitete das Gremium<br />

nachstehende sechs Kriterien:<br />

· Erhaltung und angemessene Verbesserung der forstlichen Ressourcen und deren Beitrag zu<br />

globalen Kohlenstoffkreisläufen<br />

· Erhaltung der Gesundheit und Vitalität von <strong>Forst</strong>ökosystemen<br />

· Erhaltung und Förderung der Produktionsfunktion der Wälder (Holz- und Nichtholzprodukte)<br />

· Erhaltung, Schutz und angemessene Verbesserung der Biodiversität in <strong>Forst</strong>ökosystemen<br />

· Erhaltung und angemessene Verbesserung der Schutzfunktionen bei der Waldbewirtschaftung<br />

vor allem für Boden und Wasser<br />

· Erhaltung anderer sozio-ökonomischer Funktionen und Bedingungen<br />

Der Geschäfts- und <strong>Nachhaltigkeitsbericht</strong> 2008/2009 von <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong> ist als Doppelbericht angelegt<br />

und folgt in seiner Gliederung der Abfolge dieser MCPFE-Nachhaltigkeitskriterien. Es gehört zum<br />

Grundverständnis von <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong>, nicht nur die gesetzlich vorgegebene Verantwortung als gesellschaftlicher<br />

Akteur wahrzunehmen, sondern in freiwilliger Selbstverpflichtung auch zur Lösung ökolo-<br />

gischer und sozialer Probleme in der Gesellschaft beizutragen. Dies umfasst sowohl die großen Themen<br />

wie Klimaschutz und Klimaanpassung, erneuerbare Energie, die Bereitstellung der Ressource Wasser als<br />

auch den Arbeitsmarkt im ländlichen Raum. Weitere gesellschaftliche Anforderungen, zum Beispiel die<br />

Bereitstellung von Holz, der Schutz des Lebensraumes sowie Leistungen für Erholung, Tourismus und<br />

Infrastruktur werden unterstützt.<br />

„Die uns anvertrauten Naturgüter haben einen hohen materiellen und ideellen Wert, den es auf<br />

Dauer zu bewahren gilt“, benennt <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong> seine Verpflichtung in seinem Leitbild. Die nachhaltige<br />

Erhaltung und Bewirtschaftung dieser Ressourcen ist für <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong> gleichermaßen Leitbild, Verantwortung<br />

und Markenzeichen.<br />

Um dieses Ziel zu erreichen, berücksichtigt der <strong>Landesbetrieb</strong> in seiner Strategie sich ändernde<br />

Interessenlagen innerhalb der Gesellschaft, die sowohl ökologischen, ökonomischen als auch sozialen<br />

Ursprungs sein können. Hierbei gilt es nicht, jedem Wunsch nachzukommen, sondern die gesamtgesellschaftliche<br />

Interessenlage ausgewogen zu berücksichtigen. Auf diese Weise wird ein hohes Maß an<br />

Kontinuität gewährleistet. Die <strong>Landesbetrieb</strong>skommission unterstützt <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong> hierbei.<br />

HESSEN-FORST<br />

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