Nachhaltigkeitsbericht - Landesbetrieb Hessen-Forst
Nachhaltigkeitsbericht - Landesbetrieb Hessen-Forst
Nachhaltigkeitsbericht - Landesbetrieb Hessen-Forst
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HESSEN-FORST<br />
<strong>Nachhaltigkeitsbericht</strong><br />
für die Geschäftsjahre 2008 und 2009
Der <strong>Landesbetrieb</strong> <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong> bewirtschaftet den Staatswald nach betriebswirtschaftlichen<br />
Grundsätzen und unter besonderer Berücksich-tigung<br />
des Gemeinwohls. <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong> erfüllt darüber hinaus Aufgaben im<br />
Interesse des Landes, etwa mit der Betreuung des Kommunal-, Gemeinschafts-<br />
und Privatwaldes.<br />
Neben dem Engagement im Naturschutz zählen Waldpädagogik und Umweltbildung<br />
sowie die forstfachliche Aus-, Fort- und Weiterbildung<br />
zu den Kernaufgaben. Das <strong>Forst</strong>liche Versuchswesen stellt seine<br />
Leistungen allen Waldbesitzarten zur Verfügung. Nicht zuletzt gewährleistet<br />
<strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong> mit der Unterhaltung der Waldwege und einem abwechslungsreichen<br />
Waldaufbau, dass viele Menschen den Wald in ihrer<br />
Freizeit erleben und sich in der Natur erholen können.<br />
Verantwortung für den Wald zu übernehmen ist somit nicht nur dann wichtig,<br />
wenn unvorhergesehene Ereignisse, wie zum Beispiel Stürme, Schäden<br />
hervorrufen. In einer zusammenwachsenden Welt sind auch Land- und<br />
<strong>Forst</strong>wirtschaft gefordert, umsichtig zu agieren. Nur im<br />
Zusammenwirken aller Beteiligten entstehen Landnutzungskonzepte, die<br />
Leistungen für die Gesellschaft wirklich erfolgreich erbringen können.<br />
Es kommt zunehmend darauf an, mit Augenmaß eine Balance zu finden<br />
zwischen den verschiedenen Wünschen unserer Gesellschaft an den Wald,<br />
der Erhaltung naturnaher Lebensräume und einer wirtschaftlichen Bereitstellung<br />
der nachwachsenden Ressource Holz.<br />
Ausgewählte Beispiele der Arbeitsprinzipien von <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong>:<br />
Wirtschaftlichkeit<br />
In der Staatswaldbewirtschaftung wurde 2008 ein Überschuss von rund<br />
30,8 Millionen Euro beziehungsweise durchschnittlich rund 90 Euro je<br />
Hektar Staatswaldfläche erzielt. Im Jahr 2009 sank das Ergebnis, nicht zuletzt<br />
aufgrund des Aufwands zum Ausgleich der vorangegangenen Sturmschäden,<br />
auf durchschnittlich -19 Euro je Hektar. Für den Jahres-abschluss<br />
2008 und 2009 des <strong>Landesbetrieb</strong>s <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong> wurden durch die beauftragte<br />
Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Testate ohne Einschränkungen<br />
erstellt.<br />
Naturschutz und Wiederbewaldung nach „Kyrill“ und „Emma“<br />
Wald ist für Menschen ein ganz wesentlicher Teil des Lebensraumes. Wald<br />
soll daher möglichst naturnah entwickelt werden. Der Schutz der Natur<br />
in den hessischen Wäldern ist ein wichtiges unternehmerisches<br />
Ziel von <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong>. In Zahlen ausgedrückt: Mehr als 43 Prozent der<br />
Staatswaldfläche des Landes <strong>Hessen</strong> liegen innerhalb der europäischen<br />
Natura-2000-Gebiete. Den größten Flächenanteil dieser Wald-Schutzgebiete<br />
machen die Hainsimsen-, Waldmeister- und Orchideenbuchenwälder<br />
aus. Sie sind dank einer nachhaltigen und naturnahen <strong>Forst</strong>wirtschaft<br />
hessenweit in einem guten Erhaltungszustand.<br />
Obwohl „Kyrill“ fast ausschließlich Schäden an Nadelbaumbeständen<br />
hervorrief, hatten die Aufforstungen der Jahre 2007 und 2008 einen Laubbaumanteil<br />
von etwa 50 Prozent. Laub- und Nadelbäume lassen schon<br />
bald nach den Sturmwürfen wieder auf großer Fläche standortgerecht gemischte<br />
Bestandesstrukturen entstehen. Erneut haben die <strong>Forst</strong>-ämter<br />
die besonderen Herausforderungen, die sich nach derartigen Naturkatastrophen<br />
ergeben, erfolgreich bewältigt.<br />
Arbeits- und Gesundheitsschutz<br />
Die Aufarbeitung von Windwürfen zählt zu den besonders gefahrgeneigten<br />
Tätigkeiten im Wald. Schon vor „Kyrill“ nahm <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong> die zu hohen<br />
Unfallzahlen zum Anlass, ein umfassendes Arbeitsschutz-Management-System<br />
einzuführen. Arbeitsschutzberater vor Ort helfen, Gefahren zu verringern.<br />
In der Zwischenzeit zeigen sich die ersten Erfolge dieser<br />
Bemühungen: Die Unfallzahlen sind rückläufig. <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong> erhielt im<br />
Jahr 2008 den Förderpreis der Unfallkasse <strong>Hessen</strong> für „Innovative Maßnahmen<br />
im Arbeits- und Gesundheitsschutz“. Seit 2007 wird das Verfahren<br />
auch als Dienstleistung für kommunale Waldbesitzer in <strong>Hessen</strong><br />
angeboten. <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong> übernimmt damit eine Verantwortung für die im<br />
Wald tätigen Menschen, welche über die eigene Mitarbeiterschaft deutlich<br />
hinausgeht.
Inhalt<br />
2<br />
Der Wald in <strong>Hessen</strong> im Überblick<br />
Unsere Verantwortung und Grundsätze<br />
Waldgedicht<br />
Vorwort<br />
Nachhaltigkeit heute<br />
„Den Wald vor lauter Bäumen sehen”<br />
<strong>Forst</strong>liche Ressourcen und Kohlenstoffkreislauf (Nachhaltigkeitskriterium 1)<br />
Wie geht’s dem Wald?<br />
Indikatoren für Gesundheit und Anpassungsfähigkeit (Nachhaltigkeitskriterium 2)<br />
Holz und anderes aus dem Wald<br />
Produktion und Bereitstellung von Holz und anderen Produkten<br />
(Nachhaltigkeitskriterium 3)<br />
Liegenschaftsmanagement<br />
Jagdbetrieb und Wildbestandsbewirtschaftung<br />
Betreuung des Körperschaftswaldes<br />
Betreuung des Privatwaldes<br />
Erhaltung der Umwelt, Waldbau und biologische Vielfalt<br />
Klimawandel und Wiederbewaldung nach „Kyrill“<br />
Naturschutz im Wald und Artenvielfalt (Nachhaltigkeitskriterium 4)<br />
Nationalpark Kellerwald-Edersee<br />
Management und Entwicklung<br />
Bildung und Öffentlichkeitsarbeit<br />
Landesweite Artenhilfskonzepte für FFH-Arten<br />
Grunddatenerhebung in EU-Vogelschutzgebieten<br />
Vordere Klappseite außen<br />
Vordere Klappseite innen<br />
4<br />
5<br />
6<br />
10<br />
18<br />
24<br />
34<br />
42<br />
46<br />
47<br />
50<br />
54<br />
58<br />
66<br />
68<br />
70<br />
73<br />
Wald, mehr als nur eine Anzahl Bäume<br />
Schutzfunktionen (Nachhaltigkeitskriterium 5)<br />
Walderhaltung in der Rhein-Main-Ebene<br />
Risiken und Anpassungsstrategien<br />
Wald – Mensch – Arbeit<br />
Informationen zu nachhaltigem Handeln auf nationaler und internationaler Ebene<br />
(Nachhaltigkeitskriterium 6)<br />
Consulting<br />
Aktive Projektarbeit<br />
Umweltbildung und Öffentlichkeitsarbeit<br />
Wald und Wildnis vor der Haustür – Waldpädagogik und Umweltbildung in <strong>Hessen</strong><br />
<strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong> informiert<br />
Beschaffung von Waren und Dienstleistungen<br />
Die Menschen hinter <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong><br />
Struktur und Portfolio des <strong>Landesbetrieb</strong>s<br />
Organisation und Arbeitsprozesse<br />
Stabile Aufbauorganisation<br />
Aus-, Fort- und Weiterbildung<br />
Lagebericht und Jahresabschluss – die Fakten<br />
Finanzielles Ergebnis des <strong>Landesbetrieb</strong>s <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong> in den Geschäftsjahren 2008 und 2009<br />
Impressum<br />
Adressen der Dienststellen<br />
Wald und <strong>Forst</strong>betriebe in <strong>Hessen</strong> – Übersichtskarte<br />
76<br />
80<br />
86<br />
90<br />
92<br />
96<br />
102<br />
106<br />
108<br />
110<br />
114<br />
116<br />
128<br />
Hintere Klappseite innen<br />
Hintere Klappseite außen<br />
HESSEN-FORST<br />
3
Waldgedicht<br />
4<br />
„Mit dem alten Förster heut<br />
Bin ich durch den Wald gegangen,…<br />
Und wir kamen ins Revier,<br />
Wo umrauscht von alten Bäumen<br />
Junge Stämmlein sonder Zier<br />
Sproßten auf besonnten Räumen…<br />
Was uns not tut,…<br />
Ward´s gegründet von den Vätern;<br />
Aber das ist unser Teil,<br />
Daß wir gründen für die Spätern…<br />
Wie verstummend im Gebet<br />
Schwieg der Mann, der tief ergraute,<br />
Klaren Auges, ein Prophet,<br />
Welcher vorwärts, rückwärts schaute…<br />
Emanuel Geibel (1815 -1884; Auszug)<br />
Frisches Buchengrün (Foto auf Seite 1: L. Karner).<br />
Vorwort<br />
Nachhaltiges Handeln ist für <strong>Forst</strong>leute in <strong>Hessen</strong> seit jeher Leitmotiv<br />
ihres Arbeitens. Der Begriff „Nachhaltigkeit“ wurde von einem Förster<br />
vor gut 300 Jahren erstmals eingeführt. Heute steht Nachhaltigkeit –<br />
etwa für die Vereinten Nationen – für eine erweiterte Verantwortung,<br />
die auch Unternehmen für die Gesellschaft als Ganzes tragen.<br />
Die Ministerkonferenz zum Schutz der Wälder (MCPFE) konkretisiert<br />
nachhaltiges Handeln durch sechs Kriterien. Zusammengefasst sind<br />
dies: Ressourcen des Waldes, seine Gesundheit sowie die Bereitstellung<br />
von Gütern und Dienstleistungen. Außerdem: Waldbau und<br />
biologische Vielfalt, Schutzfunktionen und die gesellschaftliche Bedeutung<br />
unserer <strong>Forst</strong>wirtschaft. Sie sind zugleich die Gliederungspunkte<br />
dieses <strong>Nachhaltigkeitsbericht</strong>s, der die Tätigkeiten der Jahre 2008<br />
und 2009 widerspiegelt und erläutert, welche Bedeutung <strong>Hessen</strong>-<br />
<strong>Forst</strong> diesen Nachhaltigkeitskriterien beimisst (s. Seite 7).<br />
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des <strong>Landesbetrieb</strong>s stellen sich in besonderer Weise ihrer Verantwortung.<br />
Sie setzen sich dafür ein, Leistungen wirtschaftlich zu erbringen und dies in einer Balance, die<br />
den Menschen, der Natur sowie der <strong>Forst</strong>- und Holzwirtschaft gleichermaßen dient. Ihnen, und allen,<br />
die uns hierbei unterstützen, sei an dieser Stelle herzlich gedankt.<br />
An viele Leistungen des Waldes haben wir uns gewöhnt. Unter sich teilweise gravierend ändernden<br />
Bedingungen in der Natur, in unserer Wirtschaft und Gesellschaft war es <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong> auch in den Berichts-<br />
jahren ein Anliegen, die Erwartungen stets zu erfüllen. Dass das Prinzip der Nachhaltigkeit nicht statisch<br />
gesehen werden kann, zeigen beispielsweise die Themen Klimawandel, Energieversorgung und Biodiversität.<br />
Welche Wälder und Baumarten werden künftigen Generationen Schutz, Erholung und Holz liefern?<br />
Wird die energetische Holznutzung wichtiger als zum Beispiel Bau- und Möbelholz? Welches ist der richtige<br />
Maßstab für Artenreichtum in Waldökosystemen? Die Antworten auf diese Fragen und der Ausgleich<br />
von Ziel- und Interessenkonflikten zwischen unterschiedlichen Ansprüchen an den Wald bedürfen daher<br />
solider wissenschaftlicher Grundlagen und qualifizierter <strong>Forst</strong>leute, aber auch des Dialogs und der Nähe<br />
zum Objekt. Dabei trägt der <strong>Landesbetrieb</strong> nicht nur Verantwortung für den Staatswald, sondern unterstützt<br />
in entsprechenden Betreuungsverhältnissen auch den Körperschafts- und Gemeinschaftswald sowie<br />
den Privatwald auf einem großen Teil der Waldfläche <strong>Hessen</strong>s.<br />
Michael Gerst<br />
Leiter des <strong>Landesbetrieb</strong>s <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong><br />
HESSEN-FORST<br />
5
Nachhaltigkeit heute<br />
6<br />
Nachhaltigkeit steht für langfristiges Denken. Ein Blick „vorwärts, rückwärts“ wie im Waldgedicht von<br />
Geibel romantisch formuliert, verweist darauf, das Wissen und die Erfahrungen um die Waldentwicklung<br />
aus der Vergangenheit auf die Zukunft zu übertragen, um nachfolgenden Generationen positive, gestaltungsfähige<br />
Lebensgrundlagen zu hinterlassen.<br />
Nachhaltigkeit ist heute ein global formuliertes Wirtschaftsprinzip und eine Geisteshaltung. Vor<br />
etwa dreihundert Jahren wurde das Prinzip von einem Förster erstmalig beschrieben. Die Anfang<br />
des 18. Jahrhunderts zunehmende überregionale Holznot war Anlass, dass Hannß Carl von Carlowitz<br />
(1645 - 1714), Oberberghauptmann in Kursachsen, 1713 den Gedanken der „nachhaltenden“ Nutzung<br />
niederschrieb und veröffentlichte (Sylvicultura Oeconomica (1713): „Wird derhalben die größte Kunst/<br />
Wissenschaft/Fleiß und Einrichtung hiesiger Lande darinnen beruhen / wie eine sothane Conservation<br />
und Anbau des Holtzes anzustellen / daß es eine continuierliche beständige und nachhaltende Nutzung<br />
gebe / weil es eine unentberliche Sache ist / ohne welche das Land in seinem Esse [im Sinne von<br />
Wesen, Dasein] nicht bleiben mag.“<br />
Noch deutlicher beschrieb der Hesse Georg Ludwig Hartig 1804 die Notwendigkeit einer auf Planung<br />
gegründeten nachhaltigen <strong>Forst</strong>wirtschaft: „Es läßt sich keine dauerhafte <strong>Forst</strong>wirtschaft denken und<br />
erwarten, wenn die Holzabgabe aus den Wäldern nicht auf Nachhaltigkeit berechnet ist. Jede weise<br />
<strong>Forst</strong>direktion muss daher die Waldungen des Staates ohne Zeitverlust taxieren lassen und sie zwar so<br />
hoch als möglich, doch so zu benutzen suchen, daß die Nachkommenschaft wenigstens ebensoviel<br />
Vorteil daraus ziehen kann, als sich die jetzt lebende Generation zueignet.“<br />
Kupferstich von Oberberghauptmann<br />
Hannß Carl von Carlowitz (1645 - 1714,<br />
Bildquelle: TU Bergakademie Freiberg).<br />
Nachhaltigkeit wird im heutigen Sprachgebrauch auch als erweiterte<br />
unternehmerische Verantwortung beschrieben. Eine Verantwortung,<br />
die Anforderungen und Erwartungen von Unternehmen ebenso umfasst<br />
wie die Herausforderung in globalen Märkten. So ist der ursprüngliche<br />
Begriff der Nachhaltigkeit aus der <strong>Forst</strong>sprache heute als „Corporate<br />
Responsibility“ für unternehmerische Verantwortung im gesamten<br />
gesellschaftlichen Leben verankert und weiterentwickelt worden.<br />
Dies kommt beispielsweise zum Ausdruck in den Leitlinien der<br />
Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit (2000), der Vereinten<br />
Nationen (Global Compact, 2000) und in einem Grünbuch der Europäischen<br />
Kommission (2001).<br />
In Helsinki definierte 1993 die Ministerkonferenz zum Schutz der Wälder in Europa (MCPFE) Grundsätze<br />
einer nachhaltigen Bewirtschaftung. Um dieses Konzept handhabbar zu machen, erarbeitete das Gremium<br />
nachstehende sechs Kriterien:<br />
· Erhaltung und angemessene Verbesserung der forstlichen Ressourcen und deren Beitrag zu<br />
globalen Kohlenstoffkreisläufen<br />
· Erhaltung der Gesundheit und Vitalität von <strong>Forst</strong>ökosystemen<br />
· Erhaltung und Förderung der Produktionsfunktion der Wälder (Holz- und Nichtholzprodukte)<br />
· Erhaltung, Schutz und angemessene Verbesserung der Biodiversität in <strong>Forst</strong>ökosystemen<br />
· Erhaltung und angemessene Verbesserung der Schutzfunktionen bei der Waldbewirtschaftung<br />
vor allem für Boden und Wasser<br />
· Erhaltung anderer sozio-ökonomischer Funktionen und Bedingungen<br />
Der Geschäfts- und <strong>Nachhaltigkeitsbericht</strong> 2008/2009 von <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong> ist als Doppelbericht angelegt<br />
und folgt in seiner Gliederung der Abfolge dieser MCPFE-Nachhaltigkeitskriterien. Es gehört zum<br />
Grundverständnis von <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong>, nicht nur die gesetzlich vorgegebene Verantwortung als gesellschaftlicher<br />
Akteur wahrzunehmen, sondern in freiwilliger Selbstverpflichtung auch zur Lösung ökolo-<br />
gischer und sozialer Probleme in der Gesellschaft beizutragen. Dies umfasst sowohl die großen Themen<br />
wie Klimaschutz und Klimaanpassung, erneuerbare Energie, die Bereitstellung der Ressource Wasser als<br />
auch den Arbeitsmarkt im ländlichen Raum. Weitere gesellschaftliche Anforderungen, zum Beispiel die<br />
Bereitstellung von Holz, der Schutz des Lebensraumes sowie Leistungen für Erholung, Tourismus und<br />
Infrastruktur werden unterstützt.<br />
„Die uns anvertrauten Naturgüter haben einen hohen materiellen und ideellen Wert, den es auf<br />
Dauer zu bewahren gilt“, benennt <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong> seine Verpflichtung in seinem Leitbild. Die nachhaltige<br />
Erhaltung und Bewirtschaftung dieser Ressourcen ist für <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong> gleichermaßen Leitbild, Verantwortung<br />
und Markenzeichen.<br />
Um dieses Ziel zu erreichen, berücksichtigt der <strong>Landesbetrieb</strong> in seiner Strategie sich ändernde<br />
Interessenlagen innerhalb der Gesellschaft, die sowohl ökologischen, ökonomischen als auch sozialen<br />
Ursprungs sein können. Hierbei gilt es nicht, jedem Wunsch nachzukommen, sondern die gesamtgesellschaftliche<br />
Interessenlage ausgewogen zu berücksichtigen. Auf diese Weise wird ein hohes Maß an<br />
Kontinuität gewährleistet. Die <strong>Landesbetrieb</strong>skommission unterstützt <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong> hierbei.<br />
HESSEN-FORST<br />
7
8<br />
Nachhaltigkeit im Aufgabenverständnis der <strong>Landesbetrieb</strong>skommission<br />
„Die <strong>Landesbetrieb</strong>skommission soll eine dem Wald in <strong>Hessen</strong> angemessene Ausgewogenheit und<br />
Kontinuität in der strategischen Zielsetzung des <strong>Landesbetrieb</strong>es sichern.“*<br />
Die <strong>Landesbetrieb</strong>skommission ist ein unabhängiges Gremium mit der Aufgabe, den <strong>Landesbetrieb</strong><br />
bei strategischen Fragestellungen zu beraten. Um die hierfür notwendige Ausgewogenheit der<br />
gesamtgesellschaftlichen Lage sicherzustellen, werden Vertreter durch das Fachministerium berufen.<br />
Vorsitz der <strong>Landesbetrieb</strong>skommision<br />
Vertreter der Fraktionen im<br />
Hessischen Landtag<br />
Vertreter des Hessischen Ministeriums<br />
für Umwelt, Energie, Landwirtschaft<br />
und Verbraucherschutz<br />
Vertreter des Hessischen Ministeriums<br />
der Finanzen<br />
Personalvertretung<br />
Vertreter des Bereichs Wirtschaft<br />
Vertreter des Bereichs Forschung<br />
Vertreter des Bereichs Kommunalwald<br />
Vertreter des Bereichs Kleinprivatwald<br />
Im Geschäftsjahr 2009 wurden durch die <strong>Landesbetrieb</strong>skommission folgende Themen behandelt:<br />
· die Ergebnisse der Mitarbeiterbefragung<br />
· die Einstellung von Dienstanfängern<br />
· die Zertifizierung der <strong>Forst</strong>wirtschaft<br />
· den Jahresabschluss 2008<br />
· die allgemeine wirtschaftliche Lage des <strong>Landesbetrieb</strong>es<br />
· die Beförsterungskostenbeiträge der Kommunen<br />
· die Regelungen zum Arten- und Biotopschutz<br />
· die Beteiligung von <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong> am Rothaarsteig<br />
· die Regelungen für Veranstaltungen Dritter im Wald<br />
* Aus der Satzung für den <strong>Landesbetrieb</strong> <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong>.<br />
2008 2009<br />
Staatsminister W. Dietzel<br />
MdL F. Gotthardt (CDU)<br />
MdL M. Görig (SPD)<br />
MdL H. Heidel (FDP)<br />
MdL U. Hammann<br />
(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)<br />
MdL M. Schott (DIE LINKE)<br />
Ministerialdirigent C. Wilke<br />
Ministerialrat A. Schmaus<br />
U. Blöcher<br />
Dr. M. Viessmann<br />
Dr. P. Haase<br />
Bürgermeister M. Drexelius<br />
D. Kübler<br />
Staatsministerin S. Lautenschläger<br />
MdL Dr. W. Arnold (CDU)<br />
MdL M. Görig (SPD)<br />
MdL H. Heidel (FDP)<br />
MdL D. May<br />
(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)<br />
MdL M. Schott (DIE LINKE)<br />
Ministerialdirigent C. Wilke<br />
Ministerialrat A. Schmaus<br />
V. Diefenbach<br />
Dr. M. Viessmann<br />
Dr. P. Haase<br />
Bürgermeister M. Drexelius<br />
D. Kübler<br />
Tabelle 1: Die Mitglieder der <strong>Landesbetrieb</strong>skommission der Geschäftsjahre 2008 und 2009<br />
(17. und 18. Legislaturperiode).<br />
Einladung zum Waldspaziergang: durchatmen,<br />
erholen, Natur spüren (Foto: L. Karner).<br />
<strong>Nachhaltigkeitsbericht</strong> für das Geschäftsjahr 2008<br />
HESSEN-FORST<br />
9
„Den Wald vor lauter Bäumen sehen“<br />
<strong>Forst</strong>liche Ressourcen und Kohlenstoffkreislauf<br />
10<br />
Erhaltung des Grundbesitzes, Verbesserung der Besitzstruktur<br />
Der <strong>Landesbetrieb</strong> hat den gesetzlichen Auftrag, den betriebsnotwendigen Grundbesitz zu erhalten und<br />
zu verbessern. Diesem Auftrag folgend wurden in den Jahren 2008 und 2009 rund 565 ha Wald angekauft.<br />
Dafür wurden knapp 4,2 Millionen Euro aufgewendet. Neben einem größeren Betrieb von 278 ha konnten<br />
auch wieder zahlreiche kleinere Grundstücke zur Schließung von Lücken im Besitz und zu seiner Abrundung<br />
gekauft werden.<br />
Für rund 6,2 Millionen Euro wurden unbebaute Grundstücke verkauft. Den größten Posten machte dabei<br />
der Verkauf des Waldes im Zusammenhang mit dem Ausbau des Flughafens Kassel-Calden aus. Der<br />
<strong>Landesbetrieb</strong> gab rund 345 ha Waldfläche als Ersatzland für einen existenzgefährdeten Betrieb ab.<br />
Aufgrund des stetigen Ankaufs von Waldgrundstücken ist die Flächenbilanz positiv. Die Betriebsfläche steigt<br />
dadurch trotz des Verkaufs von Grundstücken für Infrastruktur-Maßnahmen an.<br />
<strong>Forst</strong>einrichtung und Betriebsstichprobe: Tradition und innovative Steuerung der Betriebsabläufe<br />
Noch vor wenigen Jahrzehnten litten viele Wälder nach Streunutzungen unter einer Verarmung<br />
an Stickstoff. Der Waldboden war oft unbewachsen, Bodenpflanzen oder Sträucher waren selten, der<br />
Waldaufbau in der Regel einschichtig. Mit Stickstoffeinträgen und einem Übergang zu naturnahen Waldbaumethoden<br />
haben sich die Waldbilder seither verändert. Die Bewirtschaftung der komplexen Waldökosysteme<br />
erfordert daher heute weitaus genauere Informationen. <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong> beschritt daher 2008<br />
neue Wege, den Wald zu erfassen und planerisch zu gestalten.<br />
Das klassische <strong>Forst</strong>einrichtungsverfahren beruht auf einer Inventur von sämtlichen Einzelbeständen eines<br />
<strong>Forst</strong>betriebes. Vorräte und Zuwächse werden über ertragstafelgestützte Schätzverfahren ermittelt. Für<br />
Altersklassenwälder, in denen auf Teilflächen Wälder bestimmter Altersstufen stehen, funktioniert dieses<br />
Verfahren grundsätzlich nach wie vor gut. Allerdings liefert es keine Aussagen über die Durchmesserverteilung<br />
und damit die Stärke des Holzes in den Beständen. Auch die Qualität des Holzes wird nur sehr<br />
grob erfasst. Diese Angaben sind für heutige <strong>Forst</strong>betriebe jedoch für mittel- und langfristige Planungen<br />
von großer Bedeutung. Durch die Umstellung auf eine naturnahe Bewirtschaftung entwickeln sich die<br />
hessischen Wälder in Richtung wirtschaftlich gelenkter Dauerwälder. Hier sind Stichprobenverfahren<br />
deutlich effektiver als die klassische <strong>Forst</strong>einrichtung.<br />
Vfm/ha<br />
40<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
<strong>Forst</strong>liche Ressourcen und Kohlenstoffkreislauf<br />
Die 2008 als Teil der Neukonzeption des <strong>Forst</strong>einrichtungsverfahrens eingeführte Betriebsstichprobe<br />
ermöglicht detailliertere Informationen:<br />
· zur Vorratsstruktur, insbesondere für Dimension und Qualität<br />
· zu Rücke- und Schälschäden<br />
· zur naturalen Vorratsentwicklung (Zuwachs)<br />
· zu Grundlagen für den Nutzungsvorschlag (Hiebsatz)<br />
· zu Naturschutzsachverhalten, etwa Vorkommen von Habitatbäumen oder Totholz<br />
Die Ergebnisse unterstützen die <strong>Forst</strong>ämter in ihrer Waldbauplanung.<br />
Die Betriebsstichprobe wird zunächst für größere Staatswaldbetriebe durchgeführt, für kleinere betreute<br />
Betriebe besteht die Möglichkeit einer Inventur mittels Stichprobenverfahren bislang nicht. Hier bleibt<br />
der Waldbegang mit den klassischen Aufnahmeverfahren das probate Instrument.<br />
Ähnlich wie bereits die Ergebnisse der Bundeswaldinventur zeigten, liegt der in der Betriebsinventur<br />
ermittelte Vorrat höher als bisher angenommen.<br />
Vorrat = 300 Vfm/ha<br />
Gesamtvorrat= 2.485.702 Vfm<br />
Lärche<br />
Kiefer<br />
Douglasie<br />
Fichte<br />
ALN<br />
ALH<br />
Buche<br />
Eiche<br />
=10 11- 16- 21- 26- 31- 36- 41- 46- 51- 56- 61- 66- 71- 76- 81- 86- 91- 96 101- 106- ><br />
15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80 85 90 95 100 105 110 110<br />
BHD (cm)<br />
Abbildung 1: Beispiel für eine Ergebnisdarstellung aus der Betriebsinventur: Durchschnittlicher Vorrat nach<br />
Baumarten-Gruppen für die Durchmesserstufen des Staatswalds Kirchhain.<br />
HESSEN-FORST<br />
11
12<br />
Start für das Betriebliche Geoinformationssystem (GIS)<br />
Am 22. Juli 2008 war es soweit: Alle Bediensteten von <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong> mit Bildschirmarbeitsplatz erhielten<br />
Zugang zum Betrieblichen Geoinformationssystem. Das Betriebliche GIS ist ein zentrales, internes<br />
Auskunftssystem für forstbetrieblich relevante, flächenbezogene Daten. Im Gegensatz zu Papierkarten,<br />
die nur eine statische Sicht bieten, können im GIS Themen nahezu beliebig am Bildschirm kombiniert<br />
und fokussiert werden. Inhalte wie die forstliche Waldeinteilung oder die Baumartenzusammensetzung<br />
der Waldflächen können zusammen mit Basisinformationen aus Luftbildern, Flurstücken und topografischen<br />
Hintergrundarten visualisiert und so zu individuell definierten Karten kombiniert werden.<br />
Abbildung 2: Betriebliches GIS am Beispiel einer Region an der Weser im <strong>Forst</strong>amt Reinhardshagen.<br />
<strong>Forst</strong>liche Ressourcen und Kohlenstoffkreislauf<br />
Das Betriebliche GIS vereinfacht und rationalisiert die tägliche Arbeit. So kann beispielsweise das im<br />
Wald für den Verkauf vorbereitete Holz automatisiert lagerichtig auf einer Abfuhrkarte für den Holzkäufer<br />
dargestellt werden. Zug um Zug werden Ergebnisse der Waldfunktionenkartierung in das betriebliche<br />
GIS aufgenommen, zum Beispiel die Lage von Schutz- und Erholungswäldern, Bodendenkmälern, Natura-<br />
2000-Gebieten und wichtige Befunde der Grunddatenerhebung. Damit werden nach und nach relevante<br />
Informationen, die für die multifunktionale, naturnahe und nachhaltige Bewirtschaftung der <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong><br />
anvertrauten Wälder erforderlich sind, in einem Medium gebündelt – dem Betrieblichen GIS.<br />
HESSEN-FORST<br />
13
14<br />
Klimaschutz durch Wald und <strong>Forst</strong>wirtschaft: Die CO2-Studie <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong><br />
Wald ist als Ökosystem vom Klimawandel betroffen. Weniger bekannt ist, dass Wald auch ganz<br />
wesentlich vor einer fortschreitenden Klimaerwärmung schützt. Mit Hilfe der Photosynthese wandeln<br />
Bäume Kohlendioxid der Luft zu Kohlenstoff innerhalb der Baumsubstanz um und entziehen so der<br />
bodennahen Luftschicht treibhauswirksames CO2. Die Speicherung von Kohlenstoff im Wald, im Boden<br />
und in Holzprodukten ist eine wesentliche Leistung und Wertschöpfung der Wald- und Holzwirtschaft<br />
für unsere Gesellschaft. Dies wird zunehmend auch von der Politik berücksichtigt, wie es die Charta für<br />
Holz (2004), der IPCC-Bericht (2007) oder das Weißbuch der EU zur Anpassung an den Klimawandel<br />
(2009) bestätigen.<br />
Im Jahr 2008 wurde eine Klimabilanz erstellt. Die Studie befasst sich intensiv mit der aktiven klimaökologischen<br />
Rolle des Waldes und seiner Produkte. Sie beschäftigt sich beispielsweise auch mit der Frage,<br />
welche Waldformen besonders günstig für die langfristige Speicherung von Kohlenstoff sein können.<br />
Wesentliches Ergebnis der Studie ist, dass bewirtschaftete Wälder Naturwäldern klimaökologisch<br />
überlegen sind. Denn Naturwälder streben einem Gleichgewicht zwischen Biomasseaufbau und -abbau<br />
zu, sodass die Netto-CO2-Entnahme aus der Atmosphäre relativ gering ist. Die CO2-Senkenleistung<br />
nachhaltig bewirtschafteter Wälder liegt dagegen deutlich höher, denn die erzeugten Holzprodukte<br />
vermeiden durch die Substitution energieaufwändiger Materialien permanent große Mengen von CO2.<br />
Zum Beispiel wird nach bisherigen Schätzungen je Kubikmeter Schnittholz im Bauwesen die Atmosphäre<br />
um circa eine Tonne CO2 entlastet. Als nachwachsender Brennstoff ist Holz auch in der energetischen<br />
Nutzung nahezu CO2-neutral und vermag nichtregenerative Rohstoffe zu ersetzen. So entspricht beispielsweise<br />
der Energiegehalt von einem Festmeter ofentrockenem Buchenholz dem von 190 Litern Heizöl.<br />
Aus einer Computersimulation der Nordwestdeutschen <strong>Forst</strong>lichen Versuchsanstalt (NW-FVA) für <strong>Hessen</strong><br />
lässt sich ableiten, dass die Leistung des Waldes als Senke für Kohlenstoff (C) bei einer ertragsorientierten<br />
Bewirtschaftung langfristig höher ist als bei einer Bewirtschaftungsform, die auf deutliche Nutzungsreduktion<br />
ausgerichtet ist. Erreichen Naturwälder die mosaikartig ausgeprägte Phase eines Ausgleichs von Aufund<br />
Abbau der Biomasse, wird die weitere Vorratsentwicklung und damit die Kohlenstoffspeicherung<br />
geringer. Von Faktoren wie dem Humuszustand oder der Bodentemperatur ist dann abhängig, ob durch<br />
den Abbau des Totholzes eine Zunahme des Kohlenstoffs im Boden stattfindet. Ein weiteres bemerkenswertes<br />
Ergebnis der Studie ist ein vergleichsweise hoher Totholzanteil in bewirtschafteten Wäldern, da<br />
bei intensiver Nutzung viel Totholz als Waldrestholz anfällt. Dieses verbleibt im Wald und kann den C-Pools<br />
im Boden zugeführt werden. Die CO2-Studie legt dar, dass, ausgehend von den oben genannten Substitutionsleistungen,<br />
der Staatswald und seine Produkte die Atmosphäre gegenwärtig jährlich um circa<br />
1,5 Millionen t im Wege der Materialsubstitution und circa 0,13 Millionen t durch die Energiesubstitution<br />
entlasten. Dies entspricht gut drei Prozent der jährlichen hessischen CO2-Gesamtemissionen. Die Studie<br />
untersucht auch waldbauliche Möglichkeiten zur Erhöhung der Senkenleistung. Weiterhin befasst sie sich<br />
mit der Energieeffizienz der forstfiskalischen Immobilien in <strong>Hessen</strong> und benennt dabei für jedes Objekt<br />
<strong>Forst</strong>liche Ressourcen und Kohlenstoffkreislauf<br />
konkrete Baumaßnahmen, mit denen die jährliche Gesamt-CO2-Emission aller Gebäude in absehbarer Zeit<br />
auf ein Fünftel reduziert werden kann (s. S. 40). Auch werden Maßnahmen zur Reduktion der CO2-Emission<br />
des Fuhrparks benannt. Dazu zählen die Beschaffung emissionsarmer Fahrzeuge, aber auch Schulungen zu<br />
einer effizienteren Fahrweise sowie technische Empfehlungen zur Fahrzeugwartung.<br />
Die Bewirtschaftung des Waldes führt zu einer weiteren Absenkung des CO2-Gehaltes in der Atmosphäre.<br />
Hier: Ein Eschen-Wertholzstamm, der durch seine weitere Verarbeitung hilft, CO2 zu binden (Foto: M. Müller).<br />
Nächste Doppelseite: Alteichenansicht von unten. Durch die Photosynthese wandeln<br />
Bäume das Kohlendioxid der Luft zu Kohlenstoff um und entziehen auf diese Weise<br />
der bodennahen Luftschicht treibhauswirksames CO2 (Foto: A. Schilling).<br />
HESSEN-FORST<br />
15
Wie geht’s dem Wald?<br />
Indikatoren für Gesundheit und Anpassungsfähigkeit<br />
18<br />
„Bäume wachsen durch Blätter“; so brachte es der Freiburger Waldwachstumskundler Professor Heinrich<br />
Spiecker (2008) auf den Punkt. Es ist daher naheliegend, die Belaubung und Benadelung von Waldbäumen<br />
als ein Maß der Vitalität von Wäldern zu verwenden. Ist der Wald in <strong>Hessen</strong> gerüstet für die<br />
Herausforderungen der Zukunft wie ein sich veränderndes Klima? Zusammen mit der Belaubung geben<br />
insbesondere das Wachstum, das Auftreten von Insekten und Pilzen sowie die jährliche Absterberate<br />
der Bäume Hinweise auf die Gesundheit des Waldes.<br />
Die durch <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong> durchgeführten Waldzustandserhebungen der Jahre 2008 und 2009 wiesen für<br />
den hessischen Wald mittlere Kronenverlichtungen von 21 Prozent (2008) beziehungsweise 23 Prozent<br />
(2009) aus.<br />
In der Gruppe der älteren Bäume erreicht die Kronenverlichtung der Buche nach 33 Prozent (2007) und<br />
einem zwischenzeitlichen Wert von 25 Prozent (2008) im Jahr 2009 erneut 33 Prozent. Die Variation der<br />
Ergebnisse steht in Zusammenhang mit der Fruchtbildung der Buche: 2009 fruktifizierten 97 Prozent der<br />
älteren Buchen, 2008 waren es nur sieben Prozent gewesen. Die Kronenverlichtung der Eiche verringerte<br />
sich im Berichtszeitraum von 33 Prozent (2007) über 26 Prozent (2008) auf 24 Prozent im Jahr 2009. Der<br />
parallel dazu stattfindende Rückgang der Fraßschäden durch Eichenwickler und Frostspanner hat sich<br />
günstig für den Zustand der Eiche ausgewirkt. 2007 lag der Anteil der befressenen Eichen noch bei 39<br />
Prozent, 2008 wurden an 21 Prozent der Eichen Fraßschäden festgestellt, 2009 waren nur zehn Prozent<br />
der älteren Eichen befressen. Bei der Kiefer bleiben die Werte ähnlich: Die Nadelverluste lagen 2007 und<br />
2008 bei 25 Prozent, 2009 bei 24 Prozent. Die Kronenverlichtung der älteren Fichte zeigt 2008 und 2009<br />
mit jeweils 30 Prozent keine Veränderung.<br />
Seit 1984 erfasst die Waldzustandserhebung den Wald in <strong>Hessen</strong> mit systematischen Stichproben.<br />
Ein wichtiges Ergebnis der Untersuchungen ist die jährliche Absterberate oder Mortalität von Bäumen.<br />
Diese beträgt in den beiden Jahren jeweils im Mittel 0,3 Prozent und ist landesbezogen als gering<br />
einzustufen.<br />
Indikatoren für Gesundheit und Anpassungsfähigkeit<br />
„Bäume wachsen durch Blätter", so der Waldwachstumskundler Professor Heinrich Spiecker 2008 (Foto: L. Karner).<br />
HESSEN-FORST<br />
19
20<br />
Witterung, Klima und Stoffeinträge<br />
Seit Ende der 1980er-Jahre zeigt sich an den hessischen Beobachtungsstellen eine Tendenz zu wärmeren<br />
Jahren. Durch die überdurchschnittlich hohen Niederschläge 2007 war der Bodenspeicher im Winter<br />
2007/08 gut aufgefüllt. In Verbindung mit einem nachfolgend feuchten Frühjahr ergaben sich in der<br />
Vegetationszeit 2008 für den hessischen Wald insgesamt günstige Bedingungen des Wasserhaushaltes.<br />
Die Vegetationsperiode 2009 war bei fast durchschnittlichen Niederschlagsverhältnissen insgesamt zu<br />
warm. Für den Wald wirkte sich zudem aus, dass die Bodenwasserspeicher in der vorangegangenen<br />
Nichtvegetationszeit vielerorts durch geringe Niederschläge nicht aufgefüllt werden konnten.<br />
Langjährige Klimawerte (1984 - 2009) Flugwetterwarte Frankfurt/M.<br />
Periode Oktober bis April<br />
mm Periode Mai bis September<br />
Niederschlag<br />
langjähriges Mittel<br />
600<br />
Niederschlag langjähriges Mittel<br />
1961 - 1990 = 350 mm 500<br />
1961 - 1990 = 308 mm<br />
°C<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
Temperatur<br />
langjähriges Mittel<br />
1961 - 1990 = 4,7°C<br />
84 89 94 99 04 2009<br />
400<br />
300<br />
200<br />
°C<br />
20<br />
19<br />
18<br />
17<br />
16<br />
15<br />
Temperatur<br />
mm<br />
600<br />
500<br />
400<br />
300<br />
200<br />
84 89 94 99 04 2009<br />
Daten des Deutschen Wetterdienstes, Offenbach<br />
Abbildung 3: Witterung und Klima am Beispiel der Flugwetterwarte Frankfurt/Main (1984 - 2009).<br />
langjähriges Mittel<br />
1961 - 1990 = 16,6°C<br />
Säure und Stickstoff<br />
Durch die erfolgreiche Umsetzung von Maßnahmen der Luftreinhaltung ging der Eintrag an Schwefel seit<br />
Ende der 1980er-Jahre deutlich zurück. Ähnlich verläuft die Kurve des Gesamtsäureeintrages. Die Stickstoffbelastung<br />
des Waldes verbleibt dagegen bei einer nur leicht rückläufigen Tendenz auf einem zu hohen<br />
Niveau.<br />
Bodenzustandserhebung (BZE II)<br />
Indikatoren für Gesundheit und Anpassungsfähigkeit<br />
Waldboden ist neben Witterung und Klima die wichtigste Größe, die über das Wachstum der Bestände<br />
und das Risiko ihrer Bewirtschaftung entscheidet. Schon früh wurde auf Veränderungen der Bodeneigenschaften<br />
durch menschliche Einflüsse hingewiesen. Waren es im 18. und 19. Jahrhundert vor allem<br />
Streunutzungen, um der landwirtschaftlichen Produktion Stickstoff zur Verfügung zu stellen, nahmen im<br />
20. Jahrhundert vor allem Säure- und Stickstoffeinträge Einfluss auf die Bodenentwicklung. Aktuell werden<br />
diese Wirkungen anthropogener Emissionen durch ein sich veränderndes Klima modifiziert. Von großer<br />
Bedeutung ist es, das Ausmaß der gerichteten Bodenveränderungen zu erkennen und forstliche Maßnahmen<br />
nicht zuletzt auch auf den Schutz des Bodens auszurichten.<br />
Die Bodenzustandserhebung II (BZE II) dokumentiert den Bodenzustand in <strong>Hessen</strong> in Form einer systema-<br />
tischen Rasterstichprobe auf einem Netz von 8 km x 8 km. 2007 bis 2009 fand eine Wiederholungsbeprobung<br />
der Erstinventur von Mitte der 1990er-Jahre statt. Eine Besonderheit des Beprobungskonzeptes der NW-FVA<br />
ist es, dass in methodisch aufeinander abgestimmter Form neben Daten zum physikalischen und chemischen<br />
Bodenzustand auch Informationen zum Waldwachstum, zur Waldernährung, zur Bodenvegetation und zum<br />
Kronenzustand erhoben werden. Dies ermöglicht integrierende Auswertungen mit dem Ziel praxisverwertbarer<br />
Empfehlungen, etwa zum Standort-Leistungsbezug, zum Management des Kohlenstoff- und Stickstoffhaushalts<br />
oder zur Bodenschutzkalkung.<br />
HESSEN-FORST<br />
21
22<br />
Ermittlung von Schälschäden: Das neue Verfahren<br />
Landesweit wurde ein neues Stichprobenverfahren zur Erfassung der durch Rotwild verursachten Schäden<br />
an Bäumen entwickelt. Die so genannte Schälschadenserfassung wurde 2008 eingeführt und auch erstmalig<br />
angewendet. Eine intensive Schulung der aufnehmenden Sachverständigen und der kontrollierenden<br />
Waldschutzbeauftragten von <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong> trug wesentlich zum Verständnis des Verfahrens und zur<br />
Qualität der Ergebnisse bei.<br />
Das Resultat weist sowohl auf Landesebene als auch für die Mehrzahl der einzelnen Rotwildgebiete und<br />
-bezirke Handlungsbedarf für die Bewirtschaftung des Rotwildes aus. Danach wurden landesweit bei der<br />
Baumart Buche 1,4 Prozent und bei der Baumart Fichte 5,7 Prozent frische Schälschäden gemessen.<br />
Diese Werte liegen jeweils um das 1,8-fache über den tolerierbaren Grenzwerten. In einzelnen Rotwildgebieten<br />
stellt sich das Ergebnis noch deutlich dramatischer dar. So werden bei der Buche in der Spitze<br />
bis zu 6,4 Prozent (das 13-fache des zulässigen Grenzwertes) und bei der Fichte 14,5 Prozent (das Siebenfache<br />
der Toleranzgrenze) frische Schälschäden gemessen. Eine weitere Einflussnahme auf die Rotwild-<br />
population zur Reduzierung dieser Schäden auf für den Wald vertretbare Werte bleibt daher eine Schwerpunktaufgabe<br />
der nächsten Jahre.<br />
Bei der Durchführung des Verfahrens nahmen zahlreiche Jäger und Waldbesitzer die Möglichkeit wahr,<br />
die Methode vor Ort kennenzulernen. Durch die Transparenz des neuen Verfahrens können Fehler schnell<br />
erkannt und behoben werden.<br />
In einer Veranstaltung des Umweltministeriums in Schotten wurden die Ergebnisse der Erstinventur mit<br />
den Vorsitzenden und den Sachkundigen der Rotwild-Hegegemeinschaften, den oberen und unteren<br />
Jagdbehörden sowie den <strong>Forst</strong>amtsleitungen diskutiert. Dabei fanden sich insgesamt positive Anmerkungen<br />
zum Verfahren, allerdings auch kritische Wertungen zu Einzelfällen der Durchführung.<br />
Eine Intensivierung der künftigen Schulungen und punktuelle Verbesserungen des Verfahrens sind Folgen<br />
aus den Erkenntnissen des Einführungsjahres. Erfreulich ist, dass einige Hegegemeinschaften bereits für<br />
2009 merkliche Konsequenzen aus den Ergebnissen gezogen haben.<br />
Rechts: Durch Rotwild verursachte Schälschäden an<br />
einer jungen Buche im Hochtaunus (Foto: R. Jäkel).
Holz und anderes aus dem Wald<br />
Produktion von Holz und anderen Produkten<br />
24<br />
Die Bereitstellung von Holz aus dem Wald ist nicht nur eine Frage der richtigen forstlichen Planung<br />
und Organisation. Für die Produktionskette der <strong>Forst</strong>- und Holzwirtschaft ist das Zusammenwirken aller<br />
Beteiligten ausschlaggebend. Eine der zentralen Fragestellungen ist dabei die bedarfsgerechte Versorgung<br />
der verschiedenen Kunden mit dem Rohstoff Holz. In diesem Zusammenhang spielen die nachhaltigen<br />
Produktionsmöglichkeiten ebenso eine Rolle wie die Marktentwicklungen. Mit einer neuen Bewertung<br />
der energetischen Nutzung von Holz gewinnt die Bioenergie wesentlich an Bedeutung. Insgesamt bleiben<br />
die Rahmenbedingungen des Holzmarkts einem ständigen Wandel unterworfen.<br />
Holzmarkt: Stabilität trotz Windwurf und Rezession<br />
Die Holzproduktion der Jahre 2008 und 2009 war wesentlich durch Schadholzanfälle bestimmt. Der Sturm<br />
„Emma“ und nachfolgende Vermehrungen von Borkenkäfern sowie zusätzliche Schäden durch ungewöhnlich<br />
heftige Gewitter führten in 2008 zu einer Gesamtnutzung von 2,757 und in 2009 von 0,53 Millionen<br />
Kubikmetern an verwertbarem Kalamitätsholz. Im Mittel der Baumarten lag die Gesamtnutzung 2008<br />
90 Prozent über der Planung und 2009 bei 98 Prozent der Planung. Besonders betroffen war weiterhin<br />
die Fichte. Ihre Nutzungsplanung wurde durch Käferbefall und Gewittersturm in 2008 um 395 Prozent<br />
und 2009 um 123 Prozent überschritten. Aufgrund dieses erhöhten Holzaufkommens (Mehrnutzung) wurde<br />
der Einschlag bei der Holzartengruppe Kiefer reduziert. So konnte eine Begrenzung auf 84 Prozent der<br />
Planung realisiert werden.<br />
Über alle Holzarten betrachtet verursachten die Naturkatastrophen einen Schadholzanteil von 66 Prozent<br />
in 2008 und 38 Prozent in 2009 an der Gesamtholzproduktion, bei der Fichte sogar von 94 Prozent in<br />
2008 und 63 Prozent in 2009.<br />
Durchschnittsvorrat<br />
(Vfm m. R./ha)<br />
300<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
Vorrat je Hektar<br />
Zuwachs<br />
Einschlag<br />
Hiebsatz<br />
Stürme „Wiebke” und „Vivian” Sturm „Kyrill”<br />
1960 1963 1966 1969 1972 1975 1978 1981 1984 1987 1990 1993 1996 1999 2002 2005 2008<br />
Auswertungsjahr<br />
Einschlag, Zuwachs, Hiebsatz<br />
(Vfm m. o.R./ha*a)<br />
1960<br />
1961<br />
1962<br />
1963<br />
1964<br />
1965<br />
1966<br />
1967<br />
1968<br />
1969<br />
1970<br />
1971<br />
1972<br />
1973<br />
1974<br />
1975<br />
1976<br />
1977<br />
1978<br />
1979<br />
1980<br />
1981<br />
1982<br />
1983<br />
1984<br />
1985<br />
1986<br />
1987<br />
1988<br />
1989<br />
1990<br />
1991<br />
1992<br />
1993<br />
1994<br />
1995<br />
1996<br />
1997<br />
1998<br />
1999<br />
2000<br />
2001<br />
2002<br />
2003<br />
2004<br />
2005<br />
2006<br />
2007<br />
2008<br />
2009<br />
Abbildung 4: Die Entwicklung von Durchschnittsvorrat, Zuwachs und Einschlag im hessischen Staatswald<br />
von 1960 bis 2009 (342.986 ha, entsprechen 39 Prozent der Landeswaldfläche).<br />
18,0<br />
14,0<br />
12,0<br />
10,0<br />
8,0<br />
6,0<br />
4,0<br />
2,0<br />
0,0<br />
Produktion und Verfahren der Bereitstellung von Holz und anderen Produkten<br />
2008 2009 2008 2009 2008 2009 2008 2009 2008 2009<br />
Buche Buche Eiche Eiche Fichte Fichte Kiefer Kiefer Gesamt Gesamt<br />
20 % 7 % 26 % 28 % 94 % 63 % 46 % 16 % 66 %<br />
38 %<br />
Tabelle 2: Prozent Schadholzanteil an der Gesamtnutzung je Baumart; Quelle: Schadholzstatistik 2008, 2009, Staatswald.<br />
Holzmarkt und globale wirtschaftliche Entwicklung<br />
Der Holzmarkt ist eng mit der globalen wirtschaftlichen Entwicklung verbunden. Wie der International<br />
Monetary Fund darstellt, steht seit 2008 das globale finanzielle System auf dem Prüfstand und leidet<br />
unter einem akuten Verlust an Vertrauen. Die Krise erweiterte sich auf Banken, Unternehmen sowie<br />
öffentliche und private Haushalte. Mit geringer werdender ökonomischer Aktivität verstärkte sich der<br />
Druck auf die Bilanzen der Banken und nachfolgend auf die gesamten Volkswirtschaften.<br />
Zu Beginn des Jahres 2008 belastete zudem die Schwäche des amerikanischen Dollars sämtliche exportorientierten<br />
Unternehmen. Ab Herbst 2008 entstanden auch in der Holzbranche Auftragseinbrüche.<br />
Nadelschnittholz war von dieser Entwicklung überproportional betroffen. Eine Reduktion der Produktion<br />
konnte aufgrund des windwurfbedingten Überangebotes an Nadelrundholz allerdings kaum umgesetzt<br />
werden. Große Vorräte in Waldlagern aus den „Kyrill“- und „Emma“-Windwurfgebieten brachten den Markt<br />
für Nadelindustrieholz bei rückläufiger Produktion der Holzwerkstoffindustrie zusätzlich unter Druck, der<br />
sich auf nahezu alle Rohholzsortimente ausdehnte. Dies änderte sich ab der zweiten Jahreshälfte 2009.<br />
Seitdem ist eine kontinuierliche Stabilisierung der Holznachfrage bei wieder steigenden Preisen beim<br />
Nadel- und Industrieholz festzustellen.<br />
Um die Versorgung der Bürger mit Brennholz, aber auch den Bedarf geschäftlicher Abnehmer an energetisch<br />
nutzbarem Holz sicherzustellen, wurden Potenziale im Laubindustrieholz genutzt. <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong><br />
leistete damit einen wirksamen Beitrag, den Anteil regenerativer Energien am Gesamtenergieaufkommen<br />
zu steigern (s. S. 28).<br />
Fichtenholz-Lager im Wald (Foto: L. Karner).<br />
HESSEN-FORST<br />
25
26<br />
Erlösentwicklung im Staatswald<br />
Im Jahr 2008 konnten die Erlöse im Vergleich zum Vorjahr deutlich gesteigert werden. Nach den vergleichsweise<br />
hohen Erlösen des Jahres 2000 und einer Rezession in der Mitte des letzten Jahrzehnts<br />
hatten sich die Preise deutlich erholt. Insbesondere bei Eiche konnte man von einem regelrechten Boom<br />
sprechen. Aber auch bei Kiefer und im Mittel der Baumarten übertrafen 2008 die Erlöse das Basisjahr 2000.<br />
Der Rückgang der Durchschnittserlöse im Krisenjahr 2009 war nicht so dramatisch wie in anderen Wirtschaftszweigen.<br />
Zum Ende hin zeichnete sich bereits wieder eine deutlich höhere Nachfrage ab.<br />
120,00 €<br />
110,00 €<br />
100,00 €<br />
90,00 €<br />
80,00 €<br />
70,00 €<br />
60,00 €<br />
50,00 €<br />
40,00 €<br />
30,00 €<br />
20,00 €<br />
EI<br />
BU<br />
FI<br />
KI<br />
Durchschnitt<br />
Jahr 2000<br />
63,38<br />
63,85<br />
56,92<br />
41,53<br />
56,30<br />
Jahr 2001<br />
60,96<br />
61,30<br />
51,06<br />
38,05<br />
52,61<br />
Versorgung der Holzkunden<br />
Jahr 2002<br />
63,65<br />
50,93<br />
47,85<br />
34,89<br />
47,28<br />
Jahr 2003<br />
68,52<br />
44,90<br />
44,01<br />
34,05<br />
43,75<br />
Jahr 2004<br />
65,45<br />
42,73<br />
38,60<br />
33,79<br />
40,44<br />
Jahr 2005<br />
66,36<br />
40,08<br />
41,98<br />
33,71<br />
41,34<br />
Jahr 2006<br />
71,43<br />
43,56<br />
47,85<br />
36,83<br />
45,96<br />
Jahr 2007<br />
103,18<br />
55,00<br />
52,06<br />
47,90<br />
53,84<br />
Abbildung 5: Entwicklung der Durchschnittserlöse zwischen 2000 und 2009<br />
(Marktverkäufe, Staatswald, ohne MwSt., Quelle: Einschlags- und Verkaufsübersicht <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong>).<br />
Jahr 2008<br />
109,63<br />
61,29<br />
53,61<br />
53,23<br />
57,68<br />
Jahr 2009<br />
81,71<br />
52,33<br />
50,75<br />
45,96<br />
51,26<br />
In 2008 und 2009 wurden 2,5 beziehungsweise 1,9 Millionen Kubikmeter Holz verkauft. Einschließlich der<br />
durch gewerbliche Kunden selbst geernteten Holzmengen konnten insgesamt Erlöse von 224 Millionen<br />
Euro erzielt werden.<br />
In das Jahr 2009 startete <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong> mit einem hohen Vorrat an waldlagerndem Holz (1,1 Millionen<br />
Kubikmeter). Zu einem wesentlichen Teil war dieses Holz werterhaltend in Nasslagern konserviert<br />
und zu 90 Prozent vertraglich abgesichert. Mit diesem Holzangebot war die Versorgung zahlreicher<br />
Nadelholzkunden trotz deutlich reduzierter frischer Nutzungsmengen gesichert.<br />
Produktion und Verfahren der Bereitstellung von Holz und anderen Produkten<br />
Meistgebotsverkäufe<br />
Vor dem Hintergrund der Wirtschaftslage wurde der Umfang der Meistgebotsverkäufe mit circa 5.000<br />
Erntefestmeter (Efm) 2008/2009 gegenüber dem Vorjahr fast halbiert. Im Folgejahr 2009/2010 wurde<br />
das Angebot entsprechend weiter verknappt. Dies führte zu einem Anstieg beim Durchschnittserlös von<br />
30 Prozent gegenüber 2008/2009. Der Schwerpunkt lag mit etwa 80 Prozent bei der Eiche, ergänzt<br />
durch ein Angebot in Edellaubholz. Der Durchschnittserlös bei Eichen-Meistgebotsverkäufen gab in der<br />
Saison 2008/2009 im Vergleich zur Saison 2007/2008 um circa 30 Prozent nach. Bei einer gesunkenen<br />
Bieterzahl fehlten vor allem die Hersteller von Furnierhölzern und Fassdauben. Der teuerste Eichenstamm<br />
erzielte 1.207 Euro je Kubikmeter.<br />
Buntlaubhölzer, wie Kirsche, Ahorn und Esche, in sehr guten Qualitäten und starken Dimensionen, erzielten<br />
angemessene Preise wie bereits in den Vorjahren. Die Kirsche konnte sich aus dem Tief 2007/2008 erholen<br />
und im Durchschnittserlös um 30 Prozent zulegen (250 Euro je Kubikmeter). Ähnlich verlief auch die Entwicklung<br />
beim Bergahorn, der im Durchschnitt 378 Euro je Kubikmeter erreichte. Die Esche konnte mit<br />
179 Euro je Kubikmeter ihr Vorjahresergebnis knapp bestätigen. Qualitativ hochwertige Ware konnte sich<br />
somit auch in einem Jahr gesamtwirtschaftlicher Krise behaupten. Besonders erfreulich ist in der Submission<br />
das höchste Gebot für eine Schwarznuss aus einem betreuten Betrieb mit 2.700 Euro je Kubikmeter.<br />
Versorgung der Holzkunden mit Nadelholz: Fichten-Profilzerspaner-Abschnitte im Bereich des <strong>Forst</strong>amtes Melsungen<br />
(Foto: M. Müller).<br />
HESSEN-FORST<br />
27
28<br />
Energetische Nutzung<br />
Die Vermarktung von Holz im Staatswald für energetische Nutzung verringerte sich in 2008 um circa<br />
17.000 Festmeter (Fm) auf etwa 215.000 Fm und erhöhte sich in 2009 aufgrund gestiegener Nachfrage<br />
um rund 45.000 Fm auf circa 260.000 Fm. Die im gesamten betreuten Wald jährlich vermarktete Menge<br />
schwankt um 550.000 Fm. Diese Energieholzmenge entspricht dem Energiewert von jährlich etwa 120<br />
Millionen Litern Heizöl. Durch die Verwendung dieses verkauften Brennholzes anstelle von Heizöl wurden<br />
rund 420.000 Tonnen CO2 je Jahr eingespart. Damit trägt die Waldwirtschaft durch energetische Nutzung<br />
erneuerbarer Energien zur Klimastabilität bei.<br />
Die Brennholzpreise im Staatswald wurden trotz steigendem Holzpreis zunächst konstant gehalten. Zum<br />
Ende des Jahres 2008 senkte <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong> aufgrund der einsetzenden Konjunkturabschwächung und des<br />
damit einhergehenden Nachfrage-Rückgangs nach Brennholz leicht die Preise für am Waldweg bereitgestelltes<br />
Brennholz.<br />
Kubikmeter<br />
700.000<br />
600.000<br />
500.000<br />
400.000<br />
300.000<br />
200.000<br />
100.000<br />
0<br />
Staatswald<br />
betreuter Kommunal-/Privatwald<br />
2005 2006 2007 2008 2009<br />
Abbildung 6: Entwicklung der Menge des vermarkteten Energieholzes<br />
in Kubikmetern.<br />
Produktion und Verfahren der Bereitstellung von Holz und anderen Produkten<br />
Nach mehr als 25.000 Teilnehmern in den drei<br />
Jahren zuvor wurden 2008 nochmals 4.200 Perso-<br />
nen und 2009 weitere 4.600 Personen in Kursen<br />
an der Motorsäge geschult. Die meisten Stammkunden<br />
im Brennholzbereich verfügen mittlerweile<br />
über Grundkenntnisse im Umgang mit dem<br />
gefährlichen Werkzeug.<br />
Seit 2008 ist das Lehrgangsangebot um Informationen<br />
zum richtigen Heizen mit Holz erweitert.<br />
<strong>Forst</strong>liche Bioenergie-Information<br />
Die richtige Anlage des Fallkerbs ist ein wichtiger<br />
Bestandteil im Motorsägenkurs (Foto: D. Bräuer).<br />
Die Kommission der Europäischen Union beschloss 2007 eine Langzeit-Strategie für die Nutzung erneuerbarer<br />
Energie in Form eines „Fahrplans für erneuerbare Energien“. Der Fahrplan hat zum Ziel, bis zum Jahr<br />
2020 den Anteil erneuerbarer Energien am Gesamtenergieverbrauch in der EU auf 20 Prozent zu steigern.<br />
Die Hessische Landesregierung strebt bis zum Jahr 2020 eine Erhöhung des Anteils der erneuerbaren<br />
Energieträger auf 20 Prozent an. <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong> unterstützt dieses herausfordernde Ziel durch eine eigene<br />
Energieholzleitlinie, eine aktive Vermarktung von Holz zu bioenergetischen Zwecken und Beratungsleistungen.<br />
Interessenten wurden jährlich auf knapp 50 regionalen Messen über die Möglichkeiten der bioenergetischen<br />
Holzverwendung und das richtige Heizen mit Holz informiert.<br />
Darüber hinaus wurden die fünf BIOREGIOnen Holz bei ihrer Öffentlichkeitsarbeit unterstützt sowie eine<br />
Netzwerkarbeit mit wichtigen hessischen Akteuren wie dem Kompetenzzentrum <strong>Hessen</strong>Rohstoffe e. V.<br />
(HeRo), dem Landesinnungsverband des Schornsteinfegerhandwerks in <strong>Hessen</strong>, dem Fachverband<br />
Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik <strong>Hessen</strong> und dem Institut für Brennholztechnik Krämer aufgebaut.<br />
In der Kommunalpolitik konnten dadurch zahlreiche Anstöße für den Bau von Holzheizanlagen in öffentlichen<br />
Liegenschaften mit initiiert und Anfragen von Investoren für Heizkraftwerke hinsichtlich einer<br />
nachhaltigen Rohstoffversorgung mit dem Waldbesitz koordiniert werden.<br />
HESSEN-FORST<br />
29
30<br />
<strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong> Technik (HFT)<br />
Der Technikstützpunkt in Bebra koordiniert als betriebsinterner Dienstleister forstamtsübergreifend<br />
Wegebau, Mulchen, Holzernte und Logistik. Außer im Waldwegebau wurden technische Arbeits- und<br />
Dienstleistungen inzwischen weitgehend auf Unternehmer verlagert. Im Bereich Holzernte führte HFT<br />
zentral die Ausschreibung und Vergabe der gesamten hoch mechanisierten Holzernte im Staatswald durch.<br />
Das Geschäftsfeld Wegebau im Staatswald konzentrierte sich auch 2008 auf die Beseitigung von Folgen<br />
der Kyrill-Stürme. Ein mit circa 33 lfm/ha angemessenes Erschließungsnetz und der ordentliche Erhaltungszustand<br />
der Waldwege im Staatswald decken betriebliche Erfordernisse. Zugleich eröffnen sie die<br />
Zugänglichkeit des Waldes für Besucher. Aufgrund der sturmbedingt großen Holzmengen waren die<br />
Waldwege stark beansprucht, sodass allein im Staatswald rund 2,2 Millionen Euro in Wegebaumaterialien<br />
investiert wurden, das Dreifache eines normalen Jahresbedarfs. Durch den Windwurf „Emma“ im Folgejahr<br />
mussten auch in 2009 annähernd eine Million Euro für Wegebaumaterialien aufgewendet werden.<br />
Bodenschonende Holzernte (Foto: A. Schilling).<br />
Produktion und Verfahren der Bereitstellung von Holz und anderen Produkten<br />
Fällkopf im Einsatz: Der Harvester-Kopf sägt den Fichtenstamm zunächst ab. Danach entastet und<br />
vermisst er ihn zeitgleich. Abschließend zersägt er ihn in passende Holzabschnitte (Foto: A. Schilling).<br />
<strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong>: nachhaltige Waldbewirtschaftung erneut bestätigt<br />
Der Staatswald des Landes <strong>Hessen</strong> ist nach den weltweit anerkannten Nachhaltigkeitsstandards des<br />
PEFC-Systems zertifiziert. Jährlich wird die Umsetzung dieser Standards für die forstliche Produktion<br />
und deren sozioökonomischen Begleitfaktoren durch Vor-Ort-Kontrollen, sogenannte Audits eines<br />
unabhängigen Instituts, überprüft. Die Audits der Jahre 2008 und 2009 gaben wertvolle Hinweise für<br />
die kontinuierliche Verbesserung und bestätigten erneut die ökonomische, ökologische und sozial nachhaltige<br />
Wirtschaftsweise von <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong>.<br />
Nächste Doppelseite: Die Auffahrt zum Schloss Beberbeck<br />
in Nordhessen ist gesäumt von alten Eichen (Foto: L. Karner).<br />
HESSEN-FORST<br />
31
Liegenschaftsmanagement<br />
34<br />
Zur Wertschöpfung eines Unternehmens der Landnutzung tragen nicht nur Wald und Holz bei. Auch<br />
eine verantwortungsbewusste Entwicklung der Waldflächen, der Liegenschaften und der Gebäude ist<br />
von Bedeutung. Wie kann beispielsweise der Naturhaushalt gesichert werden, wenn insbesondere im<br />
Ballungsraum Anforderungen an Waldflächen bestehen? Wie kann <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong> Energie sparen?<br />
Das Ergebnis im Geschäftsfeld Liegenschaftsmanagement im Jahr 2008 und 2009 wird durch erhebliche<br />
Anstrengungen bei der Sanierung, Instandhaltung und energetischen Verbesserung der betrieblichen<br />
Gebäude beeinflusst. Die Erhaltung von Kulturdenkmalen spielte ebenfalls wieder eine bedeutende Rolle.<br />
Ferner hat der Betrieb an der Realisierung großer Infrastrukturmaßnahmen mitgewirkt.<br />
Der Erlös des Geschäftsfelds liegt im Jahr 2008 mit 5,3 Millionen Euro um acht Prozent niedriger als<br />
im Vorjahr. Dieser Rückgang ist in erster Linie auf konjunkturelle Schwankungen bei umsatzabhängigen<br />
Gestattungen zurückzuführen. Die Kosten des Geschäftsfelds überschreiten mit 3,0 Millionen Euro die<br />
Kosten im Vorjahr um elf Prozent. Das Ergebnis liegt aufgrund der genannten Einflüsse rund ein Drittel<br />
unter dem Ergebnis des Vorjahres. Im Folgejahr 2009 liegt der Erlös des Geschäftsfelds bei 7,1 Millionen<br />
Euro. Damit konnten die Erlöse im Vergleich zum Vorjahr deutlich gesteigert werden. Zahlungen für<br />
Kompensationsmaßnahmen für den Ausbau des Flughafens Frankfurt/Main in Höhe von 1,8 Millionen Euro<br />
wurden erstmals im Jahr 2009 gebucht. Die übrigen Erlöse im Bereich des Geschäftsfeldes haben sich<br />
stabil gehalten oder sind leicht verbessert. Die Kosten des Geschäftsfelds konnten gegenüber dem<br />
Vorjahr um 0,2 Millionen Euro gesenkt werden. Das positive Ergebnis liegt aufgrund der genannten<br />
Einflüsse bei 4,3 Millionen Euro.<br />
Erfreulich ist die Entwicklung bei den Verpachtungen und Vermietungen von Grundstücken im Jahr 2008.<br />
Hier kann erneut eine Ergebnisverbesserung gegenüber dem Vorjahr von mehr als zehn Prozent festgestellt<br />
werden. Auch die Aufwärtsentwicklung bei den Gestattungen für Mobilfunkstandorte ist seit Jahren stabil.<br />
Die Steigerung des Ergebnisses gegenüber dem Vorjahr in Höhe von fünf Prozent passt in den langjährigen<br />
Trend. Diese gute Entwicklung wird durch das Ergebnis bei den Gestattungen für die Gewinnung von<br />
Gesteinsrohstoffen etwas eingetrübt. Das Ergebnis liegt ein Drittel unter Vorjahr. Da hier an den Umsatz<br />
gekoppelte Entgelte üblich sind, schlagen Umsatzrückgänge bei den Steinbruchunternehmen voll auf den<br />
Pachterlös durch. Die positive Entwicklung bei den Verpachtungen und Vermietungen von Grundstücken<br />
setzt sich auch im Jahr 2009 fort. Hier kann eine leichte Ergebnisverbesserung gegenüber dem Vorjahr<br />
von fünf Prozent festgestellt werden. Die Kosten konnten um zehn Prozent gesenkt werden, die Erlöse<br />
konnten etwa auf dem Niveau des Vorjahres gehalten werden. Das Ergebnis konnte auch bei den Gestattungen<br />
für Mobilfunkstandorte und Gestattung für Leitungen verbessert werden. Das Ergebnis bei den<br />
Gestattungen für die Gewinnung von Gesteinsrohstoffen fiel gegenüber dem Ergebnis des Vorjahres<br />
nochmals um etwa sieben Prozent. Dafür gibt es unterschiedliche Gründe, wie witterungs- und konjunkturbedingte<br />
Umsatzrückgänge und auslaufende Pachtverträge. Derzeit werden für neue Abbaugebiete<br />
Verträgen verhandelt.<br />
Produktion und Verfahren der Bereitstellung von Holz und anderen Produkten<br />
Mitwirkung bei Infrastrukturmaßnahmen<br />
Im Jahr 2008 zeichnete sich ab, dass der <strong>Landesbetrieb</strong> beim Bau der Autobahnen A 4, A 44 und A 46 in<br />
erheblichem Umfang Flächen direkt für den Bau der Fahrbahnen sowie für naturschutzrechtlichen Ausgleich<br />
und Ersatz bereitstellen wird. Teilweise fand der Eigentumsübergang auf den Bund bereits statt.<br />
Im Zusammenhang mit dem Ausbau des Flughafens Kassel-Calden verkaufte der <strong>Landesbetrieb</strong> im Jahr<br />
2008 rund 300 ha Waldfläche als Ersatzland für einen existenzgefährdeten Betrieb. Er trug damit dazu bei,<br />
ein wesentliches rechtliches Hindernis für die Verwirklichung dieses für Nordhessen bedeutsamen Infrastrukturprojekts<br />
zu überwinden. Weiterhin wurde im Berichtsjahr mit dem Betreiber des Flughafens<br />
Frankfurt-Main ein Vertrag über die Nutzung von Waldflächen für Ausgleichsmaßnahmen im Zusammenhang<br />
mit der kapazitiven Erweiterung geschlossen. Es geht um rund 2.000 ha Waldfläche in unmittelbarer Nähe<br />
des Flughafens. Neben der langfristigen Vermietung der Fläche wird der <strong>Landesbetrieb</strong> auch wesentliche<br />
Ausgleichsmaßnahmen als Dienstleister umsetzen. Im Jahr 2009 wurden die Arbeiten zum Flughafen Kassel-<br />
Calden und zum Flughafen Frankfurt-Main abgeschlossen. Die Flächenbereitstellung für naturschutzrechtliche<br />
Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen beim Autobahnbau wurden fortgesetzt.<br />
HESSEN-FORST<br />
35
36<br />
Sichere Wälder entlang von Straßen<br />
Ab dem 1. Januar 2008 stellt die Hessische Straßen- und Verkehrsverwaltung (HSVV) die Sicherheit in<br />
Wäldern entlang öffentlicher Straßen her und hält sie dauerhaft aufrecht. Sie handelt im Auftrag des<br />
<strong>Landesbetrieb</strong>s und hat die Aufgabe der Verkehrssicherung für den Staats-, Kommunal- und Gemeinschaftswald<br />
in einem 30 Meter tiefen Sicherheitsstreifen entlang der Bundesautobahnen, Bundes-,<br />
Landes- und Kreisstraßen übernommen.<br />
Die Kosten der Verkehrssicherungspflicht in den betreuten Betrieben trägt der <strong>Landesbetrieb</strong>. Ziel der<br />
Vereinbarung ist es, die sich überlappenden Zuständigkeiten der HSVV und des <strong>Landesbetrieb</strong>s an der<br />
Nahtstelle zwischen Straße und Wald zu trennen.<br />
Produktion und Verfahren der Bereitstellung von Holz und anderen Produkten<br />
Betriebseigene Gebäude<br />
Für Baumaßnahmen an betriebseigenen Gebäuden wurden 2008 rund 5,3 Millionen Euro aufgewendet.<br />
In diesem Betrag sind die Aufwendungen für Kulturdenkmale nicht enthalten. Für das <strong>Forst</strong>amt Wetzlar<br />
wurde ein angemessenes, heutigen Ansprüchen genügendes Gebäude erworben. Neben den Büros des<br />
<strong>Forst</strong>amtes konnten weitere Funktionsräume für den Betrieb eingerichtet werden. Direkt am Arboretum<br />
Eschborn wurde die ehemalige Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber gekauft und gemeinsam mit<br />
der Stadt Eschborn renoviert. Ganz im Dienste der Pädagogik steht nun dieses „Waldhaus Arboretum“.<br />
Das Arboretum selbst ist eine rund 80 Hektar große Waldparklandschaft. Hier wachsen Waldgesellschaften<br />
aus allen Teilen der gemäßigten Zonen der Nordhalbkugel. Es ist ein ideales Anschauungsobjekt für alle<br />
Aktivitäten der Waldpädagogik. Dazu stehen im Waldhaus auch zwei Schulungsräume zur Verfügung.<br />
Ferner hat hier eine Naturgruppe der Stadt Eschborn ihr Refugium.<br />
Im Jahr 2009 wurden für Baumaßnahmen rund 4,9 Millionen Euro aufgewendet. Schwerpunkte waren<br />
die energetische Sanierung von Gebäuden und die Erweiterung von <strong>Forst</strong>amtsgebäuden sowie die<br />
Renovierung von <strong>Forst</strong>dienstgehöften. Große Bauprojekte waren das Nationalparkamt Kellerwald-<br />
Edersee, das Aus- und Fortbildungszentrum in Weilburg sowie der Beginn der Modernisierungsmaßnahmen<br />
der FENA-Gebäude in Gießen. Die Arbeiten am <strong>Forst</strong>amtsgebäude in Wetzlar wurden abgeschlossen.<br />
Besonders wichtig ist die Verkehrssicherheitspflicht in Ballungsräumen. Diese Bäume riss „Kyrill“ auf die Wanderwege<br />
unterhalb der Kaskaden am Kasseler Herkules um (Foto: T. Arend). Nächste Doppelseite: Wiesental am Meißner beim nördlichen Wengenberg (Foto: L. Karner).<br />
HESSEN-FORST<br />
37
38<br />
<strong>Nachhaltigkeitsbericht</strong> für das Geschäftsjahr 2008<br />
HESSEN-FORST<br />
39
40<br />
Umsetzung des Gebäude-Energiekonzepts<br />
Im Rahmen des <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong> CO2-Projektes wurden im Jahr 2008 403 landeseigene Gebäude einer ener-<br />
getischen Analyse unterzogen. Der Endenergiekennwert ist mit 25 kwh/m² (sogenanntes 26-Liter-Haus)<br />
eher unterdurchschnittlich. Ziel des <strong>Landesbetrieb</strong>es ist das „10-Liter-Haus”. Mit der Umsetzung der<br />
geplanten Maßnahmen wurde begonnen. Im Einzelnen ist geplant, die Zentralheizungen auf den Energieträger<br />
Holz in Form von Holzpellets umzustellen, die Dachflächen im beheizten Bereich beziehungsweise<br />
die oberen Geschossdecken sowie Kellerdecken und Außenwände zu dämmen und auch Fenster auszutauschen.<br />
Durch die Sanierungsmaßnahmen können die CO2-Emissionen um 3.222 Tonnen/Jahr reduziert<br />
werden. Zunächst werden vorrangig die für den Dienstbetrieb unbedingt notwendigen Gebäude saniert.<br />
In einem vorgesehenen 10-Jahresplan sollen die energetischen Sanierungsmaßnahmen bis zum Jahr 2020<br />
durchgeführt werden.<br />
Im Jahr 2009 wurden 41 Gebäude energetisch saniert, hierfür wurden 1,35 Millionen Euro ausgegeben,<br />
unter anderem für Dämmmaßnahmen und Austausch der Fenster an den Gebäuden der Nordwestdeutschen<br />
<strong>Forst</strong>lichen Versuchsanstalt in Hann. Münden und am <strong>Forst</strong>amtsgebäude in Herborn.<br />
Pelletheizungen wurden in den <strong>Forst</strong>ämtern Hofbieber und Vöhl eingebaut.<br />
Verkauf von Gebäuden<br />
Auch in den Jahren 2008 und 2009 hat sich der <strong>Landesbetrieb</strong> <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong> von Verwaltungsgebäuden<br />
und <strong>Forst</strong>häusern getrennt. Wegen der meist exklusiven Lage und des besonderen Flairs konnten insgesamt<br />
34 Objekte problemlos am Immobilienmarkt platziert werden. Dafür konnten Erlöse von insgesamt<br />
6,7 Millionen Euro erzielt werden.<br />
Anteile des Erlöses wurden für Bauvorhaben zur Modernisierung der verbleibenden Gebäude reinvestiert.<br />
Des Weiteren wurden im gleichen Zeitraum für 7,1 Millionen Euro unbebaute Grundstücke, zum Beispiel<br />
für Infrastrukturvorhaben und zur Erweiterung von Gewerbebetrieben, verkauft. Den größten Posten<br />
machte dabei der Verkauf des Waldes im Zusammenhang mit dem Ausbau des Flughafens Kassel-Calden<br />
aus. Der <strong>Landesbetrieb</strong> gab rund 345 ha Waldfläche als Ersatzland für einen existenzgefährdeten Betrieb ab.<br />
Rechts: Bunter Herbstwald im Naturpark Meißner (Foto: L. Karner).
Jagdbetrieb und Wildbestandsbewirtschaftung<br />
42<br />
Wenige Tätigkeiten im Wald werden in der Öffentlichkeit so unterschiedlich gesehen wie die Jagd.<br />
Für den einen verbindet sich mit der Jagd ein persönliches und ungestörtes Naturerlebnis fernab<br />
des beruflichen Alltags. Wird das Naturerlebnis Jagd trotz neuer Medien auch weiterhin geschätzt?<br />
Wie entwickelt sich die Beteiligung privater Jäger im Staatswald?<br />
Andere sehen vielmehr vor allem die Vermögensschäden an Waldbäumen durch Wild wie auch den<br />
Mehraufwand durch Störungen natürlicher Verjüngungsphasen. Die Zukunft der Jagd allgemein, aber<br />
auch in den hessischen Wäldern, hängt davon ab, ob das Maß der Schäden durch Wild objektiv erfassbar<br />
ist und unter den Beteiligten verantwortungsbewusst diskutiert wird. Zur Versachlichung des Themas<br />
leistet <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong> mit dem neuen Verfahren zur Erfassung von Schälschäden durch Rotwild (vgl. S. 22)<br />
einen wichtigen Beitrag.<br />
Rotwild auf vertrautem Wechsel (Foto: U. Schäfer).<br />
Produktion und Verfahren der Bereitstellung von Holz und anderen Produkten<br />
Das Jagdjahr 2008 war geprägt durch überhöhte Schwarzwild-Bestände. Vermehrte Schäden an landwirtschaftlichen<br />
Flächen und auch die Zunahme von Verkehrsunfällen mit Wildschweinen waren die Folge.<br />
<strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong> hat daher neben dem bewährten System großflächiger Bewegungsjagden unter Einbindung<br />
angrenzender Jagdreviere auch die Einzeljagd deutlich forciert. Insgesamt konnten 8.830 Wildschweine<br />
erlegt werden. Dahingegen gab es im Jagdjahr 2009 einen spürbaren Streckenrückgang auf 5.748 Stücke<br />
Schwarzwild.<br />
Während beim Rotwild die Strecke im Jagdjahr 2008 bereits um 135 auf 2.313 Stücke gesteigert<br />
werden konnte, wurde mit 2.395 Stücken in 2009 ein Rekordergebnis seit Bestehen des <strong>Landesbetrieb</strong>s<br />
<strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong> erzielt. Diese Steigerung war vor dem Hintergrund der Ergebnisse der Schälschadensbefunde<br />
erforderlich.<br />
HESSEN-FORST<br />
43
44<br />
Finanzielle Ergebnisse im Geschäftsfeld Jagd<br />
Der seit Jahren positive Trend des Betriebsergebnisses im Geschäftsfeld Jagd setzte sich auch in den<br />
beiden Berichtsjahren fort. In 2009 konnte mit einem Defizit von 181.000 Euro das bislang beste Ergebnis<br />
erreicht werden. Neben den erforderlichen Neuinvestitionen, die aufgrund zahlreicher durch Windwurf<br />
zerstörter Jagdeinrichtungen erforderlich waren, verhinderte ein Preisverfall im Wildgroßhandel das<br />
erwartete ausgeglichene Ergebnis. Dieses wird für das Jahr 2010 erwartet.<br />
<strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong> setzt weiterhin auf die Einbindung zahlreicher Jagdgäste. Die entsprechende Produktpalette<br />
für Jäger reicht vom Eigenjagdbezirk über Jagderlaubnisscheine bis hin zu Einzelabschüssen und der<br />
Teilnahme an Gesellschaftsjagden. Auch das von <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong> zum Verkauf bereitgestellte Wildbret<br />
erfreut sich zunehmender Beliebtheit bei den Verbrauchern.<br />
Die Gästebeteiligung am gesamten Schalenwildabschuss lag in den Jahren 2008 und 2009 mit jeweils<br />
annähernd 70 Prozent auf hohem Niveau.<br />
% der Strecke, erlegt durch Gäste<br />
75 %<br />
70 %<br />
65 %<br />
60 %<br />
55 %<br />
50 %<br />
45 %<br />
40 %<br />
mehrjährige Böcke Schalenwild insgesamt<br />
1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009<br />
Produktion und Verfahren der Bereitstellung von Holz und anderen Produkten<br />
Dienstleistung für Waldeigentümer<br />
Noch vor hundert Jahren wurde in manchen hessischen Gegenden land- und forstwirtschaftlicher Besitz<br />
durch „Realteilung“ vererbt, das heißt, die männlichen Nachkommen haben jeweils zu gleichen Teilen<br />
geerbt. Die Folge war eine Zersplitterung der Flächen. Oft wurden Waldflächen durch derartige Erbfolgen<br />
sehr klein und kaum bewirtschaftbar. Zudem verfügten die Eigentümer nicht immer über das erforderliche<br />
forstliche Wissen.<br />
Es liegt im erklärten Interesse der Gesellschaft, den gesamten Wald unabhängig von seiner Eigentümer-<br />
struktur zu erhalten, naturnah zu bewirtschaften und so Lebensräume zu bewahren. Das hessische Einheits-<br />
forstamt bietet daher die beste Option, eng verzahnte Wald- und Eigentumsstrukturen nachhaltig zu<br />
fördern.<br />
Abbildung 7: Beteiligung von Jagdgästen an der staatlichen Regiejagd zwischen 1999 und 2009. Blick im Habichtswald auf 120 Jahre alte Buchen (Foto: L. Karner).<br />
HESSEN-FORST<br />
45
Betreuung des Körperschaftswaldes<br />
46<br />
Die Bewirtschaftung der von <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong> betreuten Wälder der Städte, Gemeinden und Körperschaften<br />
war auch im Jahr nach dem Orkan „Kyrill“ noch wesentlich von dessen Folgen geprägt. 2008 konnten die<br />
Arbeiten zur Aufarbeitung des Schadholzes abgeschlossen werden. Gleichzeitig bestand die Notwendig-<br />
keit, nach dem Sturm „Emma“ neues Schadholz im Sinne einer sauberen Waldwirtschaft zügig aufzuarbeiten<br />
und zu verwerten. Parallel wurde die Wiederbewaldung der Schadflächen fortgesetzt. Die gemeinsam<br />
erreichten Leistungen bestätigen erneut das Konzept des Einheitsforstamts: Bündelung von Staatswaldbewirtschaftung,<br />
Dienstleistungsangebote an den Waldbesitzer und <strong>Forst</strong>hoheit.<br />
Die insgesamt 415 betreuten Waldbesitzer haben von dem koordinierten Vorgehen profitiert und dadurch<br />
marktangepasst gehandelt. Das durchschnittliche Betriebsergebnis der Kommunen ist im Jahr 2008<br />
mit über 117 Euro je Hektar und 2009 mit über 64 Euro je Hektar (2007: 132 Euro/Hektar) erfreulich.<br />
Landesweit konnte damit – unabhängig von der regionalen Betroffenheit durch den Orkan „Kyrill“ – das<br />
den waldbesitzenden Kommunen in Aussicht gestellte Ergebnis sogar übertroffen werden. Zu berücksichtigen<br />
sind hierbei aber auch die durchaus unterschiedlichen betrieblichen Zielsetzungen der einzelnen<br />
Kommunen.<br />
2008 wurde seitens des Landes in der finanziellen Förderung ein Schwerpunkt im Privatwald gesetzt,<br />
sodass die Kommunen bis 2009 zurückstehen mussten. Bei der vollständigen Wiederbewaldung kommunaler<br />
Schadensflächen ist daher mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung zu rechnen. Dafür war es umso<br />
erfreulicher, dass Deutschland nach „Kyrill“ Zusagen für Mittel aus dem EU-Solidaritätsfonds erhielt: für die<br />
hessischen Kommunen rund 4,9 Millionen Euro. Diese Finanzmittel wurden einerseits für den kurzfristigen<br />
Wiederaufbau zerstörter Infrastruktur, insbesondere für Wege zwischen Wald und öffentlichen Straßen<br />
und andererseits für die Säuberung (aufräumen der Schadflächen) der von der Katastrophe betroffenen<br />
Gebiete einschließlich der Naturräume verwendet. In Absprache mit der Europäischen Kommission war<br />
ein Richtwert für die Mehrkosten bei der Aufarbeitung von Schadholz vereinbart worden. Dieses Vorgehen<br />
bildete die Grundlage für eine unbürokratische und zügige Abwicklung der Finanzhilfen des Europäischen<br />
Solidaritätsfonds. Für rund 2,2 Millionen Festmeter Schadholz-Aufarbeitung bereitete <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong> als<br />
Dienstleister der waldbesitzenden Kommunen die erforderlichen Unterlagen vor. Besonders die von<br />
„Kyrill“ stark betroffenen waldbesitzenden Kommunen hat diese Finanzhilfe spürbar entlastet.<br />
Neben dem Schwerpunkt „Kyrill“ bestand für die <strong>Forst</strong>ämter Priorität in den vielfältigen Dienstleistungen<br />
für die Waldbesitzer. Hierzu gehören beispielsweise die Vorbereitung und Umsetzung von Kompensationsmaßnahmen<br />
im Wald. Auch zählten die Unterstützung der Kommunen bei ihrer Öffentlichkeitsarbeit zu<br />
forstlichen Themen sowie bestimmte Maßnahmen zur Förderung der Schutz- und Erholungsfunktionen<br />
ihres Waldes hinzu.<br />
Produktion und Verfahren der Bereitstellung von Holz und anderen Produkten<br />
Betreuung des Privatwaldes<br />
Wie im Kommunalwald war auch im betreuten Privatwald primär die Bewältigung der Folgen des Orkans<br />
„Kyrill“ voranzubringen. Da Schadensschwerpunkte vielfach in Regionen mit kleinparzelliertem Privatbesitz<br />
lagen, bestand hier nach der gemeinschaftlich abgestimmten Aufarbeitung auch Koordinierungsbedarf<br />
bei der Wiederbewaldung. Zusätzlich kam es in Privatwäldern zu weiterem Schadholzanfall durch den<br />
Sturm „Emma“ und nachfolgendem Borkenkäferbefall an Fichte. Im betreuten Privatwald wurden somit<br />
durchschnittlich circa sechs Festmeter je Hektar genutzt.<br />
2008 und 2009 wurde die Wiederbewaldung von Schadflächen als Schwerpunkt der Förderung im Privatwald<br />
umgesetzt. Basierend auf der Wiederbewaldungskonzeption liegen für jeden Waldbesitzer konkrete<br />
Empfehlungen vor. Dieses Vorgehen förderte zugleich, günstiger zu bewirtschaftende Einheiten und<br />
Waldstrukturen zu bilden.<br />
Nachdem 2007 die Privatwaldverordnung novelliert wurde, begann 2008 gemeinsam mit den <strong>Forst</strong>betriebsgemeinschaften<br />
deren Umsetzung. Die Rechtsnorm bietet <strong>Forst</strong>betriebsgemeinschaften wie<br />
privaten Waldbesitzern die Chance, Betreuungsverträge abschließen zu können. Gleichzeitig werden<br />
Zusammenschlüsse finanziell stärker unterstützt. Viele <strong>Forst</strong>betriebsgemeinschaften hatten sich nach<br />
der <strong>Forst</strong>strukturreform 2005 neu organisiert. Aktuell bestehen in <strong>Hessen</strong> 47 <strong>Forst</strong>betriebsgemeinschaften.<br />
Voraussetzung für Vereinbarungen ist vielfach, dass die <strong>Forst</strong>betriebsgemeinschaften ihre Satzungen<br />
weiterentwickeln. Mit dieser Konzeption unterstützt <strong>Hessen</strong> die forstlichen Zusammenschlüsse auf ihrem<br />
Weg zu mehr Eigenständigkeit.<br />
Im Rahmen der allgemeinen Förderung des Privatwaldes wurden die Lehrgänge der Mobilen Waldbauernschule<br />
2008 und 2009 mit Erfolg fortgesetzt. Die Nachfrage der Waldbesitzer und ihrer Betriebsangehörigen<br />
ist nach wie vor ungebrochen. Nach Besuch der drei Lehrgangsteile (1. Umgang mit der Motorsäge,<br />
Holzerntetechnik und Arbeitsschutz; 2. Bestandespflege und <strong>Forst</strong>kulturen; 3. Waldbewirtschaftung)<br />
und nach einem erfolgreichen Nachweis der Kenntnisse und Fertigkeiten erhielten im Jahr 2009 insgesamt<br />
223 Waldbesitzer den Waldbauernbrief, 2008 waren es 192, 2007 waren es 140.<br />
Das von der Berufsgenossenschaft finanziell unterstützte Angebot für Privatwaldbesitzer und deren<br />
Angestellte ist ein wichtiger Beitrag, die Unfallzahlen im Privatwald weiter zu reduzieren.<br />
Zudem schaffen die Lehrgänge Verständnis bei den Eigentümern für kontinuierliche Waldpflege und<br />
unterstützen die Mobilisierung von Holz aus dem Kleinprivatwald.<br />
Nächste Doppelseite: Frühjahresgrün im Buchenwald (Foto: L. Karner).<br />
HESSEN-FORST<br />
47
Erhaltung der Umwelt<br />
Waldbau und biologische Vielfalt<br />
50<br />
Ein Waldbau, der die Abläufe der Natur in der forstlichen Umsetzung berücksichtigt, trägt ganz wesentlich<br />
dazu bei, die biologische Vielfalt im Wald zu erhalten und zu fördern. Mit der so genannten Waldbaufibel<br />
wird der Grundgedanke einer nachhaltigen Waldwirtschaft zeitgemäß formuliert. In der Wiederbewaldung<br />
vom Sturm betroffener Flächen liegt eine Chance, den Wald für zukünftige Generationen zu gestalten und<br />
seinen Bestand zu sichern. Ob diese Bemühungen erfolgreich sind, zeigen Erhebungen zu Naturschutz<br />
und Artenvielfalt durch <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong>.<br />
Neuauflage der Hessischen Waldbaufibel<br />
Die 1997 erstmals aufgelegte Waldbaufibel wurde im Herbst 2008 in einer überarbeiteten Auflage neu<br />
gefasst. Unter der Federführung der <strong>Landesbetrieb</strong>sleitung waren die <strong>Forst</strong>ämter, <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong>-FENA,<br />
die Nordwestdeutsche <strong>Forst</strong>liche Versuchsanstalt und das zuständige Fachministerium intensiv eingebuden.<br />
Der Grundsatz einer naturgemäßen Wirtschaftsweise blieb ebenso unangetastet wie eine Vielzahl<br />
von ökologischen Aspekten in der Bewirtschaftung des Staatswaldes. Verändert wurde dagegen der<br />
Aufbau der Behandlungsvorgaben für die Hauptbaumarten. Neben der Abfolge, die sich nun zunächst<br />
an den Baumarten und erst in zweiter Linie an den Entwicklungsstadien orientiert, erfolgte eine generelle<br />
Zurücknahme der Baumzahlen, auf die die Pflegeeingriffe konzentriert werden. Neu aufgenommen<br />
wurden Fragen, Probleme und Lösungsansätze, die sich mit Klimawandel und Waldbewirtschaftung in<br />
Natura-2000-Gebieten auseinandersetzen.<br />
Naturnaher Waldbau<br />
Das Pilotprojekt Pflegerotte im <strong>Forst</strong>amt Nidda war 2007 ein Erfolg. Deshalb entschloss sich die <strong>Landesbetrieb</strong>sleitung,<br />
die Pilotphase 2008 auf weitere <strong>Forst</strong>ämter auszudehnen. Betrieben, die 1990 durch die<br />
Stürme „Vivien“ und „Wiebke“ stark betroffen waren, gehörte hierbei ein besonderes Interesse. Viele der<br />
mittlerweile circa 18-jährigen Bestände waren „reif“ für eine sachgerechte Jungbestandspflege. Sie zielt<br />
vor allem darauf ab, gut veranlagte, junge Bäume zu erhalten und ihnen Entwicklungschancen zu geben.<br />
Ein Wesen der selbstständig arbeitenden Rotten ist das Arbeiten in einem über die Reviergrenze hinaus-<br />
gehenden Einsatzgebiet. Zu den vornehmlich klassischen Läuterungsaufgaben in jüngeren Beständen<br />
zählen Mischwuchsregulierung und Negativauslese. In der Läuterungsphase soll dabei der Schwerpunkt<br />
der Tätigkeit im Einsatz des Kambiflex liegen. Kambiflex, eine Kombination aus Ziehmesser und Drahtbürste<br />
zum „Ringeln“, ermöglicht das Zurückdrängen ungeeigneter Bäume zugunsten der Qualitätsentwicklung<br />
besserer Nachbarbäume ohne den Differenzierungsprozess zu unterbrechen. Später nimmt<br />
die Pflegerotte Elemente der Auslesedurchforstung wahr. Dazu zählen die Auswahl von Zukunfts-Bäumen<br />
und deren Förderung.<br />
Produktion und Verfahren der Bereitstellung von Holz und anderen Produkten<br />
Hektar<br />
Jahres-Ist in Prozent/Jahres-Soll<br />
3000<br />
2500<br />
2000<br />
1500<br />
1000<br />
500<br />
0<br />
140 %<br />
120 %<br />
100 %<br />
80 %<br />
60 %<br />
40 %<br />
20 %<br />
0 %<br />
2004 2005 2006 2007 2008 2009<br />
2004 2005 2006 2007 2008 2009<br />
Abbildung 8 oben: Ist-Soll-Vergleich in der Jungbestandspflege bei Laubbaumarten je Hektar,<br />
Abbildung 9 unten: Ist-Soll-Vergleich in der Jungbestandspflege bei Eiche und Buche.<br />
Soll Laubbäume<br />
Ist Laubbäume<br />
Eiche<br />
Buche<br />
HESSEN-FORST<br />
51
52<br />
Organisatorisch sind die Pflegerotten aus dem üblichen Betriebsgeschehen herausgelöst und nur einem<br />
Einsatzleiter verantwortlich. Die Einsatzleiter arbeiten in der Regel in der Pflegerotte mit. Sie schließen<br />
Zielvereinbarungen, überwachen die ausgeführten Arbeiten und sorgen für Ausweicharbeiten, falls die<br />
Witterungsbedingungen es verlangen. Den mehrjährigen Einsatzplan organisiert die <strong>Forst</strong>amtsleitung<br />
in enger Abstimmung mit dem Einsatzleiter und den zuständigen Revierleitern.<br />
Nach einer Einweisung in die anzuwendenden Arbeitstechniken durch das <strong>Forst</strong>liche Fortbildungszentrum<br />
in Weilburg begannen die Pflegerotten im Sommer 2008 mit ihrem Einsatz. In der Startphase kam hierbei<br />
den Waldbautrainern (s. u.) eine begleitende Rolle zu.<br />
Der Einsatz der Pflegerotten hat sich weiterhin bewährt. Die Naturalkontrolle zeigt deutlich die Fortschritte<br />
in der Jungbestandspflege des <strong>Landesbetrieb</strong>es. In den Jahren 2008 und 2009 konnte trotz wiederum<br />
gestiegener Flächenvorgabe das Läuterungssoll der Laubbaumbestände deutlich übertroffen werden.<br />
Waldbautrainer<br />
In Ahnlehnung an das rheinland-pfälzische Konzept hat <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong> 2008 ein Waldbautraining aufgebaut.<br />
Die hessischen Waldbautrainer stammen aus verschiedenen Bereichen des Betriebes. Kollegen mit praktischer<br />
Erfahrung als Revierleiter, Arbeitslehrer, Bereichsleiter Produktion oder als <strong>Forst</strong>einrichter arbeiten seit<br />
Herbst 2008 in Zweierteams zu etwa 30 Prozent ihrer Arbeitszeit im Waldbautraining.<br />
Das Vertrauensverhältnis zwischen <strong>Forst</strong>betrieb und Waldbautrainern ist eine Voraussetzung für erfolgreiches<br />
Arbeiten. Die Rückmeldungen aus den Betrieben sind positiv. Es gilt weiterhin, dieses partnerschaftliche<br />
Fundament zu stärken und die Bestandespflege im Sinne der Ziele der Hessischen Waldbaufibel fortzuführen.<br />
Produktion und Verfahren der Bereitstellung von Holz und anderen Produkten<br />
Bestandespflege bedeutet Wirken für Jahrhunderte. Hier eine Hutebuche, die schon seit circa 250 Jahren am Wegesrand<br />
der alten Nord-Süd-Reiserouten im Dreiländereck Landkreis Kassel, Altkreis Wolfhagen und Altkreis Hofgeismar steht<br />
(Foto: K. Brämer).<br />
HESSEN-FORST<br />
53
Klimawandel und Wiederbewaldung nach „Kyrill“<br />
2009<br />
2008<br />
2007<br />
54<br />
Der Klimawandel macht sich nicht nur durch langsame Veränderungen mittlerer Temperaturen und<br />
Niederschläge bemerkbar. Immer wieder werden durch kleinräumige Stürme innerhalb weniger Minuten<br />
viele Bäume entwurzelt. Extreme Witterungsereignisse werden künftig häufiger. Dabei sind Stürme nicht<br />
nur im Moment ihres Auftretens gefährlich. Die Aufarbeitung des geworfenen Holzes und das Rücken an<br />
die Waldstraße sind es ebenso. Erst viel später wird deutlich, dass sich die Lebensbedingungen für die<br />
restlichen Bäume auf größeren sturmbeeinflussten Flächen weiter verschlechtern können und sich Risiken<br />
für die Wälder und für den Boden entwickeln. In dieser Situation bieten sich verschiedene Möglichkeiten<br />
an: vom Sich-Selbst-Überlassen natürlicher Verjüngungsprozesse bis hin zu neu angepflanzten Kulturen.<br />
Nach „Kyrill“ findet auf einem Großteil der betroffenen Waldfläche natürliche Verjüngung statt. Neukulturen<br />
kommen dagegen in Betracht bei größeren Schadflächen über 0,3 Hektar. In jedem Fall aber ist ein langfristiger<br />
Blick nötig: Welche Baumarten und Waldformen sind standörtlich am besten geeignet, um auch<br />
noch in den nächsten 100 Jahren die dann wahrscheinlichen Erwartungen an den Wald zu erfüllen?<br />
Das Wiederbewaldungskonzept des Jahres 2007 wurde durch detaillierte Fichten-Risikokarten der<br />
Nordwestdeutschen <strong>Forst</strong>lichen Versuchsanstalt und <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong>-FENA ergänzt. Es bildet die Grundlage<br />
für standortgerechte, stabile und vor allem zukunftsfähige Mischbestände und trägt zur Sicherung eines<br />
für den Gesamtbetrieb wichtigen Nadelbaumanteils bei.<br />
Während das Jahr 2007 noch aufgrund der zunächst aufzuarbeitenden Holzmenge von geringerer Kulturtätigkeit<br />
geprägt war, standen die Jahre 2008 und 2009 mit einer gegenüber den „Normaljahren“ deutlich<br />
erhöhten Kulturaktivität voll im Zeichen der Wiederbewaldung nach „Kyrill“ und „Emma“. Obwohl die<br />
Stürme zum großen Teil Schäden an Nadelbaumbeständen hervorriefen, beläuft sich der Laubbaumanteil<br />
in allen drei Jahren der Wiederbewaldung auf etwa 50 Prozent. Damit besteht die Basis für standortgerechte<br />
Eiche<br />
Buche<br />
Edellaubbäume<br />
SLB<br />
Fichte<br />
Douglasie<br />
Kiefer/Lärche<br />
SNB<br />
0 200 400 600 800<br />
Hektar<br />
1000 1200 1400 1600<br />
Abbildung 10: Kulturbegründung 2007 bis 2009 nach der Sturmserie „Kyrill“ und „Emma“ im Staatswald.<br />
Eiche<br />
Buche<br />
Edellaubbäume<br />
SLB<br />
Fichte<br />
Douglasie<br />
Kiefer / Lärche<br />
SNB<br />
Laubbaumprozent<br />
2007 (in Hektar)<br />
51,3<br />
84<br />
67,5<br />
27<br />
53,3<br />
171,1<br />
7,1<br />
4,1<br />
465,4<br />
49 Prozent<br />
2008 (in Hektar)<br />
187,7<br />
138<br />
203,5<br />
81<br />
192,2<br />
354<br />
14,6<br />
9,1<br />
1.180,1<br />
52 Prozent<br />
2009 (in Hektar)<br />
295,3<br />
132,1<br />
274,5<br />
77,7<br />
224,4<br />
479,7<br />
13,4<br />
18,5<br />
1515,6<br />
51 Prozent<br />
Produktion und Verfahren der Bereitstellung von Holz und anderen Produkten<br />
Mischbestände der Zukunft. Zudem ergibt sich aus dem hohen Schadanteil im Nadelholz und dem Bedarf<br />
an Bau- und Konstruktionsholz aus nachhaltiger Waldwirtschaft die Notwendigkeit, weiterhin standortgerecht<br />
Nadelbaumanteile im Staatswald zu sichern.<br />
Bemerkenswert ist, dass in der Wiederbewaldung der Douglasie ein größeres Gewicht zugeordnet wird<br />
als der Fichte. Die im Nordwesten Amerikas beheimateten Küsten-Douglasien sind nicht nur wuchskräftige<br />
Bäume, vor allem wird ihnen eine große ökologische Stabilität auch im Zeichen von Klimaänderungen<br />
bescheinigt. Gleichwohl entbindet das Wissen um die Anbauwürdigkeit der Douglasie nicht davon, die<br />
Forschung über die Folgen des Klimawandels weiter voranzutreiben.<br />
Großräumige Neukulturen stellen besondere Anforderungen an den integrierten Waldschutz und das<br />
Jagdmanagement. Die Ergebnisse der Kulturmaßnahmen der Jahre 2008 und 2009 erfüllen sowohl das<br />
Ziel standortgerechter Mischbestände als auch die Sicherung angemessener Nadelbaumanteile. Insgesamt<br />
ergibt sich heute das Bild erfolgreicher Leistungen der <strong>Forst</strong>ämter in der Wiederbewaldung nach den<br />
Sturmschäden.<br />
Typisches Bild nach „Kyrill“:<br />
abgeknickte Stämme wie bei einem<br />
Streichholz (Foto: K. Brämer).<br />
Nächste Doppelseite:<br />
Buchenkeimling (Foto: L. Karner).<br />
HESSEN-FORST<br />
55
Naturschutz im Wald und Artenvielfalt<br />
58<br />
Lebensraum Wald<br />
Wald ist für Menschen in <strong>Hessen</strong> ein ganz wesentlicher Teil des Lebensumfeldes. Von vielen wird deshalb<br />
eingefordert oder zumindest begrüßt, diesen Lebensraum möglichst nahe am Naturzustand zu erhalten.<br />
Gleichzeitig besteht ein großes Interesse an der Verwendung des energiegünstigen Rohstoffs Holz aus<br />
qualitätsgeprüfter Erzeugung, insbesondere wenn dies ohne große Transportwege möglich ist.<br />
Durch die Klimadiskussion wird deutlich, dass es sinnvoll ist, Holzprodukte an die Stelle anderer Stoffgruppen<br />
wie Stahl, Aluminium, Kunststoff oder Beton treten zu lassen (Substitution), die zu ihrer Herstellung<br />
mehr Energie benötigen und kein klimawirksames Kohlendioxid speichern. Eine verantwortliche Gestaltung<br />
des Waldes erfordert deshalb die richtige Balance zwischen gesellschaftlichen Anforderungen, wirtschaftlichem<br />
Handeln nahe an natürlichen Prozessen und der Erhaltung von Lebensraum für Tier und Pflanze.<br />
Übereinkommen über die biologische Vielfalt<br />
Das während der UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro 1992 beschlossene Übereinkommen<br />
über die biologische Vielfalt hat den Erhalt der biologischen Vielfalt und die nachhaltige<br />
Nutzung ihrer Bestandteile zum Ziel. Mit der Verbindung von ökologischen, ökonomischen und sozialen<br />
Aspekten beim Umgang mit biologischer Vielfalt geht die sogenannte Rio-Konvention weit über die vorher<br />
bestehenden Schutzansätze hinaus. Sie ist von ihrem Anspruch und Umfang her das umfassendste<br />
verbindliche internationale Abkommen im Bereich Naturschutz und nachhaltige Entwicklung.<br />
Deutschland war im Mai 2008 Gastgeber der 9. Vertragsstaatenkonferenz zum „Übereinkommen über die<br />
Biologische Vielfalt“, an der rund 5.000 Delegierte aus mehr als 180 Staaten der Erde teilnahmen.<br />
<strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong> konnte gemeinsam mit Wissenschaftlern der Nordwestdeutschen <strong>Forst</strong>lichen Versuchsanstalt<br />
(NW-FVA) und des Forschungsinstituts Senckenberg (Frankfurt) ein internationales Fachpublikum zu einer<br />
Fachexkursion im Naturwaldreservat „Kreuzberg“ (<strong>Forst</strong>amt Weilburg) begrüßen.<br />
Biodiversität<br />
Dieses Übereinkommen über die biologische Vielfalt (Convention on Biological Diversity, CBD) beinhaltet<br />
die Biodiversität als einen wichtigen Baustein. Biodiversität umfasst die folgenden drei Ebenen:<br />
· die Vielfalt an Ökosystemen bzw. Lebensgemeinschaften, Lebensräumen und Landschaften<br />
· die Artenvielfalt<br />
· die genetische Vielfalt innerhalb der verschiedenen Arten<br />
Countdown 2010<br />
Naturschutz im Wald und Artenvielfalt<br />
Ausgehend von der Rio-Konvention von 1992 zur Biodiversität wurde durch die Weltnaturschutzunion<br />
(IUCN) als Strategie die Initiative „Countdown 2010“ geschaffen, um den Verlust an Biodiversität zu<br />
stoppen. <strong>Hessen</strong> ist als erstes Bundesland dem Countdown 2010 beigetreten und hat sich unter anderem<br />
verpflichtet:<br />
· das 2010-Biodiversitätsziel in die nachhaltige Bewirtschaftung des hessischen Staatswaldes zu integrieren<br />
und dieses Ziel auch bei der Beratung sonstiger Waldbesitzer zu beachten<br />
· die Naturschutz- und Nutzerverbände einzuladen, an diesem Prozess aktiv mitzuwirken<br />
· Artenhilfsmaßnahmen für bestimmte gefährdete Arten durchzuführen<br />
<strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong> greift diesen Auftrag unter anderem mit der Hessischen Waldbaufibel auf. Sie regelt umfangreiche<br />
Horstschutzzonen im Wald. Darüber hinaus arbeitet seit dem Frühjahr 2008 eine Projektgruppe<br />
an einem Naturschutzkonzept für den Staatswald.<br />
Teilnehmende aus zehn Staaten waren der Einladung in das Naturwaldreservat „Kreuzberg“ im <strong>Forst</strong>amt Weilburg gefolgt.<br />
Zweiter von links: Michael Gerst, Leiter des <strong>Landesbetrieb</strong>s <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong>. Dritter von rechts: Carsten Wilke, Leiter der<br />
Abteilung für <strong>Forst</strong>en und Naturschutz im HMUELV (Foto: Dr. M. Schmidt).<br />
HESSEN-FORST<br />
59
60<br />
Oben: Im „Buchenland“ <strong>Hessen</strong> liegt der Schwerpunkt des Naturwaldreservateprogramms<br />
auf den Buchenwaldgesellschaften (Foto: Dr. M. Schmidt).<br />
Rechts: Nach 20-jähriger Laufzeit des Hessischen Naturwaldreservateprogramms ist der<br />
Totholzanteil in vielen Gebieten bereits deutlich angestiegen (Foto: Dr. M. Schmidt).<br />
<strong>Nachhaltigkeitsbericht</strong> für das Geschäftsjahr 2008<br />
HESSEN-FORST<br />
45
62<br />
Schutz und Nutzung von Buchenwäldern<br />
Buchenwälder bedecken in der Bundesrepublik Deutschland derzeit rund 1,6 Millionen Hektar. Dies<br />
entspricht einem Anteil von etwa 14,8 Prozent an der Gesamtwaldfläche. In <strong>Hessen</strong> hat die Buche einen<br />
Anteil von mehr als 30 Prozent an der Bestockung. Damit kommt ihr sowohl ökonomisch als auch ökologisch<br />
eine besondere Bedeutung zu, die sich natürlich auch kulturell so wiederfindet.<br />
Mit dem Experten-Workshop „Europäische Buchenwaldinitiative“ am Bundesamt für Naturschutz (2007)<br />
sowie mit der 9. Vertragsstaatenkonferenz zur Konvention über die biologische Vielfalt (2008) rückte die<br />
Diskussion um „Schutz und Nutzung von Buchenwäldern“ in den Blickpunkt der Öffentlichkeit.<br />
Im Jahr 2008 boten mehrere Veranstaltungen des <strong>Landesbetrieb</strong>s eine interdisziplinäre Informationsund<br />
Diskussionsplattform zu diesem Themenbereich.<br />
So veranstaltete die Nordwestdeutsche <strong>Forst</strong>liche Versuchsanstalt (NW-FVA) am 9. und 10. September<br />
2008 in Göttingen ein Buchen-Symposium. Im Mittelpunkt stand hierbei die Frage, ob sich die Wirkungen<br />
und Leistungen von Buchenwäldern eher durch integrative oder durch segregative Ansätze sichern und<br />
entwickeln lassen. Die Tagung verdeutlichte, dass das in Deutschland von allen Waldbesitzarten angewandte<br />
Konzept der nachhaltigen multifunktionalen <strong>Forst</strong>wirtschaft gut geeignet ist, wichtige Naturschutzfunktionen<br />
im Wald auf großer Fläche erfolgreich umzusetzen. Dieses integrative Konzept ermöglicht die parallele<br />
Erfüllung von Nutz-, Schutz- und Erholungsfunktionen auf der gleichen Fläche mit lokal angepassten<br />
Gewichtungen. Konsens bestand darin, dass derzeit noch ein Mangel an verlässlichen Daten beziehungsweise<br />
Zahlen besteht. Insbesondere fehlen Informationen darüber, welche ökonomischen, ökologischen<br />
und sozioökonomischen Konsequenzen eine bundesweit fünfprozentige Flächenstilllegung (bzw. zehnprozentige<br />
nur im öffentlichen Wald) für die einzelnen Interessengruppen und die Gesellschaft hätte.<br />
Zustimmung fand der Vorschlag, zunächst die ökologisch besonders wertvollen Buchenwaldflächen<br />
(alte Waldstandorte mit Buchen in der Alters- und Zerfallsphase und hervorragendem Arteninventar)<br />
zu identifizieren und deren Größe zu ermitteln. Auf dieser Grundlage ließe sich dann konkret im Gegenstromprinzip<br />
ableiten, wie viele nutzungsfreie Buchenwaldflächen ökonomisch vertretbar und ökologisch<br />
unverzichtbar wären. Dieses Vorgehen verspräche einen Weg, den die <strong>Forst</strong>wirtschaft, der Naturschutz<br />
und die Holzwirtschaft gemeinsam gehen können.<br />
Naturschutz im Wald und Artenvielfalt<br />
HESSEN-FORST<br />
63
60<br />
Natura-2000 in <strong>Hessen</strong><br />
Links: Wertvolles Totholz im Habichtswald; ehemalige, knapp 300-jährige Hutebuche<br />
(Foto: L. Karner).<br />
Naturschutz im Wald und Artenvielfalt<br />
Mehr als 43 Prozent der Staatswaldfläche liegt innerhalb der Europäischen Natura-2000-Gebiete. Den<br />
größten Flächenanteil dieser Wald-Schutzgebiete machen die Hainsimsen-, Waldmeister- und Orchideenbuchenwälder<br />
aus. Sie sind dank einer nachhaltigen und naturnahen <strong>Forst</strong>wirtschaft hessen- und bundesweit<br />
in einem guten Erhaltungszustand. Dies gilt übrigens in <strong>Hessen</strong> auch für den Schwarzspecht und die<br />
beiden in den hessischen Gebieten besonders geschützten Fledermausarten, das Große Mausohr und die<br />
Bechsteinfledermaus.<br />
Der gute Erhaltungszustand verwundert nicht. Das Schutzgebiets-Netzwerk Natura-2000 wird durch<br />
Gebiete der EU-Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-Gebiete) und der Vogelschutz-Richtlinie gebildet.<br />
Eine Analyse der 224 FFH-Gebiete <strong>Hessen</strong>s mit maßgeblichen Waldanteilen von 156.000 Hektar und<br />
einer Staatswaldfläche von knapp 86.000 Hektar zeigt, dass die hessischen FFH-Gebiete besonders naturnah<br />
sind. 13.500 Hektar der Staatswaldfläche in den FFH-Gebieten werden derzeit forstlich nicht genutzt.<br />
Aufgrund der naturnahen Bewirtschaftung des Staatswaldes und der Umsetzung zahlreicher Artenschutzmaßnahmen<br />
(s. S. 70) durch die hessischen <strong>Forst</strong>ämter haben sich die Bestände vieler Arten über die letzten<br />
Jahre zum Teil deutlich erhöht. Dies gilt insbesondere für viele Waldvogelarten und höhlenbewohnende<br />
Tiere, wie die Fledermäuse.<br />
Die Servicestelle von <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong> für <strong>Forst</strong>einrichtung und Naturschutz in Gießen (FENA) unterstützt die<br />
hessischen <strong>Forst</strong>ämter außerdem bei der Umsetzung von sogenannten Artenhilfskonzepten, die im Sinne<br />
der europäischen Naturschutzzielsetzungen Lebensräume für die seltenen Arten im Wald weiter sichern und<br />
entwickeln.<br />
Naturwaldreservate in <strong>Hessen</strong><br />
Naturwaldreservate sind aus der forstlichen Bewirtschaftung entlassene, durchschnittlich 40 Hektar große<br />
Waldbestände, deren ungesteuerte Entwicklung wissenschaftlich begleitet wird. Der Hessische Landtag<br />
ebnete 1988 den Weg für das Naturwaldreservateprogramm. Heute existieren in <strong>Hessen</strong> 31 Naturwaldreservate<br />
im Staatswald mit einer Gesamtfläche von 1.228 Hektar. Im „Buchenland“ <strong>Hessen</strong> liegt der<br />
Schwerpunkt auf den Buchenwaldgesellschaften.<br />
<strong>Hessen</strong> ist europaweit beachtet bei der zoologischen Naturwaldreservateforschung, die zurzeit mehr als<br />
35 Prozent der einheimischen Fauna abdeckt. Die Erfassung der Artenvielfalt von Pilzen, Flechten sowie<br />
von Farn- und Blütenpflanzen bildet einen weiteren Schwerpunkt der Forschungsarbeit. Aus den Ergebnissen<br />
des Naturwaldreservateprogramms werden Erkenntnisse für naturnahe Waldbauverfahren und für Naturschutzstandards<br />
des <strong>Landesbetrieb</strong>s abgeleitet.<br />
Die Befunde aus der Erforschung der Naturwaldreservate belegen, dass auch in den Gebieten, die erst<br />
vor kurzer Zeit aus der Nutzung genommen wurden, eine hohe Artenzahl vorhanden ist. Manche davon<br />
finden sich auf Roten Listen oder galten gar als verschollen. Ein Ergebnis der intensiven Forschungsarbeit<br />
ist die Erkenntnis, dass einheimische Buchenwälder etwa viermal mehr Arten beherbergen, als man bisher<br />
annahm. In drei hessischen Naturwaldreservaten wurden drei Tierarten gänzlich neu entdeckt, fünf waren<br />
neu in Deutschland und weitere 73 Arten neu für <strong>Hessen</strong>.<br />
HESSEN-FORST<br />
65
Nationalpark Kellerwald-Edersee<br />
Management und Entwicklung<br />
66<br />
Auf einer Fläche des Nationalparks von 1.467 Hektar, die zur Nominierung als Weltnaturerbe vorgesehen<br />
sind, sollen spätestens 2010 keinerlei Maßnahmen mehr durchgeführt werden. Dort lagen 2008 und 2009<br />
die Arbeitsschwerpunkte auf:<br />
· Entnahme von Fichten in Beständen unter 60 Jahre<br />
· Rückbau von jagdlichen Einrichtungen oder Zäunen<br />
· Aktualisierung und Umsetzung des Pflegekonzepts für Offenlandflächen<br />
Forschung und Monitoring<br />
Die wissenschaftliche Arbeit im Nationalpark Kellerwald-Edersee folgt einem Forschungskonzept, das<br />
regelmäßig in Abstimmung mit dem wissenschaftlichen Beirat weiterentwickelt wird. Inventarisierung,<br />
Monitoring, spezielle Waldökologie-Systemforschung sowie sozioökonomische Forschung sind die vier<br />
Eckpfeiler des Konzepts. Neben den laufenden Inventarisierungen, zum Beispiel der Xylobionten (holzbewohnende<br />
Insekten), Wildbienen, Schwebfliegen oder Wanzen, wurde 2008 die Ersterfassung der<br />
Moose im Nationalpark gestartet, die auch 2009 fortgeführt wurde. Teuber und Waesch konnten in vier<br />
Teilflächen des Nationalparks im ersten Jahr der Inventarisierung bislang insgesamt circa 250 Moosarten<br />
und zwei weitere Unterarten nachweisen, darunter seltene Altwaldzeiger und Spezialisten der Blockhalden,<br />
Quellbäche oder Magerrasen.<br />
Im Rahmen des Monitorings und der Waldstrukturforschung wurde 2009 in Zusammenarbeit mit der<br />
Nordwestdeutschen <strong>Forst</strong>lichen Versuchsanstalt die Permanente Stichprobeninventur (PSI) auf rund<br />
1.400 Rasterpunkten im Nationalpark abgeschlossen.<br />
Ergebnisse der PSI:<br />
· Buchenwald im weiteren Sinne findet sich auf knapp zwei Drittel der Probepunkte.<br />
· Nadelwald, Laub-Nadel-Mischwald und Laubmischwald entfallen auf jeweils knapp zehn Prozent der<br />
Punkte; Offenland (Grünland, Magerrasen, Schlagfluren etc.) circa vier Prozent.<br />
· Die Rotbuche ist die häufigste Baumart und auf 86 Prozent der Aufnahmepunkte in der Baumschicht<br />
vertreten.<br />
· Zugleich ist die Rotbuche auch die mit Abstand häufigste Pflanzenart im Nationalpark.<br />
Sie kommt an 93 Prozent der Probepunkte vor. Zweithäufigste Art ist die Weißliche Hainsimse<br />
(Luzula luzuloides), die an 48 Prozent Punkten vorkommt.<br />
· Der Nationalpark weist einen beachtlich hohen Anteil von 19 Kubikmeter Totholz pro Hektar auf.<br />
Eine gesicherte Waldverjüngung ist auf einem Drittel der Probekreise vorhanden.<br />
· Insgesamt wurden 294 Farn-, Blütenpflanzen- und Baumarten, 38 Moosarten und vier Flechtenarten<br />
bei der Vegetationsaufnahme gefunden.<br />
Es ist geplant, die Stichprobeninventur im zehnjährigen Turnus zu wiederholen.<br />
Naturschutz im Wald und Artenvielfalt<br />
Neu entwickelt wurde ein Konzept zum Monitoring für die visuelle Langzeitdokumentation im Nationalpark.<br />
Anforderungsprofil, Methodik und Aufnahmetechnik, Archivierungs- und Auswertungskriterien sowie<br />
Vorauswahl von circa 30 festen Aufnahmepunkten sind Bausteine des Vorhabens. Außerdem wurde 2008<br />
das Rothirsch-Telemetrieprojekt für die Wildforschung gestartet.<br />
Des Weiteren wurden von Prof. Hubert Job (Uni Würzburg) die Ergebnisse einer bundesweiten sozioökono-<br />
mischen Studie zur Quantifizierung ökonomischer Effekte des Nationalparks Kellerwald-Edersee vorgelegt.<br />
Mithilfe standardisierter Befragungs- und Auswertungsmethoden wurden ein Bruttoäquivalent von 105<br />
Arbeitsplätzen (ohne Nationalparkverwaltung) in der Startphase des Parks und ein gutes Steigerungspoten-<br />
zial für die Wertschöpfung des Großschutzgebietes ermittelt.<br />
Im April 2008 erschien der erste Forschungsbericht des Nationalparks, der die Ergebnisse der langjährigen<br />
Fledermausforschung (Dietz und Simon) umfassend darstellt. Nach dreijähriger Arbeit wurde im<br />
Januar 2009 der Nationalparkplan in Kraft gesetzt, der nun für die nächsten fünf Jahre die Handlungsanweisung<br />
für das Großschutzgebiet bildet.<br />
„Waldscout und Waldranger“<br />
2008 haben die Naturschutzjugend <strong>Hessen</strong> (NAJU) und der Nationalpark Kellerwald-Edersee gemeinsam<br />
das innovative Wildnisbildungsprojekt „Waldscout und Waldranger“ entwickelt. Mit der Einrichtung von<br />
„Wildnisinseln“ mitten in einem deutschen Nationalpark sollen Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufen<br />
I und II sowie Jugendgruppen und Jugend(hilfe)-Einrichtungen im Rahmen einer 24-stündigen<br />
„Expedition in die Wildnis“ zum intensiven Nachdenken über das Verhältnis von Mensch, Natur und Kultur<br />
im Rahmen des Diskurses der Nachhaltigen Entwicklung angeregt werden. „Waldscout und Waldranger“<br />
startete im Sommer 2009. Im ersten Jahr nahmen neun Schulklassen an der „Expedition in die Wildnis“ teil.<br />
Wildnisschule<br />
Am Wildtierpark Edersee entsteht aus der bisherigen<br />
Informationseinrichtung die Wildnisschule des<br />
Nationalparks Kellerwald-Edersee. Sie umfasst eine<br />
Ausstellung als offenen Bildungsbereich und einen<br />
pädagogisch betreuten Bildungstrakt. Baubeginn<br />
war im Oktober 2009.<br />
Goldenes Frauenhaarmoos mit dunkel- bis blaugrünen<br />
Moospolstern. Diese weisen eine gute Wiederstandsfähigkeit<br />
auf. Daher wurden aus dem Moos im Mittelalter<br />
sogenannte Mooszöpfe geflochten. Sie wurden unter<br />
anderem als Schiffstaue verwendet (Foto: L. Karner).<br />
HESSEN-FORST<br />
67
Bildung und Öffentlichkeitsarbeit<br />
68<br />
Am 18. Januar 2008 eröffnete Ministerpräsident Roland Koch das Nationalpark-Zentrum Kellerwald in<br />
einer feierlichen Veranstaltung. Mehr als sieben Millionen Euro wurden in diese deutschlandweit einmalige<br />
Einrichtung mit einem 4D-Sinneskino investiert, die die touristische Attraktivität der Region gesteigert hat.<br />
Auch die anderen größeren Einrichtungen des Nationalparks wie der Wildtierpark und seine Informations-<br />
zentren sind in der Neukonzeption. <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong> leistet mit dem Nationalpark Kellerwald-Edersee einen<br />
wesentlichen Beitrag zur Regionalentwicklung.<br />
Im Zuge der Kommunikationsstrategie zur Weltnaturerbe-Nominierung wurde unter der Federführung<br />
des Nationalparks Kellerwald-Edersee die Ausstellung „Weltnaturerbe Buchenwälder“ konzipiert und<br />
mit der Länderarbeitsgruppe, dem Bundesamt für Naturschutz und dem Bundesministerium für Umwelt,<br />
Naturschutz und Reaktorsicherheit abgestimmt. Vom 19. bis 30. Mai 2008 wurde die Ausstellung anlässlich<br />
der 9. UN-Vertragsstaatenkonferenz des Übereinkommens über die biologische Vielfalt (COP 9) im Bundesumweltministerium<br />
in Bonn eröffnet und einem internationalen Publikum präsentiert.<br />
Der Bekanntheit und Akzeptanz des Nationalparks dienten zahlreiche Presseveröffentlichungen und<br />
Beiträge in Funk und Fernsehen. Erstmals wurde 2008 ein eigenes Nationalparkmagazin herausgegeben.<br />
Das „BuchenBlatt“ erscheint nun dreimal jährlich in einer Auflage von 25.000 Stück.<br />
524 Veranstaltungen bot der Nationalpark im Jahr 2008 im Umweltbildungsbereich an. 12.790 Personen –<br />
davon 5.973 Erwachsene, 2.356 Jugendliche und 4.461 Kinder – nahmen an Führungen, organisierten<br />
Radtouren oder Planwagenfahrten mit einem Ranger teil.<br />
Auf Großveranstaltungen konnten insgesamt rund 580.000 Personen über den einzigen hessischen<br />
Nationalpark informiert werden. Dazu zählten beispielsweise der Stand von <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong> bei der Grünen<br />
Woche in Berlin, die Frühjahrsmesse in Kassel, die Tour Natur in Düsseldorf, <strong>Hessen</strong>tag, Nationalparkfest<br />
und eine eigene Promotions-Tour in mehrere Städte Deutschlands. Besonderer Höhepunkt war die Sonderausstellung<br />
„Blocksteinhalde“, die im Rahmen der Ausstellung „Wildes Deutschland“ 54 Tage lang im<br />
Automobilforum „Unter den Linden“ in Berlin zu sehen war und bei der allein 68.500 Besucher Buchenwälder<br />
und Sonderbiotope zum Anfassen erleben konnten.<br />
Auch im Jahr 2008 haben wieder alle Grundschüler der Jahrgangsstufe 4 der Nationalparkgemeinden je<br />
drei Nationalpark-Projekttage besucht. An einem internationalen Comeniustreffen zum Thema „National-<br />
parke im internationalen Vergleich“ haben Schüler aus Deutschland, Italien, Spanien und Griechenland<br />
teilgenommen.<br />
Naturschutz im Wald und Artenvielfalt<br />
Seit 2008 arbeitet der Nationalpark gemeinsam mit der internationalen Organisation EUROPARC im Projekt<br />
„Nationalparkpartner“. Ausgewählte Gastronomie- und Beherbergungsbetriebe, die sich bestimmten<br />
ökologischen Standards und der Förderung des Nationalparks verschrieben haben, können zertifiziert und<br />
exklusiv durch alle Nationalparke beworben werden. Die Resonanz bei den potenziellen Partnerbetrieben<br />
war groß.<br />
Im Nationalpark erleben die Kinder Natur zum Anfassen (Foto: Nationalparkamt Kellerwald-Edersee).<br />
HESSEN-FORST<br />
69
Landesweite Artenhilfskonzepte für FFH-Arten<br />
70<br />
Die Servicestelle für <strong>Forst</strong>einrichtung und Naturschutz (<strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong> FENA) hat im Jahr 2009 die bereits<br />
2007 begonnenen Artenhilfskonzepte für besonders bedrohte Arten der Anhänge II und IV der FFH-<br />
Richtlinie fortgeführt.<br />
Landesweite Artenhilfskonzepte FENA<br />
Bachmuschel<br />
Blauschillernder Feuerfalter<br />
Feldhamster<br />
Frauenschuh<br />
Große Moosjungfer<br />
Knoblauchkröte<br />
Mopsfledermaus<br />
Schwarzer Apollo<br />
Wechselkröte<br />
Äskulapnatter<br />
Eremit<br />
Gelbbauchunke<br />
Laubfrosch<br />
Sandsilberscharte<br />
Tabelle 3: Übersicht der landesweiten Artenhilfskonzepte der Jahre 2007 bis 2009.<br />
Schlammpeitzger<br />
Skabiosen-Scheckenfalter<br />
Steinbeißer<br />
Arnika<br />
Moorfrosch<br />
Laubfrosch<br />
Die hessischen <strong>Forst</strong>ämter fördern viele seltene Arten im Wald, zum Beispiel durch die Förderung des<br />
Frauenschuhs als seltene Waldorchidee (Foto: U. Barth).<br />
Neben einer ausführlichen Analyse der aktuellen Situation der Populationen der jeweiligen Art in <strong>Hessen</strong><br />
auf der Grundlage der vorhandenen Daten (u. a. Populationsgröße, Vernetzungsgrad, Hauptgefährdungen)<br />
wurden Schutz- und Entwicklungsmaßnahmen definiert.<br />
Kurze Wege von der Theorie zur Praxis<br />
Bei der Umsetzung der Artenhilfskonzepte haben sich die kurzen Wege bewährt: von der Erstellung des<br />
Konzeptes in der FENA über die Funktionsbeamten Naturschutz beziehungsweise die Regionalbetreuer<br />
Natura-2000 bis zur konkreten Umsetzung von Maßnahmen, koordiniert oder unterstützt von den<br />
<strong>Forst</strong>ämtern.<br />
Beispiele für Maßnahmen:<br />
Naturschutz im Wald und Artenvielfalt<br />
· Schwarzer Apollo: Umwandlung von Fichtenbeständen in lichte Bergahorn-Eschen-Wälder in der<br />
Rhön zur Erweiterung der Flächen mit Hohlem Lerchensporn – der Raupenfutterpflanze des Schwarzen<br />
Apollo – in der Gemarkung Rodholz in der Rhön, durch das <strong>Forst</strong>amt Hofbieber, in Kooperation mit<br />
dem Regierungspräsidium Kassel.<br />
· Frauenschuh: Waldauflichtung an mehreren Frauenschuhstandorten durch Einzelbaumentnahmen,<br />
Beseitigung von Gehölzen und Waldrandgestaltung durch das <strong>Forst</strong>amt Wehretal.<br />
· Mopsfledermaus: Erste Abstimmungstermine für die Umsetzung konkreter Maßnahmen für die<br />
Mopsfledermaus im <strong>Forst</strong>amt Hofbieber (Winter 2008).<br />
· Große Moosjungfer: Freistellung von Reproduktionsgewässern der Großen Moosjungfer auf den<br />
Lahnbergen bei Marburg (Kooperation <strong>Forst</strong>amt Kirchhain, Untere Naturschutzbehörde der Stadt<br />
Marburg und Regierungspräsidium Gießen).<br />
· Blauschillernder Feuerfalter: Erstellung von Offenland-Korridoren in Fichtenbeständen zur Verknüpfung<br />
der verbliebenen Habitate (zum Teil im Rahmen von Ausgleichsmaßnahmen), Entbuschung von Habitatflächen,<br />
Vergrößerung der Standorte der Raupenfutterpflanze Schlangenknöterich im Hohen Westerwald,<br />
Koordination durch das <strong>Forst</strong>amt Herborn.<br />
HESSEN-FORST<br />
71
72<br />
In der Roten Liste der gefährdeten Tiere Deutschlands wird die Käferart Eremit als „stark gefährdet" geführt.<br />
Das Artenhilfskonzept für den Eremiten wurde in 2008 erstellt (Foto: F. Rahn).<br />
Grunddatenerhebung in EU-Vogelschutzgebieten<br />
Naturschutz im Wald und Artenvielfalt<br />
Im März 2008 wurde bei <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong> FENA im Fachbereich Naturschutz ein sechsköpfiges Team<br />
„Vogelschutz“ fest installiert. Der Aufgabenschwerpunkt des Teams lag 2008 in der Grunddatenerhebung<br />
der hessischen Natura-2000-Vogelschutzgebiete Meißner und Hörre sowie in Teilen des VSG Vogelsberg.<br />
Die Gebiete wurden im Auftrag der Regierungspräsidien Kassel und Gießen bearbeitet. Im Einzelnen<br />
wurden erfasst:<br />
· Habitatstrukturen im Wald und Offenland<br />
· Maßgebliche Vogelarten<br />
· Gefährdungen und Beeinträchtigungen<br />
· Vorschläge zur Maßnahmenplanung<br />
· Fotodokumentation/Literaturrecherche<br />
Parallel zur Grunddatenerhebung steht die Beratung von Naturschutzbehörden, <strong>Forst</strong>dienststellen<br />
und Waldbesitzern im Vordergrund. Neben der Beratung der forstlichen Praxis zu Vorkommen und<br />
Habitatansprüchen bestimmter Vogelarten wurden auch Fragen zur möglichen Beeinträchtigung der<br />
Vogelwelt durch forstliche Maßnahmen gestellt. Die langjährige forstfachliche Praxis der <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong>-<br />
Mitarbeiter, verbunden mit den ornithologischen Fachkenntnissen, erweist sich hier als hilfreich und<br />
erleichtert praxisnahe Lösungsansätze. Dabei erfolgt auch eine enge Abstimmung mit der Staatlichen<br />
Vogelschutzwarte für <strong>Hessen</strong>, Rheinland-Pfalz und Saarland. Die im Rahmen der Grunddatenerhebungen<br />
gewonnenen aktuellen ornithologischen und forstfachlichen Erkenntnisse flossen in weiterführende,<br />
naturschutzfachlich orientierte forstliche Fachplanungen ein.<br />
Nächste Doppelseite: Naturnahe Eichen in den Hangwäldern am „Knorreichenstieg" zwischen Asel und Scheid<br />
am Edersee (Foto: O. Kranert).<br />
HESSEN-FORST<br />
73
44<br />
<strong>Nachhaltigkeitsbericht</strong> für das Geschäftsjahr 2008<br />
Abb.<br />
Samdsilberscharte<br />
fehlt<br />
<strong>Hessen</strong> hat für die Sandsilberscharte bundesweit eine besondere<br />
Verantwortung. Das Artenhilfskonzept für diese Art wurde im<br />
Jahr 2008 erstellt.<br />
HESSEN-FORST<br />
69
Wald, mehr als nur eine Anzahl Bäume<br />
Schutzfunktionen<br />
76<br />
Verantwortung für Ressourcen<br />
<strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong> trägt durch Schutz und Gestaltung des Waldes wesentlich zur Entwicklung des ländlichen<br />
Raumes bei. Stabiler Wald fördert den Klima- und Luftausgleich für Ballungsräume, senkt durch Wachstum<br />
den Kohlendioxidgehalt der Atmosphäre und mindert die Klimaerwärmung. Die stets naturnahe Bewirt-<br />
schaftung der Wälder sichert die Nutzbarkeit von Trinkwasser in hoher Qualität. Wald ist der wirksamste<br />
Schutz für Siedlungen vor Lärm. Durch die Arbeit im Wald können langfristig natürliche Ressourcen für<br />
die holzverarbeitenden Unternehmen bereitgestellt werden. Gleichzeitig trägt <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong> dazu bei,<br />
den Anteil an erneuerbarer Energie am Energiemix zu erhöhen.<br />
Beispielhaft stehen hierfür in den Jahren 2008 und 2009 Maßnahmen zur Stabilisierung durch Waldkalkung<br />
sowie Untersuchungen und Programme zur Walderhaltung in der Rhein-Main-Ebene.<br />
Waldstabilisierung durch Waldkalkung<br />
Die Bodenschutzkalkung des hessischen Waldes wird seit 1986 durchgeführt. In den ersten zehn Jahren<br />
wurden insgesamt 250.000 Hektar gekalkt, in den nachfolgenden zehn Jahren etwa 100.000 Hektar.<br />
Anlass für den Beginn der Bodenschutzkalkung Mitte der 1980er-Jahre war die durch saure Niederschläge<br />
stark beschleunigte Bodenversauerung. Die Belastung der Waldböden durch den Schwefeleintrag ist<br />
aufgrund der Luftreinhaltemaßnahmen deutlich zurückgegangen; allerdings sind in den Böden teilweise<br />
noch erhebliche Schwefelmengen gespeichert, die weiter säurewirksam sind und erst allmählich mit dem<br />
Sickerwasser ausgewaschen werden. Der durch die Luft eingetragene, säurewirksame Stickstoff ist weiterhin<br />
hoch. Insgesamt liegen heute die Säurebelastungen immer noch deutlich über dem, was die Böden<br />
puffern können.<br />
In dieser Situation können sich die Böden aus silikatarmem Ausgangssubstrat nicht von selbst erholen.<br />
In <strong>Hessen</strong> sind zwei Drittel der Waldstandorte so stark versauert, dass sie der Bodenschutzkalkung bedürfen.<br />
Die Dringlichkeit dieser Maßnahmen war in den 1980er- und 1990er-Jahren besonders hoch. Im Gegensatz<br />
zu den Anfangszeiten der Bodenschutzkalkung kann heute standörtlich differenziert werden, da die größten<br />
Risiken bereits mit dem ersten Kalkungsdurchgang abgemildert werden konnten.<br />
Die Kalkungsmaßnahmen werden von der Nordwestdeutschen <strong>Forst</strong>lichen Versuchsanstalt wissenschaftlich<br />
begleitet, um den Erfolg der Maßnahmen sicherzustellen. Die Untersuchungen zeigen, dass sich der<br />
ökologische Zustand des Oberbodens durch die Kalkgabe schon deutlich verbessert hat: Die Bäume<br />
sind besser mit Calcium und Magnesium ernährt. Sie zeigen insbesondere deutlich weniger Vergilbungssymptome<br />
und die Kronenverlichtung hat sich auf diesen Standorten verringert. Die Waldökosysteme<br />
gewinnen Stabilität. Die Waldbestände in <strong>Hessen</strong> können infolge der zurückgedrängten Bodenversauerung<br />
ihr Wuchspotenzial ausschöpfen und so wichtige Leistungen für die Gesellschaft besser erbringen.<br />
Hektar<br />
Tiefe (cm)<br />
400.000<br />
300.000<br />
200.000<br />
100.000<br />
Schutzfunktionen<br />
0 5 10 15 20 25<br />
0<br />
-10<br />
-20<br />
-30<br />
-40<br />
-50<br />
-60<br />
-70<br />
-80<br />
-90<br />
-100<br />
0<br />
Staatswald<br />
Kommunal- und Privatwald<br />
1987 1989 1991 1993 1995 1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009<br />
Abbildung 11: Gekalkte Waldfläche in <strong>Hessen</strong> von 1987 bis 2009.<br />
Bodensättigung (%)<br />
Abbildung 12: Durch die Luft eingetragene Säure hat den Unterboden innerhalb von 25 Jahren stark versauert.<br />
Mit der Kalkung wird dem entgegengewirkt, Beispiel einer sauren Braunerde.<br />
1974<br />
1984<br />
1991<br />
1998<br />
2005<br />
HESSEN-FORST<br />
77
78<br />
Rechts: Tautropfen auf Herbstlaub<br />
(Foto: L. Karner).<br />
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<strong>Nachhaltigkeitsbericht</strong> für das Geschäftsjahr 2008<br />
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HESSEN-FORST<br />
45
Walderhaltung in der Rhein-Main-Ebene<br />
Risiken und Anpassungsstrategien<br />
80<br />
Die Wälder des Hessischen Rieds im Ballungsraum Rhein-Main gehören zu den forstlichen Brennpunkten<br />
in Mitteleuropa. Auf engstem Raum werden hier außergewöhnliche Ansprüche an den Wald und an die<br />
<strong>Forst</strong>betriebe gestellt, die sich aus der hohen Bevölkerungsdichte, der starken Industrialisierung und dem<br />
engen Verkehrswegenetz ergeben. Flächenverbrauch, Zerschneidung, Stoffeinträge aus der Luft, stetig<br />
steigender Wasserbedarf und Erholungsdruck sind die Folgen.<br />
Die abiotischen Belastungen, und hier insbesondere die gravierenden Grundwasserabsenkungen<br />
(s. Abbildung S. 82), haben mittlerweile auf großen Flächen die Waldökosysteme sehr stark geschwächt,<br />
sodass in der Folge auch massive biotische Schäden durch Maikäfer, Borkenkäfer und Schwammspinner<br />
auftraten. Dies alles führte bis heute zu Schadensprozessen, die vom einzelbaumweisen Absterben bis<br />
zur Auflösung ganzer Waldbestände reichen. Die Lage wird sich in Zukunft weiter zuspitzen, soweit der<br />
Wald auch weiterhin keinen dauerhaften Grundwasseranschluss erhält und die Klimaszenarien für die<br />
Vegetationszeit höhere Temperaturen sowie geringere Niederschläge prognostizieren. Bereits heute<br />
gehört das Hessische Ried zu den trockensten und wärmsten Gebieten in Deutschland.<br />
Mit der Verlichtung der Bestände geht eine zunehmende Vergrasung der Bestände einher, die die Wasserbilanzen<br />
verschlechtert und die waldbaulichen Handlungsspielräume der <strong>Forst</strong>betriebe stark einschränkt.<br />
Dies kollidiert gleichzeitig mit naturschutzfachlichen Anforderungen, die sich aus dem Europäischen<br />
Schutzgebietssystem Natura-2000 ergeben, dessen Gebietskulisse im Hessischen Ried mehr als 20.000<br />
Hektar Wald umfasst und mehrere Buchen- und Eichen-Lebensraumtypen mit prioritären Waldarten einschließt.<br />
Zusätzliche Ansprüche ergeben sich aus der Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL).<br />
Vor diesem Hintergrund haben die Fraktionen des Hessischen Landtages in 2006 eine gemeinsame<br />
Entschließung zur langfristigen Sanierung der südhessischen Wälder verabschiedet. Auch für <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong><br />
ist die Erhaltung der Wälder im Hessischen Ried und insbesondere ihrer Schutz- und Erholungsfunktionen<br />
von ausschlaggebender Bedeutung. Deshalb werden bereits spezifische waldbauliche und forstbetriebliche<br />
Maßnahmen durchgeführt. Auch die Initiativen zu Grundwasseraufspiegelungen werden fortgeführt,<br />
um damit zur Stabilisierung und Sanierung der geschädigten Wasserstandorte und Wälder beizutragen.<br />
Dabei werden Vernässungsschäden, insbesondere in Siedlungsflächen, vermieden. Die Erhaltung und<br />
Entwicklung der Wälder im Hessischen Ried soll auf lange Sicht durch das Projekt „Waldentwicklungsszenarien<br />
für das Hessische Ried – Entscheidungsunterstützung vor dem Hintergrund sich beschleunigt<br />
ändernder Wasserhaushalts- und Klimabedingungen und den Anforderungen aus dem Europäischen<br />
Schutzgebietssystem Natura-2000” begleitet werden.<br />
Das Projektgebiet umfasst die Wälder des Hessischen Rieds in der Rhein-Main-Ebene. Das Untersuchungsgebiet<br />
beträgt circa 30.000 Hektar und wird von den hessischen <strong>Forst</strong>ämtern Darmstadt, Groß-Gerau,<br />
Lampertheim und Langen sowie dem Stadtforstamt Frankfurt bewirtschaftet und betreut. Im öffentlichen<br />
Wald überwiegen die Baumarten Kiefer (39 Prozent), Rotbuche (31 Prozent) und Eiche (26 Prozent).<br />
Die Mehrzahl der Flächen ist mit Wasserschutz-, Naturschutz-, Klimaschutz- und Erholungsfunktionen<br />
belegt. Etwa 20.000 Hektar gehören zur Natura-2000-Gebietskulisse, die mehrere Buchen- und Eichen-<br />
Lebensraumtypen einschließt und in der zahlreiche prioritäre Waldarten leben.<br />
Das Verbundprojekt ist modellorientiert. Im Zentrum steht ein flächendifferenziertes, GIS-basiertes,<br />
multiskaliges Gebietsmodell. Die erfassten Ist-Zustände im Hessischen Ried bilden die Grundlagen für<br />
die Simulation der Waldentwicklung bis zum Jahr 2030.<br />
Es werden drei Szenarien betrachtet:<br />
· Status quo<br />
· weitere Absenkung der Grundwasserstände unter ein wurzelerreichbares Niveau<br />
· Anhebung der Grundwasserstände auf ein wurzelerreichbares Niveau<br />
Schutzfunktionen<br />
Auftraggeber des Projekts ist das Fachministerium. Das Verbundprojekt hat eine Laufzeit von drei Jahren<br />
und wird von der Nordwestdeutschen <strong>Forst</strong>lichen Versuchsanstalt in Göttingen geleitet und koordiniert.<br />
Darüber hinaus haben nahezu alle im Hessischen Ried liegenden kommunalen und privaten Waldbesitzer<br />
ihre Unterstützung durch die Bereitstellung von <strong>Forst</strong>einrichtungs- und Naturschutzdaten zugesagt. Ebenso<br />
wurde eine Kooperation und Datenüberlassung mit dem Hessischen Landesamt für Umwelt und Geologie<br />
(HLUG) vereinbart.<br />
Ziel des Verbundprojektes ist der Aufbau eines Systems von Entscheidungshilfen, mit dem sich die<br />
Auswirkungen der sich ändernden Umweltbedingungen auf die Leistungen und Wirkungen der Wälder<br />
sowie auf die Handlungsspielräume der <strong>Forst</strong>betriebe im Hessischen Ried abbilden lassen. Für die Politik,<br />
für Fachverwaltungen und Waldbesitzer wird eine raumbezogene Wissens- und Entscheidungsbasis<br />
erarbeitet, um die Waldfunktionen beziehungsweise die gesellschaftlichen Ansprüche an den Wald in<br />
der Fläche neu zu gewichten, Vermeidungs- beziehungsweise Anpassungsstrategien zu entwickeln sowie<br />
gezielte Maßnahmen einzuleiten und so den Gesamtnutzen zu optimieren.<br />
In einer Vorstudie wurden in dem vom Land <strong>Hessen</strong> geförderten Projekt der NW-FVA „INKLIM 2012<br />
Baustein II plus: Auswirkungen der Klimaerwärmung auf den Wasserhaushalt von Waldbeständen im<br />
Rhein-Main-Gebiet“ Grundlagen für das Verbundprojekt gelegt. Hierfür wurden bestimmte Klimaprojektionsdaten<br />
jeweils in einer trockenen und einer feuchten Ausprägung zugrunde gelegt. Als Referenzflächen<br />
für die Untersuchungen dienten drei Intensivmessflächen im Jägersburger Wald, die vergleichbare<br />
Standortbedingungen, aber mit Buche, Eiche und Kiefer drei verschiedene Bestockungen, aufweisen.<br />
HESSEN-FORST<br />
81
82<br />
Simulationen des Bodenwasserhaushalts zurück bis zum Jahr 1960 verdeutlichen die extrem angespannte<br />
Wassersituation Mitte der 1970er-Jahre, in deren Folge massive Schäden als direkte Auswirkung der<br />
Grundwasserabsenkung, der Trockenheit oder indirekt durch Insektenkalamitäten (zum Beispiel Maikäfer)<br />
dokumentiert sind. Innerhalb der Wurzelzone sank der Bodenwassergehalt teilweise unter den kritischen<br />
Wert von 40 Prozent der nutzbaren Feldkapazität (nFK, entspricht dem potenziell für Pflanzen verfügbaren<br />
Wasser), ab welchem nach aktuellem Wissensstand mit Trockenschäden an Bäumen zu rechnen ist, weil<br />
den Bäumen nicht mehr ausreichend Wasser zur Verfügung steht.<br />
91<br />
89<br />
87<br />
85<br />
m+NH<br />
Geländehöhe 91,26<br />
Richtwert 87,3<br />
unterer Grenzgrundwasserstand<br />
86,0<br />
83<br />
Jan. 60 Jan. 65 Jan. 70 Jan. 75 Jan. 80 Jan. 85 Jan. 90 Jan. 95 Jan. 00 Jan. 05 Jan. 10<br />
Abbildung 13: Ganglinie der Grundwasserstände im Jägersburger Wald bei Groß-Rohrheim (<strong>Forst</strong>amt Lampertheim).<br />
Deutlich ist die Grundwasserabsenkung ab Ende der 1960er-Jahre zu erkennen, durch die der Wald den Grundwasseranschluss<br />
verloren und bis heute nicht wieder erreicht hat (Richtwert und unterer Grenzgrundwasserstand sind<br />
Vorgaben des Grundwasserbewirtschaftungsplans Hessisches Ried). Quelle: Hessisches Landesamt für Umwelt<br />
und Geologie, Messpunkt Nr. 544002.<br />
Schutzfunktionen<br />
Die Simulation mit den Klimaprojektionsdaten zeigt deutlich, dass auch zukünftig im Hessischen Ried mit<br />
ähnlichen Trockenperioden zu rechnen ist. Je nach Szenario sind diese mehr oder weniger stark ausgeprägt.<br />
Die deutlichsten Unterschiede in der Wasserbilanz ergaben sich nicht baumartenbedingt, sondern vor allem<br />
durch Bestandesalter sowie Bestockungsdichte. Dieses Ergebnis wurde durch die parallele Simulation zweier<br />
unterschiedlich starker forstlicher Eingriffe für die Buchenfläche bestätigt. Zu dichte Bestände verdunsten<br />
einen Großteil des zur Verfügung stehenden Wassers, in zu lichten Beständen dagegen breitet sich erfahrungsgemäß<br />
sehr schnell eine dichte Grasvegetation aus, die eine zusätzliche Wasserkonkurrenz darstellt<br />
und vor allem bei der Verjüngung der Altbestände große Probleme bereitet. Der Sicherung eines stabilen<br />
Waldgefüges kommt entscheidende Bedeutung zu.<br />
Die hieran orientierte Waldbewirtschaftung sorgt mit stärkeren Eingriffen in den jungen Beständen für<br />
eine Verringerung der innerspezifischen Wasserkonkurrenz und für eine Stabilisierung der Einzelbäume<br />
sowie durch mäßige Eingriffe in den Altbeständen für eine Stabilisierung des Gesamtbestandes und<br />
eine die Vergrasung hemmende Lichtregulation.<br />
Im Gebiet des <strong>Forst</strong>amts Darmstadt nahezu abgestorbener Buchenwald in einem Grundwasser-Schadgebiet<br />
des Darmstädter Westwaldes (Foto: W. Kluge).<br />
Nächste Doppelseite: Kiefer mit Kronenschäden im Grundwasser-Absenkungsgebiet in der Rhein-Main-Ebene<br />
(Foto: Nordwestdeutsche <strong>Forst</strong>liche Versuchsanstalt).<br />
HESSEN-FORST<br />
83
84<br />
Schutzfunktionen<br />
HESSEN-FORST<br />
85
Wald - Mensch - Arbeit<br />
Informationen zu nachhaltigem Handeln auf nationaler und internationaler Ebene<br />
86<br />
In seiner Verantwortung für einen wesentlichen Teil der Landnutzung in <strong>Hessen</strong> wie auch für die Kette<br />
Wald und Holz hat <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong> verschiedenste Kontakte mit anderen gesellschaftlichen Gruppen.<br />
Der Wald bietet Besuchern vielfältige Erholungsmöglichkeiten.<br />
Alle Fragen zu dem komplexen Ökosystem und Wirtschaftsobjekt werden im Verbund mit der Nordwestdeutschen<br />
<strong>Forst</strong>lichen Versuchsanstalt und <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong>-FENA geklärt. Im Sinne einer erweiterten Verantwortung<br />
gibt <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong> dieses Wissen auch an die Interessierten im In- und Ausland weiter. In<br />
ganz besonderer Weise sieht sich der <strong>Landesbetrieb</strong> dabei der Umweltbildung und der Waldpädagogik<br />
verpflichtet.<br />
Forschungsaktivitäten der NW-FVA für den <strong>Landesbetrieb</strong> <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong><br />
Die Forschungs- und Entwicklungsarbeiten der Nordwestdeutschen <strong>Forst</strong>lichen Versuchsanstalt liefern<br />
Grundlagen und Hilfen für betriebliche Entscheidungen. Schwerpunkte der Aktivitäten lagen in den<br />
Berichtsjahren auf den Gebieten der Klimafolgenforschung beziehungsweise der Entwicklung von Anpassungsstrategien<br />
an den Klimawandel, dem Waldschutz sowie der Erarbeitung von Entscheidungshilfen für<br />
die Nutzungsplanungen, die waldbauliche Steuerung und die Kalkung.<br />
Neben den bereits genannten Projekten im Rhein-Main-Gebiet fanden die Forschungsergebnisse und<br />
Auswertungen der NW-FVA Eingang in den 4. Zwischenbericht zur forstökologischen Beweissicherung<br />
zu den Auswirkungen der Grundwasserentnahmen auf Waldbestände des Hessischen Rieds.<br />
Auf dem Gebiet des Waldschutzes standen Versuche zur Möglichkeit der Bekämpfung des Waldmaikäfers<br />
in Südhessen unter besonderer Berücksichtigung umweltschonender Verfahren im Mittelpunkt. Grundlage<br />
bildet ein umfangreiches Monitoring von Dichte, Ausbreitung und Vitalität der Maikäferpopulationen in<br />
den Befallsgebieten der <strong>Forst</strong>ämter Hanau-Wolfgang, Darmstadt, Groß-Gerau und Lampertheim. Diese<br />
Untersuchungsergebnisse lieferten die Entscheidungshilfen für die umfangreichen Vorbereitungen und<br />
Planungen einer möglichen Maikäferbekämpfung im Jahr 2010 im Hessischen Ried.<br />
Auf Basis der Daten der 1. und 2. Bundeswaldinventur (BWI I und BWI II) erfolgte mit dem „Waldplaner“<br />
der NW-FVA eine Abschätzung des Holzaufkommens für den gesamten hessischen Wald bis zum Jahre<br />
2037 und der Verfügbarkeit der Rohholzpotenziale. Die Simulation der Waldentwicklung zog drei veschiedene<br />
Nutzungsszenarien (naturschutzorientiert, naturnah, ertragsorientiert) in Betracht.<br />
Als Pilotstudie für eine standörtlich differenzierte Bodenschutzkalkung dienten im <strong>Forst</strong>amt Hessisch<br />
Lichtenau digitale Kalkungsdaten sowie Untersuchungen zur ökologischen und ökonomischen Optimierung<br />
der Waldkalkung.<br />
Informationen zu nachhaltigem Handeln<br />
Durch eine Überprüfung und Auswertung der Merkmale zugelassener Saatguterntebestände im Staatswald<br />
<strong>Hessen</strong>s wurde ein weiterer Schritt unternommen, um hochwertiges und identitätsgesichertes forstliches<br />
Vermehrungsgut in seiner genetischen Vielfalt langfristig gesichert bereitzustellen.<br />
Weiterhin fanden die Forschungsergebnisse Eingang in die überarbeitete Hessische Waldbaufibel, in die<br />
Arbeit der Projektgruppe Naturschutzleitlinie sowie in zahlreiche Schulungs- und Fortbildungsveranstaltungen.<br />
HESSEN-FORST<br />
87
88<br />
Internationale Aktivitäten<br />
Längst wirken sich Klimawandel wie auch anthropogene Luftveränderungen auf internationaler Ebene auf<br />
Ökosysteme aus. Zahlreiche umweltpolitische Maßnahmen werden auf europäischer Ebene entschieden.<br />
Es ist deshalb notwendig, Daten zum Zustand des Waldes und seiner Entwicklung über Ländergrenzen<br />
hinweg zuverlässig zu erheben. Diese Untersuchungen können durch das EU-Life Plus Programm<br />
kofinanziert werden.<br />
Die <strong>Forst</strong>liche Umweltkontrolle stellte dazu 2008 erfolgreich einen Antrag an die EU im Rahmen des<br />
Projektes FutMon. Besondere Schwerpunkte liegen in der Fortführung des Monitorings der hessischen<br />
Wälder. Daneben wurden in dem europäischen Programm besonders innovative Themen angegangen,<br />
so beispielsweise ein Flug mit digitalen Scannern über Buchenwälder im Raum Krofdorf sowie Eichenwälder<br />
im Reinhardswald, Belaubungsflächen-Index-Messungen in Buchenwäldern sowie Wasserhaushaltsmodellierungen<br />
und Maßnahmen der Qualitätssicherung von Umweltdaten.<br />
Die Nordwestdeutsche <strong>Forst</strong>liche Versuchsanstalt leitet auf europäischer Ebene Expertengremien zum<br />
Qualitätsmanagement sowie zur Erfassung und Bewertung der Vitalität von Bäumen und Waldbeständen.<br />
Waldbestände: Morgendlicher Blick vom Essigberg/Habichtswald in Nordhessen in Richtung Westen ins Wolfhagener<br />
Land (Foto: L. Karner).<br />
Informationen zu nachhaltigem Handeln<br />
HESSEN-FORST<br />
89
Consulting<br />
90<br />
In seiner Funktion als Waldeigentümer hat das Land <strong>Hessen</strong> die Verantwortung, die multifunktionale<br />
nachhaltige Waldbewirtschaftung in <strong>Hessen</strong> im Sinne des Hessischen <strong>Forst</strong>gesetzes sicherzustellen.<br />
Die Aktivitäten des Landes sind zudem innerhalb des föderalen Systems der Bundesrepublik mit den<br />
nationalen Initiativen und internationalen Verpflichtungen und Vereinbarungen der Bundesrepublik<br />
Deutschland abzustimmen.<br />
<strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong> leistet auch seinen Beitrag zur Stabilisierung des Weltklimas und für den Erhalt gefährdeter<br />
Wälder und deren Biodiversität, insbesondere in den Reform- und Entwicklungsländern.<br />
Der <strong>Landesbetrieb</strong> trägt dieser Verantwortung seit 2004 mit der Einrichtung des Sachbereichs Consulting<br />
Rechnung. Er tritt als internationaler Dienstleister für die von den Gebern (zum Beispiel für die EU oder<br />
die Weltbank) beauftragten Entwicklungshilfeorganisationen wie die deutsche Gesellschaft für technische<br />
Zusammenarbeit (GTZ), die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) oder EuropeAid auf.<br />
Damit werden die Erfahrungen vieler Betriebsmitarbeiter aus langjährigen Entwicklungskooperationen<br />
in mehr als 40 Ländern genutzt. Gepaart mit den Kenntnissen aus der Waldbewirtschaftung und <strong>Forst</strong>verwaltung<br />
bietet <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong> den Partnerorganisationen eine gefragte Ergänzung ihres Fachwissens.<br />
Dabei kann der <strong>Landesbetrieb</strong> den ausländischen Partnern fachliche Beratungen und Erfahrungen anbieten,<br />
die aus der täglichen Praxis erwachsen. Der Bekanntheitsgrad von <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong> als internationalem<br />
Beratungsdienstleister unter deutschen und internationalen Consultingfirmen ist 2008 und 2009 weiter<br />
gestiegen.<br />
Internationale Weiterbildung durch <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong><br />
In den Betriebsjahren informierte sich wieder eine Vielzahl ausländischer Besucher im <strong>Landesbetrieb</strong> über<br />
fachliche Themen. <strong>Forst</strong>leute aus Tadschikistan, Turkmenistan, Vietnam, Indonesien, der Volksrepublik<br />
China und Georgien interessierten sich besonders für die <strong>Forst</strong>organisation und deren Auswirkungen<br />
auf eine nachhaltige Waldbewirtschaftung. Spezielle Fragen der forstlichen Planung, Organisation und<br />
Struktur des <strong>Landesbetrieb</strong>s, Gemeindewaldbewirtschaftung, Betreuung des Privatwaldes und der standortgerechten<br />
Baumartenwahl standen dabei im Mittelpunkt des Interesses.<br />
Im Rahmen der Klimaschutzinitiative der Bundesregierung leistet <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong> Beiträge zu Projektvorhaben,<br />
die für den Klimaschutz von internationaler Bedeutung sind. In diesem Zusammenhang reisten hessische<br />
<strong>Forst</strong>leute im Jahr 2009 mehrmals nach Zentralasien, um deutsche Projekte vor Ort bei der Umsetzung<br />
der Klimaschutzinitiative der Bundesregierung zu beraten.<br />
Informationen zu nachhaltigem Handeln<br />
Vollkommen degradierte Fläche in Zentral-Vietnam, die kaum noch Bewuchs hat und nur schwer wieder bewaldet<br />
werden kann. Die beiden Frauen tragen Viehfutter für Kühe und Schweine in ihren Lastkörben (Foto: Dr. J.-F. Kirchhoff).<br />
HESSEN-FORST<br />
91
Aktive Projektarbeit<br />
92<br />
Der <strong>Landesbetrieb</strong> unterstützte 2008/2009 durch die Entsendung von <strong>Forst</strong>experten internationale Projekte,<br />
die sich bereits in der Implementierungsphase befinden. In der Volksrepublik China begleitete der<br />
<strong>Landesbetrieb</strong> im Auftrag der GTZ die Entwicklung geeigneter Standortkartierungsverfahren sowie<br />
<strong>Forst</strong>inventuren. Zwei Experten von <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong> besuchten das Projektgebiet, um vor Ort angepasste<br />
Instrumente mit dem chinesischen Partner zu entwickeln und umzusetzen.<br />
Ein hessischer <strong>Forst</strong>experte wurde 2008 freigestellt und leitete das Projekt der GTZ: „Klimatolerante<br />
Rehabilitierung degradierter Landschaften in Georgien“. In diesem Zusammenhang sind mehrere<br />
Delegationsreisen von georgischen <strong>Forst</strong>experten nach <strong>Hessen</strong> geplant beziehungsweise wurden bereits<br />
durchgeführt. Des Weiteren unterstützt <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong> das Projekt durch gezielte Kurzzeiteinsätze von<br />
hessischen <strong>Forst</strong>experten, um spezifische Fragestellungen gemeinsam mit den georgischen Partnern<br />
zu bearbeiten.<br />
Land<br />
Georgien<br />
China<br />
Indonesien<br />
Malawi<br />
Vietnam<br />
Turkmenistan<br />
Tadschikistan<br />
Projekt<br />
Klimatolerante Rehabilitierung degradierter<br />
Landschaften<br />
Freistellung eines Experten als Teamleiter<br />
Nachhaltige Waldbewirtschaftung<br />
Kurzzeiteinsätze von zwei Experten für<br />
Standorterkundung und <strong>Forst</strong>inventuren<br />
Kurzzeiteinsätze von zwei Experten für<br />
Nationalparkmanagement<br />
Stärkung der Managementkapazitäten im<br />
<strong>Forst</strong>ministerium<br />
Beratung bei der Einführung eines <strong>Forst</strong>amtssystems<br />
Malawi Ressourcenschutz Nykia und Vwaza I/II<br />
Vorbereitung einer Projektevaluierung<br />
Kapazitätsentwicklung für nachhaltige<br />
Waldbewirtschaftung und Naturschutz<br />
Kurzzeitexperteneinsatz zur Entwicklung von<br />
Vorschlägen für die Reform des forstlichen<br />
Beratungsdienstes und zur Einrichtung eines<br />
Pilotforstamtes<br />
Unterstützung des Nationalparks Phong Nha-Ke<br />
Bang in Zentral-Vietnam<br />
Nachhaltige Waldwirtschaftung<br />
mehrere KZE im Bereich Baumschul-Management;<br />
Aufforstungen und Organisationsberatung<br />
Nachhaltige Bewirtschaftung der Gebirgsauewälder<br />
im Pamir<br />
mehrere KZE hinsichtlich kommunaler Waldbewirtschaftung,<br />
<strong>Forst</strong>gesetzgebung, sowie Vorbereitung<br />
einer Sektorstudie für den <strong>Forst</strong>bereich<br />
Tabelle 4: Consulting-Projekte von <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong> 2008 und 2009.<br />
Auftraggeber<br />
GTZ / <strong>Forst</strong>abteilung des georgischen<br />
Umweltministeriums<br />
GTZ / <strong>Forst</strong>ministerium der VR China<br />
HMUELV und BMELV / <strong>Forst</strong>ministerium<br />
der VR China<br />
GTZ / <strong>Forst</strong>ministerium Indonesiens<br />
KfW / Nationalpark- und Wildtier<br />
Abteilung Malawi<br />
GTZ / KfW Kooperationsvorhaben /<br />
<strong>Forst</strong>abteilung des Landwirtschaftsministeriums<br />
KfW / GTZ Kooperationsvorhaben<br />
implementiert durch die Provinzregierung<br />
GTZ Projekt, kofinanziert vom BMU<br />
GTZ Projekt, kofinanziert vom BMU<br />
Ausblick<br />
Informationen zu nachhaltigem Handeln<br />
Die internationalen Aktivitäten von <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong> tragen dazu bei, dass der Nachhaltigkeitsgedanke bei<br />
der Waldbewirtschaftung in Entwicklungs- und Schwellenländern konkret umgesetzt wird.<br />
Die hessischen <strong>Forst</strong>experten können auf eine lange Tradition und Resultate zurückgreifen, die deutlich<br />
machen, dass es sich dabei nicht nur um ein gedankliches Gebilde handelt, sondern um ein Instrument,<br />
mit dem konkrete Ergebnisse erzielt werden. Die konsequente Anwendung und Weitergabe dieses Wissens<br />
kann die Versorgung mit dem Rohstoff Holz sowie sonstiger Wohlfahrtswirkungen des Waldes in diesen<br />
Ländern über Generationen hinweg sicherstellen.<br />
Das Leitmotiv von <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong>‚ Verpflichtung für Generationen, bekommt hierbei internationale Bedeutung.<br />
Beim Aufforsten: Ranger Nguyen Hung mit der einheimischen Baumart Hopia oderata in Zentral-Vietnam<br />
(Foto: Dr. J.-F. Kirchhoff).<br />
Nächste Doppelseite: gelungene Mischkultur aus Tee, bewässertem Reis und im Hintergrund Holz in Zentral-Vietnam<br />
(Foto: Dr. J.-F. Kirchhoff).<br />
HESSEN-FORST<br />
93
Umweltbildung und Öffentlichkeitsarbeit<br />
Wald und Wildnis vor der Haustür – Waldpädagogik und Umweltbildung in <strong>Hessen</strong><br />
96<br />
Ziel der waldpädagogischen Veranstaltungen ist es, positive Naturerlebnisse zu ermöglichen, gleichzeitig<br />
aber auch Fachwissen zum Thema Wald zu vermitteln. Darüber hinaus sollen möglichst viele waldpädagogische<br />
Aktivitäten dazu beitragen, Kompetenzen gezielt zu fördern, um insbesondere den verantwortungsbewussten<br />
Umgang mit natürlichen Ressourcen und den Mitmenschen zu trainieren.<br />
Als größter Anbieter und landesweit präsenter Partner in der außerschulischen Umweltbildung konnte<br />
<strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong> bis 2009 sein Angebot weiter ausbauen. Die Hauptzielgruppe sind Kinder und Jugendliche –<br />
besonders ihnen soll der Wald als authentischer Lern- und Erfahrungsraum dienen, um so einen wirkungs-<br />
vollen Beitrag zu der Bildung für eine nachhaltige Entwicklung (BNE) zu leisten.<br />
Darüber hinaus ist der Wald für viele naturverträgliche Freizeitaktivitäten zugänglich. Neben individuellen<br />
Nutzungsmöglichkeiten bietet <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong> betreute und nicht betreute Angebote, um den Wald der<br />
Bevölkerung facettenreich nahe zu bringen. In der Waldpädagogik entfielen im Jahr 2008 27.400 Teilnehmertage<br />
(TNT) auf Kindergärten, 87.000 TNT auf Schulklassen und 55.200 TNT auf gemischte Gruppen. 2009<br />
kamen 86.761 Schulkinder zu Waldaktivitäten mit dem Förster, 26.541 Kindergartenkinder und 52.531 Teilnehmer<br />
gemischter Gruppen nahmen an waldpädagogischen Veranstaltungen von <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong> teil. Der<br />
<strong>Landesbetrieb</strong> ist gesetzlich mit der Bereitstellung dieses umfassenden waldpädagogischen Angebotes<br />
beauftragt und erzielte hierfür eine Produktabgeltung von je rund 2,8 Millionen Euro in den beiden<br />
Berichtsjahren.<br />
Anzahl Teilnehmer<br />
180.000<br />
160.000<br />
140.000<br />
120.000<br />
100.000<br />
80.000<br />
60.000<br />
40.000<br />
20.000<br />
0<br />
Abbildung 14: Entwicklung der Teilnehmertage von 2005 bis 2009.<br />
Mischgruppen<br />
Schule<br />
Kindergarten<br />
2005 2006 2007 2008 2009<br />
UN-Dekade „Bildung für eine nachhaltige Entwicklung (BNE)“ 2005-2014<br />
Das im Jahr 2007 gemeinsam mit der brandenburgischen <strong>Forst</strong>verwaltung, der Universität Freiburg und<br />
der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg gestartete Projekt zur Entwicklung von waldspezifischen<br />
Aktivitäten wurde 2008 und 2009 erfolgreich weitergeführt. Methoden der BNE wurden entwickelt,<br />
erprobt und finden ihren Weg zunehmend in die praktische Arbeit der Hessischen Waldpädagogik. Vor<br />
allem längerfristige oder wiederkehrende Projekte eignen sich aufgrund ihrer nachhaltigen Wirkung, um<br />
Kompetenzen zu trainieren.<br />
Einführung des Waldpädagogik-Zertifikates<br />
Die 2007 durch die <strong>Forst</strong>chefkonferenz festgelegten Qualitätsstandards für Waldpädagogik finden seit<br />
Anfang 2008 in <strong>Hessen</strong> ihre Umsetzung im „Zertifikat Waldpädagogik“. Die Lehrgänge werden vom<br />
<strong>Forst</strong>lichen Bildungszentrum Weilburg angeboten. 2008 begannen zehn <strong>Forst</strong>leute und 20 weitere<br />
Personen mit pädagogischem oder anderweitigem beruflichen Hintergrund die berufsergänzende<br />
Ausbildung. 2009 wurden die Hauptmodule aufgrund der steigenden Nachfrage bereits zweizügig angeboten.<br />
Insgesamt fanden seit Einführung der Zertifikatsausbildung 84 Teilnehmerinnen und Teilnehmer<br />
aus neun Bundesländern den Weg in das <strong>Forst</strong>liche Bildungszentrum Weilburg.<br />
Waldpädagogische Kooperationen<br />
Der <strong>Landesbetrieb</strong> setzt weiterhin auf Partner, um eine breit gefächerte, zielgruppengerechte und<br />
qualitativ hochwertige forstliche Umweltbildung anbieten zu können. Landesweit finden Kooperationen<br />
mit Kindergärten und Waldkindergärten statt. Neben den vier Jugendwaldheimen (s. u.) der Schutzgemeinschaft<br />
Deutscher Wald (SDW) werden Veranstaltungen in Zusammenarbeit mit Jugendherbergen,<br />
Schullandheimen, Museen und ähnlichen Einrichtungen angeboten. Betreute Schulwälder, in denen<br />
Schülerinnen und Schüler regelmäßig „ihren Wald“ kennenlernen, bewirtschaften und nutzen können,<br />
gehören ebenso wie langfristige Projekte zum Angebot.<br />
Jugendwaldheime<br />
Informationen zu nachhaltigem Handeln<br />
Unter den Kooperationsprojekten sind besonders die Jugendwaldheime hervorzuheben, die <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong><br />
gemeinsam mit der SDW betreibt. Hier haben die Kinder durch in der Regel einwöchige Aufenthalte<br />
besonders intensive und nachwirkende Walderlebnisse. Alle vier Jugendwaldheime haben sich als außerschulische<br />
Lernorte bewährt und sind bereits weit im Voraus ausgebucht.<br />
HESSEN-FORST<br />
97
98<br />
Waldführungen<br />
Als gefragte Klassiker wurden landesweit Waldführungen mit unterschiedlichen Schwerpunkten für<br />
verschiedene Zielgruppen angenommen. Um auch bei einmaligen Schulveranstaltungen eine Nachwirkung<br />
zu erzielen, haben sie einen Zeitumfang von mindestens zwei Zeitstunden. Eine thematische Vor- und<br />
Nachbereitung soll im Unterricht erfolgen, um die Veranstaltung mit dem Schulunterricht bestmöglich zu<br />
verknüpfen.<br />
<strong>Forst</strong>patengruppen<br />
Aspekte einer Bildung für nachhaltige Entwicklung können besonders gut in den 33 <strong>Forst</strong>patengruppen<br />
vermittelt werden. Hier engagieren sich Kinder und Jugendliche im engen Kontakt mit <strong>Forst</strong>leuten regelmäßig<br />
im Wald. Dieses waldpädagogische Angebot ist besonders wertvoll, da sich die Gruppen über<br />
einen langen Zeitraum auf freiwilliger Basis intensiv mit dem Thema Wald beschäftigen können. Die forstlichen<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bekommen ein monatliches Stundenkontingent zur Betreuung der<br />
Gruppen zur Verfügung gestellt.<br />
Wildparke<br />
Die drei Wildparke „Alte Fasanerie“ in Klein-Auheim bei Hanau, „Wildpark Edersee“ und „Tiergarten<br />
Weilburg“ mit den angeschlossenen Informationszentren sowie das <strong>Forst</strong>museum „Alte Fasanerie“ wurden<br />
im Jahr 2008 von 340.000 und in 2009 von 419.000 Gästen aufgesucht. Die Wildparke leisten mit ihren<br />
Führungen für Kinder sowie Informationsveranstaltungen zu tier- und naturschutzspezifischen Themen<br />
wichtige Beiträge zur Umweltbildung. Ehrenamtlich geführte Fördervereine unterstützen diese seit Jahren<br />
in einem bemerkenswerten Umfang sowohl finanziell als auch in ihrer inhaltlichen Arbeit. Im Tiergarten<br />
Weilburg begannen 2008 die Arbeiten zur Errichtung eines Bärengeheges. Nach Abschluss der Baumaßnahmen<br />
konnten dort im Mai 2009 zwei slowakische Braunbären einziehen. Die beiden eineinhalbjährigen<br />
männlichen Bären stammen aus dem Zoo Bojnice. Mit dieser Attraktion konnten die Besucherzahlen um<br />
rund 30 Prozent von circa 54.000 Besuchern in 2008 auf knapp 71.000 in 2009 gesteigert werden.<br />
Informationen zu nachhaltigem Handeln<br />
Der Waldpädagoge und Förster Peter Fischer bei einer winterlichen Waldführung mit Kindern<br />
im Darmstädter Wald (Foto: A. Schilling).<br />
Nächste Doppelseite: Der Kindergarten aus Ofenberg bei einer waldpädagogischen Führung<br />
durch das <strong>Forst</strong>amt Wolfhagen (Foto: H.-J. Schmoll).<br />
HESSEN-FORST<br />
99
<strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong> informiert<br />
102<br />
Über aktuelle Themen und Entwicklungen im <strong>Landesbetrieb</strong> werden die Bürger, die Kunden und Lieferanten<br />
und nicht zuletzt die Mitarbeiter kontinuierlich informiert. Diese Themenvielfalt des <strong>Landesbetrieb</strong>s spiegelt<br />
auch der Schaubeitrag „Der Natur auf der Spur“ beim jährlichen <strong>Hessen</strong>tag wider. <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong> unterstützt<br />
das Fachministerium bei dieser Landes-Sonderschau. Bei den <strong>Hessen</strong>tagen in Homberg/Efze (2008) und<br />
Langenselbold (2009) war diese Sonderschau jeweils erneut ein Besuchermagnet. Insbesondere beim „Tag<br />
der <strong>Forst</strong>wirtschaft” auf dem Freigelände informierten sich viele Besucher und betreute Waldbesitzer über<br />
die Produkt- und Dienstleistungsbreite des <strong>Landesbetrieb</strong>es. Unterjährig werden von den <strong>Forst</strong>ämtern<br />
Angebote unter dem Dach der bundesweiten Informationsplattform „Treffpunkt Wald” realisiert.<br />
Ein besonderer Höhepunkt war 2008 das 130-jährige Jubiläum des <strong>Forst</strong>amtes Langen. Bei seiner<br />
Gründung im Jahre 1878 trug die damalige Oberförsterei Langen die Verantwortung für die Wälder<br />
in den Gemarkungen Egelsbach mit Bayerseich, Wolfsgarten, Langen, Dreieichenhain und Hanauer<br />
Koberstadt mit zusammen rund 2.000 ha Waldfläche in fünf <strong>Forst</strong>revieren mit Wirtschaftsflächen zwischen<br />
400 ha und 500 ha. Die Waldfläche wuchs bis zum heutigen Zuschnitt des <strong>Forst</strong>amtes auf immerhin rund<br />
16.000 ha, die Reviergröße der Revierförstereien auf durchschnittlich 1.450 ha.<br />
Die vielfältigen Aufgaben des <strong>Forst</strong>amtes vor den Toren Frankfurts reichen dabei von der klassischen Waldbewirtschaftung<br />
über die Bereitstellung und Erhaltung des Erholungsraums Wald für die Menschen im<br />
Rhein-Main-Ballungsgebiet bis zur Betreuung und Pflege von Naturschutzgebieten innerhalb und außerhalb<br />
des Waldes.<br />
Moderne Verwaltung in traditionellem Gewand: Anlässlich des Jubiläums wurde 2008/2009 eine aufwendige Innen-<br />
und Außensanierung des <strong>Forst</strong>amtes Langen durch <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong> durchgeführt. Die Innensanierung wurde preisgekrönt,<br />
hier: das einladende Foyer (Foto: U. Spoering).<br />
Informationen zu nachhaltigem Handeln<br />
Zum Auftakt der Jubiläumsveranstaltungen fand am 18. Mai 2008 rund um den „Weißen Tempel“ in der<br />
Revierförsterei Koberstadt der Langener Waldtag statt. Die große Zahl der Besucher wurde mit Themen<br />
wie Waldarbeit – gestern und heute, <strong>Forst</strong>technik und Arbeitssicherheit, praktischer Wald-Naturschutz,<br />
Walderholung, Waldpädagogik, Kunst im Wald und schließlich auch Jagd vertraut gemacht.<br />
Erhaltung der Kulturdenkmale<br />
Der <strong>Landesbetrieb</strong> trägt die Verantwortung für den Erhalt einer Vielzahl historischer Gebäude und<br />
Anlagen. Von besonderer Bedeutung ist die Denkmalpflege. Im Jahr 2008 wurden dafür rund 690.000<br />
Euro aufgewendet. Ein mehrjähriger Schwerpunkt bei der Erhaltung bedeutender Kulturdenkmale ist die<br />
denkmalgerechte Sanierung der Weidelsburg im Wolfhagener Land. In 2008 wurden hier zunächst verkehrssichernde<br />
Sofortmaßnahmen ausgeführt. Ferner konnte der Westpallas teilweise saniert werden. Bei<br />
der vorangegangenen Grundsanierung vor dreißig Jahren wurden ungeeignete Baumaterialien verwendet.<br />
Dadurch weist die Bausubstanz bedrohliche Nässeschäden auf. Diese werden durch die Verwendung<br />
atmungsaktiver Materialien künftig ausgeschlossen. Ein ähnlicher Befund liegt für die historische, rund<br />
drei Kilometer lange Umfassungsmauer der ehemals landgräflichen Fasanerie in Hanau-Klein-Auheim vor.<br />
Auch hier musste das Mauerwerk teilweise neu gefügt und vollständig neu verfugt werden.<br />
Hinterburg in Neckarsteinach, <strong>Forst</strong>amt Beerfelden: Sanierung des Mauerwerkes durch <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong><br />
(Foto: G. Kranhold).<br />
HESSEN-FORST<br />
103
104<br />
Darüber hinaus wurden an der Hinterburg und der Burg Schwalbennest in Neckarsteinach grundlegende<br />
Sanierungsarbeiten ebenfalls an den Mauern durchgeführt. Diese Arbeiten stellen sicher, dass die Burgruinen<br />
in einem verkehrssicheren Zustand verbleiben. Damit sind sie für Besucher uneingeschränkt zugänglich.<br />
Die Dianaburg im Kranichsteiner <strong>Forst</strong> bei Darmstadt, ein Jagdhaus im Rokokostil des Landgrafen Ludwig<br />
VIII., konnte in Zusammenarbeit mit der privaten Initiative des Förderkreises Dianaburg in einen Zustand<br />
gebracht werden, der eine künftige Nutzung für kulturelle Zwecke, etwa Konzerte, Vorträge etc., wieder<br />
ermöglicht. Im Jahr 2009 wurden die begonnenen Arbeiten mit Kosten von 200.000 Euro fortgesetzt.<br />
Kooperationen<br />
Mit dem Landessportbund <strong>Hessen</strong> wurde eine Vereinbarung zu Veranstaltungen im Wald geschlossen.<br />
Ziel der Vereinbarung ist es, den Staatswald als eine außergewöhnliche Sportstätte zugänglich zu machen<br />
und einen Rahmen für die Durchführung von Sport- und sonstigen Veranstaltungen im Wald abzustecken.<br />
Ferner sollen Sportvereine aktiv von <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong> betreut werden, um im Wald Sport- und Freizeitmöglichkeiten<br />
anbieten zu können.<br />
Rechts: Raureif auf einem Bergahorn-Samen<br />
(Foto: L. Karner).<br />
<strong>Nachhaltigkeitsbericht</strong> für das Geschäftsjahr 2008<br />
HESSEN-FORST<br />
103
Beschaffung von Waren und Dienstleistungen<br />
106<br />
Im Zuge der Verwaltungsmodernisierung wurden auch die Beschaffungsprozesse der Hessischen<br />
Landesverwaltung angepasst. Hierbei rückten neben Einkaufspreisen und Prozesskosten auch eine<br />
hohe Transparenz für Anbieter und zeitgemäße Umweltstandards in den Mittelpunkt der Betrachtung.<br />
<strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong> ist in die neuen Beschaffungsprozesse des Landes voll integriert.<br />
Materialbedarf<br />
Ein wesentliches Ziel für 2008 war die Abbildung eines Produktkataloges „<strong>Forst</strong>“ im E-Procurement.<br />
Aus diesem elektronischen Online-Katalog- und Bestellsystem können die <strong>Forst</strong>dienststellen benötigte<br />
Artikel auswählen und direkt beim Lieferanten bestellen. Basis für das über E-Procurement beschaffbare<br />
Sortiment sind in der Regel mehrjährige Rahmenverträge mit den Lieferanten, die im Rahmen öffentlicher<br />
Ausschreibungen vergeben werden. Die Lieferanten sind über eine Schnittstelle mit dem E-Procurement-<br />
System des Landes verbunden, sodass die Bestellabwicklung vollständig elektronisch erfolgt. Im Jahr<br />
2009 wurde das Sortiment des Produktkatalogs „<strong>Forst</strong>” weiter ausgebaut.<br />
<strong>Forst</strong>dienstleistungen<br />
<strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong> hat im Berichtsjahr gemeinsam mit der Zentralen Beschaffungsstelle des Landes und dem<br />
Hessischen Wirtschaftsministerium ein neues Vergabeverfahren für <strong>Forst</strong>arbeiten entwickelt. Nach einem<br />
sogenannten Teilnahmewettbewerb erfolgt der Abschluss von Rahmenvereinbarungen. Die Unternehmer<br />
sichern sich hierbei den Zugang zu allen konkreten Auftragsvergaben innerhalb einer definierten Region.<br />
<strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong> legt Wert auf einen fachkundigen Einsatz der <strong>Forst</strong>technik, der PEFC-konform und ökologisch<br />
verträglich erfolgen muss. In sogenannten Lieferantenbeurteilungen werden daher regelmäßig Arbeitsqualität,<br />
Zuverlässigkeit, technische Ausstattung und Arbeitsschutz bewertet.<br />
In 2009 erfolgte die praktische Erprobung des neuen Vergabeverfahrens für die Dienstleistungen mechanisierte<br />
Holzernte sowie Holzrücken. Darüber hinaus wurde die flächendeckende Einführung des Verfahrens<br />
ab 2010 für die genannten Dienstleistungen vorbereitet.<br />
Sämtliche Liefer- und Dienstleistungsaufträge von <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong> werden im Internet unter www.had.de;<br />
www.vergabe.hessen.de und www.hessen-forst.de öffentlich bekannt gegeben. Somit ist der freie Zugang<br />
zu diesen Aufträgen sichergestellt. Dieses Verfahren wird sowohl den rechtlichen, ökonomischen und ökologischen<br />
sowie sozialen Ansprüchen an eine verantwortungsvolle Waldbewirtschaftung gerecht als auch<br />
einer guten und vertrauensvollen Zusammenarbeit mit leistungsfähigen und zuverlässigen Lieferanten.<br />
Informationen zu nachhaltigem Handeln<br />
Neuster technischer Stand der <strong>Forst</strong>-Spezialmaschine mit Kran und Klemmbank: sichere, ergonomisch günstige<br />
und ökonomisch vertretbare Waldbewirtschaftung bei <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong> (Foto: FBZ Weilburg).<br />
HESSEN-FORST<br />
107
Die Menschen hinter <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong><br />
Struktur und Portfolio des <strong>Landesbetrieb</strong>s<br />
Regierungspräsidien<br />
mit für<br />
<strong>Forst</strong>en<br />
zuständiger<br />
Abteilung<br />
Landräte,<br />
Oberbürgermeister<br />
mit für<br />
<strong>Forst</strong>en<br />
zuständiger<br />
Abteilung<br />
108<br />
Der <strong>Landesbetrieb</strong> <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong> ist ein dem Hessischen Ministerium für Umwelt, ländlichen Raum und<br />
Verbraucherschutz (HMUELV) unmittelbar nachgeordneter, rechtlich unselbstständiger Teil des Landes<br />
<strong>Hessen</strong>.<br />
Personal,<br />
Organisation,<br />
Informationstechnologie<br />
<strong>Forst</strong>liches<br />
Bildungszentrum<br />
41 <strong>Forst</strong>ämter<br />
mit 439 Revierförstereien<br />
Wildparks<br />
<strong>Forst</strong>museum<br />
Arboretum<br />
Info-Zentren<br />
Hessisches Ministerium für Umwelt,<br />
Energie, Landwirtschaft und Verbraucherschutz<br />
Finanzen<br />
und<br />
Controlling<br />
Darre und<br />
Großkamp<br />
<strong>Landesbetrieb</strong> <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong><br />
<strong>Landesbetrieb</strong>sleitung<br />
Leiter<br />
Dienststellen<br />
Biologische und<br />
technische Produktion,<br />
Rohholzverkauf,<br />
Jagd<br />
Nationalparkamt<br />
Kellerwald-<br />
Edersee<br />
(NPA)<br />
Servicestelle<br />
<strong>Forst</strong>einrichtung,Naturschutzdaten<br />
(FENA))<br />
Körperschafts- und<br />
Privatwaldbetreuung,<br />
Dienstleistungen,<br />
Liegenschaften<br />
<strong>Hessen</strong>-<br />
<strong>Forst</strong><br />
Technik<br />
Abbildung 15: Organisationsstruktur und organisatorische Einbindung des <strong>Landesbetrieb</strong>s <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong><br />
(Stand: 01.07.2010).<br />
<strong>Landesbetrieb</strong>skommission<br />
Nordwestdeutsche<br />
<strong>Forst</strong>liche<br />
Versuchsanstalt<br />
(NW-FVA)<br />
(gemeinsame<br />
Dienststelle<br />
der Länder<br />
Niedersachsen,<br />
<strong>Hessen</strong> und<br />
Sachsen-Anhalt)<br />
Der <strong>Landesbetrieb</strong> verfolgt erwerbswirtschaftliche Ziele unter besonderer Berücksichtigung des Gemeinwohls.<br />
Neben der Bewirtschaftung von 342.000 Hektar Staatswald erfüllt <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong> gesetzlich verankerte<br />
Aufgaben, betreut in diesem Rahmen Kommunal-, Gemeinschafts- und Privatwald, führt <strong>Forst</strong>einrichtungsarbeiten<br />
durch, erhebt und veröffentlicht Naturschutzdaten, betreibt Waldpädagogik und Umweltbildung<br />
sowie die forstfachliche Aus-, Fort- und Weiterbildung. Die Aufgaben des forstlichen Versuchswesens<br />
werden in Kooperation der Bundesländer Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und <strong>Hessen</strong> durch die Nordwestdeutsche<br />
<strong>Forst</strong>liche Versuchsanstalt (NW-FVA) wahrgenommen.<br />
(HFT)<br />
Gebietsbeauftragte<br />
Interne Revision<br />
Informationen zu nachhaltigem Handeln<br />
Waldpädagogik und Umweltbildung nehmen bei <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong> einen großen Stellenwert ein. Stellvertretend<br />
abgebildet für den <strong>Landesbetrieb</strong> ist Sabine Scholl, Umweltpädagogin des <strong>Forst</strong>amts Hanau-Wolfgang und<br />
Leiterin des <strong>Forst</strong>museums Wildpark „Alte Fasanerie“ in Klein-Auheim (Hanau, Foto: A. Schilling).<br />
HESSEN-FORST<br />
109
Organisation und Arbeitsprozesse<br />
Stabile Aufbauorganisation<br />
110<br />
Die Aufbauorganisation ist in den beiden Berichtsjahren weitgehend unverändert geblieben. Im Jahr<br />
2008 wurde die Zahl der Controllinggebiete von vier auf drei reduziert. Bedingt durch das Ausscheiden<br />
eines kommunalen Waldbesitzers aus der Betreuung durch <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong> wurde im Jahr 2009 zudem eine<br />
Revierförsterei aufgelöst. Darüber hinaus gab es in den Berichtsjahren jedoch nur geringfügige Korrekturen<br />
einzelner Reviergrenzen. Diese Stabilität ist ein Ergebnis der zukunftsorientierten Umstrukturierung<br />
zum Stichtag 1. Januar 2005. Die Beschäftigten aller betrieblichen Ebenen engagieren sich in den Kernaufgaben<br />
für die kontinuierliche Verbesserung betrieblicher Abläufe.<br />
Beispiel Informationstechnologie<br />
Um einen reibungslosen und ausfallsicheren IT-Betrieb gewährleisten zu können, haben die Mitarbeiter<br />
des Sachbereichs Informationstechnologie in den Geschäftsjahren 2008 und 2009 weiter an der Systematisierung<br />
und Effizienzsteigerung der Betriebsabläufe in diesem Bereich gearbeitet. Die im Jahr 2007<br />
eingeleitete Einführung sogenannter ITIL-Prozesse (internationaler, offener Standard für die Gestaltung<br />
von IT-Verfahren) haben sie weiter vorangetrieben. Dieses Projekt hat die Kundenorientierung und Arbeitseffizienz<br />
bereits spürbar verbessert. Vor allem die erfolgreiche Neuausrichtung des IT-Benutzerservice<br />
hat die Zufriedenheit der Anwender gesteigert.<br />
Gesundheitsschutz und Arbeitssicherheit: Verantwortung für die Menschen im Wald<br />
Organisations- und Verhaltensmängel sind die wesentlichen Faktoren für das nach wie vor hohe Niveau<br />
der Unfallzahlen in der <strong>Forst</strong>wirtschaft. Der <strong>Landesbetrieb</strong> <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong> hat im Jahr 2005 ein umfassendes<br />
Arbeitsschutz-Management-System eingeführt. Insbesondere durch den Einsatz von Arbeitsschutzberatern<br />
geht dieses System über die gesetzlichen Anforderungen an den betrieblichen Arbeitsschutz hinaus und<br />
verdeutlicht, dass die Verbesserung des Arbeits- und Gesundheitsschutzes ein grundlegendes Unternehmensziel<br />
des <strong>Landesbetrieb</strong>s <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong> ist.<br />
Nachdem sich dieses System betriebsintern als Erfolgsmodell erwiesen hat und zwischenzeitlich dazu<br />
führte, dass <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong> im Jahr 2008 den „Förderpreis der Unfallkasse <strong>Hessen</strong> für innovative Maßnahmen<br />
im Arbeits- und Gesundheitsschutz“ erhielt, wird der Einsatz der Arbeitsschutzberater auch als Dienstleistung<br />
für kommunale Waldbesitzer in <strong>Hessen</strong> angeboten. Hier entwickelte sich die Anzahl der betreuten kommu-<br />
nalen <strong>Forst</strong>wirte von 13 Personen zum Jahresende 2007 auf circa 150 Personen in 63 Kommunen zum<br />
Jahresende 2009.<br />
Unfälle/Tsd. FW<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
Informationen zu nachhaltigem Handeln<br />
155 125 114 125 112 89<br />
2004 2005 2006 2007 2008 2009<br />
Abbildung 16: Positive Entwicklung des Unfallgeschehens je 1.000 bei <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong> tätiger<br />
<strong>Forst</strong>wirte.<br />
Das Management-System wird durch Anreizsysteme flankiert, die sowohl an der einzelnen Person als auch<br />
an den Leistungen der <strong>Forst</strong>amt-Teams ansetzen. Bereits beim Start des neuen Arbeitsschutz-Management-<br />
Systems wurde eine Geldprämie als lohnwirksame Erfolgskomponente für die individuellen Ergebnisse der<br />
<strong>Forst</strong>wirte im Arbeitsschutz im Tarifvertrag vereinbart. Seit dem Jahr 2008 werden in Kooperation mit der<br />
Unfallkasse <strong>Hessen</strong> zusätzlich Geldprämien für die sichersten <strong>Forst</strong>ämter vergeben.<br />
Professionelle Ausstattung und Ausführung helfen, Unfälle zu reduzieren, hier <strong>Forst</strong>wirtschaftsmeister<br />
Jürgen Schermuly beim Beischneiden der Wurzelanläufe im Buchenaltholz (Foto: FBZ Weilburg).<br />
HESSEN-FORST<br />
111
112<br />
Die sorgfältige <strong>Forst</strong>wirtausbildung hilft dabei, Unfälle in allen Arbeitsbereichen zu verhindern.<br />
Hier findet die Ausbildung am Holzspannungs-Simulator statt (Foto: N. Ströbele).<br />
Informationen zu nachhaltigem Handeln<br />
HESSEN-FORST<br />
113
Aus-, Fort- und Weiterbildung<br />
114<br />
Der jährlich ermittelte Bildungsbedarf diente der zielgerichteten Fort- und Weiterbildung der Beschäftigten.<br />
2008 wurden erstmals personenspezifische Fortbildungskonten eingeführt. Die über Teilnehmertage<br />
erfassten Bildungsinvestitionen stiegen von 15.000 Tagen im Jahr 2008 auf 17.000 in 2009.<br />
Ausbildung<br />
<strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong> unterstützt die Ausbildungsinitiative des Landes, indem über den Bedarf hinaus Ausbildungsplätze<br />
angeboten werden. Die Anzahl der <strong>Forst</strong>wirt-Auszubildenden stieg in 2009 leicht an: Von den<br />
insgesamt 115 (Vorjahr: 111) auszubildenden <strong>Forst</strong>wirten arbeiteten 64 (64) für den Staatswald, 42 (38)<br />
für den kommunalen Waldbesitz und 9 (9) für private Ausbildungsbetriebe. Die <strong>Forst</strong>wirtprüfung, durchgeführt<br />
an zwei Terminen (Juni/Oktober) im FBZ Weilburg, bestanden im Berichtsjahr 2008 36 der<br />
40 Auszubildenden des Jahrgangs – in 2009 waren 34 von 36 Auszubildenden erfolgreich.<br />
Ausbildungsberuf<br />
Verwaltungsfachangestellte<br />
(3 Jahre)<br />
<strong>Forst</strong>oberinspektoranwärter/innen<br />
(1 Jahr)<br />
<strong>Forst</strong>referendarinnen/<br />
<strong>Forst</strong>referendare (2 Jahre)<br />
Fortbildung<br />
2008<br />
6<br />
15<br />
10<br />
2009<br />
9<br />
20<br />
11<br />
Abschlussprüfungen in den<br />
Ausbildungsberufen<br />
Verwaltungsfachangestellte<br />
<strong>Forst</strong>oberinspektoranwärter/innen<br />
(Laufbahnprüfung gehobener Dienst)<br />
<strong>Forst</strong>referendarinnen/<strong>Forst</strong>referendare<br />
(Große Staatsprüfung)<br />
keine<br />
Abschlussprüfung<br />
17<br />
(im FA Lampertheim)<br />
8<br />
(im FA Weilrod)<br />
Tabelle 5: Anzahl Einstellungen in den Ausbildungsberufen/Anzahl erfolgreicher Prüflinge.<br />
Die im Jahr 2007 begonnene Fortbildung zum <strong>Forst</strong>wirtschaftsmeister wurde in 2008 fortgeführt und mit<br />
der <strong>Forst</strong>wirtschaftsmeisterprüfung abgeschlossen. Die Verleihung von 16 Meisterbriefen (17 Lehrgangsteilnehmer)<br />
durch das FBZ Weilburg erfolgte im Juni 2008. In 2009 startete ein neuer <strong>Forst</strong>wirtschaftsmeisterlehrgang<br />
– die entsprechende Prüfung folgt in 2010.<br />
Darüber hinaus nahmen zahlreiche Beschäftigte an langfristigen Fortbildungen teil, wie Fortbildungen<br />
zum Verwaltungsfachangestellten oder Verwaltungsfachwirt, an Aufbaustudiengängen oder an Qualifikationsmaßnahmen<br />
zum Ausbilder.<br />
2008<br />
2009<br />
5<br />
15<br />
(im FA Weilburg)<br />
keine<br />
Abschlussprüfung<br />
Weiterbildung<br />
Informationen zu nachhaltigem Handeln<br />
Im Berichtsjahr 2008 wurde die Weiterbildung bei <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong> durch die systematische Ermittlung des<br />
Bildungsbedarfs auf eine neue Basis gestellt. Im Jahresgespräch werden individuell die erforderlichen<br />
Bildungsschwerpunkte festgehalten und im Nachgang auf Ebene des Gesamtbetriebs zusammengefasst.<br />
Im Rahmen der Weiterbildung bei <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong> sind für 2008 insgesamt 5.450 Teilnehmertage zu<br />
verzeichnen – in 2009 stieg die entsprechende Zahl auf 6.900 an. Ungefähr zwei Drittel dieser Teilnehmertage<br />
entfielen auf Veranstaltungen im FBZ Weilburg, ein Drittel wurde, meist unter Federführung<br />
des FBZ, in Fachdienststellen (zum Beispiel FENA, NW-FVA) oder als Vor-Ort-Schulungen in den <strong>Forst</strong>ämtern<br />
erbracht.<br />
Neben der Weiterqualifizierung des Mitarbeiterstamms spielten auch die Bildungsangebote für externe<br />
Kunden in 2008 eine bedeutende Rolle. Neu angeboten wurde der Zertifikats-Lehrgang Waldpädagogik,<br />
der sich insbesondere an Lehrkräfte und Erzieher richtet (vgl. S. 97). Die Mobile Waldbauernschule<br />
konnte mit ihren 24 Instrukteuren in 2008 an 1.620 Teilnehmertagen die forsttechnische und waldbauliche<br />
Schulung von Kleinprivatwaldbesitzern auf hohem Niveau fortführen. In 2009 wurden mit insgesamt<br />
1.679 Teilnehmertagen sogar noch etwas mehr Personen erreicht. Durch Kooperationen mit Berufsgenossenschaft,<br />
Unfallkasse und weiteren externen Partnern konnten <strong>Forst</strong>unternehmern, privaten Waldbesitzern,<br />
Maschinenführern, Baumkletterern, Baumpflegern usw. forsttechnisches Know-how und<br />
Grundsätze des Arbeitsschutzes vermittelt werden.<br />
HESSEN-FORST<br />
115
Lagebericht und Jahresabschluss - die Fakten<br />
Finanzielles Ergebnis des <strong>Landesbetrieb</strong>s <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong> in den Geschäftsjahren 2008 und 2009<br />
116<br />
Konjunkturelles Umfeld<br />
Während die deutsche Wirtschaft im Jahr 2008 gegenüber dem Vorjahr noch um 1,3 Prozent gewachsen<br />
ist, sank das Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2009 infolge der Weltfinanzkrise um 4,9 Prozent (s. Tabelle 6).<br />
Buche 2001 2002 Eiche2003 2004Fichte 2005 2006 Kiefer 2007 Gesamt 2008 2009<br />
20 + % 1,2 + 0,1 26 % - 0,2 + 1,1 94 % + 0,8 + 2,9 46 % + 2,5 + 66 1,3 % - 4,9<br />
Tabelle 6: Prozentuale Veränderung Bruttoinlandsprodukt Bundesrepublik Deutschland<br />
(Quelle: Statistisches Bundesamt).<br />
Die merkliche Abkühlung der Konjunktur setzte in der zweiten Jahreshälfte 2008 ein. Auch die expansive<br />
Geldpolitik der Europäischen Zentralbank und die ab Mitte 2008 stark sinkenden Rohstoff- und Energiepreise<br />
konnten zunächst keine nennenswerten konjunkturellen Impulse auslösen.<br />
Der Einbruch des Wohnungsbaus in den USA im Jahr 2007, der sich auch im Jahr 2008 weiter fortsetzte,<br />
wirkte sich zu Beginn des Jahres bereits deutlich auf die weltweite Nadelschnittholzproduktion aus. Die<br />
europäischen Märkte entwickelten sich in diesem Gesamtkontext jedoch zunächst weiter positiv, im<br />
Verlaufe der ersten Jahreshälfte war dann eine allmähliche Marktsättigung mit sinkenden Verkaufspreisen<br />
zu verzeichnen.<br />
Die zweite Hälfte des Jahres 2008 war durch eine deutliche Reduktion, insbesondere der Nadelschnittholzproduktion,<br />
charakterisiert. Ursprünglich für den Export vorgesehene Holzmengen belasteten mangels<br />
Auslandsnachfrage den inländischen Holzmarkt. Im Zuge dieser angespannten Absatzsituation und der<br />
deutlich verschlechterten Ertragslage trat die Sägeindustrie in eine Konsolidierungsphase ein. Durch die<br />
Kürzung von Schichten, längere Betriebsschließungen über den Jahreswechsel 2008/2009 und die vorübergehende<br />
Stilllegung ganzer Werke wurde eine Mengenbereinigung an den Holzmärkten herbeigeführt.<br />
<strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong> gelang es in 2008 aufgrund einer marktangepassten Kaufvertragsgestaltung, die durchschnittlichen<br />
Verkaufspreise auf einem passablen Niveau zu halten. Die Lagerbestände konnten aufgrund<br />
bestehender Verträge trotz der verschlechterten Holzkonjunktur erheblich abgebaut werden.<br />
Durch die weltweit ergriffenen Maßnahmen zur Stützung des Bankensektors, verbunden mit einer stark<br />
expansiven Geld- und Finanzmarktpolitik, wurde im Frühjahr 2009 eine erste Konjunkturstabilisierung<br />
erzielt. Ausgangspunkt für die erneute Belebung der Weltkonjunktur waren die asiatischen Schwellenländer.<br />
In den westlichen Industrieländern entwickelte sich die Konjunktur in 2009 deutlich gedämpfter.<br />
Dank des Ausbleibens weiterer Windwürfe und des vergleichsweise geringen Käferholzanfalls belebte<br />
sich im zweiten Quartal 2009 der Nadelholzmarkt, gefolgt von einer allmählichen Konsolidierung der<br />
Rundholzpreise. In Folge der staatlichen Konjunkturprogramme verbesserte sich die Auftragslage im<br />
Baugewerbe signifikant. Im vierten Quartal setzte eine deutlich Belebung des Holzmarktes ein.<br />
Vermögens- und Finanzlage<br />
Lagebericht und Jahresabschluss<br />
Der <strong>Landesbetrieb</strong> verfügt über Anlagevermögen im Wert von 2.515,90 Millionen Euro (Tab. 7).<br />
Aktivseite<br />
A.<br />
B.<br />
C.<br />
Passivseite<br />
A.<br />
B.<br />
C.<br />
D.<br />
Tabelle 7: Bilanzbericht.<br />
Anlagevermögen<br />
Umlaufvermögen<br />
Rechnungsabgrenzungsposten<br />
Bilanzsumme<br />
Eigenkapital<br />
Rückstellungen<br />
Verbindlichkeiten<br />
Rechnungsabgrenzungsposten<br />
Bilanzsumme<br />
2.515.897.235,43<br />
112.602.198,78<br />
2.967.702,95<br />
2.631.467.137,16<br />
Hierbei handelt es sich im Wesentlichen um das Staatswaldvermögen (2.369,28 Millionen Euro) sowie um<br />
sonstige Grundstücke und Gebäude (132,67 Millionen Euro). Das Umlaufvermögen umfasst insbesondere<br />
Transferansprüche und sonstige Forderungen gegen das Land <strong>Hessen</strong> in Höhe von 89,73 Millionen Euro<br />
(2008: 63,85 Millionen Euro). Des Weiteren beinhaltet diese Position das Vorratsvermögen an eingeschlagenem,<br />
noch unverkauftem Holz in Höhe von 13,31 Millionen Euro (2008: 41,43 Millionen Euro).<br />
Mit der zentralen Neuorganisation der Beamtenversorgung im Land <strong>Hessen</strong> zum 1. Januar 2008 sind<br />
die Pensions- und Beihilferückstellungen in die sogenannte Vorsorgekasse übergegangen. Bestehende<br />
Pensions- und Beihilferückstellungen sowie die korrespondierende Forderung aus Altersversorgung in<br />
Höhe von 267,5 Millionen Euro wurden 2008 deshalb aus der Bilanz von <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong> ausgebucht. Unter<br />
den Rückstellungen werden hauptsächlich Personalrückstellungen für Altersteilzeit und für noch nicht in<br />
Anspruch genommenen Urlaub ausgewiesen.<br />
Bei den Verbindlichkeiten wird eine konzeptionelle Besonderheit der Neuen Verwaltungssteuerung des<br />
Landes <strong>Hessen</strong> (NVS) erkennbar. Die Verbindlichkeiten in Höhe von 2,53 Milliarden Euro repräsentieren<br />
zum überwiegenden Teil das hessische Waldvermögen (rund 2,37 Milliarden Euro) sowie sonstiges<br />
Anlagevermögen, das als nicht rückzahlbare Verbindlichkeit gegenüber dem Land <strong>Hessen</strong> geführt wird<br />
und im Wesentlichen konstant bleibt. Die Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen in Höhe<br />
von 1,07 Millionen Euro (2008: 1,80 Millionen Euro) nehmen sich demgegenüber gering aus.<br />
2009<br />
2009<br />
71.208.787,66<br />
33.883.608,95<br />
2.525.384.770,42<br />
989.970,13<br />
2.631.467.137,16<br />
2008<br />
2.520.133.020,26<br />
111.727.575,24<br />
2.965.610,56<br />
2.634.826.206,06<br />
2008<br />
73.654.053,80<br />
29.656.084,95<br />
2.528.026.247,09<br />
3.489.820,22<br />
2.634.826.206,06<br />
HESSEN-FORST<br />
117
118<br />
Ertragslage<br />
Die Betriebserträge beinhalten überwiegend Holzgelderlöse und die Produktabgeltungserlöse (Tab. 8).<br />
Deutlich geringere Umsatzerlöse in Folge der Weltwirtschaftskrise, eine Absenkung der Produktabgeltung<br />
sowie hohe negative Bestandsveränderungen (-28,24 Millionen Euro) infolge der Auflösung der Sturmholz-<br />
Nasslager aus 2007 ließen die gesamten Erträge von 2008 (243,82 Millionen Euro) nach 2009 (167,16<br />
Millionen Euro) um 31,4 Prozent sinken.<br />
Gewinn- und Verlustrechnung in Euro<br />
+<br />
+/-<br />
+<br />
+<br />
-<br />
-<br />
-<br />
-<br />
=<br />
+<br />
-<br />
=<br />
=<br />
+<br />
-<br />
=<br />
=<br />
+<br />
-<br />
=<br />
-<br />
=<br />
Umsatzerlöse und Erträge aus Verwaltungstätigkeit<br />
Erträge aus Produktabgeltungen<br />
Bestandsveränderungen<br />
Aktivierte Eigenleistungen<br />
Sonstige betriebliche Erträge<br />
Bezogene Waren und Leistungen<br />
Personalaufwand<br />
Abschreibungen<br />
sonstige betriebliche Aufwendungen<br />
Eigenergebnis<br />
Steuererträge und Leistungsabgeltung<br />
Leistungstransfer<br />
Steuer- und Leistungsergebnis<br />
Verwaltungsergebnis<br />
Finanzertrag<br />
Finanzaufwand<br />
Finanzergebnis<br />
Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit<br />
Außerordentlicher Ertrag<br />
Außerordentlicher Aufwand<br />
Außerordentliches Ergebnis<br />
Steuern vom Einkommen und Ertrag<br />
Jahresergebnis<br />
2009<br />
137.754.042,87<br />
48.824.921,26<br />
-28.239.028,43<br />
61.374,91<br />
8.760.250,23<br />
-43.157.411,96<br />
-110.738.175,42<br />
-6.219.206,71<br />
-16.496.104,52<br />
-9.449.337,77<br />
928.979,35<br />
0,00<br />
928.979,35<br />
-8.520.358,42<br />
73.811,81<br />
-94.259,08<br />
-20.447,27<br />
-8.540.805,69<br />
8.137.647,39<br />
-9.410.323,83<br />
-1.272.676,44<br />
-96,06<br />
-9.813.578,19<br />
Tabelle 8: Auszug aus der Gewinn- und Verlustrechnung 2009 im Vergleich zu 2008.<br />
2008<br />
170.315.429,13<br />
64.786.387,06<br />
2.319.299,73<br />
33.222,45<br />
6.362.552,33<br />
-60.194.584,87<br />
-125.099.620,42<br />
-6.608.879,34<br />
-19.065.068,58<br />
32.848.737,49<br />
657.199,31<br />
0,00<br />
657.199,31<br />
33.505.936,80<br />
69.265,30<br />
-130,90<br />
69.134,40<br />
33.575.071,20<br />
22.165.001,02<br />
-56.305.339,70<br />
-34.140.338,68<br />
-85,51<br />
-565.352,99<br />
Lagebericht und Jahresabschluss<br />
Die Produktabgeltung ist ein dem Umsatz gleichgestellter Erlös, der vom Hessischen Parlament für die<br />
Erstellung von Produkten und Leistungen mit öffentlichem Nutzen an den <strong>Landesbetrieb</strong> gezahlt wird.<br />
Dabei werden die zu erbringenden Leistungsmengen sowie die dazugehörigen Preise im Zuge der<br />
Planung des Landeshaushalts zwischen <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong> (Leistungserbringer) und der Landesregierung<br />
(Auftraggeber) vereinbart.<br />
Unter den bezogenen Waren und Leistungen werden insbesondere die Unternehmerkosten für die<br />
Holzernte ausgewiesen. Nach dem Schwerpunkt der Bewältigung der Sturmschäden des Jahres 2007<br />
(„Kyrill“) im Jahr 2008 konnten diese Aufwendungen in 2009 deutlich gesenkt (-28,3 Prozent) werden.<br />
Der Personalaufwand setzt sich vorwiegend aus den laufenden Zahlungen für Bezüge, Löhne und Gehälter<br />
sowie der Versorgungs- und Beihilfefinanzierung zusammen. Er konnte von 2008 (125,10 Millionen Euro)<br />
nach 2009 (110,74 Millionen Euro) um 11,5 Prozent reduziert werden.<br />
Die außerordentlichen Erträge des Jahres 2008 resultieren insbesondere aus der Rückabwicklung der<br />
Gewinnabführung des Jahres 2006 im Zusammenhang mit der erstmaligen Bildung der satzungsmäßigen<br />
Rücklagen.<br />
Die außerordentlichen Aufwendungen des Jahres 2008 beinhalten neben der rückwirkenden außerplanmäßigen<br />
Abschreibung des Waldvermögens infolge des Sturmereignisses „Kyrill“ im Jahr 2007 (19,60<br />
Millionen Euro) die erstmalige Bildung der Wald- und Risikorücklage. Die Dotierung der satzungsmäßigen<br />
Rücklagen erfolgt dabei gemäß NVS-Konzept abweichend von den Regelungen des § 275 Absatz 4 HGB.<br />
Im Saldo erzielte <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong> nach Rücklagenbildung in 2008 ein Jahresergebnis in Höhe von -0,60<br />
Millionen Euro und in 2009 in Höhe von -9,81 Millionen Euro.<br />
Prüfung des Jahresabschlusses<br />
Die Jahresabschlüsse des <strong>Landesbetrieb</strong>s <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong> für die Geschäftsjahre 2008 und 2009 wurden<br />
durch eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft formal geprüft. Der vorliegende <strong>Nachhaltigkeitsbericht</strong> war<br />
nicht Gegenstand der Abschlussprüfung. Die Prüfungen haben zu keinerlei Einwendungen geführt; für<br />
die Abschlüsse beider Geschäftsjahre wurde jeweils ein Testat ohne Einschränkungen erteilt.<br />
HESSEN-FORST<br />
119
120<br />
Geschäftsentwicklung (Leistungsbericht)<br />
Die Produkte des <strong>Landesbetrieb</strong>s unterstützen die vom Hessischen Ministerium für Umwelt, Energie,<br />
Landwirtschaft und Verbraucherschutz verfolgten Fachziele im Rahmen des Zielsystems des Landes:<br />
· <strong>Forst</strong>wirtschaft ökologisch und ökonomisch zukunftsorientiert entwickeln<br />
· Naturschutzland <strong>Hessen</strong> stärken<br />
Über alle Produkte und Leistungen hat <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong> im Geschäftsjahr 2008 ein positives Ergebnis<br />
von 32,46 Millionen Euro erzielt (Erlöse: 236,30 Millionen Euro, Kosten: 203,84 Millionen Euro). Im<br />
Geschäftsjahr 2009 ist dieses Ergebnis in Folge der Weltwirtschaftskrise auf -11,24 Millionen Euro<br />
(Erlöse: 184,64 Millionen Euro; Kosten: 195,88 Millionen Euro) zurückgegangen. Die relative Verteilung<br />
auf die verschiedenen Produkte zeigen die Tabellen 9.<br />
Produkt-Erlöse<br />
Staatswaldbewirtschaftung<br />
<strong>Forst</strong>hoheit und sonstige öffentliche Aufgaben<br />
Produkte 3; 4; 6; 8; 9 und Externe Leistungen<br />
Gesetzliche Dienstleistungen im Kommunalund<br />
Gemeinschaftswald<br />
Umweltsicherung und Erholungsfunktion im<br />
Staatswald<br />
Zwischenbehördliche Leistungen<br />
Summe<br />
Produkt-Kosten<br />
Staatswaldbewirtschaftung<br />
<strong>Forst</strong>hoheit und sonstige öffentliche Aufgaben<br />
Produkte 3; 4; 6; 8; 9 und Externe Leistungen<br />
Gesetzliche Dienstleistungen im Kommunalund<br />
Gemeinschaftswald<br />
Umweltsicherung und Erholungsfunktion im<br />
Staatswald<br />
Zwischenbehördliche Leistungen<br />
Summe<br />
2009 (in Prozent)<br />
56,9<br />
11,8<br />
12,2<br />
7,3<br />
5,5<br />
6,3<br />
100,0<br />
2009 (in Prozent)<br />
Tabellen 9: Prozentuale Verteilung der Erlöse und Kosten auf die Produkte.<br />
59,8<br />
10,0<br />
10,8<br />
7,9<br />
6,5<br />
5,0<br />
100,0<br />
2008 (in Prozent)<br />
62,2<br />
10,8<br />
9,1<br />
6,3<br />
5,7<br />
5,9<br />
100,0<br />
2008 (in Prozent)<br />
56,9<br />
12,3<br />
9,6<br />
8,1<br />
6,8<br />
6,3<br />
100,0<br />
Fachziel<br />
Produkte<br />
Fachziel<br />
Produkte<br />
P 1: Staatswaldbewirtschaftung<br />
1.1 Geschäftsfeld Rohholz<br />
1.2 Geschäftsfeld <strong>Forst</strong>liche Nebenerzeugnisse<br />
1.3 Geschäftsfeld Liegenschaftsmanagement<br />
1.4 Geschäftsfeld Jagd und Fischerei<br />
Lagebericht und Jahresabschluss<br />
<strong>Forst</strong>wirtschaft ökologisch und ökonomisch zukunftsorientiert entwickeln<br />
P 2: Umweltsicherung und Erholungsfunktion im Staatswald<br />
2.1 Geschäftsfeld Arten- und Biotopschutz außerhalb von Schutzgebieten<br />
2.2 Geschäftsfeld Umweltsicherung im Staatswald<br />
2.3 Geschäftsfeld Erholungsfunktionen des Waldes<br />
P 4: <strong>Forst</strong>liche Umweltbildung<br />
P 5: Gesetzliche Dienstleistung im KGW<br />
P 6: Vertragliche Dienstleistung im übrigen Privatwald<br />
P 7: <strong>Forst</strong>hoheit und sonstige öffentliche Aufgaben<br />
P 8: Durchführung forstlicher Versuchsprogramme<br />
Naturschutzland <strong>Hessen</strong> stärken<br />
P 1: Nationalpark Kellerwald-Edersee<br />
P 9: Naturschutzdatenerhebeung<br />
Tabelle 10: Fachziele mit zugeordneten Produkten des <strong>Landesbetrieb</strong>s <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong>.<br />
Über alle Produkte wurden die Kosten im Geschäftsjahr 2009 zu 69,3 Prozent aus Umsatzerlösen und<br />
Bestandsveränderungen finanziert (2008: 84,1 Prozent). Darüber hinaus zahlte das Land <strong>Hessen</strong> für die<br />
vereinbarte Erbringung gemeinwohlorientierter Leistungen eine sogenannte Produktabgeltung, die 2009<br />
24,9 Prozent der gesamten Kosten abdeckte (2008: 31,8 Prozent). Insgesamt hat der <strong>Landesbetrieb</strong> damit<br />
im Geschäftsjahr einen Kostendeckungsgrad von 94,3 Prozent erzielt (2008: 115,9 Prozent).<br />
HESSEN-FORST<br />
121
122<br />
Leistungen zum Fachziel „<strong>Forst</strong>wirtschaft ökologisch und ökonomisch zukunftsorientiert entwickeln”<br />
Im Geschäftsjahr 2008 wurde im Produkt „Staatswaldbewirtschaftung“ ein positives Ergebnis von<br />
30,87 Euro erzielt (Erlöse: 146,83 Millionen Euro; Kosten: 115,96 Millionen Euro). 2009 ging das Ergebnis<br />
konjunkturbedingt und aufgrund erhöhter Aufwendungen für die Wiederbewaltung von Sturmwurfflächen<br />
aus dem Jahr 2007 („Kyrill“) auf -12,13 Millionen Euro (Erlöse: 105,04 Millionen Euro; Kosten:<br />
117,17 Millionen Euro) zurück.<br />
Die Erlöse und Kosten verteilen sich auf die Geschäftsfelder wie folgt (Tabelle 11).<br />
Durch den Windwurf von „Kyrill“ mehr als gut gefülltes Holz-Nasslager des <strong>Forst</strong>amtes Kirchhain (Foto: A. Füller).<br />
Geschäftsfeld-Erlöse<br />
Rohholz<br />
Nebenerzeugnisse<br />
Liegenschaftsmanagement<br />
Jagd<br />
P1 Gesamt<br />
89,4<br />
2,9<br />
3,8<br />
3,8<br />
100,0<br />
Lagebericht und Jahresabschluss<br />
2009 2008 Geschäftsfeld-Kosten 2009<br />
85,0<br />
3,7<br />
6,4<br />
5,0<br />
100,0<br />
Rohholz<br />
Nebenerzeugnisse<br />
Liegenschaftsmanagement<br />
Jagd<br />
P1 Gesamt<br />
Tabelle 11: Prozentuale Verteilung von Erlösen und Kosten auf die Geschäftsfelder im Produkt 1.<br />
Die Stürme „Kyrill“ und „Emma“ führten in Verbindung mit der Finanz- und Wirtschaftskrise ab dem<br />
zweiten Halbjahr 2008 und in 2009 zu einer sehr schwierigen Lage auf dem Holzmarkt. Nach einer<br />
Verbesserung der Durchschnittserlöse in 2008 um 7,13 Prozent auf 57,68 Euro je Kubikmeter gegenüber<br />
2007 (53,84 Euro/Kubikmeter) sanken diese in 2009 auf 51,26 Euro je Kubikmeter (-11,13 Prozent).<br />
Das positive Ergebnis der Staatswaldbewirtschaftung im Geschäftsjahr 2008 war (wie schon 2007) mit<br />
Substanzverlusten am Waldvermögen verbunden. Der Anteil von Zwangsnutzungen betrug 68 Prozent<br />
(davon 1,36 Millionen Kubikmeter Windwurf und rund 0,4 Millionen Kubikmeter Käferholz). Auch die<br />
Kostenseite wurde durch die anhaltende Beseitigung der Sturmfolgen beeinflusst. Neben der Wiederbewaldung<br />
von Windwurfflächen (2,66 Millionen gepflanzte Bäume) erhöhten notwendige Wegeinstandhaltungsmaßnahmen<br />
sowie eine verstärkte Waldpflege die Kosten außerhalb der technischen<br />
Holzproduktion. Aufgrund der schlechten Konjunktur und erneuter Zwangsnutzungen (38 Prozent) wurde<br />
der Frischholzeinschlag in 2009 auf die pflegebedingt notwendigen Nutzungen beschränkt, gleichzeitig<br />
hatte der Betrieb erneut erhöhte Kosten in Folge „Kyrill“ und „Emma“ zu tragen. Hinzu kamen nennenswerte<br />
Lagerverkäufe. Sie verschafften dem Betrieb zwar hohe Liquidität, ihre kostenrechnerische Abgrenzung<br />
belastete jedoch das Jahresergebnis 2009 nicht unerheblich.<br />
Das Produkt „Gesetzliche Dienstleistungen im Körperschafts- und Gemeinschaftswald“ konnte in 2009<br />
zu 67 Prozent (2008: 64 Prozent) aus den forstrechtlich fixierten Erlösen finanziert werden. Verbleibende<br />
gemeinwohlorientierte Leistungen des <strong>Landesbetrieb</strong>s wurden durch eine entsprechende Produktabgeltung<br />
des Landes <strong>Hessen</strong> kompensiert.<br />
Im Rahmen des Produkts „Vertragliche Dienstleistungen im übrigen Privatwald“ betreut, berät und<br />
unterstützt der <strong>Landesbetrieb</strong> zahlreiche Privatwaldbesitzer und deren forstliche Zusammenschlüsse bei<br />
der Bewirtschaftung ihrer Wälder. Nur ein Teil dieser Dienstleistungen ist für die betreuten Privatwaldbesitzer<br />
auf der Grundlage des <strong>Forst</strong>gesetzes kostenpflichtig. Im Jahr 2008 konnten 16 Prozent der<br />
Kosten aus diesen forstrechtlich fixierten Erlösen finanziert werden. Im Jahr 2009 betrug die Kostendeckung<br />
lediglich rund acht Prozent. Dieser Rückgang des Kostendeckungsgrades liegt in der neu erfolgten<br />
Zuordnung von Leistungen in der Kleinprivatwaldbetreuung zum Produkt begründet. Damit wird die<br />
91,0<br />
1,7<br />
2,4<br />
4,9<br />
100,0<br />
2008<br />
90,0<br />
2,0<br />
2,8<br />
5,2<br />
100,0<br />
HESSEN-FORST<br />
123
124<br />
Transparenz der kostenrechnerischen Ergebnisdarstellung von <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong> verbessert. Die verbleibenden<br />
Kosten des Produkts wurden jeweils durch eine entsprechende Produktabgeltung des Landes <strong>Hessen</strong><br />
gedeckt.<br />
Bei den anderen ausschließlich gemeinwohlorientierten Produkten und deren Leistungen konnten zusätzlich<br />
zu den Produktabgeltungserlösen (2008: 45,3 Millionen Euro; 2009: 38,5 Millionen Euro) in 2008 und<br />
2009 jeweils eigene Umsatzerlöse in Höhe von rund 1,5 Millionen Euro erwirtschaftet werden. <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong><br />
erbrachte in diesem Kontext vielfältige Leistungen in den Bereichen Naturschutz, Forschung, Sicherung<br />
der Schutz- und Erholungsfunktionen des Waldes sowie bei der Wahrnehmung weiterer öffentlicher<br />
Aufgaben.<br />
Leistungen des Fachziels „Naturschutzland <strong>Hessen</strong> stärken“<br />
Der Nationalpark Kellerwald-Edersee leistet einen erheblichen Beitrag zum Naturschutz in <strong>Hessen</strong>. In<br />
diesem Zusammenhang sind besonders seine Bedeutung als Referenzfläche für ungestörte Entwicklungsprozesse<br />
in Buchenwaldbiotopen sowie für die Natur- und Umweltbildung der zahlreichen Besucher zu<br />
nennen. Im Geschäftsjahr 2009 wurden die Kosten zu sieben Prozent durch eigene Erlöse (2008: 5 Prozent)<br />
und darüber hinaus durch die hierzu vereinbarte Produktabgeltung des Landes gedeckt. Im Produkt<br />
„Naturschutzdatenhaltung“ werden für das Land ökologische Daten zu raumordnungsrelevanten<br />
Planungen und Maßnahmen, beispielsweise zur Umsetzung der EU-Richtlinie Natura-2000, erhoben und<br />
gepflegt. Bezogen auf die hessische Landesfläche ergaben sich dadurch Kosten von 1,40 Euro je Hektar<br />
(2008: 1,31 Euro je Hektar). Diese Kosten wurden ebenso anteilig durch eigene Erlöse sowie durch eine<br />
Produktabgeltung des Landes <strong>Hessen</strong> gedeckt.<br />
Sonstige Leistungen des <strong>Landesbetrieb</strong>s<br />
Im Rahmen der Zusammenarbeit der hessischen Landesbehörden wurden in 2009 zwischenbehördliche<br />
Leistungen für insgesamt 9,76 Millionen Euro (2008: 12,83 Millionen Euro) erbracht.<br />
Das Geschäftsfeld „Externe Leistungen für Dritte“ schloss in beiden Geschäftsjahren mit einem positiven<br />
Ergebnis ab (2008: 0,98 Millionen Euro; 2009: 1,26 Millionen Euro).<br />
Lagebericht und Jahresabschluss<br />
Nächste Doppelseite: Sonnenaufgang auf der Kalbe (Hoher Meißner).<br />
Der Blick gen Osten über das Meißnervorland bis hin zum<br />
Thüringer Wald im Hintergrund (Foto: O. Kranert).<br />
HESSEN-FORST<br />
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Adressen der Dienststellen<br />
Dienstelle Straße PLZ Ort Telefon Telefax E-Mail<br />
<strong>Forst</strong>amt Bad Hersfeld Im Stift 8 36251 Bad Hersfeld 06621/940-0 -40 FABadHersfeld@<strong>Forst</strong>.<strong>Hessen</strong>.de<br />
<strong>Forst</strong>amt Bad Schwalbach Gartenfeldstr. 32 65307 Bad Schwalbach 06124/7073-0 -27 FABadSchwalbach@<strong>Forst</strong>.<strong>Hessen</strong>.de<br />
<strong>Forst</strong>amt Beerfelden Mümlingtalstr. 73 64743 Beerfelden 06068/9311-0 -27 FABeerfelden@<strong>Forst</strong>.<strong>Hessen</strong>.de<br />
<strong>Forst</strong>amt Biedenkopf Hospitalstr. 47 35216 Biedenkopf 06461/8081-0 -40 FABiedenkopf@<strong>Forst</strong>.<strong>Hessen</strong>.de<br />
<strong>Forst</strong>amt Burghaun Schloßstr. 12 36151 Burghaun 06652/9632-0 -40 FABurghaun@<strong>Forst</strong>.<strong>Hessen</strong>.de<br />
<strong>Forst</strong>amt Burgwald Wolkersdorfer Str. 81 35099 Burgwald 06451/7208-0 -40 FABurgwald@<strong>Forst</strong>.<strong>Hessen</strong>.de<br />
<strong>Forst</strong>amt Darmstadt Ohlystr. 75 64285 Darmstadt 06151/4091-0 -27 FADarmstadt@<strong>Forst</strong>.<strong>Hessen</strong>.de<br />
<strong>Forst</strong>amt Dieburg Ringstr. 54 64807 Dieburg 06071/9861-0 -40 FADieburg@<strong>Forst</strong>.<strong>Hessen</strong>.de<br />
<strong>Forst</strong>amt Diemelstadt Warburger Weg 28 34474 Diemelstadt 05694/99163-0 -40 FADiemelstadt@<strong>Forst</strong>.<strong>Hessen</strong>.de<br />
<strong>Forst</strong>amt Frankenberg <strong>Forst</strong>str. 6 35066 Frankenberg 06451/23009-0 -40 FAFrankenberg@<strong>Forst</strong>.<strong>Hessen</strong>.de<br />
<strong>Forst</strong>amt Fulda Gerloser Weg 4 36039 Fulda 0661/9782-0 -40 FAFulda@<strong>Forst</strong>.<strong>Hessen</strong>.de<br />
<strong>Forst</strong>amt Groß-Gerau Robert-Koch-Str. 3 64521 Groß-Gerau 06152/9249-0 -40 FAGroßGerau@<strong>Forst</strong>.<strong>Hessen</strong>.de<br />
<strong>Forst</strong>amt Hanau-Wolfgang Rodenbacher Chaussee 10 a 63457 Hanau-Wolfgang 06181/95019-0 -40 FAHanauWolfgang@<strong>Forst</strong>.<strong>Hessen</strong>.de<br />
<strong>Forst</strong>amt Herborn Uckersdorfer Weg 6 35745 Herborn 02772/4704-0 -40 FAHerborn@<strong>Forst</strong>.<strong>Hessen</strong>.de<br />
<strong>Forst</strong>amt Hessisch Lichtenau Retteröder Str. 17 37235 Hessisch Lichtenau 05602/9356-0 -40 FAHessLichtenau@<strong>Forst</strong>.<strong>Hessen</strong>.de<br />
<strong>Forst</strong>amt Hofbieber Langenbieber, Thiergarten 36145 Hofbieber 06657/9632-0 -40 FAHofbieber@<strong>Forst</strong>.<strong>Hessen</strong>.de<br />
<strong>Forst</strong>amt Jesberg Frankfurter Str. 20 34632 Jesberg 06695/9613-0 -40 FAJesberg@<strong>Forst</strong>.<strong>Hessen</strong>.de<br />
<strong>Forst</strong>amt Jossgrund Burgstr. 5 63637 Jossgrund-Burgjoß 06059/9006-0 -40 FAJossgrund@<strong>Forst</strong>.<strong>Hessen</strong>.de<br />
<strong>Forst</strong>amt Kirchhain Hangelburg 2 35274 Kirchhain 06422/9427-0 -40 FAKirchhain@<strong>Forst</strong>.<strong>Hessen</strong>.de<br />
<strong>Forst</strong>amt Königstein Ölmühlweg 17 61462 Königstein/Taunus 06174/9286-0 -40 FAKoenigstein@<strong>Forst</strong>.<strong>Hessen</strong>.de<br />
<strong>Forst</strong>amt Lampertheim Außerhalb Wildbahn 2 68623 Lampertheim 06206/94520-0 -40 FALampertheim@<strong>Forst</strong>.<strong>Hessen</strong>.de<br />
<strong>Forst</strong>amt Langen Dieburger Str. 53 63225 Langen 06103/5009-0 -40 FALangen@<strong>Forst</strong>.<strong>Hessen</strong>.de<br />
<strong>Forst</strong>amt Melsungen Fritzlarer Str. 63 34212 Melsungen 05661/7378-0 -27 FAMelsungen@<strong>Forst</strong>.<strong>Hessen</strong>.de<br />
<strong>Forst</strong>amt Michelstadt Erbacher Str. 28 64720 Michelstadt 06061/9447-0 -27 FAMichelstadt@<strong>Forst</strong>.<strong>Hessen</strong>.de<br />
<strong>Forst</strong>amt Neukirchen Hersfelder Str. 25 34626 Neukirchen/Knüll 06694/9628-0 -40 FANeukirchen@<strong>Forst</strong>.<strong>Hessen</strong>.de<br />
<strong>Forst</strong>amt Nidda Auf der Platte 34 63667 Nidda 06043/9657-0 -27 FANidda@<strong>Forst</strong>.<strong>Hessen</strong>.de<br />
<strong>Forst</strong>amt Reinhardshagen Obere Kasseler Str. 27 34359 Reinhardshagen 05544/9510-0 -40 FAReinhardshagen@<strong>Forst</strong>.<strong>Hessen</strong>.de<br />
<strong>Forst</strong>amt Romrod Zeller Str. 14 36329 Romrod 06636/91793-0 -20 FARomrod@<strong>Forst</strong>.<strong>Hessen</strong>.de<br />
<strong>Forst</strong>amt Rotenburg Friedenstr. 14 36199 Rotenburg/Fulda 06623/9202-0 -40 FARotenburg@<strong>Forst</strong>.<strong>Hessen</strong>.de<br />
<strong>Forst</strong>amt Rüdesheim Zum Niederwald-Denkmal 15 65385 Rüdesheim am Rhein 06722/9427-0 -27 FARuedesheim@<strong>Forst</strong>.<strong>Hessen</strong>.de<br />
<strong>Forst</strong>amt Schlüchtern Schloßstr. 24 36381 Schlüchtern 06661/9645-0 -40 FASchluechtern@<strong>Forst</strong>.<strong>Hessen</strong>.de<br />
<strong>Forst</strong>amt Schotten Karl-Weber-Str. 2 63679 Schotten 06044/9616-0 -27 FASchotten@<strong>Forst</strong>.<strong>Hessen</strong>.de<br />
<strong>Forst</strong>amt Vöhl Schlossstr. 4 34516 Vöhl 05635/8888-0 -40 FAVoehl@<strong>Forst</strong>.<strong>Hessen</strong>.de<br />
<strong>Forst</strong>amt Wehretal Langenhainer Str. 5 37287 Wehretal 05651/94875-0 -99 FAWehretal@<strong>Forst</strong>.<strong>Hessen</strong>.de<br />
<strong>Forst</strong>amt Weilburg Kampweg 1 35781 Weilburg 06471/62934-0 -40 FAWeilburg@<strong>Forst</strong>.<strong>Hessen</strong>.de<br />
<strong>Forst</strong>amt Weilmünster Nassauer Str. 18 35789 Weilmünster 06472/9139-0 -40 FAWeilmuenster@<strong>Forst</strong>.<strong>Hessen</strong>.de<br />
<strong>Forst</strong>amt Weilrod Schloss Neuweilnau 61276 Weilrod 06083/9132-0 -40 FAWeilrod@<strong>Forst</strong>.<strong>Hessen</strong>.de<br />
<strong>Forst</strong>amt Wettenberg Burgstr. 7 35435 Wettenberg 0641/460460-0 -41 FAWettenberg@<strong>Forst</strong>.<strong>Hessen</strong>.de<br />
<strong>Forst</strong>amt Wetzlar Hörnsheimer Eck 11a 35578 Wetzlar 06441/67901-0 -27 FAWetzlar@<strong>Forst</strong>.<strong>Hessen</strong>.de<br />
<strong>Forst</strong>amt Wiesbaden-Chausseehaus Chausseehaus 20 65199 Wiesbaden 0611/53280-0 -40 FAWiesbadenChausseehaus@<strong>Forst</strong>.<strong>Hessen</strong>.de<br />
<strong>Forst</strong>amt Wolfhagen Schützeberger Str. 74 34466 Wolfhagen 05692/9898-0 -40 FAWolfhagen@<strong>Forst</strong>.<strong>Hessen</strong>.de<br />
<strong>Forst</strong>liches Bildungszentrum (FBZ) Kampweg 1 35781 Weilburg 06471/62934-0 -40 FBZWeilburg@<strong>Forst</strong>.<strong>Hessen</strong>.de<br />
FENA Gießen Europastr. 10 35394 Gießen 0641/4991- 0 -101 FENA@<strong>Forst</strong>.<strong>Hessen</strong>.de<br />
<strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong> Technik (HFT) Otto-Hahn-Str. 11 36179 Bebra 06622/91501 -21 <strong>Hessen</strong><strong>Forst</strong>Technik@<strong>Forst</strong>.<strong>Hessen</strong>.de<br />
Nationalparkamt Kellerwald-Edersee (NPA) Laustr. 8 34537 Bald Wildungen 05621/75249-0 -19 Nationalparkamt@<strong>Forst</strong>.<strong>Hessen</strong>.de<br />
Nordwestdeutsche <strong>Forst</strong>liche Versuchsanstalt Grätzelstr. 2 37079 Göttingen 0551/69401-0 -160 zentrale@nw-fva.de
Waldverteilung und<br />
Besitzarten in <strong>Hessen</strong><br />
Betreuung von <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong> (83 %)<br />
Staatswald 99 % *<br />
Körperschaftswald 80 %<br />
Privatwald 50 %<br />
* ohne Bundeswald<br />
Quelle: <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong><br />
<strong>Forst</strong>einrichtung und Naturschutz (FENA),<br />
Gießen<br />
Impressum<br />
Herausgeber:<br />
<strong>Landesbetrieb</strong> <strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong><br />
Bertha-von-Suttner-Str. 3<br />
34131 Kassel-Bad Wilhelmshöhe<br />
Telefon: 0561/3167-0<br />
Telefax: 0561/3167-101<br />
E-Mail: pressestelle@forst.hessen.de<br />
Internet: www.hessen-forst.de<br />
Verantwortlich:<br />
Michael Gerst<br />
Text- und Bildredaktion:<br />
Katharina Brämer<br />
Dr. Horst Gossenauer-Marohn<br />
Prof. Dr. Johannes Eichhorn<br />
Gesamtredaktion:<br />
Katharina Brämer<br />
Dr. Horst Gossenauer-Marohn<br />
Konzeption und Gestaltung:<br />
Ralf Ullrich – Grafik & Design, Kassel<br />
www.ru-grafik.de<br />
Herstellung:<br />
Grafische Werkstatt von 1980 GmbH, Kassel<br />
www.grafische.net<br />
Gedruckt auf Papier aus nachhaltiger Produktion,<br />
zertifiziert nach PEFC/04-4-0041<br />
Kassel, im September 2010<br />
<strong>Hessen</strong>-<strong>Forst</strong> ist PEFC-zertifiziert.<br />
PEFC/0421061/014110000000<br />
Bildnachweis:<br />
Arend, Theodor<br />
Barth, Uwe<br />
Brämer, Katharina<br />
Bräuer, Dietrich<br />
<strong>Forst</strong>liches Bildungszentrum Weilburg<br />
Füller, Aloys<br />
Jäkel, Ralf<br />
Karner, Ludwig<br />
Kirchhoff Dr., Joachim-Friedrich<br />
Kluge, Werner<br />
Kranert, Olaf<br />
Kranhold, Gudrun<br />
Müller, Markus<br />
Nationalparkamt Kellerwald-Edersee<br />
Nordwestdeutsche <strong>Forst</strong>liche Versuchsanstalt<br />
Rahn, Franz<br />
Schäfer, Udo<br />
Schilling, Adolf<br />
Schmidt Dr., Marcus<br />
Schmoll, Heinz-Jürgen<br />
Spoering, Uwe<br />
Ströbele, Nadine<br />
TU Bergakademie Freiberg<br />
Hinweis der Redaktion:<br />
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit<br />
benutzen wir im Text häufig nur die<br />
männliche Form, schließen aber ausdrücklich<br />
die weibliche Form mit ein.<br />
Außenumschlag, vorn:<br />
Waldweg am Isthaberg<br />
im Naturpark Habichtswald;<br />
hinten: Wurmfarn (Fotos: L. Karner).