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VIERTER VORTRAG Berlin, 7. Dezember 1915 Geisteswissenschaft soll uns ja auf allen Gebieten den Zusammenhang zeigen zwischen den geistigen Welten und den Welten, die wir, während wir in unserem Erdenleibe sind, wahrnehmen durch unsere Sinne, die wir zu verstehen suchen durch die Gedanken unseres Verstandes. Nun haben wir uns durch einige Betrachtungen hindurch beschäftigt insbesondere mit den Zusammenhängen, die da bestehen zwischen dem Leben, das der Mensch als Seele führt zwischen dem Tode und einer neuen Geburt, und dem Leben, das er hier im physischen Leibe verkörpert führt. Wir halten ja immer den Gedanken fest, daß der Mensch, solange er hier innerhalb des physischen Leibes lebt, seine Gedanken nach der Sphäre richtet, die er zu durchleben hat zwischen dem Tod und einer neuen Geburt. Wir halten den Gedanken fest nach dieser Sphäre gerichtet, nicht um eine bloße Neugierde zu befriedigen, sondern weil wir uns durch unsere geisteswissenschaftlichen Betrachtungen haben überzeugen können, daß das Hineindringen der Gedanken jener anderen Welt in diese Welt auch beiträgt zu dem, was diese Welt hier an erhöhenden, an durchkraftenden Gedanken für Wirken, Denken, Empfinden und so weiter sich erringen kann. Wir müssen an dem Gedanken festhalten, daß sich viele Geheimnisse des Lebens nur auflösen lassen, wenn man den Mut hat, an das Rätsel des Todes, wie man es nennen kann, heranzutreten. Nun können wir heute, um von einem ganz besonderen Gesichtspunkte aus wiederum den Zusammenhang der geistigen Welt mit der sinnlichen hier vor unser Seelenauge treten zu lassen, von einer trivialen Betrachtung, die allerdings vieles an tiefgehenden Empfindungen einschließt, ausgehen. Wir gehen aus von der Tatsache, die wir ja oftmals besprochen haben, wie der Mensch durch die Pforte des Todes schreitet. Ich sage, wir gehen aus von etwas, was alltäglich ist, was aber doch mit tiefgehenden und den Menschen in seiner tiefsten Seele ergreifen-
den Erlebnissen zusammenhängt. Wenn wir einem Menschen hier in der physischen Welt gegenüberstehen, machen wir uns die Gedanken, die uns mit ihm verbinden können, wir bilden ihm gegenüber unsere Empfindungen, unsere Gefühle von Sympathie, von Antipathie aus, wir stehen ihm mehr oder weniger freundschaftlich oder mehr oder weniger ablehnend gegenüber, kurz, wir bilden uns hier in der physischen Welt ein gewisses Verhältnis aus zu einem anderen Menschen. Dieses Verhältnis kann durch die Bande des Blutes gegeben sein, es kann sich auch erst durch die im Leben zutagetretende Wahlverwandtschaft zur Geltung bringen. Das alles wird gefaßt werden können unter dem, was in diesem Augenblicke mit «Verhältnis zwischen Mensch und Mensch» gemeint ist. Wenn nun der Mensch, mit dem uns irgendwelche Bande zusammengehalten haben, hinweggeht von der physischen Welt und durch die Pforte des Todes tritt, so bleibt uns von diesem Menschen zunächst die Erinnerung zurück, das heißt eine Summe von Empfindungen, Gedanken, die wir aus dem Verhältnis zu ihm in uns rege gemacht haben, die wir in uns belebt haben. Und in einer ganz anderen Weise leben von jetzt an, da der Mensch durch die Pforte des Todes von uns hinweggegangen ist, die Empfindungen, die Vorstellungen, die Gedanken, die uns mit ihm verbinden, als sie früher, da er noch mit uns den physischen Plan bewohnt hat, lebten. Als er mit uns den physischen Plan bewohnt hat, wußten wir, daß jederzeit zu dem, was wir uns in unserer Seele im Verhältnis zu ihm ausgebildet haben, die äußere physische Realität hinzutreten kann, daß wir mit unseren inneren Erlebnissen der äußeren physischen Realität gegenübertreten können. Wir müssen auch jederzeit gewärtig sein, daß der Mensch durch irgendeine neue Art, sich darzuleben, die Empfindungen, die Gefühle, die wir bisher für ihn gehabt haben, in der einen oder in der anderen Richtung verändert. Wir denken oftmals nicht an den radikalen Unterschied, der auftritt, wenn plötzlich, oder auch nicht plötzlich, der Augenblick eintritt, wo wir fortan nur noch die Erinnerung an den betreffenden Menschen in unserer Seele tragen können, wo wir wissen können: unseren Augen wird er nicht mehr erscheinen, unsere Hand wird er nicht mehr er-
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VIERTER VORTRAG<br />
Berlin, 7. Dezember 1915<br />
Geisteswissenschaft soll uns ja auf allen Gebieten den Zusammenhang<br />
zeigen zwischen den geistigen Welten und den Welten, die<br />
wir, während wir in unserem Erdenleibe sind, wahrnehmen durch<br />
unsere Sinne, die wir zu verstehen suchen durch die Gedanken unseres<br />
Verstandes. Nun haben wir uns durch einige Betrachtungen<br />
hindurch beschäftigt insbeson<strong>der</strong>e mit den Zusammenhängen, die<br />
da bestehen zwischen dem Leben, das <strong>der</strong> Mensch als Seele führt<br />
zwischen dem Tode und einer neuen Geburt, und dem Leben, das<br />
er hier im physischen Leibe verkörpert führt. Wir halten ja immer<br />
den Gedanken fest, daß <strong>der</strong> Mensch, solange er hier innerhalb des<br />
physischen Leibes lebt, seine Gedanken nach <strong>der</strong> Sphäre richtet, die<br />
er zu durchleben hat zwischen dem Tod und einer neuen Geburt.<br />
Wir halten den Gedanken fest nach dieser Sphäre gerichtet, nicht<br />
um eine bloße Neugierde zu befriedigen, son<strong>der</strong>n weil wir uns<br />
durch unsere geisteswissenschaftlichen Betrachtungen haben überzeugen<br />
können, daß das Hineindringen <strong>der</strong> Gedanken jener an<strong>der</strong>en<br />
Welt in diese Welt auch beiträgt zu dem, was diese Welt hier an<br />
erhöhenden, an durchkraftenden Gedanken für Wirken, Denken,<br />
Empfinden und so weiter sich erringen kann. Wir müssen an dem<br />
Gedanken festhalten, daß sich viele Geheimnisse des Lebens nur<br />
auflösen lassen, wenn man den Mut hat, an das Rätsel des Todes,<br />
wie man es nennen kann, heranzutreten. Nun können wir heute,<br />
um von einem ganz beson<strong>der</strong>en Gesichtspunkte aus wie<strong>der</strong>um den<br />
Zusammenhang <strong>der</strong> geistigen Welt mit <strong>der</strong> sinnlichen hier <strong>vor</strong> unser<br />
Seelenauge treten zu lassen, von einer trivialen Betrachtung,<br />
die allerdings vieles an tiefgehenden Empfindungen einschließt, ausgehen.<br />
Wir gehen aus von <strong>der</strong> Tatsache, die wir ja oftmals besprochen<br />
haben, wie <strong>der</strong> Mensch durch die Pforte des Todes schreitet. Ich<br />
sage, wir gehen aus von etwas, was alltäglich ist, was aber doch mit<br />
tiefgehenden und den Menschen in seiner tiefsten Seele ergreifen-