rudolf steiner gesamtausgabe vorträge vorträge vor mitgliedern der ...
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dem tief höflich jedem Vorgesetzten gegenüber. Ja, ich könnte Ihnen noch viele Eigenschaften anführen; er ist das Muster eines Hofrates. Nun wollen wir nicht auf diese sonstigen Eigenschaften eingehen — diese sind zum Beispiel wunderbar geschildert im Spiegel einer Erzählung eines seiner Untergebenen in der Novelle —, wir wollen aber gleich hinweisen darauf, daß er einmal ausersehen war, einen bedeutungsvollen Prozeß zu führen gegen einen merkwürdigen Menschen, der Markus Freund heißt. Dieser Markus Freund hatte für ähnliche Vergehen geringerer Art als dasjenige, dessen er jetzt angeklagt war, schon Vorstrafen auf sich. Es stellte sich aber für den Untersuchungsrichter, der die Voruntersuchung machte, diesmal gar nicht die Möglichkeit heraus, es zu einer Verurteilung zu bringen. Aber der Hofrat Eysenhardt brachte es zu einer Verurteilung. Und in einem Schriftstück, das dann der Hofrat selber verfaßte, zu einem Zweck, den ich Ihnen gleich nennen werde, schildert er dann selber die Art und Weise, wie sich jener Markus Freund benommen hat während oder namentlich nach der Verurteilung. Also, ich will nur die Stelle lesen, wie sich der Markus Freund bei der Verurteilung benommen hatte: «Sonst hatte dieser Mann, der überhaupt den für seine Rasse so charakteristischen Familiensinn besaß, eine ganz besondere Zärtlichkeit für eine jüngst geborene Enkelin, von der mit den Zellengenossen zu sprechen er nicht müde ward. Er konnte seine Freilassung, auf welche, obwohl schwerste Verdachtmomente gegen ihn vorlagen, er mit Sicherheit zu rechnen sich den Anschein gab, kaum erwarten, um das Kind wiederzusehen. Markus Freund leugnete hartnäckig und wußte in den Verhören vor dem Untersuchungsrichter jeden der ihn belastenden schwerwiegenden Umstände mit wahrhaft verblüffendem Scharfsinn so aufzuklären, daß der Untersuchungsrichter, ein sonst sehr tüchtiger, wenn auch über Gebühr weichherziger Mann, von Markus Freunds Unschuld vollkommen überzeugt war, als die Schlußverhandlung begann, deren Vorsitz die Person führte, auf welche diese Information sich bezieht.» - Der Hofrat Eysenhardt schreibt das selber, er schreibt in der dritten Person von sich. - «Obwohl Markus Freund auch in der Schlußver-
handlung das Äußerste an Scharfsinn leistete und sein Verteidiger eine sehr schöne und rührende, von den Zeitungen nach Gebühr gepriesene Rede hielt, war der Ausgang des Prozesses doch dem vom Untersuchungsrichter und vielleicht vom Angeklagten selbst erwarteten genau entgegengesetzt. Herr Markus Freund wurde von den Geschworenen einstimmig schuldig gesprochen und, da mehrere Vorstrafen und andere erschwerende Umstände vorlagen, zum höchsten Strafsatz von zwanzig Jahren schweren Kerkers verurteilt. Besagte Person» - also die besagte Person ist dieser Hofrat Eysenhardt selber, - «darf ohne Unbescheidenheit diesen Ausgang als einen der größten Triumphe ihrer vieljährigen kriminalistischen Praxis bezeichnen. Denn sicherlich hätten sich die Geschworenen durch die wahrhaft blendenden Sophismen des Markus Freund zu seinen Gunsten einnehmen lassen, obwohl die Volksstimmung damals Menschen seiner Rasse nicht eben günstig war, wenn nicht der Vorsitzende durch seine dem Angeklagten noch überlegene und doch der Fassungskraft der Geschworenen volkstümlich angepaßte Dialektik diese Sophismen in ein Nichts aufzulösen verstanden hätte. Die Wirkung der Verkündigung des Urteils auf den Angeklagten war eine derartige» - das erzählt also immer der Hofrat selber -, «daß gestählte und an solche Auftritte gewöhnte Nerven dazu gehörten, um sich dadurch nicht erschüttern und vielleicht an der Wahrheit und Gerechtigkeit des gefällten Urteils irre machen zu lassen. Zuerst stammelte Markus Freund einige unverständliche, wahrscheinlich hebräische Worte. Dann richtete der anscheinend kaum mittelgroße, gebeugte Mann sich auf, daß er wie groß aussah, die Lider, die seine Augen sonst fast zudeckten, hoben sich empor und ließen das von roten Äderchen durchzogene Weiß der rollenden Augäpfel sehen. Und aus dem verzerrten Munde zischte und geiferte in größter Schnelligkeit eine Reihe gegen den Vorsitzenden gerichteter Verwünschungen und Drohungen hervor, die in dem widerlichen Jargon, in welchem sie hervorgestoßen wurden, hier zu wiederholen, mit der Würde der Justiz kaum im Einklang stünde. Nur der erste Satz: «Herr Präsident, Sie wissen so gut wie ich selbst, daß ich unschuldig bin...» sei erwähnt und der letzte: «Es wird Ih-
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eine sehr schöne und rührende, von den Zeitungen nach Gebühr<br />
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Besagte Person» - also die besagte Person ist dieser Hofrat Eysenhardt<br />
selber, - «darf ohne Unbescheidenheit diesen Ausgang als einen<br />
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bezeichnen. Denn sicherlich hätten sich die Geschworenen<br />
durch die wahrhaft blendenden Sophismen des Markus Freund zu<br />
seinen Gunsten einnehmen lassen, obwohl die Volksstimmung damals<br />
Menschen seiner Rasse nicht eben günstig war, wenn nicht <strong>der</strong><br />
Vorsitzende durch seine dem Angeklagten noch überlegene und<br />
doch <strong>der</strong> Fassungskraft <strong>der</strong> Geschworenen volkstümlich angepaßte<br />
Dialektik diese Sophismen in ein Nichts aufzulösen verstanden<br />
hätte. Die Wirkung <strong>der</strong> Verkündigung des Urteils auf den Angeklagten<br />
war eine <strong>der</strong>artige» - das erzählt also immer <strong>der</strong> Hofrat selber<br />
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gehörten, um sich dadurch nicht erschüttern und vielleicht an <strong>der</strong><br />
Wahrheit und Gerechtigkeit des gefällten Urteils irre machen zu lassen.<br />
Zuerst stammelte Markus Freund einige unverständliche, wahrscheinlich<br />
hebräische Worte. Dann richtete <strong>der</strong> anscheinend kaum<br />
mittelgroße, gebeugte Mann sich auf, daß er wie groß aussah, die Li<strong>der</strong>,<br />
die seine Augen sonst fast zudeckten, hoben sich empor und<br />
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Augäpfel sehen. Und aus dem verzerrten Munde zischte und geiferte<br />
in größter Schnelligkeit eine Reihe gegen den Vorsitzenden<br />
gerichteter Verwünschungen und Drohungen her<strong>vor</strong>, die in dem wi<strong>der</strong>lichen<br />
Jargon, in welchem sie her<strong>vor</strong>gestoßen wurden, hier zu<br />
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Nur <strong>der</strong> erste Satz: «Herr Präsident, Sie wissen so gut wie ich selbst,<br />
daß ich unschuldig bin...» sei erwähnt und <strong>der</strong> letzte: «Es wird Ih-