Analoge Tricktechnik im Zeitalter digitaler Medien - Institut für ...
Analoge Tricktechnik im Zeitalter digitaler Medien - Institut für ...
Analoge Tricktechnik im Zeitalter digitaler Medien - Institut für ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
3. Analyse<br />
sionalen Reklametafel gebeten zurückzukommen. Nach kurzer Besprechung<br />
gehen sie auf diese Bitte ein und spielen bis zum Ende des Clips ihr Konzert<br />
auf dem fremden Planeten weiter. Bis auf die Musiker ist alles in 3D am Com-<br />
puter generiert.<br />
Nicht nur der Song, sondern auch das dazugehörige Video darf an dieser Stelle<br />
als Paradebeispiel des kommerziell orientierten Mainstreams der späten 90er<br />
Jahre betrachtet werden. Ein inhaltlich oberflächlicher Song, begleitet von ei-<br />
ner eingängigen Melodie, die mit reichlich synthetisch erzeugten Klängen un-<br />
termalt ist. Dazu kommt ein Clip, der bis auf den Bezug zu „blau“ rein gar<br />
nichts mit dem Songtext zu tun hat. Als Eyecatcher wird hier eine steril wir-<br />
kende Computeran<strong>im</strong>ation benutzt, die <strong>im</strong>merhin die ebenso künstlich klin-<br />
gende Musik zu betonen vermag. Doch bezogen auf das letzte Kapitel scheint<br />
hier ein größerer Tiefgang auch nicht notwendig zu sein, um den Song zu ver-<br />
markten. Es reichen lediglich die zu dem Zeitpunkt modernen und <strong>für</strong> die<br />
Masse verständlichen Mittel: Computergenerierte Klänge und analog dazu ein<br />
<strong>für</strong> diese Technik passende Computeran<strong>im</strong>ation. Und natürlich, was sowohl<br />
<strong>für</strong> heute als auch damals gilt: Ein einfacher Refrain, den sich jeder merken<br />
und mitsingen kann.<br />
Vergleicht man das Video zu „Sober“ mit diesem Beispiel, so fallen auch hier<br />
die Parallelen zwischen den verwendeten Instrumenten und der An<strong>im</strong>ationsart<br />
auf: Tool greifen mit ihren analogen Musikinstrumenten auf analoge Trick-<br />
techniken zurück, während Eiffel 65 sowohl in Musik als auch in Video sich<br />
hauptsächlich digitale Mittel zunutze machen. Zwar kann man hier einwen-<br />
den, dass sich der technische Fortschritt zwischen 1993 und 1999 – den jewei-<br />
ligen Erscheinungsjahren – rasant weiterentwickelt hat. Doch muss hier mit<br />
Bedacht vorgegangen werden. Denn die Bilderwelten, die es bei „Sober“ zu<br />
sehen gibt, sind in ähnlicher Art und Weise schon seit mindestens 1979 durch<br />
den Kurzfilm „Nocturna Artificialia“ von Stephan und T<strong>im</strong>othy Quay be-<br />
34