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Analoge Tricktechnik im Zeitalter digitaler Medien - Institut für ...

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3. Analyse<br />

sauberer als die Handzeichnungen mit analoger Technik. Ein Phänomen, dass<br />

sich auch durch „digitale Kälte“ beschreiben lässt.<br />

3.1.1 Körperlichkeit, Zufall und digitale Kälte<br />

Doch was ist „digitale Kälte“ und wodurch wird sie hervorgerufen? Einen be-<br />

deutenden Anhaltspunkt liefert die Körperlichkeit von Objekten. Im Gegen-<br />

satz zur analog erzeugten An<strong>im</strong>ation fehlt der gänzlich am Computer erzeug-<br />

ten An<strong>im</strong>ation eine eigene Materialität. Letztere besteht <strong>im</strong> Wesentlichen nur<br />

aus Binärcode und auf Mathematik beruhenden Visualisierungen, die in der<br />

realen Welt nicht greifbar sind. Das einzig Greifbare ist das Wiedergabemedi-<br />

um, das aber mit der An<strong>im</strong>ation selber rein gar nichts zu tun hat. Die Gegen-<br />

stände der traditionellen An<strong>im</strong>ationen existieren jedoch in der realen Welt: Al-<br />

lein der Film, der den Informationsgehalt trägt, ist ein Gegenstand, der sich<br />

anfassen lässt und zudem eine Struktur, Textur und Körnung besitzt. Das Pa-<br />

pier oder die Folien <strong>im</strong> Zeichentrick, die Objekte, Gegenstände und Lebewe-<br />

sen be<strong>im</strong> Stop-Motion Verfahren haben alle eine real existierende und indivi-<br />

duelle Materialität. Sogar das Zeichen- und Malwerkzeug erzeugt einzigartige<br />

Spuren. Ein Rechner hingegen bringt keine derartigen Attribute hervor. Zwar<br />

sind heutige Rechner in der Lage, realistische Abbildungen zu erschaffen, bei<br />

denen man keine eindeutige Aussage mehr darüber treffen kann, ob es sie in<br />

Wirklichkeit gibt oder nicht. Dennoch handelt es sich dabei um synthetisch er-<br />

zeugte Bilder, die eine Materialität lediglich s<strong>im</strong>ulieren.<br />

Mit der Körperlichkeit kommt auch der Zufall. Wie man ein Objekt auch dre-<br />

hen und wenden mag, wird es sich in der realen Welt <strong>im</strong>mer von anderen Ob-<br />

jekten unterscheiden. Die jeweilige Einzigartigkeit ist auf den Zufall zurück-<br />

zuführen. Egal mit welch handwerklicher Perfektion beispielsweise auf ein<br />

Papier gezeichnet wird, zwei Zeichnungen werden zu keinem Zeitpunkt iden-<br />

tisch sein. Man denke allein schon an das verwendete Papier: Wo wurde es<br />

hergestellt? Wie ist die Zusammensetzung? Stammt die Cellulose vom glei-<br />

chen Baum? Es ist eine nahezu unendlich lange Kette an Faktoren und Zufäl-<br />

ligkeiten, die zu dieser einen Zeichnung führen. Im Gegensatz dazu arbeiten<br />

Computer mit „einfachen“ Algorithmen. Zwar gibt es auch hier zufällige Be-<br />

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