Oktober 2012 - PDF - Leoben
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Chronik<br />
500 Jahre Jakobikreuz<br />
In Fortsetzung unserer Kirchenserie werden<br />
wir Ihnen, liebe Leserinnen und Leser<br />
des <strong>Leoben</strong>er Stadtmagazins, in den nächsten<br />
Ausgaben Kapellen und Bildstöcke aus<br />
der ganzen Stadt <strong>Leoben</strong> vorstellen.<br />
Wir beginnen mit dem Jakobikreuz und<br />
dem Dreihufeisenkreuz: Diese sind wohl jedem<br />
<strong>Leoben</strong>er Volksschüler noch aus der<br />
bekannten Sage, die eigentlich aus zwei getrennten<br />
Sagen entstanden ist, geläu� g.<br />
Ritterzeit. Der denkwürdige Moment begab<br />
sich, so eine Variante der Sage, als ein<br />
Ritter nach durchzechter Nacht von der<br />
Massenburg herabritt, um seine Geliebte<br />
aus dem Stift Göss zu holen. Zuvor hatte er<br />
beim Glücksspiel die Zeit übersehen und<br />
viel Geld verloren, sodass er Gott massiv gelästert<br />
habe. Als der Ritter nun den gekreuzigten<br />
Jesus am Jakobikreuz sah, schoss er<br />
der Statue ins Bein, worauf echtes Blut aus<br />
dem Einschuss geronnen sei; gleichzeitig<br />
schlug es vom Turm der Jakobikirche Mit-<br />
Sagenumwobene Bildstöcke der<br />
Stadt <strong>Leoben</strong><br />
■ Von Johannes Gsaxner ternacht. Zutiefst erschrocken rammte der<br />
Das Jakobikreuz be� ndet sich an der Kärntnerstraße.<br />
Gsaxner (2)<br />
Ritter seinem Ross den Sporn in den Leib<br />
und ritt die heutige Dreihufeisengasse hinunter.<br />
Knapp vor der Kreuzung zur heutigen<br />
Gösserstraße verlor das Pferd plötzlich drei<br />
Hufeisen, stürzte und begrub den Ritter unter<br />
sich.<br />
JAKOBIKREUZ<br />
Ein halbes Jahrtausend ist es heuer alt –<br />
das Jakobikreuz wurde im Jahre 1512 von<br />
den <strong>Leoben</strong>er Bürgern Pongratz Reitsperger<br />
und Lienhart Poxöder errichtet. Das<br />
pompöse Wegkreuz enthält eine wertvolle<br />
frühgotische Kreuzigungsgruppe: Mittig<br />
der gekreuzigte Heiland Jesus Christus,<br />
links und rechts die mit ihm gemeinsam<br />
hingerichteten Verbrecher. Seine endgültige<br />
Baugestalt erhielt es vermutlich Anfang<br />
des 18. Jahrhunderts.<br />
Zustand. Mitte der 1970er Jahre war das Jakobikreuz<br />
in einem sehr schlechten Zustand.<br />
Auch eine aus der Barockzeit stammende<br />
Hintergrundmalerei, die Gott Vater,<br />
die Heiligen Jakobus und Johannes mit Engeln<br />
und einer Ansicht des antiken Jerusalem<br />
darstellte, war sehr unansehnlich geworden.<br />
Hinzu kam, dass damals der Bau<br />
der neuen Stadtdurchfahrt in Angri� genommen<br />
wurde und das Jakobikreuz im<br />
Weg stand. Trotzdem entschloss sich die<br />
<strong>Leoben</strong>er Stadtverwaltung dazu, das Kreuz<br />
zu bewahren, etwas zu versetzen und in das<br />
Ensemble der Jakobikirche zu integrieren.<br />
Gleichzeitig wurde es umfassend saniert<br />
und mit einer zeitgenössischen Malerei versehen.<br />
Diese stellt das alte Motiv nunmehr in<br />
moderner Secco-Technik dar; statt der Ansicht<br />
von Jerusalem wurde eine alte Ansicht<br />
von <strong>Leoben</strong> als Hintergrundmotiv gewählt<br />
und außerdem das Stadtwappen integriert.<br />
Damit wird der starke regionale Bezug des<br />
Bildstockes noch zusätzlich unterstrichen.<br />
DREIHUFEISENKREUZ<br />
Das Dreihufeisenkreuz an der Einfahrt zur<br />
Schillerstraße ist eine gedrehte Säule in spätgotischer<br />
Form, die um das Jahr 1520 errichtet<br />
und ebenfalls mehrmals geringfügig versetzt<br />
wurde.<br />
Auf der Säule be� ndet sich ein geschwungener<br />
Aufbau mit kleinen Säulchen. Darin<br />
war dereinst eine Konstruktion aus drei Hufeisen<br />
aufgehängt, die sich heute im Museum<br />
der Stadt <strong>Leoben</strong> be� ndet. Eine bezeugte<br />
Inschrift „Hier hat sich der edle und feste Wilhelm<br />
Ratmannsdorf mit einem Rosse zu<br />
Tode gefallen. 1514.“ ist nicht mehr erhalten,<br />
deutet aber auf einen wahren Kern der Sage<br />
hin.<br />
Das Dreihufeisenkreuz wurde von der<br />
Stadt <strong>Leoben</strong> 1992 restauriert und ist von einer<br />
Parkanlage umgeben.<br />
Literaturnachweis:<br />
Brauner, Franz (Hrsg.): Was die Heimat erzählt.<br />
Heft 4. Graz 1950.<br />
Stadt <strong>Leoben</strong>, Nr. 6/7-1975, Nr. 3/1977<br />
Das Dreihufeisenkreuz mit der Klosterkirche<br />
im Hintergrund<br />
12 Stadtmagazin LEOBEN <strong>Oktober</strong> <strong>2012</strong>