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DER KAISER UNTERHÄLT SICH - FESTLICHE ... - in Laxenburg

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oder Habsburger nicht mit dem Herzen bei solchen Ereignissen und<br />

deren künstlerischen Verwirklichungen dabei waren. Drei komponierende<br />

Barockkaiser und viele weitere Familienmitglieder mit ausgeprägten<br />

musikalischen Interessen und Fähigkeiten – vom Instrumentenbau<br />

bis zum Gesang – stehen dafür e<strong>in</strong>, wie sehr die Habsburger<br />

imstande waren, die Forderungen ihres Amtes und der Zugehörigkeit<br />

zum „Erzhause“ mit den eigenen Bedürfnissen zu verschmelzen, sodass<br />

ihren diesbezüglichen Unternehmungen <strong>in</strong> jeder H<strong>in</strong>sicht Glaubwürdigkeit<br />

zukommt. Feste und Feiern und deren Art und Weise der<br />

Gestaltung standen oft genug im Gegensatz zu politischen Gegebenheiten<br />

– etwa <strong>in</strong> Kriegszeiten – und den dadurch gegebenen persönlichen<br />

Bef<strong>in</strong>dlichkeiten des Herrschers und se<strong>in</strong>er Angehörigen. Aber<br />

auch das gehörte zum Amtsverständnis der Habsburger: solch eigene<br />

Bef<strong>in</strong>dlichkeiten durfte er bestenfalls se<strong>in</strong>em Beichtvater gegenüber<br />

aussprechen, der Öffentlichkeit gegenüber jedoch <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>er Weise.<br />

Diese suchte ja <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Herrscherperson Sicherheit und Geborgenheit<br />

und fragte daher auch nicht nach solch kaiserlichen Bef<strong>in</strong>dlichkeiten.<br />

In welchem Spannungsfeld persönlicher Betroffenheiten und politischer<br />

Ereignisse von europäischer, ja globaler Dimension sich daher<br />

Fest und Feier am Habsburgischen Hofe abspielten, dafür ist Kaiser<br />

Leopold I. <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er langen Regierungszeit von 1657 bis 1705 e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>drucksvoller<br />

und prägender Gewährsmann und zu Recht steht er<br />

daher nicht nur als Herrschergestalt sondern auch geistig im Mittelpunkt<br />

des heutigen Konzertes.<br />

„Man muss dem Lieben Gott wohl auch für die Kalamitäten danken“<br />

– so äußerte sich ebendieser Kaiser Leopold I. e<strong>in</strong>em se<strong>in</strong>er geistlichen<br />

Berater gegenüber. Gründe zu solch e<strong>in</strong>em himmelstürmenden Stoßseufzer<br />

hatte der Monarch genug. Se<strong>in</strong>e Regierungszeit ist wirklich<br />

e<strong>in</strong>e Anhäufung von Kalamitäten sowohl im privaten also auch im<br />

politischen Bereich. Dreimal musste der zweimal Verwitwete heiraten<br />

– und erst die dritte Gemahl<strong>in</strong> schenkte ihm den so sehr ersehnten<br />

männlichen Nachkommen, den Thronfolger Joseph I.. Viele se<strong>in</strong>er<br />

K<strong>in</strong>der musste er früh begraben. Fast ständig hatte er an zwei Fronten<br />

Krieg zu führen – im Westen gegen das aggressive Frankeich des hemmungslosen<br />

„Sonnenkönigs“ Ludwig XIV., im Osten gegen das Osma<br />

Romanus Weichle<strong>in</strong>: 1652, L<strong>in</strong>z – 1706, Kle<strong>in</strong>frauenhaid (Burgenland).<br />

Stammte aus e<strong>in</strong>er Musikerfamilie. War möglicherwiese Schüler<br />

Bibers. Er trat dem Benedikt<strong>in</strong>erkonvent von Lambach/OÖ bei,<br />

verbrachte aber viele Jahre <strong>in</strong> Tirol, wo se<strong>in</strong>e bedeutende Sonatensammlung<br />

„Encaenia Musices“ (<strong>in</strong> etwa: Musikalische Nahrungsverabreichungen)<br />

entstand. Für se<strong>in</strong> Hauskloster komponierte er sehr<br />

qualitätvolle Kirchenmusik.<br />

Charles Mouthon: 1626 – nach 1699 (Geburts- und Sterbeort unbekannt).<br />

Berühmter Lautenist von europäischer Ausstrahlung. Als<br />

Orte se<strong>in</strong>es Wirkens s<strong>in</strong>d zumal Tur<strong>in</strong> und Paris bekannt.<br />

Pavel Josef Vejvanovský: 1643, Hukvaldy – 1693, Kromĕříž (Kremsier).<br />

Im Jesuitengymnasium von Opava (Troppau) und <strong>in</strong> Wien ausgebildet.<br />

Als Nachfolger Bibers Hofmusiker des Bischofs von Olomouc<br />

zumal <strong>in</strong> dessen Sommerresidenz Kromĕříž (Kremsier) <strong>in</strong> der Funktion<br />

des Feldtrompeters und e<strong>in</strong>es chori praefectus. Bemerkenswert<br />

durch se<strong>in</strong>e umfassende Bildung. Er beherrschte neben se<strong>in</strong>er tschechischen<br />

Muttersprache zum<strong>in</strong>dest noch weitere drei Idiome perfekt<br />

und hatte große Kenntnisse über die Musik vergangener Jahrhunderte,<br />

welche er auch sachkundig sammelte.<br />

Johann Joseph Fux: 1660, Hirtenfeld/Steiermark - 1741, Wien.<br />

Besuchte das Jesuitengymnasium <strong>in</strong> Graz. In Wien zuerst Organist am<br />

Schottenstift, 1698 kaiserlicher Hofkomponist. Später bis zum Hofkapellmeister<br />

aufgestiegen. Große Bedeutung als Theoretiker durch<br />

se<strong>in</strong>en <strong>in</strong> late<strong>in</strong>ischer Sprache verfassten „Gradus ad Parnassum“, gestaltet<br />

als philosophischer Dialog im Stile Platons. Dieses Werk wirkte<br />

auf se<strong>in</strong>en jüngeren Zeitgenossen J.S. Bach ebenso, wie u.a. auch<br />

auf Haydn, Schubert und Bruckner.<br />

Dr. Johannes Leopold Mayer

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