Unsere PFARREN - Stiftspfarre Neukloster
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Seite 4 <strong>Unsere</strong> Pfarre<br />
P. Franz Edlinger verstorben<br />
Wir nehmen Abschied von unserem Mitbruder und Seelsorger<br />
für viele Menschen, P. Franz Edlinger. Er wurde<br />
am Morgen des 28.Jänner in seinem Zimmer des Heimes<br />
„Mater Salvatoris“ in Pitten tot aufgefunden. Ein langer,<br />
schwerer Leidensweg ist zu Ende gegangen.<br />
Dieser schwere Leidensweg, der selbst den Ärzten kaum<br />
beantwortbare Fragen aufgegeben hat, prägte auch zeitlebens<br />
seinen geistlichen Weg mit seinen für ihn oft leidvollen<br />
Fragen: Wie können wir Christen in unserer Zeit von<br />
Christus Zeugnis geben, wie kann unser christliches Leben<br />
an Leuchtkraft gewinnen und damit Zeichen und Wegweisung<br />
für unsere Mitmenschen werden?<br />
Bei diesen Fragen und Antwortversuchen ist P. Franz<br />
immer hinter seinen/unseren Idealen zurückgeblieben. Und<br />
das war für ihn sehr schmerzlich! Viele Versuche wurden<br />
seinerseits unternommen, um ein lebendiges Christsein<br />
aufblühen zu lassen – gerade auch hier bei uns im <strong>Neukloster</strong>!<br />
Wir erinnern uns an sein segensreiches Wirken als Jugendseelsorger.<br />
Neben der ordentlichen Seelsorge als<br />
Kaplan waren ihm die Legio, die Jugendvesper, die Jugendexerzitien,<br />
die Radtouren, v.a. aber auch die charismatische<br />
Erneuerung durch seine von allen geschätzten<br />
Kurse in Rocca di Papa ein großes Anliegen.<br />
Die anwachsende Jugend machte neue Räumlichkeiten<br />
notwendig. Der frühere Obstkeller wurde mit viel Einsatz<br />
unserer Jugend, aber auch mit viel Engagement Erwachsener<br />
ausgebaut.<br />
Doch schon bald wurde ihm diese Form der Jugendarbeit<br />
zuwenig tiefgehend, radikal. Er suchte nach einer neuen<br />
Örtlichkeit, um eine Art Gemeinschaft gemeinsamen Wohnens,<br />
Betens und Wirkens zu gründen. In Eichbüchl fand<br />
er ein altes Gebäude, das er zum „Haus des Friedens“<br />
umbaute. Auch hier war die Beteiligung vieler Gleichgesinnter<br />
in praktischen und finanziellen Bereichen enorm.<br />
Durch viele Jahre war dieses „Haus des Friedens“ für<br />
zahlreiche v.a. hilfesuchende Menschen eine spirituelle<br />
Heimstätte und Kraftquelle für ihr weiteres Leben im<br />
Alltag. Besonders erwähnt seinen die regelmäßigen<br />
Mittwoch-Gottesdienste, die viele Gläubige aus Nah<br />
und Fern angezogen und bereichert haben.<br />
Mit der Zeit zeigte sich aber, dass es nicht die Stärke<br />
von P. Franz war, gemeinschaftsfördernde Leitungsfunktion<br />
auszuüben. Daher führte ihn sein Weg von der<br />
Sesshaftigkeit weg hin zu einer „fahrenden“<br />
Missionstätigkeit. Mit einem umgebauten Linienbus,<br />
genannt „Arche des Friedens“, bot<br />
er vielen Pfarren und Gemeinschaften seine<br />
spirituellen Dienste an.<br />
Zu erwähnen ist auch sein Engagement für<br />
ein „einfaches Leben“. Das franziskanische<br />
Ideal war ihm immer vor Augen, das er auch<br />
in seinem eigenen Alltag zu verwirklichen<br />
suchte. Daraus ergab sich auch sein Einsatz<br />
für die Armen weltweit: So unterstützte er u.a.<br />
sehr stark unsere Partnerdiözese Infanta auf<br />
den Philippinen, wo er auch einige Male mit<br />
etlichen Mitgliedern unseres „Arbeitskreises<br />
Weltkirche“ auf Solidaritätseinsatz gewesen ist.<br />
Massiv eingeschränkt wurde alle diese Tätigkeiten jedoch<br />
durch eine plötzlich auftretende Augenkrankheit: Sein Gesichtsfeld<br />
wurde immer mehr eingeengt. Dazu kamen – wie<br />
er mir einmal sagte: bereits seit seiner Kindheit! – immer<br />
häufiger und heftiger auftretende Schmerzen. Schmerzen,<br />
von denen selbst die Ärzte nicht wussten, woher sie kamen<br />
und daher eine gezielte Therapie nicht möglich machten.<br />
P. Franz musste sich immer häufiger in Spitalspflege und<br />
schließlich in die Obsorge der geistlichen Schwestern des<br />
Rekonvaleszentenheimes in Pitten begeben. Trotzdem versuchte<br />
er in all diesen letzten Jahren viele Christen soz. als<br />
„seine Gemeinde“ mit seinen Gedanken, seinem Zeugnis,<br />
seinem Gebet, seinen Predigten mittels seiner Schriften in<br />
ihrem Glauben und Leben zu begleiten.<br />
Die letzten Wochen und Monate waren gezeichnet von<br />
immer stärker werdenden Schmerzattacken, die ihn immer<br />
mehr an körperliche und psychische Grenzen führten. So<br />
war der Tod für ihn im wahren Sinn des Wortes eine Erlösung.<br />
P. Franz war ein hoch begabter, charismatisch fühlender,<br />
tief spiritueller, immer mehr nach Vollkommenheit strebender<br />
Priester und Seelsorger. Sein Hang zu radikalen<br />
Ansichten und Methoden erzeugte in ihm eine geistliche<br />
Ruhelosigkeit, die sich auch äußerlich zeigte. Es war<br />
(auch aus diesem Grund) nicht immer einfach, mit ihm<br />
zusammenzuarbeiten. Aber er ist vielen Menschen in ihren<br />
seelischen Sorgen und Nöten beigestanden und konnte<br />
meist auch einen hilfreichen Weg anbieten. Seinen eigenen<br />
Leidensweg hat er immer auch in Verbindung zum Leiden<br />
des Herrn gesehen und aufopfernd erduldet.<br />
Möge der Herr ihm auch die Vollendung und Fülle seines<br />
Lebens schenken. R.i.p.<br />
Fotos: Josef Harold