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Jahresbericht des Pflanzenschutzdienstes Baden-Württemberg 2001

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nachfolgenden Kulturen ernsthaft. Ebenfalls in der Gurkenkultur treten Sperlinge (Passer spec.)<br />

auf, die angelockt durch die „Offene Zucht der Blattlausgegenspieler“, wo sie sich von den<br />

Blattläusen ernähren, auch die Gurkenpflanzen direkt durch das Abfressen der Blüten schädigen.<br />

Ameisen stören in manchen Gewächshäusern die biologische Blattlausbekämpfung. Spinnmilben<br />

und die Tomatenrostmilbe (Aculops lycopersicae) schädigen in letzter Zeit zunehmend<br />

-<br />

Tomatenbestände.<br />

An Poinsettien tritt die Weiße Fliege Bemisia tabaci wieder häufiger auf.<br />

Die Jungpflanzen wurden vom Stecklingsproduzenten mit Pflanzenschutzmitteln behandelt, gegen<br />

die, wie im Fall <strong>des</strong> C o n f i d o r (Imidacloprid) oder <strong>des</strong> A p p l a u d (Buprofezin), bei vielen<br />

Stämmen der Weißen Fliege Resistenzen vorliegen. Die Jungpflanzen waren dann trotz<br />

chemischer Behandlung häufig stark befallen. Die Schlupfwespe Encarsia formosa konnte<br />

aufgrund der Insektizidrückstände dann nicht wirken.<br />

Im Fall <strong>des</strong> C o n f i d o r werden behandelte Pflanzen über einen längeren Zeitraum nicht von den<br />

Schlupfwespen aufgesucht, wie in Laborexperimenten der Lan<strong>des</strong>anstalt für Pflanzenschutz<br />

nachgewiesen wurde. Bei früheren Versuchen hatte sich gezeigt, dass nach einer Anwendung<br />

von A p p l a u d ein Schlupfwespeneinsatz sehr erfolgreich durchzuführen war.<br />

- In Einzelfällen waren Trauermückenlarven in der Poinsettienkultur mit dem Einsatz der<br />

insektenparasitischen Nematoden (Steinernema spec.) nicht in den Griff zu bekommen.<br />

- Der Kalifornische Blütenthrips Frankliniella occidentalis vermehrt sich mitunter stark auf<br />

Maispflanzen, die zur Blattlausvermehrung im Rahmen der „Offenen Zucht der<br />

-<br />

Blattlausgegenspieler“ benutzt werden. Es kam dadurch in einigen Kulturen, besonders Paprika,<br />

zu einem Spätbefall im Herbst. Wenn F. occidentalis im Bestand vorhanden ist, sollte Mais nicht<br />

zur Blattlausvermehrung in der „Offenen Zucht der Blattlausgegenspieler“ verwendet werden.<br />

Eine Bekämpfung von Schadschmetterlingen aus der Familie der Noctuiden ist mit Trichogramma<br />

cacoeciae in Rosenbeständen nicht gelungen.<br />

- Die biologische Bekämpfung von Wollläusen ist problematisch. In Wintergärten können sie<br />

während der Sommermonate einigermaßen mit den Larven <strong>des</strong> Australischen Marienkäfers<br />

bekämpft werden. In Verkaufsgewächshäusern ist eine ausreichende Bekämpfung mit ihnen nicht<br />

möglich.<br />

Die Abbildung 6.1f gewährt einen Überblick über die wichtigen Nutzorganismen, die im Jahr <strong>2001</strong> in<br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> auf größerer Fläche angewandt wurden. Die Einsatzfläche anderer<br />

Nutzorganismen ist wesentlich kleiner. An Hand der Abbildung 6.1f soll dies ein Vergleich der<br />

Nützlingseinsatzmengen in der Gurken- und Tomatenkultur zeigen.<br />

Auf 43,1 ha Anbaufläche mit Gurken wurden 12 Nützlingsarten eingesetzt. In fast allen<br />

Gurkenbeständen mussten davon vier Nützlingsarten gleichzeitig auf ähnlich großer Fläche von ca. 40<br />

ha angewandt werden. Auf weniger als einem Drittel der Fläche wurde zusätzlich noch die Raubmilbe<br />

Phytoseiulus persimilis ausgesetzt. Auf den 37 ha mit Tomatenbeständen wurden <strong>2001</strong> insgesamt 9<br />

Nützlingsarten genutzt. Nur die Schlupfwespe Encarsia formosa musste in zwei Drittel aller<br />

Tomatenbestände auf 26,2 ha eingesetzt werden. In nennenswertem Umfang wurden darüber hinaus<br />

nur noch Blattlausgegenspieler wie Aphidoletes aphidimyza, Aphidius ervi und der Gegenspieler von<br />

Weißen Fliegen Macrolophus caliginosus und Dacnusa sibirica gegen Minierfliegen freigelassen.<br />

Der Nützlingseinsatz in der Tomate ist somit wesentlich billiger und auch sicherer als in der Gurke.<br />

Durch die „neu“ aufgetretenen Schädlinge in der Tomatenkultur wird sich das positive Bild etwas<br />

verändern und führte schon im letzten Jahr zu einer schlechteren Beurteilung <strong>des</strong><br />

Bekämpfungserfolges. Die Raubmilbe P. persimilis fällt im Vergleich zur Schlupfwespe E. formosa bei<br />

der Einsatzfläche stark zurück. Dieser Nützling ist als schwierig bei der Handhabung zu<br />

charakterisieren. Er wird <strong>des</strong>halb zunehmend durch Amblyseius cucumeris und A. barkeri sowie durch<br />

wirkungsvolle Akarizide ersetzt.<br />

Die Berater wurden gebeten, wichtige Anmerkungen zum Nützlingseinsatz unter diesem Punkt<br />

aufzuführen:<br />

- In einigen Betrieben wollen die Betriebsleiter neben dem Botanical N e e m A z a l – T / S aus<br />

Kostengründen keine Nützlinge mehr einsetzen. Im Gegensatz zur Empfehlung der Lan<strong>des</strong>anstalt für<br />

Pflanzenschutz bekämpfen sie in Chrysanthemen Läuse oder Wanzen dann chemisch. Dies ist zwar<br />

eine kostengünstige Möglichkeit der biologischen Schädlingsbekämpfung, kann aber schneller als<br />

eine Kombination von Nützlingsanwendung und Botanical zu Resistenzen gegen das Mittel führen.<br />

Das Verfahren der biologischen Schädlingsbekämpfung im Unterglasanbau ist in vielen Betrieben<br />

Standard geworden. Dies trifft in besonderem Umfang für die Gemüseproduktion zu. Insgesamt war<br />

67<br />

Pflanzenschutzdienst <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>

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