06.01.2013 Aufrufe

Jahresbericht des Pflanzenschutzdienstes Baden-Württemberg 2001

Jahresbericht des Pflanzenschutzdienstes Baden-Württemberg 2001

Jahresbericht des Pflanzenschutzdienstes Baden-Württemberg 2001

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

5.3.2 Steinobst<br />

5.3.2.1 Besondere Beobachtungen<br />

RP S: Für Monilia-Blüteninfektionen waren die Temperaturen zu ungünstig. Bei Süßkirschen kam es<br />

verbreitet zu Totalverlust durch Fruchtfäule nach Starkregen kurz vor der Ernte.<br />

Im Spätsommer trat der Zwetschenrost stärker auf. Durch die trockene Erntewitterung waren<br />

Fruchtfäulen beim gesamten Pflaumen- und Zwetschensortiment selten.<br />

Die Kleine Pflaumenlaus (Brachycaudus helichrysi) war sehr stark vertreten und führte zu deutlichen<br />

Blattrollungen bei zu später Bekämpfung.<br />

Vereinzelt traten Absterbeerscheinungen an Pflaumen- und Zwetschenbäumen unterschiedlicher<br />

Altersstufen auf; die Ursachen hierfür konnten jedoch nicht abschließend geklärt werden.<br />

RP TÜ: Krankheiten: Infolge der niederschlagsreichen Witterung bestand im zeitigen Frühjahr ein<br />

hoher Befallsdruck durch Schrotschuss (Stigmina carpophila) und Blütenmonilia (Monilinia laxa);<br />

wegen der raschen Erwärmung im Mai und relativ trockener Witterung baute sich der Befallsdruck<br />

nicht weiter auf. Örtlich wird immer wieder starker Befallsdruck durch Zwetschgenrost (Tranzschelia<br />

pruni spinosae) beobachtet.<br />

Schädlinge: In den Befallsgebieten der Kirschfruchtfliege (Rhagoletis cerasi) wurde bis Mitte Juni<br />

ein starker Flug festgestellt. Zu Behandlungen wurde ab 18. Juni aufgerufen. In vielen Anbaugebieten<br />

kommt die Kirschfruchtfliege nicht vor.<br />

5.3.2.2 Versuche<br />

LfP: Forschungsvorhaben: „Phytopathogene Bakterien an Zwetschenbäumen“<br />

Im abgelaufenen Jahr wurden 25 Zwetschenanlagen mit überdurchschnittlich vielen absterbenden<br />

Bäumen vor allem in Mittelbaden und am Bodensee auf phytopathogene Bakterien untersucht. In den<br />

meisten Anlagen konnte Pseudomonas syringae als Schadursache identifiziert werden. In einer<br />

Anlage wurde an Bäumen das sogenannte „Schlagfluss“-Symptom festgestellt. Hier wurden Bakterien<br />

isoliert, die zur Gattung Erwinia gerechnet werden, aber bisher nicht näher bestimmbar sind. Auch<br />

wurde für diese Bakterien der Pathogenitätstest zur Erfüllung der Koch’schen Postulate noch nicht<br />

erbracht.<br />

Da keine gesicherten wissenschaftlichen Erkenntnisse über den Infektionsweg und den Transport von<br />

P. syringae in Zwetschenbäumen vorliegen, wurde eine Reihe von Untersuchungen zur Biologie und<br />

Infektion der Schaderreger durchgeführt. Laboruntersuchungen ergaben, dass sich P. syringae schon<br />

bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt vermehrt, wobei sich die Pathovar syringae bei allen<br />

Temperaturen schneller teilt als die Pathovar morsprunorum. Demgegenüber war bei den Erwinia-<br />

Bakterien eine Vermehrung erst bei Temperaturen von 10 °C feststellbar.<br />

Kombinierte Gewächshaus- und Laboruntersuchungen zum Transport von P. syringae zeigten, dass<br />

das im Sommer häufig an Zwetschen zu beobachtende Pseudomonas-induzierte Schrotschuss-<br />

Symptom keine bekämpfungswürdige Infektion darstellt. Die nach dem Blattfall zurückbleibenden<br />

Blattnarben scheinen darüber hinaus keine Eintrittspforten für P. syringae zu sein.<br />

Erhebungen in Praxisanlagen wie Gewächshaus- und Laborversuche lassen darauf schließen, dass<br />

die gefährlichen Pseudomonas-Infektionen vor allem kurz vor und während der Vegetationsruhe<br />

erfolgen, wenn der Baum auf eine Infektion aufgrund seines stark reduzierten Stoffwechsels nicht<br />

reagieren kann. Frostperioden gefolgt von Perioden warmer Witterung sind besonders problematisch,<br />

denn die Pseudomonaden infizieren unter diesen Bedingungen durch kleinste Verletzungen (nicht<br />

sichtbare Frostrisse) den Baum und breiten sich dort ungehindert aus. Die durch Schnittmaßnahmen<br />

im Winter entstehenden Verletzungen sind darüber hinaus ideale Eindringorte für die Bakterien. Eine<br />

weitere gefährliche Infektionsperiode ist die Blüte. Bei Auftreten von Blütenfrösten, die allein noch<br />

nicht zum Absterben der Blüte führen würden, dringen die Bakterien in die Zwetschenblüte ein und<br />

zerstören sie.<br />

Bisher konnten keine Unterschiede zwischen den Zwetschensorten bezüglich der Pseudomonas-<br />

Anfälligkeit festgestellt werden. Allerdings zeichnen sich Effekte durch die Unterlage ab. Daher<br />

werden künftig verschiedene Sorten-Unterlagen-Kombinationen auf ihre Resistenz bzw. Anfälligkeit<br />

gegenüber Pseudomonas - syringae - Infektionen untersucht werden.<br />

49<br />

Pflanzenschutzdienst <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!