Jahresbericht des Pflanzenschutzdienstes Baden-Württemberg 2001
Jahresbericht des Pflanzenschutzdienstes Baden-Württemberg 2001
Jahresbericht des Pflanzenschutzdienstes Baden-Württemberg 2001
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Der Befallsdruck nimmt generell zu; der Neuaustrieb in hagelgeschädigten Anlagen begünstigte<br />
zusätzlich Mehltauinfektionen. Ein ungelöstes Problem sind sog. Schimmelbeläge auf den Früchten<br />
(insbes. Elstar), die durch bestimmte Hefen verursacht wurden. Die Ursachen für die Entstehung sind<br />
nicht bekannt.<br />
Schädlinge/Nützlinge: Der Wintereibesatz der Obstbaumspinnmilbe (Panonychus ulmi) war sehr<br />
unterschiedlich; im Schnitt wurden 1300 Eier/2 m Fruchtholz gezählt. 25 % der Proben lagen über der<br />
Schadensschwelle; befallen waren oft Junganlagen. Der Schlupf aus den Wintereiern setzte Ende<br />
April/Anfang Mai ein; Sommereier wurden bereits ab 20. Mai abgelegt, diese schlüpften Anfang Juni.<br />
Auf 46 % (Vorjahr 60 %) der Astproben wurden Raubmilben (Typhlodromus pyri) gefunden. Die<br />
Vermehrungsbedingungen waren ab Mai sehr günstig. Im Sommer gab es <strong>des</strong>halb nur wenig<br />
Probleme mit der Obstbaumspinnmilbe. Ab Juli wurde eine überraschende Vermehrung der<br />
Apfelrostmilbe (Aculus schlechtendali) beobachtet. Der Apfelblütenstecher (Anthonomus pomorum)<br />
wanderte ab 16. März in die Anlagen ein. Zu Behandlungen wurde ab 20.03. aufgerufen. Der<br />
Befallsdruck war örtlich stark. Der Flug <strong>des</strong> Ungleichen Holzbohrers (Xyleborus dispar) begann<br />
Ende März; der stärkste Flug wurde Anfang Mai registriert. Die Mehlige Apfellaus (Dysaphis<br />
plantaginea) schlüpfte in der Zeit zwischen Ende März und Ende April. Es fällt auf, dass trotz<br />
Behandlung mit C o n f i d o r bis Juni Kolonien in den Triebspitzen der Bäume gefunden wurden.<br />
Der Befall durch die Grüne Apfellaus (Aphis pomi) nahm im Juni zu. Wenn Probleme bei der Bekämpfung<br />
mit P i r i m o r auftreten, liegt der Verdacht nahe, dass es sich um die Grüne Zitruslaus<br />
(Aphis spiraecola) handelt; diese tritt seit ca. 2 Jahren vereinzelt auch im Bodenseegebiet auf und<br />
kann mit P i r i m o r nicht bekämpft werden. Witterungsbedingt vermehrte sich die Blutlaus (Eriosoma<br />
lanigerum) sehr früh. Allerdings war auch bereits ab Mitte Juni die Parasitierung durch die<br />
Zehrwespe (Aphelinus mali) deutlich zu erkennen. Auch die Larven von Schwebfliegen und<br />
Marienkäfer findet man häufig in den Kolonien. Ab Juli war eine starke Parasitierung zu erkennen;<br />
allerdings konnte sich die Blutlaus im Oktober (sehr warm) nochmals kräftig vermehren.<br />
Der Befallsdruck durch den Frostspanner (Operophtera brumata) ist im Kernobst nach wie vor gering.<br />
Der Flug begann Ende Oktober und endete Anfang Dezember. Der Befallsdruck durch Eulenraupen<br />
(Noctuidae) ist ebenfalls gering. Örtlich ist die Apfelsägewespe (Hoplocampa testudinea) nach wie<br />
vor ein Problem, besonders auch in biologisch wirtschaftenden Betrieben. Die Möglichkeit einer<br />
exakten Prognose mit der Weißtafel („Rebell“) wird zu wenig genützt. Der Befallsdruck durch den<br />
Fruchtschalenwickler (Adoxophyes orana) ist von wenigen Ausnahmen abgesehen nach wie vor<br />
niedrig; dies bestätigen auch die Astprobenkontrollen.<br />
Die 1. Generation flog von Ende Mai bis Anfang Juni, die 2. im August. Die Schäden durch den<br />
Kleinen Fruchtwickler (Grapholita lobarzewskii) sind Dank der guten Nebenwirkung von I n s e g a r<br />
sehr gering. Die Falter flogen ab Ende Mai bis Ende Juni; örtlich wurden starke Flüge registriert.<br />
In einzelnen Anbaugebieten kommt es immer wieder zu Schäden durch den Bodenseewickler<br />
(Pammene rhediella). Der Falter fliegt während der Apfelblüte; die Bekämpfung (noch mit D i m i l i n)<br />
muss zum Ende der Blüte erfolgen.<br />
Der Apfelwickler (Cydia pomonella) wird auf einer Anbaufläche von ca. 1200 - 1400 ha mit der<br />
Pheromon-Verwirrung reguliert; bei geringem Befallsdruck ohne, bei höherem Befallsdruck mit<br />
Zubehandlungen von G r a n u p o m bzw. M a d e x 3. Auch bei der Bekämpfung mit Insektiziden<br />
alleine spielen Viruspräparate eine immer wichtigere Rolle (Zu- u. Zwischenbehandlungen). Der Flug<br />
begann Mitte Mai; Ende Mai und danach kontinuierlich ab Ende Juni bestanden günstige<br />
Bedingungen für die Eiablage. Die 2. Generation flog ab 24. Juli (30 % der Raupen in<br />
Wellpapperingen verpuppt); frische Anbohrungen daraus ergaben sich ab 10. August. Der<br />
Befallsdruck war geringer als im Vorjahr. Bei der Flugüberwachung anderer Wicklerarten (s.<br />
Pheromonfallenfänge) ergeben sich für das Anbaugebiet Bodensee nur sehr geringe bzw. keine<br />
Flugaktivitäten.<br />
Die 2. Generation <strong>des</strong> Gemeinen Birnenblattsaugers (Psylla pyri) fand sehr günstige Vermehrungsbedingungen;<br />
die Eiablage hielt bis Mitte Juni an. Der Schlupf begann am 20.6.. In sehr intensiv<br />
behandelten Anlagen entstand kurzzeitig eine sehr schwierige Situation mit hohem Befallsdruck. Der<br />
Befall nahm jedoch ab Juli generell ab, weil sich aufgrund warmer Witterung Blumenwanzen<br />
(Anthocoriden) sehr stark vermehren konnten. Die Schonung dieser Gegenspieler kann vermutlich<br />
langfristig das Problem Birnblattsauger lösen.<br />
LfP: Der in den Vorjahren erstmals nachgewiesene Befall von Apfelanlagen mit Pseudomonas<br />
syringae pv. papulans wurde weiter beobachtet und untersucht. In <strong>2001</strong> traten vor allem Trieb-, Blattund<br />
Blütenknospeninfektionen auf und zwar nicht nur an der Sorte Delbarestivale, sondern auch an<br />
den Sorten Mutsu und Gloster. Die infizierten Blütenknospen treiben nicht aus, verfärben sich orange<br />
und sterben dann ab. Die infizierten Blätter weisen unregelmäßig geformte, 1- 2 cm große braune<br />
Blattflecken ohne Hof auf, die recht unspezifisch sind und daher leicht mit anderen Ursachen<br />
verwechselt werden können. Infizierte Früchte wurden an den Sorten Mutsu und Gloster bisher nicht<br />
beobachtet. Ursache für das stärkere Auftreten von Blüten-, Trieb- und Blattinfektionen und das<br />
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Pflanzenschutzdienst <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>