Jahresbericht des Pflanzenschutzdienstes Baden-Württemberg 2001
Jahresbericht des Pflanzenschutzdienstes Baden-Württemberg 2001
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Von den fakultativ angehängten Varianten war der Ertragseinfluss der Mitte August ausgebrachten<br />
einmaligen Behandlung mit der Mischung A m i s t a r + S p y r a l e am besten. Die nach Prognose<br />
IPS+CERCBET 3 zweimalig behandelte Variante (S p y r a l e ) kam dieser Maßnahme am nächsten,<br />
und die einmalig mit J u w e l behandelte Variante belegte den dritten Platz. O p u s blieb hinter den<br />
Erwartungen zurück. In allen Fällen waren die erzielten Ergebnisse besser als die der sog.<br />
Gesundvariante (3x mit S p y r a l e behandelt). Korrekterweise muss aber festgehalten werden, dass<br />
alle behandelten Varianten schlechter abgeschnitten haben als die unbehandelte Kontrolle.<br />
Eine weitergehende Beurteilung <strong>des</strong> Modells kann zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht vorgenommen<br />
werden, da das Modell im Jahr <strong>2001</strong> noch in der Validierungsphase war.<br />
5.1.4 Kartoffeln<br />
5.1.4.1 Besondere Beobachtungen<br />
RP S: Infolge der überwiegend trockenen Witterung im Mai und Juni trat der Befallsbeginn durch die<br />
Krautfäule (Phytophthora infestans) erst spät zum Monatsende Juni ein.<br />
5.1.4.2 Versuche<br />
LfP: Krautfäulebekämpfung in Kartoffeln nach den Empfehlungen der Prognosemodelle<br />
SIMPHYT 1 und SIMPHYT 3 (LV 78).<br />
Dieser Versuch wurde zur Überprüfung <strong>des</strong> neuen Prognosemodells zur Krautfäulebekämpfung<br />
durchgeführt. Variante 2 ist als Gesundvariante konzipiert und Variante 3 sollte bedarfsorientiert nach<br />
Infektionsdruck mit unterschiedlichen Fungiziden behandelt werden.<br />
Zu Behandlungsbeginn gab es an keinem der Standorte Vorbefall durch Krautfäule. Aufgrund der<br />
Witterungsverhältnisse wurde der erste Befall an beiden Standorten Mitte Juli festgestellt. Krautfäule<br />
trat damit an beiden Standorten sehr spät auf. Im Laufe der Vegetation kam es zu einer weiteren<br />
Befallszunahme an Blättern und Stängeln. Die Auswirkungen auf den Knollenbefall waren dagegen<br />
sehr gering.<br />
Es wurden auch Auswirkungen auf den Ertrag festgestellt. Aufgrund der spät einsetzenden Krautfäule<br />
wurde in Stuttgart in den behandelten Varianten im Vergleich zur Kontrolle nur 5 bzw. 7% Mehrertrag<br />
erzielt. In Donaueschingen lag das Ertragsniveau mit 26 bzw. 25% Mehrertrag über der Kontrolle. Im<br />
Stuttgarter Versuch schnitt die Modellvariante (vier Behandlungsmaßnahmen) besser ab als die<br />
Gesundvariante (5 Behandlungsmaßnahmen). In Donaueschingen wurde in der ortsüblichen Variante<br />
eine Behandlung mehr als in der SIMPYHT-Variante durchgeführt. Der erzielte Mehrertrag lag aber<br />
nur bei 1%.<br />
Die Berechnung der Wirtschaftlichkeit fiel in diesem Jahr aufgrund eines Produktpreises von 20.-<br />
DM/dt Marktware sehr günstig aus. In beiden Versuchen lag SIMPHYT vor den ortsüblichen<br />
Maßnahmen. Donaueschingen erzielte durch die Modellaussage ca. 1500.- DM/ha mehr Erlös als in<br />
der Kontrolle. In Stuttgart lag dieser Betrag nach Abzug der Pflanzenschutzmittelkosten immerhin um<br />
255.- DM vor der Kontrolle.<br />
Es hat sich gezeigt, dass vor allem die richtige Bestimmung <strong>des</strong> Erstbehandlungstermins (SIMPHYT<br />
1) und die Unterstützung beim Terminieren der Folgebehandlungen (SIMPYT 3) für eine erfolgreiche<br />
Behandlung der Kraut- und Knollenfäule in beiden Kartoffelbeständen auch in diesem Jahr für den<br />
wirtschaftlichen Erfolg entscheidend waren.<br />
Das Prognosemodell SIMPHYT 1 errechnete den Donaueschinger Spritzstart zum 25.06.01 den<br />
Stuttgarter zum 19.06.01. Erste Symptome zeigten sich in den unbehandelten Kontrollen im Juli. Ein<br />
mögliches Fazit daraus wäre, dass der Spritzstart in beiden Fällen zu früh empfohlen wurde. Ein<br />
anderes ist, dass das Modell SIMPHYT 1 sehr sensibel auf Witterungseinflüsse reagiert und dass die<br />
getroffenen Modellaussagen in praktische Erfahrungen einfließen müssen und der Spritzstart trotz<br />
Empfehlung hinausgezögert werden kann. Die Modelle haben damit beratende Funktion und können<br />
so optimal in die praktische Beratung im Kartoffelbau eingesetzt werden. Der Epidemieverlauf wurde<br />
von SIMPHYT 3 in beiden Fällen richtig eingestuft. Obwohl an beiden Standorten die Spritzintervalle<br />
aufgrund der anhaltenden Niederschläge während der Vegetation situationsbedingt verkürzt werden<br />
mussten, konnte am Ende an beiden Standorten durch die Prognosemodelle jeweils eine Behandlung<br />
eingespart werden.<br />
Fazit der diesjährigen Versuche ist, dass das Aufrechterhalten starrer Spritzfolgen aus fachlicher Sicht<br />
nicht mehr sinnvoll ist. Mit Hilfe der Modellaussagen kann der integrierte Kartoffelanbau weiter vorangebracht<br />
werden. Vorzeitige oder gar unnötige Behandlungsmaßnahmen können vermieden werden.<br />
<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2001</strong>