Ausgabe 3 2011 • Zentralfest zum 12. Mal in Sursee ... - Schw. StV

GV
Bundesrat Philipp Etter im falschen Bett
Theo Fischer v/o Fasli
Mein erstes Zentralfest in Sursee
erlebte ich 1950 als Gymnasiast
und Struthone. Mein Tenü war
die harte Rekrutenuniform. Der prominenteste
Ehrengast, zu dem wir mit Bewunderung
aufblickten, war Bundesrat Philipp
Etter. Sein Nachtquartier hatte er beim
Stadtpräsidenten Dr. Julius Beck. Als er
nachts spät sein Zimmer beziehen wollte,
war er offenbar der Orientierung nicht mehr
voll mächtig, verwechselte das Zimmer und
kroch ins leere Bett der Köchin. Honi soit
qui mal y pense. Das Problem habe sich
ohne Folgen gelöst.
Chnebi Suter v/o Plast hatte auf dem
Balkon des Rathauses eine fulminante
Brandrede. Sie endete mit dem Spruch:
«Sursee ist eine schöne Feste-Stadt, es finden
schöne Feste statt.» Und das wird auch
dieses Jahr gelten.
1977 war ich an der Reihe als OK-
Präsident. Im Rathaus begrüsste ich beim
Festbankett die Ehrengäste und Veteranen.
Einige Kostproben aus der Ansprache:
Die erste Frau Nationalratspräsidentin
Dr. Elisabeth Blunschi verleihe unserem Fest
einen besonderen Glanz, ist doch eine Frau
Nationalratspräsidentin als Debütantin an
der GV eine helvetische Weltpremiere. Mit
Bundespräsident Dr. Kurt Furgler hatten
wir die seltene Gelegenheit, unseren auslän-
Mein erstes Zentralfest in Sursee
erlebte ich 1950 in einem Kinderflaus
am Cortège. 1964 hielt
ich bereits als 21-jähriger Korpsbursche
die Brandrede. An der GV 1977 leitete ich
das Ressort Empfang. Das Zentralfest 1988
durfte ich als OK-Präsident mit zuverlässigen
Mitarbeitern vorbereiten. Noch heute
tragen einige Couleuriker die damalige
Festkrawatte in Grausilber mit StV-Zirkel.
Dieses Fest war Anlass für die Gründung
der ortsansässigen Gymnasialverbindung
Surlacia. 1999 trat ich mit andern StVern als
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dischen Gästen die damalige «Lex-Furgler»
in persona zu zeigen. Umarmen durfte
ich meine lieben Freunde vom geistlichen
Stand. Alles berühmte Söhne unserer Stadt,
an erster Stelle unser Bischof Dr. Otto Wüst,
dem wir ursprünglich das Kanzelwort zugedacht
hatten und unserem Prof. Dr. Hans
Küng die Messfeier. Wie konnte es anders
sein. Unter den beiden Surseern entstand
ein freundschaftlicher Streit, indem beide
den Mühen und Gefahren einer Predigt entgehen
wollten. Ich schloss daraus, dass beide
– der Seelenhirt und der Theologieprofessor
– zur zweiten göttlichen Person die besseren
Beziehungen haben als zum Heiligen Geist.
Wir hatten wohl das einmalige Glück,
gleich drei Surseer alt OK-Präsidenten unter
uns zu haben. So unseren Chnebi Suter,
OK-Präsident 1964, den rüstigen 80-jährigen
alt Oberrichter Dr. Alphons Beck, OK-
Präsident 1929, und unseren 93-jährigen alt
Stadtpräsidenten Dr. Julius Beck, OK-Präsident
1912. Als ich Dr. Julius Beck fragte,
wann er OK-Präsident gewesen sei, lautete
seine Antwort: «Es war, als ich das erste Mal
verliebt gewesen bin.» Ich frug ihn, ob er
dieser ersten Liebe treu geblieben sei. Seine
Antwort: «Zum Glück nicht, ich habe mich
verbessert.»
Über die anwesenden Veteranen, die
während 50 Jahren dem Verein Treue hiel-
Als 21-Jähriger die Brandrede gehalten
Beat Hess v/o Pranger
«Dixie Pleasure Band» mit verjazzten Studentenliedern
auf. Wenn sich die Surseer
Bevölkerung in früheren Jahren auch mehr
mit den studentischen Zentralfesten identifizierte
als heute, so ist doch immer noch
zu spüren, dass sie die farbentragenden
Studenten gerne in ihrer Stadt aufnimmt.
Schon immer schwärmten unsere Gäste von
der einmaligen Kulisse der Altstadt und von
ihrem kompakten Festgelände. Der Vorteil
eines kleinen Landstädtchens ist ja, dass
es rasch ein gemein sames Festgefühl aufkommen
lässt, auch wenn dafür die Unter-
Theo Fischer
v/o Fasli, 1930,
Dr. iur., Rechtsanwalt
und Notar,
alt Nationalrat,
Mitglied der GV
Struthonia, AKV
Neu-Romania,
AKV Burgundia,
GV Surlacia
ten, wisse ich nur eines, dass sie vor 50 Jahren
nicht besser und nicht schlechter waren
als die heutigen Aktiven. Habe doch der
Chronist sogar über den unvergesslichen
Surseer Prof. Dr. Josef Beck geschrieben:
«Er war oft der Anführer jener nächtlichen
Argonautenzüge, die nicht nach dem goldenen
Vlies, sondern nach provokativen Aushängeschildern,
Gaslaternen, Portierkarren
und dergleichen anstössigen Dingen ausgingen.
Für mich als OK-Präsident war die GV
ein erfreuliches Erlebnis und dank dem Einsatz
meiner tüchtigen Subkomiteepräsidenten
war es leicht, OK-Präsident zu sein, war
es doch so: «Ihre Erfolge sind meine Erfolge,
ihre Fehler sind nicht meine Fehler.»
Auch dieses Jahr wird Sursee den
STV ern und Gästen ein Zentralfest bieten, das
sich nahtlos an seine Vorgänger anschliesst.
Beat Hess v/o
Pranger, 1943,
Dr. iur., Rechtsanwalt
und
Notar, Mitglied
der GV Angelo
Montana,
AKV Alemannia,
GV Surlacia.
Langjähriges
Vorstandsmitglied des Amtsverbandes Sursee
des Schw. St.V.
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