Das neue ultraflache MacBook Air. - beim LSO

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06.01.2013 Aufrufe

Schulblatt AG/SO | 4/2011 14 AARGAU Je früher, desto wirkungsvoller und günstiger Die Delegierten des alv haben im letzten herbst folgendes Ziel für ihre Politik festgelegt: bis in zehn Jahren soll der anteil Jugendlicher, der nach der Schule kaum lesen oder schreiben kann, von den heutigen 15 auf 10 Prozent verringert werden. Welche Massnahmen sind dafür geeignet? Kinder brauchen für ihre Entwicklung ein anregendes Umfeld, das sie mit ihrer Neugier und Ausdauer entdecken und erfahren fRÜhföRdeRUnG können. Ein intaktes familiäres Umfeld ist die wichtigste Voraussetzung für eine gesunde Entwicklung. Die Forschung belegt eindeutig, dass die ersten Lebensjahre für den späteren Schulerfolg bedeutsam sind. Was ist mit Kindern aus schwierigen sozialen oder finanziellen Verhältnissen? Defizite in der Entwicklung (zum Beispiel der Sprache) können beim Schuleintritt nur noch bedingt ausgeglichen werden, was hohe Kosten verursacht. Die Bildungsökonomie führt deutlich aus, dass es keine kostengünstigere Investition zur Verbesserung der Chancengerechtigkeit gibt als diejenige einer möglichst frühen Förderung. Diese ist aber in der Schweiz wenig verbreitet. Im internationalen Vergleich bildet unser Land gar das Schlusslicht. entwicklung im Aargau Der alv verlangt eine Rechtsgrundlage, mit der der Kanton die Möglichkeit hat, Fördermassnahmen für Kinder vor dem Kindergartenalter einzuführen. Mit der Überarbeitung des Sozialhilfe- und Präventionsgesetzes sollen Gemeinden verpflichtet werden, schrittweise bedarfsgerechte Betreuungstrukturen einzurichten, sowohl für Schul- und Kindergartenkinder als auch für kleinere. In «Stärkung der Volksschule» sind Vorstösse in die Richtung vorschulischer Förderung auszumachen. So soll der Kindergarten obligatorisch werden und neugierigen Kindern dieser Stufe das Erlernen von Rechnen und Schreiben nicht länger untersagt sein. Sprachtest vor dem Kindergarten Basel-Stadt kennt bereits eine frühkindliche Sprachförderung. Alle Kinder werden einer Abklärung unterzogen. Solche mit ungenügenden Deutschkenntnissen müs- Für manche Kinder ist der Start in den Kindergarten äusserst steil, weil sie kein Deutsch verstehen oder ihre Neugier nicht gefördert wurde. Foto: Irene Wegmann. sen eine Spielgruppe oder ein Tagesheim mit integrierter Sprachförderung besuchen. Diese Massnahme wäre auch im Aargau zu prüfen. erfolg verlangt Rahmenbedingungen Margrit Stamm, Professorin an der Universität Fribourg, nennt vier Faktoren für den Erfolg früher Förderung: Diese muss intensiv sein, vor dem vierten Lebensjahr einsetzen, über den Schuleintritt hinaus aufrecht erhalten werden und die Eltern einbeziehen. Eine Spielgruppe für zwei Wochenstunden oder ein paar Frühdeutsch-Stunden genügen nicht, um tatsächlich den Schulerfolg positiv beeinflussen zu können. Es braucht intensivere und systematischere Massnahmen über eine längere Zeit, damit Defizite möglichst optimal ausgeglichen werden können, und es braucht die Eltern als Multiplikatoren, die wissen, wie sie ihr Kind zuhause fördern und unterstützen können. Das heisst, Früh- förderung besteht auch aus Elternunterstützung. Wichtig ist auch, zu berücksichtigen, dass eine einseitige Konzentration auf die Sprachförderung problematisch ist. Physische und mentale Gesundheit, emotionale Stabilität und ein gutes Selbstwertgefühl sind ebenso zentral für den späteren Schulerfolg. Der Bedarf an frühkindlicher Förderung besteht nicht nur bei immigrierten, fremdsprachigen Familien, sondern auch bei Schweizer Kindern, die teilweise in einem wenig förderlichen Umfeld aufwachsen. Die frühkindliche Förderung ist zu Recht ein Kernbereich der Bildungsdiskussion geworden, da sie sich am Kind und seiner Familie orientiert und so möglichst optimale Startchancen für die Schullaufbahn eröffnet. Kathrin nadler, stv. Geschäftsführerin

die Rechnung geht noch nicht auf Für Kleinklassenschüler und -schülerinnen sind zweijährige attestausbildungen oft die einzige Möglichkeit, um eine lehrstelle zu finden. Das angebot hat in den letzten fünf Jahren stark zu- genommen. Jetzt fehlen nur noch entsprechende arbeitsplätze. Barbara Speck ist Inhaberin einer Confiserie in Zug, wo junge Lernende in einer zweijährigen Lehre zur Detailhandelsassis- BeRUfSWAhl tentin ausgebildet werden. Die sogenannte Attestausbildung gibt es seit 2005. Der Bund schuf diese, um die Quote der Jugendlichen ohne Berufsabschluss zu verringern. Barbara Speck ist von der Sache überzeugt. Es macht ihr Freude, junge Menschen zu unterstützen. «Die Hauptsache bei der Personaleinstellung ist für mich immer die Motivation der künftigen Mitarbeitenden.» Die sei bei der momentan Auszubildenden sehr hoch. Es müsse auch nicht immer alles über die Schulnoten gehen, meint Barbara Speck. Sicher sei die Fachkompetenz nach der Attestausbildung nicht gleich hoch wie nach der dreijährigen Lehremit Fachausweis. «Die Detailhandelsassistentin kann nicht so gut in der Organisation eingesetzt werden, aber in unserem Fall ist sie eine super Mitarbeiterin im Laden.» Bei guter Koordination sei die Zusammenarbeit eine Win-Win-Situation. Das Bundesamt für Berufsbildung und Technologie gab eine Studie heraus, die Kosten und Nutzen einer Attestausbildung AtteStAUSBIldUnG Seit 2005 sind 29 neue Berufe entstanden, die in zweijährigen Ausbildungen zum eidgenössischen Berufsattest EBA führen. Der Aargau bewegt sich bei der Einführung der Attestausbildungen im schweizerischen Mittelfeld. 2008 wurden über 55 Lehrverträge auf 100 000 Einwohner unterzeichnet. Unter den Attestlehrlingen ist der Anteil an Ausländern wesentlich höher (37,3%) als bei Lehrlingen, die das Fähigkeitszeugnis anstreben (15,8%). Trotz Einführung des Attests ist der Anteil an jungen Erwachsenen ohne postobligatorische Ausbildung bei 10% stehen geblieben. Dieberufsbildnerin barbaraSpeck (r.) mit der lehrtochter. Foto: zVg. errechnet hat. Dazu wurden 409 Schweizer Betriebe aus dem Gastgewerbe, der Automobilbranche, dem Detailhandel oder der Hauswirtschaft befragt. Die Resultate zeigen, dass der produktive Nutzen der Lernenden im Schnitt die Ausbildungskosten knapp übersteigt. Am besten schneiden die Berufe Reifenpraktiker/in, Logistiker/in und Detailhandelsassistent/in ab. Der Nutzen ist bei Ausbildungen zum eidgenössischen Fachausweis etwas höher. netzwerk Die zweijährige Grundausbildung ist für Schülerinnen und Schüler mit schlechtem Schulabschluss und praktischer Begabung gedacht. Zwar sind in den letzten Jahren immer mehr solcher Lehrstellen im Angebot, aber der Übergang ins Arbeitsleben gestaltet sich für die Ausgebildeten schwierig, da die Betriebe sich scheuen, junge Menschen mit Attestausbildung einzustellen. Fünf Lehrbetriebsverbünde aus den Kantonen Aargau, Basel-Stadt, Fribourg, Zürich und Zug haben sich darum in einem Netzwerk zusammengeschlossen, um weitere Attestlehrstellen zu schaffen und um Unternehmen dazu zu bringen, entsprechende Arbeitsstellen anzubieten. Irene Wegmann Auf www.ag.ch/lena/ sind Attestausbildungen mit dem Kürzel EBA gekennzeichnet. Lehrbetriebsverbund im Aargau: Verein Lernwerk Turgi AG, r.jordi@lernwerk.ch, Tel. 056 201 77 40. KOmmentAR BKS AARGAU Wirtschaft muss Verantwortung wahrnehmen Vor wenigen Jahren wurde aus dem Beruf des Automechanikers, der in den Neunzigerjahren auch guten Realschülern offenstand, der Beruf des Automechatronikers, eine anspruchsvolle Kombination aus Mechaniker und Elektroniker, für den meistens ein Bezirksschulabschluss vorausgesetzt wird. Dies ist nur ein Beispiel dafür, wie die schulischen Anforderungen an die Lehrlinge in den letzten Jahren höher geschraubt wurden. Die schwächeren Schüler und Schülerinnen der Oberstufe können in diesen anspruchsvollen Berufsausbildungen nicht mehr mithalten. Sie sind auf Alternativen angewiesen. Viele nutzen zuerst Brückenangebote, einige treten direkt eine Ausbildung mit Berufsattest an. Für die Rekrutierung dieser Lehrlinge zählt nach der Befragung in erster Linie der Verlauf der Schnupperlehre und nicht das Schulzeugnis. Die vorliegende Studie zeigt, dass es sich für die Betriebe lohnt, auch finanziell, wenn sie schwächere Schülerinnen und Schüler in eine Ausbildung mit Berufsattest aufnehmen. Weit grösser allerdings ist der gesellschaftliche Nutzen dieser Attestausbildungen. Eine andere, kürzlich veröffentlichte Studie der Fachhochschule Bern zeigt, dass 44% der Sozialhilfebezüger unter 25 Jahren sind und mehr als die Hälfte davon ohne abgeschlossene Berufslehre. Eine fehlende Berufsausbildung stellt also ein grosses Armutsrisiko dar. Über die Attestausbildung können Jugendliche dank der Durchlässigkeit nicht selten auch noch eine verkürzte Ausbildung mit eidgenössischem Fähigkeitszeugnis absolvieren. Die Ausbildungsmöglichkeiten werden zwar geschaffen, doch die Wirtschaft muss noch deutlich mehr Verantwortung übernehmen: Sie soll für die EBA-Absolventen auch die nötigen Arbeitsstellen schaffen, da gibt es noch zu tun. Das Abschieben der einfachen Arbeiten in Billiglohnländer bringt hier keine Lösung. elisabeth Abbassi, mitglied der Geschäftsleitung alv Schulblatt AG/SO | 4/2011 15

Schulblatt AG/SO | 4/2011<br />

14<br />

AARGAU<br />

Je früher, desto wirkungsvoller und günstiger<br />

Die Delegierten des alv haben im letzten herbst folgendes Ziel für ihre Politik<br />

festgelegt: bis in zehn Jahren soll der anteil Jugendlicher, der nach der Schule kaum<br />

lesen oder schreiben kann, von den heutigen 15 auf 10 Prozent verringert werden.<br />

Welche Massnahmen sind dafür geeignet?<br />

Kinder brauchen für ihre Entwicklung ein<br />

anregendes Umfeld, das sie mit ihrer Neugier<br />

und Ausdauer entdecken und erfahren<br />

fRÜhföRdeRUnG<br />

können. Ein intaktes familiäres Umfeld ist<br />

die wichtigste Voraussetzung für eine gesunde<br />

Entwicklung. Die Forschung belegt<br />

eindeutig, dass die ersten Lebensjahre für<br />

den späteren Schulerfolg bedeutsam sind.<br />

Was ist mit Kindern aus schwierigen sozialen<br />

oder finanziellen Verhältnissen?<br />

Defizite in der Entwicklung (zum Beispiel<br />

der Sprache) können <strong>beim</strong> Schuleintritt<br />

nur noch bedingt ausgeglichen werden,<br />

was hohe Kosten verursacht. Die Bildungsökonomie<br />

führt deutlich aus, dass es keine<br />

kostengünstigere Investition zur Verbesserung<br />

der Chancengerechtigkeit gibt als<br />

diejenige einer möglichst frühen Förderung.<br />

Diese ist aber in der Schweiz wenig<br />

verbreitet. Im internationalen Vergleich<br />

bildet unser Land gar das Schlusslicht.<br />

entwicklung im Aargau<br />

Der alv verlangt eine Rechtsgrundlage,<br />

mit der der Kanton die Möglichkeit hat,<br />

Fördermassnahmen für Kinder vor dem<br />

Kindergartenalter einzuführen. Mit der<br />

Überarbeitung des Sozialhilfe- und Präventionsgesetzes<br />

sollen Gemeinden verpflichtet<br />

werden, schrittweise bedarfsgerechte<br />

Betreuungstrukturen einzurichten,<br />

sowohl für Schul- und Kindergartenkinder<br />

als auch für kleinere.<br />

In «Stärkung der Volksschule» sind Vorstösse<br />

in die Richtung vorschulischer Förderung<br />

auszumachen. So soll der Kindergarten<br />

obligatorisch werden und neugierigen Kindern<br />

dieser Stufe das Erlernen von Rechnen<br />

und Schreiben nicht länger untersagt sein.<br />

Sprachtest vor dem Kindergarten<br />

Basel-Stadt kennt bereits eine frühkindliche<br />

Sprachförderung. Alle Kinder werden<br />

einer Abklärung unterzogen. Solche mit<br />

ungenügenden Deutschkenntnissen müs-<br />

Für manche Kinder ist der Start in den Kindergarten äusserst steil, weil sie kein<br />

Deutsch verstehen oder ihre Neugier nicht gefördert wurde. Foto: Irene Wegmann.<br />

sen eine Spielgruppe oder ein Tagesheim<br />

mit integrierter Sprachförderung besuchen.<br />

Diese Massnahme wäre auch im Aargau<br />

zu prüfen.<br />

erfolg verlangt Rahmenbedingungen<br />

Margrit Stamm, Professorin an der Universität<br />

Fribourg, nennt vier Faktoren für<br />

den Erfolg früher Förderung: Diese muss<br />

intensiv sein, vor dem vierten Lebensjahr<br />

einsetzen, über den Schuleintritt hinaus<br />

aufrecht erhalten werden und die Eltern<br />

einbeziehen. Eine Spielgruppe für zwei<br />

Wochenstunden oder ein paar Frühdeutsch-Stunden<br />

genügen nicht, um tatsächlich<br />

den Schulerfolg positiv beeinflussen<br />

zu können. Es braucht intensivere und<br />

systematischere Massnahmen über eine<br />

längere Zeit, damit Defizite möglichst optimal<br />

ausgeglichen werden können, und es<br />

braucht die Eltern als Multiplikatoren, die<br />

wissen, wie sie ihr Kind zuhause fördern<br />

und unterstützen können. <strong>Das</strong> heisst, Früh-<br />

förderung besteht auch aus Elternunterstützung.<br />

Wichtig ist auch, zu berücksichtigen, dass<br />

eine einseitige Konzentration auf die<br />

Sprachförderung problematisch ist. Physische<br />

und mentale Gesundheit, emotionale<br />

Stabilität und ein gutes Selbstwertgefühl<br />

sind ebenso zentral für den späteren Schulerfolg.<br />

Der Bedarf an frühkindlicher Förderung<br />

besteht nicht nur bei immigrierten,<br />

fremdsprachigen Familien, sondern auch<br />

bei Schweizer Kindern, die teilweise in<br />

einem wenig förderlichen Umfeld aufwachsen.<br />

Die frühkindliche Förderung ist zu Recht<br />

ein Kernbereich der Bildungsdiskussion<br />

geworden, da sie sich am Kind und seiner<br />

Familie orientiert und so möglichst optimale<br />

Startchancen für die Schullaufbahn<br />

eröffnet.<br />

Kathrin nadler, stv. Geschäftsführerin

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