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Dass Schrift eine besondere Rolle für Ed Ruscha spielt, lässt<br />

sich allein schon an seinen bekannten Leinwandbildern ablesen,<br />

bei denen er einzelne Wörter oder Sätze so auf monochrome<br />

bezie hungs weise mit Farbverläufen versehene Bildflächen gesetzt<br />

hat, dass sie wie magisch vor diesen zu schweben scheinen. Nicht<br />

weni ger erwähnenswert sind in diesem Zusammenhang sein Schrift -<br />

zug aus Ameisen, 1972 entwickelt für die von Harald Szeemann<br />

kura tierte documenta 5, oder die Tatsache, dass er in den 1980er<br />

Jahren eine eigene Schrifttype entwarf, die er »Boy Scout Utility<br />

Modern« nannte und als einen »Buchstabenstil ohne Stil«<br />

bezeichnete.<br />

Wie produktiv sich Ed Ruscha mit dem geschriebenen Wort<br />

aus einandersetzt, ist sowohl in seinen Künstlerbüchern nachvoll -<br />

zieh bar, von denen in <strong>Bregenz</strong> alle zu sehen sind, als auch bei -<br />

spielsweise in den abstrakten Öl- und Acrylbildern der Serie City -<br />

scapes. Bei diesen platziert er rechteckige Formationen in der Weise<br />

auf einen in der Regel monochromen Grund, dass sie bei genauerem<br />

Betrachten die einzelnen Worte des jeweiligen Bildtitels in Länge<br />

und Abstand wiedergeben. Über ein Dutzend dieser Werke in der<br />

Ausstellung belegen nicht nur die atmosphärische Dichte, die in der<br />

Kombination von visueller Abstraktion mit den gedanklich zu<br />

übertragenden Worten entsteht, sondern auch eine merk würdige<br />

Direktheit, die zwischen Verzweiflung, Aggression und Humor<br />

changiert. Es ist bezeichnend, dass Ruscha in dieser Serie, die er<br />

einmal als »visuellen Lärm« bezeichnete, wie auch bei anderen<br />

Werkreihen von ihm selbst festgesetzte Regeln mitunter<br />

in der Folge lustvoll bricht.<br />

Bei einer späteren, vergleichbaren Serie von Vierfarbfoto-<br />

gravuren verwendet Ed Ruscha anstatt eines monochromen Hinter -<br />

grunds typische amerikanische Landschaftsfotos, die mit Titeln<br />

wie Your A Dead Man Assoziationen an Western auslösen.<br />

Zu den anderen ansonsten selten ausgestellten Arbeiten<br />

in der Ausstellung zählen seine Buchobjekte, auf deren Cover<br />

er beispiels weise mit Ölfarbe »The End« schreibt oder in deren<br />

Leinen umschläge er Wörter beziehungsweise einzelne Buchstaben<br />

bleicht, wie bei seinen O-Books. Diese werden so zu Bildträgern<br />

und behalten trotzdem ihren Objektstatus, bei dem der Buchinhalt<br />

und das (neue) Cover spannungsvoll in Beziehung treten. Ähnlich<br />

verhält es sich mit Oh No und Pep, beides im letzten Jahr speziell<br />

für die <strong>Bregenz</strong>er Ausstellung bearbeitete Lederfolianten.<br />

Darüber hinaus lassen sich hier auch bisher selten ausgestellte<br />

Fotografien des Künstlers entdecken, die auf den ersten<br />

Blick genau das wiedergeben, was im Titel zu lesen ist (zum Beispiel<br />

Single Book Flat), aber bei genauerer Betrachtung eben auch das<br />

Verhält nis von Text und Bild, von Zeichen und Bezeichnetem<br />

poetisch in Szene setzen.

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