1 - ArcH - Artland Resource Collection for History

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FAVO Bronbewerking Collectie Pohlsander Schulte zu Rüssel. Der Schultenhof zu Rüssel, welcher der berühmsteste des Osnabrücker Nordlandes ist, liegt an der Strasse Rheine-Merzen-Gehrde und ist 40 Malter 1 Scheffel gross, so hiess es früher. Doch der prächtige Bauernhof von ausgeprägter Sonderart ist nicht mehr, an seiner Stelle zeigt sich heute das Hotel-Restaurant “Zum Lordsee”. Über den Hof ist schon vor der Jahrhundertwende viel geredet und geschrieben worden. Einige Nachrichten über den Hof sollen hier wiedergegeben werden, damit die Erinnerung an ihn lebendig bleibt. Őstlich von dem Kirchdorf Ankum, etwa 5 Minuten entfernt, liegt links von der Landstrasse Ankum-Bersenbrück der sogenannte Kattenberg. Dieser ist ein natürlicher Hügel, welcher aber durch Menschenhand um 2-3 Meter erhöht worden ist, wie die Nachgrabungen ergeben haben. In den Jahren 1885-1886 und schon früher wurden beim Kiesgraben an der östlichen Seite des Hügels 17 menschliche Skelette gefunden und an der südwestlichen Seite eine grosse Urne mit einem Beigefass, sowie Urnenscherben und Holzkohlen. Sämtliche Skelette wurden nicht liegend, sondern in hockender Lage vorgefunden. Diese Begräbnisstätte scheint zu verschiedenen Zeiten benutzt worden zu sein, die Beisetzungen der erwähnten Toten in hockender Lage werden in der Übergangszeit vom Heidentum zum Christentum stattgefunden haben. Bei einem Skelette lag ein eiserner Ring, nach der grosse desselben zu urteilen, wahrscheinlich ein Gürtelring. Etwas weiter östlich auf dem Grundstücke des Colons Geers wurden viele zerbrochene Urnen und Urnenscherben gefunden. Ist “Katte” identisch mit dem althochdeutschen “Ketti”, das nach J.G. Graff, Althochdeutscher Sprachschatz, Grube, Grab, Behältnis bedeutet, dann würde nach der Annahme des Dr. H. Hartmann “Kattenberg” in Gräberberg zu übersetzen sein. Das Alter dieser Begräbnisstätte kann mit Sicherheit nicht bestimmt werden, alles kann nur vermutet werden. Dasselbe gilt von dem Schultenhof, der auch hin und wieder der fränkische Königshof genannt wird und sogar eine römische Burganlage sein soll. Er kann aber auch ebenso gut eine alte germanische Anlage sein, die hernach von den Römern weiter ausgebaut wurde. Der Schultenhof, zu Rüssel, liegt etwa 2 Kilometer von Ankum entfernt in einer Niederung, die von einem Bache durchlossen wird, und ist mit einer Mühle ausgerüstet (1902). An der nordwestlichen Seite der Schulte’schen Hofesgebäude befinden sich Wallanlagen, die bei der Bevölkerung Wittekindsburg genannt werden. Die Verschanzungen bestehen aus vier verschiedenen Abteilungen; 1) der Viereckigen Mittelverschanzung, 2) den nordwestlich gelegen Vorwallen, im Volksmunde “Bauerwall” genannt, 3) aus einem 160 Meter südlich gelegenen Vorwalle, in fast halbmondförmigen Bogen, 4) von 3 nördlich gelegen, einen zweiten Vorwall. (siehe Bild I) Unter den Forschern haben über die Schanzanlagen die verschiedensten Meinungen geherrscht. Die Sage macht die Anlage zu einer Hof- oder Stammburg des Sachsenherzogs Wittekind. Das rührt wohl daher, dass der Schultenhof zu den Wittekindschen Familiengütern gehört hat. Dr. Hartmann bezeichnet die Verschanzungen als eine mittelälterliche Burganlage, bestehend aus einem Bergfried und drei nach Norden und Westen denselben concentrisch umgebenden Wällen, während nach Süden und Osten die durch Bachstauung unter Wasser gesetzte Niederung einen natürlichen Schutz bot. Dieser 1. 0 ARCH 22-9-2011 96 / 201

FAVO Bronbewerking Collectie Pohlsander Annahme wurde vielseitig widersprochen, besonders von Generalmajor von Oppermann, welcher die Verschanzungen im Jahre 1885 hat sorgfältig ausmessen und kartieren lassen. Nach von Oppermann liegt die Rüsseler Burg auf einer schmalen Zunge trockenen Landes, auf 3 Seiten von moorastigen Wiesen umgeben und ist nur von dem südwestlich höheren Ackerlande zugänglich. Sie besteht aus einer unregelmässigen fünfseitigen, von einem Wall umschlossenen Hauptburg mit etwa 7600 Quadratmeter nutzbaren Lagerraum und einer auf der Südseite anhängenden Vorburg von 15000 Quadratmeter Innenraum. Die Front ist dem sanft aufsteigenden Gelände gegenüber durch einen hohen Wall mit Aussengräben geschützt. Im Jahre 1887 sind die Verschanzungen von dem Rittergutsbesitzer von Stoltzenberg-Lutmersen untersucht. Bei diesen Untersuchungen wurden an dem Westwalle, an der Innenseite des Vierecks (der Hauptburg) Steinpflasterungen entdeckt, die auf blockhausartige Wohnstätten oder Wachtlokale schliessen liessen. Von Stoltzenberg- Lutmersen bezeichnet die Verschanzungen als eine römische Anlage. Auch diese Annahme hat starken Widerspruchen hervorgerufen. Im Jahre 1890 hat Director Schuchardt aus Hannover die Wallanlagen untersucht. Er fand an dem Nord- und dem Südwalle der Innenseite der Hauptburg Pflasterungen, sowie Topfscherben mit einem rottonigen Überzuge. Schuchardt schloss sich von Stoltzenberg an und hält die Pflasterungen für Fussböden kleinerer Häuser. Auch hält er die Anlage für eine römische und führt dafür folgende Gründe an; 1) wegen der Gleichartigkeit der ganzen Anlage mit der Wekenborg und der Aseburg, die er bestimmt als römische Befestigungen bezeichnet. Beide Burgen haben auf 3 Seiten wasser. 2) wegen der Übereinstimmung des Wall- und Graben-Profils und seiner Masse mit dem von der Aseburg. 3) wegen gleichartiger Hausfundamentierung und der gleichen Topfware. 4) weil der Platz für die von der Ems kommenden Strasse sehr wichtig ist. Nach Schneider führte an der Rüsseler Burg ein alter Handels- oder Heerweg vorüber, der vom Rhein bei Xanten über Bocholt und Ahus nach Rheine geht. Hier überschreitet der Weg die Ems, geht bald als alter Weg, bald mit der Chaussee über Hopsten nach Bersenbrück und Lohne, dann über Barnstorf, Twistringen nach Bassum und überschreitet bei Bremen die Weser, zuletzt läuft er über Bremervörde nach Stade bis an die Elbe. Eine andere römische Heerstrasse ging von Lathen über die Bohlwege der Tinner Dose auf Sprakel, von da über den Hümmling, über Hüven, Holte an der Nordseite des Hahnen-Moores. Hier überschritt er das Hahnen-Moor, wo man viele Pfeile aus der Zeit um 58 c. Christus, als die Chauken die Amsivarier bekriegten oder vertrieben, und einen Bohlenweg gefunden hat, lief über das hügelige Terrain von Ankum und Alfhausen nach Malgarten, von wo aus er an der Südseite des grossen Moores über Hunteburg-Lemförde links liegen lassend, links an dem Höhenzuge der Stemmer Berge nach Minden ging. Diese Strasse berührte die Burg zu Rüssel in gerader Linie. Mit Sicherheit sieht Schchardt in der Rüsseler Burg eine römische Anlage, die 720 Mann aufnehmen konnte. Auf der Hollenberg, östlich der Rüsseler Burg, der auch zum Schultenhofe gehört, wurde 1808 ein Steinbeil gefunden, das von Steinen umlegt war. Diese aus Feuerstein gefertigte 1. 0 ARCH 22-9-2011 97 / 201

FAVO Bronbewerking Collectie Pohlsander<br />

Schulte zu Rüssel.<br />

Der Schultenhof zu Rüssel, welcher der berühmsteste des Osnabrücker Nordlandes ist, liegt<br />

an der Strasse Rheine-Merzen-Gehrde und ist 40 Malter 1 Scheffel gross, so hiess es früher.<br />

Doch der prächtige Bauernhof von ausgeprägter Sonderart ist nicht mehr, an seiner Stelle<br />

zeigt sich heute das Hotel-Restaurant “Zum Lordsee”. Über den Hof ist schon vor der<br />

Jahrhundertwende viel geredet und geschrieben worden. Einige Nachrichten über den Hof<br />

sollen hier wiedergegeben werden, damit die Erinnerung an ihn lebendig bleibt.<br />

Őstlich von dem Kirchdorf Ankum, etwa 5 Minuten entfernt, liegt links von der Landstrasse<br />

Ankum-Bersenbrück der sogenannte Kattenberg. Dieser ist ein natürlicher Hügel, welcher<br />

aber durch Menschenhand um 2-3 Meter erhöht worden ist, wie die Nachgrabungen<br />

ergeben haben. In den Jahren 1885-1886 und schon früher wurden beim Kiesgraben an der<br />

östlichen Seite des Hügels 17 menschliche Skelette gefunden und an der südwestlichen Seite<br />

eine grosse Urne mit einem Beigefass, sowie Urnenscherben und Holzkohlen. Sämtliche<br />

Skelette wurden nicht liegend, sondern in hockender Lage vorgefunden. Diese<br />

Begräbnisstätte scheint zu verschiedenen Zeiten benutzt worden zu sein, die Beisetzungen<br />

der erwähnten Toten in hockender Lage werden in der Übergangszeit vom Heidentum zum<br />

Christentum stattgefunden haben. Bei einem Skelette lag ein eiserner Ring, nach der grosse<br />

desselben zu urteilen, wahrscheinlich ein Gürtelring. Etwas weiter östlich auf dem<br />

Grundstücke des Colons Geers wurden viele zerbrochene Urnen und Urnenscherben<br />

gefunden. Ist “Katte” identisch mit dem althochdeutschen “Ketti”, das nach J.G. Graff,<br />

Althochdeutscher Sprachschatz, Grube, Grab, Behältnis bedeutet, dann würde nach der<br />

Annahme des Dr. H. Hartmann “Kattenberg” in Gräberberg zu übersetzen sein. Das Alter<br />

dieser Begräbnisstätte kann mit Sicherheit nicht bestimmt werden, alles kann nur vermutet<br />

werden. Dasselbe gilt von dem Schultenhof, der auch hin und wieder der fränkische<br />

Königshof genannt wird und sogar eine römische Burganlage sein soll. Er kann aber auch<br />

ebenso gut eine alte germanische Anlage sein, die hernach von den Römern weiter<br />

ausgebaut wurde. Der Schultenhof, zu Rüssel, liegt etwa 2 Kilometer von Ankum entfernt in<br />

einer Niederung, die von einem Bache durchlossen wird, und ist mit einer Mühle<br />

ausgerüstet (1902). An der nordwestlichen Seite der Schulte’schen Hofesgebäude befinden<br />

sich Wallanlagen, die bei der Bevölkerung Wittekindsburg genannt werden. Die<br />

Verschanzungen bestehen aus vier verschiedenen Abteilungen;<br />

1) der Viereckigen Mittelverschanzung,<br />

2) den nordwestlich gelegen Vorwallen, im Volksmunde “Bauerwall” genannt,<br />

3) aus einem 160 Meter südlich gelegenen Vorwalle, in fast halbmondförmigen Bogen,<br />

4) von 3 nördlich gelegen, einen zweiten Vorwall. (siehe Bild I)<br />

Unter den Forschern haben über die Schanzanlagen die verschiedensten Meinungen<br />

geherrscht. Die Sage macht die Anlage zu einer Hof- oder Stammburg des Sachsenherzogs<br />

Wittekind. Das rührt wohl daher, dass der Schultenhof zu den Wittekindschen<br />

Familiengütern gehört hat. Dr. Hartmann bezeichnet die Verschanzungen als eine<br />

mittelälterliche Burganlage, bestehend aus einem Bergfried und drei nach Norden und<br />

Westen denselben concentrisch umgebenden Wällen, während nach Süden und Osten die<br />

durch Bachstauung unter Wasser gesetzte Niederung einen natürlichen Schutz bot. Dieser<br />

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