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SBB - Sächsischer Bergsteigerbund

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Grenzerfahrungen<br />

in der Todeszone<br />

Offensichtlich<br />

müssen Buchtitel,<br />

damit sie<br />

vom Leser im<br />

Dschungel der<br />

Überproduktion<br />

zur Kenntnis genommen<br />

werden,<br />

besonders spektakulär<br />

klingen.<br />

Der Superlativ<br />

übertrifft den Superlativ!<br />

Skepsis<br />

macht sich breit<br />

und die Frage:<br />

Wie werden uns<br />

Bücher in einem Jahrzehnt werbeseitig offeriert?<br />

Damit ich nicht falsch verstanden werde:<br />

Die körperlichen und moralischen Leistungen<br />

der Steck, Mees, Habeler, Koshelenko,<br />

Kaltenbrunner, Stangl, Huber usw.,<br />

die in dieser Anthologie von ihren Besteigungen<br />

selbst berichten, bewegen sich durchweg<br />

in menschlichen Grenzbereichen und<br />

sind über jeden Zweifel erhaben.<br />

Der Wandel des Höhenbergsteigens zum<br />

Hochleistungssport wird in diesem Buch prononciert<br />

sichtbar. Immer neue Geschwindigkeitsrekorde<br />

beim Auf- und Abstieg werden<br />

erbracht. Die Art und Weise des Gipfelsieges<br />

(ob im Expeditions- oder Alpinstil, bei<br />

Solo- oder Speedbesteigungen und Skiabfahrten)<br />

zeugt von menschlicher Phantasie<br />

und dem Ausloten und Überschreiten der<br />

Grenzen menschlicher Leistungsfähigkeit.<br />

Die dabei gemachten Erfahrungen werden<br />

von den Bergsteigern logischerweise in unterschiedlicher<br />

Weise empfunden und vermittelt<br />

– atemberaubend ist es immer. Literarischen<br />

Feinschliff zu erwarten, ist natürlich<br />

unangebracht, denn nicht jeder Bergsteiger<br />

kann diesbezüglich formulieren.<br />

Dennoch sind die Beiträge von Ueli Steck<br />

(der seinen Sologang und Absturz an der Annapurna-Südwand<br />

geschickt schildert), von<br />

52<br />

Bücher – Bücher – Bücher – Bücher – Bücher – Bücher<br />

Katia Lafaille (die ihren am Manaslu verschollenen<br />

Mann Jean-Christophe noch ständig<br />

im Gedächtnis hat), von Michael Wärthl (der<br />

1994 mit 24 Jahren den K 2 als jüngster Bergsteiger<br />

ohne Sauerstoff erreichte) und von<br />

Christian Stangl (einem Protagonisten des<br />

Skyrunning) auch stilistisch sehr lesenswert.<br />

Der Beitrag „Bergsteigen aus Not – ein Balti-<br />

Hochträger erinnert sich“ hinterlässt Wahrheiten<br />

über das Innenleben von Sherpas,<br />

die gern verschwiegen werden. Hochträger<br />

und deren Leistungen werden von der<br />

Öffentlichkeit immer noch nicht gebührend<br />

zur Kenntnis genommen. Ausrüstung und<br />

Entlohnung sind schlecht; aufrichtiger Dank<br />

ist ihnen selten gewiss. Sie arbeiten oft für<br />

den Ruhm von Anderen. „Als Hochträger<br />

hatte ich nie das Gefühl, von den Bergsteigern<br />

als gleichwertiger Partner anerkannt zu<br />

werden“ (Ghulam Rasool). Die Anthologie<br />

schließt mit einem Beitrag von Elisabeth<br />

Hawley, der legendären „alten Dame“ und<br />

Chronistin des Himalaya-Bergsteigens.<br />

Klaus Mees, der selbst Höhenbergsteiger ist,<br />

hat als Expeditionsarzt viele Expeditionen begleitet,<br />

wertvolle wissenschaftliche Erkenntnisse<br />

(u. a. zur Früherkennung des Hirnödems<br />

in extremen Höhen) gesammelt und<br />

das Buch mit Sorgfalt herausgegeben.<br />

Um nun zum Ausgangspunkt, der spektakulären<br />

Titelwahl zurückzukommen: Kürzlich<br />

war von einem Sammelband, der die gefährlichsten„feuerspeienden<br />

Berge“, versehen<br />

mit hervorragendenAufnahmen,<br />

vorstellt, zu<br />

lesen. Der Titel lautete<br />

schlicht und<br />

einfach: „Vulkane“.<br />

So geht es also<br />

auch noch – und<br />

ich war erleichtert!<br />

Klaus Mees (Hrsg.): Grenzerfahrungen in<br />

der Todeszone – Höhenbergsteigen hautnah<br />

erzählt<br />

Bruckmann Verlag München 2009; 168 Seiten,<br />

29,95 Euro; ISBN 978-3-7654-5023-5

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