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SBB - Sächsischer Bergsteigerbund

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schlechte Wetter ist inzwischen bedrohlich<br />

nah – nun nix wie weg hier! Der Abstieg über<br />

die Ostseite (Ferrariroute) erschien uns<br />

schon während des Aufstieges am logischsten<br />

und am schnellsten. Pauls Spuren durch<br />

die Eishänge und mehrmaliges Abseilen an<br />

Abalakovs und Felsschlingen bringen uns<br />

schließlich hinab auf den Gletscher. Instinktiv<br />

finden wir einen fast optimalen Weg durch<br />

das Spaltenlabyrinth und völlig erschöpft taumeln<br />

wir durch die Dunkelheit gen Rio Norte.<br />

Es regnet schon seit einiger Zeit. Wir erreichen<br />

endlich die Vegetationszone und<br />

schlagen uns durch das Dickicht aus mannshohen<br />

Südbuchen. Weit nach Mitternacht<br />

stehen wir am Fluss, der uns den Rückweg<br />

zum Lager versperrt. Ein Versuch, ihn in der<br />

Dunkelheit zu queren scheitert kläglich, sodass<br />

wir bis Tagesanbruch zitternd im Regen<br />

warten. So wie in dieser Nacht habe ich<br />

noch nie gefroren! Mit dem ersten Licht geht’s<br />

weiter, nur um festzustellen, dass der Rio<br />

Norte auch tagsüber nicht trockenen Fußes<br />

zu queren ist. Ein langer Marsch bringt uns<br />

am frühen Nachmittag zum unteren Lager an<br />

der Lagune. Mangels Kocher verschlingen<br />

wir eine dort stationierte Notpackung Spaghetti<br />

roh. Nun also noch hoch zu den Zelten!<br />

Nach knapp 40 Stunden erreichen wir<br />

sie endlich und können uns über ein warmes<br />

Nudelgericht und eine ausgiebige Mütze<br />

Schlaf freuen.<br />

Beim Abstieg erwartet uns dann noch eine<br />

Überraschung. Das Depot im unteren Lager<br />

finden wir völlig überflutet vor. Sämtliche dort<br />

gelagerte Ausrüstung wie Klamotten, Kameras,<br />

Tagebücher, Ausweise triefen vor Nässe<br />

– wohl ein letzter verzweifelter Versuch des<br />

Cerro Norte, uns die Zähne zu zeigen!<br />

Nach erfolgreicher Expedition im Cordón<br />

Moyano trennen wir uns planmäßig für die<br />

letzten vier Wochen unserer Reise. Paul und<br />

Benno verschlägt es erneut nach El Chaltén,<br />

wo sie an der etwa 500 m hohen Westwand<br />

einer bislang unbestiegenen Spitze<br />

zwischen Cerro Polone und Cerro Pier Giorgio<br />

eine Erstbegehung versuchen. Innerhalb<br />

von drei Wochen schaffen sie aufgrund<br />

Bergsteigen in Patagonien<br />

Teilnehmer:<br />

Markus Kautz, Robert Koschitzki,<br />

Paul Saß, Benno Wagner,<br />

Tourendaten:<br />

Aguja Poincenot 3002 m<br />

04.02.09 Besteigung über Ruta Cochrane-<br />

Whillans TD, UIAA 5/60°<br />

Cerro Moyano 2720 m (2640 m)<br />

20.02.09 Erstbegehung über NW D+, WI 5-<br />

Cerro Norte 2950 m (2719 m)<br />

26.02.09 Erstbegehung über O/NO TD, M<br />

5/WI 4+<br />

Unbestiegener Gipfel zwischen Cerro Polone<br />

und Cerro Pier Giorgio<br />

06.-27.03.09 Versuch an der Westwand<br />

M5/WI5, UIAA 9-, A3<br />

Cerro San Lorenzo 3706 m<br />

11.03.09 Besteigung über Ruta de Agostini<br />

(Normalweg) AD<br />

Cerro Tronador Principal 3491 m<br />

21.03.09 Besteigung über Ruta Claussen<br />

(Normalweg) D-<br />

Info<br />

miserablen Wetters immerhin die halbe Wand<br />

zu durchsteigen. Gemeinsam mit Markus<br />

orientiere ich mich weiter in den wärmeren<br />

Norden, wo wir den zweithöchsten Berg Patagoniens<br />

(Cerro San Lorenzo) besteigen. Anschließend<br />

gelingt uns die Ruta Claussen auf<br />

den in den letzten Jahren ebenfalls selten<br />

bestiegenen Cerro Tronador Principal.<br />

Abschließend bleibt mir nur zu sagen, dass<br />

es eine Patagonienreise war, wie wir sie uns<br />

gewünscht und erträumt hatten – mit großen<br />

Erfolgen, einigen Niederlagen, mit entspannten,<br />

aber auch sehr anstrengenden Tagen.<br />

Wahrscheinlich sind es die Rückschläge im<br />

Sturm und die am nächsten Tag wieder greifbar<br />

nah erscheinenden Gipfel, die dem Klettern<br />

in Patagonien eine so faszinierende Anziehungskraft<br />

geben.<br />

In diesem Sinne möchten wir dem Deutschen<br />

Alpenverein, insbesondere der Abteilung<br />

Spitzenbergsport, unseren besonderen Dank<br />

für die hilfreiche Unterstützung aussprechen.<br />

Robert Koschitzki<br />

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